Die Geheimnisse der Filmvorführung
#1
Hallo Leute,

gestern Abend war ich mal wieder im Kino, dabei sind mir so einige Dinge aufgefallen, wo ich mir nicht ganz sicher war, was da vor sich geht.
Da hier im Forum ja einige Kinofreunde und auch Filmvorführer anwesend sind, dachte ich mir, ich könnte meine Fragen mal hier stellen. Vielleicht kann mir das dann jemand erläutern.

Zuerst muß ich ein vorweg sagen: Ich hab' mich bisher noch nicht sehr intensiv mit Kinotechnik befasst. Ich weiß das der Film von der Rolle kommt, wobei ich da anscheinend heute schon zu einer Minderheit angehöre, da viele glauben das Bild wäre schon immer von einem Beamer an die Wand geworfen worden und bei Filmproduktionen werden Videokameras verwendet. Nun heute ist das gar nicht mehr so falsch, das Digitalkino ist ja am kommen.
Ein paar Sachen sind mir auch noch bekannt, wie das der Ton entweder von der Lichttonspur kommt oder einer mit dem Projektor synchronisierten Quelle (COMMAG gibt's auch noch, scheint aber heute keine große Rolle mehr zu spielen), das man bei anamorphen Filmen andere Linsen braucht und noch ein paar Dinge. Das Zeitschichten-Buch hat mein Interesse an der Kinotechnik erst geweckt, da davon doch einiges drin steht.

Nun aber zu dein eigentlichen Fragen:

Als ich an der Kasse anstand huschte der Filmvorführer mit vier kleinen blauen Blechdosen an mir vorbei. Die waren quadratisch mit einer Kantenlänge von ca. 10 cm, ungefähr 5 cm tief und an der Seite war noch ein Aufkleber dran. Der Mann war allerdings zu schnell, so daß ich nicht's lesen konnte. Was könnte das denn sein, was ist da drin?

Während der Vorführung ist mir dann folgendes aufgefallen: An der rechten oberen Ecke des Bildes tauchte öfter dieses schwarze, liegende Ei auf. Ich war immer der Meinung, damit werden Schnittstellen makiert, wo ich wahrscheinlich gar nicht falsch liege, den kurz darauf war immer ein "Plop" über den Ton zu hören.
Unser Kino wurde zwar Mitte der 90er mit einer DD Anlage ausgerüstet, die ist aber anscheinend nicht mehr in Betrieb, sonst wäre das wohl nicht zu hören. Es muß also die Lichttonspur geschaltet gewesen sein, ich hab' auch nur Dolby Stereo gehört (drei LS vorn, einer hinten). Beim letzten Film den ich angesehen habe, war das auch schon so.

Aber wieso ist da ein Schnitt? Auf wie vielen Rollen ist denn so eine Vorführkopie heute verteilt? Wird heute überhaupt noch mit zwei Maschinen gearbeitet, die sich abwechseln oder sind die einzelnen Rollen hintereinander geklebt? Oder ist der Film da einfach nur gerissen und er wurde da wieder geklebt (was ich mir aber nicht vorstellen kann, denn so oft sollte der nicht reissen)?
Gleichzeitig ist mir noch aufgefallen, das sich bei einer solchen Stelle die Höhe des Bildes etwas verändert hat. Wird da etwa doch auf den anderen Projektor geschaltet?

Ich tappe da etwas im Dunkeln.

Das mit der Dolby Stereo Wiedergabe hat mich auch gar nicht gestört, ist irgendiwe schön altmodisch. Mich hat's nur gewundert das die DD Anlage nicht mehr betrieben wird. Unser Kino ist von Haus aus etwas altmodisch, schon ein ziemlich alter Bau, mir gefällt das aber. Früher war das mal ein großes Kino, später wurden dann mehrere kleine daraus gemacht, das ist aber auch schon lange her. Hier gibt's Informationen dazu:

http://www.kinocenter-kelheim.com/
Grüße,
Wayne

Weil immer wieder nachgefragt wird: Link zur Bändertauglichkeitsliste (Erfassung von Haltbarkeit und Altersstabilität von Tonbändern). Einträge dazu bitte im zugehörigen Thread posten.
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#2
´
Der Zelluloid- Martin hat mir mal erzählt, dass er von den Filmen nicht viel mitbekommt, weil er die Spulen wechseln muß, und das in mehreren Sälen. Demnach sind die Vorführkopien wohl unterteilt.

Und was mich gewundert hat: Die Filme werden laut Martin auf Bobbies ins Kino geliefert und erst dort auf Spulen gezogen. Vermutlich, damit der Verleih nicht hunderte Spulen kaufen muß.

Ich selber war schon lange nicht mehr im Kino. Erstens ist mir der neue Palast nicht so sympathisch wie die nach und nach weggestorbenen kleinen, alten Kinos und zweitens habe ich schon lange keine Inhaltsangabe oder Kritik gelesen, wonach der Film mir gefallen könnte. Liegt womöglich am Alter.
Frank


Wer aus dem Rahmen fällt, muß vorher nicht unbedingt im Bilde gewesen sein.
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#3
Hallo Wayne,

in den (Blech?)Dosen sind normalerweise Werbespots oder Trailer; die vor dem Hauptfilm gezeigt werden. Laufzeit von wenigen Sekunden bis einige Minuten.

Die "Eier" rechts oben sind die Überblendzeichen für den Vorführer wenn im Überblendbetrieb mit einzelakten gespielt wird. Das erste Zeichen ist etwa acht Sekunden vor dem Rollenende und markiert den Zeitpunkt, zu dem der zweite Projektor gestartet wird. Das zweite Zeichen ist max. eine Sekunde vor dem letzten Bild und dient der korrekten Überblendung vom bisher laufenden Projektor zum neu gestarteten. Dieses Verfahren wird alledings kaum mehr in kommerziellen Kinos angewendet, da es die ständige Anwesenheit des Vorführers erfordert. Ein Akt eines Films ist max. 600 Meter lang was einer Laufzeit von etwa 22 Minuten entspricht. D.h. alle 20 Min. Film einlegen, überblenden, abgelaufenen Film Rückspulen....

Normalerweise werden Filme "gekoppelt", es werden entweder Spulen mit einem Fassungsvermögen von 1800m oder mehr verwendet, auf denen eben 3 oder mehr Akte zu einem durchgehenden Film mit Laufzeit von 60 Min. (oder mehr) aufgewickelt sind. Bei 1800m-Spulen ergibt das meistens zwei Rollen, die Überblendung erfolgt heute üblicherweise automatisch.

In Betrieben, die mehr als einen Kinosaal haben, wird häufig mit Telleranlagen gearbeitet. Das sind Einrichtungen, auf denen der ganze Film zu einem einzigen Band gekoppelt sind um die Vorführung ab Filmstart bis zum Ende ohne weitere Arbeitsschritte ablaufen zu lassen. Diese Telleranlagen haben auch den Vorteil, daß der Film nicht zurückgewickelt werden muß. Vorteil ist die schnelle Neustartmöglichkeit wie auch die geringe mechanische Belastung des Films, was der Lebensdauer der Kopie zuträglich ist. Die stärkste mechanische Belastung ist eindeutig der (meist sehr schnelle) Rückspulvorgang.

Zum "Plop": Wenn die Akte gekoppelt werden, kann ein kleiner Spalt zwischen den beiden Akten entstehen. Wenn dieser Spalt durch das Tongerät (Tonabtastung Lichtton, analog) läuft, trifft die volle Lichtmenge der Tonlampe auf die Fotozelle (Fotodiode, Fototransistor) und verursacht dieses lästige "Plop".
"Anständige" Filmvorführer decken diesen Spalt so ab, daß es NICHT zu unerwünschten Geräuschen kommt.....

Zu Dolby Digital: Nicht alle Filme verwenden dieses Tonsystem. Es gibt auch SDDS (von Sony) oder DTS, das mit externen CD´s arbeitet, die über eine am Film vorhandene Steuerspur synchronisiert werden.
Schon ab Dolby A oder Dolby SR (beides analog) sind vier (fünf) Tonkanäle verfügbar: Links, Mitte, Rechts, Surround, (Subwoofer).
Dolby Digital bietet einen Kanal mehr: Surround links und rechts.
SDDS und DTS kann noch mehr Kanäle.... wer´s denn braucht.....

Hier gibt´s viel Info über Kinotechnik: http://www.kinoteam.de/kt/

Weiter Fragen ? Dann melde dich einfach mal bei mir....

L.G. Franz
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#4
Ich bin zwar heute nicht der erste Antworter hier auf diese Fragen, kann aber den Erklärungen von @Billy eigentlich nichts hinzufügen, da er alles richtig, korrekt und sehr gut beschrieben erklärt hat.

Wenige Ergänzungen hierzu:

FILMTELLERANLAGE:

Die Telleranlage, wo der Film nicht zurückgespult werden muß, ist ne feine Sache. Die einzelnen Teller, wo der Film draufliegt, sind horizontal angeordnet. Auf einen Teller wird ein Ring gesteckt (etwa 40 cm im Durchmesser (stellt Euch sowas wie einen großen Bobby vor, ja?)) und die Kopie da aufgewickelt. Nun befindet sich der Filmanafng innen auf dem Ring und das Filmende außen. Für die Vorführung zieht man nun den Ring heraus und steckt sattdessen eine Einsteckeinheit in die Mitte des Wickels. Der Filmanfang wird durch diese geführt, dann durch den Projektor auf auf einem leeren Teller auf den eingesteckten Ring wieder aufgewickelt. Die Einsteckeinheit besitzt eine bewegliche Gabel, welche an einem Potentiometer befestigt ist; durch die Gabel wird der Film geführt. Nimmt der Projektor sich nun Film, so zieht der Film an der Gabel und der Tellermotor gibt Film nach. Das pendelt sich dann mit Beschleunigen und Bremsen innerhalt weniger Sekunden ein (Prinzip Cinemeccanica Teller (Verbreitung Europa etwa 25%)).

Komplizierter, weil älter, ist das Prinzip des Kinotontellers (Verbreitung Europa etwa 75 %).

Hier gibt es kein Potentiometer sondern hier kann die Gabel an beiden Endstellungen einen Mikroschalter betätigen. Beim Filmstart dreht der Motor des Abwickelteller mit der sogenannten Grundgeschwindigkeit, welche über einen Stelltrafo mit Motor automatisch eingestellt wurde. Berührt nun, weil die Geschwindigkeit durch Durchmesseränderungen des Filmwickels nicht mehr ganz stimmt, die Gabel einen der beiden Mikroschalter, so schaltet ein Wischreläis einen kurzen Steuerimpuls zum Motor des Stelltrafos, welcher sich einen Tacken in die richtige Richtung verdreht, gleichzeitig bekommt der Abwickelmotor für die Zeit des Mikroschalterkontaktes der Gabel eine deutlich höhere oder niedrigere Spannung, damit die Schaltstellung des entsprechenden Mikroschalter wieder schnell verlassen wird. Dauert die Einschaltung eines der Mikroschalter länger als drei Sekunden, so wird der Stelltrafo um einen merklichen Betrag verstellt. Eine neue Grundgeschwindigekit stellt sich ein.

Es gib auch Spulentürme, wo der gnaze Film auf einer großen Spule ist und so auch komplett mit nur einer Maschine vorgeführt werden kann. Nach Durchlauf muß normal zurückgespult werden.

ÜBERBLENDUNG:

Jeder Filmakt (bis heute immer noch in 600 m Dosen) hat ein Startband und ein Endband (ist wohl für alle verständlich hier, oder). Auf dem Starband befindet sich sich das sogenannte Startkreuz. Dieses wird in der zweiten Maschine genau dort eingelegt, wo das Bildfenster in der Maschine ist (also da, wo dat Licht durchkommt). Bevor man in einem Kino perfekt und nicht merkbar manuell überblenden kann, muß man zunächst die Anlaufzeit der Maschinen gut kennen und im Gefühl haben, sowie auch seine eigene Reaktionszeit kennen.

Recht klassisch: Kurz vor Ende der ersten Rolle wird die Xenonlampe der zweiten Maschine gezündet. Dann konzentriert man sich auf die rechte obere Ecke der Bildwand. Beim Erscheinen des ersten Überblendungszeichens (Fachausdruck: Achtungszeichen) wird dann die zweite Maschine gestartet. Man zählt gemütlich vor sich hin die Sekunden runter. 6 - 5 - 4 - 3 - 2 - 1. Dann sollte bei "0" das zweite Überblendungszeichen (Fachausdruck: Überblendungszeichen) erscheinen. Dies liegt immer eine Sekunde vor Bildende. In disem Moment einmal Luft holen und dann die Überblendungtaste drücken. Das paßt dann immer. Gleichzeitig sollte man auch den Kontrollautsprecher laut aufdrehen und auf den Dialog im Film achten, damit man nach dem Lufholen genau ein Satzende oder ein Komma im Satz trift, wo man dann überblenden muß.

Beim Überblendungsvorgang hebt sich die Bildklappe (dat is dat Dingen, wattat Licht abdeckt, damit der stillstehende Film nicht binnen Sekundenbruchteilen verbrennt) der zweiten Maschine und die Tonlampe geht an, bei der ersten Maschine fällt die Bildklappe und die Tonlampe geht aus. Der Prozessoreingang des Dolby-Tonprozessors wird von Maschine 1 auf Maschine 2 umgeschaltet.

Fertig.

Manuell Überblenden macht Spaß! Punkt!

Auch mit Dolby Digital Ton ist eine Überblendung genauso möglich.

PLOPPGERÄUSCH:

Daß man das Plopp gehört hat, kann auch folgenden Grund haben: Damit man, falls nicht überblendet wird und alle Akte nach Entferner der Start- und Endbänder hintereinandergeklebt sind, die Trennstelle zwischen den Akten im Filmwickel wiederfindet, wird diese mit irgendetwas farbigem markiert. "Irgendetwas" deshalb, weil die meisten Kinos wirklich irgendwas verwenden und damit die Kopie versauen. Es gibt im Fachhandel für nen Appel undn Ei spezielles Aktmarkeirungsband, was man auf die Filmkante aufkleben kann. Meistens werden aber dicke Papieraufkleber von Zweckform verwendet. Diese kleben dann leicht die Digitalspur zu (weil sie zu breit sind), der Digitalton setzt aus, der Prozessor springt auf Analog als Backupformat zurück und man hört das Plopp der Klebestelle.

Die beiden neuesten Softwares von Dolby Digital können allerdings über den gesamten laufenden Filmakt die Tonsequenz der Überblendung im Voraus in den Speicher einlesen (letzte 50 cm 1. Akt und erste 50 cm zweiter Akt / usw.). Hier fällt also der Digitalton nicht mehr aus.

Dann sind heute in jeder Kopie nicht nur optische (die vom Zuschauer nicht wargenommen werden können), sondern auch akustische Antipirateriemarkierungen drin. Beim Verleih wird anhand einer bestimmten Musterkarte an irgendeiner Stelle der gesamten Kopie die Digitaltonspur über vier Perforationslöcher (also ein Bild, also 1 / 24 Sekunde) weggeschliffen. Das genügt, um Digital aussetzen zu lassen. Der Prozessor springt kurz auf Analog zurück. In diesem Moment wird die Analogtonspur anhand eben dieser Musterkarte quer zur Laufrichtung zerkratzt. Das macht dann kurz kr kr kr krrr im Lautsprecher, dann geht der Prozessor wieder auf Digital zurück. Anahnd dieses rhytmischen krkrkrkr kann der Verleih nun bei Raubkopien rausfinden, in welchem Kino diese Kopie abgefilmt wurde.

Wer mehr wissen will, kann mich nach Rücksprache in Duisburg im Kino bei der Arbeit besuchen, oder bei mir Zuhause.

Liebe Grüße
MArtin
Leute, bleibt schön glatt gewickelt!
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#5
Interessante Sache, die Kinotechnik. Im Kino war ich schon eine halbe Ewigkeit nicht mehr. Der letzte Film war ein russischer und das war noch eine Pflichtveranstaltung da unsere Brigade damals um den Titel "Kollektiv der deutsch-sowjetischen Freundschaft" kämpfte.

Jedenfalls, das Kino in unserem Ort war nicht sehr groß, kann nicht einmal sagen wieviele Sitze es dort gab, waren es überhaupt zehn oder vielleicht doch fünfzehn Stuhlreihen. Jedenfalls waren es die üblichen Klappsitze mit rötlichem Plüsch bezogen. Im Vorraum befand sich der Kassenschalter und gleich daneben die Tür von dem Kabuff, wo die Vorführtechnik drin war. Da mußte man vorbei, wenn man in den Saal wollte. An der Tür stand da immer die Platzanweiserin und riß mir die Eintrittskarte kaputt Smile Unabhängig davon, kostete eine Vorstellung damals nicht die Welt. War es überhaupt eine "Blechmark".

Interessanter als der Russenfilm schien mir damals schon der Raum mit der Vorführtechnik zu sein. Eine kurze Frage an den "Weiskittel" der sich dort aufhielt und ich durfte mir die Technik mal kurz ansehen. Neben einem Verstärkergestell und einem Tonbandgerät, es war ein BG26 aus Zwönitz standen dort zwei große, schwarze Ungetüme. Diese liegenden "Mülltonnen" erinnerten eher an einen Heizungskeller als an Filmtechnik. Wie schon gesagt, zwei Tonnen, die lagen. Oben drauf eine Art Wärmeabzug, deswegen der Vergleich mit der Heizungsanlage. An jedem Ding waren zwei große Ohren, schätze mal mit einem Durchmesser von ca. einem Meter. Eines davon befand sich jeweils oberhalb der liegenden Tonne und das andere stand fast auf dem Boden darunter. Heute weiß ich ja schon soviel, daß die tonnenförmigen Gebilde wohl das Lichthaus waren, das Filmlaufwerk war davor, zwischen den beiden Ohren angeordnet. Jedenfalls konnte ich damals auf die Schnelle nicht alles erfassen, was es dort in dem Raum zu sehen gab. Was ich noch interessant fand, das die eigentlich gleich aussehenden Filmmaschinen seitenverkehrt waren. Sie waren so konstruiert, daß eine die Bedienelemente auf der rechten, die andere auf der linken Seite hatte. Der Vorführer brauchte sich eigentlich nur zwischen den beiden Maschinen umzudrehen, um sie zu bedienen.

Wie alt diese Technik und welcher Typ kann ich leider nicht sagen. nur soviel, das es wohl eine 35mm-Anlage gewesen sein muß. Ob sie Stereo konnte, weis ich auch nicht, jedenfalls, waren im Saal zwei Tonsäulen neben der Leinwand angebracht. Kann auch sein, daß sich noch ein dritter, großer Lautsprecher hinter der Leinwand befand.

Leider hatte ich dann nie wieder die Gelegenheit, mir mal einen Vorführraum anzusehen. Eine Meopta-Anlage für 16mm ist mir noch aus der Schulzeit bekannt. Damit konnte man gut Disko machen, denn der Röhrenverstärker hatte eine gute Leistung und der Klang war auch nicht schlecht.
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#6
Als Beschreibung von Ort und Farbe reicht das aus. Es war wohl eine Zeiss Ikon Ernemann VIIb. Eine in normaler Rechts- die andere in seltener Linksausführung.

Das Lichthaus nennt man Lampenhaus. Davor sitzt das Projektorwerk oder der Getriebekopf (beide Bezeichnungen gebräuchlich). Darüber und darunter die Spulentrommeln.

Hier eine komplette Ernemann VIIb, zu Beginn der 30er Jahre das modernste, was es auf dem Weltmarkt gab. Heute immer noch hier und da im Betrieb.

[Bild: Ernemann%207b.jpg]

Hier dann noch eine Großaufnahme des Kopfes:

[Bild: ErnemanKopf.jpg]

Sehr schön kann man den Filmweg verfolgen: Zunächst die Vorwickelrolle mit Andruckgabel, dann die Filmbahn mit den beiden dem Objektiv zugewandten Schrauben zur Kufendruckeinstellung und davor das Objektiv, direkt darunter die Schaltrolle und links daneben der große Knauf zur Bildstricheinstellung, dann der Rollenschleifenfänger zur Folmberuhigung, dann die Tonschwungbahn, hinter der Tonschwungbahn der Doppelrollenausgleich mit Luftdämpfer und zum Schluß die Nachwickelrolle.

In das Lampenhaus kamen früher statt der Xenonkolben, HI-Kohlen rein. Die Lampenhäuser hatten automatische Kohlennachschubwerke.

Liebe Grüße
MArtin
Leute, bleibt schön glatt gewickelt!
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#7
Ja, so eine Maschine kann es gewesen sein. Nur wie gesagt, das Lampenhaus ist mir in runder Form, eben wie eine Tonne in Erinnerung geblieben. Es ist ja schon eine Ewigkeit her und so auf die Schnelle. Oben drauf waren eben noch solche Rohre. denke mal zur Wärmeabführung. Ob diese noch weiter genutzt wurde oder eben nur abgeleitet wurde, weis ich nicht.
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#8
Abgeleitet direkt nach draußen. Die Abgase der HI-Kohle sind hochgiftig. Warum haben wohl soviel alte Filmvorführer Lungenkrebs......

Hier ein kleines von mir hochgeladenes Filmchen, wie ich mit anderen Leuten zusammen auf unserem jährlichen Kinotechnikertreffen vor zwei Jahren an einem perfekt restaurierten Päärchen Bauer B8b mit der HI-Kohle spiele (bei geöffnetem Lampenhaus)

http://rapidshare.com/files/240497158/100_1767.MOV.html

Und dann hier nochmal die Bauer B8b richtig in Aktion.
Zu hören bin ich, wie ich "Herr Dirk" sage. Zu sehen ist Dirk, wie er nach so vielen Jahren Abstinenz mit Tränen in den Augen an der Kohle steht und dann zum Schluß noch der Chris.

http://rapidshare.com/files/240502297/100_1751.MOV.html

Jeder Link kann nur 10 mal runtergeladen werden, stand da

Gruß
MArtin
Leute, bleibt schön glatt gewickelt!
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#9
Danke an euch für die ausführlichen und einleuchtenden Beiträge. Jetzt ist mir einiges klarer, das Meiste davon war mir bisher völlig unbekannt. Auch diese Antipiraterie-Markierungen sind hochinteressant, wußte ich auch nicht, das es sowas gibt.

So einen Vorführraum würde ich auch mal gerne sehen, in sowas war ich noch nie drin. Ich muß mal bei uns anfragen, ob die nicht mal Führungen machen.
Grüße,
Wayne

Weil immer wieder nachgefragt wird: Link zur Bändertauglichkeitsliste (Erfassung von Haltbarkeit und Altersstabilität von Tonbändern). Einträge dazu bitte im zugehörigen Thread posten.
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#10
Zitat:Zelluloid postete
Hier eine komplette Ernemann VIIb, zu Beginn der 30er Jahre das modernste, was es auf dem Weltmarkt gab. Heute immer noch hier und da im Betrieb.
Diese Apparaturen werden wirklich so lange betrieben?
Das hätte ich nicht gedacht. Woran liegt das?
Sind diese Maschinen so teuer, so gut das es heute auch nix besseres gibt, oder hat sich die Technik so wenig geändert ?
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#11
Die Getriebe sind so langlebig.

Bestes Beispiel Bauer: Berechnet für 13 Jahre Haltbarkeit, wurden die Gußteile des Getriebes vor dem Zusammenbau etwa zwei Jahre lang abgelagert, bevor sie zusammengebaut wurden. Habt ihr schonmal von einer Bauer mit Getriebeschaden gehört? Ich noch nicht! Bei Kollege Schumi schnurren die Bauer B8 Urmodelle von 1938 auch noch täglich klaglos ihren Dienst ab (Apollo Theater Neheim, Sauerland). Meine Dresden ist von 1953. Bildstandsgenauigkeit 0,05 %, gemessen mit Schneider-Testfilm PTF35. Heutige moderne Maschinen sind mit 0,1% angegeben.

Zum Vergleich sage ich immer, eine 50 Jahre alte Maschine ist ungefähr so in Schuß wie ein 10 Jahre altes Auto. Viele Experten bestätigten mir diese Floskel.

Eine neue Maschine in Basisausstattung kostet etwa ab 17.000 Euro aufwärts.

Hier die beiden heutigen modernen Konkurrenten:

Zeiss Ikon Ernemann 15:

[Bild: Ernemann%2015.jpg]

Philips Kinoton FP 30:

[Bild: Kinoton%20FP%2030.gif]

Liebe Grüße
Martin
Leute, bleibt schön glatt gewickelt!
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#12
@ The Wayne:

Habe gerade mal auf der Karte geguckt, wo Du wohnst.

Gehe zu meinem Freund Theo nach Pfaffenhofen in sein Multiplex, welches er mit der letzten Generation Bauer-Maschinen aus den 70er Jahren bespielt, bestelle ihm einen schönen Gruß und dann wird er Dir alles zeigen und erklären.

Gruß
Martin
Leute, bleibt schön glatt gewickelt!
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#13
@ Zelluloid:
Du kennst unseren Kinobesitzer? Tja, die Welt ist klein...

@The_Wayne:
Da wär' ich aber dann auch dabei. Die Technik in so einem Kino würd' mich schon auch mal interessieren.
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#14
Gerne, sowas könnten wir schon machen, wär' bestimmt eine tolle Sache wenn das in Ordnung geht.

Handelt es sich dabei um dieses Kino?

http://www.cineradoplex.de/
Grüße,
Wayne

Weil immer wieder nachgefragt wird: Link zur Bändertauglichkeitsliste (Erfassung von Haltbarkeit und Altersstabilität von Tonbändern). Einträge dazu bitte im zugehörigen Thread posten.
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#15

Die beiden rapiden Sharelinks (von Martin <Zelluloid> gepostet) aus Beitrag #007 habe ich nach Rücksprache mit JürgenH. aus der new-hifi-classic Landschaft auf seinem (schnellen) Übergabeserver plaziert und von dort für jedermann anklickbar abgelegt.

Einmal 10Mb, ein andermal 50Mb wollen geladen sein.

Dabei entfällt das 10 X downloadlimit baw.

Ich hoffe, das ist im Sinne der interessierten Mitgucker...

Gruß Pit

©DK1TCP
(2024)  A-810 live-Reparatur;
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#16
Jepp, um genau das Kino handelt es sich.

War zwar selber noch nie da, aber dat isset. Geschäftsführer Ludwig Schafft, dat issa, Spitzname Theo.

Liebe Grüße
MArtin
Leute, bleibt schön glatt gewickelt!
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