"Briefband" / Tape Letter / Message Sonore BASF
#1
Hallo,

habe heute ein kleines Geschenk bekommen: oben genanntes Briefband mit unglaublicher 7,5minütiger Spielzeit bei 9,5cm/s. Das ganze ist inkl. Schachtel zum Versenden und mit Zettelchen mit Postkartenaufdruck und einer Verschlussklammer.

Sowas hab ich noch nie gesehen, recht skurile Sache meiner Meinung nach, und ich hätte nie daran gedachtm dass man voicemessages schon früher verschickt hat. An sich eine interessante Idee.

Weiß jemand mehr über das Tape?



Grüße,

Andreas


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Festina lente!

Motto der SN-Sammler: Irgendwann haben wir sie alle...
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#2
Hallo Andreas!

Es ist nicht verwunderlich, daß Du als "Spätgeborener" sog. Brief-Tonbänder als skurril ansiehst.
Wie kannst Du auch wissen, daß diese Form der Kommunikation unter Blinden sehr verbreitet war.
Auch sonst war zwischen ca. 1960 bis ca. 1975 der "Brief-Tonband-Wechsel" verbreitet.

Das von Dir gezeigte Brief-Tonband ist die kleinste Konfektionsgröße und seltener. Am häufigsten
wurde die 8cm-Spulengröße verkauft. 9cm- und 10cm-Spulengröße gab es auch von BASF. Die
Firma AGFA hatte m. E. nur 8cm- und 10cm-Spulengröße im Lieferprogramm.

Die abgebildete elfenbeifarbene 6cm-Bandspule wurde auch auf Messen (z. B. Industriemesse Hannover
1964) gern mit etwas Bandmatierial am Messestand als Werbegeschenk abgegeben. Der Clou war, daß
man es vorher besprechen konnte. Das "Gestammel" durfte man dann stolz nach Hause tragen...

AGFA dagegen verschenkte ohne Bramborium darum herum, einfach die 8cm-Bänder mit entsprechendem
Aufdruck auf der Umverpackung.

Hier einige Beispiele von Brief-Tonbändern:

   

   

   

   

   

   

   

Gruß
Wolfgang

PS.: "Dein" Brief-Tonband habe ich von einem Freund bekommen. Da ist eine Grußbotschaft an seine damalige Flamme drauf...
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#3
Hallo,

solche Briefbänder habe ich Ende der 1950er, Anfang der 1960er Jahre laufend (in Englisch) mit meinem erst pen-girlfriend, dann tape-girlfriend in Belgien ausgetauscht. Das war eine nette Korrespondenz. (Ich stehe heute noch, seit sie E-Mail hat wieder öfter, in Kontakt mit ihr; persönlich getroffen haben wir uns nie.) Eine schöne Erinnerung; danke für den Anstoß und die Fotos.

Gruß, Anselm
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#4
Diese Art Spule kam sonst eigentlich nur zum Einsatz, wenn man Normal 8 Filme von der Entwicklung wiederbekam. Ist überhaupt interessant, dass man eine bereits existente Spulenart, die im Amateurfilmbereich zum Einsatz kam, der Tonbandtechnik erschloss.
Ich hätte noch bei der Gelegenheit eine, vielleicht dumme, Frage.
Es gab ja im Studiobereich auch bis zu 2 Zoll breite Bänder. Waren die Spulen und Bänder mit den vergleichbaren Videobändern aus dem Profibereich identisch?
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#5
RF-Musiker,'index.php?page=Thread&postID=165292#post165292 schrieb:Diese Art Spule kam sonst eigentlich nur zum Einsatz, wenn man Normal 8 Filme von der Entwicklung wiederbekam. Ist überhaupt interessant, dass man eine bereits existente Spulenart, die im Amateurfilmbereich zum Einsatz kam, der Tonbandtechnik erschloss.
Ich schätze, dass die vorherige Anwendung der Spulen für Filme - von der ich nichts weiß - eher Zufall war. Die Bänder wurden ja bewusst als "Briefband" konfektioniert und vertrieben. Und siebeneinhalb Minuten Turteln, allerdings häufig, haben uns damals gereicht, zumal auf Englisch. Einige Worte, der neueste Schlager und ab die Post. Allerdings haben wir nicht nur diese Bänder verwendet, sondern auch andere mit längerer Spieldauer aus Wolfgangs Kollektion.
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#6
Zufall kann ich mir nicht vorstellen, da es ja diese Spulen seit 1932 gab.
Eher war es so, dass das Band recht gut auf diese Spulen passte und man sich daher nicht die Mühe machte, "das Rad neu zu erfinden", als man die Tonbandtechnik dem Amateur- und Privatnutzer erschloss.
Ich denke auch, dass gerade diese gleiche Norm bei 8 mm Film und Tonband die Kosten für Spulen niedrig hielt. Wie sonst ist es zu erklären, dass Spulen über 18 cm Durchmesser unverhältnismäßig teurer sind?
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#7
Hallo RF-Musiker,

unter Zufall verstehe ich, dass der/die Hersteller die Idee hatten, Brieftonbänder herauszugeben und feststellten, dass sie passende Spulen bereits im Programm hatten und keine neuen zu "erfinden" brauchten; wir sind also einer Meinung. Aber meinerseits ist das reine Spekulation.

Gruß, Anselm
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#8
Liebe Tonbandfreunde,
hier zwei Beispiele von Briefbändern aus Wolfener Produktion:

   

   

Viele Grüße aus Istanbul
Hajo
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#9
Hallo Hajo,

ist überliefert, ob der Versand ins kapitalistische Ausland, insbesondere die BRD, erlaubt war?

Gruß, Anselm
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#10
Die kleinen Orwo- Bänder kenne ich, ich hab sie damals zur Disco mit eingesetzt, dass ermöglichte mir einen schnellen Wechsel der Bänder als immer die großen dicken Spulen. Das sie als Briefpost eingesetzt wurden hätte ich mir damals nicht im Traume einfallen lassen. Ich glaube auch nicht, dass es so einfach möglich war sie zum „Klassenfeind“ zu schicken, ich sehe das jetzt als ehemaliger DDR-Bürger. Sicherlich einige mögen vielleicht Ihr Ziel erreicht haben, denn alle Pakete konnten sie gar nicht kontrollieren, es waren einfach zu viele, vor allem in der Weihnachtszeit. Big Grin Mein UHER -Report damals neu, lag ja auch unterm Tannenbaum zu Weihnachten, also ging das Paket nun mal durch …grins. Aber interessant zu wissen was es damals alles gab. Gruß, Holger
Jede Tonbandmaschine ist ein kleines Wunder!

Maschinen:Telefunken M -15 A, und M-20.... 1 X Philips 4420... Uher Report 4000-L ,(Mono)
Uher- Royal -de Luxe . .. Philips N-4422 .. Akai GX 600 DB... und das Abenteuer geht weiter
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#11
Er war nicht erlaubt.
Mein Onkel wollte einen Gruß auf Tonband senden und zwar ein Hörspiel, bei dem alle Familienmitglieder mitwirken und einer mit dem Overdub-Verfahren sogar alleine als Trio spielte.
Das Band war auf einer 18 cm Spule, wurde aufgeteilt, auf Pappkarten gewickelt, diese im Briefumschlag verschickt, dazu gab es eine Anleitung, wie man es zusammenfügte.
Der Zoll wurde nicht misstrauisch. So sandten sie einige Grüße. Das war so Anfang 60er Jahre nach dem Mauerbau.
Erlaubt waren Schallplatten, da kaufte sich mancher vom Zwangsumtausch halt 2 Klassik-LPs.
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#12
Hallo,

es hätte mich auch sehr gewundert. Briefe kann man mal kurz überfliegen und dann genauer lesen, wenn Verdächtiges drinsteht. Aber Tonbänder anhören, das wäre eine Lebensaufgabe gewesen. - Habe ich das vergessen, Holger, oder hast Du es noch nie geschrieben, dass Du ein Report zu Weihnachten bekommen hast? Das ist ja toll. Direkt ein Wunder, dass das ankam. - Der Versand auf Raten ist ja auch zeitungsreif. Ich glaube, damals wurde sehr viel Phantasie entwickelt. - An das Problem, den Zwangsumtausch umzusetzen, erinnere ich mich auch ganz dunkel. Einmal hat meine Tochter wohl eine LP von den Puhdys gekauft, die sie heute noch haben dürfte.

Gruß, Anselm
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#13
Anselm Rapp,'index.php?page=Thread&postID=165328#post165328 schrieb:Habe ich das vergessen, Holger, oder hast Du es noch nie geschrieben, dass Du ein Report zu Weihnachten bekommen hast? Das ist ja toll. Direkt ein Wunder, dass das ankam.


Ja Anselm ich hatte es schon mal in einem Tread geschrieben, in meiner Jugendzeit bekam ich von meinen Verwandten aus dem Westen ein Uher –Report 4200 zu Weihnachten geschenkt. Smile Sie schickten es per Paket, waren aber zur Bescherung auch persönlich anwesend. Das verschicken des Gerätes war vermutlich sicherer als das Persönliche Mitbringen, da an der Grenze zur DDR, mit Sicherheit Personen-Kontrollen gemacht wurden, was beim Paketversand nur Stich-Punktartig durchgeführt wurde…Gruß, Holger

PS: Das Report befindet sich heute immer noch in meinen Besitz und erfreut sich „Bester Gesundheit“.
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#14
Hallo Anselm,

ich gehe auch davon aus, daß der Versand von Tonbändern in das NSW (=nichtsozialistische Wirtschaftsgebiet) verboten war. Ich weiß es aber nicht 100%-tig, da mir die Kontakte dahin fehlten :-(

Hier noch ein anderes Beispiel:
   

Der Lesbarkeit wegen hier nochmal der Text im Brief:

Sehr geehrte Damen und Herren,

in einem Posten Tonbänder, die ich bei eBay ersteigerte, befand sich ein sogenanntes „Briefband“.
Beschriftet mit „8.11.68 Klaus Weyers (Ministranten v. Neuzelle)“.
Am Anfang der Bandaufzeichnung wird als Absender Klaus Weyers in 1222 Neuzelle und als Empfänger
Hans Buhl in 909 Karl-Marx-Stadt genannt.
Da ich den Inhalt des Bandes für die Ortsgeschichte von Neuzelle für interessant halte, habe ich ihn auf die beiliegende Audio-CD gebrannt.


Ich habe daraufhin einen sehr netten Dankesbrief vom Kloster in Neuzelle bekommen. Über die Antwort hatte ich mich seht gefreut.

Wenn ich mich richtig erinnere, war auf dem Band auch die Rede davon, welche guten Dienste das UHER leistet !

Gruß vom Bosporus
Hajo
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#15
19null5,'index.php?page=Thread&postID=165332#post165332 schrieb:Hallo Anselm,

ich gehe auch davon aus, daß der Versand von Tonbändern in das NSW (=nichtsozialistische Wirtschaftsgebiet) verboten war. Ich weiß es aber nicht 100%-tig, da mir die Kontakte dahin fehlten :-(
Also ich habe noch ein gutes Gedächtnis. Es gab so Merkblätter, auf denen stand, was man aus der DDR ausführen und in die DDR einführen kann. Tonbänder waren in beiden Richtungen verboten, Schallplatten in einer Richtung schon immer erlaubt, in Gegenrichtung in Ausnahmefällen.
Habe ich übrigens alles schon gesagt, kannst ruhig einem Ost-Berliner, der auch mal in den Westen fahren durfte, vertrauen.
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#16
Joi,
ist zwar schon sehr lange her, aber das sind meine beiden Bänder, sie haben Ende der 60er bis Anfang der 70er etliche km zurückgelegt...
Die Bänder sind heute noch in meinem Besitz, denn dort ist unter anderem auch meine Großmutter drauf verewigt thumbup
Heuer wäre sie 121 Jahre alt geworden... ^^

[Bild: 130jmt.jpg] [Bild: 2i2ktb.jpg]
lG Walter

SUCHE:

Kofferradio LOEWE Opta LORD 92 368, 92 369 (Vorgänger vom T70)
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#17
Hallo!

Heute fand ich dieses BASF-Band beim Trödler:

   

Zur besseren Ansicht habe ich das Band umgespult.
Legt man die rote 8cm-Spule neben eine Transparente,
so wirkt die farbige Spule optisch größer.

Gruß
Wolfgang
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#18
Es wurde ja weiter oben schon erwähnt. Das Briefband war ein beliebtes Kommunikationsmittel für Blinde und Sehbehinderte. Ich habe damals regen Gebrauch davon gemacht. Eines Tages hieß es dann, die Blindensendung sei im privaten Bereich nicht mehr zulässig und meine Sendung kam mit zerstörtem Adressaufkleber und dem Vermerk "Porto fehlt" zurück. Hatte ich sie doch noch am Vortag eigenhändig am Postschalter abgegeben, da wurde sie anstandslos angenommen. Eine Nachfrage wegen dem Porto ergab denn eben, dass es für privat diese Sendungart nicht mehr gäbe. Im Gegenteil, das Porto war höher als für einen normalen Brief. Da hätte man das Tonbandgerät ja gleich mitschicken können
Smile
Jedenfalls zur DDR-Zeit wurde rege Gebrauch davon gemacht und es machte auch Spaß, ein Briefband zu gestalten und man hat gespannt auf die Antwort gewartet.
Da ging es nicht nur um schnöden Text, es wurden die Neuerwerbungen von Schallplatten vorgestellt oder wenn jemand mal einen interessanten Beitrag vom Radio aufgenommen hatte. Auch mal hier und da ein kleiner Livemitschnitt aus dem Biergarten als akustisches Urlaubsfoto für die Daheimgebliebenen.
Es war schon eine sehr schöne Sache.
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#19
Ja G... (möchtest Du jetzt anonym bleiben? Wink )

dass ich Dich mal wieder lese! - Ich merke, vieles gab es auch in der DDR, interessant. Danke für Deinen Bericht.

Gruß, Anselm
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#20
Was noch zu den Briefbändern aus der DDR zu sagen ist: Soviel ich weis gab es diese auf 8cm-Spulen konfektioniert, mit, für den Versand vorbereiteten Kartons. Diese trugen schon ein Feld, wo man die Adresse eintragen konnte. Wurde ja schon weiter oben im Bild gezeigt.
8mm-Amateurfilme kamen auf 8cm-Spulen aus der Entwicklung. Die Filme wurden nachbearbeitet, geschnitten und neu montiert. Meistens wurden sie dann auf größere Spulen gewickelt. Die kleinen Spulen fanden dann oftmals ihr Ende im Müll.
Da diese ohne weiteres auf Tonbandgeräte paßten , fanden sich auch einige Meter Bandmaterial, welches irgendwo übrig geblieben war. Dieses kam dann auf die kleinen Spulen und fertig war ein Briefband.
Bei wurde eben für alles noch eine Verwendung gefunden. Und wenn wir schon dabei sind, den fehlenden Bandkarton ersetzte eine , peinlichst gereigte Cremdose aus Blech oder eine kleine passende Bonbonschachtel. Die kam dann in einen Briefumschlag und ab die Post.

Sind eben so Erinnerungen an früher, heute haben wir ja fast alle ein Telefon oder das Internet mit Voicechat. Der CB-Funk, allein schon wegen der begrenzten Reichweite, spielte nur in dieser Beziehung für technisch Interessierte eine, eher kleine Rolle.

Gruß Gerald
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#21
Lieber Gerald,

CB-Funk gab es aber sicher erst nach der Wende?

Allerbeste Grüße, Anselm
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