verbogene Capstanwelle
#1
Hallo,

die Metaller sind gefragt Smile

Läßt sich eine verbogene Capstanwelle wieder richten? Der Schlag der Achse ist deutlich zu fühlen. Allerdings nur, wenn die Achse dreht. Wird sie langsam gedreht, fühlt man nix.

Konkretes Problem: eine TK147 produziert ein schnelles Vibrato bei der Aufnahme und Wiedergabe. Mein erster Verdacht einer schlecht arbeitenden Rutschkupplung bestätigte sich nach dem Austausch der Rutsch-Filze nicht mehr. Dafür war die Frequenz der Tonhöhenschwankung auch zu hoch.

Danke und Gruß
Michael
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#2
Ich könnte Dir noch Ersatz aus einer TK145 anbieten, die dürfte passen.
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#3
Versuch zuerst einmal herauszufinden ob wirklich die Achse krumm ist oder ob vielleicht die Lager der Capstanwelle ausgelaufen sind. Einen Messtaster wirst du vermutlich kaum zur Verfügung haben, also versuche einmal ob sich die Achse in radialer Richtung spürbar bewegt. Wenn ja müsste das Problem an der Lagerung liegen.

Eine Capstanachse lässt sich im eingebauten Zustand kaum richten. Auch im ausgebauten ist das nur mit viel Aufwand zu bewerkstelligen. Der Rundlauf sollte sicher nicht schlechter sein als 0.01mm. Ohne Messtaster und präzise Drehmaschine ist ohnehin nichts zu machen.

Vielleicht liegt das Problem aber auch an einem anderen Ort. Eine Capstanwelle sollte bei sachgerechtem Gebrauch nicht verbiegen.

Gruss
Erwin
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#4
Danis Weg ist allemal der solideste, es sei denn, er hätte bei der Demontage des Beutebayern den niederdeutschen Vorschlaghammer ausgepackt. Sowas soll ja vorkommen, wenn (Beute-)Bayern sich gen Norden verirren.

Telefunken, Wedel kann sich im Handbuch zur alten (Reibrad-) M5 durchaus ein Richten des Motorwellenstumpfes vorstellen: "...; unter Umständen muß der Wellenstumpf vorsichtig nachgerichtet werden."

Nundenn, bei der Reibrad-M5 ist es sowieso schon wurscht. Zumindest heute; und wer hätte außer mir noch Bezug zur klavierten Musik?

Machen würde ich es nicht, versuchen kann man es aber immer: Rotor aus dem Motor nehmen, in geeignete, senkrecht stehende, tadellos, also schlag- und lagerspielfrei drehende Einspannvorrichtung geeignet einspannen, Schlag mit der Messuhr verfolgen (welcher Wellenstumpf schlägt, schlägt er überhaupt?), und eben mit einem Gummihämmerli präzise, vorsichtig und geduldig 'nachrichten'.

So würde ich drübergehen, ansonsten aber eine neue Welle installieren, obgleich in einem solchen Fall natürlich unterschiedlich eingelaufene Lager aufeinandertreffen, was nicht folgenlos bleiben muss.

Hans-Joachim
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#5
Hallo Erwin,

die Achse mit Schwungmasse läßt sich in Ruhelage ziemlich gut bewegen. Das ist aber bei den kleinen Grundigs immer so. Die Lager sind Prismenlager aus Kunststoff. Da muß die Achse ja wackeln. Denn sie zentrieren sich ja quasi selbst, wenn die Rolle Druck auf die Achse ausübt. Das untere Lager läßt sich nicht einstellen, das muß so sitzen. Die Zentrierung geschieht dort über den Druck, den der gespannte Gummiriemen erzeugt. Das obere läßt sich in Bandbewegungsrichtung bewegen. Da kommt die Capstanrolle als Zentrierhilfe dazu.

Ich darf das mal so beschreiben: mit dem Finger ziemlichen Druck aus einer Richtung auf die Achse ausüben und dann wird dieser Schlag deutlich spürbar. Und wenn das spürbar ist, dürfte das auch hörbar sein. Von daher denke ich nicht, dass es die Lager sind.

Gruß
Michael
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#6
Hallo Hans-Joachim,

ich denke auch, ich werde Danis Angebot annehmen.

Capstanwelle und Schwungmasse sind eine Einheit. Wenn ich annehme, dass diese Konstruktion oben und unten fest in den Lagern sitzt, fühlt es sich so an, als ob das obere Teil, was also aus der Schwungmasse nach oben heraussteht, verbogen ist oder eine "Beule" hat.

Vielleicht ist der Aufwand mit Richtbank o.ä. bei diesem Gerät ein wenig übertrieben. Zumal ja passender Ersatz droht Smile

Gruß
Michael
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#7
Hallo Michael,

Leider kenne ich den mechanischen Aufbau dieses Lager nicht. Da ist es natürlich schwierig konkrete Hilfe aus der Ferne zu geben.

Wenn die Capstanwelle wirklich etwas stärker verbogen ist, ab ca. 0.05mm Schlag, sieht man das mit einem geübten Auge wenn man über die Achse schaut. Am besten ein weisses Papier bei guter Beleuchtung dahinter halten.

Alternativ kannst du auch z.B. einen längeren Zahnstocher in der Hälfte seiner Länge auf der Achse aufliegen lassen und auf der anderen Seite fixieren. Der Schlag wird so besser sichtbar.

Gruss
Erwin
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#8
Hallo Michael,

die Tonwelle ist das Herz einer jeden Tonbandmaschine.
Die kleinste Unebenheit hat kathastrophale Folgen.
Hier hilft nur der Wechsel oder eine Neuanfertigung.
Die Welle ist in die Schwungmasse eingepresst und lässt sich herausdrücken.
Eine neue Welle müsste gedreht und anschließend an den Passstellen auf Hundertstel genau geschliffen werden. Das kann nur ein Werkzeugmacher mit entsprechender Maschinenaustattung zuverlässig ausführen.

Bernd
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#9
Bernd hat recht, daß mit dem Richten kann man vergessen. Bevor die die Welle gerade kriegst gewinnst Du einen sechser im Lotto.

Das muss ein Fachbetrieb machen, der sich auf Rundschleifarbeiten spezialisiert hat. Nicht jeder Werkzeugbau kann das.
Michael(F)
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#10
Ich habe keine Ahnung wie wertvoll eine solche Bandmaschine ist. Eine Neuanfertigung einer solcher Achse wird auf jeden Fall einiges Kosten. Ziemlich sicher ist sie gehärtet und vielleicht sogar noch hartverchromt. Ein Ersatzteil ist sicher die einfachste und günstigste Lösung.

Erwin
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#11
Wenn Du das regulär bezahlen musst, dann wird es dreistellig. Man muss schon jemanden kennen der jemanden kennt. Lohnt sich nur bei raren Schätzchen. Wenn es E-Teile gibt lohnt das Nachdenken darüber nicht.
Michael(F)
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#12
Tonwellen von hochwertigen Bandmaschinen sind meistens individuell geformt. Sie sind speziell "zwischen den Spitzen" gedrehte Präzisionsteile.
Sie werden auch anschließend einsatzgehärtet (Oberflächenhärtung von einigen Zehntelmillimetern, 52...56 HRC) und dann auf einer Rundschleifmaschine auf Fertigmaß gebracht. Die Lagersitze werden je nach Lagerart auf "k"- oder "h"- Passungen geschliffen.
Anfans wurden die Wellen am oberen Ende sogar noch maschinell poliert, um bestmögliche Rundlaufeigenschaften zu gewährleisten. Außerdem konnte sich so am wenigsten Schmutz oder Bandabrieb an der glatten Oberfläche festsetzen, welcher ebenfalls den Gleichlauf negativ beeinflusste.
Manche Hersteller haben später das Abtriebsende auch mattverchromt oder galvanisch aufgerauht, damit wurde der schlechteren Friktion im Zusammenhang mit den moderneren kalanderten Bandoberflächen entgegengewirkt.

Bei den einfacheren Großserien- Heimgeräten hat man diesen hohen Aufwand nicht getrieben, hier kam als Tonwelle einfach ein Stück "Meterware" geschliffener Silberstahl (Passstift) zur Anwendung, welcher in die gedrehte und ausgewuchtete Schwungmasse "eingedrückt" wurde. Heute bekommt man im einschlägigen Stahlhandel auch gehärtete und oberflächenpolierte Stifte genauester Abmessungen zu kaufen, die diesem Zweck hervorragend dienen.
Deshalb ist der Ersatz einer solchen glatten Welle wesentlich unproblematischer.
Es ist aber auf richtiges Werkzeug (Dornpresse) zu achten, um die Welle bei der Montage nicht schon zu deformieren.

Bernd
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#13
Zylindrische Stahlstifte, gehärtet und geschliffen gibt es als sog. "Lochstempel" DIN 9861 zwar nicht als Meterware, aber in Längen von 60 bis 100 mm. Ablängen ist kein Problem (der Kopf muss sowieso weg). Die Durchmesser sind im relvanten Bereich von 3 - 8 mm fein gestuft, in 0,1-mm-Schritten. Aussenpassung ist h6. Wenn es um zylindrische Teile ohne Absätze geht, ist das eine gute Möglichkeit. Die sog. "Passtifte" sind auch eine Möglichkeit, es gibt sie aber nur in glatten Abmessungen.
Michael(F)
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#14
So. Schwungmasse ist gewechselt. Gerät läuft wieder einwandfrei.
Jetzt würde mich aber mal interessieren, wie groß diese Verbiegung oder Unwucht ist. Kann das jemand verläßlich messen?

Gruß
Michael
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#15
Ja, das kann man messen.
Wenn die Welle oben und unten eine "Zentrierung" besitzt, kann man sie "zwischen den Spitzen" z.B. einer Drehbank oder einer speziellen Meßeinrichtung aufnehmen und dann mittels einer Meßuhr am Außendurchmesser abtasten.
Dabei sollte die Welle mit der Hand gedreht werden, um zu sehen wo die größte Auslenkung (Unwucht) stattfindet. An diese Stelle legt man die Messuhr an und kann während des langsamen manuellen Drehens den minimalsten und den maximalsten Ausschlag an der Messuhr auf 1/100stel genau ablesen.

Besitzt die Welle hingegen keine Zentrierbohrungen, so kann man sie z.B. auf eine plane Unterlage (Tuschierplatte) legen und abrollen. Mittels einer Tiefenlehre (Messschieber) kann man nun das Höchstmaß bestimmen, mit welchem sich die Welle von der Unterlage abhebt. Hierbei erhält man aber nur den halben Betrag gegenüber der ersten Methode.

Es wäre auch möglich die Welle mit ihrem unteren Ende im Futter einer präzisen Drehbank einzuspannen, so daß das "schlagende" Ende herausschaut und mit der Messuhr abgetastet werden kann.

Michael F. hat, bzw. kennt sicher noch modernere Möglichkeiten.

Bernd
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#16
Die von capstan beschriebene Methode ist durchaus noch aktuell, es gibt sog. Rundlaufprüfvorrichtungen, die auf den von ihm geschilderten Methoden basieren. Statt abrollen auf einer Tuschierplatte kann man beide Enden in ein Prisma legen und - Luxusvariante - das Prisma durch Rollenpaare ersetzten. Die Welle wird gedreht, gesucht wird der Punkt des höchsten Ausschlages.

Natürlich geht das auch mit einer 3-D-Messmaschine, ist aber bei weitem nicht so effektiv und übersichtlich, lohnt also nur für die automatisierte Kontrolle einer laufenden Fertigung oder wenn unbestechlich protokolliert werden muss.
Michael(F)
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