Die „Leidensgeschichte“: Das Tonbandgerät UHER Royal de Luxe - oder der Niedergang der deutschen Hi-Fi-Industrie
#1
niels im Beitrag 73 des threads Vergleich Aufnahmequalität RDL vs A77?!,'index.php?page=Thread&postID=192615#post192615 schrieb:Ich weiß nicht, ob mich diese Rdl-Entzauberung überrascht.
Angeregt durch die sehr interessanten und spannenden threads Vergleich Aufnahmequalität RDL vs A77?! und RdL AK Umschlingungswinkel vergrößern ? möchte ich meine Erfahrungen als Zeitreise in die Mitte der 70er Jahre des vorigen Jahrhunderts dokumentieren. Meine Verschriftungen basieren auf Tagebucheintragungen (ja, seit 1968, meinem 10. Lebensjahr, führe ich Tagebuch!) und dem Schriftverkehr zwischen UHER München und mir. Sie beschreiben auf ihre Art den Stellenwert der hier diskutierten Geräte – nicht unter technischen Aspekten, sondern aus der Sicht eines praktischen Anwenders in der Zeit.

09.08.1974 – Kauf meines UHER Royal De Luxe Nr. 20577 bei der Radio-, Fernseh- und Elektro-Großhandlung Firma Kurt Schippers in Mönchengladbach für 1.142,47 DM inkl. eines Stereo-DIN-Kabels und des Mikrofons UHER M534. Angeblich bekam ich es 20% billiger als der Listenpreis. Das Geld hatte ich als Schüler mühsam mit Ferienarbeit bei coop (früher Konsum) und in der Rheydter Speditionsgesellschaft verdient. Allerdings gaben meine Eltern noch einmal 500 DM dazu, damit es reichte. Der Kaufpreis war inkl. eines Mikrofons UHER M534 und eines DIN-Kabel Stereo UHER M541.

28.08.1974 – 1. Reparatur beim lokalen Händler in Mönchengladbach: Ein Mikroeingang tat es nicht. Nach 14 Tagen bekam ich das Gerät aus der Reparatur zurück. Der Fehler schien behoben.

20.01.1975 – 2. Reparatur: Bei Aufnahme ging abwechselnd der rechte und linke Kanal weg, die Wiedergabe älterer Aufnahmen war einwandfrei. Ferner trat wieder ein Fehler an der Mikrotaste auf (Wackelkontakt). Drei Tage später bekam ich es zurück.

27.01.1975 – 3. Reparatur, da die 2. erfolglos war: das Gerät wurde wieder nach Schippers zur Reparatur gegeben. Einen Tag später bat man mich, den Gerätekarton vorbeizubringen, da man es nach Düsseldorf zur UHER-Werksvertretung Herbert Dahm verschicken wollte. In meinem Tagebuch steht: „Bei Abgabe des Kartons wurde ich ziemlich unfreundlich empfangen.“ Nach drei Wochen erhielt ich das Gerät zurück. Die genannten Fehler waren nicht behoben. Ich gab das Gerät zurück und nach weiteren drei Wochen bekam ich es repariert zurück.

01.08.1975 – 4. Reparatur: Es machen sich folgende Fehler bemerkbar: die Tonkopfjustierung schien nicht zu stimmen, da die Rückspur ziemlich laut zu hören war. Doch der weitaus größere Fehler war das Nicht-Stimmen der Bandzugregelung: der hintere Wickelteller bremste bei großen Spulen zu wenig. Dadurch wurde das Band zu wenig gespannt und der Band-Kopf-Kontakt schien darunter zu leiden, da nämlich bei Aufnahme und Wiedergabe die Höhen auf dem rechten Kanal vollkommen verloren gingen. Wenn ich den Wickelteller mit der Hand bremste, war die Höhenwiedergabe auf dem rechten Kanal gleich der auf dem linken Kanal. Diesmal brachte ich das Gerät direkt zur Werksvertretung Dahm in Düsseldorf.

Nach fast acht Wochen (!) Wartezeit konnte ich das Gerät am 22.10.1975 wieder abholen. Als ich nach einer Begründung für die lange Wartezeit fragte, erklärte man mir, daß man das Gerät nach München schicken musste. Dort hatte man, laut Rechnung, neue Kupplungs- und Bremsscheiben eingebaut und ich durfte die stolze Rechnung von 104 DM bezahlen. Zu Hause überprüfte ich das Gerät und stellte fest, daß an den Fehlern, die ich bemängelte, nichts getan worden war. Ferner war noch ein neuer hinzugekommen: das Gerät spulte nicht mehr zurück!

09.11.1975 –Reklamation bei UHER: Nun schrieb ich eine Reklamation direkt an Uher in München, in der ich die Frage stellte, was ich mit einem neu gekauften, jedoch von Anfang an defekten und reparaturbedürftigen Gerät machen solle.

28.11.1975 – UHER antwortete mit einem Brief. Man bittet um Verständnis, daß man noch keine Stellungnahme abgeben könne, da sich hierzu die Servicestelle äußern müsse. In München sei mein Gerät jedenfalls nicht gewesen. Ich wurde aufgefordert, mein Gerät zum Werk mit allen Unterlagen einzuschicken.

02.12.1975 – 5. Reparatur: Mein UHER geht auf die Reise nach München in die Fürstenrieder Straße 49 Im Begleitschreiben gebe ich meine Hoffnung auf bevorzugte Überprüfung kund, damit ich möglicherweise vor Weihnachten noch in den Besitz eines intakten Gerätes käme. Mein Wunsch erfüllte sich und das Gerät kam am 15.12.1975 zurück. „Das Tonbandgerät wurde einer eingehenden Überprüfung unterzogen und kostenlos instandgesetzt. Hierbei wurde der Tonkopfträger Z 324 auf dem Kulanzwege gewechselt.“ Gleichzeitig stellte man fest, daß sich das Gerät tatsächlich schon einmal in München befand, allerdings mit einer „nicht vollständig aufgeführten Gerätenummer“. Zur dann ausgeführten Reparatur äußerte man sich wie folgt: „Bei der Überprüfung des Gerätes in unserem Werkservice München mußten wir feststellen, daß sich die Filzbeläge der Kupplungen unzulässig stark in ihrer Höhe verringert hatten. Aufgrund dieser Tatsache veränderten sich sämtliche mechanischen Einstellwerte des Gerätes. Da das Zusammensetzen des Filzes in keinster Weise normalen Bedingungen entspricht, kann unserer Servicestelle kein Vorwurf gemacht werden, zumal diese das Gerät einwandfrei justierte.“ Der schwarze Peter war damit bei mir, obwohl die von UHER ausgeführten Arbeiten ja keinerlei Verbesserungen gebracht hatten – eher noch eine Verschlechterung, da der Rücklauf nun nicht mehr funktionierte ...

13.2.1977 – 6. Reparatur: Wiederholt stellte sich bei meinem UHER folgender Defekt ein: Das Tonkopfsystem erfuhr wieder eine einseitige Abnutzung, besonders der Wiedergabekopf. Die Abnutzungsfläche war zur Horizontalen des Tonkopfes geneigt. Mittlerweile sah ich den Fehler durch eine unkorrekte Bandführung verursacht. Die Fehler in der Höhenwiedergabe begannen bereits im Sommer 1976, also gerade ein halbes Jahr nach Austausch des Kopfträgers. Da das Gerät kaum noch im Einsatz war, verschob ich die Reklamation bei UHER in München. Man schickte mir kommentarlos einen neuen Kopfträger inkl. des alten.

Im ersten Betriebsjahr des UHER bei mir (August 1974 – August 1975) war es fast 17 Wochen (sic!) in Reparatur. Aus heutiger Sicht war es eigentlich nicht alltagstauglich. Dabei ist es nie wirklich viel gelaufen. Wie sah dieser Betriebsalltag bei mir aus? Neben dem Hören von Tonbändern machte ich vorwiegend Radioaufnahmen. Das Tonbandgerät wurde in Pause-Funktion aufnahmebereit gehalten, um dann schnell in Aufnahme geschaltet zu werden, wenn ein Titel lief, der mir gefiel. Da über die Laufzeiten Buch geführt wurde, ist noch heute benennbar, daß das Gerät täglich etwa 70 Minuten eingeschaltet war in den diversen Betriebszuständen. Der Betrieb mit laufendem Band war also deutlich geringer.

Bereits während der 4. Reparatur kauften mir meine Eltern am 15.9.1975 eine Revox A77 MK IV bei Funkhaus Evertz in Düsseldorf für 1.338 DM (684 €). Auch hier trat direkt nach Inbetriebnahme ein Defekt auf. Die Wickelmotoren liefen nicht. Am selben Tag zurück gebracht, gab es kein neues. Die Lager in Düsseldorf waren leer. Eine Woche später brachte mir Funkhaus Evertz ein neues vorbei. Danach lief diese Revox ohne jegliche Beanstandung (mit einer Revision 2006 inkl. Kopfwechsel) bis zum heutigen Tag. Täglich etwa 70 Minuten. Im Jahr 1978 kaufte ich eine zweite Revox A77 MK IV. Die UHER verschwand im Abstellraum. Ihre Performance war unzuverlässig und so wurde sie schließlich schweren Herzens (sie war in den frühen 70er Jahren mein Traum) 1982 an einen Freund verkauft.

Allerdings war das Drama mit deutschen Geräten damit noch nicht beendet. Am 19.4.1975 kaufte ich einen Receiver Wega hifi 3131 für 640 Euro. Damit begann eine neue Leidensgeschichte. Bereits am 10.8.1976 wurde es für 90 Euro repariet. Es waren keine Sender mehr einstellbar. Am 19.4.1977 folgte die zweite Reparatur für 40 Euro. Fehler im Feldstärkeanzeigeverstärker und in der NF-Vorstufe. Letztendlich war auch diese Reparatur nicht hilfreich. Der rechte Kanal des Tuners fiel weiterhin sporadisch aus. In einer 3. Reparatur stellte die Servicestelle Mau in Köln fest, daß eine Reparatur nicht mehr helfen würde. Die Platine habe einen Bruch. Von da an half hin und wieder ein beherzter Schlag auf das Gerät, damit der Kanal wieder eine zeitlang funktionierte. Das Gerät wurde entsorgt, nachdem 1989 alle meine Geräte durch Revox ersetzt wurden. Diese laufen bis heute.

Am 12.7.1975 wurde ein Dual Plattenspieler CS 701 angeschafft. Die erste Reparatur erfolgte am 29.7.1975. Der Lift ging nicht mehr. Eine zweite folgte stante pede am 23.10.1975. Das Motorlager rumpelte hörbar. Die Lager wurden gefettet. Wegen gleichem Fehler war es am 5.4.1976 erneut beim Service. Es wurde nichts gemacht. Am 2.5.1977 ging es wieder in den Service. Der Tonarm hob nicht mehr ab. Angeblich war die Stellhülse verstellt. Ich solle am Gerät keine weiteren Justierungen vornehmen. Ich habe nie eine Justierung vorgenommen ... Danach lief der Plattenspieler bis zur Außerdienststellung im August 1993 ohne Beanstandung. Bis dahin hatten sich etwa 3.000 LPs bei mir eingefunden.

Man konnte verstehen, daß viele Menschen damals japanische Geräte kauften ...
Olaf, der eher passiv seit Jahren hier mitliest und sich an den fachlichen Beiträgen über Tonbandgeräte erfreut
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#2
Hallo Olaf,

da bleibt am Ende die Frage: Bist Du einfach ein Pechvogel, oder war es bei Unterhaltungselektronik deutscher/europäischer Herkunft in den 1970ern üblich, daß man sie erst mehrfach reklamieren musste, bis sie (möglicherweise) richtig funktionierte? Immerhin waren es ja in Deinem Fall durchweg Geräte der gehobenen Preisklasse.

Ich bin altersbedingt schon mehr oder weniger ausschließlich mit Fernost-Geräten aufgewachsen und habe diesbezüglich keine eigenen Erfahrungswerte, aber kann mich auch von meinen Eltern und Verwandten (größtenteils mit Philips und ITT Schaub-Lorenz ausgestattet) in meiner Kinderzeit nicht an solche Pannenserien erinnern. Der einzige Hersteller, der sich später (1980er und frühe 1990er Jahre) durch Ausfälle jeglicher Art bei verschiedensten Geräten und nachlässigen Service hervortat, war Sony.

Gruß,
Timo
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#3
HalloTimo,

vielleicht war ich ein Pechvogel, wobei ja mit dem Kauf der ersten Revox das Pech aufhörte. Allerdings muß angemerkt werden, daß meine Fehler nicht unbedingt von allen so wahrgenommen werden. Mein Freund z.B. setzte die Uher noch bis in 90er Jahre mit dem neuen Kopfträger ein. Die Differenzen in der Höhenwiedergabe fielen ihm nicht auf. Er hat es nicht gehört. Auch beim Dual war das Rumpeln der Motorlager nicht von jedem als solches wahrnehmbar. Man mußte schon einen Kopfhörer aufsetzen und vergleichend hören wollen. Die Frage blieb, welche Ansprüche man hatte. Selbst die Aussetzer des rechten Kanals beim Receiver wären meinem Vater nicht aufgefallen. Bei seiner Anlage fiel ein Verstärkerkanal komplett aus. Meine Eltern und ihre Gäste hörten es nicht. Das Gerät (ein Receiver von Graetz) plärrte weiter vor sich hin. Meine Geräte waren und sind täglich viel in Betrieb. Es hängt vom Einsatz und der Beschäftigung ab, was man hören will und kann.

Olaf
Olaf, der eher passiv seit Jahren hier mitliest und sich an den fachlichen Beiträgen über Tonbandgeräte erfreut
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#4
die RdL war auch mein erstes tonbandgerät.
ansich lief das maschinchen gut, wenn nicht alle 6-9 monate der gummi des reibrades abgedröselt wäre.
unter dem gerät hats ausgesehen, als hätte man etliche schulheft ausradiert. wurde die erstenmale kostenfrei repariert.
nach der ersten kostenpflichtigen reparatur wurde die kiste verkauft, und hab das gleiche getan wie der TE-eine A77 gekauft.
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#5
für alle, die sich für dieses Thema interessieren, kann ich das Buch "Made In Japan" des Sony Gründers Akio Morito empfehlen. Auch wenn das Buch in Teilen subjektiv und nicht ganz korrekt die Geschichte wiedergibt, lernt man doch eine Menge über die japanische Art, an die Dinge heranzugehen.

Die siebziger Jahre waren in Deutschland geprägt von der fast unüberbrückbaren kulturellen Differenz zwischen der Kriegsgeneration und den Generationen, die den Krieg nicht mehr erlebt haben, und die spätestens nach den 68iger Revolten völlig anders "sozialisiert" waren als ihre Eltern, die im dritten Reich Kinder, Jugendliche oder junge Erwachsene waren.

In den siebzigern war es so, dass die Kriegs- und Vorkriegsgeneration noch das meiste Geld und das Sagen im Land hatte, die Nachkriegsgegerationen mit ihren völlig anderen Bedürfnissen aber langsam zu ernstzunehmenden Wirtschaftsfaktoren wurden. Die Entscheider in den deutschen Unterhaltungselektronik-Konzernen verstanden die Bedürfnisse der jungen Kunden nicht, und hatten bis etwa Mitte der siebziger Jahre auch keinen Grund, denn die Geschäfte mit den älteren Leuten liefen hervorragend.

Die Strategie der Japaner zielte dann auch nicht auf die Bereiche, wo die Deutschen stark waren - bis auf Sony verkaufte kein japanischer Hersteller in den ersten Jahren große Farbfernseher, und auch beim "deutschen Dackel" ( Spitzname für die Kompaktanlage ) hielten sich die Japaner ziemlich zurück. Dafür drängten sie massiv mit Produkten auf den Markt, die speziell für die zukünftigen Erwachsenen gemacht waren, und das waren neben kinderzimmertauglichen tragbaren Geräten bezahlbare HiFi Komponenten mit gutem Sound und imageträchtiger Optik.

Da die Japaner am Anfang noch keine global verteilten Produktionsstätten hatten, war das Thema Service für sie eine heikle und kostspielige Angelegenheit. Aus diesem Grund wurde bei der Konstruktion viel stärker auf Zuverlässigkeit geachtet als bei den deutschen Herstellern. Wir haben früher immer gesagt, deutsche Geräte gehen oft kaputt, können aber immer wieder repariert werden, japanische Geräte halten lange durch, wenn sie aber kaputt sind, braucht man keine große Initiative mehr zu investieren. Bis heute ist es bei der Unterhaltungselektronik ja so geblieben, dass selbst die billigsten Geräte relativ lange durchhalten, im Defektfall aber kaum noch was zu machen ist.

Die deutschen Hersteller sind an mehreren Kriterien zugrunde gegangen - einer war sicher der, dass die Geräte in der Regel reparaturanfälliger waren. Den Erfolg des Videosystems VHS führt man z.B. heute ausschliesslich darauf zurück, dass man von Anfang an die Programmanbieter ins Boot genommen hat. Ich persönlich glaube, dass es noch einen zweiten Aspekt gibt, nämlich den, dass VHS Recorder fast nie kaputt waren, während die Geräte des "besten Videosystems der Welt", Video 2000, mehr in der Werkstatt rumstanden als zuhause.

Immer wenn ich heute irgendwo die Philosophien der "früher war alles besser" Fraktion lese, muss ich daran denken, dass einer der Gründungsimpulse der Stiftung Warentest in den sechzigern die teils desaströse Verarbeitungsqualität deutscher Industrieprodukte war. Die verklärte Erinnerung kommt auch dadurch zustande, dass die Leute die Dinge früher gelassener hingenommen haben als heute. Wenn früher ein Mercedes nach vier Jahren zu rosten anfing, hat man das hingenommen, wenn heute ein Mercedes nach zehn Jahren zu rosten anfängt, regt sich die Welt auf und erklärt das Auto zum schlechtesten Mercedes aller Zeiten. Ein Fernseher aus den sechzigern, der nach sieben bis acht Jahren auf den Müll gewandert ist, nachdem er in seiner Lebenszeit ein Dutzend mal den Fernsehtechniker zu sehen bekommen hat, ist als Qualitätsprodukt in Erinnerung geblieben - wenn aber eine 79 Euro Mini-Anlage vom Discounter nach sieben bis acht Jahren die Grätsche macht, spricht man von Obsoleszenz und Ex- und Hop- Mentalität. Wir sind ziemlich verwöhnt heutzutage.

Sicher wird es Anselm besser wissen als ich - aber Uher Tonbandgeräte galten abgesehen vom Report schon früher als zickig, und wie es eine Konstruktion wie das SG630/631 in die Serienfertigung schaffen konnte, darüber rätseln heute noch viele Leute. Vielleicht war es schon eine Panikreaktion auf die begonnene Japan-Invasion, die fast alle deutschen Tonbandgeräte mit einem Schlag ziemlich alt aussehen ließ.

Gruß Frank
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#6
nick_riviera,'index.php?page=Thread&postID=192892#post192892 schrieb:Sicher wird es Anselm besser wissen als ich - aber Uher Tonbandgeräte galten abgesehen vom Report schon früher als zickig, und wie es eine Konstruktion wie das SG630/631 in die Serienfertigung schaffen konnte, darüber rätseln heute noch viele Leute.

Ich kann's mir ganz gut vorstellen: Uher war wirtschaftlich angeschlagen, hatte (vom Report abgesehen) nur veraltete Bandgeräte im Programm und brauchte dringend einen Großspuler. Vorgaben an die Entwicklungsabteilung: Nicht teurer als die A77, Markteinführung möglichst bis vorgestern (man musste ja damit rechnen - oder wußte sogar -, daß u.A. Grundig und Philips an einem ähnlichen Projekt arbeiteten), und der Omega-Antrieb als Killerfeature und Mehrwert gegenüber den Platzhirschen Revox und Akai.

Die Verantwortlichen werden nicht um die Erkenntnis verlegen gewesen sein, daß die Maschine beim Verkaufsstart noch nicht annähernd marktreif war (möglicherweise hatte man sogar inzwischen gemerkt, daß der Omega-Antrieb eine Schnapsidee war), aber wenn die Konkurrenz gerade zum Überholvorgang ansetzt, wird das ja allgemein gerne in Kauf genommen (siehe auch Windows 95, Golf III/Astra F...).

Ansonsten bröckelt mein Weltbild gerade etwas. Ich habe zumindest die Variocord- und Royal-Geräte von Uher immer als (mit kleinen Einschränkungen) zuverlässig und keinesfalls zickig empfunden. Da meine Geräte aber immer schon recht betagt waren, ist es denkbar, daß zuvor schon Werkstätten die gröbsten Fehler beseitigt hatten. Smile
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#7
Hallo Olaf,

meine Erfahrungen mit der "Royal de Luxe" sind das genaue Gegenteil von deinen Erfahrungen!

Habe meine Maschine im Herbst 1971 gekauft und läuft inzwischen mit dem Vierten Tonkopfträger noch immer tadellos.

Und das sicher hunderte von Stunden.Habe mindestens 300 Achtzehner Bänder in Vierspur bespielt.

Nur mal den Dreikantantriebsriemen und Zählwerksriemen gewechselt.

Gruß!

Gerhard
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#8
Eine "desaströse Verarbeitung" der alten Produkte made in Germany kann ich nach den Erfahrungen in meinem Umfeld absolut nicht feststellen. Wenn das alles so schlecht gewesen wäre, dann hätten die hiesigen Firmen nicht in alle Welt exportiert, die Geräte wären nicht massenhaft noch gebraucht ver- und gekauft worden und Internetforen so wie dieses hier gäbe es für "minderwertiges Gelumpe aus alter Zeit" wohl auch nicht.

Bei uns war eher so dass die Geräte lange liefen (aus Herstellersicht wohl zu lange) bis irgendwann endlich etwas moderneres ins Haus sollte. Der Philips s/w-Fernseher von 1957 wurde 1972 ins Gästezimmer geschickt da Olympia aus München farbig gesehen werden sollte, richtig defekt ging der Philips erst ca. 10 Jahre später. Der Stereo-Musikschrank von Grundig Bj. 1966 wurde erst Mitte der 1980er gegen einen schicken Turm ausgetauscht und läuft heute noch, ebenso ein Nordmende Transita Export von 1962 welches ebenfalls Anfang der 80er durch einen Stereo-Radiorecorder ersetzt wurde. Die Liste könnte ich noch ewig fortsetzen. Einzig ein Plattenspieler von Philips hatte oft Ausfälle, rückwirkend würde ich aber eher darauf tippen dass er zuwenig genutzt wurde und die Mechanik deshalb wohl verharzte.

Große Unterschiede bei der Zuverlässigkeit bzw. Fehleranfälligkeit deutscher oder japanischer Produkte habe ich nicht feststellen können, beide Seiten tun sich da nicht viel. Und dass selbst bei Revox derbe Ausfälle vorkommen können hat Olaf ja mit seiner ersten A 77 erlebt. Wenn man richtig gruselig verarbeitete Geräte sehen will muss man einen Blick in die Produkte aus HongKong oder Korea der 1970er/1980er Jahre werfen, wenn von denen heute überhaupt noch welche existieren.

Auch die Uher-Bandgeräte empfand ich generell als zuverlässig, den Aussagen zu SG 630/631 hier kann ich aber zustimmen. Was speziell die RdL und Variocord angeht sind mir aber drei Ärgernisse aufgefallen:
1. Die schlanken, messingfarbenen Köpfe von Woelke haben - trotz der angeblich bandschonenden Arbeitsweise der Bandzugkomparatoren - einen starken Verschleiß.
2. Bei den etwas breiteren, silberfarbenen Köpfen von Bogen "faulen" irgendwann die Wicklungen durch. Dies habe ich aber nur bei Köpfen von ca. 1970 festgestellt, und da trat der Ausfall erst nach ca. 30 Jahren auf, also lange nach der kalkulierten Lebensdauer.
3. Die Zwischenräder Motor/Schwungmasse bei den "schwarzen" Modellen, also ab SG 520/560, verhärteten ziemlich schnell. Die "alten" sind dagegen heute noch relativ leise, gute Lagerung und Pflege natürlich vorausgesetzt.

Was mir zum Wega-Receiver noch einfällt: War das noch ein "richtiger" Wega oder schon ein umgelabelter Sony? Mitte der 1970er wurde die Fellbacher Schmiede ja verkauft...


Viele Grüße von der Nordseeküste,

Bernd
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#9
Ich hatte ein Variocord 263, da war irgendwann beim Besitzer nach mir ein Riemen gerissen. Mit externen Boxen am Variocord habe ich Disco Abende beschallt, kein Grund zur Klage. Ein Kollege aus meiner Lehrfirma hatte da ein Royal de Luxe gekauft und war eine Zeit lang Stammkunde in unserer Werkstatt. Es gab immer wieder Probleme mit den Filzbelägen der Bandzugregelung. Ich kann mich noch erinnern, dass die Farbe der neuen Beläge jedesmal eine andere war zur Unterscheidung der verschiedenen Revisionen. Der Kollege war mindestens 3 x wegen des gleichen Problems da, die Fühlhebel flatterten bei Wiedergabe. Anscheinend hatte Uher die Problematik schon im Griff, als ich das Variocord gekauft habe.

MfG, bitbrain2101
Strom kann erst dann fliessen, wenn Spannung anliegt.
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#10
Hallo Bernd,

ich denke das der Wega 3131 noch ein Gerät vor der Sony-Übernahme war, siehe hier: http://wega.pytalhost.com/1976/wega16.jpg
bzw der 1976er Katalog: http://wega.pytalhost.com/1976/
Der 1977er Katalog hatte schon typische Sony Geräte ( 1 Kompaktanlage, Verstärker, Tuner etc.) http://wega.pytalhost.com/1977-1/

Negativ kann ich von europäischen Geräten, nicht nur die deutschen Hersteller wurden verdrängt, nicht sprechen.
Egal ob es nun Grundig, Tandberg, Saba etc. waren.
Erst am Ende wurde es schlimm, als die Produktionsstätten plötzlich in Portugal oder im fernen Osten waren.

Viele Grüße
Volkmar
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#11
Hallo Frank,

nick_riviera,'index.php?page=Thread&postID=192892#post192892 schrieb:Sicher wird es Anselm besser wissen als ich - aber Uher Tonbandgeräte galten abgesehen vom Report schon früher als zickig, und wie es eine Konstruktion wie das SG630/631 in die Serienfertigung schaffen konnte, darüber rätseln heute noch viele Leute. Vielleicht war es schon eine Panikreaktion auf die begonnene Japan-Invasion, die fast alle deutschen Tonbandgeräte mit einem Schlag ziemlich alt aussehen ließ.
Ehrlich gesagt wundere ich mich seit Langem, dass ich innerhalb und außerhalb des Forums fast nur Gutes über UHER-Geräte lese. Das Gros war gut, dafür spricht nichts deutlicher als der UHER-Erfolg, der allerdings nicht ewig währte, dafür haben die Japaner gesorgt. Es gab den Begriff "Montagsgerät" auch bei uns. Manche Geräte häten tatsächlich besser nie das Licht der Welt erblickt. Es gab haarsträubende Geschichten, und mindestens eine hätte unser verstummtes Forumsmitglied Peter Remmers auf Lager. Über die Kollegen vom Kundendienst will ich nachträglich nichts sagen, nur, dass Schuldzuweisungen häufig von dort zu uns und und umgekehrt gingen.

Nach meiner Erfahrung hat es sich fast immer bewährt, sich mit schwerwiegenden Fällen an die Geschäftsleitung zu wenden. (Nur mit solchen, damit das nicht abstumpft.) Wenn Beschwerden von oben (zumal von Baron Hornstein) nach unten gehen, tut sich meist rasch und gründlich etwas. Natürlich nicht nur bei UHER.

Will sagen: Auch bei uns wurde nur mit Wasser gekocht, allerdings aus einer ganz guten Quelle.

Gruß, Anselm
Früher war mehr UHER. Cool Meine UHER-Erinnerungen
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#12
Anselm Rapp,'index.php?page=Thread&postID=192904#post192904 schrieb:dafür spricht nichts deutlicher als der UHER-Erfolg, der allerdings nicht ewig währte, dafür haben die Japaner gesorgt.

Vielleicht hat Uher sich aber auch einfach zu lange auf seinen Lorbeeren ausgeruht? Was ich zum Beispiel nicht verstehe, ist der Umstand, daß sie sich ihren Wissensschatz beim Thema Magnetbandtechnik nur so bedingt bei Kassettendecks zunutze gemacht haben. Im entsprechenden Sortiment der späten 1970er Jahre gab es neben den für deutsche Hersteller damals obligatorischen OEM-Einsteigergeräten aus Asien einige nette Nischenmodelle wie das CR 240, CG 300 und CG 360, aber keinen richtigen Überflieger. Eigentlich hätte man doch erwartet, daß Uher als altgedienter Tonband-Experte das erste deutsche 3-Kopf-Deck auf den Markt bringt. Stattdessen war es ausgerechnet Dual - eine Firma, die bei Tonbandgeräten (sofern sie überhaupt welche selbst gebaut haben) kaum erwähnenswert war.
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#13
Moin Timo,

eigentlich fing der Cassettenbereich bei Uher mit dem CR 124 doch ganz gut an:

http://wegavision.pytalhost.com/Uher/uhe...r71-02.jpg


Zu der Zeit gab es bei vielen Konkurrenten noch nicht einmal simple Stereorecorder. Die "Schubladenrecorder" wurden sogar noch von der Firma Assmann bis ca. 1990 hergestellt (Assmann-Uher CR 1600).

Und auch das CG 360 ist in meinen Augen mehr als nur ein Nischenmodell:

http://wegavision.pytalhost.com/Uher/uher73-1/


Leider kamen dann irgendwann die OEM-Geräte dazu, wie anderswo auch. Irgendjemand schrieb 'mal etwas von Einkaufspreisen von ca. 100,- DM/Stück für Decks wie das CG 310, da sind eigene Entwicklungen & Fertigungen nicht mehr tragbar, erst recht nicht wenn die Firma in finanziellen Schwierigkeiten steckt.

Viele Grüße,

Bernd
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#14
Man muss natürlich auch sehen, dass UHER mit seinem Niedergang, wenn auch auf besonderem Niveau, in guter Gesellschaft war. Ein paar Namen sind noch übrig, Grundig beispielsweise, aber kaum noch vergleichbar. Aber grundsätzlich ging die ganze deutsche Unterhaltungselektronikindustrie über den Jordan. Die meisten Hersteller schienen von einer ewigen Erfolgswelle auszugehen und die Japaner gründlich zu unterschätzen.

Zeitversetzt ging es bei den Computern genauso, Als ich nach UHER bei Siemens zu arbeiten begann, gab es noch einen großen Bereich Datentechnik für Großrechner, Workstations und Personal Computer. Was (auch von Nixdorf) übriggeblieben ist, hat Fujitsu übernommen; es gibt keine Siemens-Computer mehr.

Gruß, Anselm
Früher war mehr UHER. Cool Meine UHER-Erinnerungen
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#15
ich denke, das Thema Compact Cassette wurde von den deutschen Herstellern zu lange nicht ernst genommen, und war die erste Technologie, wo die Japaner von Anfang an die Führungsrolle übernommen haben. Die schnelle Entwicklung der Cassette zu einem HiFi-tauglichen Medium hat entscheidend dazu beigetragen, dass es beim Tonbandgerät mit dem Massengeschäft so schnell vorbei war. Nach heutigem Verständnis ist es unvorstellbar, dass Philips die Lizenz für den Bau von Cassettenrecordern kostenlos an die Japaner abgegeben und damit das Zepter aus der Hand gegeben hat.

Als dann so um 1975 herum das große Aufwachen der deutschen Hersteller begann, hat sich das lange Ausruhen unterschiedlich gerächt. Firmen, die schon ein internationales Image hatten, und auf ihrer Technologie schnell aufbauen konnten, haben es noch halbwegs verkraftet - Revox hat z.B. noch viele Jahre erfolgreich Bandmaschinen verkauft, und die Philips Plastikmaschinen konnten wegen ihrer modernen Technik in den unteren Preislagen mit den kleinen Japanern gut konkurrieren. Bei den ganzen Herstellern, die ihre Einmotorenlaufwerke aus den sechzigern immer nur weiterentwickelt haben, brach die große Krise aus. Grundig z.B., ehemals größter Tonbandgerätehersteller der Welt, verschwand in wenigen Jahren in der Bedeutungslosigkeit. Die letzte Blütezeit der Bandmaschine fand zwischen 1975 und 1980 statt, und wenn man 1975 als hierarchisches Großunternehmen erst beginnt, ein konkurrenzfähiges völlig neues Produkt zu entwickeln, dann braucht man eigentlich nicht mehr anzufangen.

Wenn ich mir ansehe, was zur Zeit bei der Autoindustrie los ist, dann sehe ich erschreckende Parallelen zum damaligen Ende der Unterhaltungselektronik Industrie. Zur Zeit läuft das große Wettrennen um den Energiespeicher, und wer dieses Wettrennen gewinnt, baut in Zukunft die Autos für die Welt. Und was tun die deutschen Hersteller ? Sie schliessen Batteriefabriken, geben die Forschung an der Wasserstofftechnik dran, überlassen das Geschäft den Asiaten, und entwickeln bärbeissig weiter daran, den Diesel doch noch sauber zu bekommen. Mercedes hat es in diesem Jahr erstmals nach dem Krieg geschafft, eine Mittelklasse herauszubringen, die von niemandem mehr wahrgenommen wird. Aber das ist ein anderes Thema.

Gruß Frank
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#16
Stereo_Record,'index.php?page=Thread&postID=192908#post192908 schrieb:Und auch das CG 360 ist in meinen Augen mehr als nur ein Nischenmodell:

Ich weiß nicht so recht. Die Einschubtechnik und die Kombination von hochwertigem Dreimotorenlaufwerk mit nur zwei Köpfen sind schon sehr speziell.

Ich sag' ja auch nicht, daß die Uher-Kassettendecks schlecht waren, aber es waren nach gängigen Maßstäben eben auch keine Topgeräte wie ein Dual C830 oder ein ASC 3000. Genau sowas hätte Uher m.E. auf den Markt bringen müssen, um seinen Ruf als Bandspezialist in die 1980er Jahre zu retten.

Edit: Das Dual C830 ziehe ich zurück. Mir fiel eben ein, daß das auch ein adaptierter Japaner ist.
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#17
Ja, ein CG 360 mit drei Köpfen wäre ein Highlight gewesen, 1973 womöglich das erste Deck mit drei Motoren und drei Köpfen. Nakamichi hatte kurz darauf den Tri-Tracer am Start, Tandberg kam erst ein paar Jahre später mit einem Dreikopfler auf den Markt. Als Uher die "Schublade" herausbrachte, gab es nur Toplader und noch keine Frontlader. Insofern ist die Konstruktion von Uher eine gute Sache, ein platzsparendes Gerät zu bauen.

Das Philips ihr Patent quasi verschenkt hat geschah wohl unter dem Druck, ihr Compact-System auf den Markt drücken zu wollen, sei es mit eigenen oder fremden Geräten. Es gab von Grundig/Blaupunkt/Telefunken ja Mitte der 60er noch das Parallelsystem "DC International", was aber schon nach wenigen Jahren wieder aufgegeben wurde. Andererseits hatte neben Philips auch Grundig etliche eigene Konstruktionen von Cassettengeräten über Jahre im Programm, die beiden Firmen müssten lange Zeit auch einen guten Anteil vom Kuchen neben den Japanern gehabt haben. Die kleineren Firmen dagegen kauften fast nur dazu, das große Geschäft wurde dort wohl nur mit den Fernsehern gemacht.

Was die Tonbandgeräte der 1970er Jahre betrifft, so glaube ich dass einige Firmen gar kein Interesse mehr an der Fortführung dieser Sparte hatten, als die Cassettengeräte die HiFi-Norm knackten. Nordmende halte ich da für ein treffendes Beispiel: Das 1967 eingeführte Modell 8001, mit drei Motoren und drei Köpfen besser als so mancher Konkurrent der "großen" Unternehmen in der 18cm-Klasse, verschwand 1974 aus dem Programm. Andererseits haben ja Braun/ASC, Revox oder Philips gezeigt dass Tonbandgeräte in den späten 70ern noch "liefen", und auch Uher halte ich da mit ihren "alten" Modellen gar nicht so deplatziert (um mal wieder die Kurve zum Ausgangsthema zu kriegen...). Die Gleichlaufdaten einer RdL, welche rein mechanisch arbeitet, erreichten die moderneren Philipse z. B. nicht. Uher hätte diese Geräte ohne oder nur mit schlechten Chancen nicht bis 1984 produzieren können. Auch Akais ewiger Einstiegstyp "4000" war nur ein einmotoriges Gerät und wurde dort bis zur Aufgabe der TB-Sparte gefertigt und erfolgreich verkauft, für das letzte Programmjahr 1984/85 eine Uralt-Konstruktion!

Viele Grüße,

Bernd
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#18
Moin, moin,

es tut mir fast schon weh, die Geschichte der Royal so zu lesen.

Dann erinnere ich mich an meinen Neckermann-Verstärker, der beim Kontakt mit einem Bruns-Plattenspieler (RFT Ziphonia) regelmäßig kaputt gegangen war. Also wirklich alles inkompetente deutsche Ingenieure?
Dieser Neckermann-Verstärker war, wie ich heute weiss, kein Körting sondern Made in Japan gewesen ...

Und dann war da 1982 noch ein Aiwa Tapedeck, 1.400 Mark teuer und kurz nach Ablauf der Garantie ein Werkstatt-Fall ... immer wieder. Bis ich ihn aufgegeben habe. Trotz Einmeß-Computer.

Mein innig geliebter Grundig CN1000 war mindestens ein Montags-Gerät gewesen. Hatte ich das nur nicht anders gekannt? Die anderen CN1000, die ich später kennengelernt habe, hatten seine Fehler nicht. Trotzdem Schrott-Grundig, weil Grundig?
Die HiFi-Stereophonie hatte mal über eines der ersten 3-Kopf-Tapedecks berichtet: Schon ab Werk eine Gurke. Das hatte mir vor etwa fünf Jahren auch unser ehemaliges Forenmitliged HDP bestätigt, der so einen 177er Sony damals neu gekauft und nie wirklich zum Laufen gebracht hatte. Später auch nicht ...

Übrigens ist auch der Wega R313x ein halber Sony, vor allem im Rundfunk-Teil, wenn ich recht erinnere ... Das soll aber kein Sony-Bashing werden!

B+O hatte andere Konsequenzen gezogen und kurzerhand aus seinem ersten 3-Kopf-Deck in der zweiten Serie ein Kombikopf-Gerät gemacht. Wer konnte in den Siebzigern 3-Kopf, zu welchem Preis und wer war bereit gewesen, den Preis zu bezahlen?

Es ist halt so: Der Wettbewerb um immer neu und immer besser und immer billiger erlaubt kaum Güte. Wie viele von denen, die heute vom Nakamichi Tri-Tracer faselen, haben ihn neu gekauft, wären bereit und in der Lage gewesen, ihn neu zu kaufen? Wer kauft heute einen Burmester neu? Hat Sansui mit Monster-Receivern Gewinn gemacht? Wo ist Sansui heute? Oder Nakamichi? Oder H.H. Scott? Oder The Fisher?

Wer genau hin schaut, der stellt fest, kaum eine der in HiFi engagierten Firmen hat zwanzig Jahre in erster Hand überlebt oder hat zwanzig Jahre HiFi gemacht. Weltweit!
Wer heute von Technics schwafelt, der vergisst dass Matsushita von Industrie-Kunden, von einfachen Mobil-Geräten, von TV und von Video gelebt hat. Technics lief neben her. Mit wenig wirtschaftlicher Bedeutung und mit viel OEM-Fertigung, mit Einsteiger- und Mittelklasse. Technics startete Mitte der siebziger Jahre und war Mitte der Neunziger mehr oder weniger tot. Wegen der treuen Kundschaft, die Technics so toll findet? und wo ist Akai heute? Mitte der Sechziger in den Fokus der Wahrnehmung gerückt und Mitte der Achtziger ...

Es wird heute gerne von den asiatischen Geräten gesprochen, die zu treuen Gefährten geworden sind. Technisch gesehen ist viel davon modular aufgebaute Massenware der Einsteiger- und Mittelklasse, die bestenfalls "HiFi" verpackt gewesen war und die davon profitiert hat, das der dumme Käufer im "Westen" glaubt das es funktioniert, wenn er selber nicht bereit ist, die Löhne und Arbeitsbedingungen, die er selber fordert, zu bezahlen. Damals waren die Lohnstückkosten in Japan billiger als in Deutschland. Dann waren sie in Korea billiger als in Japan. Dann wurden sie in China billiger als in Korea ... und irgendwann müssen wir wieder billiger sein, als die Nord-Koreaner. Natürlich können wir uns dann die Geräte, die wir bauen, nicht mehr leisten. Wer hat einen MBL zuhause?

Tatsache ist, ein Saba 9241 digital war in seiner Zeit einer der Welt-besten Receiver gewesen. Der Grundig R45 hatte nur unwestenlich dahinter gelegen. Preis-gleiche Japaner waren technisch nicht notwendig besser gewesen. Aber wir neigen heute dazu, den genannten Saba mit einem Akai 1150 zu vergleichen. Der kam zwar technisch nicht an den Saba ran, aber man hat ihn sich halt leisten können. Der Saba, den man sich hätte leisten können, war ein Sanyo gewesen. Weil, Asiaten arbeiteten für weniger Geld. Und der ITT "Made in Bochum" kompensierte die höheren Lohnkosten halt mit mehr Plastik. Wie kann man nur. Sowas kauft man nicht, sowas baut man nur für Lohn.

Grundig hat in den Fünfzigern damit geworben, alle paar Produktionsschritte bei Bandgeräten einen Funktionstest durchzuführen und hat in der zweiten Hälfte der siebziger Jahre die Fertigungskontrolle bei Cassettendecks abgeschafft. Wer heute über fehlerhafte Geräte der Siebziger meckert, der denkt nicht, wenn er bei Amazon einkauft und hat in der Schule nicht aufgepasst, wenn er sich wundert, dass es in der Nachbarschaft keine Rundfunk-Läden mehr gibt. Natürlich sind die anderen Schuld.
Übrigens sagt die Lehrmeinung inzwischen, die "soziale" Marktwirtschaft ist in der BRD vor Jahren abgeschafft worden. Das meint, auch der Käufer hat wieder selber Verantwortung; übrigens per Definition. Und wenn er sie nicht wahrnimmt, dann macht der Andere Gewinn ... und er selber läuft halt Pokemons hinterher. Wenn ich durch die Stadt gehe, sehe ich Lemminge.

Waren die Asiaten schlauer als die Deutschen?
Nach dem Krieg haben die deutschen Hersteller den westlichen Markt erobert, waren in Europa und in den USA erfolgreich. Wer so schnell und so groß wächst, tut das nicht mit Nobel-Produkten. So viele Nobel-Käufer gibt es nicht. Die deutschen Firmen wurden mit Waren für den "Durchschnitts-Geschmack" groß und exportierten diese in die umgebenden Länder, wo nur die Spezialisten überleben konnten. Der Rest wurde verdrängt. Bis auf Philips. Eine Folge ist: Aus GB kennen wir Firmen wie Linn und Rega, aus DK Unternehmen wie B+O. Vorbilder? Ferguson und Bush hätten wir nicht als Idole akzeptiert, aber die haben gegen Telefunken & Co. nicht überlebt. Und gegen Philips auch nicht. So bleibt unser Fokus auf Quad gerichtet. Wirtschaftlich nicht mehr bedeutend als Klein+Hummel, aber für Britannien, aus unserer Sicht, mehr repräsentativ. Tolle Briten!
Während sich die amerikanischen Firmen gegen die Invasion der Europäer und später der Asiaten nicht hatten halten können, konnten sich die Europäer gegen den Aufmarsch der Asiaten nicht zur Wehr setzen. Waren sie zu blöd?

Schon in der zweiten Hälfte der siebziger Jahre haben einige deutsche Hersteller versucht, das Design ihrer Anlagen an den "internationalen" Geschmack anzupassen. Waren die Asiaten, die GTE an Saba, die Sony an Wega, die Thomson an Nordmende, die Teac an Uher oder die Philips an Loewe geliefert hatte, so viel schlechter gewesen, als die asiatischen Geräte, die die Importeure unter Phantasie-Namen verkauft haben? Und was ist mit den Dual, Südfunk, Kücke oder Telefunken aus deutscher Fertigung im internationalen Design? CV1400, CV1500, CV1600, CV1700?, TR350, TR500, TR1200, TRX2000? KS V51, KS D12 digital usw.?
So manches "Argument" von Menschen, die - im übertragenen Sinne - einem Pokemon hinterher laufen, glaube ich nicht ...

Die Uher 630 ist ein Argument. Stimmt. Mal ehrlich, als Uher die 630 auf den Markt gebracht hatte, da war der Tonband-Markt bereits tot gewesen (schaut Euch mal die Stückzahlen im Vergleich zur Grundig TK5 an!) und da war Uher eigentlich auch schon tot gewesen. Also beschweren wir uns wirklich darüber, dass Leichen stinken? Alles hat seine Zeit, und die für HiFi? Wann war die? Die für Tonband? Wann war die?
Uher verkauft, Braun erkauft, Saba verkauft, Nordmende verkauft, Wega verkauft, Heco verkauft, Grundig in den Roten Zahlen, Telefunken in den Roten Zahlen .... Sansui in den Roten Zahlen ... Fisher verkauft, Scott verkauft, Harman verkauft, Marantz verkauft ... Beschweren wir uns wirklich, dass Leichen stinken? ... oder ist der eine oder andere halt nur nie bereit gewesen das auszugeben, was Dinge wirklich kosten?

Tschüß, Matthias
Stapelbüttel von einem ganzen Haufen Quatsch
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#19
hallo Matthias,

natürlich hast Du im Wesentlichen Recht mit dem, was Du schreibst.

Die ( West- ) Deutschen haben nach dem Krieg, so zynisch es klingt, den Vorteil gehabt, ihre Industrie mit dem Stand der Technik von etwa 1950 wieder aufbauen zu können, während die anderen Industriestaaten mit ihren Werken weiterleben mussten, die z.B. in England zu großen Teilen noch aus dem 19. Jahrhundert stammten. Mit diesem Rüstzeug und viel Arbeit ist es ihnen dann gelungen, z.B. im Bereich der Unterhaltungselektronik den Weltmarkt vor sich herzuschieben - von Plattenspielern hab eich mal eine Zahl gelesen, wonach die drei Hersteller Perpetuum Ebner, Elac und Dual über 70% des Weltmarktes an Plattenspielern versorgt haben. Der große Fortschritt lag hier, wie Du auch geschrieben hast, darin, dass für die Masse bezahlbare Geräte mit hohem Standard angeboten wurden. Marantz, Quad und Co. hatten zwar bereits in den Fünfzigern ein höheres Ansehen, waren aber für die Masse unerschwinglich. Es ist aber immer so, dass die "Leuchttürme" in Erinnerung bleiben, und der Rest vergessen wird - z.B., dass PE schon 1951 Plattenspieler mit Magnetsystem und Entzerrer Vorverstärker gebaut hat, dass der Urvater aller Stereo Magnetsysteme 1957 von Elac kam, und dass Perpetuum Ebner mit dieser Elac Technik und einem B&O-Tonarm schon 1958 ein puritisches HiFi-Stereo Laufwerk auf die Beine gestellt hat.

Diese Ausrichtung "preiswerte Massenprodukte mit hoher Qualität" hat aber den großen Nachteil gehabt, dass deutsche Geräte nie als besonders edel wahrgenommen wurden, selbst wenn sie es waren. Die Gewinnmargen in den fünfzigern und sechzigern waren so gut, dass sie es erlaubten, die Geräte für den Preis "zu gut" zu machen. Die Japaner waren nicht schlauer als die Deutschen, sie befanden sich nur in einer anderen Situation. Während sich die deutschen Hersteller komfortabel eingerichtet hatten, mussten die Japaner den Markt erobern. Hierzu begannen sie in den sechzigern, den deutschen Markt und die deutschen Hersteller genau zu analysieren, um Schwachpunkte zu finden. Und die Deutschen in ihrem Olymp nahmen dies nicht ernst, ich kann mich, wie gesagt, an einen kleinen Artikel in einer Funkschau von 1972 erinnern, wo ein Sprecher der deutschen Unterhaltungselektronik Hersteller die Japaner als unbedeutend und harmlos eingestuft hat, und die Behauptung aufgestellt hat, dass die Japaner nie das deutsche Qualitätsniveau erreichen würden. Und genauso arrogant wurde mit den Kunden umgegangen. Heute zitiert man immer, dass die Qualitätskontrollen abgeschafft wurden. Das Abschaffen von Kontrollen ist kein Problem, wenn die Fertigungsprozesse vernünftig kontrolliert werden, stimmen dies aber nicht ( oder ist es dem Hersteller egal, ob sie stimmen ), helfen auch keine Kontrollen. In den frühen siebzigern standen bei Grundig die Chancen teilweise 2:1, dass man ein funktionierendes Gerät aus dem Karton nehmen konnte, und bestimmte Verschleißteile gab es für den Service in hunderter Tüten zu kaufen, weil sie quasi bei jedem Gerät in der Garantiezeit kaputtgingen. Es gab damals Probleme, die heute bei den billigsten Dingern niemand mehr akzeptieren würde, und das lag nicht an der grundsätzlichen Gerätequalität, sondern daran, dass die Hersteller es nicht mehr nötig hatten, auf Betriebssicherheit zu achten. Die deutschen Hersteller machten die Geräte an vielen Stellen "zu gut" im Sinne von zu teuer in der Herstellung, achteten aber auf der anderen Seite immer weniger auf die Faktoren, die den Kunden zufrieden machen, und dazu gehört auch, dass die Geräte eine Weile störungsfrei funktionieren.

Die Japaner haben dann zwei grundlegende Dinge anders gemacht - zum Einen haben sie die Geräte nicht innen besser als aussen gemacht, sondern umgekehrt. Zum Anderen haben sie früh begriffen, dass Serviceleistungen für sie einen erheblich höheren Aufwand bedeuten als für heimische Hersteller. Aus diesen beiden Erkenntnissen entstanden repräsentativ gestaltete Kisten, die bis auf wenige Ausnahmen ihren geplanten Lebenszyklus ohne Reparaturen überstanden, und danach weggeworfen wurden. Genau wie noch heute bei japanischen Autos mussten die Kisten so lange halten, dass man sie als hochwertig in Erinnerung behielt, und dann so kaputtgehen, dass eine Reparatur unsinnig ist.

Natürlich wären die deutschen Hersteller früher oder später am Preiskrieg zugrunde gegangen - die Japan Invasion in den siebzigern hätten sie aber leicht überleben können, wenn sie nicht in ihren ineffizienten Strukturen eingeschlafen wären. Heute wird immer gerne behauptet, die Japaner hätten mit Billigpreisen gewonnen. Dabei wird vergessen, dass Japaner keine Chinesen sind. Die Japaner wollten von Anfang an Geld mit ihren Produkten verdienen, und wer die Zeit noch halbwegs wach vor Augen hat, wird sich erinnern, dass gute japanische Geräte keineswegs billig waren. Der meiner Meinung nach eigentliche Grund für den damaligen japanischen Erfolg war, dass die Japaner das Innovationstempo wahnsinnig erhöht haben, und die deutschen Hersteller es nicht mehr geschafft haben, rechtzeitig auf Augenhöhe mitzulaufen. Grundig hatte z.B. um 1980 ein betörendes HiFi Programm auf die Beine gestellt, ebenso Dual, für beide war es aber zu spät, die Pleite und der Verkauf an Konzerne kam vorher. Spezialisten wie Uher hatten zusätzlich noch das Problem, dass durch das hohe Innovationstempo der Japaner bestimmte Technologien in kurzer Zeit ganz verschwunden sind, und man sich grundsätzlich hätte umstellen müssen. Der einzige, der das meines Wissens geschafft hat, war die Firma Kudelski / Nagra, die vom Tonbandgerät fast komplett weggegangen sind, und sich den Themen digitale Aufzeichnung und Verschlüsselung zugewendet haben. Philips hat es als einziger europäischer Konzern eigenständig geschafft, den technologischen Umsturz in den achtzigern mit zu gestalten, alle anderen sind entweder zu Handelsnamen oder zu Mitläufern reduziert worden.

Eigentlich ist das Ganze ein Musterbeispiel für menschliches Verhalten. Erfolg macht fett, träge und blind, und man wird anfällig für andere, die sich den eigenen Erfolg erkämpfen wollen. Ich finde es tragisch, dass der Niedergang der Unterhaltungselektronik Industrie so wenig Nachhall hinterlassen hat, dass die deutsche Industrie gerade dabei ist, in ihren Kernbereichen wieder die selben Fehler zu machen. Die neue Mercedes E-Klasse W213 ist meiner Meinung nach das SG630 von Daimler Benz. Durch jahrzehntelangen Erfolg ist man unfähig geworden, die Realitäten zu erkennen, beisst sich an dem fest, was man schon immer gemacht hat, und garniert es mit "Killer Features", die niemand haben will. Die Vergangenheit kann man nicht mehr ändern, man könnte aber aus ihr lernen.

Gruß Frank
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#20
Matthias M,'index.php?page=Thread&postID=192952#post192952 schrieb:Wer konnte in den Siebzigern 3-Kopf, zu welchem Preis und wer war bereit gewesen, den Preis zu bezahlen?

Na gut, vielleicht denke ich da zu sehr mit Neunziger- statt Siebziger-Maßstäben. Andersherum könnte man aber auch fragen: Wer kaufte damals ein Kombikopf-Kassettendeck mit eher untypischer Schacht-Laufwerkstechnik zum Preis einer einer ausgewachsenen Dreikopf-/Dreimotor-Bandmaschine? (Bitte korrigieren, wenn ich falsch liege, aber das CG 360 lag m.W. preislich bei 1.400 DM und damit über einer Teac A-2300SX, und nur unwesentlich unter einer ASC 5000.)

Ich sehe da die Zielgruppe nicht.
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#21
Hat jetzt nichts mit Tonbändern zu tun aber mit der deutschen Art die Dinge zu regeln.

Ein Freund bekam als kleiner Junge in der 70ern zum Geburtstag ein Schuco Auto. Leider funktionierte das Teil nicht richtig. Also schnappt sich schwupps die Mutter den Kleinen zur persönlichen Vorsprache/Beschwerde bei Schuco. Da die Mutter nicht auf den Mund gefallen und auch ansonsten recht resolut war endete die Beschwerde nicht im Kundendienst sondern beim örtlichen Leiter. Die Angelegenheit wurde gehört und besprochen während der Junge nur Augen für den roten Schuco Porsche auf dem Schreibtisch des Leiters hatte.

Dem damaligen Leiter blieb das nicht verborgen und so fragte er irgendwann den Kleinen "Gefällt Dir das Auto?". Er erntete ein strahlendes "Ja" und so hat er es ihm geschenkt. Der Porsche kostete damals ein Vielfaches des ursprüglichen Geschenkes und mein Freund hat es noch heute.

Alle waren zufrieden aber Schuco hat trotzdem nicht überlebt...

VG Martin
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#22
Weil ich Urlaub habe mache ich gerade ausgiebige Ohrentests. Eine Uher Royal de Luxe hab ich nicht. Aber eine 4400IC von Holger und eine 4400 RM von Hrn. Sprang. Beide klingen mit 19 auf dem gleichen Niveau wie mein Tandberg TCD 440. Da fehlt nichts. Und einen DIN Stecker hat man auch wesentlich schneller richtig angestöselt als Cinch Kabel. Aber die Deutschen sind halt auch Hurensöhne und schmeisen für eine schnelle Mark auch gern mal eigene Errungenschaften über Bord bzw. halten weiterhin gern viel zu lange trotz gut gefüllter Pipelines an bewährten Melkkühen fest.

Das ist eben auch typisch Deutsch.

Es ist aber auch naiv zu glauben man konnte ständig etwas anähernd Perfektes wie ein Uher Report konstruieren....

VG Martin
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#23
2 F. Big Grin

Gruß, Anselm

P. S. Danke fürs Kompliment!
Früher war mehr UHER. Cool Meine UHER-Erinnerungen
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#24
Anselm Rapp,'index.php?page=Thread&postID=192970#post192970 schrieb:2 F. Big Grin
Obwohl ich schon mit Holger besprochen habe mich, aufgrund des hier mitlesenden menschlichen Thesaurus, extrem beim formulieren zusammen zu reisen ist es mir nun doch wieder passiert.... Big Grin

Ist einfach schwer raus zu kriegen :gear:

VG Martin
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#25
Hallo Martin,

mach Dir nichts draus. Nachdem ich vor langer Zeit begonnen habe, die Report zu monieren, muss ich es nun gerechtigkeitshalber jedem gegenüber tun. Mir ist aber nicht entgangen, dass Du es im letzten Satz richtig geschrieben hast. Vielleicht hätte ich das auch erwähnen sollen.

Gruß, Anselm
Früher war mehr UHER. Cool Meine UHER-Erinnerungen
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#26
Das CG 360 sollte ja nur aus dem Grund erwähnt werden, dass es bei Uher neben traditioneller Maschinenbaukunst (nicht abwertend gemeint!) auch brandaktuelle Dinge gab. Zur Zielgruppe: Angeblich soll Herbert v. Karajan so ein Deck gehabt haben;-) Auch für TriTracer, Tandberg TCD usw. wird es eine kleine Klientel gegeben haben, denen es auf 'ne Mark nicht ankam. Ohne Aussicht auf Absatz stellt kein Unternehmen etwas her, es wären sonst Prototypen oder Messemuster geblieben. Dass für die Masse eher die Golf- bzw. damals noch Käfer-Klasse statt S-Klasse in Frage kam ist mir schon klar, in meinem Umfeld habe ich frühestens 1985 ein Dreikopf-Cassettendeck gesehen. Bei den Preisen war es halt lange Zeit noch günstiger beim Tonband zu bleiben. Selbst hatte ich bis heute auch nur Kombikopf-Cassettendecks da mir die Bandmaschinen immer wichtiger waren.

Viele Grüße,

Bernd
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#27
Hallo!

Ergänzung zu "17":

Es gab von UHER mindestens einen Cassettenrecorder, der über 3 Köpfe verfügte.
Es ist das CR1601.

   

Er wurde ganz am Schluß von UHER hergestellt. Warum er nur als MONO(!)-Gerät
produziert wurde, kann ich nicht nachvollziehen.

   

Gruß
Wolfgang
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#28
Das ist ja interessant! Bisher dachte ich immer beim 1600er wäre "Schluss" gewesen. Das 1601 sieht fast nach einer Sonderversion für Behörden, Polizei, Feuerwehr, Bundeswehr etc. aus.

Grüße,

Bernd
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#29
Frank (nick-riviera) hat in #5, ebenso wie andere Mit-Diskutanten, viel Richtiges und Bedenkenswertes zur Qualitätsfrage der Industrieproduktion geschrieben. Was m.E. noch wichtiger war, war (und ist?) die japanische Haltung zu Qualität und kontinuierlicher Verbesserung – der Produkte sowieso, aber insbesondere der Produktionsverfahren. Ich will mich darüber nicht weiter ausbreiten, sondern verweise auf den sehr lesenswerten Artikel kaizen (https://de.wikipedia.org/wiki/Kaizen).

Es war doch hierzulande – beispielsweise – so: wenn für ein Produkt Sollwerte, und damit zwangsläufig auch Plus- wie Minus-Toleranzen, festgelegt wurden, dauerte es garnicht lang, bis der Produktions-Mittelwert knapp über der unteren Toleranzgrenze lag (und eben nicht auf dem Sollwert). Damit konnte man eine Menge Geld und Qualitätskontrolle (also wieder Geld) sparen. Es hat – im Beispielsfall – lange und harte Diskussionen gegeben, bis der Sollwert verbindlich für den Mittelwert der Produktion wurde.

Angeblich geisterte so in den 1970er Jahren in bestimmten Managementebenen der Spruch „Was HiFi ist, bestimmen wir“ herum. Ob das so wörtlich gesagt oder die treffende Zusammenfassung einer verbreiteten, wenn auch nicht allgemeinen, Haltung war, weiß ich nicht.

Der selbstmörderische Unfug nahm langsam mit dem Aufkommen und Erstarken der (seriösen) Warentest-Zeitschriften ab. Ich meine übrigens, „DM“ von nn. Schweizer sei vor „test“ dagegewesen, und wenn ich mich nicht irre, ging anfangs „die Industrie“ mit Klagen wegen übler Nachrede o.ä. gegen mißliebige Test-Urteile vor.

F.E.
ZEITSCHICHTEN, barrierefreier Zugriff im "GFGF-Buchladen", URL https://www.gfgf.org/de/b%C3%BCcher-und-schriften.html (ca. 240 MB)
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#30
Hallo Friedrich,

von Dir kommt immer Hochinteressantes. Ich habe den Wikipedia-Artikel jetzt nur überflogen, meine aber, dass die Einführung von Kaizen das Ende von UHER möglicherweise ziemlich verzögert hätte. Als die japanische Konkurrenz für die Mitarbeiter (durch Stückzahlreduzierungen und Entlassungen) auch in der Produktion spürbar wurde, wurden die (damaligen) japanischen Arbeitsverhältnisse fast ungläubig zur Kenntnis genommen: Wenn ich mich recht erinnere, zwei Wochen Jahresurlaub, der nicht selten nicht vollständig genommen wurde, unbezahlte Überstunden, vergleichsweise niedrige Löhne, sehr starke Firmenbindung. Ich glaube mich an Kommentare zu entsinnen wie: De san ja bläd. Die "Bläden" waren dann aber wir.

Was mir bei Kaizen fehlt, sind die Aspekte Mitarbeitermotivation und Fortbildung. Vielleicht gehören sie nicht in diesen Zusammenhang. Aber wenn "wir" beide genügend umgesetzt hätten, hätte es vermutlich auch günstiger ausgesehen.

Gruß, Anselm
Früher war mehr UHER. Cool Meine UHER-Erinnerungen
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#31
cisumgolana,'index.php?page=Thread&postID=192995#post192995 schrieb:Warum er nur als MONO(!)-Gerät
produziert wurde, kann ich nicht nachvollziehen.

War doch beim Report 6000 Universal auch so. Die Geräte dürften wohl vor allem bei Behörden und Reportern zum Einsatz gekommen sein. Da brauchte man eben kein Stereo.

(Andererseits: Brauchte man da drei Köpfe? Hinterbandkontrolle wird doch beim Polizeiverhör oder Interview keiner genutzt haben.)
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#32
Weiter oben wurde ja schon erwähnt, dass "die Japaner" mehr die Jugend im Blick hatten. Ich selbst habe mir damals noch als Schüler 1978 ein CR240 gekauft und dies mit einem HD414 auf dem Fahrrad als "frühen Walkman" benutzt. Der Walkman war damals noch nicht auf dem Markt, aber die Idee lag in der Luft. Natürlich wurde man von den Passanten damals in Freiburg dumm angesehen, aber das empfand man eher als "cool", wobei es auch diesen Begriff noch nicht gab. Den CR240 habe ich noch heute und er spielt noch immer einwandfrei! Das nur zur Qualität.
Sonicman
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#33
Sonicmn,'index.php?page=Thread&postID=200609#post200609 schrieb:Weiter oben wurde ja schon erwähnt, dass "die Japaner" mehr die Jugend im Blick hatten. Ich selbst habe mir damals noch als Schüler 1978 ein CR240 gekauft und dies mit einem HD414 auf dem Fahrrad als "frühen Walkman" benutzt. Der Walkman war damals noch nicht auf dem Markt, aber die Idee lag in der Luft. Natürlich wurde man von den Passanten damals in Freiburg dumm angesehen, aber das empfand man eher als "cool", wobei es auch diesen Begriff noch nicht gab. Den CR240 habe ich noch heute und er spielt noch immer einwandfrei! Das nur zur Qualität.
Sonicman

Bei mir war es ein ITT Studio Recorder 72 in der Ledertasche. Stromversorgung über die Mofa-LiMa mittels Zener Diode.
Als Kopfhörer diente ein Lloyds Kopfhörer. Das war 1975.

Der Effekt war der derselbe wie Du ihn bechrieben hast...... Big Grin
Gruß
Manfred

Neu........ Uher Royal de Luxe. 2 & 4 Spur; 320nWb@0dB; 1,1V/2,2kOhm@0dB am Ausgang.
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