Grundig TS925 - Motoren laufen nicht (fast nicht) mehr
#1
Hallo alle zusammen Smile

Bin seit neuestem stolze Besitzerin einer TS 925 Super HiFi. Das Gerät habe ich von meinem Vater "geerbt" ... er wollte sie wegwerfen, weil sie nicht mehr so funktioniert hat, wie sie wohl sollte. Das Gerät, das ich als Kind immer angehimmelt habe, einfach so wegwerfen, stellt euch mal den Schock vor.

Aber gut, zum Thema Wink

Das Gerät an und für sich wäre eigentlich in Top-Zustand: Die letzten 20 Jahre nur sporadisch genutzt (die letzten 10 gar nicht), durfte aber immer im schön trockenen und warmen Wohnzimmer stehen. Den Verschleissspuren an den Tonköpfen etc. und meiner Einschätzung nach (ich kenne das Gerät ja *g*) dürfte die Maschine max. zwischen 200 und 300 Stunden gelaufen sein, also fast neu.

Erstes Einschalten sah gut aus, alle LEDs funktionierten. Capstanmotor lief an, nach ca 5 Sek waren 9,5cm/s erreicht (grüne LED leuchtet auf), Umschalten auf 19cm/s dauert wiederum knapp 5 Sek. Beim Hochlaufen flackert die V/U-Meter-Beleuchtung leicht. Spulen funktioniert problemlos bis hin zu m.M. nach abartigen Geschwindigkeiten (is sowas ohne Vakuum erlaubt?). Bei Druck auf START passiert aus STOP heraus gar nichts. Aus Vor- oder Rückspulen heraus funktioniert aber alles. Band läuft, V/U-Meter schlagen aus.
Erste Diagnose also: Reines Mechanikproblem, evtl. auch nur Kontaktprobleme an der Nachlauf-Steuerplatte (Jap, SA als pdf ausm Internet geholt).
Also erstmal auf, DIN-Adapter kaufen. Gerät ausgeschalten, abgesteckt und auf zum grossen bösen C.

1 1/2 Stunden später: Gerät eingeschalten, das freundliche Surren des Capstanmotors fehlt ???? Spulen funktioniert auch nicht. Beleuchtung ist an, LEDs leuchten.

Also erstmal an die Mechanik, aber daran war nichts. Nach Reinigung der Kontakte auf der Nachlauf-Steuerplatte funktioniert aber die ganze Mechanik wieder wie neu. Kurzes "Klack" und der Gang ist drin Big Grin

Aber die Motoren (bis auf Servo) laufen immer noch nicht. Abstecken der Tonwellen-Motorsteuerungs-Platine bringt keinen Unterschied. ABER, schraubt man die Laufwerk-Steuerelectronic ab und bedient den kleinen Schalter per Hand nachdem auf Spulen geschaltet wurde, läuft der entsprechende Wickelmotor kurz an, wird langsamer und steht nach ca. 5 Sekunden ganz. Das Spielchen lässt sich im Minutentakt wiederholen. Ob dabei die Capstanelektronik angeschlossen ist oder nicht macht keinen Unterschied.

Die Spannung A+ gemessen an C203 Elko 4700uF beträgt im Ruhezustand 16,7 V (laut Serviceanleitung 15,7 V, aber was ist schon ein Volt unter Freunden).
Wendet man obige Methode an, um die Wickelmotoren zum Laufen zu bringen, fällt bei Motorstart die Spannung an C203 kurz auf 16,2 V ab, währen der Motor langsamer wird steigt die Spannung wieder auf 16,7 und bleibt dann auch dort.

Spannungen am Trafo übrigens Sek1: 13,2 V Sek2: 31,2 V, Sicherungen in Ordnung, aber wie gesagt, die Steuerung an sich funktioniert ja und hängt auch an Si2.

Mehr hab ich noch nicht ausprobiert/gemessen, da ich mich zwar einigermassen mit Verstärkern/Studiogeräten (EQ, etc.) auskenne, aber von Motorsteuerungen keinen Dunst habe. Die obligatorische Nachtschicht, um den Schaltplan zu verstehen steht also noch aus *g*

Mir geht es jetzt auch nicht um eine ausführliche Reparaturanleitung oder so, sondern eher darum, ob evtl. nur eine Kleinigkeit kaputt sein könnte, die mir als unerfahrene eben einfach nicht in den Sinn kommt. Wie gesagt, ausgerechnet der Teil, dr jetzt kaputt ist, hat ja zuerst funktioniert.


Mit freundlichen auf Hinweise hoffenden Grüssen,

Serena
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#2
Hast Du das Service Manual zu der Maschine.

Ansonsten muß ich mal nachsehen, könnte sein das ich es habe.

Bei der TS 1000 gehen übrigens meistens die Lichtschranken nicht mehr, die die Wickelmotoren steuern. Ich habe mich aber mit der Schaltung der kleinen Maschine noch nicht beschäftigt, darum kann ich nicht sagen, ob es hier ähnlich sein könnte.

Band ab - Band läuft,

Rainer
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#3
Hallo Rainer,

vielen Dank schonmal für den Hinweis mit der Lichtschranke. Es befindet sich nur eine im Gerät am rechten Wickelmotor, wahrscheinlich, weil es sich ja "nur" um ein Halbspurgerät handelt ohne Rückwärtsabspielmöglichkeit. Diese scheint jedoch zu funktionieren, ist auch schmutz-/staubfrei.

EDIT: Habe gerade festgestellt, dass Du wohl andere Lichtschranken meintest. Bei der TS1000 anscheinend an den Hebeln der Umlenkrollen, da sind hier gar keine. Nur direkt am (von vorne gesehen) rechten Spulenteller (?) ist der untere Rand geriffelt und da strahlt eine hin, vermutlich zur Drehzahlkontrolle im Abspielbetrieb.

Service-Manual hab ich (von User-Manuals.com als pdf), Schaltplan zusätzlich noch im Original, aber danke für das Angebot Smile

Sybille


P.S.: Kleiner Nachtrag: Bringt man mit der im ersten Beitrag von mir angesprochenen Methode einen der Wickelmotoren zum (kurzzeitigen) Laufen liegen gerade mal 3,5 V an, die in den erwähnten 5 Sek. dann auch wieder auf 0V abfallen
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#4
Hallo Sybille,

leider bin ich kein ausgebildeter Elektroniker/Elektrotechniker, nur ein technikinteressierter Laie...

Aber vor einigen Jahren hatte ich die TS 925 meines Onkels mit genau demselben Fehlerbild hier: LEDs und VU-Meter leuchteten, bei Start lief der Servo kurz und zog die Gummiandruckrolle an, bei Stop fuhr sie wieder zurück, mehr aber nicht. Alle anderen Motoren rührten sich nicht.

Schuld war ein Tantal-Elko (=eine kleine grüne (blaue?) Perle), der einen Schluss hatte.

Ich habe weder die Maschine noch einen Schaltplan im Original da, kann also leider nur sehr schwammige Angaben machen.

Unter http://www.vintage-restauration.com/neodoc/ts924925.pdf habe ich einen (verrauschten) Scan der Serviceanleitung gefunden.
Wenn ich es aus dem Gedächtnis richtig zusammenbekomme, müsste der fragliche Tantal-Kondensator auf der Chassis-Platte (Geräterückseite unten rechts) in der Nähe des großen Elkos C833 (in der Draufsicht links) zu finden sein. Der hatte in meinem Falle wie gesagt einen Schluss.

Vielleicht wäre das bei Deiner TS 925 auch eine Überprüfung wert.

Viele Grüße

Stefan
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#5
Jippiiieeee, sie geht wieder! Smile

Vielen, vielen Dank für den Tip mit dem Tantal-Kondensator. Auf der Platine hätte ich wohl erst viel später nachgesehen, war fest davon überzeugt, es wäre ein Fehler in der Motor-Steuerung.

Kondensator C834 ( 10uF 35V= ), also tatsächlich der gleiche, hatte einen Kurzschluss.
Scheint wohl öfter aufzutreten der Fehler, evtl. ein bisschen zu sehr am Limit gebaut bzgl. der Bauteilspezifikation, wenn man bedenkt, dass der Kreis 39 V hat (nach Gleichrichtung). Theoretisch sollte der Kondensator zwar nicht so viel abbekommen, aber nach der 30 Jahren hält der wohl nicht mehr so viel aus.

Dadurch, dass ich jetzt aber auch gleich alles auseinandergenommen und gereinigt hatte, läuft sie wieder wie neu Smile
Und die 30 Jahre alten Bänder funktionieren auch noch, bin die letzten paar Stunden in Kindheitserinnerungen geschwelgt.

Viele Grüße und Danke nochmal

Sybille


P.S.: Falls jemand einen Scan des Schaltplans 925/945 brauchen sollte, könnte ich versuchen, einen Farbscan (etliche rote Flächen) davon anzufertigen, PM an mich.
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#6
Hallo,

erst einmal Glückwunsch zur Wiederbelebung! Big Grin

Tantalelkos leiden leider häufig unter ihrem Kurzschlussverhalten. Obwohl ich auch schon Geräte hatte, wo alle Tantalelkos i.O. waren, waren da nun sechs "normale" Elkos durch. Aber ich würde heute bei allen Geräten, die mir in die Finger kommen, zuerst einmal die Tantalperlen auf einen eventuellen Kurzschluss prüfen. Kostet nicht viel Zeit und geht ja auch mit jedem Multimeter.

Gruß Jens
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#7
Moin, moin.

Mal ´ne blöde Frage eines "Mechanikers".

Kann ich also im eingelöteten Zustand die (Tantal) Elkos auf Kurzschluß messen?
Ich habe am Multimeter die Möglichkeit, Kapazitäten zu messen. Dazu muß ich die Kondensatoren aber auslöten.

Für eine schnelle "Grundsatz"-Überprüfung wären solche Messungen (Durchgang) natürlich wundervoll.

Viele Grüße, Arnulf.
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#8
Hallo Arnulf,

natürlich kannst Du Elkos auch im eingebauten Zustand im Schnelldurchgang auf Kurzschluß prüfen.

Es ist sehr selten das parallel liegende Bauelemente oder die umgebende Schaltung so niederohmig sind das Kurzschluß angezeigt würde.

In Stereoverstärkern hat man im Zweifelsfalle die zusätzliche Möglichkeit des Vergleichs mit dem zeiten Kanal.

Wenn Du einen verdächtig niedrigen Widerstandswert ermittelst, solltest Du sowieso ein Anschlußbeinchen freilegen oder den Elko ganz auslöten, um 100% Gewissheit zu bekommen.

Da das Bauelement im Fehlerfall gewechselt werden muß, hattest Du keine unnötige Lötarbeit.

Gruß Bernd
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