Hui und Pfui
#1
Geräte der Unterhaltungselektronik haben stets ihres Preis gehalten oder wurden billiger...zumindest machte es den Anschein. Bei Tageslicht betrachtet wandelt sich dann manches Schmuckkästchen zu einem lieblos zusammengelöteten Plastikteil. Qualität kostet halt und da sind die Preise gestiegen, wie man es auch erwarten sollte.

Gestern hatte ich einen CD-Player geöffnet. Bislang waren mir Steckverbinder an den Flachbandkabeln bereits bekannt, dass man die Flachbandkabel aber auch dünn wie Papier machen kann und sie geradezu haltlos und ohne jede Führungshilfe in einen winzigen Schlitz auf der Platine stecken kann, war mir neu. Die Japse verblüffen immer wieder: da dachte man, es geht nicht mehr popeliger, da kam die SMD-Technik oder wie das heisst... Sad
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#2
Nichts ist so primitiv, als daß es durch einen Japaner nicht noch primitiver gemacht werden kann!
Michael(F)
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#3
Hallo Andreas und Frank!

Ich habe mal in alten Diskussionen gestöbert, diese erschien mir interessant.
SMD-Technik (surface mounted device) würde ich nicht als popelig (=billig) bezeichnen, ich entwickele selbst damit. Nicht selten sind Bauteile in Ausführung SMD sogar teuerer als konventionelle Bauteile mit Beinchen. Die SMD-Technik bietet einige Vorteile. Es entfällt das Bohren von Löchern, es ist eine deutlich höhere Packungsdichte zu erzielen. Sehr interessant ist die SMD-Technik bei Hochfrequenzschaltungen. Jedes Stückchen Draht eines Bauteils und auch Leiterbahnen bilden eine fast immer ungewollte Induktivität. Ich gehe sogar soweit, daß ich die wirklich kurzen Anschlüsse von SMD-Bauteilen bei Berechnungen/Simulationen manchmal mit einbeziehe. Ok, das ist Hochfrequenztechnik. Bei Audio muß man keine nennenswerte Rücksicht auf Längen von Anschlußdrähten oder Leiterbahnen nehmen. Erst wenn man 100 m Kabel zwischen Verstärker und Lautsprecher hat, könnte es ein Problem geben. Ich sehe die SMD-Technik durchaus als eine qualitative Bereicherung.
Die angesprochenen "Flachbandkabel", dünn wie Papier, haben durchaus Sinn, kein Billigkram. Man verzichtet auf extra Steckverbinder. Federkontakte in der Buchse greifen sofort auf die Kaschierung. Bei normalen Flachbandkabeln sind die einzelnen Adern mechanisch mit dem Steckkontakt verbunden. Der Steckkontakt ist ebenfalls mechanisch mit der Buchse verbunden. Der elektrische Kontakt wird also zweimal mechanisch hergestellt. Beim angesprochenen "Papierkabel" gibt es nur jeweils einen mechanischen Übergang pro Seite. Die Fehlerquelle mechanische Übergänge ist somit halbiert. Diese dünnen Leiterbahnen auf Folie haben noch einen weiteren Vorteil. Man kann sie mechanisch fast unendlich lange bewegen, solange man sie nicht knickt. Das ist bei CD-Spielern sehr wichtig. Die Abtasteinheit ist ja ständig in Bewegung. Normale Kabel würden da bald brechen.

Andreas, DL2JAS
Was bedeutet DL2JAS? Amateurfunk, www.dl2jas.com
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#4
Zitat:Michael Franz postete
Nichts ist so primitiv, als daß es durch einen Japaner nicht noch primitiver gemacht werden kann!
Der Trend zur gnadenlosen Kostenreduzierung in der Produktion kommt nicht aus Japan, sondern aus den USA. Die Asiaten und Europäer haben sich da lediglich angepasst. Bzgl. den Japanern entsteht in der Unterhaltungselektronik vor allem dadurch ein falscher Eindruck, daß sie im von Sparmaßnahmen besonders betroffenen Consumer-Bereich führend sind.
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#5
Zitat:timo postete
Zitat:Michael Franz postete
Nichts ist so primitiv, als daß es durch einen Japaner nicht noch primitiver gemacht werden kann!
Der Trend zur gnadenlosen Kostenreduzierung in der Produktion kommt nicht aus Japan, sondern aus den USA. Die Asiaten und Europäer haben sich da lediglich angepasst. Bzgl. den Japanern entsteht in der Unterhaltungselektronik vor allem dadurch ein falscher Eindruck, daß sie im von Sparmaßnahmen besonders betroffenen Consumer-Bereich führend sind.
Da hat Timo Recht, die Japaner generell als "Verprimitiver" hinzustellen, halte ich auch für falsch.

Wer geizgeil kauft, muß damit rechnen, ein einfach und kostensparend hergestelltes Produkt zu bekommen. Hochwertige japanische Geräte sind durchaus solide gebaut, sind aber dann nicht für Kleingeld zu haben.

Zudem möchte ich an ehemalige Hersteller von Lustelektronik aus Fürth und Eindhoven erinnern, die ihres Zeichens auch Meister im Einsparen waren und ebenfalls teilweise bedenklich labil aussehende Konstruktionen auf den Markt brachten.

Die Sparwut - durch den Konkurrenzkampf mitverursacht - hat in den letzten Jahren noch zugenommen, daher wage ich zu behaupten, dass europäische Geräte den asiatischen Standard hätten oder zumindest nahe dran wären. Zumindest in den unteren Preisklassen.

Frank ( darklab )
Frank


Wer aus dem Rahmen fällt, muß vorher nicht unbedingt im Bilde gewesen sein.
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#6
Warscheinlich werde ich jetzt als "Dipferlscheißer" bezeichnet, aber man sagt eingentlich nicht SMD Technik sondern SMT, denn Sourface Mounted Device bezieht sich auf die Bauteile, die Technik heißt selbst Surface Mounted Technology.
Wobei man eigentlich beides sagen kann, denn die Technik erkennt man ja in erster Linie an den Bauteilen.

SMT hat aber auch den Vorteil wenig platz zu brauchen. Wenn eine mehrlagige Platine verwenden kann statt mehrer Lochplatinen, bringt das schon eine enorme Platzeinsparung.
Grüße,
Wayne

Weil immer wieder nachgefragt wird: Link zur Bändertauglichkeitsliste (Erfassung von Haltbarkeit und Altersstabilität von Tonbändern). Einträge dazu bitte im zugehörigen Thread posten.
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#7
ich möchte euch ein kleines bsp. zu dieser smt(d) technologie erzählen. wie auch sonst- natürlich über ein jvc gerät.
eine videomaschine type s-vhs 5800eg. im ebay findet ihr momentan eine menge davon. meist mit ton oder bildproblemen. nun- bei dieser maschine wurde damals (ca. 1991) zum erstem mal die smd technologie verwendet.
ABER scheinbar wurden in der entwicklung zu wenig (langzeit)tests gemacht. die bauteile verabschieden sich immer mehr, vollkommen willkürlich. d.h. bei jeder maschine sind andere defekt. eine eingrenzung ist teilweise möglich. es beginnt meistens in hifi bereich und "frisst" sich dann im lauf der zeit weiter bis in den wiedergabeteil (beginnt mit störstreifen, endet nmit einem totalausfall..
ich habe damals so eine maschine neu gekauft. voriges jahr begannen dann die probleme. über den "billig" markt zur reparatur eingeschickt. kostenvoranschlag 840euro (ihr lest richtig...). habe einen kleinen wirbel geschlagen, gerät zurück. mit jvc professional habe ich einen guten draht, die übernahmen dann (es interessiert den profisektor selbst herauszufinden wo die ausfälle liegen). der techniker erzählte mir obiges. in der zwischenzeit hat er von mir eine 2. maschine (funktionierend) bekommen, nur so kann er die defekten bauteile eingrenzen.
summary: smd technogie ist zeitbegrenzt sehr gut. aber langzeitstabilität ist nicht gegeben

gruss, klaus
**** back to quality! ****
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#8
Zitat:The_Wayne postete
Warscheinlich werde ich jetzt als "Dipferlscheißer" bezeichnet...
Wow, was ist das denn... nie gehört! Ist das eine regionale Variante des "Korinthenkackers"? Smile

Gruß, Wolfgang (manchmal Erbsenzähler)
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#9
Ich mag dieses Zeugs nicht - es repariert sich mehr als besch...en!
Und deswegen kaufe ich persönlich für mich auch nichts neues, denn die Selbstzerstörung ist da schon systematisch implementiert. Das liegt nicht immer an der schlechten Qualität der Bauelemente sondern in allererster Linie daran daß gewisse Teile ganz bewußt unterdimensioniert werden. Getreu dem Motto: Was lange hält das bringt kein Geld!
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#10
Hallo Klaus!

Das sind Elektrolytkondensatoren. Ich hatte eine Videokamera von 1991, bei der es genauso war. Diese Elkos sind nicht unterdimensioniert sondern einfach Müll.

Uli
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#11
Ich würde nicht sagen, dass es an der mangelnden Qualität der Bauteile liegt, da gerade im Bereich der Technik und der großen Stückzahlen, ein ernormer Preisdruck herscht, es Zählt hier jeder Cent.
Wenn ich hier einmal an die sehr publik gewordene Problematik an defekten PC-Mainboards erinnern darf. In der Regel liegt dass eher an einer preiswerten Dimensionierung, welche gerade die Kondensatoren betreffen. Die Teile sind schweine teuer, da hier wie in Schaltnetzteilen üblich besonders ESR-Arme Typen verwendet werden müssen. Bei einer zu lockeren Dimensioniereung tritt einfach nach einer Weile der Domino-Effekt ein.
Abgesehen davon was will man mit einem Gerät aus dem digitalen Zeitaltern noch in 10 Jahren anfangen?
Die Entwicklungs und Leistungsteigerungen (durch höhere Integrationsdichten) bieten bei einem preiswerteren Gerät mehr funktionalität und Qualität als bei einem zehn Jahre älteren. Ich möchte hier z.B. an die ersten CD-Rekorder erinnern (6000,-EURO)
Mein Motto "Zitat" »Opa Deldok«: »Früher war alles schlechter. !!!!

Noa and Mira Awad
NOA Keren Or  
ESC
ESC Diva
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#12
zu JVC_Gratz

Langzeitstabilität ist durchaus bei Bauteilen SMD gegeben. Es kommt halt darauf an, wer wie billig die Bauteile herstellt. Jetzt wird ja fast nur noch mit Surface Mountet Technology hergestellt. Kein Wunder, daß sich da auch die Billiganbieter tummeln.
SMD's gibt es seit etwa 1970. Damals richtig teures hochprofessionelles Zeugs. Man fand sie auf Dickschichtschaltungen, Hybriden. Ganz ganz selten auf normalen Platinen. Normale Bestückungsautomaten konnten früher die kleinen Bauteile nicht genau genug greifen und positionieren. Damals war es ein technologischer Vorsprung, der für die billige Massenherstellung nicht interessant war. Ich denke, die damaligen Kunden kamen von der Raumfahrt (gut, klein, leicht) und der Hochfrequenztechnik. Bei hohen Frequenzen kann man nicht mehr sinnvoll mit bedrahteten Bauteilen arbeiten. Ein LNB 10 GHz oder eine Karte WLAN 2,4 GHz ist eigentlich nur mit SMD's oder noch kleiner realisierbar.

Andreas, DL2JAS
Was bedeutet DL2JAS? Amateurfunk, www.dl2jas.com
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#13
Gyrator, die Elkos waren wirklich alle Schrott. Dieser herstellungstechnische Unfall trat um 1990 auf, betroffen waren natürlich vorwiegend Heim- und Spaßgeräte. In Schaltnetzteilen werden Elkos hart rangenommen, sicher.
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#14
Zitat:wz1950 postete
Wow, was ist das denn... nie gehört! Ist das eine regionale Variante des "Korinthenkackers"? Smile

Gruß, Wolfgang (manchmal Erbsenzähler)
Ja, das kann man so sagen, der "Korinthenkacker" ist mir aber auch geläufig, jedoch denke ich gehört dieses Thema nicht in diesen Thread Smile

Zitat:MGW51postete
Ich mag dieses Zeugs nicht - es repariert sich mehr als besch...en!
Das stimmt, kann ich gut nachvollziehen. Das Anlöten selbst ist kein Problem, die Bauteile aber zu entlöten, ohne richtige Hilfsmittel, ist eine Katastrophe. Bei mehrfüßigen ICs oder gar Prozessoren kann einem da schon mal der Geduldsfaden reißen, wenn man die ersten Pins abgelötet hat, das Lot aber dann erstarrt ist bis man die letzten hat, und wenn man nicht aufpasst reißt man noch die "Lands" mit weg, dann ist Feierabend. Es gibt zwar spezille Lötkolbenaufsätze, die man nur über den IC drückt und dann kann man ihn wegziehen, sowas habe ich aber nicht und bei den verschiedenen Größen und Typen braucht man da einen Laster von.

Man sollte aber SMT nicht nur verfluchen, klar bei alten Geräten wird man seltener darauf stoßen und kann darauf verzichten, aber den PC, den wir wohl alle benutzen um hier ins Forum zu kommen würden wir wahrscheinlich nicht mehr unter den Schreibtisch bekommen ohne diese Technik und neuere Studiomaschinen, bei denen auch schon viel elektronik untergebracht ist, würden auch andere größen einehmem, wobei das hier wahrscheinlich nicht so tragisch wäre.
Und mit höheren Gerätekosten wäre das dann auch verbunden.
Grüße,
Wayne

Weil immer wieder nachgefragt wird: Link zur Bändertauglichkeitsliste (Erfassung von Haltbarkeit und Altersstabilität von Tonbändern). Einträge dazu bitte im zugehörigen Thread posten.
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#15
Anstatt in einen Schrank voll Lötkolbenaufsätzen zu investieren ist es billiger und einfacher die Mehrbeiner einfach zu zerstören und dann die Fragmente einzeln auszulöten. Biegsame Welle und ein paar diverse Kavitätenfräser und los gehts. Freilich braucht man auch eine Antriebsmaschine - der Markt ist groß!

Mich kotzt am meisten das Gefummel mit den Sehhilfen an. Sowas ist ätzend - gerade im ungünstigsten Augenblick beschlägt die Brille oder es Tropft etwas von der Stirn auf die Lupe. Grauenvoll!
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#16
Etwas verläßt es das Thema aber egal.

IC's SMD kann man ganz gut auf eine andere Weise ablöten. Erst mit Sauglitze möchlichst viel Lot entfernen. Dann eine Stecknadel oder Nähnadel nehmen (die guten sind aus Edelstahl und nehmen kein Lot an) und unter das zu entlötende Beinchen halten. Jetzt das Beinchen mit dem Lötkolben erwärmen und hochbiegen. Hat man den Dreh 'raus, geht das prima. Auf diese Weise habe ich schon einige Prozessoren sauber ausgelötet. Wichtig ist, daß das Lot gerade im Übergang von fest nach flüssig ist, dann zieht man auch keine Zinnbrücken hoch. Arbeitet man von rechts nach links, kann man das jeweils linke Beinchen als Hebel benutzen.
Schwierig wird es bei J-Beinchen, da hilft wirklich nur noch die Flex im Taschenformat.

Andreas, DL2JAS
Was bedeutet DL2JAS? Amateurfunk, www.dl2jas.com
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#17
An diese J-Beinchen hab ich hier auch gedacht. Das Lot sauge ich auch erst mit der Lötsauglitzte weg. Für einfachere Sachen habe ich eine Edelstahl Pinsette, da kann man die Beinchen auch gut wegbiegen.
Grüße,
Wayne

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