04.06.2009, 20:29
Um es gleich vorweg zu nehmen, es ist natürlich kein Walkman.
Der Begriff war seinerzeit noch gar nicht erfunden :-) .
Wenn man aber das Gerät real vor sich hat, drängt sich dieser Begriff auf.
Neben Logo und Marke, schreibt der Hersteller stolz: ALL TRANSISTOR TAPE RECORDER auf dem Alustreifen im Sichtfenster.
Das Tonband wird über einen Knebel gesteuert und besitzt eine Aussteuerungs und Batteriestandsanzeige.
Ferner ist ein Lautsprecher eingebaut.
Alle Anschlüsse sind vorne. Ein Diktiergerät ist es wohl nicht, sonst hätte man das Gerät am Netzteilkabel sicher oft vom Tisch gerissen.
Der Hersteller hatte wohl mehr den portablen Betrieb im Sinn.
Neben dem rastbaren Vorlauf, gibt es einen Volumenregler und eine Tonhöhenregelung, die sich am Ende auf "SP" schalten lässt.
Daneben der Anschluß für ein Mikrophon nebst Buchse für die Taste am selbigen, um das Gerät fernzubedienen. Dann kommt die Buchse für das Netzteil und ein Monitorausgang.
Es ist sehr ansprechend designt und aus guten Materialien gefertigt.
Der Deckel und die Front sind aus Alu. Das Gehäuse ist aus dickem, Bakalit-artigem Kunststoff. Auf jeden Fall ein Duroplast.
Aufgelegt sind 7,5 cm Spulen. Es wäre Platz bis 8,5 cm.
An der Seite ist der Knopf, um die Aufnahmesperre zu entriegeln. So lässt sich der Knebel mit Zeigefinger und Daumen zugleich bis zu "RECORD" durchziehen.
Außerdem sieht man je eine Deckelentriegelungstaste und den Einhängepunkt eines Tragegurtes, was auch für Reportagenutzung spricht.
Im Normalfall lässt sich der Knebel nur auf "PLAYBACK" schieben. Daneben ist die "STOP" Stellung und dann "REWIND".
Rechts daneben befindet sich dann das "LEVEL / BATT"-Meter.
Um die geringen Abmaße zu zeigen, habe ich mal eine Single neben den Deckel gelegt.
Es wiegt 1,8 Kilogramm, ist 20 mal 20 cm groß und 6,5 cm dick.
Geht glatt noch als Walkman durch pace: .
Der Boden hat real die Farbe "Alt-Telefon-Grau". Der Batteriekastendeckel ist heller. Anzeichen für Verfärbungen, oder Alterungserscheinungen gibt es nicht.
Im Deckel ist dann eine leicht verständliche Bedienanleitung zu finden. :wiebitte:
Die Polung der Netzteilbuchse wird verschwiegen. Das habe ich danach mit einem kleinen Aufkleber ergänzt.
Zum Baujahr habe ich keine Anhaltspunkte gefunden. Ich schätze es in die zweite Hälfte der 60er Jahre. :oppa:
Die Bandführung ist einfach, aber funktionell. Links im Bild seht ihr ein eingesetztes, schwarzes Teil, welches das Band an seiner Außenseite um die "Ecke" führt. Das ist schon bei noch leerer Aufwickelspule nötig.
Die zwei Geschwindigkeiten - 4,75 und 9,5 - werden durch eine Hülse realisiert, die auf die Capstanwelle gesteckt und mit einer Rändelschraube gesichert wird.
Darauf weist dann auch ein Aufkleber hin.
Die Capstanhülse mit Rändelschraube in "Parkposition". Dazu gibt es zwischen den Spulen einen Halter.
Außerdem kann man jetzt die Capstanwelle nachschmieren, in dem man etwas Öl in die Bohrung gibt. Zu dem Zweck kann man auch einfach die Schrauben der Wickelteller herausnehmen.
Die hübschen Chromteile sind aus Druckguss und kein metall-bedampftes Plastik.
Trotzdem gibt es unter dem Knebel noch einen Gleitfilz zum Schutz. Die Verriegelung des Batteriedeckels ist auch so ein Teil. Da bricht so schnell nichts ab.
Man wünschte sich, die Europäer hätten ihre Konkurrenz wahrgenommen. Innere Werte in Plastik verpackt, konnten bei Otto Normalverbraucher nicht mehr lange punkten. Das Auge kauft mit, und da wussten die Japaner zu überzeugen.
Eine gute Investition, um Marktanteile zu kriegen. :genau:
Ein anderes Beispiel für Materialqualität ist die Andruckrolle. Sie ist noch top und elastisch. Ich habe sie lediglich mit Seife zu waschen brauchen.
Die Köpfe sind ohne Verschleiß und haben Andruckfilze und ein Abschirmbleich am A/W-Kopf.
Hier sieht man auch die Capstanwelle ohne Hülse gut. Ebenso den Drehschalter unter dem Knebel.
Der Antrieb erinnert an die UHER Report. Auch hier liegt der Motor und treibt über einen konischen Pulley den Gummiteil der Capstanmasse an. Mit dem Unterschied, daß auch hier der Gummi noch elastisch ist. Am Umfang läuft dann die massive Messingrolle, in deren Nut dann der Riemen zum Abwickelteller liegt.
Man sieht auch gut die überdimensionierte Rutschkupplung am Aufwickelteller.
An allen Rädchen finden sich Filzringe, die das Öl speichern. :bravo:
Der Riemen für den Aufwickelteller wird von der Capstanwelle angetrieben und läuft über mehrere Rollen, die auf einem Hebel montiert sind. Bei Play wird er an das Rad der Rutschkupplung gelegt und nimmt diese direkt mit. Beim Vorspulen wird der Hebel zum Teller geschwenkt, so daß das größere (Reib-) Rad an den festen Teil des Wickeltellers angreift. Durch die Durchmesserunterschiede ergibt sich eine annehmbare Vorspulgeschwindigkeit, die ein "Cueing" darstellt.
In Stellung Stop wird der Bremshebel (in der Mitte) dann an den Wickelteller gedrückt.
Der Bremsbelag war nicht mehr vorhanden und auch die Riemen hatten es längst hinter sich. Die einzigen Ersatzteile, die das kleine Ding brauchte. :respekt:
Von unten sieht es so aus. Der Batteriekasten besteht auch aus dem "Bakalit". Sicher ein Grund, daß er noch so gut erhalten ist.
Er nimmt 12 Mignon-Zellen auf, von denen 9 in Reihe sind und noch drei in Reihe.
Die Beschaltung habe ich leider nicht.
Testlauf "REWIND".
Testlauf "PLAYBACK". Auf dem Band ist eine Aufnahme, wo ein Pärchen eine Nummer schiebt. Es war schon witzig bei Inbetriebnahme zu hören: Ooooh, ich komme....ich komme.
Eine Aufnahme habe ich noch nicht machen können. Ich muss erst ein passendes Mikro rauskramen.
Wie ausgesteuert wird, steht noch aus. Ich denke, dazu wird der Tonhöhenregler gedreht. Die Stellung "SP" am Ende, könnte eine Automatik sein. Mit dem Volumeregler wird wahrscheinlich auch der Monitorausgang geregelt. Ein echter "Line Out" ist es wohl nicht. Monitor meint ja auch Kopfhörer.
Bei Viertelspur Mono-Aufnahmen werden beide Spuren abgespielt. Ich denke es macht Vollspur-Mono. Ob auf dem Viertelspurband die Rückseite bespielt ist, weiß ich nicht, muß erst das Vorlaufband wieder ankleben.
Wenn´s soweit ist, poste ich noch das Ergebnis.
Fazit.
Ein sehr wertiges Gerät für seine Zeit. Man sieht Anlehnungen an Vorbilder, aber auch eigene Innovationen. Wie verbreitet es war und was es gekostet hat, weiß ich nicht. Im Netz hab ich fast nichts gefunden.
Ich bin aber überzeugt, daß es seinen Platz in der "Hall of Reels" verdient hat. treicheln:
So handlich, wie es ist, hätte ich nicht übel Lust, es mal in der Öffentlichkeit zu benutzen (als Walkman). Gibt danach bestimmt erzählenswerte Anekdoten.
Wer mehr dazu weiß, sei hiermit aufgerufen, das fehlende zu ergänzen.
Viele Grüße, Arnulf.
edit: Natürlich hat die Netzteilbuchse keine Polung. "AC in". Per Trafo wird die Spannung geteilt, was dem 3 zu 9 Verhältnis der Batterien entspricht.
Der Begriff war seinerzeit noch gar nicht erfunden :-) .
Wenn man aber das Gerät real vor sich hat, drängt sich dieser Begriff auf.
Neben Logo und Marke, schreibt der Hersteller stolz: ALL TRANSISTOR TAPE RECORDER auf dem Alustreifen im Sichtfenster.
Das Tonband wird über einen Knebel gesteuert und besitzt eine Aussteuerungs und Batteriestandsanzeige.
Ferner ist ein Lautsprecher eingebaut.
Alle Anschlüsse sind vorne. Ein Diktiergerät ist es wohl nicht, sonst hätte man das Gerät am Netzteilkabel sicher oft vom Tisch gerissen.
Der Hersteller hatte wohl mehr den portablen Betrieb im Sinn.
Neben dem rastbaren Vorlauf, gibt es einen Volumenregler und eine Tonhöhenregelung, die sich am Ende auf "SP" schalten lässt.
Daneben der Anschluß für ein Mikrophon nebst Buchse für die Taste am selbigen, um das Gerät fernzubedienen. Dann kommt die Buchse für das Netzteil und ein Monitorausgang.
Es ist sehr ansprechend designt und aus guten Materialien gefertigt.
Der Deckel und die Front sind aus Alu. Das Gehäuse ist aus dickem, Bakalit-artigem Kunststoff. Auf jeden Fall ein Duroplast.
Aufgelegt sind 7,5 cm Spulen. Es wäre Platz bis 8,5 cm.
An der Seite ist der Knopf, um die Aufnahmesperre zu entriegeln. So lässt sich der Knebel mit Zeigefinger und Daumen zugleich bis zu "RECORD" durchziehen.
Außerdem sieht man je eine Deckelentriegelungstaste und den Einhängepunkt eines Tragegurtes, was auch für Reportagenutzung spricht.
Im Normalfall lässt sich der Knebel nur auf "PLAYBACK" schieben. Daneben ist die "STOP" Stellung und dann "REWIND".
Rechts daneben befindet sich dann das "LEVEL / BATT"-Meter.
Um die geringen Abmaße zu zeigen, habe ich mal eine Single neben den Deckel gelegt.
Es wiegt 1,8 Kilogramm, ist 20 mal 20 cm groß und 6,5 cm dick.
Geht glatt noch als Walkman durch pace: .
Der Boden hat real die Farbe "Alt-Telefon-Grau". Der Batteriekastendeckel ist heller. Anzeichen für Verfärbungen, oder Alterungserscheinungen gibt es nicht.
Im Deckel ist dann eine leicht verständliche Bedienanleitung zu finden. :wiebitte:
Die Polung der Netzteilbuchse wird verschwiegen. Das habe ich danach mit einem kleinen Aufkleber ergänzt.
Zum Baujahr habe ich keine Anhaltspunkte gefunden. Ich schätze es in die zweite Hälfte der 60er Jahre. :oppa:
Die Bandführung ist einfach, aber funktionell. Links im Bild seht ihr ein eingesetztes, schwarzes Teil, welches das Band an seiner Außenseite um die "Ecke" führt. Das ist schon bei noch leerer Aufwickelspule nötig.
Die zwei Geschwindigkeiten - 4,75 und 9,5 - werden durch eine Hülse realisiert, die auf die Capstanwelle gesteckt und mit einer Rändelschraube gesichert wird.
Darauf weist dann auch ein Aufkleber hin.
Die Capstanhülse mit Rändelschraube in "Parkposition". Dazu gibt es zwischen den Spulen einen Halter.
Außerdem kann man jetzt die Capstanwelle nachschmieren, in dem man etwas Öl in die Bohrung gibt. Zu dem Zweck kann man auch einfach die Schrauben der Wickelteller herausnehmen.
Die hübschen Chromteile sind aus Druckguss und kein metall-bedampftes Plastik.
Trotzdem gibt es unter dem Knebel noch einen Gleitfilz zum Schutz. Die Verriegelung des Batteriedeckels ist auch so ein Teil. Da bricht so schnell nichts ab.
Man wünschte sich, die Europäer hätten ihre Konkurrenz wahrgenommen. Innere Werte in Plastik verpackt, konnten bei Otto Normalverbraucher nicht mehr lange punkten. Das Auge kauft mit, und da wussten die Japaner zu überzeugen.
Eine gute Investition, um Marktanteile zu kriegen. :genau:
Ein anderes Beispiel für Materialqualität ist die Andruckrolle. Sie ist noch top und elastisch. Ich habe sie lediglich mit Seife zu waschen brauchen.
Die Köpfe sind ohne Verschleiß und haben Andruckfilze und ein Abschirmbleich am A/W-Kopf.
Hier sieht man auch die Capstanwelle ohne Hülse gut. Ebenso den Drehschalter unter dem Knebel.
Der Antrieb erinnert an die UHER Report. Auch hier liegt der Motor und treibt über einen konischen Pulley den Gummiteil der Capstanmasse an. Mit dem Unterschied, daß auch hier der Gummi noch elastisch ist. Am Umfang läuft dann die massive Messingrolle, in deren Nut dann der Riemen zum Abwickelteller liegt.
Man sieht auch gut die überdimensionierte Rutschkupplung am Aufwickelteller.
An allen Rädchen finden sich Filzringe, die das Öl speichern. :bravo:
Der Riemen für den Aufwickelteller wird von der Capstanwelle angetrieben und läuft über mehrere Rollen, die auf einem Hebel montiert sind. Bei Play wird er an das Rad der Rutschkupplung gelegt und nimmt diese direkt mit. Beim Vorspulen wird der Hebel zum Teller geschwenkt, so daß das größere (Reib-) Rad an den festen Teil des Wickeltellers angreift. Durch die Durchmesserunterschiede ergibt sich eine annehmbare Vorspulgeschwindigkeit, die ein "Cueing" darstellt.
In Stellung Stop wird der Bremshebel (in der Mitte) dann an den Wickelteller gedrückt.
Der Bremsbelag war nicht mehr vorhanden und auch die Riemen hatten es längst hinter sich. Die einzigen Ersatzteile, die das kleine Ding brauchte. :respekt:
Von unten sieht es so aus. Der Batteriekasten besteht auch aus dem "Bakalit". Sicher ein Grund, daß er noch so gut erhalten ist.
Er nimmt 12 Mignon-Zellen auf, von denen 9 in Reihe sind und noch drei in Reihe.
Die Beschaltung habe ich leider nicht.
Testlauf "REWIND".
Testlauf "PLAYBACK". Auf dem Band ist eine Aufnahme, wo ein Pärchen eine Nummer schiebt. Es war schon witzig bei Inbetriebnahme zu hören: Ooooh, ich komme....ich komme.
Eine Aufnahme habe ich noch nicht machen können. Ich muss erst ein passendes Mikro rauskramen.
Wie ausgesteuert wird, steht noch aus. Ich denke, dazu wird der Tonhöhenregler gedreht. Die Stellung "SP" am Ende, könnte eine Automatik sein. Mit dem Volumeregler wird wahrscheinlich auch der Monitorausgang geregelt. Ein echter "Line Out" ist es wohl nicht. Monitor meint ja auch Kopfhörer.
Bei Viertelspur Mono-Aufnahmen werden beide Spuren abgespielt. Ich denke es macht Vollspur-Mono. Ob auf dem Viertelspurband die Rückseite bespielt ist, weiß ich nicht, muß erst das Vorlaufband wieder ankleben.
Wenn´s soweit ist, poste ich noch das Ergebnis.
Fazit.
Ein sehr wertiges Gerät für seine Zeit. Man sieht Anlehnungen an Vorbilder, aber auch eigene Innovationen. Wie verbreitet es war und was es gekostet hat, weiß ich nicht. Im Netz hab ich fast nichts gefunden.
Ich bin aber überzeugt, daß es seinen Platz in der "Hall of Reels" verdient hat. treicheln:
So handlich, wie es ist, hätte ich nicht übel Lust, es mal in der Öffentlichkeit zu benutzen (als Walkman). Gibt danach bestimmt erzählenswerte Anekdoten.
Wer mehr dazu weiß, sei hiermit aufgerufen, das fehlende zu ergänzen.
Viele Grüße, Arnulf.
edit: Natürlich hat die Netzteilbuchse keine Polung. "AC in". Per Trafo wird die Spannung geteilt, was dem 3 zu 9 Verhältnis der Batterien entspricht.