3-Wege: Aktiv-Weiche

[morus]

Was tut man, wenn man viel Arbeit hat, privat und beruflich voll ausgelastet ist, und wirklich die Schnauze voll hat? Klar, macht sich noch ein bisschen mehr Arbeit...

Dass ganze fing damit an, dass sich diverse Röhrenendstufen zwecks Reparatur/Reanimation/Restaurierung sich in mein Zimmer verirrt haben: die dann wiederum abgeholt, oder eingesetzt wurden, aber irgendwie am Ende stand noch ein Grundig NF-1, ein Grundig NF-10 und eine Saba Endstufe (die mit den ECC800LL Endröhren) herum, und die schrien dann förmlich nach irgendwelche Daseinsberechtigung...

Da ich elektronisch wehnig begabt bin, trug ich meine Frage an einem (in dieser hinsicht versiertem) Freund zu:naemlich wie würde es doch sein, eine elektronische Aktivweiche zu konstruieren:ich habe zwar viel darüber gelesen, selbst-ohrig aber noch keine gehört - und hatte Glück: in dem Sinne, das seine Neugier auch erwacht war, und nach Durchsicht allermöglichen Plaene, Zeichnungen und Fachliteratur (Danke,Google!) mehr oder minder uns klar wurde, das dies machbar ist, allerdings weder einfach noch ganz billig waere...Aber einmahl vom Fieber gepakt, haben wir weitergemacht: ich bekam als Aufgabe die entsprechenden Boxe herzustellen;ich habe als Muster den Spendor BC1 gewaehlt, quasi als "erprobt und bewaehrt" die Aussen-, und Innenmasse des Spendors hatte ich ja - also ab in die Werkstatt: nach etwas Tischlerei hatte ich die Rohboxen, aus MDF-Platten geschnitten und geleimt...


Dann habe ich die entsprechende Öffnungen geschnitten, und probeweise (neue) Tesla-Lautsprecher eingebaut - Hoch-, und Mitteltöner sind geschlossen, Bass offen: 8 Ohm, auf der Rückseite direkt verkabelt - drei Kabelpaare, drei Bananenstecker-Paare...


Praktisch die ganze Box mit Daemmaterial gefüllt (Alte Wattendecke und Steinwolle), und dann war Pause: - Das mit der Weiche wurde etwas komplizierter, wie originalerweise gedacht, und wurde dann im Endeffekt so gebaut, wie wir es NICHT vorgehabt haben - erklaere ich ja auch gleich wie:

Schematisch:Vorverstaerker-Aktivweiche-Endstufen-Boxen - davon waren die Endstufen ja vorhanden (und m.W. die Boxen auch...), aber: kurzfristig entschieden wir einen sehr einfachen Triodenverstaerker als Vorstufe zu haben:

dieses wiederum versorgt nun die ganz separate Aktivweiche - die folgendermassen konzipiert ist: wir nehmen zwei Filter -der erste ist ein Bessel-Filter für den Bass-Bereich, der (umschaltbar) nach oben bei 600, 1500 bzw.3000 Hz schneidet, der zweite Bessel-Filter tut das von oben; bei 9000 bzw.13.000 Hz - der eigentliche Clou ist, das die Mitte als Differenz dieser beiden Bereiche entsteht, nicht als ein separater Filter...Der jeweilige Ausgangspegel wird durch 5 K - Potis abgeglichen; diese sind in unserem Falle hochwertige Messgeraete-Potis...Netzteil: ein Trafo für die zwei (auch Platinenmaessig getrennte) Kanaele, dafür aber separat gesiebt und stabilisiert.
Von aussen - Schlanke Rackbox,vorne Ein/Aus-Schalter, Begrenzungsschalter für den Hochbereich (9-13.000 Hz) dann Pegelsteller Hoch-Mitte-Bass dann Schalter für Bassbereich (600 Hz-1500 Hz-3000 Hz) - dass war es ja dann auch...
und


Rückseite: Cinch - Eingang bzw. drei Ausgaenge...


Und hier noch paar Bilder der Innereien...



Dann jede menge Kabeln - denn es wird pro Box ja schon einmal lustig: das sind ja schon mal 3 Paare, dann müssen die Endverstaerker noch mit der Weiche verbunden werden, dann diese mit dem Vorverstaerker - als erstes musste ich feststellen das der Saba (den ich für den Bassbereich voprgesehen habe...) es nicht tut - Kondensator dahin, oh, Freude...Aber man möcht endlich hören, also ab in den Keller, und kramt einen alten Kenwood hervor, zwar nicht Röhre, aber was solls..dann wird alles schön brav zusammengesteckt und erster Versuch - holla, es funktioniert!
und


Es hat uns aber praktisch den ganzen Nachmittag gekostet bis wir alles probehört hatten von Santana bishin Haendel: das Ding macht süchtig, muss ich im nachhinein feststellen - verwendet haben wir: M15A - Haydn und Haendel - Jahreszeiten und Wassermusik, Santana - die Westwood-Praegung auf Lenco L-85/Ortophon M15), Rick Wakeman "Almost classical" auf Studer A62, Etta James auf 'ne G36, zig CD-s mit einem Rotel...
Was sofort auffiel, ist die "mühelossigkeit" und Plastizitaet des Klangbildes - und ich habe vieles gegen Highend, und kann auch schlecht ein Klangerlebniss beschreiben (ist ja auch ein Wiederspruch ) deshalb lass' ich das auch lieber...Es sei soviel gesagt, das ich seitdem (die letzten vier Wochen) nichts anderes höre, und sogar merfach von Söhnen und sonstigem Besuch kriege, offensichtlich mögen sie es auch...

Eingebaut haben wir insgesamt 32 ICs/Transistoren pro Kanal, (plus das Netzteil) - Platinen wurden von meinem Freund - dem hier viel mehr Dank zusteht, als ich verlauten liess - entworfen, geaetzt und bestückt.. Vom Zeitaufwand mal abgesehen hatten wir Materialkosten von cca 200 Euronen...

Ach ja: und dann ging ich zurück, nahm die Boxen noch ausseinander und lackierte sie...


Fragen beantworte ich gerne -


Grüsse (aus einem etwas kaltem Budapest)


Tamas

PS:Ortographische Fehler bitte ich zu verzeihen...

[PeZett]

....Daumen hoch für dieses Projekt.

Vor allem, wo es sich um eine gelungene Reste-Verwertung handelt.

Wenn Ihr so etwas unter "starker Auslastung" zusammenbringt, bin ich
gespannt, was dabei herauskommt, wenn Ihr Euch einmal "frei entfalten"
könnt.

Gruß

Peter

[morus]

Lieber Peter -


für die Blumen, danke...Amsonsten ist ja das schöne bei dieser Geschichte dass ich nie auf die Idee gekommen waere eine Aktivweiche zu bauen (lassen) mit all den Folgen, wenn die Endverstaerker nicht so einsam herumgestanden waeren... Hiervon sieht man ja, wie gefaerlich es sein kann, ausgewachsene, gesunde Altelektronikteile aus dem Kaefig herauszulassen...

Grüsse


Tamas