Dolby S und Typ 2 Bänder
#1
Hallo,

Ich habe gerade eine CD auf Cassette überspielt. Als Band nahm ich ein Typ 2 band von BASF ( Reference Master ).

Mit Dolby S ist nach korrektem Einmessen und Vergleich Vor - Hinterband ein Hochtonabfall, oder besser eine Verschleierung der Höhen hörbar.

Mit Dolby B und Dolby C ( welches übrigens am saubersten klingt) nicht.
Hat Dolby C nicht eine automatische Biasreduzierung bei hochtonreicher Musik?


Wenn ich Metalbänder verwende ist kein Unterschied hörbar.
An was kann das liegen?

Gruß Harald
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#2
Lieber Harald,

Dolby C ist ein zweifaches, hinereinandergeschaltetes 'sliding-band-system' mit reiner Kompressor-Expander-Wirkung oberhalb von 1 kHz (gebogene Kennlinien). Ein Zugriff auf die Vormagnetisierung findet nicht statt. Vereinfacht könnte man sagen, Dolby C bestehe aus zwei hintereinander geschalteteten DOLBY-B-Prozessoren.

Hast du deine Beobachtungen an ein- und demselben Gerät gemacht, das damit drei Dolby-Versionen besäße?

Die Dolby Labs Inc. neigte ab der C-Zeit immer mehr dazu (auch im professionellen Bereich, in dem ich mehr zuhause bin), die Abgleichnotwendigkeit der hauseigenen Prozessoren herunterzuspielen, weil dies beim konkurrierenden TelcomC4 (dB-lineare Kennlinien) nicht erforderlich war. Meine Erfahrungen (und die wissenschaftliche Einsicht stützt das natürlich dramatisch) gingen aber dahin, dass man bis zum wohl noch immer erhältlichen Dolby SR gut daran tut/tat, genauestens dafür zu sorgen, dass die Dolbyprozessoren bei Aufnahme und Wiedergabe mit exakt dem gleichen Pegel angesteuert wurden.

Höhenverluste, Rauschmodulation bedeuten bei DOLBY praktisch immer: Unzureichender Abgleich.
Oder aber Defekt. (Das hatte ich auch mal; bei einem prominenten Überspielstudio noch dazu ----. Ist aber verjährt.....)

Hans-Joachim
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#3
Zitat:harald postete

Mit Dolby S ist nach korrektem Einmessen und Vergleich Vor - Hinterband ein Hochtonabfall, oder besser eine Verschleierung der Höhen hörbar.

Mit Dolby B und Dolby C ( welches übrigens am saubersten klingt) nicht.
Hat Dolby C nicht eine automatische Biasreduzierung bei hochtonreicher Musik?

Wenn ich Metalbänder verwende ist kein Unterschied hörbar.
An was kann das liegen?

Gruß Harald
Rauschminderungssysteme bei Kassettengeräten haben nicht nur Vorteile und sind in der Fachwelt sehr umstritten, da ihre präzise Funktion von vielen Faktoren abhängig ist. Dolby-S ist ein sehr wirksames Rauschminderungssystem und stellt dabei höchste Ansprüche an die Einhaltung aller notwendigen Parameter.

Dolby-C beherbergt zwei hintereinandergeschaltete Dolby-B-Stretcher und ist damit schon Sorgenkind genug, um über einen längeren Zeitraum innerhalb der Spezifikation zu bleiben.

Es gibt wenige Hersteller deren Band-Einmesssysteme die Rauschminderungs-Schaltung mit in ihre Korrekturen einbeziehen, um deren Schwächen und Streuungen zu berücksichtigen.

Dolby-B ist das am wenigsten wirksame System und lässt damit die größten Toleranzen beim Einmessen zu, bevor sie akustisch hörbar werden.

Die Verwendung von Metalbändern (Reineisen) ermöglicht eine Verdopplung der remanenten Koerzitivfeldstärke, was einer möglichen Höhen-Aussteuerung auf +6dB entspricht und somit die Verwendung eines Rauschminderungssystems im Prinzip überflüssig macht. Die erzielbare Höhen- Dynamik steigt somit auf 200%.

Rauschmindrungssysteme greifen prinzipiell nicht in die Bias-Einstellungen ein.

Das ebenfalls von Ray Dolby entwickelte Dolby HX-PRO verbessert, unabhängig von der Rauschminderung, die Höhendynamik. HX-PRO regelt die Vormagnetisierung (Bias) bei Hochtonspitzen kurzzeitig zurück, damit sie optimal aufs Band kommen. Bei Wiedergabe ist HX-PRO, im Gegensatz zur Rauschminderung, nicht aktiv. Mit HX-PRO gemachte Aufnahmen sind also austauschbar.

Ich persönlich besitze Kassettendecks aller Generationen von Rauschminderungssystemen, verwende in der Praxis allerdings keines dieser Systeme, um eine unproblematische Austauschbarkeit der Kassetten innerhalb verschiedener Geräte zu gewährleisten.

Bernd
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#4
Hallo Hans-Joachim,

ich denke Harald meind das während Dolby-C heraus gekommene HX-Pro welches aber unabhängig von Dolby gearbeitet hat.

Im Übrigen besaßen alle, soweit mir bekannt, Dolby-S Cassettendecks auch die Varianten B+C.

Gruß
Jürgen

Nachtrag: Bernd war schneller
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#5
Hans-Joachim war wieder schneller!
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#6
"Die Verwendung von Metalbändern (Reineisen) ermöglicht eine Verdopplung der remanenten Koerzitivfeldstärke, was einer möglichen Aussteuerung auf +6dB entspricht und somit die Verwendung eines Rauschminderungssystems im Prinzip überflüssig macht. Die erzielbare Dynamik steigt somit auf 200%."

Da ist aber was arg daneben gegangen. Für die Aussteuerbarkeit in den Tiefen ist (faustregelartig!) die Remanenz zuständig, die Koerzitivfeldstärke für die bei kurzen Wellenlängen, also hohen Frequenzen. Nach typischen Datenblättern liegt die Remanenz eines hochwertigen CrO2-Bandes bei 175 mT, die eines Reineisenbandes bei 260 mT, die Aussteuerbarkeit also durchaus weniger als 6 dB höher: +3,5 dB gegenbüber +4,8 dB. Die Koerzitivfeldstärken verhalten sich wie 42 kA/m zu 78 kA/m. Während aber das CrO2-Band mit -60 dB rauscht (d.h., einen derartigen Geräuschspannungsabstand relativ zum Bezugspegel aufweist), bringt es das Reineisenband leider nur auf -56 dB, d.h., die CrO2-Dynamik liegt bei 66,5 dB, die des Reineisenbandes bei 61,1 dB. Anders sieht es bei der Höhenaussteuerbarkeit 10 kHz aus: CrO2 schafft -6,5 dB, Reineisen -1,2 dB (relativ zum Bezugspegel), und da lagen seine eigentlichen Stärken: bei 12,5 kHz gewann das Reineisenband mit +6 dB.

F.E.
ZEITSCHICHTEN, barrierefreier Zugriff im "GFGF-Buchladen", URL https://www.gfgf.org/de/b%C3%BCcher-und-schriften.html (ca. 240 MB)
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#7
Zitat:Friedrich Engel postete
die Aussteuerbarkeit in den Tiefen ist (faustregelartig!) die Remanenz zuständig, die Koerzitivfeldstärke für die bei kurzen Wellenlängen, also hohen Frequenzen. Nach typischen Datenblättern liegt die Remanenz eines hochwertigen CrO2-Bandes bei 175 mT, die eines Reineisenbandes bei 260 mT, die Aussteuerbarkeit also durchaus weniger als 6 dB höher: +3,5 dB gegenbüber +4,8 dB. Die Koerzitivfeldstärken verhalten sich wie 42 kA/m zu 78 kA/m. Während aber das CrO2-Band mit -60 dB rauscht (d.h., einen derartigen Geräuschspannungsabstand relativ zum Bezugspegel aufweist), bringt es das Reineisenband leider nur auf -56 dB, d.h., die CrO2-Dynamik liegt bei 66,5 dB, die des Reineisenbandes bei 61,1 dB. Anders sieht es bei der Höhenaussteuerbarkeit 10 kHz aus: CrO2 schafft -6,5 dB, Reineisen -1,2 dB (relativ zum Bezugspegel), und da lagen seine eigentlichen Stärken: bei 12,5 kHz gewann das Reineisenband mit +6 dB.

F.E.
Hm... Könnte man daraus nun folgern, das man bei Reineisenbändern Dolby B nicht deswegen nicht braucht weil sie weniger Rauschen, sondern weil Dolby B eh nur im Höhenbereich wirkt, wo Reineisen eine höhere Aussteuerbarkeit hat, was schwerer wiegt als das höhere Rauschen des Reinesens?

Wäre also ein nur im Hoch/Mitteltobereich arbeitendes System wie Dolby B besser für CrO2 Bänder geeignet, da diese weniger Rauschen als Reineisen und ein Breitbandiges Systen wie Telecom eher für Reineisenbänder da diese mehr Rauschen aber eine bessere Höhenaussteuerbarkeit haben?

Hm...
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#8
Zitat:capstan postete
....
Das ebenfalls von Ray Dolby entwickelte Dolby HX-PRO ...
Die "Credits" für HX-Pro gehen an Bang & Olufsen. Die haben dann eine Lizenz an Dolby vergeben, die es dann als Dolby HX-Pro vermarktet haben.
Dolby Labs hatte in dem Bereich auch geforscht, aber die "richtige" Idee hat jemand bei Bang & Olufsen gehabt (auf den HX-Pro Decks ist meistens auch vermerkt, dass es sich um ein B&O Patent handelt).

Ich such mal einen passenden Link in meiner Sammlung.

Edit:
Hier steht's genau:
http://www.beoworld.co.uk/hxpro.htm

Hier wird's erwähnt:
http://de.wikipedia.org/wiki/Bang_&_Olufsen


Ein bisschen OT:

Auto-Dolby
http://www.beoworld.co.uk/dolby2.htm

Eigentlich eine gute Idee... Leider anscheinend nur bei B&O Recordern eingesetzt, weshalb es dann wohl auch mehr oder weniger unbekannt ist.
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#9
Matze, sorry, bitte meinen Erguss nochmal lesen: Reineisenbänder rauschen kräftiger / stärker / lästiger! Das (mathematisch vermutlich) korrekte Minuszeichen hat schon Generationen von Messtechnikern in die Irre geführt.

Das war ja eben die Crux des Reineisen-Cassettenbands, dass es zwar überall dort gute Resultate lieferte, wo dauernd-hochpegelige "Signale" mit starkem Obertongehalt aufzuzeichnen waren, aber nie dort sein Geld wert war (buchstäblich!), wo es auf besonders gute Dynamik ankam. Konsequenterweise wurden weiterentwickelte Reineinsenpigmente auch das bevorzugte Material für Digital-Videoaufzeichnungen.

CDj74: Es gab auch einen Prozessor, mit dem Dolby HX beim Compact-Cassetten-Schnellduplizieren genutzt werden konnte, mit dem Ergebnis, dass die Duplizierer sich sagten: "Eisenoxid plus HX ist gleich gut, allerdings billiger, als CrO2-Band" - aber keine Antwort gaben, wenn man sie fragte, ob CrO2 plus HX denn nicht noch besser sei?

F.E.
ZEITSCHICHTEN, barrierefreier Zugriff im "GFGF-Buchladen", URL https://www.gfgf.org/de/b%C3%BCcher-und-schriften.html (ca. 240 MB)
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#10
Hallo,

Wie gesagt, mit Reineisenbändern funktioniert an meinem Pioneer Gerät neben Dolby B, Dolby C auch Dolby S super.

Mit Chrombändern beschneidet Dolby S die Höhendynamik bei sehr hochtonreicher Musik. Dolby B und C laufen dagegen einwandfrei.

Gruß Harald
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