Mit Milde betrachtet: Grundig TK 46
#1
Hallo,

nachdem ich mich neulich negativ über den Umspulmechanismus der Grundig 40er Serie geäußert hatte, möchte ich nochmal etwas unvoreingenommerner an die Sache herangehen. Ist ja auch schon lange her, dass ich mich mit dem Grundig geplagt habe, man lernt dazu und außerdem habe ich seither schon viel bescheidenere Mechanismen gesehen. Per Fernkauf (nicht aus der "Bucht") flog mir die Tage ein TK 46 zu, ich konnte nicht die Finger davon lassen. Risiko, begutachten konnte ich es vorher nicht. Zinkpest? Mal sehen, es war günstig zu haben und außerdem konnte ich damit die Draußenbastelsaison eröffnen. Zweite Chance also für die 40er Serie.

Deckel auf:

[Bild: tk46-1.jpg]

Naja, richtig schön ist es nicht mehr, sieht kneipengegerbt aus, speckig ist es und es riecht streng. Ein Knopf ist nicht original; und zwar der vom Eingangswähler, der bröselt gern und sitzt dann unrettbar fest. Kein gutes Zeichen. Nach dem Öffnen habe ich das Gerät erst einmal entmilbt, gut, dass man das schon draußen machen kann.

So, offen:

[Bild: tk46-2.jpg]

Wunderbar! Keine Zinkpest, ein Glück. Das Ding hat garantiert nicht immer trocken gestanden (leichte Ausblühungen am Rahmen und an einigen Metallteilen), trotzdem keine Zinkpest, sehr merkwürdig. Vielleicht sind manche Teile mal ersetzt worden als es sie noch gab, keine Ahnung. Die Andruckrolle mit ihrem goldenen Ärmchen sieht nach Ersatzteil aus, auch sie ist noch nicht ausgehärtet. Schon mehrere Punkte, die für ein Wiederherrichten des TK 46 sprechen.


Weiter, wie sehen die Tonköpfe aus?

[Bild: tk46-4.jpg]

Auch gut, kaum Einschliff. Das Teil wird restauriert!
Sogar das doofe beflockte Andruckband ist noch gut, so arg rangenommen wird das Ding wohl nicht worden sein, obwohl sein Äußeres das Gegenteil vermuten lässt.

Auch der gern kaputte Umschaltmechanismus für die einzelnen Geschwindigkeiten
(eine irre Konstruktion, die Grundigkonstrukteure waren anscheinend echte Machanikfreaks) ist noch tadellos in Ordnung:

[Bild: tk46-5.jpg]

Spielt es denn auch?
Nein. Zunächst ist der Antriebsriemen vom Motor zu den Umspulrollen gerissen, kein großes Problem. Immer noch kein Ton, die Mechanik schnurrt aber schon ganz gut, nur die Schwungscheibe müht sich im verharzten Lager und geht schwer.
Aha, die EM 84 leuchtet nicht (Heizfaden glimmt aber), keine Anodenspannung.

Also Blick ins Untergeschoss:

[Bild: tk46-3.jpg]

Oh, noch recht gut in Schuss alles, hätte ich nicht erwartet.
Da! Anodensicherung oxidiert. Zack, geht wieder! EM 84 leuchtet und das Teil spielt. Satter, unverzerrter Sound, klasse. Stereoendstufe mit ELL80, hoffentlich hält die lange (wahrscheinlich). Kreuz und quer durcheinandergebaut alles, typisch Grundig. Aber: Kein Plastikmist, alles richtig gutes Material, schönes Holzgehäuse. Wimabonbons sehe ich keine, wahrscheinlich funktioniert die Elektronik deswegen noch so gut, auch bei Aufnahme übrigens.
Was haben wir denn hier? Ein gutes Herz hat das TK 46 auch noch!
Bei lebendigem Leibe herausgerissen, um es genauer zu betrachten:

[Bild: tk46-6.jpg]

Da liegt das Herz, ein richtig schöner Papst-Außenläufer. Die kleineren TK 40 usw. haben den nicht drinnen. Ein Garant für Laufruhe, sofern er nicht trockengelaufen ist, ich zerlege und öle ihn vorsichtshalber:

[Bild: tk46-7.jpg]

Baujahr 63 steht drauf. Das muss man dem Kasten lassen, für ein fast 50 Jahre altes Gerät ist alles noch prima.
Die Umspulerei klappt mit diesem Apparat auch ganz passabel, es rattert nichts und nach etwas Anschleifen packen die Rollen sogar ganz gut. Nur die Ruschkupplungen in den Wickeltellern wollen nicht so recht, das wird sich aber noch beheben lassen. Ich bin beruhigt.

Den Multischalter vom Eingangswähler hatte mal jemand durch ein handelsübliches Teil ersetzt, muss eine furchtbare Arbeit gewesen sein den ganzen Käse abzulöten, die Funktionen zu entschlüsseln und an den neuen Schalter anzupassen. Den richtigen Originalknopf bekommt das TK 46 bei Gelegenheit noch. Aber erst das Gehäuse abschrubben...

Gruß
Peter S.

Edit:
Huch, jetzt sehe ich gerade, dass jemand vorhin zum Thema TK 47 gepostet hat. So ein Quatsch, gerade jetzt komm ich mit dem TK 46 daher. Na gut, jetzt weiß man, wie es von innen aussieht.
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#2
Hallo Peter,

wieder eine schöne Gerätesvorstellung von einer wunderbaren Grundig.

Und, ja - die Andruckrolle wurde mal gewechselt, es dürfte sich um ein Ersatzteil aus den Achtzigern handeln, ich habe damals diese Teile noch neu bei Grundig gekauft, Kostenpunkt für "Anduckrolle mit Halter, kpl" 19,- DM.

Schön war´s.......

Gruß
Thomas
Manche Tonträger werden mit jedem Ton träger.
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#3
Hallo Peter,

zwei, nein drei von den Kisten hatte ich in den 90ern auch mal - meine ersten Bastel-Opfer, bei denen ich aber schließlich gemerkt habe, wie viel weiter man kommt, sobald man eine Service-Anleitung hat Wink. Am Ende liefen zwei der drei wieder, noch jahrelang.

Ich müßte den Knopf für den Eingangsumschalter noch irgendwo rumfliegen haben. Schlimmstenfalls fehlt die Chromkappe. Falls Du ihn brauchen kannst, sag Bescheid.

Rutschkupplungen: da hatte eine von meinen auch Probleme mit. War erst gelöst, als ich die Dinger aufgemacht und alles ganz pedantisch nach Anleitung sortiert wieder eingelegt hab.

Hast Du die Service-Anleitung? Müßte im Downloadbereich stehen - sonst sag Bescheid, ich hab sie mal auf den Scanner gelegt.

Dein Gerät sieht übrigens wesentlich sauberer und unbenutzter aus als meine Wink.
Ansonsten ist Deiner Gerätebeschreibung wenig hinzuzufügen Smile.

Michael
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#4
Hallo Michael,

ja, die Serviceanleitung liegt vor. Auch bei meinem Exemplar waren die beflockten
Pertinaxscheiben falsch eingelegt und die Kupplung funktionierte infolgedessen nicht richtig. Die Anleitung beschreibt die Lage der Scheiben wirklich mustergültig.

Gruß

Peter S.
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#5
Es macht Zicken!

Grobes Rollern und Schleifen der Capstanwelle. Oberflächliches Ölen der schon zu Beginn schwergängigen Schwungscheibe hat wohl nicht gereicht.
Nur sehr ungern, aber es muss sein: Kopfträgerplatte ausbauen. Schade um die Originallackplomben. Ein ziemliches Gefummel, das ganze Gekröse an Stangen und Hebeln zu demontieren. Nur genau so viel, damit man an das (oder vielmehr die) Lager herankommt natürlich.
Bis hier um genauer zu sein, Kabel braucht man glücklicherweise nicht abzulöten:

[Bild: BandlaufTK46.jpg]

Nun kann man die Kopfträgerplatte mit dem ganzen kreuz und quer dranhängenden Zeug etwas nach oben schwenken. Es reicht, damit man die Schwungscheibe entnehmen kann:

[Bild: SchwungradlagerTK46.jpg]


Da ist sie, man kann deutlich die trockengelaufenen Lagerstellen erkennen:

[Bild: SchwungradTK46.jpg]

Glück gehabt, nach gründlicher Reinigung und Schmierung läuft sie wieder
schön ruhig. Bei der Gelegenheit kann man auch das Zwischenrad warten, um weiterem Gerappel vorzubeugen.

Gruß
Peter S.
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#6
Zitat:PSMS postete
Baujahr 63 steht drauf. Das muss man dem Kasten lassen, für ein fast 50 Jahre altes Gerät ist alles noch prima.
Leicht OT, mal eine Frage: Wann hat Grundig eigentlich die Schaumstoffpolster im Deckel eingeführt? Mein TK 20 (Baujahr 1959) hat keine, und es sieht auch nicht so aus, als sei das mal anders gewesen.
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#7
Wahrscheinlich wird es bei den kleineren Geräten so gewesen sein, dass der Deckel bei aufgelegten Spulen so schloss, dass diese beim Transport nicht vom Dreizack abrutschen konnten. Die größeren TK 8 von 1957 und TK 35 von 1958 mit ihren stärker gewölbten Deckeln hatten auf jeden Fall schon die Schaumgummis.
Für Selbstrecherchierer: Hier sind viele Grundigs abgebildet.

www.radiomuseum.org/

Gruß
Peter S.
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#8
Auch von mir vorab ein Lob für Müh und Auslösen eigener Erinnerungen an solch feine historische Stücke.

Meine TK 5 von 1955 hatte sie noch, die Reste der Schaumstoff-Spulenhalter, meine Original TK 20 auch, eine von Quelle stammende TK 20 hatte keine, eine Minerva TK 20 hatte sie wieder.

Alle weiteren mir unter die Fittiche gekommenen neueren TK-Baujahre mit undurchsichtigem Deckel hatten auch Schaumstoff-Spulenhalter im Kofferdeckel.

Erst bei den TK5/7/84x in der Mitte der Siebziger beginnend, die mit Rauchglas-Deckeln ausgestattet waren, waren sie dann weg. Die Spulen konnten ab dann mittels den verdrehbaren Dreizack-Arretierungen gehalten werden.

Viele die nicht da sind, sind nicht nie dagewesen, sondern zuerkrümelt oder abgefallen. Nicht immer ist die Montierstelle noch zu erkennen, ich hab auch einen TK 20 Deckel wo man weder Klebereste noch Schaumstoffreste sieht, die aber irgendwann mal Spulenhalter hatte. Unterschiedlich ausgeblichen sind die Deckel-Innenbezüge an den Stellen wohl scheinbar auch nur, wenn sie über lange Zeit regelmäßig starkem Licht ausgesetzt waren.
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#9
Zitat:Jogi postete
Viele die nicht da sind, sind nicht nie dagewesen, sondern zuerkrümelt oder abgefallen.
Wie auch an meinen alten TK46... Wink

Übrigens - Stichwort Eindruck schinden mit Tonbandgeräten Big Grin - erinnert mich Peters mit bewundernswerter Geduld durchgezogene Pflegeaktion an die Reaktion eines meiner WG-Mitbewohner (anno 1993) - der an sich keinen großen Bezug zu Tonbandgeräten hatte (er war Anfang 20 und hatte wohl allenfalls als Kind mal unbewußt eins zu sehen gekriegt) - , als er das erste Mal mein TK46 zu Gesicht bekam:
Er kam in mein Zimmer rein, wo ich gerade am Schreibtisch saß und das TK laufen hatte; er ging wortlos durch den Raum, baute sich vor dem TK auf und betrachtete kurze Zeit nur ebenso wortlos das laufende Gerät, um dann einen tief beeindruckten Kommentar hervorzustoßen: "GEIL!" Big Grin
Die Situation hat mir Spaß gemacht :bier:.

Michael
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#10
Zitat:mk1967 postete
Reaktion eines meiner WG-Mitbewohner (anno 1993) - der an sich keinen großen Bezug zu Tonbandgeräten hatte (er war Anfang 20 und hatte wohl allenfalls als Kind mal unbewußt eins zu sehen gekriegt)
Sowas find' ich jedes mal auf's neue bemerkenswert. Dein WG-Mitbewohner war etwa mein Jahrgang, vielleicht sogar etwas älter, und hat in den ersten gut zwanzig Jahren seines Lebens genau ein Tonbandgerät zu Gesicht bekommen? :-) Selbst wenn seine eigenen Eltern keins hatten, müsste man sowas doch regelmäßig in der Schule, bei Freunden, Verwandten, in Geschäften... gesehen haben?
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#11
Zugegebenermaßen kann ich das definitiv nicht sagen, wie es da um seinen "Bildungsstand" bestellt war Wink aber er war generell überhaupt nicht der Typ, der sich normalerweise für Technik interessierte, die nicht unmittelbar pragmatisch-gebrauchstüchtig war. Also waren z.B. CD-Spieler und Analogkassettendeck vorhanden, Plattenspieler auch, aber die Zeit, in der es hieß, daß man für richtigen HiFi-Genuß noch aufs Spulentonband zurückgreifen konnte, hat er eben nicht mehr erlebt.

Vermutlich ging es ihm da ähnlich wie mir: Ich selber (Jg. 67) wäre auch nicht aufs Tonband gekommen, wenn wir nicht einen konservativen Musiklehrer gehabt hätten, der irgendwann Ende der 70er mal in einer Stunde weniger Lust hatte, seinen Stoff zu machen, als sich über Tonträger auszulassen - mit der Kernaussage: Wenn richtig HiFi, dann nix Kassette, sondern Spulentonband, und zwar am besten nicht mal Langspiel-, sondern Standardband, jawoll! Wink
Da hat der Purist in mir halt Blut geleckt... sonst hätte ich ähnlich meinem Mitbewohner da auch nicht viel mit zu tun gekriegt. (Hatte selbst vorher nur nebulös mitbekommen, daß mein verstorbener Großvater ein Grundig-TK gehabt hatte. Leider war ich bei seinem Tod noch zwischen Kiga- und Grundschulalter, d.h., vor dem Wegwerfen retten konnte ich das TK nicht mehr bzw. noch nicht. Das war vor der besagten Musikstunde meine einzige Berührung mit dem Medium Tonband gewesen.)

Michael
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#12
Hallo zusammen,
ich hoffe, es ist o.k., wenn ich mich hier dranhänge mit meinem Neuerwerb. Natürlich eine TK46, bei EBAY für einen kleinen, zweistelligen Betrag erworben. Was kann man nun heutzutage erwarten für ein "16-€-Gerät" in ungeprüften Zustand (=defekt) ?
Erstmal Transportschäden dank schlechter Verpackung und DHL: Kunstoffumrahmung an 2 Stellen gebrochen, Chassis sichtbar leicht aus der Holzzarge gerutscht. Dann insgesamt ein optisch schlechterer Zustand, wie nach den Auktionsbildern zu vermuten.
Dann hatte die Zinkpest am Lagerblock zugeschlagen. Typischer Fehler, bei dieser Geräteserie, wie ja schon oben erwähnt .
Also ein Fall für den Schlachter?
Aber so schnell gebe ich nicht auf. Den Lagerblock konnte ich aus einer eh doppelt vorhandenen TK40 nehmen. War schnell umgebaut. Die rare Endröhre ELL80 im Röhrenprüfer mit 27mA je System, also neuwertig. Netzspannung auf 240V gestellt (wir haben hier 235V). Dann eine mit Grünspan übersähte Sicherung getauscht und mal langsam hochgefahren die alte Grundig. Sie zeigt Leben! Und gleich mal ein Band aufgelegt.
Einwandfreie Wiedergabe in Stereo. Alle Bandlauffunktionen nebst automatischer Abschaltung voll gegeben! Sauberer Bandlauf. Und alles bei geringen Laufgeräuschen. Es ist schon sehr erstaunlich, wie langzeitstabil diese Geräte nach bald 60! Jahren sein können, fast unglaublich! Also viel gelaufen sein kann das Teil nicht. Dabei hat es mal neu 848,-DM gekostet. War so 1963 sehr viel Geld!
Jetzt würde ich gerne mal die genaue Geschichte dieser TK46 kennen...
Habe gestern gleich angefangen, mit der TK46 alte 4-Spur-Bänder zu digitalisieren, bin echt zufrieden mit dem Gerät. Ist momentan meine einzige funktionsfähiges 4-Spur-Stereo-Gerät. Habe sonst (aus bekannten Gründen) nur 2-Spurer.
Jetzt bin ich auf der Suche nach einem schönen Deckel für das Gerät. Und und die gebrochene Kunstoffumrahmung zu erneuern wäre auch schön. Also noch ein "Schlachtgerät" anschaffen?
Erstmal wird weiter digitalisiert mit ihr. Mal sehen, wie lange sie durchhält:
[Bild: 42680614yz.jpg]
Ws ich noch gar nicht geprüft habe: Aufnahmefunktion. Ist mir eber derzeit nicht wichtig und der Eingangswahlschalter ist natürlich fest.
Grüße
Frank
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#13
zur Zinkpest noch ein paar Bemerkungen - Zinkpest ist KEINE klassische Korrosion, sondern findet "interkristallin" statt, also meist von innen nach aussen. Sie ist üblicherweise die Folge von falscher Zusammensetzung der Gusslegierung, und nicht von falscher Behandlung/Lagerung. Zinkpest kann bei Wohnzimmergeräten genauso auftreten wie bei Kellerleichen, und man kann nichts wirklich nachhaltiges dagegen tun.

Richtig schlimm war das Problem bei den Vorgängern, z.B. beim fast baugleichen TK45. Das findet man heute kaum noch, obwohl es in ähnlichen Mengen gebaut wurde wie TK46 / 47. Die TK45 sind fast alle an Zinkpest gestorben, beim TK46 / 47 soll es noch Chargen gegeben haben, die betroffen waren, aber die sind wahrscheinlich nach knapp 60 Jahren alle im "Tonbandgeräte-Himmel". Was heute noch in brauchbarem Zustand auftaucht, wird kaum von der Zinkpest befallen sein.
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#14
Hallo Frank & Frank,

schön, dass das TK 46 noch zu retten war. Mir scheint, dass diese Geräte wohl die am meist verkauften aus der Gattung "Stereo-Tonbandgerät  in Röhrentechnik" sind, von der Konkurrenz habe ich weit weniger gesehen als von diesen Grundigs. Sie sind ja qualitativ auch nicht schlecht und waren ihr Geld wert, wie man hier wieder sieht. 

Von der Zinkpest sind m. E. Geräte bis ca. 1963 befallen, also auch noch Teile der "schwarz-weißen". Das Elend zeigte sich "schon" nach ca. 20 Jahren... Bei der Menge der insgesamt hergestellten T-40er incl. der späteren T-300er sollten sich aber noch genug Teileträger auftreiben lassen. 

Das TK 45 wurde soviel ich weiß zusammen mit dem TK 40 und dem TK 42 als erstes vorgestellt und war nur kurz auf dem Markt (1961-1962). Zweispurgeräte dieser Serie gab es erst im Folgejahr (TK 41 und TK 47), und das TK 46 löste das TK 45 ab.

Grüße,

Bernd
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#15
Offenbar haben diese Geräte drei Köpfe, haben die tatsächlich Hinterbandkontrolle? Kann ich kaum glauben!
Ernst
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#16
(23.12.2021, 14:44)analogicus schrieb: Offenbar haben diese Geräte drei Köpfe, haben die tatsächlich Hinterbandkontrolle? Kann ich kaum glauben!
Ernst

Hallo Ernst, 
haben sie tatsächlich. Grundig hatte teils echt fantastische Geräte, die sich nicht vor der Konkurrenz verstecken mussten.

Schöne Grüße
Alexander, der gerade auf seiner TK 8 ein Album in 19 cm/s mit perfekter Höhenwiedergabe genießt
Schnürsenkelband: Teac A3300SX-2T, Revox A77 MK3, Sony TC-366, Grundig TK 3200, Grundig TK 8, Simonetta TB 491
Kassette: Onkyo TA-2870, RFT SK 3000 Hifi
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Lieblings-Bandsorten / Empfehlungen in zufälliger Reihenfolge:
Standardband: Orwo 104, Orwo 106, Orwo 103, Orwo 100, BASF/Agfa PER-528
Langspielband: Orwo 113, BASF/Agfa PER-368, LPR-35, BASF PES-40, BASF LGS-35, Agfa PE-31/PE-36/PE-39
Doppelspielband: Orwo 120, BASF LGS-26, Agfa PE-41/PE-46/PE-49, Grundig GD15
Dreifachspielband: Orwo 130
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#17
...die Hinterbandkontrolle ist aber nur bei einkanaliger Monoaufnahme möglich!
Mein Motto "Zitat" »Opa Deldok«: »Früher war alles schlechter. !!!!

Noa and Mira Awad
NOA Keren Or  

reVox B251 Revision und Modifikationsliste!

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#18
War das nicht so, dass sie auch bei Stereoaufnahmen funktioniert, man dann aber nur den linken Kanal Hinterband bekommt? Muss ich an meiner TS 320 Hifi mal testen, die hat ja nahezu das gleiche Chassis.
Schnürsenkelband: Teac A3300SX-2T, Revox A77 MK3, Sony TC-366, Grundig TK 3200, Grundig TK 8, Simonetta TB 491
Kassette: Onkyo TA-2870, RFT SK 3000 Hifi
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Standardband: Orwo 104, Orwo 106, Orwo 103, Orwo 100, BASF/Agfa PER-528
Langspielband: Orwo 113, BASF/Agfa PER-368, LPR-35, BASF PES-40, BASF LGS-35, Agfa PE-31/PE-36/PE-39
Doppelspielband: Orwo 120, BASF LGS-26, Agfa PE-41/PE-46/PE-49, Grundig GD15
Dreifachspielband: Orwo 130
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#19
Die Gerät haben ja nur zwei Verstärkerzüge, nur bei Einkanal-Mono reicht es für Hinterbandkontrolle, ein Verstärkerzug Aufnahme - ein Verstärkerzug Wiedergabe. Bei mehr geht nur entweder oder.


Gruß Ulrich
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#20
Vielen Dank für die Aufklärung! Als Heranwachsender hatte ich mal ein TK 247, das hatte nur eine Endstufe, wollte man in stereo,hören, so musste man an den Din-Ausgang z.B. ein Kofferradio (bei mir ein Elite-Boy) anschließen. War schon eine eigenartige Konstruktion. Dafür war das Ding sauschwer!
Ich wünsche euch allen schöne Festtage und grüße euch!
Ernst
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#21
so einen Schmarrn hat Grundig noch bis weit in die siebziger gebaut. Das TK847 hat auch noch keine Stereo Hinterbandkontrolle, obwohl es ein Dreikopfgerät ist. Das TK 850 mit dem eingebauten UKW Radio dann aber schon. Bei Grundig habe ich oft das Gefühl, dass Max erstmal die "Vollfettstufe fürs Volk" bauen wollte, und dann zurückgerudert ist, wenn die Kosten für den Luxus augenfällig wurden.

Scheinbar war es auch noch lange so, dass Schalter billiger waren als zwei zusätzliche Röhren - anders sind solche Kreuz- und Quer-Schaltungen nicht zu erklären. Absoluter Favorit bezüglich kruder Hin- und Her-Schalterei ist für mich das TK248. Da hat man scheinbar versucht, sowas wie das Uher Royal auf die Beine zu stellen, hat dann aber irgendwie in der Mitte aufgehört.

Gruß Frank
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#22
Ich denke, damals waren Halbleiter und auch Röhren auch nicht so wahnsinnig kostenintensiv, als dass man die fehlenden Verstärkerzüge nicht noch einbauen hätte können. Aber die Geräte haben sich ja trotzdem recht gut verkauft, lag wohl daran, dass viele Nutzer mit dem Begriff“Hinterbandkontrolle“ so gar nichts anfangen konnten! Vermisst hat diese Klientel dieses Feature wohl auch nicht!
Nochmals jingle Bells, Ernst
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#23
(23.12.2021, 15:52)nick_riviera schrieb: Absoluter Favorit bezüglich kruder Hin- und Her-Schalterei ist für mich das TK248. Da hat man scheinbar versucht, sowas wie das Uher Royal auf die Beine zu stellen, hat dann aber irgendwie in der Mitte aufgehört.
Im Gegensatz zur Uher ist die TK 248 aber gescheit wartbar. Die Platine kann schön komfortabel ausgeklappt werden und man kommt perfekt an alle Bauteile. Im Gegensatz zur komplett auf den Kopf gefallenen Konstruktion von Uher, bei der Leitungen an der Unterseite(!) angelötet sind, die man bei jedem Gehäuse öffnen runter zu reißen droht... Dann doch ganz klar lieber die TK 248 als die Uher-Krücke.

Schöne Grüße
Alexander
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#24
Hallo in die Runde:
Die Angaben von Stereo-Reord/Bernd in # 14 stimmen exakt. Dazu noch angemerkt: Anfang 1963 war die farbliche Umstellung der 40er Geräte von graublau auf cremeweiß/anthrazit. Etwa Ende 1963/Anfang 64 ging das Zinkpest-Problem zu Ende. Warum, wird niemand mehr ergrünnden. Jedenfalls gibt es deswegen Geräte die schon cremeweiß sind aber noch Zinkpest haben.

Betroffene Teile bei der Zinkpest: Lagerbock (unter den Rädern), Gussformteil das vom Geschwindigkeitswählerrad getrieben wird, Kopftaumelplatten, Lagerbock des Umlenkdorns (bei frühen blaugrauen Geräten noch nicht vorhanden)

Ernst in # 20: Das war dann ein TK 245.

Frank in #21: Beim TK 847 usw stimme ich dir mit dem "Schmarrn" zu. Zu dieser Zeit war Verstärkerelektronik nicht mehr so teuer.

Ernst in # 22: Von wegen! Zu Röhrenzeit war Verstärkerelektronik sauteuer und außerdem platzintensiv. Vier statt zwei Verstärkerzüge hätten in das TK 46/47 niemals reingepasst, allenfalls unter größten Verrenkungen. Plus stärkeres Netzteil. Plus noch mehr Wärmeentwicklung. Und hätten das Gerät locker noch mal einen Hunderter im Endverkaufspreis teurer gemacht. Das alles nur für Stereo-Hinterbandkontrolle? Nee. Übrigens, andere, zum Beispiel das Uher Royal 784 hatten die HBK aus dem gleichen Grund auch nur in Mono. Wer wirklich Stereo-HBK haben wollte, musste zu dieser Zeit zur Revox F bzw. G 36 greifen.

Ihr dürft auch eins nicht vergessen, in den 60er Jahren war Stereo noch nicht so präsent wie man heute glaubt. Als Quelle standen nur die - relativ wenigen - Stereo-LPs zur Verfügung. Singles waren bis einschließlich 1968 ALLE mono. Der UKW-Stereorundfunk begann zwar auf der Funkausstellung 1963, doch waren Stereosendungen in den ersten Jahren noch sehr selten, mitunter drei, vier Stunden pro Woche. Der SFB war führend, täglich mindestens eine Sendung, der BR stieg überhaupt erst 1967 mit seiner allerersten Stereosendung ein. Die anderen Anstalten lagen etwa dazwischen.
Kurz und gut, die aller-allermeisten Aufnahmen die man mit einem TK 46 machte, waren mono. Daher sollte man eine fehlende Stereo-HBK nicht überbewerten. - Es sei denn natürlich, man msuizierte in der Gruppe und machte eigene Stereoaufnahmen davon.

In seinen Erinnerungen schreibt Reinhard Mey, dass er die Lieder für seine allererste französische LP zu Hause selber eingespielt hat, auf sein TK 320.

Übrigens behaupte ich, wer 850 Mark für ein TK 46 ausgab, wusste sehr genau, was HBK ist. Das waren Musik- und/oder Technikfans. Die waren nicht doof damals. Klar, es gab auch Prestigekäufer, das Phänomen ist aber bei Tonbandgeräten nicht so ausgeprägt. Die kauften eher die allergrößte Musiktruhe.

VG Stefan
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#25
In https://www.hifi-archiv.info/ gefunden: die Grundig-Tonbandfibel 1965.



Einige Ausschnitte:



   

   

   
   
Grüße
Peter


_____________________

Ich bin, wie ich bin.
Die einen kennen mich, die anderen können mich.
(Konrad Adenauer)
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#26
Moin,

es hat durchaus Kopierer von Stereo-LPs "zum privaten Gebrauch" gegeben, die brauchten natürlich ein passendes Bandgerät. Auch bespielte Bänder hat es gegeben, wenn auch selten und teuer. 

Das Eröffnungskonzert zur UKW-Stereophonie des BR (Die Entführung aus dem Serail) habe ich übrigens irgendwann zufällig mit einem Posten Bänder erhalten, sauber in Vierspur-Stereo mit 9,5 cm/s aufgenommen auf einem 18er BASF LGS 26, leider ist nicht mehr nachvollziehbar mit welchem Gerät dies erfolgte. 

Ein durchaus kompaktes Röhrengerät in Stereo mit HBK ist das Tandberg 62/64, allerdings ohne Endverstärker und ohne Lautsprecher. Sonst hätte man die Elektronik wohl auch nicht mehr in dem kleinen Gehäuse unterbringen können. Der Preis lag aber in der Region von Revox, und das für ein einmotoriges Gerät. Deshalb haben sich davon nur wenige verkauft, u. a. ein Radio-& Fernsehtechniker in Ostfriesland hat sich damals eines geleistet.

Zurück zum TK 46: Bestimmt ist im Thread "Bandgeräte im Film" auch das TK 46/47 aus dem zweiten 007-Film "Liebesgrüße aus Moskau" zu finden...

Frohes Fest!

Bernd
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#27
(25.03.2010, 19:53)PSMS schrieb: Baujahr 63 steht drauf. Das muss man dem Kasten lassen, für ein fast 50 Jahre altes Gerät ist alles noch prima.


ein schickes Maschinchen und im sehr guten Erhaltentungszustand !


...hmmm bin auch BJ 1963...werde nächstes Jahr also 59... ;-D aber statt 3 Jahren müßte ich dann noch 13 arbeiten... 

also ist das Maschinchen auch nahe meinem Rentenalter...  und sogar besser erhalten *sigh*

Frohe Weihnachten Euch allen !!!

Gruß
Ralf aus GE
Dieser Freak steht auf "Silberlinge".... Wink
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#28
(24.12.2021, 08:00)Vollspurlöschkopf schrieb: Ernst in # 22: Von wegen! Zu Röhrenzeit war Verstärkerelektronik sauteuer und außerdem platzintensiv. Vier statt zwei Verstärkerzüge hätten in das TK 46/47 niemals reingepasst, allenfalls unter größten Verrenkungen. Plus stärkeres Netzteil. Plus noch mehr Wärmeentwicklung. Und hätten das Gerät locker noch mal einen Hunderter im Endverkaufspreis teurer gemacht. Das alles nur für Stereo-Hinterbandkontrolle? Nee. Übrigens, andere, zum Beispiel das Uher Royal 784 hatten die HBK aus dem gleichen Grund auch nur in Mono. Wer wirklich Stereo-HBK haben wollte, musste zu dieser Zeit zur Revox F bzw. G 36 greifen.

Ihr dürft auch eins nicht vergessen, in den 60er Jahren war Stereo noch nicht so präsent wie man heute glaubt. Als Quelle standen nur die - relativ wenigen - Stereo-LPs zur Verfügung. Singles waren bis  einschließlich 1968 ALLE mono. Der UKW-Stereorundfunk begann zwar auf der Funkausstellung 1963, doch waren Stereosendungen in den ersten Jahren noch sehr selten, mitunter drei, vier Stunden pro Woche. Der SFB war führend, täglich mindestens eine Sendung, der BR stieg überhaupt erst 1967 mit seiner allerersten Stereosendung ein. Die anderen Anstalten lagen etwa dazwischen.
Kurz und gut, die aller-allermeisten Aufnahmen die man mit einem TK 46 machte, waren mono. Daher sollte man eine fehlende Stereo-HBK nicht überbewerten. - Es sei denn natürlich, man msuizierte in der Gruppe und machte eigene Stereoaufnahmen davon.

VG Stefan

zuerst mal - wo hast Du die Information her, dass es erst 1968 Singles in stereo gab ? Ich weiß nicht, wann die ersten Stereo Singles auf den Markt kamen, wohl aber, wann es die ersten Stereo Jukeboxen für Singles gegeben hat, und das war deutlich vor 1968 - und welchen Sinn sollte das gehabt haben, wenn es noch gar keine Platten dafür gab ?

Dann ist die HBK ja nicht der Grund für getrennte Verstärkerzüge, sondern ein Feature, das sich aus getrennten Verstärkerzügen ergibt. Der Grund, Elektronik nicht für mehrere Zwecke einzusetzen, sondern für jede Funktion eigene Elektronik zu verbauen, ist, dass man sich die komplizierte "Schalteritis" erspart, was die Geräte einfacher und betriebssicherer macht. Die Philosophie, eine Röhre für mehrere Funktionen zu benutzen, stammt aus der Vorkriegszeit, wo Röhren wirklich noch sauteuer und riesengroß waren - die ECC-Röhren, die 1963 für Vorverstärker benutzt wurden, waren billig, klein und besonders warm wurden sie auch nicht mehr. Ich denke, das Einsparen von Verdrahtung und Schaltkontakten hätte die Zusatzkosten weitestgehend kompensiert. Dass Kosten nicht die Hauptrolle beim Einsparen der Verstärkerzüge gespielt haben können, erkennt man auch daran, dass bei den Zusatzfeatures und der protzigen Gestaltung des Gerätes ja auch in die Vollen gegangen wurde.

Ich denke, dass der Grund für solche Konstruktionen eher der war, dass Grundig wie viele andere Fabrikanten auch in der frühen Nachkriegszeit mit bestimmten Konzepten groß und erfolgreich geworden sind, und irgendwann eine gewisse Betriebsblindheit entwickelt haben. Sie haben die Konzepte immer wieder an die aktuellen technischen Möglichkeiten angepasst, ohne aber darüber nachzudenken, dass der technische Fortschritt auch ganze Konzepte obsolet machen kann.

Sicher ist es fragwürdig, wie es heute gemacht wird, sich jedes Produkt von der Marktforschung legitimieren zu lassen, bevor man es baut. Die Welt um einen herum aber völlig zu ignorieren, wie es die deutsche Unterhaltungselektronik-Branche mit Max Grundig schon in den sechzigern getan hat, war eben auch nicht richtig, und hat am Ende zum Desaster geführt. Eigentlich wäre es auch egal, denn das, was vor über 40 Jahren passiert ist, kann man nicht mehr rückgängig machen. Leider gibt es heute im Jahr 2021 wieder Branchen, bei denen es genauso abläuft - und wahrscheinlich genauso endet, und de Entscheidern in diesen Branchen täte es mehr als gut, wenn sie sich mal ein wenig mit dem Scheitern ihrer Vorfahren auseiandersetzen würden.

Das TK46/47 ist ein schönes "Anfangswerk" für die Zeit, wo die Fehlentwicklung bei Grundig langsam losging. Wer das Gerät nicht kennt, wirft es erstmal mit den ganzen "Gurken" von Grundig in einen Topf. Bei näherer Betrachtung merkt man dann, was für ein tolles Gerät sich dahinter verbirgt, um dann gleich wieder irritiert über die Konzeptlosigkeit zu sein. So geht es mir bei vielen Grundig Geräten der sechziger und siebziger Jahre - man erkennt große Ingenieurskunst, hat aber den Eindruck, als ob der Chef immer erst mit großen Ambitionen angefangen hat, es ihm dann zu viel wurde, und er seine Entwickler dazu vergattert hat, das Gerät dann mehr oder weniger lieblos zuendezuwursteln. Und wenn man dann die Geschichten über die Person Max Grundig liest, merkt man schnell, dass dieser Eindruck so falsch nicht ist. Selbst das letzte Tonbandgerät, das TS1000, trägt noch diese Handschrift. Im Kern ein "Revox-Killer", und bei den Details dann zusammengeschustert. Die HiFi-Serie, die 1979/80 auf den Markt kam, machte erstmals seit den fünfziger Jahren den Eindruck, als ob sich der Chef mal für den Markt interessiert hat - aber da war es dann leider schon zu spät.

Gruß Frank
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#29
N' Abend,

na ja, das TK 46 nun als eine Art Fehlentwicklung zu sehen würde ich so nicht stehenlassen. Für die frühen 1960er schien es doch ein stimmiges Gerät zu sein, und zum gleichen Preis bot es mehr als z. B. ein Saba TK 86 oder ein Uher SR III. Ein Philips RK 66 war mit knapp 1.000 DM Verkaufspreis sogar noch rund 150 DM teurer, hatte nur zwei Köpfe und damit viel weniger Trickmöglichkeiten als ein TK 46. Wie ich weiter oben schon kurz erwähnte habe ich von den vergleichbaren Konkurrenten aus der Zeit nie so viele Geräte gesehen als von den 40er und 300er Grundigs. Die Dinger wurden schließlich bis 1969 verkauft, und das bis ca. 1967 auch sehr erfolgreich. Höchstens die Uher Royal 782/784 dürften da stückzahlmäßig in die Nähe gekommen sein, und die hatten trotz unzähliger Features auch keine Hinterbandkontrolle in Stereo. Auch das seltenere und teurere M 98 von AEG-Telefunken hatte ein ähnliches Schaltungskonzept, also war das keine schrullige Idee von Grundig sondern eher Stand der Technik oder das, was der Markt damals wollte, auch wenn das uns aus späterer Sicht nicht mehr schlüssig erscheint. 

Was die späteren Modelle der 200er, 700er und 800er Grundigs betrifft gebe ich Euch recht, da war Grundig "der letzte Mohikaner" der diese "Sparschaltung" noch anbot und der Rest der Welt es schon anders machte. Das waren ja auch schon die Zeiten wo es der Firma schon nicht mehr so gut ging und beim Max der Kompass anscheinend nicht mehr so funktionierte wie im Wirtschaftswunder. 

Grüße,

Bernd
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#30
(25.12.2021, 09:52)nick_riviera schrieb: zuerst mal - wo hast Du die Information her, dass es erst 1968 Singles in stereo gab ?

Da ich Singles sammele, habe ich gerade mal auf der Suche nach einem Gegenbeweis in's Archiv geguckt, bin aber nicht fündig geworden. Die einzige Band, bei der ich vor 1970 zumindest einigermaßen gut bestückt bin, sind die Beatles. "Hey Jude" von 1968 ist noch mono, zumindest hat die Single keinen Stereo-Aufdruck.

   

Die erste, die laut Aufdruck stereo ist, ist "Get Back" von 1969. Könnte also passen.
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#31
Hab eine Quelle gefunden:

   
   
   
   

Peter
Grüße
Peter


_____________________

Ich bin, wie ich bin.
Die einen kennen mich, die anderen können mich.
(Konrad Adenauer)
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#32
(25.12.2021, 09:52)nick_riviera schrieb: So geht es mir bei vielen Grundig Geräten der sechziger und siebziger Jahre - man erkennt große Ingenieurskunst, hat aber den Eindruck, als ob der Chef immer erst mit großen Ambitionen angefangen hat, es ihm dann zu viel wurde, und er seine Entwickler dazu vergattert hat, das Gerät dann mehr oder weniger lieblos zuendezuwursteln. Und wenn man dann die Geschichten über die Person Max Grundig liest, merkt man schnell, dass dieser Eindruck so falsch nicht ist. Selbst das letzte Tonbandgerät, das TS1000, trägt noch diese Handschrift. Im Kern ein "Revox-Killer", und bei den Details dann zusammengeschustert. Die HiFi-Serie, die 1979/80 auf den Markt kam, machte erstmals seit den fünfziger Jahren den Eindruck, als ob sich der Chef mal für den Markt interessiert hat - aber da war es dann leider schon zu spät.

Gruß Frank

Hatte letztens mal eine doku über Max Grundig gesehen. Seine Entwickler hatten ihm - alles musste wohl irgendwann über seinen Schreibtisch laufen - ein neues Gerät präsentiert. Würdevoll verhüllt mit schwarzem Stoff mit einem schönen Schleifchen dran......er hat es samt Schleifchen genommen und aus dem Fenster geworfen.... Smile

Noch Fragen zum Führungstil von Max Grundig? Damit ist nicht gesagt das er persönlich ein unangenehmer Mensch war! Um das nochmal deutlich zu sagen. Es geht rein um seinen Führungstil in seinem Unternehmen. Der war eben autoritär. Seinen Schwiegersohn hat er trotz Familienbande im Unternehmen für einen Versager gehalten und ihn leider auch so behandelt. Seine Enkeltochter Gabriele hat er geliebt und ihr bei Triumph Adler eine ganze Schreibmaschinenserie gewidmet. Es war wohl am Ende unter Managern in der Branche hinreichend bekannt das, wenn man dich bei Grundig mit einem gut dotierten 5-Jahresvertrag anstellt und du dich nach einem halben Jahr in einer Vorstandssitzung mit dem alten Max streitest, er dich mit 100% Wahrscheinlichkeit rauswirft. Da man sich arbeitsrechtlich ja nichts zu schulden kommen hat lassen musste Grundig 4 1/2 Jahre weiter zahlen. Es gab einige Fälle die es bewusst darauf angelegt haben. Er hat es dann aber auch selber bemerkt. Als er sein Unternehmen danach an Phillips verkauft hat, erschien er am nächsten Arbeitstag pünktlich frühmorgens an seinem Arbeitsplatz. Er dachte wohl zunächst die geben das Geld und er die Befehle. Der neue Chef in Fürth teilte ihm freundlich aber bestimmt mit das es nun für ihn hier nichts mehr zu tun gibt. Er ging klaglos aber als gebrochener Mann und hat sein Unternehmen danach nie wieder betreten.

P.S. Ich hoffe das ich mit meiner sich mittlerweile bei mir befindlichen TS1000 keine so schlechten Erfahrungen mache.

VG
Martin
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#33
(26.12.2021, 08:47)leserpost schrieb: Hatte letztens mal eine doku über Max Grundig gesehen. Seine Entwickler hatten ihm - alles musste wohl irgendwann über seinen Schreibtisch laufen - ein neues Gerät präsentiert. Würdevoll verhüllt mit schwarzem Stoff mit einem schönen Schleifchen dran......er hat es samt Schleifchen genommen und aus dem Fenster geworfen.... Smile


http://www.tonbandmuseum.info/grundig-biografie-00.html





Fast hätte ich's vergessen:

Grüße
Peter


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(Konrad Adenauer)
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#34
Macht euch mal frei von dem Gedanken, das solche Fernseh-Dokus zwangsläufig gut recherchiert und produziert sind und objektiv berichten. Ist nämlich genau bei diesem Film nicht der Fall. Grundig wird einseitig als Patriarch hingestellt, der die Keule nach seinem Gusto geschungen und schon immer den Zeitgeist und die Zeichen der Zukunft nicht erkannte. Das Gegenteil war der Fall. Grundig hat in 30 Jahren aus einem Hinterhofbetrieb einen florierenden Konzern mit 38.000 Mitarbeitern gemacht. Von wegen nicht am Puls der Zeit. Mach das erstmal einer nach.
In den 80ern gibg's mit Grundig bergab, ja. Das war aber nicht mehr zu vermeiden, ein Elektronikriese hatte in Europa keine Chance mehr angesichts der Konkurrenz aus Fernost. Denn der Markt hieß nicht mehr Deutschland oder EG-Europa, sondern Weltmarkt. Das war chancenlos.

Und Schleifchen um den Prototyp gab's auch nicht, das ist Seemannsgarn.

VG Stefan
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#35
@ nick_reviera: Hallo Frank,

Einige Punkte zum besseren Verständnis:
Platten: Die Stereo-LP kam in USA und BRD im Sommer 1958. In den ersten ein, zwei Jahren wurden auch einige Singles und EPs in Stereo angeboten. Die haben sich offensichtlich nicht verkauft, denn um 1960 ließ man das wieder sein. Über alle Firmen. Bis 1969 war Stereo kein Thema mehr bei 45er Platten. Die wurden von Teenagern auf ihren Kofferspielern gehört, da fragte keiner nach Stereo. Dito Opa mit seinem Radetzky-Marsch. Stereo war was für Musikliebhaber, und die haben LPs gekauft: Klassik, Jazz.
Schau mal bei discogs.com rein, such mal nach Singles aus den 60ern, am besten nach Interpreten. 1969 stellten quasi Schlagartig alle Hersteller auf Stereo-Singles um.

Zu den zwei Verstärkern: Zwei zusätzliche Verstärker wären eine weitere Pkatine mit 2 x EF 86 und 2 x ECC 83 (Großabnehmerpreis: grob 7 DM/Stück, sind schon fast 30 DM) plus Widerstände, Kondensatoren etc, Platine etc. Also locker ein 50er Selbstkostenpreis im Werk. Und etwa 12 bis 14 Watt Mehrverbrauch. Dann schau mal in den TK 46 und verrate uns, wo man die angeordnet hätte. SChaltkontakte kosteten dagegen so gut wie nichts, die wurden von den berühmten "geschickten Frauenhändern" zusammengebaut und verdrahtet.
Die 40er Serie war eine hervorragende Kontruktion in jeder Hinsicht. Da ist nichts halbgar oder nicht zu Ende entwickelt.
Bedenke auch, Grundig war Marktführer, die haben mehr Tonbandgeräte gebaut als alle anderen deutschen Hersteller zusammen! Der Max hatte die meiste Kohle, der hatte damit auch die besten Ingenieure. Die 40er Serie ist die erste im neuen Tonbandgerätewerk in Nbg gefertigte Serie, da gabe es keine alten Zöpfe.
Glaub mir, ich bin in der Röhrentechnik und in den damaligen Konstruktionen zu Hause. "Gurken" gab es bei Grundig zu dieser Zeit nicht.

Leider muss man das differenzieren: Was die Grundig-Jungs Mitte der Siebziger so ersonnen haben, lässt mich grausen. Was diese Ära betrifft, gebe ich dir recht.

VG Stefan
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#36
Noch ein Nachzügler:

Grüße
Peter


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(Konrad Adenauer)
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#37
eigentlich gab es bei den Grundig Tonbandgeräten einen grundlegenden Umbruch - bis etwa Mitte der Fünfziger basierten die Tonbandgeräte auf mit Lumophon zugekauften Konstruktionen eines Kurt Bier, dieser hat im Prinzip ein mehrmotoriges Studiotonbandgerät genommen, und es für den Privatgebrauch vereinfacht. Wie aber dokumentiert ist, gab es relativ früh Streit zwischen Max Grundig und Kurt Bier, und Grundig versuchte schon mit dem letzten Modell der ersten Generation, dem Modell 700, die Bier Patente soweit zu umgehen, dass er keine Tantiemen mehr hätte zahlen müssen.

Die erste "echte" Grundig Konstruktion war das TK5, und das trägt diese Hebelchen-Frickel-Konstruktion in sich, an der Grundig bis Mitte der siebziger stur festgehalten hat. Das, was in den siebzigern dann gebaut wurde, war nicht dadurch gruselig, dass es gegenüber der TK46-Ära schlechter geworden wäre, sondern dadurch, dass man das TK46 Konzept einfach beibehalten hat. Ich wollte mich gar nicht über technische Details auslassen, sorry - ich denke aber, dass Du mit mir übereinstimmst, dass es prinzipiell möglich gewesen wäre, getrennte Verstärkerzüge kostenmäßig zu realisieren, wenn man sie in der Konstruktion von Anfang an vorgesehen hätte. Kosten waren sicher nicht das Problem, es war mit großer Wahrscheinlichkeit eher so, dass Max Grundig verfügt hat, wie ein Tonbandgerät "mit alles" auszusehen hat, und getrennte Verstärker für Aufnahme und Wiedergabe hat er nicht für wichtig gehalten.

Und dass es um 1960 herum keine Gurken von Grundig gegeben hätte ..... naja. Diese Serie "Drei Tasten links, drei Tasten rechts, magisches Band dazwischen" die es in gefühlt 200 Modellvarianten gegeben hat, und von denen man wahrscheinlich heute noch mehrere Fußballfelder voll mit der Planierraupe überfahren könnte, und man hätte immer noch nicht alle erwischt, die auf irgendwelchen Dachböden vor sich hin rosten, als was würdest Du die denn bezeichnen ? Falls Du nicht wissen solltest, welche Geräte ich meine - das TK14 oder das TK17 sind weit verbreitete Vertreter davon.

Wie gesagt, ich bin ja selber von Grundig fasziniert, habe sogar zwei Spitzenmusikschränke aus der goldenen Zeit hier stehen, eine 9010 von 1952 mit dem Tonbandgerät 700 und eine 9080 von 1957 mit einem TM819, also einem späten Vertreter der zweiten Grundig Tonbandgeräte-Generation. Mit den "Hebelchen-Tonbandgeräten" ab dem TK5 bin ich dann aber nie wirklich warm geworden - ich hatte ein spätes TK46 und ein TK47, die habe ich beide vor ein paar Jahren verschenkt, das TK600 steht hier nur deshalb, weil es zur Anlage mit dem Verstärker SV140 dazugehört, und das TK850 habe ich aus historischem Interesse genommen - es bekommt seinen Platz neben dem Philips N7300, als technische Skurrilität und als ein Beleg mehr dafür, dass die deutsche Radio- und Fernsehindustrie von den Japanern NICHT über den preis plattgemacht worden sind, sondern darüber, dass die Japaner einfach einen unverstellteren Blick für die Bedürfnisse des Marktes hatten, und sich nicht ganz so allwissend fühlten wie die Max Grundigs.

Gruß Frank
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#38
Guten Abend die Herren. Das ist ja schön, dass mein alter Thread nochmal aufgewärmt wird.

Ich habe mich die letzte Zeit intensiv mit altem Computerkram beschäftigt und war nicht hier zugange, manchmal muss etwas Pause sein.
Dann ging mir das Zukaufen alter Hauptplatinen zu weit und ich hab einmal auf die Sahne gehauen und mir das allerneueste System zusammen-
gebaut (Alder Lake, eine echte Rakete!) und gut is.
Mal wieder etwas Tonband: Hatte es mir die Tage in der Tonbandstube etwas mit meinen 3 Lieblingsgrundigs gemütlich gemacht, TK 830, TK 60 und TK 64.
Und das TK 60 ist laut! Etwas Strafe für doofe Nachbarn mit ihrem Gepolter und neumodischer gequälter Klagemusik oder Aggresso-Rap musste sein.
"Honkers & Barwalkers", 50er Jahre Saxophon-Rock`n`Roll volle Pulle. Oder Schweineorgel-Beatmusik, ;-)

Auf jeden Fall sind die drei Kollegen immer noch sehr rüstig. TK 46 und 47 werde ich die Tage mal aus ihrem Kerker holen und nach Jahren ausprobieren.
Nachträglich noch frohes Fest gehabt zu haben wünsch ich aber auch noch
   
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#39
(26.12.2021, 16:40)nick_riviera schrieb: Wie aber dokumentiert ist, gab es relativ früh Streit zwischen Max Grundig und Kurt Bier, und Grundig versuchte schon mit dem letzten Modell der ersten Generation, dem Modell 700, die Bier Patente soweit zu umgehen, dass er keine Tantiemen mehr hätte zahlen müssen.

Streit, umgehen....hört sich so negativ an. Sagen wir es doch so wie es ist. Bier wollte Teilhaber sein. Grundig wollte das nicht. Bier hat sich überschätzt. Er war ein guter Konstrukteur. Mehr nicht. Er hat versucht zu versilbern und überreizt. Wie die Geschichte zeigt war er eben nicht der einzige dem es gelang ein gut funktionierendes Tonband zu konstruieren. Warum soll man ihn in den Himmel heben und so tun als hätte Grundig etwas Unrechtes getan. Grundig hat ihn ausgebootet weil Bier selbst die Werthaltigkeit seiner Ideen überschätzt hat. Passiert ungefähr eine Million mal im Geschäftsleben. Bier hat hoch gepokert und verloren. So einfach war das.

VG
Martin
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#40
auch das kann man sehen wie man will, weil es da verschiedene Darstellungen gibt, und wir beide die Geschichte nur aus diesen Darstellungen kennen. Und Kurt Bier war sicher nicht das ultimative Genie, die Hebelchen Gräber, die Grundig dann aber ab der Generation TK5 selber entwickeln liess, haben bis zum Ende nicht das Niveau eines TK819/820/830 erreicht.

Ist ja letztlich auch egal, ich finde es halt nur generell schade, wie Weltkonzerne sich immer wieder auf die selbe Weise zugrunderichten, und die Menschheit offenbar nichts dazulernt.

Gruss Frank
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#41
Hallo Frank,
zu deinem Post #37 nachträglich (ich war verreist) nur noch kurz:
Ich glaube, du hast viele deiner Infos über die Grundigs aus zweiter, nicht kompetenter Hand. Allein die nach tonbandmuseum.de klingende Formulierung "Gurke" - was soll das sein?
Die TK 14/17/19/23/27, das waren einfache, aber gut konstruierte, solide und langlebige Einfach-Tonbandgeräte, die Grundig nicht ohne Grund in Irrsinnsstückzahlen verkaufen konnte und die oft heute noch laufen. Für die Normalhörer-Ansprüche der sechziger Jahre reichte deren Perddormance mehr als aus.
Die erste Grundig-Eigenkonstruktion nach den Bierschen Modellen Reporter 500/300/TK700 waren die Reverse-Geräte TK 9, dann 819, 919, folgend TK 10, 12, 820,920. DANN erst kam das TK 5. Und das war kein "Hebelchen"-Gerät sondern eine gerade in dieser Preisklasse unglaublich robuste Konstruktion. Nur die Bedienung war arg umständlich, aber halt zeigtmäß.
Und nochmal zu den getrennten AW-Stereo-Verstärkerzügen: Nein. Die waren einer höheren Größen- und Preisklasse vorbehalten, in der gesamten Branche. Das Revox F 36 war damals das einzige (Nicht-Studio-) Gerät mit dieser Ausstattung, es kostete weit über 1000 DM.
4 Verstärker und damit Stereo-HBK konnte man erst mit Transistorgeräten erwarten. Das erste bei uns war das Uher 22 spezial, 1966 für 1098 Mark.

VG Stefan
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#42
hi Stefan, dann frage ich mal ganz vorsichtig, wo Du denn Deine Informationen her hast, und aus welcher Hand die stammen.

Nach meiner Information wurden bereits beim Reporter 700 Details mit dem Ziel verändert, die Tantiemenzahlungen an Kurt Bier zu vermeiden. Und die zweite Generation vom TK9 bis zum TK830 war keine reine Grundig Eigenkonstruktion, sondern hat noch so viel von Kurt Bier verwendet, dass hierüber ein jahrelanger Rechtsstreit geführt wurde, der am Ende mit einem Vergleich geendet ist. Wenn Du magst, kann ich mal in einer stillen Stunde die Quellen raussuchen, in denen das steht.

Die erste echte reine Grundig Konstruktion war das TK5, und wenn Du das mal z.B. mit einem TK9 vergleichst, merkst Du schnell, dass die Eleganz bei der Konstruktion verloren war. An einem TK9 oder TK819 zu schrauben, macht Spaß, bei den Geräten ab den TK5 ist man froh, wenn alles läuft und der Deckel wieder drauf ist. Und was die Haltbarkeit angeht - zunächst mal hat Grundig als einer der ersten Hersteller begriffen, dass ein Gerät nicht länger als zehn Jahre halten muss, und dann waren die Tonbandgeräte aufgrund ihrer kröseligen Konstruktion schon relativ schnell Pflegefälle, an denen der "Radiomechaniker" Hand anlegen musste.

Dass es nicht am Geld gelegen haben kann, kannst Du daran erkennen, dass Grundig um 1960 z.B. auch Fernseher für unter 1000 DM im Angebot hatte, die technisch erheblich aufwändiger als die Tonbandgeräte waren, und bei denen Grundig trotzdem gut verdient hat. Kennst Du irgendeinen Tonbandgerätenutzer, für den Multiplay, Duoplay oder Echo der Hauptgrund war, sich ein Tionbandgerät zu kaufen ? Ich nicht, und trotzdem waren diese Funktionen in allen größeren Geräten verbaut. Grundig hat zu der Zeit auch bei den Tonbandgeräten angefangen, annähernd identische Geräte in gefühlt 1000 verschiedenen Varianten anzubieten, etwas, was im industriellen Prozess ein erheblicher Kostentreiber ist. Ich bin mir absolut sicher, dass schon in den frühen sechzigern der Prozess anfing, dass Max Grundig den Blick für die Zukunft aus den Augen verloren hat, der ihn zehn Jahre früher so groß hat werden lassen, und im Grunde hat er seit den frühen sechzigern seine Konzepte beibehalten, und sie immer nur an die neueste Technik angepasst. Das TK248 und später das TK845/847 waren konzeptionell identisch zum TK46 - auch im Prinzip Dreikopfgeräte, auch vollgestopft mit Features, die kaum jemand brauchte, bis zum Schluss ohne getrennte Verstärkerzüge, und am Ende sogar mit einem Motor, der auch gleichzeitig Netztrafo war.

Wie ich schon weiter oben geschrieben habe - in Bezug auf Grundig wäre es egal, das ist gelaufen, wie es gelaufen ist. Was ich so schade finde, ist, dass niemand aus solchen Geschichten seine Lehren zieht - dass Hochmut und Ignoranz vor dem Fall kommen. Ja, auf tonbandmuseum.de geht mir der auf Sturm gebürstete Tonfall auch manchmal auf die Nerven, aber der Betreiber dieser Seite steht Grundig wie ich sehr wohlwollend gegenüber. Es gibt aber nunmal Dinge, die stimmen, und die man spätestens im Nachhinein auch so sehen sollte, wie sie waren - auch wenn das manchen Fanboys ihre rosa Brille trübt.

Gruß Frank
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#43
Welche Lehren soll man denn aus der Geschichte ziehen?

Patentstreitigkeiten sind doch in der Wirtschaft völlig normal. Wenn der Kurt Bier für jedes Tonband, das später mit nur einem Motor verkauft wurde, einen Anteil erhalten hätte, so hätte er wegen Reichtum schließen müssen. Schon klar. Einmal nachdenken und das Leben ist gelaufen. Kurt Biers Problem war nicht Max Grundig sondern der Fakt das er ohne Max Grundig nicht in der Lage war ein Tonband zu bauen und am Markt zu platzieren. Tüfftler und Erfinder denken leider immer zuviel an ihre Patente und zu wenig ans Geschäft. Da ist er in guter Gesellschaft!

Max Grundig hat das getan was jeder Unternehmer tun würde. Er hat die Ernte eingefahren. Kurt Bier hätte dabei durchaus eine Rolle bei Grundig spielen können, jedoch nicht die, die er sich selbst zugedacht hat. Der Rest ist dann tatsächlich Geschichte.

Die Rolle von Kurt Bier in der Unternehmensgeschichte von Grundig wird auch etwas überbewertet. Grundig war bereits "flüssig" als er Kurt Bier im Zuge der Übernahme der Lumophonwerke in Nürnberg kennen lernte. Er hätte jedes Tonband bauen können.

https://www.historisches-lexikon-bayerns...on/Grundig

VG

Martin
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#44
Es ist nachgewiesen, dass Käufer sehr oft Geräte mit vielen Funktionen bevorzugen, auch wenn sie diese nicht benutzen. Irgendwo gab es eine Studie zu Waschmaschinen, wo fast jede Person nur 2 oder 3 der angebotenen Waschgänge benutzt. Die Kunden wollten trotzdem keine vereinfachten Maschinen kaufen. Der Kunde scheint zu denken: Man weiß ja nicht, ob man die Funktionen doch nicht irgendwann brauchen wird. Ich vermute bei den Tonbandgeräten war es nicht anders.

Gruß

Nelson
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#45
Hallo Frank,
nur noch so viel:
"Und die zweite Generation vom TK9 bis zum TK830 war keine reine Grundig Eigenkonstruktion, sondern hat noch so viel von Kurt Bier verwendet, dass hierüber ein jahrelanger Rechtsstreit geführt wurde..."
Ja, so ist es überliefert. Allerdings habe ich über diesen Rechtsstreit auch noch nichts schwarz auf weiß gesehen.
Kurt Biers Patent beinhaltet praktisch nur die magnetisch gesteuerten Bandtellerkupplungen, also ein einziges, allerdings wichtiges Detail.
Konstruktiv muss Bier damit raus gewesen sein.

Diese Magnetkupplungen finden sich in den Bier'schen Modellen, also den Reportern 300-700 und auch noch in den Reversegeräten TK 9 bis 830.
ABER das ist auch die einzige Übereinstimmung. Diese Kupplungen werden auch der Gegenstand der Patentstreitigkeiten gewesen sein. Allerdings haben die Reversemodelle mit den Reportern sonst konstruktiv nichts gemeinsam. Es sind völlig andere, typische Grundig-Konstruktionen, wie man in so ziemlich jedem Detail erkennen kann. Bier hatte damit garantiert nichts mehr zu tun (Nein, das kann ich nicht nachweisen.)
Konstruktiv ist der TK5 mit den Reversegeräten wesentlich enger verwandt als die Reverser mit den Reportern. Schon das Chassis: Gussrahmen vs. Blechplatte.
Natürlich ist das TK 5 deutlich einfacher aufgebaut, aber weder primitiv noch unsolide, was deine Bezeichnung "Hebelchen" suggeriert. Das TK 5 kostete 1955 460 DM, das TK 9 im Jahr zuvor 698,-, also die Hälfte mehr.

VG Stefan
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#46
Hallo zusammen!
Nachdem hier auch einiges zu Grundigs Führungsstil und zur Konstruktion der Grundig-Geräte zu lesen ist möchte ich mal nachlegen mit einer weiteren TK46. Mein in Post 12 vorgestelltes Exemplar Nr. 1 hat Zuwachs bekommen! Durch eine unglücklich formulierte Auktion bin ich seit gestern praktisch für die Versandkosten in Besitz einer weiteren TK46 gekommen.
Zunächst habe ich mich gefreut, dass alles heilgeblieben ist beim Versand. Die untere ist die Neue:
[Bild: 45284795wu.jpg]
Erfreulich: der Eingangswahlschalter ist nicht fest! Ein bespieltes Band ist auch dabei! Immerhin in Stereo katalpultiert mich gerade Peter Alexander in die Sechziger Jahre, abgespielt auf meiner oben zu sehenden TK46 Nr.1.
Jetzt mal ein Blick in das Innere des Neuzugangs:
[Bild: 45284860fi.jpg]
Sieht alles schön original aus! Leider: hier ist der AEG-Motor verbaut. Ging bislang davon aus, dass wenigstens die großen TKs der 40iger Serie den Papst-Aussenläufer verbaut haben. Ich bin mal gespannt, wieviel Leben noch drin steckt in Nr.2. Werde berichten...

Grüße und schönen Sonntag
wünscht FrankM
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#47
So, Nr.2 verweigert sich hartnäckig einer Testinbetriebnahme. Hatte Netzzuleitung und (nachträglich montierten) Stecker geprüft, Sicherungen auf korrekte Werte und strammen Sitz geprüft, das Gerät auf 240V umgeschaltet: keine Reaktion und Stromaufnahme. Offenbar ist der mit der Geschwindigkeitsumschaltung kombinierte Schalter defekt.
Also Deckel oben abnehmen. Hier leichter gesagt als getan: Knopf vom Lautstärkeregler rechts lässt sich nicht abnehmen. WD40 bringt hoffentlich Abhilfe. Links ist mir gar die Madenschraube im Aufnahmereglerknopf abgebrochen. Auch hier hoffe ich auf WD40. Also erstmal warten...
Nebenbei: ein gutes Indiz für die Betriebsstundenzahl einer 40iger Maschine ist der Schieberknopf für den schnellen Bandlauf. Wenn die schwarze Farbe der Laufrichtungsmarkierung noch vollständig ist, so sollte das Gerät noch nicht allzuviele Betriebsstunden haben. Das lässt sich meist gut bei Auktionen oder so erkennen. Nr.2 ziegt hier schon gewisse Abnutzungen...
Ich berichte weiter.
Grüße
Frank
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#48
So, Nr. 2 lebt, es ist übrigens eine TK 46a.
Nachdem meine WD40-Orgie über Nacht nicht den gewünschten Erfolg hatte, musste ich leider Gewalt anwenden. Die beiden Knöpfe am Aufnahmeregler haben es nicht überlebt. Das Poti hat eine Nut und da kein Rankommen an die ausgebrochene Madenscheibe war, liess sich der Knopf nicht gewaltfrei lösen. Allenfalls Ausbohren wäre noch eine Option gewesen aber da eh nur eine der beiden TK46 bei mir überleben kann, habe ich mich für die schnellere Methode enschieden.
[Bild: 45295316ad.jpg]


Nun konnte ich den Netzschalter am Geschwindigkeitsumschalter und die ssonstige Mechanik untersuchen: alles einwandfrei! Also nochmals den Netz-Sicherungshalter genauer betrachtet: doch Korrision! Mit Dremels Hilfe konnte ich die Übergangswiderstände beseitigen. Ca. 5O Ohm Gleichstromwiderstand über dem Netzstecker gemessen - ein plausibler Wert.
Also die Maschine langsam hochgefahren: Laufwerk geht, Magisches Band leuchtet. Band aufgelegt und Peter Alexander singt was von heiler Welt in der Kneipe. Alles durchaus gut anhörbar in Stereo: Der Klang der Grundig-Kisten mit gerade mal 2,5Watt je Kanal ist immer wieder erstaunlich.
Es gibt aber noch zwei Fehler:
1. linker Kanal rauscht. Fehler in der Vorstufe des Wiedergabeverstärkers ? Hatte ich bislang noch nicht.
2. Schneller Vorlauf ohne Funktion. Sollte leicht zu beheben sein.
Jetzt bin ich in Versuchung vor einer intensiveren Reinigung des Geräts die Aufnahmefunktion zu testen. Eingangswahlschalter ist hier ja funktionierend.
Ach so, noch ein Blick auf die Tonköpfe. Was meint Ihr zum Abnutzungsgrad?
[Bild: 45295536ki.jpg]

Grüße
Frank
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