Pre-Emphasis bei CD und DAT?
#1
Geneigtes Forum,

immer mal wieder (z.B. in der Anleitung zu meinem Lieblingsbrennprogramm) stolpere ich über die Möglichkeit, bei CDs in den Sub-Channel-Daten anzugeben, ob die Audiodaten des betreffenden Titels mit einem Pre-Emphasis versehen sind. Auch bei DAT kann man wohl ein entsprechendes Flag setzen.

In der unerschöpflichen Fundgrube www.sengpielaudio.com habe ich weitere genauere Hinweise dazu gefunden. Auch SoX definiert einen entsprechenden De-Emphasis-Filter, zur Veranschaulichung hier einmal der Verlauf:

[Bild: sox_deemph.gif]

In der Praxis kann ich mich aber nun an keine einzige CD erinnern, bei der dieses Feature benutzt worden wäre, nur bei einem DAT-Band mit einem Konzertmitschnitt unseres Chors ist es mir einmal in Aktion begegnet.

Vielleicht kann mir ja einer der hier aktiven Pioniere des Digitalzeitalters bei folgenden Fragen - vielleicht vor allem bei der ersten - weiterhelfen:

1. Wozu war das Pre-Emphasis gedacht?

In der uns hier wohlbekannten Welt der Bandmaschinen waren es ja technisch notwendige Kunstgriffe, um sich mit den natürlichen Grenzen des Verfahrens zu arrangieren, aber bei PCM, CD und DAT? War es vielleicht einfach ein Überbleibsel aus der analogen Denkweise? Sollten damit irgendwelche potentiellen Mängel im Analogteil der Aufnahme- und Abspielgeräte gemindert werden?

2. Wozu könnte man es einsetzen?

Heute stehen uns ja fast ohne Kosten Möglichkeiten zur Verfügung, von denen früher nicht zu träumen war - in welchen Fällen könnte es sinnvoll sein, bei Eigenaufnahmen die Höhen anzuheben? Ich setze ja auch gerne Indexmarken auf CDs, auch wenn da fast niemand was von hat...

3. Wie gut ist die Unterstützung bei den Endgeräten?

Darauf gibt es natürlich keine richtige Antwort...

Ich habe gerade festgestellt, dass mein CD-Player (SONY CDP-415) in seinem Display keine entsprechende Anzeige vorsieht - vielleicht habe ich deswegen noch keine CD damit gesehen. Mein DAT-Recorder (SONY DTC-790) hat eine Anzeige (die - wie gesagt - auch schonmal geleuchtet hat), aber keinen Schalter, es bei der Aufnahme einzuschalten.

Eigentlich sollte ja wohl ein standardkonformer CD-Player in der Lage sein, eine entsprechende Entzerrung durchzuführen und das Signal richtig am Ausgang bereitzustellen. Was ist mit den Digitalausgängen? Wenn ich mir so ansehe, welche Billiggeräte heute CDs abspielen können, habe ich doch so meine Zweifel.

Könnte vielleicht der oft geäußerte Vorwurf von zu höhenbetonten Digitalaufnahmen mit nicht korrekter Entzerrung zusammenhängen?

Dazu werde ich wohl ein paar Experimente mit den mir zugänglichen Geräten machen müssen.


Viele Grüße
Andreas
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#2
Hallo Andreas,
das sind Sachen, da muss ich schon ganz schon tief in meinem Gedächtnis kramen.

Zu 1.
Hier sollte man bedenken aus welcher Zeit das Konzept Audio CD kommt.
Die ersten DA Wandler waren recht einfach gestrickt, unter anderem mit analogen Rekonstruktionsfiltern und ihren Problemen im Ausgang.
Die technische Entwicklung hat die Notwendigkeit der Emphasis überholt
Der Gedanke Deemphasis hat man im Prinzip aus der analogen Welt übernommen, er sollte
den Signal Rauschabstand (und auch die Auflösung) im Hochtonbereich verbessern.
.

Zu2.

Außerhalb des ursprünglichen Grundes, zu nichts Sinnvollem.

Zu3.
Hier muss man wieder einen Blick auf die Entwicklungsgeschichte der Audio CD werfen.
Ursprünglich war die Emphasis/Deemphasis eine analoge Geschichte. Im Audioausgang des Gerätes ließ sich über die Ablaufsteuerung/Subcodeprozessor eine RC Kobmbination zuschalten wenn das Deemphasis Bit auf der CD gesetzt war.
Der Digitalausgang bekam davon nichts mit.
Nachtrag: Die Information Emphasis Ja/Nein ist im Datenstrom (in den Subcodes) des Digitalausgangs (SPDIF)allerdings enthalten, ein evtl. angeschlossener externer DA- Wandler kann daher erkennen ob mit oder ohne Deemphasis und sie entsprechend zuschalten.

Im Zuge der technischen Entwicklung ist dann in den neunziger Jahren die Deemphasis in den
DA- Wandler gewandert.
Mit dem Aufkommen von DSPs übernahm dann noch später ein Prozessor in Software rechnerisch diese Aufgabe. Hier konnte (besser könnte) im Digitalausgang die Emphasis berücksichtigt werden, ist aber in der Sezifikation nicht vorgesehen.

Wenn Interesse besteht kann ich ein paar Schaltungsbeispiele zur Deemphasis raussuchen.

Gruß Ulrich
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#3
Lieber Andreas,

die Emphase/Deemphase ist ein Überbleibsel der mit der CD (nebst Derivaten: 1610/1630, DSR, DAT) ja auch intentionell verbundenen 14-Bit-Technik, der man nach den umfangreichen, einschlägigen Erfahrungen zwischen Platte und Rundfunk der analogen Ära ein wenig aufs Fahrrad helfen wollte.
14Bit-Aufzeichnugen mit Emphase sichern bei theoretischen 84 dB psychoakustisch etwa den Geräuschspannungssabstand, den ein 16Bit-Code ohne Vorverzerrung mit 96 dB bereitstellt. In diesem Zusammenhang sei daran erinnert, dass auf der Produktionsseite bis PCM-100 auch noch länger mit 14 Bit gearbeitet wurde, und der erste Kick für den Digitalmarkt in Gestalt des (weithin professionell und mobil eingesetzten) F-1-Verfahrens nach EIAJ eigentlich ein 14-Bit-System war, das man lediglich durch den Verzicht auf ein Paritätswort (und damit die Hälfte der Redundanz, --- bei Amateurvideobändern!) auf 16 Bit aufbohren konnte. Dabei müssen wir uns auch vor Augen halten, dass damals gute 16-Bit-AD- und DA-Wandler nebst Filterperipherie schlicht teuer waren, was nicht zuletzt beim 'F-1-Professor' zur Verwendung eines einzelnen AD-Wandlers für die Wandlung beider Kanäle li und re herangezogen wurde, indem man ihn mit der doppelten Samplingrate umschaltete.

In Deutschland ließ man schon sehr früh (also noch vor DAT) vom Gebrauch der Emphase, während die Amerikaner immer wieder CDs sogar mit den Gewinnen beim Emphasen/Deemphasen-Verfahren bewarben. Hierzulande erfreute sich die Produktion eher an den erstmals bestehenden Möglichkeiten, ohne jede Berücksichtigung einer Höhenaussteuerbarkeit des Speicherverfahrens arbeiten zu können, was letztlich auch inernational obsiegt hat, während die von der Deutschen Grammophon, Hannover-Langenhagen (Burkowitz, Blüthgen) weiland beim Entwurf des CD-Subcodes vorgesehene zweite Anwahlebene (Indies) heute letztlich out ist. Auch ich nütze bzw. nützte den Index sehr gerne, musste mir aber von so manchem Nutzer die Frage stellen lassen, wie er denn damit umgehen solle. Selbst bei den CD-Playern, die im Besitze der Anwahl dieser zweiten Ebene sind, kennt kaum ein Besitzer den tieferen Sinn dahinter. Andererseits entfaltet der Index auch eher in der Klassik sein segensreiches Wirken, womit man schon mit Aplomb ein sehr schmales und immer schmaler werdendes Kundesegment anspricht. Weiterhin benötigen die einschlägig befähigten CD-Player teilweise einige (und vor allem gerätespezifisch unterschiedlich lange) Zeit, bis nach einer Indexanwahl der Ausgang freigegeben wird. Dadurch wird bei der erstmaligen Anwahl das Signal recht oft angeschnitten, während beim zweiten Anlauf bereits zu früh freigegeben wird. Die Sache ist also zweischneidig, weshalb sie der eng kalkulierende Anbieter gleich einmal kippt.

Ein analoges Deemphasisfilter ist sehr billig zu realisieren, weshalb da selbst im einfachen Walkman Vorsorge getroffen sein sollte. Andererseits leben wir im Zeitalter des fast amoralisch gehandhabten Sounds, weshalb ich mir durchaus vorstellen kann, dass man darauf verzichtet und die 'Brillanz' potenzieller CDs 'etwas artfremd' nützt. So werden dann manchmal "Referenzaufnahmen" über die Hintertür in diese Welt geboren.

Übrigens dauert auch die fliegende Umschaltung vom Linear- in den Deemphasisbetrieb bei laufender CD durchaus ihre Zeit, was bei einer an eine Linearphrase zu knapp angeschnittenen Deemphasispassage dazu führen kann, dass die ersten 500 bis 1000 ms ohne Höhenabsenkung wiedergegeben werden. An den Digitalausgängen wird manchmal -professionelles Gerät- nach Wahl per Menü oder Mäuseklavier eine digitale Deemphasis durchgeführt oder das entsprechnde Bit im Signalcode, bei Amateurgeräten stattdessen einfach nur das Deemphasisbit gesetzt, sofern nicht durch das Vorhandensein des zusätzlichen Copyprohibit-Bits eine Kopie sowieso verhindert wurde. Eine Anzeige der Flagbitstatus ist nur in der professionellen Technik prinzipiell üblich, weil dort natürlich eigentlich jederzeit erfahrbar gewusst werden sollte, was man anrührt.

Bestimmte Geräte aber (z. B. Lexicons L300 oder Behringers SRC2000) gestatteten, an den Flag-Bits herumzuschrauben, was zu lebhaft vorstellbaren und daher auch vielfältig bekannten Szenenchaoserscheinungen führte, von denen die Produktionsszene nun keinesfalls frei ist. Es gibt da nichts, was nicht vorkäme.

Hans-Joachim
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#4
Oh,
einfache Fragen, nicht leicht zu beantworten.

1. Wozu war das Pre-Emphasis gedacht?

Das erste Mal ist mir Pre-Emphasis bei der Vorstellung von PCM-Prozessoren etwa ´78/`79 (von Sanyo, z.B.) in der HiFi-Stereophonie aufgefallen.
Der Sanyo arbeitete mit 14 Bit (oder waren es gar nur 12?) Auflösung und zur Erhöhung des damals zwar guten, aber keineswegs hervorragenden Rauschabstandes wurde mit Pre-/De-Emphasis nachgeholfen. Angeblich mochte so mancher Tontechniker sich zudem an die 10/12 dB vorgesehene Headroomempfehlung halten um Übersteuerung sicher zu vermeiden; so reduzierte sich dann der erzielbare, praxiserzielbare Rauschabstand ja entsprechend.
- Auch diese Headroom-Empfehlung veranlasste einen Autor der Zeitschrift "PCM" in dieser Form gegenüber einer schnellen Dolby-Halbspur-A77 auch und gerade meßtechnisch ABZUWERTEN; was damals durchaus Wirbel auslöste. Dieser Aufsatz ist meines Wissens auch heute noch im Netz zu finden. -
Auch später waren bei Consumer-PCM-Processoren (Sony 501/601ESD z.B) Pre-Emphasis gar fix geschaltet, beim 601, der ja nach Aufbohren auch CD-Digitalkopien konnte, wurde aber das ggf. im Subcode befindliche Emphasis-Bit korrekt übernommen und führte bei Wiedergabe auch zu in jedem Fall korrekter Wiedergabe-Kennlinie.

2. Wozu könnte man es einsetzen?

Erhöhung des Rauschabstandes bei durchschnittlichen/unterdurchschnittlichen A/D-Wandlern oder auch bei gezielter Verwendung von 14Bit-Auflösung zugunsten höherer Fehlerkorrekturmöglichkeit (bei PCM-Proc.) durch Pre-Emph. dann wiederum etwas vebesserte Qualität. Auch wichtig: Die Möglichkeit bei Live-Aufnahmen mit üppigem (manchmal ja auch sinnvollem, weil Pegelüberraschungen drohten) Headroom zu arbeiten, bei noch gutem Rauschabstand.

3. Wie gut ist die Unterstützung bei den Endgeräten?

Das "Verfolgen" des Emphasis-Bits kann schwierig werden; Du schreibst richtig von teilweise schlechter/seltener Anzeige des Zustandes. Manche (vorzugsweise portable) DAT-Recorder haben ohne Kommentierung 14 Bit-A/D-Wandler UND fixe Pre-Emphasis; und das muß man wissen. Und bei CD-Erstellung "zuhause" manuell "Emph" setzen. Der Casio DA1 z.B. hat, wenn ich´s erinnere, ein solches Verhalten.
Meine analog erstellten PCM-Proc.-Aufnahmen (ab 1985) habe ich schon vor langer Zeit auf DAT transferiert und auf CD mit "Emphasis-Bit" weitergereicht.
Auch gute, consumergeeignete Digital-Interface-Karten (von RME etwa) für den PC melden eingehende Empahasis-Bits nicht unbedingt. Man ist wirklich gezwungen das zu hören (eigentlich leicht) und manuell weiter zu setzen.

Da viele DAT-Recorder bei analogen Aufnahmen Emphasis setzen können, würde ich stets explizit darauf verzichten; das korrekte Nachhalten bei Systemüberspielungen (z.B. dann auf HD, dann auf CD) nervt.
Ob heute erhältliche CD-Player die De-Emphasis noch richtig, also klanglich korrekt beherrschen wüsste ich auch gerne. Landet das Material aber als MP3 auf einem entsprechen Player würde ich richtige De-Emphasis eines solchen Gerätes aber nicht mehr unterstellen.

Noch ein Grund darauf zu verzichten.

Gruß
Rick

P.S.
Zu Beginn der CD-Ära sollen etwa 30% aller Klassik-CD´s mit Pre-Emphasis auf der CD gelandet sein.
Some unions are based on trust,
some unions are a must...
(John Lydon)
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#5
Lieber Ulrich, lieber Hans-Joachim, lieber Rick,

vielen Dank für Eure interessanten und erhellenden Antworten! Als Kind der CD-Zeit war mir nicht unmittelbar präsent, dass das Digitalzeitalter nicht gleich mit 16 Bit und 44.1 kHz begonnen hat; damit wird dann einiges klar.

Zitat:... ist im Datenstrom (in den Subcodes) des Digitalausgangs (SPDIF) allerdings enthalten ...
Nun, dann sollte ich mich vielleicht nochmal näher mit der SPDIF-Schnittstelle befassen. Leider habe ich noch nicht herausgefunden, ob ich dem optischen Ausgang meiner Onboard-Soundkarte mehr als die Nutzdaten mitgeben kann; auch wäre es nett, bei Überspielungen von DAT-Bändern die gesetzten Trackmarken gleich an die Aufnahmesoftware weiterleiten zu können. Leider scheint die Rechnerseitige Unterstützung dafür nicht sehr ausgeprägt zu sein.

Zitat:Wenn Interesse besteht kann ich ein paar Schaltungsbeispiele zur Deemphasis raussuchen.
Gerne, aber bitte nur, wenn es nicht zu viel Sucharbeit ist - ich bin im Moment eher am (historischen) Verständnis der Sache interessiert, da mir zum konkreten Basteln die Zeit fehlt.

Zitat:14-Bit-Technik ... aufs Fahrrad helfen
Aus welcher Motivation heraus? War es auch für CDs vorgesehen, mit anderen Codierungen als der heute bekannten zu arbeiten?

Edit dazu:

Zitat:ein Überbleibsel der mit der CD ... ja auch intentionell verbundenen 14-Bit-Technik
Gut, also offenbar war es beabsichtigt - warum kam es denn dann nicht dazu? Oder etwa doch, und wir haben noch ein vergessenes Feature in Standard zu entdecken?

Zitat:fliegende Umschaltung vom Linear- in den Deemphasisbetrieb
Ist es möglich, während eines Tracks umzuschalten? Oder meintest Du eine Umschaltung an den von mir sehr geliebten (aber im mp3-Zeitalter kaum mehr möglichen) nahtlosen Übergängen zwischen zwei unmittelbar ineinander übergehenden Tracks?

Zitat:Eine Anzeige der Flagbitstatus ist nur in der professionellen Technik prinzipiell üblich, weil dort natürlich eigentlich jederzeit erfahrbar gewusst werden sollte, was man anrührt.
Ein wenig Gesellschaftskritik am Rande: Ich bin nach wie vor der Meinung, dass man zur Bedienung technischer Geräte ein Mindestmaß an Verständnis der Zusammenhänge haben sollte. Folglich sollte ein jedes Gerät möglichst viele (und unverfälschte!) Informationen darüber anbieten, was gerade Sache ist. Leider scheint das für heutige Anwender nicht mehr zumutbar: Angeblich haben die ohnehin selten gewordenen Kühlwassertemperaturanzeigen in Autos eine Funktion, nicht über 85°C zu steigen, dass der Kunde nicht beunruhigt wird. Der Vorlauf des VU-Meters lässt grüßen. Klammer zu.

Zitat:Die Möglichkeit bei Live-Aufnahmen mit üppigem (manchmal ja auch sinnvollem, weil Pegelüberraschungen drohten) Headroom zu arbeiten, bei noch gutem Rauschabstand.
Das könnte allerdings auch heute - so man denn nicht sowieso auf 24 Bit ausweichen kann - eine legitime Anwendung dieses Features sein. Wie auch immer - die Wahl lässt mir mein DAT nicht.

Zitat:Ob heute erhältliche CD-Player die De-Emphasis noch richtig, also klanglich korrekt beherrschen wüsste ich auch gerne.
Ich hoffe, in einer stillen Stunde die mir zugänglichen Player in Verbindung mit einer noch zu brennenden Test-CD daraufhin abklopfen zu können. Ich melde mich hier, wenn es so weit gewesen sein wird.


Vielen Dank nochmals und viele Grüße
Andreas
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#6
Das mit den Schaltungsbeispielen ist keine große Mühe, das meiste treibt sich eh auf meiner Festplatte rum. Es wird nur für viele Mitleser uninteressant sein.

Fangen wir mal mit einem der ersten CD Player an, Sony CDP101

[Bild: BspEmphSony.jpg]

Hier wird mit dem Relais RY501, gesteuert vom Subcodeprozessor , im Analogausgang die Deemphasis geschaltet.
Das Relais konnte man übrigens deutlich klicken hören wenn eine CD mit Preempahsis eingelegt wurde.

Als nächstes, die “andere Seite”. Ein früher Philips CD Player.

[Bild: BspEmphPhilip.jpg]

Hier steuert der Subcodeprozessor den Transistor 6383 um die Deemphasis zu schalten.


Dann mal etwas in Richtung Gegenwart, ein Technics CD Player SL-PG340A

[Bild: BspEmphTechni1.jpg]

Hier ist die Deemphasis in den DA Umsetzer gewandert, ein oder ausgeschaltete über Pin 21.

Noch weiter in Richtung Gegenwart (1995), Technics SL-PG370

[Bild: BspEmphTechni2.jpg]

Die Integration ist schon deutlich fortgeschritten, an Pin 68 kann die Information über den Zustand der Deemphasis abgenommen werden. Die eigentliche Deemphasis findet IC intern statt, allerdings nicht mehr analog.
Der entsprechende Teil des ICs

[Bild: BspEmphTechni3.jpg]


Bei DAT wird es komplizierter, hier gab es alle möglichen Kombinationen.
Nur mal zwei Beispiele aus dem Consumer Bereich.
Sony DTC55ES:

[Bild: BspEmphDATSony55.jpg]

Über Q101 wird die Deemphasis des Analogausgangs geschaltet, über die Analogeingänge kann keine Preemphasis zugeschaltet werden.

[Bild: BspEmphDATSony55-2.jpg]

Gesteuert wird das Ganze über das IC307 (ein LSI), am Pin 28 wird der Zustand des Emphasisbits ausgegeben und von dort aus zu den Transistorschaltern geleitet.

Beim DTC57 hat man dann, warum auch immer, die entsprechenden Schaltungsteile weggelassen.

[Bild: BspEmphDATSony57.jpg]

Hier sieht man das gleich IC wie im DTC55, der PIN28 ist nicht beschaltet und die anderen Bauteile sind nicht vorhanden. Das Gerät kann keine Deemphasis mehr, ist allerdings von mir nicht getestet. Ich hatte nie ein DTC57 oder überhaupt eine DAT Aufnahme mit Preemphasis.


Gruß Ulrich
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#7
Lieber Andreas,
und ich komme wieder historisch prinzipialistisch daher:

Zunächst mit dem Hinweis, dass SPDIF (ca. 1985) und AES-EBU (dto.) keinesweges die ersten und vor allem nicht die einzigen Schnittstellenstandards waren. Nachdem auch 44,1 und 48 kHz nicht allein auf weiter Flur standen, war da allerhand im Fluss, bis sich die Marktverhältnisse halbwegs praxistauglich stabilisiert hatten. Überdies besaßen damals die amerikanischen Urheberrechtsschützer zeitgenössisch einmal wieder Lufthoheit und nahmen zeitweise recht eigentümlichen Einfluss auf die gesetzgeberischen Entscheidungen ihrer Regierung, was die Schnittstellenstandardentwicklung und -verbreitung nicht nur vorteilhaft beeinflusste. Die Codes enhalten eine ganze Reihe von Zusatzinformationsflags, die bei grundsätzlicher Identität der Codes im detail nicht ganz identisch sind. Meist funktioniert aber die gegenseitige Datenübernahme, sofern der stark abweichende Pegel von AES-EBU und SPDIF vom Schwesterinterface verdaut wird.

Übrigens etablierte die Firma Studer auf diesem Terrain ihr erstes -und wirklich eigenes- Digitalgerät, den professionellen Abtastratenwandler SFC16 von 1982, der als erster Kanalisierungsversuch innerhalb der damals herrschenden schier babylonischen Sprachverwirrung anzusehen ist. Das lehrt allerhand zur zugegebenermaßen eigentümlichen Regensdorfer Denkart, die für uns heute das ausmacht, was Studer-Revox war.

Zur 14-Bit-Technik wäre zusätzlich anzumerken, dass die ach so gescholtene Bunzpost (Altherren- und Beamtenklub, bei dem vorgeblich nichts voranging etc. pp.: da sieht die Sommer-Obermann-Telekom aber signifikant schwächer aus) zu den Pionieren der digitalen Übertragung gehörte, denn sie begann dem Vernehmen nach bereits in den frühen 1970ern mit der Einrichtung eines digitalen Leitungsnetzes in Deutschland; zu einer Zeit also, als die dafür erforderliche Hartware noch selbst zurechtgezimmert werden musste, weil sie nicht von der Stange (von deren Flexibilität unsere heutigen Anbieter so gerne faseln) zu erwerben war.
Jenes BP-Netz arbeitete ursprünglich mit 14 Bit und 32 kHz, was dann auch (aber nicht nur) Einfluss auf die Normung des DSR-Standards nahm.
14-Bit-CD-Player gab es jede Menge (die ersten Philips-Player waren wohl ebenso 14 Bit wie auch der mit Philips gemeinsam entstandene Revox-B225). Von den 14-Bit-Produktionsstandards sprach ich bereits. PCM-1, womit der BR seine hierzulande vielbeachteten ersten Digitalaufnahmen machte, arbeitete -so glaube ich mich hoffentlich recht zu erinnern- noch mit 12 Bit. Sollte ich mich täuschen, befinde ich mich in bester Gesellschaft, denn Martin Wöhr, einem der großen Digitalpioniere im Bayerischen Rundfunk, waren bei einem Gespräch hierzu vor einigen Jahren seine frühen Tage im HL-Code unterhalb der 16-Bit-Grenze auch nicht mehr gegenwärtig.

Die CD war für allerlei vorgesehen: Nur zunächst weder für die Datenspeicherung noch für die Aufnahme bzw. Bespielbarkeit. Stattdessen war eine vierkanalige Anwendung vorgesehen, die auch in den einschlägigen Lizenzierungs-"Books" auftaucht, aber offenbar nie marktgängig realisiert wurde.
Normalerweise stellt es kein Problem dar, einen Code wesentlich höherer Auflösung mit Wandlern niedrigerer Auflösung wiederzugeben, sofern die Datenworte einwandfrei voneinander (also in beiden Fällen nach demselben Verfahren) abgegrenzt sind. Der 14-Bit-Wandler trunkiert dabei 'einfach' ein 16, 20 oder 24-Bit-Wort. Das kann natürlich dramatische Folgen nach sich ziehen, wenn der 24-Bit-Aufnehmer die 80 bis 85 halbwegs nutzbaren dB seiner Mikrofonverstärker (meist sind es weniger!) recht locker in die theoretischen 144 dB seiner Digitaldynamik einpasst.... Wenn ich mich recht erinnere, war auch jene 4-Kanal-Technik per CD mit 14 Bit geplant.

Den "fliegenden Wechsel" bezog ich oben auf einen Trackwechsel innerhalb eines geschlossenen Programms unter einem gemeinsamen Subcode, also nicht notwendigerweise einen Wechsel innerhalb eines Tracks. Grundsätzlich kann man produktionsseitig quasi jederzeit auf Emphasis-Betrieb umschalten. Was die CD-Player dazu sagen, weiß ich nicht recht vorherzusagen. Die heute üblichen Softwaren machen einem diesen Abusus natürlich -und das sicher nicht ohne Grund- nicht ganz leicht. Bei meinem Sadie und meinem Sequoia sähe ich im Augenblick nur die Möglichkeit, mit einem Schnitt solch eine unsinnige Betriebszustandsveränderung zurechtzubasteln.
In meinem ersten Beitrag oben dachte ich an eine Orgel-CD John Eargles, wo die besagten Probleme auftreten.

An die Indizierungsschwierigkeiten und -engpässe bei MP3 dachte ich oben überhaupt nicht. Bei meinen Gerätschaften gestatten unter den dort gängigen Verfahrensweisen, den Subcode so zu gestalten, wie das seine Natur zulässt: Ich setze Track und Index da, wo ich es für richtig halte. Das sieht bei dem diesbezüglich ja nicht von Anfang an 'so' bzw. 'dafür' gemeinten MP3-Standard natürlich anders aus.


Hinsichtlich der 24-Bit-Frage weiß ich durchaus, dass da Glaubensbekenntnisse wie Monstranzen über den Markt geschleppt werden. Wenn man jedoch klar macht, dass die analoge Tonaufnahme -gleichgültig, ob nach Dolby A oder SR, nach TelcomC4 oder sonstwas codiert- lediglich und hinreichend mühselig 1000 Pegelstufen zu realisieren vermögen, bei 16 Bit gut 64000 bei 14 Bit immer noch 16000 dezidiert reproduzierbare Pegelstufen möglich sind, die Musikgeschichte es -etwas sehr flapsig gesagt- zur Bruttorealisation von weniger als 12 (und dann nicht präzise definablen) Pegelstufen brachte, relativiert sich die Situaion: 24 Bit haben produktionspraktische, aber keine 'ansonsten hörbaren' Vorteile. Ich bitte zu bedenken, dass beste Mikrofonverstärker in optimaler Ausnützung (da ist Sachverstand gefragt) schwerlich über 85 dB kommen können. Und: Je höher die Verstärkung ausfällt umso gleicher verhalten sich die Verstärker. Einen guten Mikrofonverstärker erkennt man daran, dass sein Rauschen bis in niedrige Eigenverstärkungen hinein möglichst konstant abnimmt.
Weiterhin darf nicht außer Acht bleiben, dass bei jeder Verdopplung der Anzahl aktiver Mikrofonzüge der Fremdspannungsabstand -unvermeidlich!!- um 3 dB fallen muss. Also: Bei 16 Mikros sinkt der Fremdspannungsabstand schon um 12 dB, bei 25 Mikros um 15 dB, bei 36 Mikros um 18 dB. Vom Geräuschspannungsabstand her benötigt man also die 24-Bit-Technik nicht.

Hans-Joachim
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#8
Da mir der Spieltrieb nicht Fremd ist

[Bild: Mitdeemph2.jpg]

Spektrum (Spitzenpegel) einer Aufnahme mit Preemphasis, korrekt entzerrt

[Bild: Ohnedeemph.jpg]

Spektrum der selben Aufnahme ohne Entzerrung.
Ich würde nicht drauf Wetten das jeder ohne Vergleich die fehlende Entzerrung zweifelsfrei raushört, mit Vergleich natürlich kein Problem.

PS: Quelle ist “On The Border - Al Stewart” Stereoplay CD “The Best of Highlights” die mit Preemphasis aufgenommen worden ist.

Gruß Ulrich
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