Pegelsprünge beim Radio
#1
Nach der Lektüre der Texte dieser oder jener Forumskoryphäe habe ich den Eindruck gewonnen, dass im öffentlich-rechtlichen Rundfunk eine ziemliche Präzision in der Arbeit das Ziel war.

Deshalb wundert es mich ein wenig, dass es auf ein und demselben Sender (im speziellen Fall NDR-Info) starke Unterschiede im Pegel gibt, mit denen verschiedene Berichte oder Sendungen gebracht werden. Ich habe den Eindruck, dass dort an die 6dB Differenz zusammenkommen. Ich hatte es schon häufiger, dass ich Recorder einstelle und die aufgezeichnete Sendung anschließend deutlich unter der angepeilten Höchstausteuerung lag. Ebenso lag ich auch schon weit im roten Bereich, nachdem die Spitzen eigentlich bei 0dB hätten liegen sollen. Dies gilt selbstverständlich für den Vergleich Musik/Musik oder Sprache/Sprache.

Hat es System, dass z. B. Hörspiele mit niedrigerem Pegel als Nachrichten gesendet werden?

niels
Wer bei Stereoaufnahmen kein Gegenspur-Übersprechen haben möchte, sollte Halbspur-Maschinen verwenden.
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#2
Oh ja, es gibt, besser wohl, es gab da recht interessante "Richtlinien für die Aussteuerung im Hörrundfunk", zu denen sich (aus meiner hohlen Glaskugelhand zurückgeholt) Michael Dickreiter im Handbuch der Tonstudiotechnik (z. B. 4. Auflage, S. 192-193 und 5. Auflage, Band 1, S. 264-267) äußert. Er gibt damit Empfehlungen der Arbeitskommission der Hörfunkbetriebsleiter (1972) bzw. des IRT (für den Fernsehrundfunk, 1964) wieder, von denen aber durchaus abgewichen werden konnte und wurde.

Nachdem die Abstände der Sendefrequenzen im UKW-Band noch vor gar nicht sooo langer Zeit noch recht hoch waren, "laut gleich gut" auch noch nicht so unangefochten galt wie heute, war es ja zumindest beim Hörrundfunk verpönt, den UKW-Spitzenhub von 40 bzw. 75 kHz nur via Begrenzer einzuhalten. Dies ist heute nämlich nicht nur modisch, sondern leider auch notwendig, weil unter dem Dach 'UKW' ja eine beachtliche Dynamik zusammengeholt und genudelt werden will. Ohne dass man mehr Leute beschäftigte. Heute allerdings sind die Begrenzer auch besser als damals, verbiegen jedoch das Signal in ihrem, nicht im Sinne desjenigen, der einmal die Aufnahme machte. Rückschlüsse auf den ursprünglichen "Realbestand" sind daher heute nicht mehr möglich/statthaft.

Nachrichten wurden übrigens noch vor wenigen Jahren in den Normalprogrammen des Bayerischen Rundfunks völlig unbehandelt, direkt vom verstärkten Mikro in den Äther geblasen, was mitunter (digital gemessene) Spitzen zur Folge hatte, die weit über dem Normhub + 3 dB lagen. Über das damals noch laufende DSR reichten derartige Spitzen dann in die Begrenzung hinein ("kracks"), bei UKW konnte man den Wert gleichzeitig aber noch angenähert messen. Solange via DSR in der Musikmodulation nichts passierte, war das hinzunehmen, zwei Male allerdings habe ich mich in der Sache missliebig gemacht (offenbar als einziger....); ... ich schäme mich ja, dass ich geboren bin und gelobe, das auch nie mehr wieder zu tun.... Dafür gefiel mir die unbehandelte Nachrichtensprecherstimme allemal besser als das neuzeitlich elektronisch plastifizierte Geschwabbel, das einen heute "hörerfreundlich" aus dem Lautsprecher umschmeicheln soll. Ekelig, von der gottlob abgeklungenen Headsetmode einmal ganz zu schweigen.

Hans-Joachim
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