Telefunken Magnetophon 250 HiFi
#1
Hallo zusammen,
ich bin über ebay Kleinanzeigen günstig an ein Telefunken Magnetophon 250 gekommen.
Angeblich sollte das Gerät noch funktionieren, aber das tut es nicht unbedingt.
Es handelt sich bei dem Gerät um mein erstes Tonbandgerät, sodass ich nicht sonderlich viel Erfahrung habe, was denn der Soll-Zustand nach dem Einschalten ist.
Wenn ich das Tonbad anschalte, dann hört man aus dem Inneren ein Rattern, wie wenn ein Motor unrund laufen würde. Handelt es sich dabei um eine Art Capstan-Antrieb?
Vor- und Zurückspulen funktioniert problemlos. Lediglich bei der Wiedergabe rührt sich nichts.
Der rechte Tonbandteller ist aber auf Zug. Dreht man ihn ein Stück im Uhrzeigersinn und lässt ihn dann los, so dreht er sich wieder so weit, bis das Band auf Spannung ist.
Meine Frage nun:
Gibt es hierfür ein prototypisches Problem, das bei allen Geräten dieser Art auftritt, oder werde ich um ein Zerlegen nicht herumkommen?
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#2
Hallo Namenloser,

wenn ich dieses Bild richtig interpretiere

https://i.ebayimg.com/images/i/352097247...-l1000.jpg

so sind für den Antrieb drei Riemen verbaut. Einer der vom Motor ausgehend die beiden Umspulräder und das Rad zur Geschwindigkeitseinstellung antreibt. Ein Riemen, der den rechten Wickelteller im Wiedergabebetrieb antreibt, und ein dritter, der die Tonwelle/Capstan (bzw. die Schwungmasse der Tonwelle) antreibt.
Deine Beschreibung lässt vermutten, dass mit den Kollegen Nr. 3 etwas im Argen ist.

Netzstecker ziehen!
Aufschrauben, nachsehen.

niels
Wer bei Stereoaufnahmen kein Gegenspur-Übersprechen haben möchte, sollte Halbspur-Maschinen verwenden.
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#3
Hallo du,

das M250 hat die übliche Konstruktion aller damaligen Telefunken-Einmotorer. Es gibt einen langen Rundriemen, der vom Motor über die Umspulräder zum Zwischenrad für die Geschwindigkeitsumschaltung führt und einen zweiten, etwas kürzeren, der von ebendiesem Zwischenrad zur Capstanschwungmasse führt. Letzterer wird bei deinem Gerät sicher gerissen sein. Weiterhin gibt es noch einen dünnen Riemen vom Vorspulrad zur Rutschkupplung vor dem rechten Teller und natürlich den Riemen vom rechten Bandteller zum Zählwerk. Du siehst, Telefunken hatte wohl einen Vertrag mit einem großen Riemenfabrikanten! Wink

Auf diesem Foto, das von einem mechanisch gleichen "Magnetophon Studio 4" stammt, sieht man nach der Demontage der Kopfträgerplatte alle diese Riemen und ihre Führung, mit Ausnahme des Zählwerkriemens. Riemensätze für M 250 gibt es in der Bucht. Mach bitte nicht den Fehler, nur den gerissenen Riemen zu ersetzen, sonst fängst du in ein paar Wochen wieder mit dem Zerlegen an... X(

   

Bei einer solchen komplexen mechanischen Konstruktion ist eine Zerlegung aller beweglichen Teile mit Reinigung und Neuschmierung unbedingt empfehlenswert. Immerhin ist die Mühle ziemlich genau 50 Jahre alt!
Seegerringzange, Schraubendreher, Waschbenzin, Sinterlageröl und MoS2-Langzeitfett ist alles, was du dazu brauchst. Und natürlich keine zwei linken Daumen. Eine Serviceanleitung aus dem Netz kann auch nicht schaden. Unbedingt beachten solltest du den Zustand der Köpfe und des Filzpads, das für Andruck und Bandzug vor dem Aufnahmekopf zuständig ist. Wenn es noch die alten, silbergrauen Köpfe drin hat, ist hoher Verschleiß wahrscheinlich, die Goldenen hielten deutlich länger.

Weitere Schwachstellen: Die langen Schieber der Entzerrungs- und Aufnahme-/Wiedergabe-Umschalter verursachen Krachen, Pfeifen und Kratzen, wenn die Kontakte oxidiert sind. Beim Bandzählwerk gibt es Herstellungschargen, bei denen durch Versprödung reihenweise die Zinken des Rückstellkamms abbrechen.

Ob ausgerechnet ein Telefunken-Blecheimer das geeignete Einstiegsobjekt ist, weiß ich nicht, mit etwas Geduld und Spucke bekommt man die aber meist wieder ganz gut zum Laufen. Sie sind langlebiger, als man denkt. Nur die Riemen, die müssen alle paar Jahre erneuert werden.

Ach ja: Normalerweise hört man nach dem Einschalten nur kurz das Anschlagen der Zwischenradkupplung und dann, bei gutem Zustand der Lager, ein leises Motorgeräusch und etwas Rauschen von den Treibriemen. Rattern sollte da nichts. Allerdings neigt das Kunststofflager des Zwischenrades zum Verschleiß, wenn der Schmierstoff austrocknet. Huh

Viel Erfolg!

Holgi
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#4
Hallo ihr beiden und vielen vielen Dank für die ausführlichen Antworten!
Damit hätte ich in so kurzer Zeit nicht gerechnet.
Also ich habe vorhin das Tonbandgerät einmal geöffnet um nachzusehen, ob der Riemen gerissen ist.
Was soll ich sagen: Er ist noch ganz. Deshalb habe ich es im geöffneten Zustand einmal eingeschaltet um zu sehen, warum sich das Schwungrad nicht dreht. Komischerweise hat es sich aber gedreht. Also habe ich das Gerät wieder zusammengebaut und ein Band eingelegt. Jetzt spielt es plötzlich ?(


Naja was soll's. Hauptsache es funktioniert. Um die Reinigung und das Ölen kann ich mich erst in ein paar Wochen kümmern. Ich werde mich dann wieder melden.
Außerdem glaube ich stimmt etwas mit der Elektronik nicht, denn die Bänder, die ich zum Gerät dazubekommen habe führen zu kaum einem Ausschlag der Aussteuerungsanzeigen. Eine Aufnahme habe ich vorhin auch nicht hinbekommen. Kann aber sein, dass ich mich einfach zu dumm angestellt habe.


Danke jedenfalls!
Viele Grüße
Alex
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#5
Hallo Alex !

Ich habe demnächst die gleiche Aufgabe mit einer 291. Die Riemen habe ich schon, die wird im Sommer irgendwann auseinander genommen und revidiert. Elektronisch ist sie relativ fit. Vielleicht können wir uns bei dem Vorhaben ergänze. Ich habe sie für 10 Euro erstanden und zum verschrotten wirklich zu Schade. Ist ein Stück Tonbandgeschichte, wenn auch mit Qualitätseinschränkungen. Ich würde mich halt nur freuen, wenn sie wieder vernünftig läuft.


Viel Erfolg beim Herrichten !


Manni
2 Dreher und ca. 38 Tonbandgeräte an drei Anlagen ............  Rolleyes
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#6
kangoo040696,'index.php?page=Thread&postID=232564#post232564 schrieb:Außerdem glaube ich stimmt etwas mit der Elektronik nicht, denn die Bänder, die ich zum Gerät dazubekommen habe führen zu kaum einem Ausschlag der Aussteuerungsanzeigen. Eine Aufnahme habe ich vorhin auch nicht hinbekommen. Kann aber sein, dass ich mich einfach zu dumm angestellt habe.
Das würde ich gar nicht mal sagen... Wink
Sind denn die Köpfe blitzsauber und bist du sicher, dass die alten Bänder nicht schmieren? :S

LG
Holgi
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#7
Ich vermute, dass die Aussteuerungsanzeige bei Wiedergabe nichts anzeigt, ist bei diesem Typ so. Wer das Gerät besser kennt, möge ggf. widersprechen.

@ Alex: Vielleicht kann dir jemand mit einer Bedienungsanleitung weiterhelfen.

niels
Wer bei Stereoaufnahmen kein Gegenspur-Übersprechen haben möchte, sollte Halbspur-Maschinen verwenden.
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#8
Nee, da vermutest du falsch, Niels. Die sollen bei Wiedergabe schon ausschlagen (ich habe ein M250).
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#9
Moppedmanni,'index.php?page=Thread&postID=232565#post232565 schrieb:Vielleicht können wir uns bei dem Vorhaben ergänze.
Das wäre ja super wenn wir das so machen. Bei mir wird es aber bestimmt noch drei Wochen dauern bis es losgeht.
hannoholgi,'index.php?page=Thread&postID=232569#post232569 schrieb:Das würde ich gar nicht mal sagen...
Sind denn die Köpfe blitzsauber und bist du sicher, dass die alten Bänder nicht schmieren?
Nein, ich glaube die Köpfe sind ziemlich verdreckt.
Was mich bei der Aufnahme etwas stutzig gemacht hat: Ich habe es nicht geschafft, dass ich einen Ausschlag auf den Aussterungsanzeigen hinbekomme. Aber wahrscheinlich war ich einfach nur zu doof das Gerät auf die Schnelle an der Signalquelle anzuschließen.
Damit beschäftige ich mich nach der Reinigung.
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#10
Jaja, die ollen DIN-Anschlüsse sind schon etwas eigen, wenn man ihre Besonderheiten nicht kennt! Wink
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