Der letzte grosse... Marantz PMD 671 Digitalrecorder
#1
Nachdem meine Vorstellung der Marantz Reportage Cassettenrecorder schon kaum jemand gelesen zu haben scheint, möchte ich in diesem Bericht ein Gerät vorstellen das auch kaum jemand kennt. Den Marantz PMD 671 Speicherkartenrecorder.

[Bild: 671front.jpg]

Der Hintergrund: Nachdem bei den Reportagerecordern der alte Esel Compact Cassette vom mittlerweile toten Pferd Minidisc ersetzt wurde kam nach dem Ende der MD Ära der Bedaf an Geräten auf die einerseits zuverlässig Digital aufzeichneten und andererseits eine komfortable Weiterverarbeitung des Materials im EDV gestützten Umfeld ermöglichten. Was lag also näher als direkt auf eine Speicherkarte aufzuzeichnen, die man nur noch in den Kartenleser eines Computers zu pfropfen braucht und sich somit einen zeitraubenden Echtzeit Überspielvorgang sparen kann.
Das erste Gerät dieser Art von Marantz war der PMD 680. Dieses Ding war ein reines Mono Gerät mit fixer Abtastrate von 48kHz und man konnte zwischen Linear PCM und datenreduzierter Mpeg 2 (!) Aufzeichnung umschalten. Dieses Gerät hatte noch keinen CF Card Slot, sondern schluckte PCMCIA Festplatten im FAT16 Format. Es ist heute sehr selten und war damals wohl unglaublich teuer. Davon gab es auch die Stereoversion PMD 690. Wirklich Interessant wurde es erst mit dem Nachfolgemodell PMD 670 das schon genau so aussieht wie dieses Gerät und in der Ausstattung ähnlich ist. Der PMD 670 beherrschte schon MP3 Aufzeichnung und schluckte auch schon CF Karten. Die Abtastrate war in einem weiten Bereich wählbar und ging bis 48kHz hinauf. Den letzten Entwicklungsschritt der grossen Marantz Reportagerecorder markiert der PMD 671.
Er sieht, wie gesagt, aus wie der PMD 670 und die Verbesserungen stecken im Detail.
Mit Gross ist in hier sowohl die mechanische Grösse als auch die Ausstattung gemeint.
Das Nachfolgemodell ist wesentlich kleiner aber auch nicht so gut ausgestattet, jedoch keine 100 EUR billiger.

Hier die grundlegenden Technischen Daten nach Herstellerangaben:

Abtastraten: 8 kHz - 96 kHz im Linearmodus.
Bei Datenreduktion werden nur die gebräuchlichen Abtastraten unterstützt.
Bittiefe: 16 oder 24 Bit
Rauschabstand Line 92dB(A), Mic 65dB(A).
Frequenzgang bis 44kHz bei -0,5 dB bei 96kHz Abtastrate.

Anschlussmässig hat man alles was man wirklich haben will.
Die symetrischen Mikrofoneingänge liefern die normgemässe Phantomspeisung von 48V.
Die Hochpegelanschlüsse sind als Cinch ausgeführt. Ausserdem sind elektrische S/P-DIF Ein / Ausgänge vorhanden, die gebräuchliche Abtastraten von 44,1 kHz bis 96 kHz mit 16 oder 24 Bit akzeptieren.
Aufgezeichnet wird auf CF Karten mit bis zu 4 GB bei Dateigrössen bis 2 GB. Mit neuster Software kann der PMD 671 auch 8 GB Karten verdauen und auf diese angeblich auch Dateien bis 4 GB Grösse schreiben, was ich aber nicht ausprobiert habe.
Für den normalen PMD 671 ergibt sich somit eine Aufnahmezeit von max. ca. 6h bei 44,1 kHz / 16 Bit pro 4 GB Karte. Der Recorder kann leider die Datei nicht automatisch spalten, so das eine ununterbrochene Aufnahme nur bis ca. 3h möglich ist.
Zum Kopieren der Daten hat der PMD 671 einen USB 2.0 Anschluss. Das Gerät meldet sich im USB Modus als Wechselplatte und ist somit Betriebssystem unabhängig.
Der PMD 671 kann sowohl mit 8 Mignonzellen als auch mit einem 13 - 15 V Netzteil betrieben werden. Theoretisch kann er auch einen extra erhältlichen teuren Akkusatz laden, das funktioniert aber im allgemeinen nicht, zumal die Anschaffung entsprechend vieler Mignon Akkus deutlich günstiger ist. Der Recorder zieht im Stop Modus etwa 350mA aus den Batterien. Da es im Aufnahmemodus nicht so viel mehr wird kann man von ca. 4h Betriebsdauer aus einem Mignon Akkusatz ausgehen.
Demnächst mehr...
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#2
Moin Matze.

Sehr interessant, wie auch deine Vorstellung der anderen Reportage-Recorder.
Gelesen hab ich das gerne, aber ich konnte mangels Wissen, nichts dazu schreiben.

Weiter so, Arnulf.
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#3
Danke für die Blumen.
Nun will ich gleich noch etwas zum PMD 671 schreiben.
Hier ein Bild des Analoganschlussbereiches:
[Bild: 671in.jpg]
Ein besonderes Ausstattungsmerkmal sind die links erkennbaren 2 Fernbedienungsanschlüsse. Der eine ist für eine Kabelfernbedienung, die auch eine Peak LED enthält. Man kann damit mehrere Laufwerksfunktionen fernbedienen. Ich habe vor so eine Fernbedienung nachzubauen, da der Anschlussplan in der Anleitung zu lesen ist.
Die 2,5mm Buchse ist für den Anschluss eines Schliesserkontaktes und kann sogar in ihrer Funktion programmiert werden. Es ist möglich von Start / Stop Fernbedienung u.a. auf Timerbetrieb umzuschalten. Das Gerät schaltet sich dann automatisch ein und nimmt auf solange der Kontakt geschlossen ist. Wird der Kontakt geöffnet wird die Aufnahme ordnungsgemäss beendet und das Gerät schaltet sich wieder aus. Somit ist unbeaufsichtigter Betrieb möglich. Ich habe noch keinen anderern Digitalrecorder gesehen der das kann.
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#4
Danke für den Bericht, Matthias.
Was die Resonanz angeht, schließe ich mich Arnulf an.
Gelesen habe ich das schon, aber was soll man schreiben, wenn man das Gerät weder hat noch kennt.

Der PD671 war mal bei mir in der engeren Auswahl.
Ich habe mich damals (vor zwei Jahren) aus verschiedenen Gründen aber für den Zoom H4 entschieden.

Mittlerweile ist meine digitale Euphorie aber so ziemlich verraucht.
So wie auch die letzte Speicherkarte vor zwei Wochen mit über 250 Fotos drauf.
Ich erwähnte es ja schon.
Deswegen käme für mich weder eine Kamera noch ein Audiorekorder mit dieser Kartentechnik in Frage.
Es sei denn, auf einer parallel laufenden Karte würde simultan eine Sicherungskopie erstellt.
Unter anderem deswegen, aber eben nicht nur, gibts ja auch meinen Thread "Uher zum Reporten".
Bert
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#5
Hallo Matthias,

danke für die schöne Gerätevorstellung!
Eine kleine Korrektur habe ich aber.

Zitat:Matze postete
Dieses Ding war ein reines Mono Gerät mit fixer Abtastrate von 48kHz und man konnte zwischen Linear PCM und datenreduzierter Mpeg 2 (!) Aufzeichnung umschalten.
Du meinst MPEG1 Layer 2 (oder kurz MP2), MPEG2 ist was anderes.


Gruß

96k
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#6
Zitat:96k postete
Du meinst MPEG1 Layer 2 (oder kurz MP2), MPEG2 ist was anderes.
Was ist denn Mpeg2?
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#7
Nun noch ein Bild von der anderen Seite.
[Bild: 671dig.jpg]

Hier sind die Digitalanschlüsse zu sehen. Dazu ist zu sagen das der Digitalausgang auch bei MP3 Wiedergabe aktiv ist, was ja bei den meisten MP3 fähigen CD Playern aus Kopierschutzgründen nicht der Fall ist. Der Digitaleingang nimmt im 16 Bit Modus Abtastraten von 44,1 kHz und 48 kHz an. Im 24 Bit Modus sind auch die Abtastraten 88,2 kHz und 96 kHz möglich. SCMS Signale beeidrucken das Gerät nicht. Die Aufnahme lässt sich immer starten. Hinter der Abdeckung ist der CF Steckplatz. Er ist ewas höher so das auch Microdrive Festplatten aufgenommen werden können. (Nicht ausprobiert.) Die Abdeckung ist festschraubbar und das Öffnen der Abdeckung wird erkannt und schaltet das Gerät ab.
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#8
Hier nun das Bedienfeld des PMD 671.

[Bild: 617feld.jpg]

Hier offenbart sich dem Kundigen schon ein Teil der vielfältigen Möglichkeiten dieses Gerätes. Dem Tonbandkundigen fällt sofort der Monitor Schalter auf. Dieser hat tatsächlich die gleiche Funktion wie bei einem richtigen Tonbandgerät. Der PMD 671 ist einer der wenigen Digitalrecorder mit Hinterbandkontrolle. Die Nutzung ist allerdings gewöhnunugsbedürftig. Der Monitorschalter kann nur vor Aufnahmestart bedient werden. Das heisst, hat man einmal die Aufnahme gestartet verändert weiteres Umschalten nix am gehörten Signal. Dazu muss man aber noch sagen dass:
1. die Aussteurungsanzeige sowieso immer das Vorbandsignal anzeigt.
2. Die Hinterbamdkontrolle nur in den 16 Bit Linearmodi funktioniert und
3. unabhängig von der akustischen Kontrolle noch eine Verify Funktion eingeschaltet werden kann die auch im 24 Bit Modus funktioniert und die aufgezeichneten Daten vergleicht.
Das heisst, wenn eine CF Karte kaputt sein sollte, so wird das dem Nutzer auf Wunsch angezeigt, unabhängig davon ob er Vorband oder Hinterband mithört. Ausserdem gibt es eine Karten-Prüf-Funktion die die Datenrate anzeigen kann.
Diese Funktionen sind auch nicht so häufig anzutreffen. Das sind - neben der 24 / 96 Fähigkeit - auch die bedeutendsten Neuerungen im Vergleich zum Vorgängermodell PMD 670. Scheinbar gab es mit manchen CF Karten Ausfälle weshalb man beim Nachfolgemodell gleich die oben beschriebenen Funktionen einbaute.

Weiterhin fällt der Pre Rec Schalter auf. Er bewirkt das was man früher bei MD Recordern Time Mashine Recording nannte. Wenn das Gerät auf Aufnahme Pause steht werden im Stereo Linearmodus 2 Sekunden Zwischengespeichert und das Zählwerk fängt dann gleich bei 2 Sekunden an.

Eine von den Marantz Reportagerecordern bekannte Funktion ist der ANC Schalter. Es handelt sich um ein Trittschall oder Bandpassfilter mit dem sich Brumm und Rauschstörungen vorher ausblenden lassen.

Die Aufnahmeaussteurung kann vollautomatisch, manuell oder mit Limiter erfolgen. Nur im Manuellen Modus wird der volle Rauschabstand im 24 Bit Modus erreicht.

Vor den oberen Teil des Bedienfeldes kann eine Abdeckung geschraubt werden.
Ich hatte mein Gerät gebraucht gekauft. Da war diese Abdeckung aufgeschraubt und alles auf Automatik gestellt was man automatisch machen konnte. Ob man daraus Rückschlüsse auf die Ausbildung heutiger Rundfunkreporter schliessen kann?
Man weiss es nicht...

Ausserdem kann man eine Sprachsteurung mit umschaltbarem Ansprechpegel einschalten. Etwas das man auch fast nirgendwo findet.
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#9
Zitat:Matze postete
Was ist denn Mpeg2?
MPEG2 eine Weiterentwicklung von MPEG1. Betrachten wir nur mal den Audio-Bereich.

MPEG-1:

MPEG-1 Layer 1 - Verwendung z.B. bei DCC in der Variante PASC.
MPEG-1 Layer 2 - Verwendung z.B. beim Rundfunk intern, DVB-x, DVD. Ist sehr robust gegen Fehler bei der Neukodierung im gleichen Format.
MPEG-1 Layer 3 - Bekannt als MP3

MPEG-2:

1. Erweiterung der o.g. Layer von MPEG-1 auf Mehrkanal-Audio.
2. AAC (Advanced Audio Coding)


Eine Datei mit der Endung ".mp2" sollte MPEG-1 Layer 2 als Inhalt haben. AAC aber findet man z.B. unter ".mp4".


So, ich hoffe ich habe jetzt selbst nichts verwehcselt.


Gruß

96k
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