Ersatzkondensator
#1
Hallo,

ich versuche an meinem Braun TG1020 die Oszillatorfrequenz laut Anleitung auf 110kHz einzustellen. Man soll dies mit dem Abgleichkern der Spule L3302 (in Gelb) bewerkstelligen. Ich kann aber nur bis 112,7 kHz heruntergehen, dann ist der Abgleichkern am Anschlag. Ein Kollege meinte, dass vielleicht der Kondensator C3304 (in Rot) Kapazität verloren hat.

Ich würde gern den Kondensator austauschen, weiss aber nicht, welchen ich kaufen soll. Auf dem Kondensator selbst steht nichts geschrieben. Er ist silbrig mit einem rötlichen Plastikend, wie auf dem Foto zu sehen. Auf dem Stromlaufplan steht nur "6800". Hat jemand eine Idee, welchen Ersatzkondensator ich nehmen könnte? Eine Suche bei Google brachte dieses Ergebnis:

http://www.elektronikhandel-online.net/s...DFFF41D%26

Der sieht schon sehr ähnlich aus, nur im Gelb.

Es könnte auch sein, dass wir völlig daneben liegen mit unserer Vermutung. In diesem Falle wäre ich für Tips dankbar.

Vielen Dank im Voraus für die Hilfe

Nelson

[Bild: Kondensator_1.jpg]

[Bild: Stromlaufplan1.jpg]
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#2
6800 pF = 6,8 nF. Ist also richtig, Deine Wahl. Andererseits ist es sehr selten, dass Stroflexkondensatoren ihre Kapazität verändern. Bei der Spannungsfestigkeit würde ich den nächsthöheren nehmen, also 125 V oder so.

Gruß Jens
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#3
Danke, Jens. Der nächste Wert für Styroflex-Kondensatoren scheint 160 V zu sein. Wäre das nicht zu viel?
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#4
Bei Kondensatoren (seien es normale oder auch Elektrolytkondensatoren) kommt es lediglich darauf an, ob sie die originale Kapazität und die Mindestspannung haben, die in der Schaltung benötigt wird. Dem Kondensator ist es "wurscht" Wink ob er nun mit 3 V oder mit 130 V betrieben wird, wenn seine maximale Spannungsfestigkeit 160 V beträgt. Seine Kapazität ist bei beiden Spannungen gleich groß.

Umgekehrt klappt es aber nicht! Ein Kondensator, der nur für 160 V konstruiert wurde, könnte schon bei mal angenommen 250 V durchschlagen, sprich, einen Kurzschluss verursachen. Kurz gesagt (bei Kondensatoren): mehr Spannung geht immer, drunter? Nimmer! Big Grin

EDIT: Was ist mit C 3303 in der Schaltung? Auch dieser spielt eine Rolle! Kannst Du die Kondensatoren nicht mal einseitig ablöten und mit einem Multimeter mit Kapazitätsmessbereich mal die Kapazitäten vorab überprüfen?

Gruß Jens
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#5
Ich frage mich gerade wie notwendig es ist eine Größe die vermutlich unter den normalen Temperaturschwankungen über die Jahreszeiten größeren Schwankungen unterliegt als es die Abweichung vom theoretischen Idealwert durch irgendeine Bauteiltoleranz (egal ob durch Alterung oder immer schon so gewesen) überhaupt auf weniger als 2% genau einzustellen zu versuchen.

Wäre dieser Wert so dermaßen relevant, hätte ihn der Hersteller nicht mit Kondensatoren der 5% Klasse aus der E12 Reihe bestückt, sondern mit Meß-Bauteilen 1%iger Toleranz samt sog. "Ziehbauteilen", also bei Kondensatoren einige parallel bestückte Typen die bei der Einstellung passend abgeknipst sind bis der Wert stimmte.

Also vergiß es, 112 anstelle 110kHz spielt nicht die geringste Rolle.

Styroflexe sind auch im Übrigen ziemlich geeignet für langzeitstabile Oszillatoren in diesen Frequenzbereichen, Durchschläge heilen von selber aus, kommen aber auch erst garnicht vor, wenn es sich um Kleinleistungskreise wie in dem Fall handelt. Eher fliegt dann so einem BC107 der Hut ab, als das der Styro grätscht.

Des Menschen Böckchen ist aber sein Himmelreich ;-)
Solltest du also den Styro tauschen, nimm einen mindestens 2%igen, paßt die Frequenz dann noch nicht, stimmt der Schwingkreis immer noch nicht, es muß also dann mit kleineren Parallel-Kondensatoren gematcht werden.
Hätte ich persönlich aber weder Zeit noch Lust dazu.
Außerdem hat Jens (esla) Recht, es gibt noch mehr frequenzbestimmende Bauteile in der Schaltung. Es kann sein das also alles matchen so ohne weiteres nicht den gleichen Effekt bringt wie eine (in praxi natürlich schwer erreichbare) "längere Trimm-Spule"
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#6
Zitat:esla postete
Andererseits ist es sehr selten, dass Stroflexkondensatoren ihre Kapazität verändern.
Gruß Jens
Dachte ich auch immer, aber mir sind schon mindestens 2 kaputte Styroflexkondensatoren über den Weg gelaufen, auch andere kaputte Folienkondensatoren hatte ich schon, weiß aber nicht mehr ob die vom Styroflextyp waren. Jedenfalls einer war im Alpine Al-85 Wiedergabeverstärker hinüber, der andere in einem Onkyo Tuner. Das dauerte immer, bis ich die gefunden hatte, man rechnet eben nicht mit deren Ableben.
Viele Grüße
Lukas
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#7
Zitat:lukas postete
...mir sind schon mindestens 2 kaputte Styroflexkondensatoren über den Weg gelaufen, auch andere kaputte Folienkondensatoren hatte ich schon, weiß aber nicht mehr ob die vom Styroflextyp waren...
Alles auf der Welt gibt es in der Ausführung von sehr gut bis lausigst. Auch solche Kondensatoren. Meiner Erfahrung nach - alter Siemensianer - sind die originalen Siemens die besten. Die patentierte Folie macht den Unterschied. Sie verödet Durchschüsse, quillt dabei nicht auf, dichtet wasserfest, außen ist eine nicht brüchige Schutzschicht gegen eindringende Feuchtigkeit drum herum. All das hat man - da patentiert/ lizenzpflichtig und Lieferbeschränkungen der Roh-Folien - natürlich nicht bei Machwerken komischer Herkunft.
Einzig die Ost-Exemplare gleicher Bauart sollen angeblich - ich kann das nur nachplappern da nicht persönlich getestet - ähnliche Ergebnisse zustand bringen. Man kann im Stillen für sich vermuten, sollte sich aber nicht zu sehr drauf versteifen, das die Folen einfach den Siemens-Originalen nachgefertigt wurden.
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#8
Nur mal so ganz nebenbei, Nelson,

meine TG 1000 läuft seit Langem mit rund 113 kHz Oszillatorfrequenz, weil ich mit dem Kern auch keine niedrigere hinbekommen habe. Was soll dadurch passieren? Ich zitiere Max Hegendörfer, seinerzeit Entwicklungsingenieur bei Grundig:

"...Die Frequenzabweichung halte ich für nicht ausschlaggebend – die würde nur eine Rolle bei der Lage der Störausstrahlungslinien in den LW / MW Rundfunkbändern spielen ( deswegen ist die Löschfrequenz bei Batteriegeräten oft umschaltbar ) > Einstrahlung in den eigenen Radioteil ist schwer völlig zu unterdrücken."

Wichtiger ist es, die Dummyspule L3205 auf dieselbe Frequenz abzustimmen, damit bei Monobetrieb die VM-Spannung mit Stereo übereinstimmt.

Gruß Holgi
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#9
Erstmal ein Dankeschön für die viele Hinweise. Ich werde die Maschine erstmal so lassen wie sie ist und mit der kleinen Frequenzabweichung leben. Längerfristig werde ich aber trotzdem mit einem neuen Kondensator experimentieren. Zuerst muss aber meine Akai repariert werden.

Wären diese Kondensatoren hier ein guter Ersatz? http://cgi.ebay.de/10x-Siemens-Polystyre...0730149303

Viele Grüße

Nelson
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#10
Der Kondensator ist in Ordnung!

Mach' Dir doch nicht die Mühe und tausche den aus. Mit dem neuen kommst Du zu 90 % auch nicht auf die 110 kHz.

Das ist eine freischwingende Schaltung, was erwartest Du da an Genauigkeit? Die Frequenz bleibt durch die Styroflex-Cs sehr konstant, aber die Resonanzfrequenz genau einstellen ist nicht möglich.

Der Spulentrimmer ist nur dazu da, um starke Ausreißer wieder einigermaßen in die richtige Richtung zu ziehen.

Wenn die Frequenz hochgenau stimmen müsste, dann hätte man einen Quarzoszillator genommen und den auf 110 kHz runtergeteilt....brauchte man aber nicht!

Genau genommen hast Du sogar einen klitzekleinen technischen Vorteil: Die Vormagnetisierungsfrequenz sollte gemäß dem Theorem von Shannon-Kotelnikov mind. doppelt so hoch sein wie die zu verarbeitende Maximalfrequenz, besser sogar vierfach. - Deswegen sind's bei rund 26-28 kHz Aufnahme- und Wiedergabebandbreite ungefähr 110 kHz geworden. Smile

Wenn Du nun die Frequenz verringerst, reduzierst Du theoretisch die Aufnahmeauflösung. Smile Aber das ist bei den 2% nicht messbar.

Sven

Edit: Die Maschine funktioniert genauso gut oder schlecht mit 110, 112 oder 108 kHz! Das ist völlig belanglos!
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#11
Zitat:Jogi postete
Einzig die Ost-Exemplare gleicher Bauart sollen angeblich - ich kann das nur nachplappern da nicht persönlich getestet - ähnliche Ergebnisse zustand bringen. Man kann im Stillen für sich vermuten, sollte sich aber nicht zu sehr drauf versteifen, das die Folen einfach den Siemens-Originalen nachgefertigt wurden.
Doch, die Ost-Teile sind so gut! Ich verbaue die heute noch in frequenzstabilen freischwingenden VFOs.

Die Styroflex-Cs sind eine Eigenentwicklung gewesen. - Das ähnliche Aussehen spielt dabei keine Rolle. Durch das Aufwickeln der Kondensator"platten" und der Polystyrenfolie entsteht nunmal die übliche Tonnenform. Danach kommt ein Kunstharz außen herum und der C ist dicht.

Auch Siemens kochte nur mit Wasser: Die von Dir genannten Eigenschaften der Folie stimmen nicht alle. Styroflex-Cs sind zum Beispiel nicht selbstheilend, genauso wie viele andere Folien-Cs. Diese Eigenschaft bleibt fast nur den MP-Kondensatoren vorenthalten.

Sven
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#12
Naja, Sven. Siemens selber gibt in seinen technischen Erläuterungen zu Bauelementen aus dem Jahr 1978 selbstheilende Eigenschaft für so gut wie alle seine Folienkondensatoren an.

Auch diejenigen Kondensatoren mit Folien der Typen
Celluloseacetat
Hostaphan©
Makrofol©
Polypropylen
und aufgedampftem Metallbelag aus Siemens-Fertigung besitzen diese selbstheilenden Fähigkeiten.

Ich glaube eher nicht das Siemens da bei eigenen Produkten derart irrt.
Und das nicht jeder durchscheinende Feld-Wald-Wiesen-Wickelkondensator ein STYROFLEX© ist, liegt auf der Hand.

Der Rest ist natürlich zustimmungs-tauglich :-) Gerade STYROFLEX iser die Medizin der Wahl bei Schwingschaltungen mit ferroidierten Induktivitäten, schon wegen des kompensierenden gegenläufigen Temperaturgangs.
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