Oliphone - erste französische Bandmaschine 1948 ?
#1
Bei mir ist ein Prospekt gelandet, der unter der Überschrift „Oliphone – das erste französische Aufzeichnungsgerät für Magnetfilm“ drei erhältliche Versionen dieses Oliphone beschreibt. Es handelt sich bei dem Prospekt um ein einzelnes Blatt von etwa DIN-A4-Format, beidseitig bedruckt, hergestellt offenbar im Dezember 1948 in Paris. Zusammen mit dem Prospekt erhielt ich eine Preisliste, in der die drei Oliphone-Varianten sowie einiges Zubehör aufgeführt sind. Es handelt sich um ein einzelnes Blatt in DIN-A5-Format, beidseitig bedruckt. Sie stammt von der Pariser Firma OPELEM und war ab 1. Januar 1949 gültig.

Auf der Vorderseite des Prospekts ist ein Oliphone abgebildet. Unter der Überschrift „Oliphone – einzig treues Abbild des Tons“ sind verschiedene Anwendungsmöglichkeiten skizziert, z. B. Filmvertonung, Schulung und Vorträge, Reportage und Werbung, Verwaltungsratssitzungen, Aufzeichnung von Rundfunksendungen, Diktat, Musik- und Gesangsproben.

Hier ein Bild der Vorderseite:

[Bild: OliphoneProspekt1.jpg]

Hier eine vergrößerte Ansicht des Geräts:

[Bild: OliphoneProspekt1a.jpg]

Auf der Rückseite findet sich eine genauere Beschreibung der verschiedenen Versionen. Hier der Versuch einer Übersetzung:

„Oliphone – das erste französische Aufzeichnungsgerät für Magnetfilm

Allgemeines

Die grundlegenden Prinzipien der Magnetaufzeichnung sind allmählich allgemein bekannt, wir beschränken uns daher darauf, daran zu erinnern, daß bespielte Bänder entweder unbegrenzt und ohne Verschleiß abgespielt oder unbegrenzt neu bespielt werden können, ohne daß dabei jemals eine Spur früherer Aufzeichnungen zurückbleibt. Angesichts der erreichten Klangqualität können diese Geräte sowohl für professionelle Zwecke wie Reportagen, Kino, usw., für Amateuranwendungen wie z. B. Konzertmitschnitte und Vertonung von Amateurfilmen, wie auch in Industrie und Handel zur Aufzeichnung des Schriftverkehrs genutzt werden. Unsere Firma hat drei verschiedene Typen von Oliphone-Geräten geschaffen, die auf jede dieser Anwendungen zugeschnitten sind.

1. Das semi-professionelle Gerät, ein großartiger Apparat, erlaubt Aufzeichnungen entweder mit der professionellen Geschwindigkeit von 77 cm/s oder mit der Geschwindigkeit der Oliphone-Amateurgeräte von 40 cm/s. Ein dritter Kopf ausschließlich für Wiedergabe erlaubt das Mithören während der Aufnahme. Dies ist das ideale Gerät für Reportage und Außenaufnahmen.

2. Das Modell Harmonie erfüllt die Anforderungen des Amateurs. Mit seinem großen Lautsprecher, seiner Spieldauer von ¾ Stunden und seiner tadellosen Wiedergabe ist es das ideale Gerät für den Hobbyfilmer, den Schallplattenliebhaber, den Theaterdirektor, den Regisseur, usw.

3. Das Sténophone eignet sich besonders für Anwendungen in Industrie und Handel. Dieser Apparat, der in einem einzelnen Koffer untergebracht ist, erlaubt Aufzeichnungen von bis zu einer Stunde; er wird mit einem hochempfindlichen Mikrophon geliefert, das die Aufzeichnung von Vorträgen oder Verwaltungsratssitzungen gestattet, ohne daß das Mikrophon dabei in der Nähe des Sprechers stehen muß.
Eine Fernbedienung per Fußpedal läßt der Schreibkraft die Hände frei für eine direkte Übertragung der Aufzeichnungen. Ein Induktionsmikrophon erlaubt die Aufzeichnung von Telephongesprächen ohne Anschluß an das Telephonnetz. Dieses Zubehör ist nicht im Gerätepreis enthalten.

Allgemeine Eigenschaften
Alle unsere Geräte enthalten 3 Motoren:
- 1 Asynchronmotor für den konstanten Bandtransport,
- 1 Motor für das Aufwickeln des Films,
- 1 Motor für den schnellen Rücklauf.
1 robuster Wahlschalter mit den drei Stellungen „Aufnahme“, „Umspulen“ und „Wiedergabe“ führt alle Umschaltvorgänge aus und schließt dabei jede Fehlbedienung aus (man kann beim Umspulen kein Band löschen).
Der Film kann vorwärts und rückwärts bewegt werden, ohne daß dazu das Band abgenommen werden muß. Das Umspulen geschieht in beiden Richtungen mit hoher Geschwindigkeit (75 Sekunden für eine Standardspule) und erlaubt, sofort und ohne Zeitverlust eine Aufzeichnung wiederzufinden.
Das Sténophone und das Harmonie verfügen über zwei Köpfe, einen Lösch- und einen Aufnahmekopf. Der Aufnahmekopf dient auch der Wiedergabe.
Das Löschen geschieht automatisch während der Aufnahme. Für eine Neuaufnahme auf einem bespielten Band sind also keine besonderen Maßnahmen zur Löschung nötig.
Die Geräte können Bänder von 1000 Metern Länge aufnehmen. Wir haben für diese Bänder Aluminiumspulen von 31 cm Durchmesser gefertigt.

Eigenschaften des Sténophone
Das Sténophone ist komplett in einem einzigen Koffer untergebracht, es ist das ideale Gerät für das Diktat von Briefen. Auf einer Normalspule von 1000 Metern kann bis zu eine Stunde aufgezeichnet werden. Die Bedienung ist extrem vereinfacht und das Gerät verfügt neben Netz- und Wahlschalter nur über einen weiteren Knopf. Der Apparat beitzt einen Kopfhöreranschluß. Auf Anfrage kann der Apparat mit einem Fußpedal ausgerüstet werden, was der Schreibkraft die direkte Übertragung des Briefs erlaubt. Wir weisen unsere Kundschaft jedoch auf unsere umfangreiche Erfahrung hin, wonach das Personal es vorzieht, den Text abzustenographieren. Dies erlaubt der Angestellten, in Sachen Stenographie in Übung zu bleiben, worauf großer Wert gelegt wird, solange Diktiergeräte nicht genauso verbreitet sind wie Schreibmaschinen. Der Zeitgewinn ist nichtsdestotrotz beträchtlich, da die Zeit des Diktats nicht mehr verlorengeht. Die Schreibkraft verliert keine Zeit mehr, während der Verfasser Telephonanrufe entgegennimmt... Außerdem kann das Gerät bei entsprechender Organistation von 3 Verfassern und 3 Schreibkräften genutzt werden, was eine Materialeinsparung darstellt.
Abmessungen des Koffers: 600 x 400 x 250
Gewicht: 17 kg.

Eigenschaften des Harmonie
Das Oliphone wird betriebsbereit mit einem niederohmigen Mikrophon und 2,50 Metern Kabel geliefert. Es enthält einen Aufnahme- und einen Wiedergabeverstärker, letzterer mit einer Leistung von 3 Watt ohne hörbare Verzerrung. Während der Aufnahme kann mitgehört werden, ein Schalter erlaubt das Abtrennen des Lautsprechers, falls sich das Mikrophon im selben Raum befindet wie das Gerät. Ein Magisches Auge gestattet die genaue Aussteuerung, das vollständige Schließen des Magischen Auges zeigt die Bandsättigung an. Auf Anfrage und gegen Aufpreis kann das Gerät mit einem Anschluß für Leistungsverstärker versehen werden. Das Gerät wird für Betrieb an 110 V/50 Hz ausgeliefert. Auf gesonderte Anfrage ist Umrüstung auf 25 Hz möglich und wir liefern einen Umspanner 220/110 für Betrieb an 220 V.
Das Gerät verfügt über zwei Eingänge, einen für Mikrophon 50 Ohm, einen für Tonabnehmer oder Radio (Diodenausgang).
Die Gesamtwiedergabekurve des Geräts ist gerade. Der Frequenzbereich umfaßt 50 bis 8500 Hz, die Dynamik 55 dB, was alle dem Amateur möglichen Aufnahmen ohne Kompression erlaubt. Das Signal/Rauschverhältnis beträgt etwa 40 dB.
Abmessungen als Schrank: 600 x 400 x 300
Abmessungen der Koffer:
Koffer Nr. 1: 600 x 400 x 250
Koffer Nr. 2: 410 x 410 x 280
Gewicht in beiden Fällen: 21 kg.

Semi-Professionell
Die Eigenschaften des semi-professionellen Geräts werden auf Anfrage mitgeteilt.

Anwendungsbereiche
Für Fabrikanten, Händler und Geschäftsleute stellt das Oliphone zu jeder Tageszeit eine aufmerksame Sekretärin dar. Dieser Apparat ist nicht einfach ein Diktiergerät; er läßt der Sekretärin ihre Persönlichkeit, indem er die Anwesenheit des Chefs in Bezug auf die der Angestellten und umgekehrt zeitlich verschiebt. Er zeichnet Vorträge, wichtige Diskussionen und Telephongespräche auf. Mit seinen 40 Minuten ununterbrochener Spieldauer und seiner unvergleichlichen Klangqualität ist er der ideale Apparat für Musikbeschallung, die einen immer größeren Platz in der sozialen Organisation der Oliphone-Fabriken einnimmt.

Für Künstler, Musiker, Sänger und Schauspieler genauso wie für Rechtsanwälte, Vortragende und Redner, die ihre Stimme üben, ihre Aussprache überprüfen, an ihrer Darbietung feilen wollen, ist das Oliphone ein wertvolles Arbeitsmittel, das ihnen einen Eindruck ihrer Darbietung, der Wirkung ihres Textes, ihrer stimmlichen und rednerischen Qualitäten liefert.

Für den Liebhaber von Musik, Theater, Reportagen bietet das Oliphone mit Hilfe von Radio- oder Konzertmitschnitten ein preisgünstiges Archiv und angenehmen Hörgenuß, befreit von der Tyrannei des häufigen Plattenwechsels.

In Fakultäten und Unterricht erlaubt das Oliphone die Aufzeichnung von Vorträgen sowie deren unbegrenztes Kopieren und Wiedergeben, für Fremdsprachen stellt es das sicherste Mittel dar, um die Aussprache zu verbessern und die Sprachfertigkeit zu perfektionieren.

Dem Hobbyfilmer gestattet es die Filmvertonung, entweder durch direkte Aufnahme oder durch nachsynchronisierte Kommentare.

Schausteller, Kinobetreiber, Bars und alle Einrichtungen mit Musikdarbietungen werden mit einem Band von 40 Minuten Spieldauer von der Sorge befreit, alle 3 Minuten die Platte wechseln zu müssen und können, wenn sie selbst Aufzeichnungen anfertigen, zwischen die Musikstücke Werbung einfügen.

Duperret – Paris 12-48“


Ich vermute, Duperret ist der Name der Druckerei.

Hier nun der Text der Preisliste, ebenfalls als Versuch einer Übersetzung:

„Société OPELEM 1. Januar 1949
88, avenue Kléber
PARIS (XVI. Arrondissement)

Verkaufspreise der verschiedenen Oliphone-Typen

Oliphone, Type Sténophone, mit Anschluß für Fußpedal 155.000 Fr
Oliphone, Type Harmonie 170.000 Fr
Oliphone, Semi-Professionell, ohne Mikro und NF-Verstärker 256.000 Fr

Zubehör

Fußpedal 15.000 Fr
Induktionsmikrophon für Telephon 5.500 Fr
Feste Spule, 1000m, Aluminium 1.140 Fr
1000m-Band 3.060 Fr

(zuzüglich Transport, Verpackung für Seefracht und Steuern)

Zahlungsbedingungen:
Anzahlung: ein Drittel bei Bestellung
Restbetrag bei Lieferung
Lieferfrist: etwa zwei Monate nach Bestellungseingang

Obige Preise verstehen sich für Geräte in Kartonverpackung, ohne Bänder, mit
1 Kristallmikrophon für das Sténophone bzw. 1 dynamischen Mikrophon für das Harmonie,
1,50 Meter Mikrophonkabel
1 feste Aluminiumspule
1 abnehmbare Spule, mit Kern

Die obigen Preise sind als Grundpreise zu verstehen. Die endgültigen Preise werden bei Lieferung festgesetzt und wie folgt kalkuliert:

P = Po (0,10 + 0,40 CU/CUo + 0,50 S/So)

P = endgültiger Preis
Po = Listenpreis
CUo = Preisindex für Kupferdraht gültig am 1. Januar 1949
CU = Preisindex bei Lieferung
So = Preisindex für Arbeitskosten gültig am 1. Januar 1949
S = Preisindex bei Lieferung

Wenn die Abweichung von P gegenüber Po nicht mehr als 5 % beträgt, wird der Listenpreis berechnet. Beträgt die Abweichung mehr als 5 %, wird die Gesamtabweichung auf Po aufgeschlagen.“


Frankreich hatte in den ersten Nachkriegsjahren mit beträchtlicher Inflation zu kämpfen, was die flexible Preisgestaltung verständlich macht. Um eine Vorstellung des Preisniveaus von 1949 zu bekommen, kann man mit Hilfe einer Tabelle des staatlichen französischen Statistikinstituts die Kaufkraft eines Franc von 1949 in die des Euro von 2009 umrechnen.
http://www.insee.fr/fr/themes/indicateur...tfranc.htm
Demnach entsprächen 100.000 Franc von 1949 genau 2861 Euro des Jahres 2009.
Ein anderer Vergleich:
Ein neuer Renault 4CV kostete 1946 444.000 Franc, ein nagelneuer Citroën 2CV war 1948 für 228.000 Franc zu haben (wenn man denn einen bekam, die Lieferzeit maß sich anfangs in Jahren).


An dieser Stelle ergeben sich nun mehrere Fragen:

War Opelem der Hersteller des ersten französischen Tonbandgeräts?
Die Firma ist in den fünfziger Jahren durchaus als Hersteller hochwertiger Bandmaschinen hervorgetreten. Hier im Forum ist das Modell B53 aus dem Jahr 1954 zu sehen, das mit 3-Motoren-Laufwerk, Direktantrieb, elektromagnetischen Bremsen und Kabelfernbedienung durchaus auf der Höhe einer Revox A36 ist, die kurze Zeit später erschien.
http://forum2.magnetofon.de/f2/showtopic...eadid=5345
Wer jedoch den Prospekttext liest, stellt fest, daß die Firma Opelem dort nirgends erwähnt wird. Die Schöpfer des Geräts bezeichnen sich nur als „wir“, auch ist die Rede von den Oliphone-Fabriken. War Opelem damals also nur eine Vertriebsfirma?

Ich habe diese Fragen an Herrn Claude Gendre gerichtet, der sich seit den fünfziger Jahren mit Tonaufzeichnung befaßt, Autor zahlreicher Bücher ist und eine umfangreiche Internetseite zum Thema Schallaufzeichnung betreibt. Leider konnte er weder in seiner privaten Büchersammlung einen Hinweis auf das Oliphone finden noch mir jemanden benennen, der Auskunft geben könnte. Damit bleiben die Fragen erstmal unbeantwortet.

Zumindest das weitere Schicksal der Firma Opelem läßt sich grob rekonstruieren.

Opelem scheint nie ein Massenhersteller von Tonbandgeräten für Privatkunden gewesen zu sein, sondern hat sich offenbar auf die Produktion hochwertiger Aufzeichnungsgeräte für Spezialanwendungen konzentriert. Ein Schwerpunkt lag dabei auf Ausrüstungen für Sprachlabore. Wichtige Kunden waren Militär, Schulen und Universitäten.

Ein Beispiel solcher spezieller Entwicklungen erwähnt das Protokoll einer Sitzung der französischen Nationalversammlung vom 21. Dezember 1959. Im Anschluß an die Wiedergabe des Sitzungsverlaufs werden Antworten von Regierungsmitgliedern auf mündlich oder schriftlich eingereichte Fragen von Abgeordneten veröffentlicht. Der Abgeordnete Halbout wollte vom Minister für Post und Fernmeldewesen wissen, wann der Anrufbeantwortedienst für abwesende Telefonteilnehmer wieder eingeführt werde. Er denkt dabei vor allem an Landärzte, die während Patientenbesuchen und mangels Personal nicht erreichbar seien. Der Minister erläutert in seiner Antwort verschiedene Schwierigkeiten, einen solchen Dienst behördlicherseits bereitzustellen, verweist jedoch darauf, daß die Verwaltung jedem Telefonteilnehmer die Installation eines automatischen Anrufbeantworters zu Hause gestattet. Nach Auskunft des Ministers waren zu diesem Zeitpunkt drei Systeme in Frankreich auf dem Markt: der „Télé-Robot“ der Firma L’Abonnement téléphonique aus Marseille, das „Belinophone“ (ohne Herstellerangabe) und das „Télé-Absent“ der Firma Opelem, damals ansässig in der rue des Dames im 17. Pariser Arrondissement.

Nach der Schaffung der neuen Universität Paris-Vincennes (heute Paris VIII in Saint-Denis) am 1. Januar 1969 kommt Opelem als Ausrüster der Sprachlabore zum Zuge [Quelle: Atypie-Utopie; Vincennes, Naissance d’une Université; Mai 1968 – Janvier 1969, Rémi Faucherre, Maîtrise d’Histoire, Universität Paris VII, 1991/92]. Diese Schrift erwähnt Opelem auch als Ausstatter der Sprachlabore der Armee.

1973 empfahl die Compagnie des Compteurs ihren Aktionären die Übernahme der Firma Opelem. Damit wäre Opelem letztendlich auch unter dem Dach von Schlumberger gelandet, das die Compagnie des Compteurs nach einigen Quellen 1970, nach anderen erst 1975 übernommen hat.

Was in den folgenden 15 Jahren mit Opelem geschah konnte ich bisher nicht herausfinden.

Ende der achtziger Jahre ist Opelem jedenfalls noch im Handelsregister von Paris eingetragen.
Firmensitz nun: 183 rue Lecourbe im 15. Pariser Arrondissement.
Geschäftszweck: Großhandel mit Material der Elektrik und Elektronik.
Geschäftsform: Aktiengesellschaft.

Am 26. Oktober 1994 wird Opelem aus dem Pariser Handelsregister gelöscht. Grund: Verlegung des Firmensitzes nach Choisy-le-Roi, einige Kilometer südlich von Paris. In der Tat wird bereits am 15. Oktober 1994 die Firma in das für Choisy-le-Roi zuständige Handelsregister von Créteil eingetragen. Gleichzeitig existiert eine Zweitniederlassung in Issy-les-Moulineaux, am südwestlichen Rand von Paris.

Die Zeitschrift „L’Usine Nouvelle“ beschreibt in ihrer Ausgabe vom 25. April 1996 Opelem als Spezialisten für Unterrichtssysteme, besonders für Sprachlabore, der mit 20 Mitarbeitern einen Umsatz von 25 Mio. Franc erzielt (etwa 8 Mio. DM). Ein computergestütztes Sprachlaborsystem ist zu diesem Zeitpunkt seit einem Jahr auf dem Markt.

1999 wird Opelem von der VXCD Tecnilab mit Sitz in Lyon übernommen, die ebenfalls auf dem Gebiet der Unterrichtssyteme aktiv ist.

Am 9. Dezember 2003 wird die Zweigniederlassung von Opelem in Issy-les-Moulineaux aus dem Handelsregister gestrichen, am 19. Dezember 2003 erfolgt auch die Streichung der Zentrale in Choisy-le-Roi. Ein Grund ist beide Male nicht angegeben.

Die Firma ist wohl endgültig erloschen und gänzlich in der VXCD Tecnilab aufgegangen.

Gruß
TSF
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#2
Das ist ja sehr interessant zu lesen. Von Franzosen hört man ja seltener was.

Auffallend ist ja, daß beide Wickel gegenläufig drehen. Aber bei nur einer abnehmbaren Spule auch egal. An Kompatibilität mußte man da noch nicht denken.

Auch der kleine "Kern", um den gewickelt wird.
Die abgebildetete Maschine ist für ihr Baujahr schon wunderschön gestaltet. Scheint mir die Version für zuhause in "Harmonie" zu sein.

Das werden nur geringe Stückzahlen bei dem Preis gewesen sein.

Schöner Bericht.
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#3

Zitat:TSF postete
[...]

Hier im Forum ist das Modell B53 aus dem Jahr 1954 zu sehen, das mit 3-Motoren-Laufwerk, Direktantrieb, elektromagnetischen Bremsen und Kabelfernbedienung durchaus auf der Höhe einer Revox A36 ist, die kurze Zeit später erschien.
http://forum2.magnetofon.de/f2/showtopic...eadid=5345

[...]

Daß die Fallhöhe eine andere gewesen sein muß, das beweist allein schon die Innenansicht im von Dir angegebenen link. So ein Verhau in einer A/B/C/D/E/F/G 36 (man sehe sich den Aufbau der Röhrenschaltung an), und Willi Studer wäre nicht Willi Studer gewesen, sondern irgendein 'wir'...

Just my shortintuition...

PvS

PS: s. Bildtitel:

[Bild: Apropos_Fallh%F6he.jpg]

©DK1TCP
Klasse Ersatzkomponenten aus CH, nomen est omen und eine Klarstellung sowie meine Remanenzreferenz
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#4
Zitat:Araso postete
...Auffallend ist ja, daß beide Wickel gegenläufig drehen. ...
Das mit den gegenläufig rotierenden Spulen war auch bei der T26 der Fall. Und schlimm ist es auch nicht. Da damals noch Vollspur üblich war, konnte man die linke Spule abnehmen und auf einem anderen Gerät abspielen, identische Spurlage vorausgesetzt.
Frank


Wer aus dem Rahmen fällt, muß vorher nicht unbedingt im Bilde gewesen sein.
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#5
Ich habe grössere Ansichten von Preisliste und Prospekt angefertigt, auch von der Prospektvorderseite. Es sind leider nur Photographien, da ich keinen Scanner habe. Ich hoffe, man kann trotzdem alles lesen und die Zeichnungen auf der Vorderseite besser betrachten.

https://tonbandforum.de/bildupload/Oliph...pekt11.jpg
https://tonbandforum.de/bildupload/Oliph...pekt12.jpg
https://tonbandforum.de/bildupload/OliphonePreis11.jpg
https://tonbandforum.de/bildupload/OliphonePreis12.jpg

Sollte man im Forum der Meinung sein, dies alles stünde besser im Downloadbereich, so möge man es mir mitteilen oder es bitte verschieben.


Zum Vergleich Opelem B53/Revox A36:
In der Tat sieht es etwas wild aus. Man sollte aber bedenken, dass die Mannen bei Opelem zwar einerseits nur etwa die Hälfte an Elektronik zu verbauen hatten, da sie, im Gegensatz zu ihren Konkurrenten jenseits der Grenze auf getrennte Aufnahme- und Wiedergabeverstärker verzichteten (da waren sie nicht auf Studerschem Niveau, das gebe ich zu), aber andererseits auch viel weniger Platz zur Verfügung hatten. Denn verglichen mit einem A36 ist das Opelem B53 noch nicht mal eine "halbe" Portion.

Ich sollte vielleicht mal genau nachmessen, um die Kubikzentimeter umbauten Raumes zu bestimmen. Smile

Gestehen wir also den Schweizern die grössere Flughöhe zu.

Gruss
TSF
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#6
´
Nicht das ich Studer schlecht machen will, aber die 36er Serie kam erst 1955 auf den Markt, und das zunächst auch bei der A36 mit Kombikopf. Wenn ein Gerät des schweizer Konstrukteurs zum Vergleich herangezogen werden soll, dann das Dynavox. Dies bietet dem Oliphone vergleichbare technische Daten, allerdings mit nur 19 cm/s, was immerhin eine enorme Einsparung an Band gegenüber dem französischen Gerät bedeutet.

Für das Jahr 1949 entsprach das Opelem- Gerät sicher dem Stand der damaligen Amateurtechnik. Von der Größe dürfte das abgebildete Gerät ungefähr dem entsprechen, was heutzutage als 17" Maschine bekannt ist.

Wie ist das mit den zwei Koffern bei dem Modell Harmonie zu verstehen? Hat man da Laufwerk und Elektronik in getrennten Einheiten untergebracht?
Frank


Wer aus dem Rahmen fällt, muß vorher nicht unbedingt im Bilde gewesen sein.
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#7
=> Frank

Vielleicht liegt hier ein Missverständnis vor. Ich hatte nicht das Oliphone mit Studers A36 verglichen, sondern das Opelem B53 von ca. 1954, das an anderer Stelle hier im Forum beschrieben ist (siehe Link im ersten Beitrag). Zwischen A36 und Oliphone wäre der Zeitabstand für einen Vergleich in der Tat etwas gross, da stimme ich zu.

Was die beiden Koffer des Harmonie anbelangt, so fällt auf, dass die Abmessungen von Koffer Nr. 1 genau denen des Sténophone entsprechen, das offensichtlich keine Endstufe, sondern nur einen Kopfhörerausgang enthält.
Also vermute ich mal, dass Koffer Nr. 1 das Laufwerk sowie Aufsprech- und Wiedergabeverstärker enthält und Koffer Nr. 2 die Endstufe und den Lautsprecher (vielleicht auch nur den Lautsprecher).
In der Version als Schränkchen (im Prospekt als "meuble" bezeichnet) ist das Gerät übrigens nur wenig grösser als Koffer 1 allein.

Bei all dem bin ich aber auf Vermutungen angewiesen, denn mehr Informationen als in dem Prospekt angegeben besitze ich im Augenblick nicht. Vor allem besitze ich kein solches Gerät. Leider (seufz)!

Gruss
TSF
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#8
´
Ah, ich ging davon aus, dass Du als Freund neogallischer Magnetophone im Besitz des Gerätes bist und freute mich schon auf einen Restaurationsbericht.

Diese Geräte hat es sicher nicht in großer Menge gegeben, der Preis dürfte in der damaligen Wirtschaftslage fast prohibitiv gewirkt haben. Schade ist auch, das man nicht feststellen kann, ob es sich um eine völlige Eigenentwicklung handelt oder ob als eine Art Reparationsleistung in der ersten Nachkriegszeit ein Blick in die seinerzeit führenden deutschen Geräte getan wurde. Immerhin gehörte Frankreich zu den Siegermächten.

Seltsam finde ich die Geschwindigkeit von 40 cm/s bei Harmonie und Sténophone bzw. 77 cm/s bei dem seimigprofessionellen Apparat. Auch damals waren die Bandgeschwindigkeiten doch schon genormt und 76 bzw. 38 cm/s allgemeiner Standard. Aber gut, in Frankreich pflegt man seit jeher den Individualismus.
Frank


Wer aus dem Rahmen fällt, muß vorher nicht unbedingt im Bilde gewesen sein.
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#9
Zitat:Frank postete
Schade ist auch, das man nicht feststellen kann, ob es sich um eine völlige Eigenentwicklung handelt oder ob als eine Art Reparationsleistung in der ersten Nachkriegszeit ein Blick in die seinerzeit führenden deutschen Geräte getan wurde.
Stimmt.
Ich bin aber ziemlich sicher, dass der oder die Entwickler des Oliphone einen Blick auf das AEG-Magnetophon werfen konnten. Warum sollte den Franzosen beim Einmarsch in Deutschland nicht auch etwas Magnetbandtechnik in die Hände gefallen sein? Die Bandgeschwindigkeit von 77 cm/s schien mir eigentlich einleuchtend, denn ich ging nicht davon aus, dass die Amerikanisierung (bzw. die Ver-Zoll-ung) der Normen 1948 in Frankreich schon angekommen war (bei der AEG vielleicht auch noch nicht, aber darüber wissen andere hier im Forum sicher mehr). Der Wert von 40 cm/s ist in der Tat seltsam.
Sind das vielleicht 38,5 cm/s, die man für den Prospekt aufgerundet hat?

Gruss
TSF
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#10
´
Über die Geschwindigkeitsfrage habe ich auch nachgedacht.

Laut Beschreibung kam ein Asynchronmotor zum Einsatz. Da kann man doch über die Polumschaltung die Drehzahl einfach und bequem verdoppeln bzw. halbieren.

Kann immerhin sein, dass es aufgerundet wurde oder es schlicht ein Fehler des Setzers war.

Qui sait?
Frank


Wer aus dem Rahmen fällt, muß vorher nicht unbedingt im Bilde gewesen sein.
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#11
TSF:

die Franzosen brauchten gar nicht erst bis zum Einmarsch in Deutschland zu warten, um mit den Magnetophonen bekannt zu werden: die Pariser Firma Ducretet wurde 1942/1943 zum Bau der AEG-Magnetophon-Verstärker (V 5 bzw. V 7b) verpflichtet, und die Reichspost hatte offenbar Telefon-Abhöreinrichtungen mit den "Zwillings-Magnetophonen" auch in Paris installiert - jedenfalls stammte das Paar der nahezu K4-gleichen Laufwerke, das Jack Mullin 1945 nach San Francisco verschickte, aus seiner "Feindgerät-Sammel-Dienststelle" in Paris (vor einigen Jahren ist noch ein drittes derartiges Gerät in den USA aufgetaucht).

Neben dem Oliphone (das mir, wie wohl den meisten hier, unbekannt war) gab es bereits vor 1950 in Frankreich Magnetbandgeräte der Firma Tolana - zumindest der "Erstling" ähnelte bemerkenswert dem Magnetophon K 4.

Mullin musste seine Magnetophon-Laufwerke natürlich auf USA-Netz (117 V, 60 Hz) umrüsten (u.a. Tonmotor, Tonwelle!), die Verstärker hat er ohnehin in SF selbst gebaut. Vermutlich hat er schon bei dieser Gelegenheit die 30 ips (Zoll pro Sekunde, also 76,2 cm/s) etabliert - bei der Bandbreite war er an die 6,5 mm breiten fünfzig Bänder gebunden, die er aus Deutschland mitgebracht hatte. Ob sich die 30 ips bis 1948 bereits bis Frankreich herumgesprochen hatten, weiß ich nicht (für die Erfinder des (Ur-)Meters ohnehin so etwas wie eine Provokation!)

Spannende Geschichten, mittlerweile auch in Buchform erhältlich ...


F.E.
ZEITSCHICHTEN, barrierefreier Zugriff im "GFGF-Buchladen", URL https://www.gfgf.org/de/b%C3%BCcher-und-schriften.html (ca. 240 MB)
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#12
Die französischen Sammlerkollegen haben inzwischen einige Dokumente ins Netz gestellt, aus denen sich weitere Einzelheiten zum Oliphone ergeben.

https://forum.retrotechnique.org/t/magne...hone/14769

Das vierte Dokument von oben ist eine Werbung aus der Zeitschrift "Toute la radio" vom Juni 1948. In dieser Anzeige wird der Entwickler des Oliphone genannt: Charles Olivères.
Der Werbetext beginnt folgendermaßen: "Entwickelt in den Labors der Etablissements Charles OLIVERES, Spezialisten des Tonfilms, ist das Oliphone das erste Gerät aus französischer Herstellung auf dem Gebiet der Magnetbandaufzeichnung."

Möglicherweise wurde das Oliphone nicht nur dort entwickelt, sondern auch bei Olivères gebaut und von Opelem lediglich vertrieben. Charles Olivères war bereits seit den dreißiger Jahren auf dem Gebiet der Kino- bzw. der Tonfilmtechnik aktiv.
Erst 1954 begann Charles Olivères mit dem Bau und dem Vertrieb von Bandgeräten unter eigenem Namen, genauer gesagt unter der Marke Oliver.

Auf der bereits verlinkten Seite von Claude Gendre sind einige Modelle zu sehen.
Auch bei rmorg.com sind einige gelistet: https://www.radiomuseum.org/dsp_herstell...ny_id=9851

Das letzte Dokument der französischen Sammlerkollegen, aus der Ausgabe Juli/August 1948 der Zeitschrift "Toute la radio", liefert noch ein paar technische Daten des Oliphone.
Der A/W-Kopf hat eine Spaltbreite von 0,02 mm, der Löschkopf von 0,4 mm. Hf 80 kHz. Rauschabstand 40 dB, Dynamikumfang 55 dB.


Gruß
TSF
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