15.01.2016, 10:56
weisst Du, ich will Opel gar nicht schlecht machen - ich selber hätte mir vielleicht sogar einen Omega gekauft, wenn ich nicht das Desaster bei meinem damaligen Arbeitgeber miterlebt hätte.
Trotzdem glaube ich nach wie vor, dass Du die Bedeutung der Opel Oberklasse in den sechziger und siebziger Jahren massiv überbewertest. Aus Spaß habe ich mal eben in meinen diversen Autobüchern nachgeschlagen - ganz grob wurden von den KAD Baureihen A und B 125000 Autos hergestellt. Vom Rekord/Commodore C alleine sind schon 1,3 Millionen Einheiten gebaut worden, der Kadett A kam auf 650000 einheiten, der Kadett B auf 2,6 Millionen, alles grob gerundet.
Mercedes baute zu in den Baujahren von KAD A und B über 800000 S-Klassen. Der erste Siebener von BMW erschien im letzten KAD-Jahr 1977, davor gab es schon seit 1968 den E3, der stückzahlmäßig alleine beide KAD-Reihen übertroffen hat ( 190000 E3 zu 125000 KAD A und B ).
Opel war für GM das europäische Pendant zu Chevrolet - einfach konstruierte große Autos für die Familie. Die amerikanischen Autos aus dieser Zeit bestechen durch mäßige Fahrleistungen bei riesigen Hubräumen und Verbräuchen, und genau das hat man bei der KAD-Reihe 1:1 nach Europa übertragen wollen. Die ersten Ami-V8 waren auf deutschen Autobahnen nicht vollgasfest, so dass man am Ende einen aus der Corvette abgeleiteten V8 genommen hat, inklusive Corvette Verbrauch. Der 5,4 Liter Diplomat fuhr schlechter als ein 280iger Sechszylinder von Mercedes, soff aber mehr als der Sechsdreier im W109, mit dem man noch heute fast alles von der Strasse blasen kann. OK, der KAD B ist drei Jahre nach der Ölkrise ausgelaufen, dass man sich aber von der Oberklasse kampflos entfernt hat, zeigt deutlich, wie es mit dem Know How und den Ambitionen bestellt war.
Merkwürdigerweise machte man es bei Opel ein paar Jahrzehnte später wieder genauso - anstatt den Omega durch ein qualitativ konkurrenzfähiges Produkt zu ersetzen, verabschiedete man sich lieber von der oberen Mittelklasse. Wir haben damals im Existenzgründungsseminar vieles über Profil gelernt, die Frage beantworten zu können, wieso ein Kunde ausgerechnet zu mir gehen soll und nicht woanders hin. Bei Opel fällt mir auf diese Frage heute keine Antwort mehr ein - Opel ist mit dem Gang in die Beliebigkeit wohl schon am weitesten, die anderen Hersteller rennen aber mit großem Tempo hinterher - zur Zeit gibt sich Mercedes alle Mühe, sein Gesicht zu verlieren.
Gruß Frank
Trotzdem glaube ich nach wie vor, dass Du die Bedeutung der Opel Oberklasse in den sechziger und siebziger Jahren massiv überbewertest. Aus Spaß habe ich mal eben in meinen diversen Autobüchern nachgeschlagen - ganz grob wurden von den KAD Baureihen A und B 125000 Autos hergestellt. Vom Rekord/Commodore C alleine sind schon 1,3 Millionen Einheiten gebaut worden, der Kadett A kam auf 650000 einheiten, der Kadett B auf 2,6 Millionen, alles grob gerundet.
Mercedes baute zu in den Baujahren von KAD A und B über 800000 S-Klassen. Der erste Siebener von BMW erschien im letzten KAD-Jahr 1977, davor gab es schon seit 1968 den E3, der stückzahlmäßig alleine beide KAD-Reihen übertroffen hat ( 190000 E3 zu 125000 KAD A und B ).
Opel war für GM das europäische Pendant zu Chevrolet - einfach konstruierte große Autos für die Familie. Die amerikanischen Autos aus dieser Zeit bestechen durch mäßige Fahrleistungen bei riesigen Hubräumen und Verbräuchen, und genau das hat man bei der KAD-Reihe 1:1 nach Europa übertragen wollen. Die ersten Ami-V8 waren auf deutschen Autobahnen nicht vollgasfest, so dass man am Ende einen aus der Corvette abgeleiteten V8 genommen hat, inklusive Corvette Verbrauch. Der 5,4 Liter Diplomat fuhr schlechter als ein 280iger Sechszylinder von Mercedes, soff aber mehr als der Sechsdreier im W109, mit dem man noch heute fast alles von der Strasse blasen kann. OK, der KAD B ist drei Jahre nach der Ölkrise ausgelaufen, dass man sich aber von der Oberklasse kampflos entfernt hat, zeigt deutlich, wie es mit dem Know How und den Ambitionen bestellt war.
Merkwürdigerweise machte man es bei Opel ein paar Jahrzehnte später wieder genauso - anstatt den Omega durch ein qualitativ konkurrenzfähiges Produkt zu ersetzen, verabschiedete man sich lieber von der oberen Mittelklasse. Wir haben damals im Existenzgründungsseminar vieles über Profil gelernt, die Frage beantworten zu können, wieso ein Kunde ausgerechnet zu mir gehen soll und nicht woanders hin. Bei Opel fällt mir auf diese Frage heute keine Antwort mehr ein - Opel ist mit dem Gang in die Beliebigkeit wohl schon am weitesten, die anderen Hersteller rennen aber mit großem Tempo hinterher - zur Zeit gibt sich Mercedes alle Mühe, sein Gesicht zu verlieren.
Gruß Frank