Probleme mit Akai GX 635D
#1
Hallo,
ich habe auf unserem Dachboden eine Akai GX 635D gefunden, die da wohl 17 Jahre unbenutzt rumstand. Da ich selbst Musik mache, würde ich die Maschine gerne wieder zum laufen bringen, habe als Schüler jedoch begrenzte Mittel($$). Ein gewisses Grundwissen der E-Technik habe ich bereits.
Also beim "Erststart" gingen beide Lichter, der Vu-Meter an. Zwei Ampex407 Bänder waren noch drauf. Das Band läuft auch, vorwärts sowieso rückwarts, jedoch gefühlt zu langsam und es quietscht auch ab und zu mal kurz. Die VU Anzeige macht jedoch keinen Ausschlag. Trotzdem bekomme ich aus dem Kopfhörerausgnag ein Signal, zwar sehr leise und ziemlich dumpf( Hochtonbereich hört sich sehr geschwächt an), aber es kommt etwas raus.
Hat jemand eine Idee, wie ich die Bandmaschine wieder richtig zum laufen bringen kann?
Danke schonmal und viele Grüße
Johann
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#2
Hi Johann,

aus Deiner gemachten Beobachtung lassen sich zunächst folgende mögliche potentielle Fehlersachverhalte ableiten.

- Das vorhandne Band des Herstellers Ampel ist defekt. Der Hersteller Ampex hatte wie viele andere Mitbewerber auch, zeitweise ungeeignete Emulsionen zur Bandherstellung verwendet, welche mit der Zeit Feuchtigkeit aufnehmen und damit die Bandbeschichtung aufweicht. Dies führt zum Ablösen der Schicht, welche sich an den Bandführungen und Tonköpfen ablagert und hierdurch zum kleben sowie erschwerten Bandtransport führt.
Indiz hierfür kann auch eine Schwerfälligkeit beim schnellen Bandspulen sein.

- Weiterer defekt könnte am Tonmotor selbst sein, der müsste dann zerlegt und geschmiert werden.

Gruß

Thomas
Mein Motto "Zitat" »Opa Deldok«: »Früher war alles schlechter. !!!!

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#3
Danke für die schnelle Antwort!
Das Ampex Band war total klebrig, habe nun ein Akai reingemacht und er spult nun wieder richtig schnell!
Nun habe ich mal ein Signal durch den hinteren Line Eingang reingeschickt, vorne bei Monitor auf Source und siehe da, das Vu-Meter bewegt sich deutlich.
Allerdings kommt das Signal auf dem linken Kanal deutlich verzerrt raus, beim rechten ist das Signal 1A.
Aber nun wird das quietschen des mittigen Motors, der bei dieser Andruckrolle sitzt, immer lauter. Es ist wirklich ziemlich schrill und laut, wenn ich ein wenig am Band "mitrolle" geht das quietschen weg. Außerdem ist das quietschen viel lauter, wenn das Band von links nach rechts läuft.
Die Andruckrolle habe ich schon gereinigt und sich ist auch noch recht weich.
Auf dem vorhandenen Tape ist sicherlich schon Musik drauf, wenn ich es nun abspielen will, bekomme ich nur auf dem linken rauschenden Kanal Pegel und das auch nur wenn das Band von rechts nach links läuft. Von links nach rechts kommt gar kein Signal.

Danke schonmal
Viele Grüße
Johann
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#4
Zitat:root postete
Von links nach rechts kommt gar kein Signal.
Hallo root und willkommen im Forum (woher der Benutzername - Linux-/Unix-Freund?),

wenn Du einfach nur von Vorwärts- auf Rückwärtswiedergabe geschaltet hast, könnte der Grund einfach sein, daß die Rückseite des Bandes nicht bespielt ist. Tausch' doch mal die beiden Spulen gegeneinander und probiere es dann, möglicherweise hast Du Signal bei der anderen Laufrichtung.

Gruß,
Timo
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#5
Hi Johann,

wird denn trotz des Quetschens die Geschwindigkeit gehalten oder läuft das Band zu langsam?

Der Kanalfehler links wird von einem defekten Transistor resultieren und auch die langen Audioumschalter können zudem Kontaktschwierigkeiten aufweisen.

Zusammen mit dem evt. Defekt am Tonmotor sind dies jedoch keine Arbeiten mehr für jemanden der gerade in die Technik einsteigt.

Gruß

Thomas
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#6
Zitat:Gyrator postete
Der Kanalfehler links wird von einem defekten Transistor resultieren und auch die langen Audioumschalter können zudem Kontaktschwierigkeiten aufweisen.
Falls sich das bewahrheitet, könnte diese Reparaturanleitung hilfreich sein...

Zitat:Zusammen mit dem evt. Defekt am Tonmotor sind dies jedoch keine Arbeiten mehr für jemanden der gerade in die Technik einsteigt.
... aber ich stimme zu: So eine GX-635 hat ja noch einen beträchtlichen Wert. Da sollte lieber ein kundiger Bastler ran.
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#7
Die Frage wäre wo in etwa Du herkommst? - Vielleicht ist es bastelndes Forenmitglied in Deiner Nähe?

So eine GX-635D würde ich auch gerne mal in die Finger....ähhh...unter den Lötkolben bekommen! Wink

Viele Grüße!

Sven
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#8
Danke für die zahlreichen Antworten!
Ich wohne nördlich von München, allerdings habe ich nicht wirklich $$ um mir eine Reparatur leisten zu können.
Ich habe allerdings schon ein wenig Ahnung von Elektronik. Ich verstehe den Schaltplan vermutlich nicht, aber Teile zu wechseln sollte kein großes Problem sein. Ich löte/ätze schon seit 3-4 Jahren, auch SMD.
Ich werde mich die nächste Tage mal dranmachen und das Gerät mal aufschrauben und mir die Innereien genauer anschauen / reinigen.
Wäre ein genauere Analyse anhand einer Audiosamples möglich?
Danke
Viele Grüße
Johann
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#9
So eine Kiste ist technisch relativ einfach aufgebaut. Ist fast mehr Mechanik wie Elektronik Wink

Autoreverse wird eigentlich durch Umschalten eines großen Schalters mittels Zugmagneten realisiert. Da wird eben die halbe Schaltung "umgedreht" Smile - Diese Schalter sind bei fast alles Autoreverse-Maschinen ein Quell wahrer Freude (und sehr vieler Probleme)!

Dieser Schalter muss in aller Regel ausgelötet und zerlegt werden. Er wird dann gesäubert, ggf. vorsichtig mit einem weichen (!) Glasfaserpinsel die Kontakte behandelt und danach neu versiegelt (Kontaktöl) und ggf. an mechanischen Berührungspunkten geschmiert und wieder eingebaut. - Eine wahre Syssiphusarbeit, die sich aber lohnt!

Aber Achtung: Mit den alten Platinen muss man sehr sorgfältig umgehen! Das heißt Lötkolben mit mind. 50-60 W Leistung und nicht zu heiß (so um 370 °C max.). Die alten Lotreste mit der Lötpumpe entfernen und bloß nicht zu lange "herumbraten". Die Leiterzüge lösen sich sehr leicht von den Hartpapierplatinen! - Dafür braucht man schon etwas Löterfahrung.

Wenn das Gerät dann immer noch Probleme macht, dann sehen wir weiter, ok? - Im Notfall musst Du das Gerät dann zu jemanden schicken, der sich bereit erklärt Dir das Gerät in stand zu setzen.

Viele Grüße!

Sven
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#10
Nimm dir eine Zahnbürste, einen Stoff - oder Lederstreifen und Alkohol und reinige alle bandführenden Teile gründlich. Damit wird das Quietschen durch klebende Reste beseitigt. Wie man die Andruckrolle reinigt, wurde hier schon mehrfach beschrieben, Spülibad und aufrauhen mit Scheuermilch. Falls es weiterhin quietscht, kann das ein Zeichen sein, daß das Band an der Andruckrolle durchgezogen wird, der Wickelmotor zieht stärker als die Andruckrolle. Oder es ist einfach ein bewegliches Teil im Inneren, das geschmiert werden muß.

Mache weitere Einstellungen oder Reparaturen erst, wenn es nicht mehr quietscht.
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#11
Hallo,

wenn es nicht mehr quietscht.........

ich habe auch vor 2 Jahren einmal meine 635D und 635DB, auf Vordermann gebracht.

Viele wissen es vielleicht noch nicht, aber neben der Reinigung der Kontakte in der Umschaltschiene sollten die 2SC..... im Aufnahme- und Wiedergabezweig dringend ausgewechselt werden, weil in den 70`ern leider Transistoren verbaut wurden, die sich nicht als langzeitstabil herausgestellt haben. Vielleicht nicht bei allen Maschinen, aber meine beiden und viele andere gehörten dazu. Interkristalliner Zerfall oder Auflösungs- und Übergangsveränderungen an den pn- und np- Übergängen, wer kann das heute noch ergründen?

In der Praxis tauchten diverse Phänomene auf; keine Funktion, schwache Verstärkung, Aussetzer im Minutentakt usw. Bei einem meiner Geräte funktionierte ein Kanal nach dem Einschalten bei Wiedergabe überhaupt nicht und schaltete sich nach ca. 5-10 Minuten ganz dreist von selber, wie aus Geisterhand gesteuert, zu und funktionierte bis zum Ausschalten einwandfrei.

Nach dem Austausch dieser 2SC...-Typen ließen sich Aufnahme- und Wiedergabeverstärker wieder sauber einregeln und es gab keine Probleme mehr.
Übrigens traten diese Phänomene bei dem Vorgänger GX 630D nicht auf. Diese scheint noch aus einer solideren Herkunft zu stammen, wenn man das Innenleben, den kunststoffärmeren Aufbau und die Verarbeitung betrachtet.

Nur Mut, ich hatte bei dieser Prozedur eine "Hautklemme" aus dem medizinischen Bereich zum Ein- und Ausbau zuhilfe genommen. Hiermit lassen sich die Bauteile festklipsen und bei guter Beleuchtung auch noch an der unzugänglichsten Stelle wieder einsetzen. Erfreulicherweise ist die Lötseite gut von aussen zugänglich.

Gruß Bebi
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