08.12.2012, 18:19
Genau betrachtet war das Unglück unvermeidlich.
Es mußte so kommen.
Es hatte sich schon lange angekündigt.
War nur noch eine Frage der Zeit.
Früher oder später, das war längst klar, würde es soweit kommen.
Nun ist es also passiert.
Ich habe mich lange dagegen gewehrt.
Mit allen Kräften.
Am Ende war ich jedoch machtlos.
Das Böse hat gesiegt.
Der Virus hat auch mich befallen.
Erste deutliche Symptome zeigten sich vor einigen Tagen.
Ließen keinerlei Zweifel mehr an meinem Zustand.
Seit gestern nun das Endstadium.
Nichts mehr zu retten!
Und Ihr seid schuld!
Jawohl, Ihr!
Ich muß es leider in dieser schonungslosen Deutlichkeit formulieren.
Ihr seid schuld, daß es soweit kam.
Ihr habt hier so lange und so ausführlich die Qualitäten dieser Uher Reports geschildert, daß ich mir nun auch eins zugelegt habe.
Vor ein paar Tagen (erste Symptome! Siehe oben) gab es da diese Auktion in der bekannten Bucht. In einem temporären Zustand geistiger Umnachtung gab ich ein Gebot ab. Wieder bei Sinnen und gewahr dessen, was ich getan hatte, hoffte ich inständigst, ein anderer möge mich noch in den letzten Sekunden überbieten. Vergebens. Alle bösen Mächte hatten sich bereits gegen mich verschworen. Ich erhielt den Zuschlag.
Der Verkäufer wohnt nicht weit von mir entfernt, ist mit Selbstabholung einverstanden.
Gestern nun der vereinbarte Termin (Endstadium! Siehe oben). Nach einer halben Stunde Zugfahrt und weiteren 15 Minuten Fußmarsch durch Schnee und Regen bin ich bei ihm. Ich treffe auf einen überaus liebenswürdigen älteren Herrn und seine ebenso liebenswürdige Gattin. Der Herr des Hauses läßt es sich nicht nehmen, mir das Gerät vorzuführen. Am Ende steckt er das Gerät wieder in die originale schwarze Tragetasche, weiß aber nicht, wo er den Tragegriff verstauen soll, den er vorher abmontiert hat. Ich sage ihm, daß ich den Tragegriff in eine mitgebrachte Tasche stecken kann.
Er: „Ist die auch wasserdicht? Es regnet.“
Ich: „Es ist ja nicht weit bis zum Bahnhof.“
Er: „Was? Sie sind mit dem Zug gekommen und dann den ganzen Weg hierher gelaufen? Ich bringe Sie mit dem Auto zum Bahnhof.“
Ich: „Aber nein! Bitte keine Umstände. Es ist ja nicht weit.“
Er: „Überhaupt kein Problem. Kommen Sie!“
Wenige Minuten später hat er Report, Tragetasche und –griff in zwei großen Plastiktüten verstaut und wir sitzen in seinem Auto. Er fährt mich zum Bahnhof. Dadurch erreiche ich noch den nächsten Zug zurück zu mir. Bei einem Fußmarsch hätte ich wohl eine halbe Stunde in der Kälte auf den folgenden warten müssen.
Ankunft zu Hause.
Das Ding steht vor mir. Ein 4200 Report Stereo IC.
Ich öffne die Bodenplatte.
Meine schlimmsten Befürchtungen werden noch übertroffen.
Nicht nur keine einzige Röhre drin, das einzige Verstärkerelement, das Gnade vor meinen Augen findet. Nein, schlimmer noch: ich erspähe zwischen etlichen Transistoren (igitt!) auch noch ein paar ICs! So etwas fasse ich eigentlich nur mit ganz spitzen Fingern an. Das heißt, eigentlich faß’ ich es überhaupt nicht an.
Und nun das!
Ich bin deprimiert.
Plötzlich keimt Hoffnung auf: Vielleicht ist es ja kaputt und ich kann es leichten Herzens im Müll entsorgen? Hurtig das Netzkabel eingesteckt (die Stromversorgung Z 124 A1 gehörte zu allem Überfluß zum Auktionsangebot) und ein Test gemacht.
Mein Gesicht wird immer länger:
Wiedergabe: geht.
Schneller Vorlauf: geht.
Schneller Rücklauf: geht.
Zählwerk: geht.
Beleuchtung: geht.
Aufnahme: geht
Anzeigeinstrumente: gehen.
Verschlissene Köpfe? Nein.
Kratzende Potis? Nein.
Verzerrter Klang? Nein.
Rutschende Riemen? Nein.
Gummikappen auf Umspulwippe unbrauchbar? Nein.
Völlig geknickt sitze ich nun da.
Ich werde es behalten müssen.
Nichts wird mehr sein wie früher.
Gruß
TSF
P.S.: Ich hoffe, der geneigte Leser hat das Augenzwinkern bemerkt, das mich beim Verfassen des Textes gelegentlich befiel. Sollte dennoch eine barmherzige Seele mich von dieser Last befreien wollen: es ist alles eine Frage der richtigen Zehnerpotenz.
Ausgedrückt in Euro, versteht sich.
Nein, im Ernst: ich wollte mit dieser Geschichte eigentlich nur sagen, daß es auch sehr, sehr nette Ebayer gibt. Ich habe bei Selbstabholungen schon etliche nette Leute getroffen. Daß mich einer spontan ein Stück im Auto mitnimmt, war allerdings etwas völlig Neues.
Es mußte so kommen.
Es hatte sich schon lange angekündigt.
War nur noch eine Frage der Zeit.
Früher oder später, das war längst klar, würde es soweit kommen.
Nun ist es also passiert.
Ich habe mich lange dagegen gewehrt.
Mit allen Kräften.
Am Ende war ich jedoch machtlos.
Das Böse hat gesiegt.
Der Virus hat auch mich befallen.
Erste deutliche Symptome zeigten sich vor einigen Tagen.
Ließen keinerlei Zweifel mehr an meinem Zustand.
Seit gestern nun das Endstadium.
Nichts mehr zu retten!
Und Ihr seid schuld!
Jawohl, Ihr!
Ich muß es leider in dieser schonungslosen Deutlichkeit formulieren.
Ihr seid schuld, daß es soweit kam.
Ihr habt hier so lange und so ausführlich die Qualitäten dieser Uher Reports geschildert, daß ich mir nun auch eins zugelegt habe.
Vor ein paar Tagen (erste Symptome! Siehe oben) gab es da diese Auktion in der bekannten Bucht. In einem temporären Zustand geistiger Umnachtung gab ich ein Gebot ab. Wieder bei Sinnen und gewahr dessen, was ich getan hatte, hoffte ich inständigst, ein anderer möge mich noch in den letzten Sekunden überbieten. Vergebens. Alle bösen Mächte hatten sich bereits gegen mich verschworen. Ich erhielt den Zuschlag.
Der Verkäufer wohnt nicht weit von mir entfernt, ist mit Selbstabholung einverstanden.
Gestern nun der vereinbarte Termin (Endstadium! Siehe oben). Nach einer halben Stunde Zugfahrt und weiteren 15 Minuten Fußmarsch durch Schnee und Regen bin ich bei ihm. Ich treffe auf einen überaus liebenswürdigen älteren Herrn und seine ebenso liebenswürdige Gattin. Der Herr des Hauses läßt es sich nicht nehmen, mir das Gerät vorzuführen. Am Ende steckt er das Gerät wieder in die originale schwarze Tragetasche, weiß aber nicht, wo er den Tragegriff verstauen soll, den er vorher abmontiert hat. Ich sage ihm, daß ich den Tragegriff in eine mitgebrachte Tasche stecken kann.
Er: „Ist die auch wasserdicht? Es regnet.“
Ich: „Es ist ja nicht weit bis zum Bahnhof.“
Er: „Was? Sie sind mit dem Zug gekommen und dann den ganzen Weg hierher gelaufen? Ich bringe Sie mit dem Auto zum Bahnhof.“
Ich: „Aber nein! Bitte keine Umstände. Es ist ja nicht weit.“
Er: „Überhaupt kein Problem. Kommen Sie!“
Wenige Minuten später hat er Report, Tragetasche und –griff in zwei großen Plastiktüten verstaut und wir sitzen in seinem Auto. Er fährt mich zum Bahnhof. Dadurch erreiche ich noch den nächsten Zug zurück zu mir. Bei einem Fußmarsch hätte ich wohl eine halbe Stunde in der Kälte auf den folgenden warten müssen.
Ankunft zu Hause.
Das Ding steht vor mir. Ein 4200 Report Stereo IC.
Ich öffne die Bodenplatte.
Meine schlimmsten Befürchtungen werden noch übertroffen.
Nicht nur keine einzige Röhre drin, das einzige Verstärkerelement, das Gnade vor meinen Augen findet. Nein, schlimmer noch: ich erspähe zwischen etlichen Transistoren (igitt!) auch noch ein paar ICs! So etwas fasse ich eigentlich nur mit ganz spitzen Fingern an. Das heißt, eigentlich faß’ ich es überhaupt nicht an.
Und nun das!
Ich bin deprimiert.
Plötzlich keimt Hoffnung auf: Vielleicht ist es ja kaputt und ich kann es leichten Herzens im Müll entsorgen? Hurtig das Netzkabel eingesteckt (die Stromversorgung Z 124 A1 gehörte zu allem Überfluß zum Auktionsangebot) und ein Test gemacht.
Mein Gesicht wird immer länger:
Wiedergabe: geht.
Schneller Vorlauf: geht.
Schneller Rücklauf: geht.
Zählwerk: geht.
Beleuchtung: geht.
Aufnahme: geht
Anzeigeinstrumente: gehen.
Verschlissene Köpfe? Nein.
Kratzende Potis? Nein.
Verzerrter Klang? Nein.
Rutschende Riemen? Nein.
Gummikappen auf Umspulwippe unbrauchbar? Nein.
Völlig geknickt sitze ich nun da.
Ich werde es behalten müssen.
Nichts wird mehr sein wie früher.
Gruß
TSF
P.S.: Ich hoffe, der geneigte Leser hat das Augenzwinkern bemerkt, das mich beim Verfassen des Textes gelegentlich befiel. Sollte dennoch eine barmherzige Seele mich von dieser Last befreien wollen: es ist alles eine Frage der richtigen Zehnerpotenz.
Ausgedrückt in Euro, versteht sich.

Nein, im Ernst: ich wollte mit dieser Geschichte eigentlich nur sagen, daß es auch sehr, sehr nette Ebayer gibt. Ich habe bei Selbstabholungen schon etliche nette Leute getroffen. Daß mich einer spontan ein Stück im Auto mitnimmt, war allerdings etwas völlig Neues.