20.02.2022, 18:00
(20.02.2022, 11:14)Kirunavaara schrieb: So einen ganz frühen Golf mit "Schwalbenschwänzen" unterm Nummernschild habe ich auch schon ewig nicht mehr gesehen. Vor zwei Jahren bei der HU stand dann unerwartet dieses Restaurationsobjekt in der Halle:
Die Farbe ist ja mal richtig knackig. Ein LS mit 70 PS, Erstzulassung in Schweden im September 1974. Daß der die hiesigen Winter überlebt hat, ist fast schon ein Wunder. Oder er kommt aus Nordschweden, wo kein Salz gestreut wird, und fuhr nur als Sonntagsauto.
Gute Aerodynamik muß nicht unbedingt zu Einheitsdesign führen. Man schaue sich mal einen Audi 100 C3 neben einem XM an: Beides Autos mit geringem Luftwiderstand, die doch so grundverschieden aussehen. Oder, als aktuelles Beispiel, den Mercedes EQS neben einem Tesla. Genauso, wie gerne erzählt wird, daß die kleinen Fensterflächen und die vielen Knicke im Blech der Sicherheit geschuldet seien. Es mag einige Zwänge wegen der heutigen Anforderungen geben, aber die meisten Designunfälle basieren auf Modeströmungen.
Ich mag auch nicht in das Abqualifizieren ganzer Epochen als designerisch nicht wertvoll einstimmen. Es gab zu jeder Zeit viel Durchschnitt, einige ziemlich häßliche Karren, und relativ wenige gute, die zwar immer einem Zeitgeist folgen, den man dann mehr oder weniger mag, aber objektiv in sich stimmig sind. Der W124 gehört für mich in die letztere Kategorie, da paßt einfach jeder Strich. Muß ich anerkennen, obwohl mir futuristischere Entwürfe besser gefallen, wie es sie in den 70ern halt öfter gab.
Mit den Kumpel-Autos, da ist wirklich was dran. Den Subaru haben wir noch nicht lange. Durch seine leuchtend rote Farbe kann man ihn sogar hübsch finden, obwohl die Front eigentlich zu den gruseligeren Entwürfen der 90er zählt. Vor allem aber hat er sich als zuverlässiges Arbeitsgerät herausgestellt, das man auch mal hart rannehmen kann, ohne daß gleich irgendein empfindliches Teil den Dienst versagt. Nach dem Einsatz im Matsch einmal mit dem Hochdruckreiniger die Abläufe der Schweller wieder freispülen, damit in denen nicht das Wasser hin- und herschwappt, und gut ist. (Da mußte ich auch erstmal drauf kommen, warum es beim Bremsen von unten gluckerte.)
Frank, wie schade, daß Du damals an einen unguten Citroën-Händler geraten bist. GS und CX sind von der Technik und vor allem auch Produktionsqualität her zwei verschiedene Welten, was auch an der Produktion in verschiedenen Werken liegt. Beim CX gab es ab 1981 tatsächlich sowas wie Korrosionsschutz, und man mußte auch nicht ständig Vergaser, Zündanlage und dergleichen pflegen und einstellen, da war die GS/A-Konstruktion wesentlich empfindlicher. Ein normal gewarteter CX läuft sehr zuverlässig. Im Alter muß man ihn natürlich genauso beschrauben und an der Karosserie behandeln wie andere alte Autos. Ich kann da leider selbst nicht viel, aber nach dem was man so liest, ist das alles kein Hexenwerk, nur eben anders als bei anderen Autos. Viel wichtige Elektronik ist auch nicht drin, bei den Einspritzern eine normale Bosch L-Jetronic, bei den späten Versionen mit Kat noch ein Steuergerät und eine Lambda-Sonde, das war's. Irgendwann lache ich mir doch noch einen an.
Viele Grüße,
Martin
vor Elektronik habe ich ehrlich gesagt weniger Angst als vor dem Rest. Klar hat beim CX schon Peugeot bei der Motortechnik mitgewirkt, während der GSA ja konstruktiv eher noch Verwandschaft mit Panhard hatte, und auch genauso fuhr - knapp 200 Tacho mit 1,3 Liter und 65 PS, und mit dem Fahrwerk hat man alles stehengelassen, was so an Golf, Kadett und Co. auf der Straße rumkroch zu der Zeit. Trotzdem ist auch der CX im Motorraum so verbaut, dass jede Kleinigkeit zu einer tagesfüllenden Arbeit wird - und das wollte ich nach dem Erlebnis mit dem GSA einfach nicht mehr. Wenn ich heute nochmal schwach werden würde, dann nur für eine Deesse mit dem alten Design, noch ohne lenkende Fernscheinwerfer unter Plexiglas und ohne das schäbige Plastik Armaturenbrett. Aber die sind in brauchbarem Zustand mittlerweile in Preisregionen entflogen, die ich nicht mehr zahlen würde für so ein Sonntagsauto.
Gruß Frank