Tonband "Walkman" NATIONAL RQ-115
#1
Um es gleich vorweg zu nehmen, es ist natürlich kein Walkman.
Der Begriff war seinerzeit noch gar nicht erfunden :-) .

[Bild: a1_rq115.jpg]

Wenn man aber das Gerät real vor sich hat, drängt sich dieser Begriff auf.

[Bild: b1_v_oben.jpg]

Neben Logo und Marke, schreibt der Hersteller stolz: ALL TRANSISTOR TAPE RECORDER auf dem Alustreifen im Sichtfenster.
Das Tonband wird über einen Knebel gesteuert und besitzt eine Aussteuerungs und Batteriestandsanzeige.
Ferner ist ein Lautsprecher eingebaut.

[Bild: c1_v_vorne.jpg]

Alle Anschlüsse sind vorne. Ein Diktiergerät ist es wohl nicht, sonst hätte man das Gerät am Netzteilkabel sicher oft vom Tisch gerissen.
Der Hersteller hatte wohl mehr den portablen Betrieb im Sinn.
Neben dem rastbaren Vorlauf, gibt es einen Volumenregler und eine Tonhöhenregelung, die sich am Ende auf "SP" schalten lässt.
Daneben der Anschluß für ein Mikrophon nebst Buchse für die Taste am selbigen, um das Gerät fernzubedienen. Dann kommt die Buchse für das Netzteil und ein Monitorausgang.

[Bild: d1_offen.jpg]

Es ist sehr ansprechend designt und aus guten Materialien gefertigt.
Der Deckel und die Front sind aus Alu. Das Gehäuse ist aus dickem, Bakalit-artigem Kunststoff. Auf jeden Fall ein Duroplast.
Aufgelegt sind 7,5 cm Spulen. Es wäre Platz bis 8,5 cm.

[Bild: e1_rec.jpg]

An der Seite ist der Knopf, um die Aufnahmesperre zu entriegeln. So lässt sich der Knebel mit Zeigefinger und Daumen zugleich bis zu "RECORD" durchziehen.
Außerdem sieht man je eine Deckelentriegelungstaste und den Einhängepunkt eines Tragegurtes, was auch für Reportagenutzung spricht.

[Bild: f1_Knebel.jpg]

Im Normalfall lässt sich der Knebel nur auf "PLAYBACK" schieben. Daneben ist die "STOP" Stellung und dann "REWIND".
Rechts daneben befindet sich dann das "LEVEL / BATT"-Meter.

[Bild: g1_Single.jpg]

Um die geringen Abmaße zu zeigen, habe ich mal eine Single neben den Deckel gelegt.
Es wiegt 1,8 Kilogramm, ist 20 mal 20 cm groß und 6,5 cm dick.
Geht glatt noch als Walkman durch Confusedpace: .

[Bild: h1_Boden.jpg]

Der Boden hat real die Farbe "Alt-Telefon-Grau". Der Batteriekastendeckel ist heller. Anzeichen für Verfärbungen, oder Alterungserscheinungen gibt es nicht.

[Bild: i1_Schtift.jpg]

Im Deckel ist dann eine leicht verständliche Bedienanleitung zu finden. :wiebitte:
Die Polung der Netzteilbuchse wird verschwiegen. Das habe ich danach mit einem kleinen Aufkleber ergänzt.
Zum Baujahr habe ich keine Anhaltspunkte gefunden. Ich schätze es in die zweite Hälfte der 60er Jahre. :oppa:

[Bild: j1_Bandfuhrung.jpg]

Die Bandführung ist einfach, aber funktionell. Links im Bild seht ihr ein eingesetztes, schwarzes Teil, welches das Band an seiner Außenseite um die "Ecke" führt. Das ist schon bei noch leerer Aufwickelspule nötig.

Die zwei Geschwindigkeiten - 4,75 und 9,5 - werden durch eine Hülse realisiert, die auf die Capstanwelle gesteckt und mit einer Rändelschraube gesichert wird.
Darauf weist dann auch ein Aufkleber hin.

[Bild: k1_Capstanh%FClse.jpg]

Die Capstanhülse mit Rändelschraube in "Parkposition". Dazu gibt es zwischen den Spulen einen Halter.
Außerdem kann man jetzt die Capstanwelle nachschmieren, in dem man etwas Öl in die Bohrung gibt. Zu dem Zweck kann man auch einfach die Schrauben der Wickelteller herausnehmen.

[Bild: l1_Chromteile.jpg]

Die hübschen Chromteile sind aus Druckguss und kein metall-bedampftes Plastik.
Trotzdem gibt es unter dem Knebel noch einen Gleitfilz zum Schutz. Die Verriegelung des Batteriedeckels ist auch so ein Teil. Da bricht so schnell nichts ab.
Man wünschte sich, die Europäer hätten ihre Konkurrenz wahrgenommen. Innere Werte in Plastik verpackt, konnten bei Otto Normalverbraucher nicht mehr lange punkten. Das Auge kauft mit, und da wussten die Japaner zu überzeugen.
Eine gute Investition, um Marktanteile zu kriegen. :genau:

[Bild: m_K%F6pfe_Rolle.jpg]

Ein anderes Beispiel für Materialqualität ist die Andruckrolle. Sie ist noch top und elastisch. Ich habe sie lediglich mit Seife zu waschen brauchen.
Die Köpfe sind ohne Verschleiß und haben Andruckfilze und ein Abschirmbleich am A/W-Kopf.
Hier sieht man auch die Capstanwelle ohne Hülse gut. Ebenso den Drehschalter unter dem Knebel.

[Bild: n_innen_oben_zerlegt.jpg]

Der Antrieb erinnert an die UHER Report. Auch hier liegt der Motor und treibt über einen konischen Pulley den Gummiteil der Capstanmasse an. Mit dem Unterschied, daß auch hier der Gummi noch elastisch ist. Am Umfang läuft dann die massive Messingrolle, in deren Nut dann der Riemen zum Abwickelteller liegt.
Man sieht auch gut die überdimensionierte Rutschkupplung am Aufwickelteller.
An allen Rädchen finden sich Filzringe, die das Öl speichern. :bravo:

[Bild: p_innen_oben.jpg]

Der Riemen für den Aufwickelteller wird von der Capstanwelle angetrieben und läuft über mehrere Rollen, die auf einem Hebel montiert sind. Bei Play wird er an das Rad der Rutschkupplung gelegt und nimmt diese direkt mit. Beim Vorspulen wird der Hebel zum Teller geschwenkt, so daß das größere (Reib-) Rad an den festen Teil des Wickeltellers angreift. Durch die Durchmesserunterschiede ergibt sich eine annehmbare Vorspulgeschwindigkeit, die ein "Cueing" darstellt.
In Stellung Stop wird der Bremshebel (in der Mitte) dann an den Wickelteller gedrückt.
Der Bremsbelag war nicht mehr vorhanden und auch die Riemen hatten es längst hinter sich. Die einzigen Ersatzteile, die das kleine Ding brauchte. :respekt:

[Bild: o_innen_unten.jpg]

Von unten sieht es so aus. Der Batteriekasten besteht auch aus dem "Bakalit". Sicher ein Grund, daß er noch so gut erhalten ist.
Er nimmt 12 Mignon-Zellen auf, von denen 9 in Reihe sind und noch drei in Reihe.
Die Beschaltung habe ich leider nicht.

[Bild: r_offen_Ffwd.jpg]

Testlauf "REWIND".

[Bild: q_offen_Start.jpg]

Testlauf "PLAYBACK". Auf dem Band ist eine Aufnahme, wo ein Pärchen eine Nummer schiebt. Es war schon witzig bei Inbetriebnahme zu hören: Ooooh, ich komme....ich komme.

Eine Aufnahme habe ich noch nicht machen können. Ich muss erst ein passendes Mikro rauskramen.
Wie ausgesteuert wird, steht noch aus. Ich denke, dazu wird der Tonhöhenregler gedreht. Die Stellung "SP" am Ende, könnte eine Automatik sein. Mit dem Volumeregler wird wahrscheinlich auch der Monitorausgang geregelt. Ein echter "Line Out" ist es wohl nicht. Monitor meint ja auch Kopfhörer.
Bei Viertelspur Mono-Aufnahmen werden beide Spuren abgespielt. Ich denke es macht Vollspur-Mono. Ob auf dem Viertelspurband die Rückseite bespielt ist, weiß ich nicht, muß erst das Vorlaufband wieder ankleben.
Wenn´s soweit ist, poste ich noch das Ergebnis.

Fazit.
Ein sehr wertiges Gerät für seine Zeit. Man sieht Anlehnungen an Vorbilder, aber auch eigene Innovationen. Wie verbreitet es war und was es gekostet hat, weiß ich nicht. Im Netz hab ich fast nichts gefunden.
Ich bin aber überzeugt, daß es seinen Platz in der "Hall of Reels" verdient hat. Confusedtreicheln:

So handlich, wie es ist, hätte ich nicht übel Lust, es mal in der Öffentlichkeit zu benutzen (als Walkman). Gibt danach bestimmt erzählenswerte Anekdoten.

Wer mehr dazu weiß, sei hiermit aufgerufen, das fehlende zu ergänzen.

Viele Grüße, Arnulf.

edit: Natürlich hat die Netzteilbuchse keine Polung. "AC in". Per Trafo wird die Spannung geteilt, was dem 3 zu 9 Verhältnis der Batterien entspricht.
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#2
´

Eine sehr gelungene Vorstellung. Wo hast das Gerät den her? Die "leicht verständliche Bedienungsanleitung" deutet darauf hin, dass das Ding nicht für den Export gedacht war.

Solche alten japanischen Geräte haben mir immer gut gefallen, weil sie sich so solide und schwer anfühlen.


Und... solltest Du neue Spulen brauchen, ich hätte welche.
Frank


Wer aus dem Rahmen fällt, muß vorher nicht unbedingt im Bilde gewesen sein.
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#3
Hi Arnulf,

tolles Gerät und geniale Vorstellung gefällt mir sehr gut, wie auch schon die Präsentation um die "UHER SG 631 LOGIC" aus Deiner Hand.

Gruß

Thomas
Mein Motto "Zitat" »Opa Deldok«: »Früher war alles schlechter. !!!!

Noa and Mira Awad
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#4
Hallo Arnulf und alle "Gerätchen"-Interessierten,

wenn man dem Schweizer Forum des Herrn Ernst Erb glauben darf, und dies steht für mich an einer der ersten Stellen der Glaubwürdigkeiten im Netz, dann sollte Dein "Gerätchen" gerade mal ein Jahr nach der Philips-Erfindung der CompactCassette (ich glaube so war die Schreibweise nach dem Philips-Willen) im Jahre des Herrn 1964 (so sagt die FUNKSCHAU) den Markt erblickt haben.
http://www.radiomuseum.org/r/panasonic_d...5rq11.html

Ein hübsches "MIT"-Nehm-Teil, was mir allerdings übertrieben ausgedrückt von der Masse mindestens um den Faktor fünfzig zu gross geraten wäre, gemessen an einem 128-Kilobyte-Speicherplatz fassenden MP3-Player (vierzig Gramm mit einer AAA-Batterie - ohne Kopfhörer), kann aber immerhin runde zwei Stunden Musik an meine Ohren bringen. Direkt nach der Euro-Einführung bei dem nächsten Lebensmittelladen für Euro 69,95 gekauft - und bis heute in 2009 nicht durch leistungsfähigeres ersetzt.

Es ist wie mit vielen Dingen, die auch bei mir das Regal an der Wand füllen, ich lasse immer wieder meinen Blick auf die "Gerätchen" fallen, die mir Spass machen, aber deren Nutzen von meiner Frau nicht anerkannt wird, und, das ist eigentlich mal wieder ein Denkanstoss, da liegt doch noch ein Hitachi TRQ-370 so rum. Wird ganz allmählich Zeit dieses Gerätchen mal vorzustellen. Der wiegt mit Ledertasche (ohne Band! ohne Batterein!) unglaubliche zweitausendzweihundert Gramm.
[Bild: TRQ-370_ALL.jpg]

Danke Dir, Arnulf, dass wir den National RQ-115 kennen lernen durften, hast Du noch mehr oder ähnliche Geräte? Ich warte, was da kommen wird.

Viele liebe Grüsse
H A N N S -D.
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#5
Moin, moin.

Danke für den Beifall.

Wenn mir ein Gerät in die Hände fällt, über das man nur wenig findet, fühle ich mich aufgerufen, da meinen Beitrag zu leisten, um Abhilfe zu schaffen.

Bin ja selbst Nutznießer dessen, was andere sich an Arbeit machen.

Gefunden habe ich ihn auf dem Flohmarkt bei einem ausländischen Händler (Perser?), der mir schon dadurch öfters auffällt, daß er mit seinen Sachen ordentlich umgeht, und nicht, wie andere, nach einem Regenschauer die Decke vom Boden als Sack zusammenbindet, um sie beim nächsten Markt wieder aufzuschlagen und alles als "voll funktionsfähig" anzubieten. (Sorry, musste auch mal gesagt werden).

Ordentlich präsentiert, fiel mir dann auch die Machart ins Auge. Nach einer kurzen Begutachtung, beschloss ich, mich damit mehr zu beschäftigen. Zuerst wollte er zuviel Geld dafür, daß ich nicht sammele. Ich hab´s ihm dann erklärt und wir haben uns auf einen Preis geeinigt, mit dem wir beide leben konnten.
Da der Zustand sehr erfreulich war, hab ich´s auch nicht bereut.

Wenn ich damit noch ein wenig "rumgespielt" habe, muss es aber wieder gehen.
Zum Sammeln fehlt mir sowohl der Platz, als auch das Geld.
Ich bastel aber gerne und erfreue mich der alten, soliden Mechanik und der verschiedenen Designs. Auf der anderen Seite stehen vielleicht Sammler, die 2 linke Hände haben, aber auf ihre Art für den Erhalt solcher Dinge sorgen.

Was die alten Japaner anbetrifft, sehe ich das so, wie Frank. Außerdem sind die in D eher unterrepräsentiert und es freut mich immer, die Liebe zum Detail zu erleben.
Nachdem ich bei Wolfgang eine ganze Sammlung UHER Reports sehen konnte, finde ich die Exoten zum Thema um so interessanter. Ohne diese Parallele hätte es im Hinterkopf sicher nicht "faß es an" gemacht.

@Hanns -D. Dein Hitachi ist ja auch sehr interessant. Sicher noch eine Design-Epoche älter. In der Röhre ist im Moment ein Philips CD10, der dagegen aber uninteressant ist. Ansonsten abwarten, was mir in Zukunft über den Weg laüft.

@Frank. Wären das japanische Spulen, die zum Gerät passen?.

Viel Spaß, Arnulf.
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#6
´
Nein, es sind europäische Spulen, von Posso, sozusagen fabrikneu.

Muster siehst Du auf dem Bild

[Bild: Cutterset.jpg]

Die Nummer drüber (d=85?) hat längere Speichen und sieht fast aus wie eine 13er Spule. Wenn nötig, mache ich ein Foto.
Frank


Wer aus dem Rahmen fällt, muß vorher nicht unbedingt im Bilde gewesen sein.
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#7
Hallo Frank.

Erstmal meinen Dank für das Bild.
Ich hatte da so Blechspulen im Hinterkopf, an denen etwas klötert, wenn man sie schüttelt. Im Sinne eines zukünftigen Besitzers wäre das sicher interessant gewesen.
So denke ich, daß die vorhandenen Spulen reichen. Ich hätte für die aufgelegten eh keine weitere Verwendung.

Gute Nacht, Arnulf.
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#8
Na, Frank, wenn dies ein öffentlich-rechtliches Forum wäre, wäre dann dein "Spulenbild" Schleichwerbung? Wink

niels
Wer bei Stereoaufnahmen kein Gegenspur-Übersprechen haben möchte, sollte Halbspur-Maschinen verwenden.
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#9
Im Forum nebenan stellte ich ein Privileg 200 vor, was auch in diese "Gewichtsklasse" gehört.

http://forum.magnetofon.de/index.php?topic=3634.0

niels
Wer bei Stereoaufnahmen kein Gegenspur-Übersprechen haben möchte, sollte Halbspur-Maschinen verwenden.
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#10
Nachtrag.

Ich habe nun mit dem kleinen Ding ausgiebig "gespielt".

Bei Aufnahme wird mit dem Volumenregler ausgesteuert. Das Anzeigeinstrument ist durchaus brauchbar, aber man sollte vorsichtig aussteuern. Wenn man nach der Scala geht, hat man schnell ein Brummen (des Motors ?) drauf. Zusammen mit einer leiseren Schallquelle z.B. Fernsehlautsprecher, kann man dann von Signal-Rauschspannungs-Nähe sprechen.

Bei deutlich gesprochenen Worten ins etwas entfernt gehaltene Mikrophon, ist die Aufnahmequalität recht brauchbar.

Es nimmt in Halbspur-Mono auf, sodaß man auch die Rückseite des Bandes nutzen kann.

Beim Tonhöhenregler gibt es ja noch die Stellung "SP".
Es steht für "Speaker". Will heißen, bei play ist der Lautsprecher an, wenn nicht etwas im Monitorausgang steckt.
Bei Record wird dann der Lautsprecher nur angeschaltet, wenn man den Regler auf SP stellt, und nichts im Monitorausgang steckt.
Allerdings hat man dann das Brummen noch ein zweites Mal durch den LS verstärkt mit auf der Aufnahme. Mag sein, daß man da durch Kondensatortausch was machen kann.

In diesem Fall ist die Originalität aber wichtiger, denke ich. Zum "arbeiten" würde man es ja weniger einsetzen, als zum "liebhaben".

Hat mir viel Spaß gebracht, aber nun sucht es einen neuen Besitzer, damit mir der Platz nicht ausgeht. Sammeln geht einfach nicht.

Viel Spaß, Arnulf.
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