Braunes UHER 4200 Report Monitor für 66Euro - DIE Gelegenheit?
#1
Hallo!

Wie schon so oft, aber (bei mir) nie Routine, Bieten in letzter Sekunde, banges Warten, dann
Erleichterung und das Glücksgefühl, wieder einmal ein sog. Schnäppchen gemacht zu haben.
Reine Emotionen!
Der Verstand wurde vorher (vorsorglich) abgeschaltet. Sonst hätte ich u. U. gezögert, das X-te
UHER Report zu ersteigern. Platz wird knapp und ich "brauche" es so sehr, wie ein Loch im
Kopf.
Es folgt eine bange Ungeduld, ob alles mit rechten Dingen zugeht und das RM auch unbe-
schadet ankommt (über die Verneinung von Verpackungen könnte ich ein Buch schreiben).
Eine Vorgeschichte, die sich schon oft in gleicher Weise zugetragen hat.

Das 4200 RM ist (endlich) wohlbehalten eingetroffen.
Daß ich ein nicht komplettes, abgewirtschaftetes und nicht betriebsbereites Gerät ersteigert
hatte, wußte ich aus Beschreibung und Bildern. Mein Erwartungen waren darum nicht hoch.

"Hier ein wenig Schrauben/Löten, dort das Gerät komplettieren - und wieder ein Report kann
auf die Menschheit losgelassen werden"

Aber schon der routinemäßige Blick auf die Seriennummer ließ mich stutzig werden. Was
ist das? Seriennummer 1934 ......! Der Kenner weiß sofort, daß es sich um ein 4400 RM
handeln muß. Äußerst unwahrscheinlich, daß hier nachträglich ein 4200 RM in ein 4400 RM Gehäuse
verpflanzt wurde.

[Bild: 1934-13869_SN.jpg]

Aufgerufen, wir erinnern uns, war es als 4200 RM. Eine Sichtkontrolle der Ton-
köpfe ergab, daß 2-Spur-Köpfe verbaut waren. Nebenbei fiel auf, daß der Kopfträger nicht
zum Gerätetyp paßt. Es wurde ein Kopfträger der RM-Erstauflage verbaut. Vermutlich aus
einem 4000 RM (bei 4000 und 4200 ist der Kopfträger gleich, nur die Anschaltung nicht).
Dazu später mehr.

[Bild: 1934-13869_K%F6pfe_falsch_03.jpg]

Nach eingehender äußerer Prüfung war die Mängelliste schon recht lang:
Verhunzte Frontplatte
Klarsichtdeckel fehlt
Alu-Abdeckung mit kreisförmigen Schleifspuren
Verblichene VU-Skalen
Bodendeckel verbeult
Beschriftung der Anschlüsse teilweise abgerissen
Zählwerk klemmt
SN seitlich (Anschlußseite) tief in den Lack gekratzt
Falscher Kopfträger
Tastensatz falsch eingebaut (gut 2mm aus der Mitte verschoben)

Bilder:
[Bild: 1934-13869_Front_falsch.jpg]

[Bild: 1934-13869_Front_Detail.jpg]

[Bild: 1934-13869_oben_alt_02.jpg]

[Bild: 1934-13869_Anschlu%DFseite.jpg]


OK, alles für mich kein größeres Problem, da die benötigten E-Teile vorhanden waren, bzw. über
meine Quellen (im Vorfeld abgeklärt) zu beschaffen waren.

Die "innere" Prüfung förderte gravierendere Mängel zu Tage. Einige davon tauchten erst bei der In-
standsetzung auf und bereiteten neue Schwierigkeiten/Kosten. Die Aufzählung erfolgt nicht in
chronologischer Reihenfolge.
Umspulwippe durch total verbogene Justierlappen unbrauchbar
Motorelektronik defekt
Motor läuft unregelmäßig (direkt an Spannung gelegt) und hat eine zu hohe Stromaufnahme
Motorabstützplatte fehlt (festgestellt nach Motorausbau)
Aufnahmekopf: 1 Kanal falsch angeschlossen (festgestellt bei der Prüfung)
A/W-Platine und Entzerrungsplatine NICHT auf 4200 RM angepaßt
Platinenhaarriß im Bereich der Festhaltschraube (führte zum sporadischen Aussetzern eines VU)
Lager und Kalotte der Schwungmasse links übermäßges Spiel (zerbröselt!)
Lagerbuchse unter Bandteller festgefressen (dadurch keine Kupplungsfunktion/-kontakt z. Umspul-
wippe)
Entzerrer-Mikroschalter defekt (bei der Inbetriebnahme festgestellt)
Falsch eingebauter Andruckrollenarm
Pausefunktion der Fernsteuerung ohne Funktion (Folgefehler)
Spannungsregelung defekt (Elko´s und Tantäler)
Endstufe defekt (Elko´s)

Bilder:
[Bild: 1934-13869_Elektronik_01.jpg]

[Bild: 1934-13869_Motor_01.jpg]

[Bild: 1934-13869_Endstufen_alt.jpg]

[Bild: 1934-13869_innen_01.jpg]

[Bild: 1934-13869_innen_02.jpg]

Eine, schon jetzt, ernüchternde Bilanz!
Da hatte ein Halbwissender in absolut dilletantischer Weise sich an dem Report vergriffen. Das galt
es nun aufwändig zu korrigieren. Da ich ebenfalls ein Halbwissender bin (mit dem Unterschied, daß
ich mein Grenzen kenne), mußte ich mir die Hilfe eines guten Freundes holen (noch einmal ein
"herzlichen Dank" an dieser Stelle an seine Adresse).

Aber zuerst mußte ich für mich klären, ob der angefangene Umbau auf 4200 RM vollendet werden
sollte. Oder ob das RM wieder in seinen ursprünglichen Zustand zurückversetzt werden sollte. Ich
entschied mich für Letzteres, da ich noch kein "braunes" RM in meiner Sammlung hatte. Der Um-
stand, daß gerade neue RM-4-Spur-Köpfe angeboten wurden, gab den Ausschlag.

Arbeitsteilung:
Ich besorgte Klarsichtdeckel, Köpfe, Zählwerk, Umspulwippe, Friktionskappen, Riemen, Bandteller-
kupplung, VU´s und ersetzte die defekten Elko/Tantal. Auch baute ich die defekte Motoreinheit aus.
Bei dieser Gelegenheit fand ich heraus, daß es sich um einen PROTESCAP-Bürstenmotor aus
der Schweiz handelte.Glücklicherweise noch als E-Teil bei ATIS-UHER zu bekommen.
Dann erfolgte die Verschickung der Ruine und das Warten auf die Gumeldung, der aber etliche
Hiobsbotschaften voran gingen (mit Folgekosten!).

Bilder:
[Bild: 1934-13869_rep_01.jpg]

[Bild: 1934-13869_Spg-Regelung.jpg]

[Bild: 1934-13869_VU-Anschluss.jpg]

Anm. zum VU-Austausch:
Die alten VU (aus Japan) haben gegenüber den neuen VU (aus dt. Produktion) die Anschlüsse
vertauscht. Da bin ich natürlich darauf hereingefallen. Prompt wollten die Zeiger zur falschen Seite
ausschlagen. Gesehen habe ich das natürlich erst, nachdem das RM wieder komplett war! Frei
nach dem Motto: "Wer abrutscht, der darf noch einmal"...
Genauer beäugt, sah ich unter der Lupe auch die weißen Symbole + und - in weiß auf weißem
Grund. Toll...

Mein Freund ersetze die Schwungmasse, die Lagerbuchse, den Mikroschalter, Motor/Steuerung,
Alu-Abdeckplatte, Frontplatte, DIN-Buchsen-Beschriftung und die Tonköpfe. Er baute Andruckrollen-
arm, Tastensatz und Umspulwippe ein (inkl. aller Justierarbeiten). Kümmerte sich um den Platinen-
haarriß, Köpfe-Demontage/Montage und eine Vielzahl an zusätzlich anfallenden Arbeiten (die hier
nicht im Einzelnen aufgeführt werden). Er führte auch die Einmessung auf DP26, Gleichlauf- und
Stromaufnahmemessung durch.
Damit hatte er den Löwenanteil der umfangreichen Instandsetzungsarbeiten zu erledigen.

Bilder:

[Bild: 1934-13869_innen_neu_02.jpg]

[Bild: 1934-13869_Schwungmasse_neu.jpg]

[Bild: 1934-13869_Motor_neu.jpg]

[Bild: 1934-13869_Anschlu%DFseite_neu.jpg]

[Bild: 1934-13869_oben_02.jpg]

[Bild: 1934-13869_oben_01.jpg]

[Bild: 1934_13869_Front_org.jpg]


Nach Rückkehr des auferstandenen 4400 RM spendierte ich ihm noch, obwohl die Laufge-
räusche nicht übermäßig waren, ein neues Capstanrad. Denn da kam es jetzt auch nicht mehr
an. Die Liste der aufgelaufenen Kosten beweist es.

neue Frontplatte = 28Euro
guter Klarsichtdeckel m. neuen Scharnieren = 44Euro
neue VU´s = 28Euro
neue A/W-Köpfe = 42Euro
neue Kupplung = 5Euro
neue Motoreinheit = 30Euro
neue Friktionskappen = 4Euro
neue Antriebsriemen = 6Euro
neue DIN-Buchsen-Beschriftung = 2Euro
neues Zählwerk = 8Euro
gebr. Alu-Abdeckung = 10Euro

weitere, kostenlose Komponenten:
neuer Löschkopf (Freund)
gebr. Unspulwippe
gebr. Schwungmasse m. Lagerkäfig (Freund)
neue Lagerbuchse (Freund)
gebr. Motorabstützung
Elko´s/Kondensatoren

Dazu gesellen sich:
Kaufpreis = 66Euro (inkl. Versand)
Versandkosten = 15Euro
"Lohnkosten-Anteil" = 40Euro (ein absoluter Freundschaftspreis)

Spätestens jetzt muß jedem klar werden, daß das 4200RM alias 4400RM absolut KEINE Occasion
gewesen ist. Die Gesamtinvestion beläuft sich auf stolze 328 Euronen (ohne das neue Capstanrad). Gut, daß ist bei weitem
nicht die Obergrenze der in den letzten Monaten erzielten 4200RM-Auktionen. Aber auch nicht
allzu weit weg.
Dafür habe ich ein 4400 RM bekommen, was vor Neuteilen nur so strotzt. Es stopft eine Lücke
in meiner Kollektion.
Allerdings trübt die eingeritzte SN die Optik. Der Kopfträger ist der Falsche. Und es ist KEIN 4200 RM, wie ursprünglich gewünscht.

Fazit:
Mit einem blauen Auge gerade noch einmal davongekommen. Ob´s einen Lerneffekt hat, wird die Zukunft weisen...

Grüße
Wolfgang
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#2
Ja, der Wahnsinn! Rolleyes :-D

Gruß, Anselm
Früher war mehr UHER. Cool Meine UHER-Erinnerungen
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#3
Hallo!

Nachtrag:

Dieser Folgekostenverlauf war eine absolute Ausnahme bei meinen
Report-Monitor-Käufen.

Ich kann ca. 10 Report Monitor (4200/4400) entgegenstellen, bei
denen lediglich eine Grundreinigung, Riemen und Friktionskappen
erforderlich war. Alle in Preissegment zwischen 120 und 150 Euro.

Darum erschien es mir ganz gut, Euch an dem Abenteuer teilhaben
zu lassen...

Gruß
Wolfgang
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