Hallo Holgi,
bezüglich Dolby scheint ein Mißverständnis vorzuherrschen, wie man früher sagte.
Es wäre sinnvoll, an die Arbeitskennlinien des Dolby-B-Systems zu erinnern – siehe
http://hyperphysics.phy-astr.gsu.edu/hba...tape5.html, Dolby B-system Encoding,
oder in einer etwas ungewohnten Darstellungsform,
http://pdf.datasheetcatalog.com/datashee...802936.pdf, Seite 11 Mitte.
Wenn eine dolbysierte Cassette im Wiedergaberecorder (
play-R) liegt und Dolby eingeschaltet ist, liefert der ein decodiertes Signal – das ist trivial und heißt, dass die Verhältnisse bei niedrigen Pegeln höherer Frequenzen gleich denen beim Original sind (so denn alles gut justiert ist, was wir mal annehmen wollen).
Der aufnehmende Recorder (
record-R) „sieht“ also jetzt ein Signal, das sich in punkto Dynamikverhältnissen (…bei niedrigen Pegeln höherer Frequenzen …) nicht von Signalen unterscheidet, die z.B. aus einem CD-Spieler oder einem üblichen Tonbandgerät kommen. Ich könnte also beim record-R den Dolby-IC ausgeschaltet lassen: die Kopie hätte immer noch die gleichen Pegel-Relationen – freilich auch keine „Dolby-Rauschminderung“.
Man könnte ebensogut – Achtung! – beim record-R die Dolby-Rauschminderung einschalten, denn, wie gesagt, record-R „sieht“ ja ein in seiner Dynamik unverändertes Signal. Nun tut eine zweimalige Passage durch den Dolby-IC manchem weh. Also versucht man es mit einer Kopie, bei der „der Dolby“ sowohl beim play-R wie beim record-R ausgeschaltet ist. Das geht – ABER nur, wenn man sicherstellt, dass auch die Kopie exaktestens den „Dolby Level“ einhält . Leider ist der Dolby Level nur auf derartigen teuren und seltenen Pegelcassetten zugänglich (siehe etwa
http://www.tapeheads.net/showthread.php?t=16511, Beitrag #33, Bilder anzeigen). Wird er aber nicht eingehalten, entstehen zwangsläufig pegelabhängige Frequenzgang-Verfälschungen.
Allen, die spätestens hier nicht mehr weiterlesen wollen: mein volles Verständnis.
Was nämlich kaum (noch) beachtet wird: die „Null-Linie“ der Dolby-En- wie –Dekodierung ist definiert als Magnetisierungspegel 200 nWb, aufgezeichnet mit der Frequenz 400 Hz – das ist, was die Dynamik-Kompressionsverhältnisse auf dem Band angeht, der Dreh- und Angelpunkt des ganzen Verfahrens (hat aber nichts mit dem Bezugspegel 250 nWb/m, 315 Hz, zu tun!).
Zurück zum „Dolby-Aus-Kopieren“! Es wäre also notwendig, zunächst vom record-R den Dolby Level abzuspielen und die entsprechende Ausgangsspannung zu dokumentieren, dann den Dolby Level vom play-R abzuspielen und den Aufnahme-Pegelsteller des record-R so einzustellen, dass sich der dokumentierte Wert ergibt. Wer das bei einem Recorder ohne Hinterbandkontrolle schafft, verdient Hochachtung.
(Unabhängig davon: einige Recorder verfügen über Dolby-Pegelsteller – sie dienen dazu, Empfindlichkeitsabweichungen des Bandes so auszugleichen, dass der bewusste Dreh- und Angelpunkt auch eingehalten wird.) Übrigens: Highcom, das Telefunken-Rauschminderungsverfahren, benutzt gerade Kennlinien und ist deswegen (weitgehend) nicht von der Einhaltung eines Referenzpegels abhängig.
F.E.