19.09.2016, 14:07
cisumgolana,'index.php?page=Thread&postID=194058#post194058 schrieb:Die Firma war mir bis dato völlig unbekannt.Hallo Wolfgang,
ich konnte in einer französischen Oldtimerzeitschrift blättern und fand einen Artikel über genau dieses Cabrio («Gazoline», Nr. 81 vom Juli 2002).
Der Artikel berichtet kurz über die Firma und die Entstehungsgeschichte dieses Modells und stellt einen Besitzer samt seines Fahrzeugs vor. Der abgebildete Wagen ist genau jener, welcher jetzt auf dem Oldtimertreffen zu sehen war (gleiches Kennzeichen).
Brissonneau & Lotz war bis dahin eher in der Eisenbahntechnik beheimatet. Man baute diesel-elektrische Loks und Fahrzeuge für die Metro. Die Firma baute die weltweit ersten gummibereiften Metrowagen, wie sie auch in Paris auf einigen Linien verkehren.
1956 begann in Creil nördlich von Paris die Produktion dieses Cabrios. Erstmals vorgestellt wurde es auf dem Pariser Autosalon vom Oktober 1956. Brissonneau & Lotz betrat damit in zweierlei Hinsicht Neuland. Erstens trat man in den Kreis der Automobilhersteller ein und fertigte zweitens eine Karosserie aus glasfaserverstärktem Polyester, eine Technik, mit der damals in Frankreich kaum Erfahrungen vorlagen.
Der Karosserieentwurf stammte von Louis Rosier (1905 – 1956), einem bekannten französischen Rennfahrer und Inhaber der Renault-Vertretung in Clermont-Ferrand. Louis Rosier verunglückte auf der Rennstrecke von Montlhéry nur wenige Tage nach der öffentlichen Präsentation seines Cabrios und verstarb kurz danach an den Folgen des Unfalls.
Durch Rosiers Geschäftsverbindungen war es naheliegend, sich für eine Renault-Plattform zu entscheiden. Als Basis dienten Antrieb und Bodengruppe des Renault 4CV. Der Motor wurde unverändert übernommen. Es ist ein wassergekühlter Vierzylinder-Reihenmotor mit 747 cm3 in Verbindung mit einem Dreiganggetriebe. Im 4CV, Typ R1062, leistet der Motor 21 PS. Im Cabrio wurden Vergaser und Auspuff modifiziert. Die Angaben im Artikel zur Motorleistung sind etwas verwirrend. Das Fahrzeug ist 3,75 m lang und 1,50 m breit und wiegt 630 kg. Höchstgeschwindigkeit 110 km/h. Armaturenbrett, Türschlösser und Fensterheber stammen ebenfalls vom 4CV, die seitlichen Zierleisten und die Scharniere an Front- und Heckklappe stammen von der Renault Dauphine, die Rücklichter vom Peugeot 403. Unter der Frontklappe befindet sich das Reserverad, etwas Platz für Gepäck gibt es hinter den beiden Sitzen. Im Deckel des Handschuhfachs befindet sich eine Uhr, die als Schaltuhr zur vorgewählten Stunde abends die seitlichen Parkleuchten einschaltet. Der Name des Schöpfers, Louis Rosier, ist auf der Heckklappe vermerkt.
Von 1956 bis 1959 wurden zwischen 220 und 253 Exemplare gebaut. Der Besitzer des im Artikel vorgestellten Wagens kam nach eigenen Recherchen zu der Auffassung, daß noch fünf oder sechs davon existieren, davon drei in fahrbereitem Zustand.
1959 endete die Produktion des Cabrios. Ab 1959 wurden in Creil für Renault die Karosserien der Caravelle und etliche Jahre später die Karosserien des Opel GT gefertigt. Das Cabrio blieb das einzige Fahrzeug, das unter eigenem Namen verkauft wurde.
Gruß
TSF