Kondensator ersetzen - womit?
#1
Moin,

ich brauche Hilfe für meine mangelhaften Elektronikkenntnisse:

Bei meiner Akai GX215D läuft alles super - zwei Minuten lang. Danach verliert der Capstan an Kraft - bis zum Stillstand.

Googel sagte: suche nach Kondensatoren beim Motor und ich fand:

   


Es gibt 12x 100nF/250V - einer ist verbrannt - und 1x 470nF/250V,


Jetzt die Fragen:

- Alle ersetzen oder nur den verbrannten? (Bauchgefühl: alle) Auch den 470er?

- Sind diese als Ersatz geeignet: https://www.reichelt.de/funkentstoerkond...l_10&nbc=1

- gibt es noch andere Bausteine, die sinnvollerweise auch erneuert werden sollten?

- muss ich noch andere mögliche Fehlerursachen prüfen oder erstmal die Kondensatoren tauschen und dann wieder testen?

Danke & viele Grüße
Boris


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#2
Moin Boris,

unbedingt alle ersetzen! Das sind ja die berüchtigten Rifa-Knallfrösche und alle haben bereits Risse im Gehäuse.

Ob die verlinkten von Reichelt als Ersatz geeignet sind, hängt vom Rastermaß ab: Sollte das nicht übereinstimmen und die alten Exemplare haben bspw. 15 oder 20 mm, dann solltest du dir lieber Ersatztypen mit langen Anschlussdrähten suchen. Es ist kein Vergnügen, diese kurzen Drahtstummel passend zu biegen, ganz zu schweigen von der Gefahr, dass sie dann zu kurz werden... Bei längeren Drähten hat man da deutlich weniger Frust.

Ich würde alle tauschen und dann nochmal eine Funktionsprüfung machen, bevor ich nach weiteren Fehlerquellen suche!

LG
Holgi
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#3
Moin Holgi,

das Rastermaß stimmt - Bestellung ist raus.

Kann ich beim Tausch von Entstörgrundensatoren davon ausgehen, dass Kapazität, Spannung uns Rastermaß passen müssen - dann kann ich jeden X2-Kondensator nehmen? Ich habe nicht gefunden, was das kleine (a)X bedeutet.

Viele Grüße
Boris
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#4
Hallo Boris,

die gezeigten Kondensatoren haben mit mit größter Wahrscheinlichkeit nichts mit der nachlassenden Geschwindigkeit des Capstan zu tun.
Sie dienen allenfalls der Entstörung oder Vermeidung von Schaltfunken.

Wenn der Motor einen Motorkondensator hat, dann ist das ein Elko mit einigen µF Kapazität.

MfG Kai
Nachtrag: Inzwischen habe ich mal in das Service Manual geschaut:
Der Capstan-Motor soll bei 50 Hz einen Motor-Kondensator mit 3 µF/250V haben. Eingebaut ist ein Doppel-Kondenator mit 1 & 2 µF. Bei 60 Hz werden nur die 2 µF verwendet. Bei 50 Hz wird der 1 µF parallel geschaltet.
Die Wickel-Motore werden über einen Doppel-Kondensator mit 4 & 4 µF/250V versorgt.
Wenn die nicht richtig arbeiten, kann es den Capstan auch überfordern.
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#5
GBoris,'index.php?page=Thread&postID=267534#post267534 schrieb:Kann ich beim Tausch von Entstörgrundensatoren davon ausgehen, dass Kapazität, Spannung uns Rastermaß passen müssen - dann kann ich jeden X2-Kondensator nehmen? Ich habe nicht gefunden, was das kleine (a)X bedeutet.
Ja, du kannst jeden X2 nehmen, dessen Spannungsfestigkeit ausreicht. Früher, bis in die 1980er, gab es nur X und Y. Die verschiedenen Abstufungen X1/X2... kamen erst später. Deswegen nur ein X auf den Rifas.
Und Kai hat natürlich recht: Motorkondensatoren sind das nicht. Da solltest du nochmal nach einem größeren zylindrischen oder (bei japanischen Geräten häufig) quaderförmigen Teil suchen, das meist direkt am Chassis angeschraubt ist. Diese Kondensatoren sind auch nicht gerade winzig... Elkos sind es aber nicht, sondern bei älteren Geräten meist Metall-Papier-Typen (MP), später Kunststofffolienkondensatoren.

Und gleich vorweg, falls diese Frage kommt: solche Doppelkondensatoren sind nicht mehr handelsüblich. Da du die Maschine ja sicher nur an 50 Hz betreiben wirst, nimmt man dann einen 3 µF-Kondi (für den Tonwellenmotor). Etwa diesen oder diesen....
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#6
hannoholgi,'index.php?page=Thread&postID=267537#post267537 schrieb:Elkos sind es aber nicht, sondern bei älteren Geräten meist Metall-Papier-Typen (MP), später Kunststofffolienkondensatoren.
Das stimmt natürlich (meistens)...
Allerdings firmiert für den Laien bzw Newbee alles im Alu-Becher als Elko (außer bei Bierdosen) Big Grin .

MfG Kai
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#7
Gefunden habe ich also die gelb umrandeten "Knallfrösche" und die rot umrandeten muss ich suchen... geht gleich los.

   


Im Netz habe ich einen ganz ordentlichen Farbscan des SM gefunden - leider mit zerschnittenen Zeichnungen. Die sind jetzt wieder zusammengesetzt und die PDF steht im Downloadbereich.
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#8
Rechts neben deinem Bildausschnitt befindet sich der 4 & 4 µF Kondensator, von dem je ein 4 µF einen Wickel-Motor versorgt.

MfG Kai
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#9
    Das dürft erst einmal die 2+1 sein?

   
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#10
   

1+2 und 2+2 gefunden.

Gibt es den 2+2 noch als Doppelkond4nsator oder muss ich zwei Stück nehmen?
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#11
In meiner Version des Service-Manuals gibt es drei Schaltungen.
In der lesbaren gibt es einen 4 & 4 µF/250V Kondensator.
In Schaltung 2 und 3 ist der zweite Wert klar als 4 µF erkennbar, der erste ist entweder eine 1 oder eine unvollständig kopierte 4.
2 & 2 taucht nicht auf.
Ist das in deiner Version des Service Manuals anders ?

Falls nicht wäre unklar, ob 2 & 2 µF richtig ist.
Wenn man keine weiteren Informationen findet, kann man es empirisch ausprobieren, mit welchem Wert die Motore mehr Drehmoment entwickeln.
Bei einer preisgünstigen Qoelle für Motor-Kondensatoren (Pollin) gibt es keine Doppel-Kondensatoren, nur zwei Anschluß- (Draht oder Polschuhe) oder Spannungs-Varianten.

MfG Kai
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#12
Sorry, Tomaten auf den Augen: 4+4 ist richtig

   
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#13
Bevor ich da wild das Tauschen anfange, würde ich die erst mal durchmessen. Eigentlich sind diese Dinger recht robust und gehen nur sehr selten kaputt. Und wenn nur der für den Capstan defekt ist, würde ich den anderen lassen wie er ist, schon, weil es diese Bauform nicht mehr gibt und diese Befestigung mit der Schelle auch nicht. Unnötiges Basteln kann man sich doch sparen, oder? Huh
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#14
Wenn der Capstan Motor-Kondensator Kurzschluß oder viel zu wenig Kapazität hätte, hätte der Motor von Anfang an ungenügendes Drehmoment und nicht erst nach zwei Minuten.
Da müßte man schon auf eine besondere Defektart schließen, die sich erst nach 2 Minuten zB erheblicher Erwärmung einstellt.
Wahrscheinlicher wäre da eher ein klebriger werdender Bandpfad oder ein Nachgeben des Andrucks der Andruckrolle.
Bessere Strategie wäre also das Messen der Kapazitäten.
Allerdings kostet ein Kapazitäts-Meßgerät etwas mehr als ein paar Motor-Kondensatoren zum Austausch auf Verdacht.
Ob der Defekt damit aber beseitigt wird, ist völlig unklar.

MfG Kai
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#15
Wie sieht es mit dem Öl im Capstanmotor aus? Da ist doch bestimmt ein Ölreservoir in Form eines Filzes am Lager. Wenn sich die Welle durch die Erwärmung ausdehnt und kein Öl mehr am Lager ist, kann der Motor auch langsamer werden.
Bei meiner damaligen GX4000 war das Lager total trocken und der Motor lief langsam. Mit dem Motorkondensator hatte ich dagegen kein Problem.
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#16
Moin,

gestern waren die Entstörkondensatoren in der Post und ich hatte endlich auch wieder etwas Zeit:

Die Capstanwelle mit Schwungmasse habe ich ausgebaut und mit frischem Öl wieder eingesetzt, das war nicht das Problem. Ich habe übrigens noch nie ein so sauberes Gebrauchtgerät gesehen. Nicht ein Staubkorn oder eine Riefe! Ich muss das mal Photographieren, es sieht wirklich aus, wie frisch aus der Fabrik.

Danach habe ich die 12+1 Entstörkondensatoren gewechselt. Fünf davon waren defekt (keine Anzeige der Sollkapazität), zwei mit Brandspuren. Bei den verbleibenden (trotzdem ausgetauscht) zeigt mein Messgerät eine Kapazität von 140nF - es sollten 100 sein. Ist das Normal oder ist mein Messgerät zu billig?

Damit ist das Gerät jetzt Rifa-frei. (Ist das ein sinnvolles Vorgehen für alle Altgeräte - auch wenn sie laufen?)

Auswirkung auf die Funktion: Der Capstan-Motor läuft jetzt gar nicht mehr.

Das würde ich allerdings als gutes Zeichen werten. Da die gewechselten Kondensatoren dies vermutlich nicht bewirkt haben (und ich habe beim Löten auch eine "neuen Verbindungen" geschaffen) kann als Ursache eigentlich nur die vielen Bewegungen an der Platine herhalten. Dort sind die Verbindungen zu den Motorkondensatoren einfach nur durch Pins ausgeführt, die mit Kabel stramm umwickelt sind - eine Verbindungsart, der ich sehr misstraue.

Da will ich jetzt heute Abend ran gehen und Lötverbindungen herstellen. Außerdem muss ich den Motorkondensator noch prüfen.

Frage: ist die Kapazitätsprüfung mit einem einfachen Multimeter ausreichend?

Bei den Messungen der alten Kondensatoren habe ich bei den defekten entweder eine konstante Anzeige von Null gehabt oder ein Verschwinden der 0.00-Anzeige und stattdessen eine 1 am linken Rand. Wie sind die Ergebnisse zu Interpretieren? Einen echten Kurzschloss mit null Ohm habe ich bei keinen festgestellt. Lediglich einer zeigte einen Widerstand von 100 Ohm. Vermutlich müsste ich mein Baumarkt-Multimeter mal gegen ein richtiges Messgerät austauschen.


Viele GrüßeBoris
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#17
GBoris,'index.php?page=Thread&postID=267804#post267804 schrieb:zeigt mein Messgerät eine Kapazität von 140nF - es sollten 100 sein.
Der Wert ist unkritisch. Das Gerät funktioniert auch ganz ohne, es brennen dann nur im Lauf der Zeit die Relaiskontakte durch Funkenbildung beim Abschalten von Spulen ab.

Kann dein Gerät 3 µF messen ?
Ein 3 µF Motorkondensator kostet bei Pollin aktuell 2,19 € (mit Flachsteckern) oder 2,49 € (mit Anschlußleitung).
Hättest du auch schon mal beschaffen können. Das einfachste LCR-Messgerät kostet ~ 30 €.

GBoris,'index.php?page=Thread&postID=267804#post267804 schrieb:sind die Verbindungen zu den Motorkondensatoren einfach nur durch Pins ausgeführt, die mit Kabel stramm umwickelt sind
Wenn es sich dabei um Wire-Wrap Pins und Drähte handelt, ist das eine sehr sichere Verbindungstechnik, die sich in der Industrie/Entwicklung in der Prototypen-Herstellung vielfach bewährt hat. Das gilt nicht für um Lötösen gewickelte Litze.

GBoris,'index.php?page=Thread&postID=267804#post267804 schrieb:entweder eine konstante Anzeige von Null gehabt oder ein Verschwinden der 0.00-Anzeige und stattdessen eine 1 am linken Rand. Wie sind die Ergebnisse zu Interpretieren?
Das mußt du in der Bedienungsanleitung deines Multimeters nachlesen.
Wenn du der Kapazitäts-Anzeige mistraust, mußt du sie mal mit ein paar präzisen Kondensatoren überprüfen (oder dir was neues gönnen).

MfG Kai
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#18
Moin Kai,

die Motorkondensatoren sind seit Tagen bestellt, leider ist die Post für heute schon durch.

Mein Multimeter ist uralt, da findet sich keine Anleitung mehr. Ich werde wohl was neues beschaffen. Ist ein Feld- Wald- und Wiesenmultimeter ok oder gibt es geeignetere Messgeräte für Arbeiten an alten Hifigeräten?

Viele Grüße
Boris
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#19
GBoris,'index.php?page=Thread&postID=267813#post267813 schrieb:Ist ein Feld- Wald- und Wiesenmultimeter ok oder gibt es geeignetere Messgeräte für Arbeiten an alten Hifigeräten?
Es kommt darauf an, was man auf dem Feld, im Wald und auf der Wiese so messen möchte! ^^

Du solltest darauf achten, dass es wenn möglich eine Echt-Effektivwertmessung für Wechselspannungen hat ("True RMS"). Das haben auch schon Geräte der Mittelklasse. Und dann sollte es natürlich auch eine Frequenzmessung ermöglichen. Die ist auch bei einfachen Multimetern immer sehr genau (unter 0,5% Abweichung), weil da quasi nur gezählt wird.

Wenn es einen Messbereich für Kapazitäten hat, ist das auch schön. Ein Gerät mit automatischer Messbereichswahl erleichtert einem das Leben, ist aber nicht unbedingt erforderlich, wenn man weiß, was man misst.

Andere Komfortfeatures wie USB oder serielle Schnittstelle gibt es auch, da muss jeder selbst wissen, ob er das Schätzeisen gelegentlich mit dem PC verbandeln will. Ich habe das bisher nicht vermisst, obwohl ich zwei Geräte habe, die das können.
Man sollte bei den technischen Daten schon ein bisschen auf die Genauigkeitsangaben achten. Bei Wechselströmen/-spannungen und Widerständen sind da immer größere Toleranzen üblich, bei Gleichspannung sollte man aber schon auf unter 0,8 % kommen.

Das ist jetzt meine persönliche Meinung. Vielleicht haben andere noch weitere Prioritäten.... Wink

LG Holgi
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#20
Ich würde eines von denen bestellen; habe ich ein "Haar in der Suppe" übersehen?

https://www.ebay.de/itm/UNI-T-UT61E-Digi...SwrI1dFCFT


https://www.ebay.de/itm/Profi-Digital-Mu...SwMXxfNPHx
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#21
Ich würde das Blaue nehmen, das hat auch einen Transistortester eingebaut. Beide sind sehr genau in den Gleichspannungs- und Frequenzbereichen (± 0,1 %).
Das ist für den Preis schon sehr ordentlich.
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#22
Moin,

danke - das Messgerät ist bestellt.

Leider war der neue 3uF noch nicht in der Post.

Ich habe jetzt mal versucht, etwas zu messen - da ich keine richtige Ahnung habe, habe ich vielleicht nur Mist gemessen, deshalb ein paar Fragen: (Danke für eure Geduld)

   


Gemessen habe ich jeweile 110V zwischen grün/gelb und pink/rot, 0 zwischen grün/grau und rosa/braun.

Nach Umschaltung der Geschwindigkeit

160V jeweils zwischen grün/grau und rosa/braun, 0 zwischen grün/gelb und rot/pink.

Der Motor vibriert leicht, dreht aber nicht.

Zum Messen der Motorkondensatoren:

Muss ich die zum Messen ausbauen, um die umliegenden Bauteile nicht mit zu messen, oder verfälschen diese die Messung nicht?

   

Bei der Messung im Eingebauten Zustand hatte ich gute Werte bei den Cs für die Spulmotoren:

   


   


Beim Capstan-Motor sah es so aus:

   


   


Ich hätte damit gerechnet, 1uF bzw 2uF zu sehen.

Ist das jetzt eine Fehlmessung oder ist das der Defekt?

Wenn der Neue kondensator mit 3uF da ist, wird er dann an die Anschlusspunkte 7 und 9 angeschlossen und 8 bleibt frei?

Im Anschluss noch mal ein paar Bilder vom Gerät, ohne dass ich es gereinigt habe. Abgesehen von den Knallfröschen (inzwisvhen ausgetauscht) sieht es absolut neuwertig aus.

   

   

   


   
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#23
Hallo,

beim Messen der Kapazitäten muß gewährleistet sein, daß keine anderen Zweige der Schaltung parallel zum Kondensator mit gemessen werden. Dazu muß irgendwo ein Schalter geöffnet sein. Sicher geht man, indem man einen Anschluß des Kondensators für die Messung ablötet.
Bei der höheren Geschwindigkeit sollte im Forward_Modus zwischen Pink und Yellow keine Spannung sein.
Wenn der Kodensator noch halbwegs in Ordnung ist, wird man zwischen Red und Green allerlei Spannung haben. Wenn der Kondensator einen Kurzschluß hat, dagegen nicht. Auf Kurzschluß kann man den Kondensator natürlich auch mit einem Ohmmeter testen.

Der Ersatz-Kondensator sollte zwischen (8 ) und (7) angeschlossen werden. (8 ) und (9) ginge auch, wenn (7) und (9) permanent verbunden sind.

MfG Kai
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