Tonbandforum

Normale Version: Design-Baukasten aus Skandinavien
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Moin, moin,

Öftermalleser ahnen: Ich hab' was Neues. Heute abgeholt. Und da ich wußte, was auf mich zukommt, schon in der letzten Woche fast fertig beschrieben.
Damit die Vernünftigen, Wenigerstapler, auch etwas davon haben, hier ein paar Bilderchen mit etwas Text.

[Bild: HansaStudio_08k.jpg]

Zu der Hanns Schäfer Industrievertretung in Hannover meldete die HiFi-Stereophonie im März 1971, Schäfer habe „... den Exklusivvertrieb für das Empfänger-Verstärker-Programm der japanischen Firma Nikko übernommen." Damals hatte Schäfer schon den Vertrieb für Laufwerke und Plattenspieler der Marke Micro Seiki inne gehabt.
Als die Hanns Schäfer Akustik im Testjahrbuch '73 der HiFi Stereophonie einen eigenen Plattenspieler der Marke „Hansa“ inserierte, hätte man denken können, das müsse ein Micro sein. So machte es Dahl, CEC-Distributor, mit seiner Handelsmarke „Visonik“, oder der spätere Nikko-Importeur Intermarket mit seiner Hausmarke „Transonic“.
Doch Schäfer hatte den Vertrieb von Micro bereits Ende 1971 an die nun ebenfalls in Hannover beheimatete All Akustik verloren, die übrigens zunächst gänzlich aus ehemaligen Mitarbeitern von Schäfer bestanden hatte; möglicherweise war der Verlust der Distribution der Grund für die Präsentation eines „eigenen“ Plattenspielers. Aber so „eigen“ war der dann doch nicht: Unter den Markennamen ITT konnte man ihn kaufen, auch als Graetz, als Scan Speak und ebenfalls als Acoustical SD800. Also kein „echter“ Hansa?
Für Plattenspieler war von diesen vier Firmen eigentlich nur Acoustical bekannt gewesen. Hatte Hansa also bei Acoustical eingekauft?

Wie schon von Arnulf angedroht, habe ich mich also etwas für Acoustical interessiert!

Im Jahre 1952 gründete Adolf F. Don die Firma Acoustical Handelmaatschappij, N.V. (Acoustical Handelsgesellschaft). Mitte der Fünfziger Jahre residierte diese in einem 3-Raum-Büro in der James Wattstraat in Oost-Watergraafsmeer, Amsterdam, und verfügte über eine kleine Fabrik in Bussum, in der die Chassis von Plattenspielern und Verstärkern, Letztere möglicherweise Konstruktionen von Cor Ris, in die eigenen Gehäuse eingebaut wurden.
Acoustical verkaufte Mono- und Stereoverstärker, Triotrack Plattenspieler, bot außerdem Lautsprecher und Verstärker von Quad, Tonabnehmer von Ronette und Acos, Tonarme von Jobo aus Amsterdam, sowie Radiogeräte des englischen Herstellers Murphy an.

Die Acoustical Handels Mij. N.V. lebte vor allem von den Plattenspielern der Marke Triotrack. Ein Name der andeutet, die Geräte verfügten über drei Arbeitsgeschwindigkeiten; später hatten sie deren vier, hießen aber immer noch “Triotrack“, und waren als Chassis, komplette Plattenspieler oder als Koffermodelle mit eingebautem Verstärker zu haben.
Sehr beliebt waren Triotrack-Einbauchassis in Kombination mit den Acoustical-Verstärkern als Vorführgeräte in Schallplattengeschäften. Wer in den Niederlanden in dieser Branche etwas auf sich hielt, der kaufte seinerzeit seine Phonobar bei Acoustical.

Die Triotrack-Chassis entstanden wohl vornehmlich bei der Kopenhagener Skandinavisk Radio & Television A/S (SRT), die auch für B+O die Plattenspieler baute und die in den späteren Siebzigern von Bang & Olufsen übernommen worden war. SRT baute Anfang der Sechziger Jahre ebenso für die Marke His Master's Voice (EMI) Plattenspieler mit einfachem Kunststoff- oder zum Beispiel mit B+O ST/L- oder G42-Tonarm.
Die SRT war außerdem seit 1976 Patent-Inhaberin einer Sensor-Konstruktion für die Feststellung der Belastung des Plattentellers durch eine Schallplatte und die Ermittlung der Plattengröße (US4111431, GB1574248).

Der Direktor der SRT, Herr Mathiassen, war gut mit den Familien Bang und Olufsen befreundet und stellte den Kontakt für A.F. Don her. Infolgedessen wurde Acoustical 1961 Importeur von Bang & Olufsen für die Niederlande.
Eigentlich wollte Adolf Don nur die B+O-Tonabnehmer für die Triotrack-Geräte importieren, weil er mit der Einführung der Stereo-Schallplatten, Ende der Fünfziger Jahre, nach einem neuen Lieferanten suchte, der nicht nur Kristall-Systeme anbot, wie es Ronette und Acos taten. Doch Bang & Olufsen bestand darauf, Acoustical solle entweder das komplette Programm vertreiben oder bekäme gar nichts. Don soll das Risiko, die ganze B&O-Produktpalette einzukaufen, mit den Worten angegangen sein: „Wenn ich die Fernsehgeräte, Radios und die anderen Sachen nicht an den Handel verkaufen kann, dann verkaufe ich sie halt an mein Personal.

Der Erfolg gab Don recht und Acoustical wuchs. Im Oktober 1962 kaufte er das Amsterdamer 6-Mann-Unternehmen Joboton seiner Freunde Joe und Ton de Boer, Hersteller der Jobo-, Joboton- und Jobophon-Plattenspieler, und expandierte im Sommer 1963 in größere Räumlichkeiten: Während der Verkaufsraum in Amsterdam verblieb, konzentrierten sich die Büros, das Lager, der Versand und der Technische Service im Koninginneweg in Kortenhoef. Die Räumlichkeiten dort sollen zunächst den Eindruck eines großen Lagers erweckt haben und waren nicht ausreichend ausgestattet; der nächste Stromanschluß für den Technischen Service beispielsweise, soll 200m entfernt gewesen sein, so daß mit langen Verlängerungskabeln gearbeitet werden musste, was dazu geführt haben soll, dass des öfteren die Lötkolben nicht heiß genug geworden waren, um damit arbeiten zu können.
Der Anteil von B+O an dem Umsatz bei Acoustical stieg kontinuierlich. 1968 wurde schließlich beschlossen, das Unternehmen in zwei Firmen aufzuteilen: Es entstand die Bang & Olufsen, Niederlande, und die Acoustical Handels-Mij., N.V., in Graveland kümmert sich um die Eigenprodukte. Das waren vor allem Mittelklasse-Verstärker und -Tuner im skandinavischen Design und professionell anmutende Plattenspieler-Laufwerke mit Papst Außenläufer-Motor, die Nachfolger der Jobo-Geräte der Brüder de Boer, die Acoustical mit Tonarmen von SME, Ortofon, Grace, Lenco, oder mit dem günstigen AB-Tonarm ausstattete, der in vielen niederländischen Radiostationen seinen Dienst tat.

Mir ist nur eine Quelle bekannt, die zu Acoustical von einer eigenen Produktion berichtet: Dem Einbau von Chassis in Gehäuse in Bussum in den Fünfziger Jahren. Die von Acoustical übernommene Firma Jobo hatte eine Fertigung besessen, die aus lediglich vier Personen bestanden hatte, die in guten Zeiten in Handarbeit um die 100 Plattenspieler in der Woche aus vornehmlich zugekauften Vorprodukten zusammengebaut haben sollen. Ob die Jobo-Acoustical selbst gefertigt waren oder von der SRT stammten, kann ich nicht sagen. Im Internet werden an einer Stelle zumindest technische Ähnlichkeit eines dieser Acoustical mit einem B+O bemerkt; dazu mag ich nichts sagen (Arnulf, hilfe!). Die Konstruktion des hier im Forum vorgestellten Acoustical 2800 läßt es jedoch als nicht unwahrscheinlich erscheinen, das auch eine „Handmade“-Fertigung durch Acoustical aus fertigen Vorprodukten möglich gewesen ist.
Auf jeden Fall hat Acoustical, Niederlande, diesbezüglich ebenso wenig mit der Acoustical Manufacturing in Huntingdon, England, dem Hersteller der Quad-Lautsprecher, Tuner und Verstärker, zu tun, wie ein deutscher Lautsprecherhersteller mit dem amerikanischen Tunerbauer „Pilot“ oder die Paderborner Rosita mit der britischen Verstärker-Marke „Audion“.

[Bild: HansaStudio_06k.jpg]

Die Gestaltung des Acoustical SD800 und gleichsam die des Hansa Studio ist eindeutig skandinavisch inspiriert. So schreibt auch Schäfer in seiner Werbung anno 1973 für den Hansa 2000 von „modernstem skandinavischem Design“. Problemlos könnte man diesen Plattenspieler für einen B+O halten, so daß die Vermutung, er könnte bei SRT gebaut worden sein, nicht fern liegt.
Zwei weitere Varianten des offensichtlich gleichen Gerätes gab es innerhalb des ITT-Konzern für die Marken ITT und Graetz, anscheinend jedoch nicht in Deutschland; zumindest habe ich diese als ITT 606 und Graetz 505 verbürgten Plattenspieler in keinem deutschen Prospekt der zu erwartenden Zeitspanne gefunden!
Offensichtlich war hier also ein OEM-Hersteller mit einiger Kapazität am Werke. Auch das Produktionsende der eigenwilligen Skandinavier paßt zur Ära der Übernahme von SRT durch B+O, die sicherlich wenig Bereitschaft hatte, im nun eigenen Werk für fremde Marken zu fertigen.

Nach einem Haufen Theoretisierens nimmt man zunächst den Außenteller des neu erworbenen Plattenspielers ab. Ihr tut das nicht? Selber Schuld. Eigentlich tat ich das auch nicht, weil ich den für den Transport schon abgenommen hatte; doch war ich den Spruch der Dramaturgie schuldig. Denn unter dem Innenteller kommt ein grüner Aufkleber mit der Aufschrift: „Die Transportschraube wird bevor Klarmachen entfernt“ zum Vorschein. Nicht, das das wichtig wäre. Interessanter ist da schon der weiße Aufkleber mit der Beschriftung „Scan Speak SD 800“, die ich vorher nicht verraten wollte.
Genau, Hansa-Akustik verkaufte 1973 auch Lautsprecherboxen. Wessen auch immer. Vielleicht skandinavischer Herkunft oder mit skandinavischen Komponenten? Zumindest zu den Hansa Studio 150 SL weiß ein polnischer Verkäufer von darin verbauten Scan Speak-Chassis zu berichten. War auf diesem Wege der Kontakt zu einem skandinavischen Hersteller zustande gekommen, der seinerseits den SD800 im Programm gehabt hatte?
Schäfer war Anfang der Siebziger Jahre dabei gewesen, sein Distributionsgeschäft abzugeben. Stattdessen verkaufte er Lautsprecher unter einem eigenem Markennamen. Sollte der Plattenspieler der Beginn einer eigenen HiFi-Serie werden? Am Markt erschienen scheint eine solche nicht zu sein. Den Plattenspieler unter dem Namen „Hansa“ sehe ich jedoch vor mir.

[Bild: HansaStudio_03k.jpg]

War die Schäfer-Akustik vielleicht zu klein, direkt beim OEM-Hersteller (SRT?) in ausreichender Stückzahl einzukaufen und hat eine Handvoll Ausstellungsstücke von seinem Chassis-Lieferanten, seinerseits ein OEM-Kunde, bekommen? Oder sollte Scan-Speak tatsächlich Plattenspieler gebaut haben? Eher nicht (meine Meinung, für die mich Scan-Speak Fans bestenfalls nach schriftlicher Voranmeldung schlagen dürfen). Ich tippe weiterhin auf SRT als Hersteller, was mir besser informierte Mitleser bestätigen, oder zur Not auch falsifizieren dürfen. Nun tut das aber bitte auch!

[Bild: HansaStudio_01k.jpg]

Egal wo er herkommt: Ein Hingucker ist der Hansa auf jeden Fall. Werden die großen Dual oftmals aufgrund ihrer äußerlichen Ähnlichkeit zu den in früheren Zeiten in jedem Haushalt, nahezu in jeder Ecke stehenden kleinen Dual-Wechslern unterbewertet, so dürfte Hansa mit seinem, in der Form eines Pyramidenstumpfs, individuell gestalteten Plattenspielers, eher das Problem der Einschränkung der Verbreitung gehabt haben, weil der im Lande zwischen Nierentisch und Gelsenkirchner Barock weder zur Wohnungseinrichtung noch zu anderen HiFi-Komponenten gepasst haben dürfte. (welch monströs langer Satz.) War die in Deutschland verbreitete Stil-Verweigerung ein Grund, warum die ITT-Derivate nicht in den Deutschen Prospekten auftauchten? Zumindest dürfte daraus die Seltenheit dieses Plattenspielers resultieren.
Heute wirken der Hansa und seine Geschwister aufgrund ihrer zur Schau getragenen Modernität fast schon altertümlich. Denn im Gegensatz zu einem Thorens, im zeitlos empfundenen, weil kontinuierlich beibehaltenen Design, kann man ihn ob seiner Gestaltung sofort in eine vergangene Epoche einordnen. Er ist eindeutig in den Sechziger oder frühen Siebziger Jahren beheimatet, scheint in die Wohnung über der Garage eines Lamorghini Marzal von Marcello Gandini zu passen. Woanders hin nicht.
Fast etwas unpassend wirkt dazu der knuffige, barocke Tonarm des Hansa, dessen verschiedene Kegelelemente auf Bildern ein wenig nach Baukasten aussehen. Jedenfalls wirkt der Arm etwas massig, daher altertümlich, wobei ich ihm das in technischer Hinsicht nicht unbedingt unterstellen mag. Doch hatten, abgesehen von PE, Elac und BSR, die Mitbewerber Anfang der Siebziger Jahre eher schlanke Tonarme im Programm gehabt.

[Bild: HansaStudio_07k.jpg]

Die Namen der Plattenspieler, mit denen der Hansa zu konkurrieren versuchte, sind durchaus prominent: Braun PS500, Garrard Zero 100, Beogram 3000, Lenco L75, Thorens TD150, Perpetuum Ebner PE2020, Elac Miracord 770H oder Dual 1229 sind keinesfalls jüngere Konstruktionen, waren zum Teil schon betagt, als der Hansa debütierte.
So fällt in diesem Kreis seine Andersartigkeit sofort auf: Die Frontbedienung.

[Bild: HansaStudio_04k.jpg]

Ist die Schallplatte einmal aufgelegt und der Tonarm herangeführt, so bleibt die Stülp-Haube aufgesetzt: Drehzahl, Stop und der Tonarmlift können über die Drucktasten an der abgeschrägten Front des Plattenspielers bedient werden. Konsequent wäre in diesem Zusammenhang der Einbau einer Vollautomatik gewesen. Aber „Konsequent“ klingt nicht besser. Mein Hansa wird voll-manuell bedient. Eine niederländische Quelle nennt die ITT-Derivate „Halbautomaten“.
Zumindest verringern die Drucktasten für das Auf und Ab des hydraulisch gedämpften Tonarms am Gehäuse das Risiko der Beschädigung der Schallplatte, weil die Haube nicht bei abgesenktem Arm abgenommen oder aufgesetzt werden muß, um an ein Hebelchen für den Tonarmlift zu kommen.
Unter der Haube scheint es kaum ein Bedienelement zu geben. Auf den seltenen Bildern kann ich für die Version ohne motorisch betriebenen Tonarmlift, also auch ohne Tasten für den Lift auf der Front (http://www.grammofoon.com/Acoustical/aco..._sd800.htm), nicht einmal einen Hebel für die manuelle Steuerung des Liftes erkennen, obwohl im Innern m eines Hansa eine Vorrichtung dafür vorhanden wäre. Also echte Handbedienung? Nur das Gegengewicht für die Einstellung der Tonarmbalance und ein verschiebbarer Ring am Tonarmrohr für die Einstellung des Auflagedrucks sind vorhanden.
Antiskating? Pusteblume, oder ...kuchen. Nichts, was sich einstellen ließe. Nicht am Arm, nicht am Gehäuse. Noch will ich nicht versuchen, den Tonarm zu zerlegen um herauszufinden, ob mit dem Reitergewicht am Tonarmrohr gleichzeitig ein Federmechanismus eines Antiskating mit verstellt wird.
Der Tonarm ist nicht einmal durch einen Anschlag begrenzt, kann in Postion „oben“ problemlos über seine Stütze hinweg und über das Gehäuse hinaus in eine 90°-Position geschwenkt werden.

[Bild: HansaStudio_05k.jpg]

Als echtes Schaf im Wolfspelz verzichtet der Hansa auch auf jegliche Möglichkeit der manuellen Feinregulierung der Drehzahl und, konsequent, auf deren Kontrolle per Stroboskop. Das allerdings taten auch andere Plattenspieler-Hersteller seiner Generation so.

So bleibt die Untersuchung der Inneren Werte um festzustellen, was er könnte.
Vier Alu-Profilstreben mit um 45° auf Gehrung angeschrägten Enden werden im Rechteck als Rahmen zusammengesteckt und von unten mit einer Hartfaserplatte verschlossen. Der Plattenspieler ruht auf festen Gummipropfen als Füße. Das Chassis besteht aus einer schwarz lackierten Metallplatte.

[Bild: HansaStudio_10k.jpg]

Teller- und Tonarmlager sind auf einem Subchassis befestigt, dessen Federweg jedoch recht kurz ist und kaum justiert werden kann. Im Prinzip besteht dieses „Chassis“ aus einem Bügel, auf dem das Tellerlager und der Tonarm ruht, und der an beiden Seiten in je einen Quersteg endet, die an beiden Seiten mit einer Schraubfeder mit dem Chassis verbunden sind; um einen Anschlag zwischen Subchassis und Chassis zu vermeiden, liegt um jede Schraubfeder ein Schaumstoffring. Damit im Transportfall das Subchassis festgestellt werden kann, gibt es an einer Stelle die Möglichkeit, beide Chassis mit Hilfe einer Schraube miteinander zu verbinden. Etwas wenig. Aber Plattenspieler wollen auch nicht wirklich transportiert, sondern bestenfalls verwöhnt werden. Sind vielleicht Tonbandfans Hunde-, dafür Plattenspielerbetreiber eher Katzenliebhaber?

[Bild: HansaStudio_13k.jpg]

Die Kurzhubtasten leiten ihre Befehle mit einer biegsamen Welle, einem Stößel und durch Kabel weiter.

[Bild: HansaStudio_09k.jpg]

Unter dem bereits abgenommenen Außenteller (1248g) schlummert ein Metall-Innenteller (488g), der per Flachriemen mit der Motorachse verbunden ist. Der Pulley ist kegelförmig und hinter einer höhenverstellbaren Gabel gelegen, mit deren Hilfe der Riemen auf unterschiedliche Ebenen des Pulley gehoben werden kann. Thorens läßt grüßen.

[Bild: HansaStudio_14k.jpg]

Der unbezeichnete Motor sieht eher etwas nach einer Blechdose aus und hat wohl recht wenig mit dem Papst-Außenläufer der Jobo-Acoustical zu tun.

[Bild: HansaStudio_12k.jpg]

Der Rohr-Tonarm wird in seinem Ruhezustand in einen Plastik-Halbring, der auf der Tonarm-Stütze thront, geklemmt. Er wird manuell an die gewünschte Stelle geführt und mit einem festen Druck auf die tief einfedernde Taste des Tonarmlifts abgesenkt. Der Motor startet durch einen Druck auf eine der beiden Tasten für die gewünschte Drehzahl 33 und 45 U/min. Angehalten wird der Motor über die Stop-Taste.
Der Tonarmlift ist hydraulisch gedämpft, senkt sich aber recht schnell und massiv. Das Laufgeräusch meines Hansa ist deutlich vernehmbar; denkbar das ihm etwas Öl helfen könnte, seine Äußerungen für sich zu behalten.
Alles in allem ist der Hansa im Vergleich mit seien Zeitgenossen sicherlich kein Spitzen-Gerät. Ein Unikum ist er auf jeden Fall! Er darf bleiben.

Technische Daten:
Typ. Halbautomat oder voll-manuell
Gehäuse: Leichtmetall-Zarge mit Rauchglas-Abdeckung
Maße: 44 x 13 x 39 cm
Gewicht: 6,5 kg
Bauart: Subchassis
Antrieb: 16 pol-Synchronmotor
Kraftübertragung: Riemen-Antrieb des Innenteller
Bedienung: Drucktasten-Frontbedienung für Drehzahl, Stop, und optional Tonarmlift
Drehzahl: 33 und 45 U/min
Plattenteller: Durchmesser des Außentellers 31cm, Gewicht 1,8 kg
Tonarm: dynamisch balancierter Rohr-Tonarm, 236 mm Länge, Auflagekraft am Tonarmrohr von 0,5g bis 3g einstellbar
hydraulisch bedämpfter Tonarmlift, optional elektronisch gesteuert
Wow & Flutter: < 0,1 % (DIN 45507)
Rumpel: < 65 dB (DIN 45539)
Produktionszeit 1973-77
Tonabnehmer: Audio Technica AT66 oder Grado FCR

[Bild: HansaWerbung73_01k.jpg]

Quellen:
Hanns Schäfer
http://www.my-micro.de/tips-micro.htm
HiFi-Stereophonie 3/1971, Nachrichten
HiFi-Stereophonie Testjahrbuch 1973, S.117
LS-Boxen: HiFi-Jahrbuch 1975, '76, '78, FonoForum HiFi-Report 1977, DM HiFi-Handbuch 1977 etc.
SD800
http://www.grammofoon.com/Acoustical/aco..._sd800.htm
http://www.grammofoon.com/Graetz/graetz_505.htm
http://www.hifi-forum.de/viewthread-84-13796.html
HiFi Stereophonie Testjahrbuch 1973, S.117
Geschichte Acoustical
http://www.beofriends.nl/nlpages/beonl.htm
http://www.freepatentsonline.com/4111431.html
Jobo/Acoustical-Geräte
http://www.gerardoortwijn.nl/CMS/index.p...&Itemid=56
HiFi-Jahrbuch Nr. 3 bis 6, Audio 1/80, HiFi-Stereophonie12/71 (Werbung), HiFi-Stereophonie TJB '73 (Verstärker-/Tuner-Test)
http://forum2.magnetofon.de/f2/showtopic...eadid=8210 Posting Nr. 002
Triotrack
http://www.radiomuseum.org/r/triotrack_civ.html
http://electricgramophone.nl/triotrack/triotrack.html
http://www.gerardoortwijn.nl/CMS/index.p...Itemid=100
SRT
http://goto.glocalnet.net/bosradio2/dome...ronics.htm
http://www.vinylengine.com/phpBB2/viewtopic.php?p=80202

Falls jemand von Euch mehr über dieses absonderliche Designstück zu sagen hat, immer her damit!

Tschüß, Matthias


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Hi Matthias,

Glückwunsch! Ein seltenes Stück Technikgeschichte hast Du da
gekapert. Den Dreher habe ich nie gesehen/gehört und auch nie
darüber gelesen.
Äusserlich ansprechend weil "anders". Das Innenleben sieht mir
(wenn ich das sagen darf) etwas grob gestrickt aus. Die Formteile
sind gemeinhin das, was ein "Blech-verarbeitender Betrieb" so in
den Regalen "herumliegen" hat. Selbst die Alu-Aussenprofile, die
dem Ganzen ja einen eigenen Touch geben, könnten ebenso gut
aus dem Alu-Fensterbau stammen. Das "Anschlussterminal" (= simpel
eingeschraubte Lüsterklemme auf Isoliermatte gebettet)
und der "solide" Einsatz von "Einfachst"-Winkeln runden den
Eindruck ab. Das Gesamtensemble muss deswegen nicht schlecht sein,
schliessl. zählt das Ergebnis, aber Massenproduktion sieht wohl doch
anders aus und von einer Materialschlacht kann da auch keine
Rede sein, oder?

Leider weis ich aber wie geschr. nichts Qualifiziertes zu dem Dreher
zu sagen. Weitere techn. Details interessieren mich also.
Die von Dir angesprochene Antiskating-Einrichtung zum Beispiel.
Wenn da nicht im Tonarm-Fuss eine Feder drin ist (was ich vermute),
fehlt diese Korrektur wohl gänzlich.

Viele Grüße

Peter

Araso

Moin.

Ein interessanter Dreher. Für so ein Design wäre ich damals sehr zu haben gewesen. Was es also nicht so alles gab.

Matthias, wie immer eine tolle Beschreibung. Interessant und kurzweilig.
Helfen kann ich wohl weniger. Deine Recherchen haben mehr ergeben, als ich gefunden hatte. Dabei war mir der SD 800 gar nicht recht aufgefallen. Auf deinen Bildern kommt das dominierende Design wesentlich besser heraus.

Von meinem Eindruck bei dem Acoustical 2800 her, würde ich sagen, daß da maschinell gefertigte Einzelteile von Hand zusammengefügt wurden. Das dürfte bei den geringen Stückzahlen auch der einzig gangbare Weg gewesen sein.
Man darf da wohl von Manufaktur sprechen, aber die werden sicher auch Möglichkeiten genutzt haben, die sich eben ergeben haben.

Was kommt nach Korvet und Hansa? Ein sechseckiger Dreher? Oder vielleicht in Tetraeder Form? Bin sehr gespannt, was du noch alles entdeckst :-) .

Danke für diesen Beitrag, Arnulf.