Wie werden Messbänder hergestellt?
#1
Liebe Tonbandfreunde

Ich bin dabei, mich in die Kalibrierung von Tonbandmaschinen einzulesen und möchte später selber meine Geräte korrekt einmessen. Gerätschaften und Messbänder muss ich noch organisieren.

Ich habe nicht im Sinn, selber Messbänder herzustellen, aber folgende Problematik interessiert mich:
Wie werden Messbänder hergestellt? Nur schon das Band für den absoluten Pegel verstehe ich nicht. Dazu braucht es doch eine Maschine, bei der alles stimmt, aber dazu braucht es doch wieder ein Messband.

Habe ich da etwas übersehen? Extra modifizierter Kopf, breitere Beschreibung etc. habe ich verstanden. Wer kann mir weiterhelfen oder eine Literaturstelle angeben?

Gruss Marcel
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#2
Hallo Marcel,

da kann ich Dir wärmstens diesen Beitrag hier von Peter Ruhrberg empfehlen:

https://tonbandforum.de/showthread.php?t...%C3%A4nder

Da steht eigentlich alles drin.

Grüße, Rainer
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#3
Hallo Marcel,

das Thema ist nicht trivial, aber das weißt (oder ahnst) Du eh bestimmt schon.

Grundsätzlich Bezugs- / Mess- / Prüf- / Test- / Justier- / Kalibrier-Bänder werden natürlich nicht von einem weiteren Band kopiert, sondern, zumeist in Vollspurtechnik, einzeln hergestellt und ggf. auch mit Schrieb überprüft.

Für die Definition der Bezugspegelmessung gibt es dezidierte Magnetismus-Messverfahren (siehe auch DIN 45520), wobei ich glaube, dass bei den einzelnen Bbezugsbändern mit Spannungs- bzw. Pegelmessung pragmatischer vorgegangen wird.
Für die Sinustöne zur Spalteinstellung bedarf es Aufnahmeköpfe und Bandpfad mit einer sehr geringen 90°-Winkelabweichung im Bereich von wenigen Winkelminuten oder gar -Sekunden sowie engtolerierter Köpfe mit definierten, engtolerierten elektrischen Eigenschaften, siehe auch DIN 45513.
Dann gibt es i.d.R. noch den Frequenzgangteil, bei welchem ich nur erahnen kann, dass man Band und EQ wohl sehr genau kennen muss...

Literatur finde ich auf die Schnelle nicht, jedoch hat Peter Ruhrberg, welcher auch Prüf- und Justierbänder selbst erstellt, hierzu bereits in einigen Beiträgen dazu geschrieben, z.B. dort:

https://tonbandforum.de/showthread.php?t...+und+heute
https://tonbandforum.de/showthread.php?t...der+damals

Schöne Grüße
Frank
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#4
(07.08.2023, 13:17)kesselsweier schrieb: Literatur finde ich auf die Schnelle nicht, jedoch hat Peter Ruhrberg, welcher auch Prüf- und Justierbänder selbst erstellt, hierzu bereits in einigen Beiträgen dazu geschrieben, z.B. dort:
https://tonbandforum.de/showthread.php?t...+und+heute
https://tonbandforum.de/showthread.php?t...der+damals

Ausführlicher im Anhang, ursprünglich ein Artikel von 2021 für die Vereinszeitschrift der "Analogue Audio Association".


Angehängte Dateien
.pdf   BBv19 m Bilder kursiv.pdf (Größe: 1.28 MB / Downloads: 64)
Grüße
Peter


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(Konrad Adenauer)
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#5
Danke erneut, lieber Peter.

Mein Lieblingszitat aus dem von Dir unter Literatur verlinkten Artikel "The Rise and Fall of Audio Tape at the BBC" lautet
"I soon understood that calibration tape production was a bit of a dark art:"
Cool
Schöne Grüße
Frank
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#6
Lieber Peter und Frank sowie Rainer

Genau was ich gesucht habe. Ich bin am Lesen, sehr beeindruckend.

Gruss und ein ganz grosses Dankeschön
Marcel
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#7
(08.08.2023, 10:29)kesselsweier schrieb: "I soon understood that calibration tape production was a bit of a dark art:"

Da hilft nur noch Professor Quirinus Quirrel (aus dem ersten Buch der Harry-Potter-Serie).
Grüße
Peter


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(Konrad Adenauer)
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#8
Peter, die Messbänder bekommst Du auch ohne einen verkleideten Voldemort hin. Aber wirf um Himmels Willen Snape aus dem Haus, falls er bei der Produktion anwesend sein sollte. Der stört nur die dunkle Magie :-)

Viele Grüße,
Martin
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#9
Lieber Peter



Jetzt habe ich alle deine Beiträge in Zusammenhang mit der Messbanderstellung gelesen. Sehr beeindruckend.




Eine Frage habe ich noch zu deinen Messbändern:


Habe ich das richtig verstanden, dass auch du zur Erstellung eine "ground truth", quasi ein Urmeter brauchst? Oder anders gefragt: Es existieren also Messbänder, die als die absolute Wahrheit definiert wurden und die dann in der Welt verteilt wurden? Wo sind die heute eingelagert und wer hat daruaf Zugriff?




Gelesen habe ich auch, dass du Tonmeister bist. Das war einmal ein Traumberuf von mir, konnte dies aber nicht realisieren, also habe ich Mathe und Physik studiert. Heute bin ich Dozi an einer technischen FH in der Schweiz, zusätzlich beschäftige ich mit Akustik und Schwingungstechnik, vgl. www.trefzerrosa.ch




In diesem Zusammenhang habe ich auch eine Kollektion von akustischen Messgeräten (Das blaue Kistchen oben rechts mit der Antenne ist übrigens eine Graupner RC-Fernsteuerung, die Rechenmaschinen in der Mitte würden mit etwas WD40 alle laufen):


[Bild: 2021-02-11%2012.40.09.jpg]

Der Commodore PET (oben links) ist übrigens voll funktionsfähig. Damit könnte ich nun schon bald die folgende Szene aus dem ReVox-Prüflabor (Bild aus Peter Hollenstein ReVox-Buch) nachstellen:


[Bild: ReVox%20&%20PET%20Commodore,%20Peter%20Hollenstein.jpg]



Oder, wie Uher in München mit B&K-Geräten (Bild aus Peter Remmerts Buch Die Geschichte der UHER-Werke München):


[Bild: Uher%20&%20B&K,%20Peter%20Remmers.jpg]



Jetzt lese ich weiter in Grundlagen der magnetischen Signalspeicherung von Horst Völz.



Gruss Marcel
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#10
(09.08.2023, 19:03)Marcel Steiner schrieb: Es existieren also Messbänder, die als die absolute Wahrheit definiert wurden und die dann in der Welt verteilt wurden? Wo sind die heute eingelagert und wer hat darauf Zugriff?

Es ist sehr unwahrscheinlich, dass solche Aufzeichnungen noch bei der PTB hinterlegt sind, immerhin ist die analoge Magnetbandtechnik spätestens mit der Auflösung der EMTEC größtenteils Geschichte.

Ich besitze eine Reihe von Bezugsbändern, die sich in absolutem Bandfluss und Frequenzgang nur minimal unterscheiden. Diese benutze ich als meine Referenz.

Den Bandfluss habe ich geklont und auf 1000 m Wickeln gespeichert. Frequenzgang und Spalteinstellung werden mit jedem Bezugsband aus meiner Produktion neu justiert.

Datenblatt als Beispiel im Anhang.


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Grüße
Peter


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