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...„Ein Thorens schreibt Geschichte“

Moin, moin

[Bild: ThorensPC650Serie_01k.jpg]

Vor einige Jahren begegnete mir bei der Abholung einer kleinen ASC, ein Kassettendeck der Marke Thorens. Es ging an mir vorbei – war schon anderweitig vergeben – doch immerhin blieb es mir im Gedächtnis. Auch die Aussage des Eigentümers, der Thorens besäße ein Laufwerk von Telefunken. Nun ja: Was die Leute nicht so alles erzählen...

Die Idee, einen Thorens Recorder zu bekommen, blieb jedoch präsent und näherte sich eines Tages in Dortmund der Realisierung, während sich andere Forumsmitglieder bereits, viel früher als eingeladen, einem Haufen Revox und Otari näherten.

Der erste PC-650 war also angekommen. Thorens nannte ihn ein „semiprofessionelles Hi-Fi-Cassetten-Deck

[Bild: ThorensPC650Serie_02k.jpg]

Ein erster Kontakt mit dem Thorens: Der Blick auf die Frontplatte. Schon ein bischen schweizerisch: Die Größenverhältnisse erinnern etwas an Revox. Auch die Gestaltung des Gehäuses, mit seitlicher Einfassung der Frontplatte, unterscheidet den Recorder deutlich von seinen zeitgenössischen Mitbewerbern. Das waren im Modelljahr 1979 noch hauptsächlich Toplader. 3-Kopf-Decks aus Europa hießen Tandberg, Bang&Olufsen und Eumig, präsentierten sich relativ flach und wollten von oben gefüttert werden.
Der in einer Vorversion angeblich (u.a. laut The Vintage Knob) bereits 1978 vorgestellte Thorens PC 650 kann meiner Ansicht nach für sich in Anspruch nehmen, der erste Kassetten Recorder „Made in Germany“ in typischer 3-Kopf-Ausstattung, also mit getrennten Systemen für Aufnahme und Wiedergabe, gewesen zu sein. Lange vor dem Revox B710, lange vor dem ASC AS3000 und selbst noch vor dem Grundig CF5500.

[Bild: ThorensPC650Serie_03k.jpg]

Sein Kassettenfach hat die üblichen Dimensionen. Kein Wunder: Compact Cassetten hatten üblicherweise einheitliche Maße. Verhältnismäßig klein scheint das Fenster des beleuchteten Faches: 74 x 30 mm scheinen aber nur im Vergleich zur Frontplatte des Faches klein. Ein Effekt des unter dem Kopfschlitten verhältnismäßig tiefer als vertraut sitzenden Fensters.
Die Klappe des Schachtes öffnet auf Knopfdruck mechanisch hinreichend, sogar recht weit. Weiter, als bei manch anderem Deck. Hinter seiner metallenen Frontplatte sitzt eine Führung aus durchscheinendem Kunststoff von nicht eben vertrauenerweckendem Ambiente. Doch habe ich hier noch kein Gerät mit Defekt erlebt, so daß ich nicht wirklich Grund zum Meckern hätte. Abgesehen davon, daß die Führung recht knapp bemessen, soll heißen eng, scheint, eine Kassette exakt eingelegt werden will.
Auffällig ist die gedrehte Anordnung mit hängenden Köpfen. Kein Ausdruck von Depression. Ein Löschkopf und eine in einem Gehäuse zusammengeführte Kombination von elektrisch getrenntem Aufnahme- und Wiedergabesystem.

[Bild: ThorensPC650Serie_04k.jpg]

Links neben dem Kassettenfach sitzt der Tastenblock der Laufwerksbedienung. Drei Reihen mit insgesamt sieben acht Millimeter hohen Kurzhubtasten in eher ungewöhnlicher Anordnung: In der oberen Reihe, je 25 mm breit, die Tasten für Aufnahme und Muting, darunter, je 15 mm schmal, Wiedergabe, Rück- und Vorspulen, darunter wieder breit, Pause und Stop. Alle Befehlsanforderungen werden elektronisch weitergeleitet, ein Wechsel der Lauffunktionen ohne „Stop“ ist möglich. Alle Tasten besitzen eine Indikator-LED für die Funktions-Rückmeldung
Über dem Funktionsblock sitzt die große, mechanische Taste für die Öffnung des Kassettenfaches, unter dem Block zentral das dreistellige, mechanische Bandzählwerk, umrahmt von ebenfalls mechanischen Memory- und Reset-Tasten. Über „Memory“ fährt der Thorens mit verminderter Umspulgeschwindigkeit die „000“-Position an.
Wie gesagt: Die Anordnung der Tasten ist eher ungewöhnlich. Nichts, was ein Mensch nicht beherrschen zu lernen könnte. Halt nur ungewohnt.

[Bild: ThorensPC650Serie_05k.jpg]

Ganz rechts findet sich auf der Frontplatte der Drucktaster eines 400Hz Testton-Generators und zwei Schlitz-Schraubenköpfe für den Abgleich des Dolby-Rauschunterdrückungs-Systems, außerdem eine Timer-Funktion für Zeituhr-gesteuerte Aufnahme oder Wiedergabe. Dazwischen liegen die beiden beleuchteten Spitzenwert-Aussteuerungsinstrumente, vier Drehregler, sechs Kippschalter und drei Klinkenbuchsen: Der Thorens mag zwei Mono-Mikrofone und einen Kopfhörer, dessen Lautstärke er individuell steuern kann. Der Eingang (Mikrofon/DIN oder Line) kann angewählt und der Pegel zweier Eingänge stufenlos und kanalgetrennt, auf Wusnch auch gemischt, eingestellt werden. Dolby Rauschunterdrückung, Bandsorte und Limiter lassen sich anwählen.
Für meine Begriffe ist dies Bedienfeld ausreichend strukturiert, doch würden ihm zeitgenössische Tester zweiffellos eine gewisse „Unübersichtlichkeit“ attestiert haben. Tatsächlich ist die Ergonomie der zweiteiligen, für den linken und rechten Kanal konzentrisch aufgeteilten Aussteuerungsregler eher mäßig. Für die Kalibrierung des Dolby-Kreises bedarf es fester Fingernägel und die Beschriftung der Drehspul-Instrumente scheint eher nach Design- als nach funktionalen Gesichtspunkten ausgeführt. Auch die doppelte Eingangswahl (Kippschalter für DIN-MIC und Drehschalter für Line, DIN/MIC und Mix) verführen in Eile zu Fehlern.

Übrigens finden sich – abgesehen von den alternativ möglichen Gehäusefarben schwarz und silber – in diesem Bereich die von außen offensichtlichsten Unterschiede innerhalb der PC650-Baureihe: Der Recorder läßt sich manuell auf drei Bandsorten einstellen. Für den PC650 sind das die IEC-Typen I, II und III (Fe, CrO² und FeCr). „Das THORENS PC 650 Cassetten-Deck wurde konstruktiv so ausgelegt, dass es auf Metal Tape umgerüstet werden kann. Nach Festlegung einer internationalen Norm wird dazu ein Umbausatz erhältlich sein.“ (Quelle: Prospekt 7/79). Die Serienversion mit Unterstützung für Reineisen-Kassetten hieß dann „PC 650M“.

[Bild: ThorensPC650Serie_06bk.jpg]

Weniger funktional bedeutend, dafür schneller zu entdecken, sind die bei verschiedenen Recordern unterschiedliche Farbe der Drehknöpfe: Mal ist deren Front silber, mal schwarz. Wohl gemerkt, scheinbar unabhängig von der Gehäusefarbe und der Reineisen-Tauglichkeit.

[Bild: ThorensPC650Serie_07k.jpg]

Weitere Unterschiede scheint es funktional nicht zu geben. Eine andere, als die Dolby B-Version, ist mir bislang nicht untergekommen.

Klarer als auf der Front geht es – welch Wunder – auf der Rücksetie des Thorens zu:

[Bild: ThorensPC650Serie_08k.jpg]

Anschlüsse nach RCA und DIN. Der „Radio“-Anschluß ist klassisch kombiniert für Aufnahme und Wiedergabe ausgeführt, wobei der Thorens für die Hinterbandkontrolle einen extra Ausgang auch nach DIN-Norm besitzt. DIN- und Line-Eingang lassen sich parallel benutzen. Der Ausgangspegel läßt sich kanalgetrennt einstellen, der Ausgang sogar abstellen .
Nett ist die großflächige Beschriftung von Buchsen und Reglern. Alle sind übrigens versenkt angebracht, so daß das Gerät direkt an einer Wand aufgestellt werden kann, ohne daß die Stecker nach hinten extra Platz bräuchten.
Einen Anschluß für eine kabelgebundene Fernbedienung gibt es übrigens auch. Der zweipolige Kaltgeräte-Stecker für den Stromanschluß hat die „Revox“-Form, wie sie vor der Einführung des „Eurosteckers“ auch hierzulande verbreitet war..

Im Nachtbetrieb protzt der Thorens nicht. Beleuchtung ist vorhanden und ausreichend. Neben den alternativ strahlenden Symbolen der Laufwerksbedienung signalisiert der PC650 den Limiter-Einsatz durch zwei rote, den eingeschalteten Dolby-Schaltkreis durch eine grüne LED.

[Bild: ThorensPC650Serie_09k.jpg]

Zur Praxis mit dem Thorens ist zu sagen: Löpt. Problemlos. Ist mir lieber, als so manche neuere Recorder, weil er zu der Generation HiFi-Geräte gehört, bei dem der Integrationsgrad der Bedienelemente noch nicht so weit fortgeschritten ist, das auch im Halbdunkel ohne Taschenlampe bedienbar ist, weil alle Regler, Schalter und Taster eindeutig identifizierbar und Dickfinger-groß genug sind, um sie fehlbedienungssicher zu benutzen.
Er ist im Prinzip ohne Bedienungsanleitung sofort einsetzbar.

Trotz seiner nicht kleinen Dimension bringt der Thorens eine Menge Funktionen mit. Jüngere Mitbewerber hatten dafür oft mehr Platz zur Verfügung!
THORENS, bekannt als Hersteller von Spitzen-Hi-Fi-Plattenspielern, ergänzt das Produktionsprogramm mit einem aussergewöhnlichen Hi-Fi-Cassetten-Gerät. Wie im Hause THORENS üblich, wurden bei der Entwicklung professionelle Massstäbe zugrunde gelegt. Sehr gute technische Daten und hoher Bedienungskomfort zeichnen das PC 650 aus. Bewusst wurde auf kurzlebige Gadgets verzichtet.

2-Motoren-Laufwerk mit tachogeregeltem Capstanmotor.
Geringe Tonhöhenschwankungen sind im Cassetten-Laufwerkbau schwierig zu erreichen. Durch eine besondere Anordnung der Antriebsmotoren gelang es THORENS, dieses Problem in den Griff zu bekommen. Der eine Motor treibt die über einen Riemen entkoppelte Capstanachse und Schwungmasse an. Er wird elektronisch geregelt, damit das Magnet-Tonband gleichmässig über die Tonköpfe geführt wird,.
Der zweite Motor übernimmt den Tonbandtransport.

3-Kopf-Gerät.
Der anspruchsvolle Hi-F-Amatuer möchte seine Aufnahmen – wie im Studiobetrieb üblich – vor- und hinterband abhören. Das PC 650 ist dafür konstruiert. Die gesamte Aufnahme- und Wiedergabeelektronik ist doppelt ausgelegt. Selbst das Dolby-Rauschunterdrückungs-System ist zweifach vorhanden, damit jede Dolby-Aufnahme gleichzeitig auch hinterband über Dolby abgespielt werden kann.

Monitorverstärker für Kopfhörer oder Kontrollautsprecher.
Ein zusätzlicher, regelbarer Monitorverstärker ermöglicht den direkten Anschluß eines Kopfhörers oder Kontrollautsprechers an das Cassetten-Gerät. Dadurch kann unabhängig von der gewählten Wiedergabe-Quelle der Hi-Fi-Anlage (Plattenspieler, Tuner usw.) die Cassette abgehört werden.

MUTE-Taste.
Die Aufnahmen können auf einfache Weise professionell gestaltet werden. Eine besondere Taste MUTE erlaubt ein weiches Ein- und ein rasches, knackfreies Ausblenden während der Aufnahme, ohne dass dabei der Lautstärkeregler des Verstärkers bedient werden muss. Selbstverständlich erlauben die beiden getrennt links und rechts regelbaren Stereo-Eingänge verschiedene Eingangssignale jederzeit zu mischen.

Elektronische Laufwerkssteuerung mit logischer Verriegelung.
Die gesamte Laufwerkssteuerung erfolgt elektronisch, um die Bedienung des PC 650 so einfach und bequem wie möglich zu gestalten. Kurzhubtasten mit LED-Rückmeldung unterstreichen den semi-professionellen Charakter des Cassetten-Gerätes.

Timer-Betrieb.
Ein zusätzlich gesicherter Schalter erlaubt in Verbindung mit einer externen Zeituhr, das PC 650 auf Aufnahme oder Wiedergabe vorzuprogrammieren.

Das PC 650 ist in jeder Hinsicht ausgereift und dem heutigen Stand der Technik angepasst. Neben hoher Qualität – in Deutschland hergestellt – bietet es eine Vielzahl von durchwegs sinnvollen Bedienorganen.
Testoszillator für bandbezogene Eichung des Dolby-Bezugspegels
Bandsortenwahlschalter
Zählwerk mit Memorystellung
Direkte Umschaltung von Schnellauf auf „Play“, ohne zuerst „Stop“ zu drücken.
Regelbare Ausgangspegel
2 mischbare Stereo-Eingänge
Anschlußmöglichkeit für Fernsteuerung aller Laufwerksfunktionen
Schaltbarer Aufnahme-Limiter mit LED-Anzeige usw.


(Quelle: Thorens-Datenblatt PC 650 0579)

Besonders eigenwillig ist der zweiteilige Pegelregler für den Kopfhörer. Hier wird nicht etwa die Balance des Kontrollverstärker eingestellt, sonder das Vor- und das Hinterband-Signal getrennt geregelt. Das jedoch nicht für das Aussteuerungsinstrument, sondern anscheinend lediglich für den Kopfhörer-Ausgang! Der Regler ersetzt damit zum Teil einen „Monitor“-Schalter, den es nicht gibt. Der Recorder tastet das Hinterband-Signal immer ab. Allerdings kann zumindest der Ausgang abgeschaltet werden, da, so die Bedienungsanleitung, die Zuspielung des hinterband-Signals bei einigen Receivern und Verstärkern „zu Schwingungen führen“ könne
Eigenwillig auch: Die Muting-Funktion, das automatisierte „weiche“ Ein- und Ausblenden einer Aufnahme „wirkt nur auf MIC/DIN-Eingang“ (Quelle: BDA)


Technische Daten:
Frequenzgang: 25 – 18.000 Herz / 30 – 15.000 Herz +/- 3dB (IEC Typ I-Band)
Geräuschspannungsabstand: 56dB / 64dB (ohne / mit Dolby B, IEC Typ I-Band)
Klirrfaktor: < 1,8%
Übersprechen: < 60dB (Gegenspur) / < 25dB (Stereo)
Löschdämpfung: > 65dB (1kHz)
Eingänge: Mic/DIN: 0,2/4mV, 5/22 kOhm / Line: 60mV, 100 kOhm
Ausgänge: DIN: 580mV, R < 5 kOhm / Monitor: 1V, 125mW, R > 8 Ohm
Tonhöhenschwankungen: 0,06% WRMS, 0,12% DIN (W)
Umspulgeschwindigkeit: >= 60sec. für C60 Cassette
Maße (BHT): 435 x 135 x 355mm
Gewicht: 15 kg
Preisempfehlung: DM 1.398
(Quelle: Thorens Prospekt 7/79, hobby-Katalog HiFi '80)

Technische Daten (Annuario Suono 1979 ed. Autunno, S.418)
Tipo di nastro: cassetta
Testine: 3
Motori: 2
Riposta in frequenza: 30-15.000 Hz +/- 3 dB (non nastri FeCr e LH)
Rapporto S/N: 64 dB (con Dolby)
Wow & Flutter: 0,6% (WRMS)
Tempo di riavvoigimento: 60 s (C60)
Ingressi e sensibilita: microfoni/DIN 0,2:0,4mV/5-50kOhm, linea: 60 mV/100kOhm, DIN: 580mV/2kOhm, monitor: 1V/125mW/okOhm
Uscite: linea, cuffia
Note: dopplo sistem dolby in ingresso e in uscita, osciliatore di prova peria taraturo dol dolby, due ingrocsi stereo miccolabili, tasto muting, selettore per diversi tipi di nastri, sistema di comando elettronico con protezione logica, possibilita do comando a distanza motori con controllo tachimetrico
Prezzo corretto: lire 600.000
Primavera 1979

Kassettenempfehlung (Stereo TJB 80/81, S. 77):
Typ I: Maxell UDXL-1, Typ II: DIN, Typ III: DIN, Typ IV: 3M-Metafine

Informationen über den Thorens Recorder sind eher dünn gesäht. Neben der Bedienungsanleitung, die ich hier habe veröffentlichen lassen: http://www.hifi-archiv.info/Thorens/PC650/ gibt es noch ein Prospekt und gleichlautendes Datenblatt das Ihr hier: http://www.thorens-info.de/thocass2.jpg und hier: http://www.hifi-archiv.info/Thorens/PC650p/ findet. Auch hier gibt es die bekannten Daten: http://www.vintagecassette.com/Thorens/PC_650, http://www.thevintageknob.org/THEVAULT1/...PC650.html
Lediglich eine kurze Ankündigung des PC650 für den britischen Markt hat THE GRAMMOPHONE im September 1979 veröffentlicht.
Ansonsten muß man sich die Recorder anschauen!
Wer also weiterführende Informationen, Vorstellungen oder Testberichte besitzt oder zumindest kennt, der möge sich bitte melden!

Mein Problem, mehr über den Recorder erfahren zu wollen, kumulierte mit Anzahl und Fehlerhäufigkeit der PC650

[Bild: ThorensPC650Serie_10k.jpg]

Die Idee: Aus „Vier macht Drei“, oder so ähnlich, scheint sich gut mit dem „Mal Reinschauen und kucken“ kombinieren zu lassen.


Zerlegifix komplettibus.

Ein Thorens Recorder ähnelt in gewisser Weise einem Stabil-Baukasten. Nicht dem Kasten, sondern dem Bausatz, der drin sein soll. In U-Form verschraubte Profil-Bleche, sind mit dem offenen Ende mit einer Metallplatte verschraubt. In die ist, in beeindruckender Materialstärke, der Laufwerkskäfig eingelassen. Elffach verschraubt. Links und Rechts am Rahmen sitzen, wiederum verschraubt, die Seitenwangen des Gehäuses, vorn zwölffach verschraubt die eigentliche Gehäuse-Frontplatte, oben und unten, je siebenfach verschraubt, die beiden Gehäusedeckel.
Wer also ein paar Schraubenzieher besitzt und deren Bedienung mächtig ist, der dürfte wenig Probleme haben, einen PC650 zügig zu zerlegen.

Zuerst werden die Kappen der Kipphebel und Drehknöpfe abgezogen. Unter den Drehknöpfen sollten sich Filz-Ringe befinden!
Zwei Madenschrauben sichern die Metallbeplankung des Kassettenfaches und sind bei geöffnetem Fach leicht zu lösen (nicht ganz raus schrauben!).
Oberer und unterer Gehäusedeckel sind oben/unten mit vier, von hinten jeweils mit drei Kreuzschlitz-Schrauben gesichert, und lassen sich nach dem Lösen der Schrauben nach hinten abziehen.

[Bild: ThorensPC650Serie_13k.jpg]

Dann liegen, von oben und unten sichtbar, je drei Paare Befestigungsschrauben der äußeren Frontplatte frei. Sind die weg, kann man die Frontplatte nach vorn abziehen. Es macht Sinn, wenn der Recorder dabei hochkant auf dem Rücken steht – in diesem Falle halt nach oben abziehen -, da sonst möglicherweise eine Feder des Netzschalters und eine Metallplatte dessen Timer-Verriegelung runter fallen.
Ist die Frontplatte weg, liegt links über die halbe Gerätebreite ein Kunststoff-Formstück, das das Kassettenfach und eine Führungskulisse für die Tasten der Laufwerkssteuerung enthält, frei. Dieses Teil steht auf vier Stützen, die jeweils in knapp 1mm³ große Nippel enden, die in die Frontplatte gesteckt sind. Das ist die einzige Befestigung, besser Fixierung! Also VORSICHT beim Abnehmen. Was abbricht, ist weg.
Der Hebel, der das Kassettenfach öffnet, greift übrigens auch in eine Bimetall-Feder ein, drückt beim Öffnen einen Kontakt zusammen, der den Antrieb stoppt. Falls der Recorder später wieder zusammen gebaut werden soll, muß die Feder in Ruhe kontaktlos sein und der Hebel richtig eingreifen.

[Bild: ThorensPC650Serie_12k.jpg]

[Bild: ThorensPC650Serie_11k.jpg]

...oder bei Nacht:

[Bild: ThorensPC650Serie_15k.jpg]

Im Prinzip liegen jetzt sämtliche Bauteile der Front frei zum Ausbau bereit.
Der Thorens verfügt über ein 2-Motoren Laufwerk. Der gekapselte Capstan-Motor treibt über ein 4mm breiten Flachriemen ein Messing-Schwungrad an, auf dem die Capstan-Welle sitzt.
Der Maxon DC-Motor aus der Schweiz (Maxon ist ein Akronym von "Max Sohn" und meint den Sohn vom Firmengründer Max Braun, Frankfurt) an der Unterseite des Recorders bewegt über ein Getriebe aus Kunststoff-Zahnrädern die beiden Wickeldorne. Vom linken Wickeldorn ist ein Riemen an ein Zwischenrad geführt, von dem über einen zweiten Riemen das Bandzählwerk angetrieben wird. Beide Riemen sind bei geöffneter Front problemlos austauschbar.

[Bild: ThorensPC650Serie_14k.jpg]

Bei geöffneter Front läßt sich auch das Laufwerk einstellen. Die Köpfe stammen übrigens von Alps (Löschkopf: 10327 I07D, A/W-System: J060).

[Bild: ThorensPC650Serie_16k.jpg]

Oder zum Beispiel der Capstan-Riemen wechseln.
Sollte nur das gemacht werden, müsste der Laufwerkskorb nicht einmal ausgebaut werden. Stattdessen reicht es, die beiden äußeren Schrauben, die den Balken über dem Schwungrad halten, zu lösen, den Riemen einzuschieben, die Schrauben wieder zu fixieren, und den Riemen über die Motorachse zu spannen.

[Bild: ThorensPC650Serie_17k.jpg]

Die „Aufgliederung der Elektronik in einzelne Module machen das PC 650 ausserdem äusserst servicefreundlich.“ (Bedienungsanleitung). Soll heißen, der Thorens ist modular aufgebaut, die Verbindungen nahezu alle gesteckt. Bevor nun aber weitere mit dem Rahmen verschraubte Bauteile (Laufwerk, Laufwerksbedienung, Anzeigeinstrument, Trafo etc.) entfernt werden, sollte man überlegen, welchen Zweck der Spaß verfolgt. Die Karosserie des Thorens ist nicht selbst-tragend. Umso mehr nun weiter abgeschraubt wird, desto instabiler wird’s.

[Bild: ThorensPC650Serie_18k.jpg]

Gefahrlos können allerdings bei geöffnetem Deckel die Tochterplatinen im Innern des Recorders entnommen werden. Soweit die Platinen über einen von außen zugänglichen Poti oder eine Buchse verfügen, sind sie über dieses Bauteil mit dem Rahmen verschraubt. Ansonsten sind sie lediglich auf der Hauptplatine gesteckt und über ein Kunststoff-Federelement gesichert. Mit etwas Vorsicht und einer gebogenen Telefonzange lassen sich die Federelemente am Fuß zusammendrücken und die Platinen abziehen. Manchmal muß dafür ein Pfostenstecker abgezogen werden. Leider ist das Material altersbedingt gern spröde. Also VORSICHT!

[Bild: ThorensPC650Serie_19k.jpg]

Beim Ausbau der Platinen fällt auf, daß diese zum großen Teil nicht vollständig bestückt sind, fällt außerdem auf, das einige der Platinen aus unterschiedlichen Recordern nicht identisch bestückt sind. Damit meine ich nicht, daß Bauteile verschiedener Hersteller verwendet wurden, sondern daß Elemente auf einer Platine bestückt, auf dem Gegenstück nicht bestückt sind. Die Dolby-Platinen sind ein Beispiel (links PC650M, rechts PC650),

[Bild: ThorensPC650Serie_44k.jpg]

genauso der Wiedergabe-Vorverstärker (links PC650M, rechts PC650)

[Bild: ThorensPC650Serie_45k.jpg]

oder die Laufwerks-Steuerung (links PC650M, rechts PC650)

[Bild: ThorensPC650Serie_47k.jpg]

Also: Nicht blind Platinen gegeneinander tauschen.

Wer hat's erfunden?

Wenn ein Chefentwickler zu Blaupunkt wechselt, dann sicher nicht nur, weil er gut in Plattenspieler war. Trotzdem habe ich meine Zweifel, daß dieser Recorder in mehr als in seinen Spezifikationen ein Lahr'er oder Wettingen'er Produkt war. „Mach mir mal einen Dreikopf...“ könnte das Motto geheißen haben. Und wer war Adressat dieses Auftrages? Carad in Belgien, einstmals Elektronik-Schmiede und Distributor Thorens' für Benelux, gab es nicht mehr.

[Bild: ThorensPC650Serie_32k.jpg]

Ähnlichkeiten sind vorhanden, oder? Vor allem im Bereich der Laufwerksbedienung und im Kassettenschacht.

[Bild: ThorensPC650Serie_31k.jpg]

Ein Schelm, der Böses dabei denkt.

Eine der weiter oben gezeigten Dolby-Platinen ziert ein papierener Aukleber mit dem Aufdruck „650“. Ob das wohl für die Typenbezeichnung „PC650“ steht?
Und wofür steht dann die Beschriftung „6070“ auf der Platine des Aufnahme-Vorverstärkers VM4 (links PC650M, rechts PC650),

[Bild: ThorensPC650Serie_41k.jpg]

oder an anderer Stelle die Aufschrift „6050“?
Die Platinendarstellung des Schneider Team 6070 C kennt jedenfalls die Platine VM4 und einen Schneider 6050 C gab's auch.
http://www.hifi-archiv.info/Schneider%20...index.html

Ein tapferes Schneiderlein aus Fürth geht also im Frack in die weite Welt und versucht sich als „Very Important Player“

Entscheidet selbst

[Bild: ThorensPC650Serie_33k.jpg]

Immerhin war der 6070CDas erste HiFi-Frontlader-Tapedeck mit Autoreverse und elektronischen Tipptasten in Europa (Made by Schneider West Germany)“ (Quelle: Schneider Werbung)

Also eher nicht „Made by Thorens“. Zumindest nicht der Schneider.


Was bleibt übrig?

Highend repräsentierte in Europa zu seiner Zeit vielleicht ein Tandberg TCD-440A. Der Thorens reichte da nicht heran, blieb in der Oberklasse stecken.
In manchen Bereichen scheint er mir nicht zuende gedacht – fehlt mir zum Beispiel der BIAS-Regler oder der Monitor-Schalter zur Unterbrechung der Abtastung bei Aufnahme, und hat er zuviel Plastik an relevanten, an fühlbaren Stellen:
So neigen die Stützen des Kassettenfaches zur Frontplatte bei wiederholter Entnahme zum Verschleiß, was dazu führt, daß sich die Führungskulisse der Laufwerkstasten verschieben kann. Ein altersbedingtes Verziehen des Bauteils will ich ebenfalls nicht ausschließen. Dann klemmen die Kurzhubtasten.
Ebenso kann die Kunststoff-Seele der Kippschalter recht leicht brechen und macht mir auch das Kassettenfach an sich einen etwas zu „leichten“ Eindruck. Wirklich relevant ist das nicht, aber ein Thorens-Fan fühlt so etwas, schraubt aber sicher nicht seinen Recorder auf, um sich im Innern von der sonst tadellosen Verarbeitung zu überzeugen.

Das Hauptproblem: Der Thorens Fan war an spartanisch ausgestattete, doch hervorragend und fühlbar wertig verarbeitete Plattenspieler gewöhnt. Der PC650 hatte vielleicht zuviel TD115 und zu wenig TD160, zuviel Neues, doch dabei zu wenig tastbares Ambiente der Klassiker.
Doch ein Recorder mit dem Habitus eines klassischen Thorens-Plattenspieler kostet ein Vielfaches eines solchen Plattenspielers: Revox oder ASC bewiesen das später. Hätte ein Unternehmen von der Größe von Thorens das leisten können? Hätte ein Unternehmen mit der Zielgruppe von Schneider das leisten wollen?
Zudem stand mit dem Grundig CF5500 ein direkter Konkurrent in den Startlöchern und konnte mehr. Und dann gab es da noch die Japaner mit „immer billiger“ und „immer mehr Ausstattung“ mit oder ohne deutschem Markennamen.

Thorens strukturierte mal wieder um. Auch die Receiver der AT-Serie verschwanden aus dem Programm und Restek wurde Elektronik-Partner. Für einen Recorder gab es keinen Platz. Der Thorens PC650 verschwand nach kurzer Bauzeit, bereits 1980, so schnell, wie er gekommen war.

Ihr möget Euch erinnern, wie viele PC650 Euch in den letzten Monaten über den Weg gelaufen sind. In keinem HiFi-Jahrbuch taucht der Thorens auf, ebenso in keinem mir bekannten Test-Jahrbuch von Fono Forum, HiFi-Stereophonie oder Stereo. Ich wage die Vermutung, mein Haufen repräsentiert einen relevanten, zumindest meßbaren Anteil der überlebenden Thorens Recorder.
Abgesehen von den wenigen erwähnten Halbheiten ist die Verarbeitung hervorragend und gut durchdacht, das Gerät verhältnismäßig Service-freundlich, wenn auch der geneigte Service-Techniker über die vielen Schrauben geflucht haben wird.
Der Thorens ist selten geblieben. Die Seriennummern meiner Geräte lauten: 00659 (PC650), 01460 (PC650M), 02078 (PC650) und 02514 (PC650M). Wie viele mögen insgesamt gebaut worden sein? Wie viele haben überlebt?

Tschüß, Matthias


P.S.: Dieser Text samt Bilder ist ausschließlich für die interne Verwendung durch Besucher des "Bandmaschinenforum" gedacht. Die durch Klammern herausgehobenen oder kursiv gesetzten Zitate unterliegen gegebenenfalls Urheberrechten Dritter. Eine, auch auszugsweise, private oder gewerbliche Nachverwertung ohne schriftliche Genehmigung ist ausdrücklich untersagt.
Kompliment, Matthias, betrachte Dich als gelobt.
Sehr schöner Beitrag!
Gruß
Heinz

Matze

Ja, sehr guter Beitrag, zumal das Gerät ja recht selten ist.
Hallo Matthias!

Ich schließe mich Heinz und Matze voll und ganz an.
Ein wirklich ausführlicher und spannend geschriebener
Bericht mit vielen detailreichen Bildern ergänzt.
Rundherum - einfach Klasse! Wie schon Dein Bericht
über die "Aufzucht und Hege der ASC AS3000" und
andere...

Herzliche Grüße
Wolfgang

PS.: Hat sich schon etwas mit Aschaffenburg heraus-
kristallisiert - oder ist es für eine Aussage zu früh?