Edelweiß? SABA TG 546
#1
Hallo,

schon wieder ein Gerät aus den frühen 70er Jahren, spielte wohl in der gleichen Liga wie das kürzlich vorgestelle TK 845, nur etwas älter, von 1972.
Die Marke hatte damals einen guten Ruf: SABA. Hier das HIFI TG 546 Stereo,
sogar in der damals angesagten weißen Schleiflackoptik. Ein Edelweiß?

[Bild: TG546-vorn.jpg]

Vom Design her gibt es sich sehr zurückhaltend schlicht. Die obere Abdeckplatte besticht nicht unbedingt durch hochwertiges Material, Kunststoff mit aufgeklebtem Alu. Um es richtig schön zu finden, muss man schon etwas guten Willen aufbringen oder eingefleischter SABA-Fan sein.

Egal, wie sieht es denn unter der Haube aus?

[Bild: TG564Chassis-oben.jpg]

Oho, da haben wir zunächst mal einen massiven Druckgussrahmen, auch die Kopfträgerplatte ist sehr kräftig. Stabiles Holzgehäuse, kein Plastikbomber also.
Leider springen aber doch einige filigran aussehnde Blech- und Kunststoffteile ins Auge, die irgendwie dem soliden Rahmendesign widersprechen. Kleine Drahtstangen, die winzige Filzbremsen auf dünnen Blechlappen bedienen, Kunststoffwickelteller, keine Bandzugregelung. Schade.
Die beiden großen Umspulrollen sehen allerdings wieder vielversprechend aus, die haben genug Kraft.

Jetzt die nähere Betrachtung der Kopfsektion:

[Bild: TG564K%F6pfe.jpg]

Der Woelke-Tonkopf ist schon mal gut, hier noch nicht allzu eingeschliffen.
Die gerändelte Tonwelle sollte wohl für kräftigen Bandzug sorgen, sie setzt sich allerdings genauso kräftig mit Abrieb zu, das recht schnell. Der Bandzug wird durch den Filz erzwungen, der das Band an den Messingbolzen presst (wenigstens nicht an den Löschkopf), sehr verschleißanfällige Billiglösung, auch die Verwendung von rückseitenbeschichtetem Band scheidet somit aus. Ein Detail, das meiner Meinung nach so nicht hätte sein müssen. Ein fetter Rahmen einerseits und dann so ein Klüngel.

Die Bedienung der Laufwerksfunktionen erfolgt durch Klötzchentasten, die recht hakelig und schwergängig sind (stabil genug sind sie aber). Das TG 546 ist im Grunde auch für senkrechten Betrieb ausgelegt, es müßte dann aber beim Drücken der Tasten festgehalten werden oder mit dem Rücken zur Wand stehen, sonst rutscht es trotz der Gummifüße nach hinten weg. Auch nicht sehr überzeugend.

[Bild: TG546-Tastensatz.jpg]

Der Antrieb des rechten Wickeltellers beinhaltet auch eine eigenartige Konstruktion. Das kleine Rad für den Aufwickelbetrieb greift von innen in den milchigen unteren Teil des Bandtellers. Dieser hat eine feine Riffelung. Das Rädchen sitzt auf einem zu weichen Kunsttoffarm, der sich durch den beständigen Federzug verformt hat, das Röllchen läuft somit schief auf dem
Innenrand und ein recht unangenehmes Wimmern ist zu hören, besonders, wenn der Gummireifen des Rades etwas hart geworden ist. Wehe, man muss da dran! Die Demontage des Wickeltellers ist ziemlich verzwickt. Allerdings ist der ganze Kram auch schon ziemlich alt, da kann man vielleicht etwas Milde walten lassen.

[Bild: TG546-rechter-Teller.jpg]


Schlimmer ist aber ein ganz anderes Bauteil, das einem den Spaß an dem ganzen Gerät verleiden kann, nämlich die Zwischenrolle der Geschwindigkeitsumschaltung, die die Schwungscheibe antreibt.
Man muss beim Ausschalten des Gerätes nicht nur die Stopptaste und den Netzschalter bedienen, sondern auch unbedingt den Schieber für die Geschwindigkeitsumschaltung in die Neutral-Mittelstellung bringen, sonst liegt das Zwischenrad unter Druck an und wird beulig. Wie viele Benutzer das wohl vergessen haben! Ist die Rolle vermackelt, läuft sie nur noch unter sehr lautem Rasseln und Dröhnen, deren klapprige Lagerung ist dann meist auch ausgeschlagen und rasselt fleißig mit. Sehr ärgerlich! Eine Zwangsentlastung beim Ausschalten wäre nötig gewesen (das vielgeschmähte TK 845 hatte sie, die Uhers auch).

Hier die böse Rolle:

[Bild: TG546-Rappelrolle.jpg]

Bei diesem Gerät ist sie noch ok, es läuft annehmbar ruhig.

Nun aber zur Elektronik. Ein ziemlicher Kabelverhau, aber alles solide gemacht, die gedruckten Schaltungen sind übersichtlich und gut beschriftet, die große Platine kann mit einigen Verrenkungen aufgeklappt werden. Unter dem großen Alukühlblech finden sich zwei AD 161/ 162 Pärchen für die Endstufen, kräftig genug für kleine Boxen.

[Bild: TG546-Chassis-unten-1.jpg]

Leider wieder nur ein Motor, zwar Fabrikat Papst, aber ein Spaltpolmotor mit Trafoanzapfung, ein vibrierend laufender Geselle.
Witzig, was haben wir denn da vorn? Kleine Lautsprecher?

Tatsächlich, mit auf dem Chassis sitzen zwei Hochtöner, nicht schlecht:

[Bild: TG546-ChassisHochton.jpg]

Zum Schluss noch zwei Chassisansichten:

[Bild: TG546-Chassis-unten-2.jpg]
[Bild: TG546-Chassis-unten-3.jpg]

Im gut verarbeiteten Holzgehäuse selbst (leider ist das Foto etwas unscharf) sitzen die beiden Hauptlautsprecher:

[Bild: TG564Geh%E4use.jpg]

Der Klang des TG 546 ist prima, auch als Tischgerät mit den eingebauten Lautsprechern schon. Die technischen Daten sind für diese Geräteklasse der damaligen Zeit guter Durchschnitt, die Anzeigeinstrumente aber etwas zu klein geraten. Macht trotzdem feine Aufnanhmen, das alte SABA. Wie gesagt, das Zwischenrad muss ok sein, sonst ist es durch sein hohes Laufgeräusch fast nicht zu gebrauchen.

Gruß
Peter S.
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#2
Wieder eine schöne Vorstellung. Danke.

Ich habe eine mono-Saba, die Wiedergabeseitig nicht so richtig will. Das Zwischenrad war natürlich nicht in Ruheposition und der PB-Antrieb des rechten Wickeltellers ist verschlissen. Ich hatte da eine Notlösung gebastelt, das ist aber schon zwei Jahre her. So ganz schwierig fand ich den Wickelteller nicht zu demontieren. Unter der Schraube der Dreizackarretierung ist noch eine weitere Schraubenkonstruktion. Da war, wenn Kollege Erinnerung richtig mitspielt, der Zusammenbau der Einzelteile das Diffizilere.

Edit: Was macht eigentlich der Schalter rechts unten?

niels
Wer bei Stereoaufnahmen kein Gegenspur-Übersprechen haben möchte, sollte Halbspur-Maschinen verwenden.
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#3
Hallo Peter,

danke für die Vorstellung. Bei mir stehen auch noch zwei 543 herum, ebenfalls mit "Rumpelrad". Sad Wie Nils schon schrieb ist die Spulentellerdemontage nicht schwer (wenn man weiss wie es geht). In eine große Suchmaschine "spulentellerdemontage saba" eingeben und man landet auf einer Anleitung mit Bild, die ich mal erstellt hatte.

Gruß Jens
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#4
Hallo,

guter Tipp! Das mit der Stopfbuchse hatte ich vergessen, mein erstes Exemplar vom TG 546 hatte ich Ende der 80er in Gebrauch, dann völlig verschlissen ausgesondert. Jetzt wollte ich den Dreizack nicht kaputtmachen und hatte den Teller vo der Gegenseite aus demontiert. Hierzu muss erst die große Platine zur Seite, das ist etwas knifflig.
Von der Serie gab es ja viele Modelle unterschiedlicher Ausstattung, gab es das Gerät auch als Dreikopfversion? Auf der Trägerplatte sind vorbereitete Schraubenlöcher dafür zu sehen.

Gruß
Peter S.
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#5
Hallo Peter.

Schöne Vorstellung. Das Gerät habe ich noch in Erinnerung aus dem Partykeller
meiner Mittagsbetreuungs-Familie aus der Grundschulzeit.
Das Gerät hat mich damals sehr fasziniert, dürfte auch der erste Senkrechtstarter
gewesen sein den ich hautnah kennengelernt habe.

Scheint ja ein etwas zwiegespaltenes Gerät zu sein. Einerseits der große
Gußrahmen (hätte ich nicht erwartet!) und dann doch wieder die ganzen
typischen Wackellösungen wie man sie in vielen deutschen Heim-TB's findet.
Aber die Hochtöner mussten sein... Das hab' ich so noch bei keinem TB
gesehen.

David
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#6
Zitat:David77 postete
Aber die Hochtöner mussten sein... Das hab' ich so noch bei keinem TB
gesehen.
Es gibt noch ein paar Tonbandgeräte mit 2-Wege-Lautsprechersystemen, neben einigen weiteren Sabas z.B. auch das Grundig TK-220 und TK-240. Gehört habe ich sie leider auch noch nicht, würde mich aber brennend interessieren.
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#7
Guten Tag,

zarte Damenaugen haben ein weiteres Gerät für mich erspäht! Ein Wunder.
Ambivalent zwar, dass es erworben werden darf, aber danach möglichst unsichtbar bleiben soll... Man kann eben nicht alles haben.

Für kleines Geld wechselte es den Besitzer. Besitzerin, in diesem Falle.
Erster Gedanke ob des sehr ekligen äußeren Zustandes war, es seiner noch hoffentlich guten Zwischenrolle sowie anderer brauchbarer Teile zu berauben und dann der Resteverwertung zuzuführen. Nach Entfernen des völlig zerkratzten, gesprungenen und verdereckten Deckels entpuppte es sich erstaunlicherweise als ganz gut erhalten.

[Bild: TG546braun1.jpg]

Aber: Natürlich stand der Schieber im abgeschalteten Zustand wieder auf 9,5.
Rappelrolle garantiert, Pech gehabt. Normalerweise hätte über den Schieber ein Schild gehört: "Sehr geehrter Kunde! Gewöhnen Sie sich gefälligst an, nach dem Ausschalten des Gerätes den Schieber wieder in Mittelstellung zu verbringen!
Haben Sie das verstanden?"

Auf den zweiten Blick ist das Gerät wirklich gar nicht so schlecht, ordentlich abgespeckt und es könnte wieder einigermaßen ok aussehen. Erhaltenswert, weil immerhin auch das Topmodell der Serie, im echten Holzgehäuse und mit 4 Lautsprechern, wie das oben beschriebene weiße Exemplar.

[Bild: TG546braun2.jpg]

Funktionskontrolle. Die Rolle ist relativ leise! Stand wohl doch nicht jahrelang auf 9,5. Defekt war nur der Riemen von der Schwungscheibe zur rechten sog. Überholkupplung. Selbst deren Gummireifen war noch gut, wie die anderen
Gummiteile auch. VUs ok, auch die kleinen Birnchen, Potis kratzen nicht.
Aufnahme und Wiedergabe funktionieren sehr gut, auch die Köpfe sind wenig abgeschliffen.

Riemenwechsel ist relativ einfach, 4 Schrauben der Kopfplatte, die Kabelabschirmung und einen kleinen Seegerring lösen, nach oben abnehmen, fertig.

[Bild: TG546Riemen1.jpg]

Wenn man schon mal dabei ist, kann man auch die kleine Kupplung für den Wickelteller warten, die obere Rolle fängt gerne an durchzurutschen und wimmert dann sehr störend.

[Bild: TG546Riemen2.JPG]

Klar, dass ich so etwas nicht abtöten kann und es wieder repariere. Das braune Gehäse ist mir sowieso lieber als das weiße, da bin ich irgendwie fies für, genau wie beim RdL.

Tonbandkino:
http://www.youtube.com/watch?v=rg9AcTfzHLQ

Edit: Der Soundtrack gefällt irgendeinem Lizenzinhaber nicht, muss ich entfernen.
Dann kommt eben etwas Eigenes!

So, jetzt:
http://www.youtube.com/watch?v=6MH3eexRAVk


Gruß
Peter S.

> Fertig:

[Bild: 546fertig1.JPG]

[Bild: 546fertig2.jpg]
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#8
esla,'index.php?page=Thread&postID=108696#post108696 schrieb:Hallo Peter,

danke für die Vorstellung. Bei mir stehen auch noch zwei 543 herum, ebenfalls mit "Rumpelrad". Sad Wie Nils schon schrieb ist die Spulentellerdemontage nicht schwer (wenn man weiss wie es geht). In eine große Suchmaschine "spulentellerdemontage saba" eingeben und man landet auf einer Anleitung mit Bild, die ich mal erstellt hatte.

Gruß Jens
*ausbuddel* Auf der verzweifelten Suche nach Hilfe mit meinem TG 544 bin ich hier gelandet, finde aber die genannte Anleitung absolut nicht!

Ich kann mich genau erinnern, dass ich die Spulenteller schonmal unten HATTE, aber ich weiß ums Verrecken nicht mehr wie! Den Dreizack habe ich abmontiert, darunter findet sich noch eine gerändelte Hülse o.ä., die sich frei zu drehen scheint. Mehr oder weniger vorsichtiges Ziehen am gesamten Spulenteller bewirkt jenseits des Spiels nicht viel.

Ich muss da dran, weil sich die Gummiauflage der Zwischenrolle komplett verflüchtigt hat und das Gerät somit nicht mehr aufwickelt. Die Riemen scheinen noch ok zu sein, verblüffend bei dem Alter und nach sicher 10 Jahren Stillstand bei mir. Mal sehen wie es dem großen Zwischenrad geht... stand natürlich jahrelang auf 9,5, wie soll man das ohne BDA auch wissen? Das hätten die echt irgendwie sichtbar anschreiben können, dass das eine Nullstellung ist!
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#9
Hat sich erledigt.

Man muss die gerändelte Hülse (eine Klemmhülse) vorsichtig nach oben herausziehen, darunter findet man dann noch die Mutter für die Dreizackverriegelung und unter dieser eine Schlitzschraube, die den Spulenteller festhält. Die lösen und Spulenteller abziehen, fertig.
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