AEG AW2
#1
Hallo,

nachdem im Rahmen meiner Suche nach Posso Bobbys viel über die AEG AW2 geschrieben und ich in der Suche kein Thema zu diesem Gerät gefunden habe, hier mal eine Superkurzvorstellung.

   


Das Gerät ist ein 2 Spur Röhrengerät, das nach verschiedenen Quellen ab Mitte 1950 (so z.B.: Funkschau 1950, Heft 24 Seite 425) als Heimtonbandgerät beworben wurde. Es verfügt zwischen 19 und 38 cm/sek umschaltbare Geschwindigkeiten und ist natürlich noch Mono. Einen schnellen Vorlauf hielt man trotz des damaligen exorbitanten Preises von ab 1450 DM (!) für überflüssig. Es besitzt die damals modernen Rimlockröhren.

Offenbar bastelte AEG noch selber viel daran herum, da es verschiedene Ausführungen gab, z.B.: für die Aufnahme/Wiedergabeumschaltung, die erst später so elegant ausgebildet wurde, wie oben abgebildet, also mit einem "fetten" Drehknopf um die Aussteuerungsanzeige EM 11 herum.

Angeboten wurden eine "Schatulle für das Heim", also ein herausziehbares Einbaugerät zu einem vorhandenen Radio und als "Ein Koffer als Webbegleiter" zusammen mit einem zusätzlichem teuren Zusatzgerätz AW2z, mit dem es laut Werbung "eine besonders hohe Klangqualität" erreichen würde. Eine Truhe mit eingebautem Verstärker wurde auch beworben.

Arno
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#2
Big Grin 
So weiter geht's Big Grin ,

das Gerät wurde mit heimtonbandtypischen Angel  25 cm  Bandtellern ausgeliefert, später gab es auch geeignete Spulen mit AEG Aufnahme.

Entgegen fast überall gelesenen Ausführungen, kann man aber auch problemlos moderne Dreizackspulen bis 25 cm auflegen, wenn man die ARG Bandtellerbefestigung abschraubt und auch deren Sockel abzieht, was problemlos per Hand möglich ist (zumindest bei meinem).

               

Irgendwo habe ich schon mal Befestigungsschrauben für Dreizackspulen gesehen. Ich weiß aber nicht, ob die original waren. Die Dreizack-Befestigungsschrauben für die M15a passen, aber auch ohne hatte ich nie Probleme, da das recht streng sitzt.


Arno
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#3
Abschließend zur Mechanik noch ein nettes Detail:

   

Das steht auf der abnehmbaren Abdeckung der Andruckrolle, die so massiv ist, dass man auch jemand damit erschlagen könnte.
In der Tat soll der Motor alle 20 Betriebsstunden geölt werden, wofür dieser darunterliegende Motoröler dient.

   

Allein dafür liebe ich das Gerät.

Mit modernem Bandmaterial bei 38 cm/sek klingt das Gerät überaus anständig, deutlich besser als es das Jahr 1950 und die Werksangabe von einem Frequenzumfang von 40 bis 12.000 kHz erwarten lässt. Die 40 Hz sind allerdings definitiv mit modernem Bandmaterial nicht zu erreichen und ich drehe da an meinem Mischpult gern den 80 Hz Regler etwas hoch.

Ach ja: Das Gerät hat wie einige andere Geräte dieser Zeit keinen Aufnahmeverstärker, so dass das aufzunehmende Signal schon 30 V (nicht mV !) an 3 KOhm Innenwiderstand haben sollte. Auch die Mikrofonbuchse in der Mitte ist eher ein Spielzeug, da sie nur die Nutzung zu einer Ansage in der Wiedergabestellung des Geräts ermöglicht.

Alles andere läuft entweder über ein an anzuschließendes Radiogerät mit Hochvoltausgang oder besagten Zusatzkoffer, den ich als hässlichstes Gerät, das ich überhaupt kenne, zu meinem Avatar gemacht habe.

Beste Grüße
Arno
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#4
Hallo Arno,

nur als Anmerkung: das Arbeitsgebiet "Magnetophon" wurde zum 01.10.1954  konzernintern an Telefunken übergeben. Das AW2 ist also noch AEG, ganz ohne Telefunken.

Vor Jahren besuchte mich durch Vermittlung von Friedrich Engel jemand, der ein AW2 in hervorragenden Zustand und dazugehörige Bänder geerbt hatte. Die Bänder stammten aus dem Nachlass  eines Komponisten, der mit der AW2 seine Werke aufgenommen hatte. Er wollte wissen, ob die Bänder noch brauchbar seien, deshalb
haben wir diese Bänder auf einer M20 abgehört: die Bänder waren noch einwandfrei und es war für unsere an heutige (und gestrige, wenn auch noch nicht so alte) Wiedergabequalität gewöhnte  Ohren schon erstaunlich, was da aus dem Lautsprecher kam....

Viele Grüße

Frank
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#5
Die Befestigungsschrauben hast Du bei mir gesehen. Ich hätte noch ein Paar, wenn Du möchtest .....

Manni
3 Dreher und ca. 38 Tonbandgeräte an drei Anlagen ............  Rolleyes
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#6
(23.10.2021, 19:11)Frank Stegmeier schrieb: Hallo Arno,

nur als Anmerkung: das Arbeitsgebiet "Magnetophon" wurde zum 01.10.1954  konzernintern an Telefunken übergeben. Das AW2 ist also noch AEG, ganz ohne Telefunken.

Hallo Frank,

peinlich, peinlich. Sick Sick

Du hast ja so Recht  Im Text habe ich ja auch immer AEG geschrieben, nur bei der Überschrift hat die im Kopf festsitzende Assoziation Tonbandgerät und Telefunken erbarmungslos zugeschlagen.

Also wenn einer der netten Administratoren in der Lage wäre, aus dem Thema ein "AEG AW 2" zu machen ?
Ich habe hier keine Möglichkeit gefunden, mein Thema zu ändern.

Danke

Arno
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#7
Hallo Arno,

(23.10.2021, 19:32)R2R schrieb: Also wenn einer der netten Administratoren in der Lage wäre, aus dem Thema ein "AEG AW 2" zu machen ?
Ich habe hier keine Möglichkeit gefunden, mein Thema zu ändern.

habs geändert. Du kannst Deine Beiträge innerhalb einer gewissen Zeit (ich glaube, es waren 48h) selbst editieren, und da auch beim Startbeitrag des Threads den Titel ändern.

Viele Grüße
Andreas
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#8
(23.10.2021, 17:51)R2R schrieb: Mit modernem Bandmaterial bei 38 cm/sek klingt das Gerät überaus anständig, deutlich besser als es das Jahr 1950 und die Werksangabe von einem Frequenzumfang von 40 bis 12.000 kHz erwarten lässt....

12000 kHz sind doch recht beachtlich und die werden selbst von einem modernen Gerät nur selten erreicht Wink Tongue !

Ich habe mich schon gefragt, was du da für ein hässliches "Radio" als Avatar hast, nun weiß ich Bescheid.

Gruß
Holgi
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#9
Big Grin 
Hallo Holgi,

Deine Anmerkung war ein schwerer Fehler. Jetzt kommen ein paar Fotos von dem hässlichen aber seltenen Gerät Big Grin .

   

Es hat dieselbe Größe, wie die Bandmaschine, für die Rückseite gibt es einen Deckel, wie für die Bandmaschine, die Front kann man mit einem Holzeinsatz verschließen.

Der linke Knopf schaltet die 4 Eingänge Mikrofon 200 Ohm Großtuchel, Ortssender AM ohne Skala, 1,55 Volt Eingang und Wiedergabe Tonband (Reihenfolge aus dem Kopf), der mittlere ist der Aufnahmeregler, mit dem rechten kannst Du die Lautstärke zum Mithören bei Aufnahme einstellen (Vorband, da die AW 2 nur einen Aufnahme/Wiedergabekopf hat).

Die Ausgabespannung beträgt die von der AW 2 benötigten 30 Volt, die von einer EL 41 bereitgestellt werden, die auch den eingebauten Lautsprecher versorgt.
Der Kasten ist weitgehend leer, besitzt aber einen erstaunlich großen Lautsprecher.

   

Die Rückseite bleibt beim Betrieb offen, die abgegebene Leistung auf den Riesenlautsprecher sind 2 Watt bei 3 % Klirrfaktor. Dennoch ist das Gerät ordentlich laut. Es sind immerhin 4 Röhren (EBF 11, 2x EF 12, EL 41) verbaut.
Der schwarze Knopf rechts neben der Mikrofonbuchse dient zur Abstimmung des eingebauten Empfängers, auch ein 1,55 Volt Ausgang und einen Anschluss für einen externen Lautsprecher ist vorhanden (Alles Banane).

Da das Gerät einen mit einem Übertrager galvanisch getrennten Eingang hat, hängt es ebenso wie die AW2 für die Wiedergabe (meine hat einen Ausgangsübertrager, der aber wohl nicht immer verbaut wurde)   an meinem Mischpult und ist daher jederzeit aufnahmebereit.

Beste Grüße

Arno
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#10
Hallo Arno,

schöne Beschreibung, vielen Dank

Die Ausführung des magischen Auges ähnelt sehr der am Lorenz Heimstudio, wer hat da von wem abgekupfert ?

   

MfG, Tobias
Strom kann erst dann fliessen, wenn Spannung anliegt.
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#11
Danke für die Beschreibung des hässlichen Geräts!
Sehr interessant.
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#12
Hallo Arno,
obwohl ich selbst eine AW2 habe, war mir der Zusatzverstärker-Koffer nicht bekannt. Danke für Denen schönen Bericht.

Wenn der Aufnahmeverstärker noch so eingestellt ist, wie Annodunnemals, dann ist es kein Wunder, daß Du reichlich Höhen hast bei Neuaufnahmen auf einem moderneren Band.
Die 12 kHz mußte das Gerät damals mit Bändern wie L-extra und Genoton (beides Massebänder) oder LGH (Schichtband) schaffen. Deren Höhenempfindlichkeit war deutlich geringer als zum Beispiel PER 528. Der Herr Müller von Agfa hat da zum Teil Differenzen von über 20 dB bei 10 kHz gemessen. Die Wiedergabeentzerrung für 38 cm/s hat sich in Deutschland bis zum Schluß eigentlich ja nicht geändert.

Noch krasser wird es, wenn man auf eine T9, die auf das damalige Bezugsband für 76 cm/s (Agfa F-Band) eingemessen ist und damit die Rundfunkanforderung von damals für die UKW-Sender von 15 kHz erfüllen mußte, ein PER 528 auflegt und mit 76 aufnimmt.. Die Aufnahmen bestehen dann gefühlt nur noch aus überbetonten Obertönen.
Das habe ich als Kind auch mit der Grundig TK32 meines Vaters ausprobiert. Ich habe an dem Gerät so lange herumgpfriemelt, bis ich auch im schnellen Vorlauf aufnehmen konnte. Da hatte dann jedes Band reichlich Höhen.
Wenn man jung ist, sind Höhen ja das Maß aller Dinge.

An dem Bild mit den Superwickelkernen R48c kann ich mich gar nicht satt sehen.

Meine Glückwünsche dazu. (Was mußt Du für eine schöne Grabbelkiste haben, daß da so tolle Sachen drinnen sind).

Viele Grüße
Manfred
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#13
Auch von mir ein Dankeschön für die Vorstellung dieses seltenen Modells.
Das gute Stück und auch sein Verstärkerkoffer sind ja beide in phantastisch gutem Zustand.
Gibt es auch Bilder vom Inneren des AW2?

Gruß
TSF
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#14
(24.10.2021, 13:25)Magnettonmanni schrieb: An dem Bild mit den Superwickelkernen R48c kann ich mich gar nicht satt sehen.

Viele Grüße
Manfred

Hi Manfred, wenn Du möchtest könntest Du einen 48b und einen 48c von mir bekommen-falls Interesse besteht.

Hi Arnos, schöne Gerätevorstellung, danke dafür.
Viele Grüße,

Matthias
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#15
(24.10.2021, 14:39)TSF schrieb: Auch von mir ein Dankeschön für die Vorstellung dieses seltenen Modells.
Das gute Stück und auch sein Verstärkerkoffer sind ja beide in phantastisch gutem Zustand.
Gibt es auch Bilder vom Inneren des AW2?

Gruß
TSF

tja... obwohl ich da schon einiges repariert habe (Keilriemen, Bremsbänder, EL 41 neu, Selendiode erneuert ua) möchte ich es eigentlich ohne Not nicht aufmachen, da geht doch gerne mal was kaputt.

Ein Foto habe ich aber noch auf meiner Basteleckenkamera gefunden, das vielleicht einen kleinen Eindruck von der Technik des Geräts vermittelt. Bei den Röhren war man sparsam und hat außerhalb des Netzteils nur eine EF 40, EL 41 und EM11 sowie eine Selendiode verbaut. Letztere war auch prompt hin.

   

Gruß
Arno
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#16
(24.10.2021, 13:25)Magnettonmanni schrieb: Wenn der Aufnahmeverstärker noch so eingestellt ist, wie Annodunnemals, dann ist es kein Wunder, daß Du reichlich Höhen hast bei Neuaufnahmen auf einem moderneren Band.

Hallo Manfred,

an der Vormagnetisierung habe ich schon etwas rumgedreht, bis es vernünftig klang (von Einmessen möchte ich da nicht sprechen). Als Bandmaterial hat sich bei mir merkwürdigerweise das SM 911 sehr bewährt, obwohl das ja eigentlich das fernstliegende überhaupt ist.

Ich hatte noch Bobbys mit gebrauchtem SM 911 herumliegen, für die ich sonst keine Verwendung hatte und habe sie daher einfach mal draufgelegt. Um die wäre es bei mir nicht schade gewesen, weil ich keine darauf eingemessene Maschinehabe und "dickes" Standardband sollte es angesichts des zu ölenden Monstermotors mit dicken Keilriemen schon sein Shy . Höhen und Mitten passen, soweit man das ohne Messungen feststellen kann. An der leichten Bassschwäche "ganz unten"  könnten auch die Übertrager im Eingang des Aufnahmekoffers und am Ausgang der AW2 beteiligt sein.

Letztlich ist mir das aber ehrlich gesagt auch egal. Für möglichst guten Klang habe ich andere Geräte und eine AW 2 muss nicht mit einer Revox C 270 konkurrieren. Auch ein PKW- Oldtimer muss schließlich keine 250 km/h auf dem Nürburgring schaffen. Besser als unser gar nicht mal so billiges DAB+ Küchenradio von einem namhaften deutschen Hersteller klingt sie allemal.

Ich danke allen für Euer Interesse

Arno
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#17
Hallo Matthias,

vielen Dank für Dein Angebot. Ich bin sehr daran interessiert und werde Dir ein PN schicken.

Viel Grüße

Manfred



Hallo Arno,

das Band SM 911 ist gar nicht so abwegig, wie Du meinst.
Es hat eine ziemlich dicke Magnetschicht und dann bekommt man mit breiten Aufnahmekopfspalten ordentlich Dampf aufs Band bei geringem Klirrfaktor.
Der Kombikopf wird nicht die Sprechkopfspaltbreite von damals haben, sondern eher die Spaltbreite der damaligen Hörköpfe (10-12 um). Das ist gemessen an den Spalten der späten Heimstudiogeräte immer noch wie ein Scheunentor. Wenn Du dir da das Klirrfaktorminimum  mit der Vormagnetisierung suchst, kannst Du da erstaunliche Ergebnisse erzielen.

Aber Du hast ja recht. Brauch kein Mensch, für solche Versuche hast Du ja bessere Versuchsobjekte.

Ich stelle bei solchen Versuchen immer wieder fest: Die Altvorderen waren nicht doof.

Viel Grüße und weiterhin viel Spaß an der alten Technik

Manfred
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