Warenhauskette Hertie schließt...
#1
Gerade über den Ticker reingekommen. 54 Warenhäuser müssen schließen. Der britische Eigentümer ließ keine Einigung mit den Gläubigern zu.

Schade, in Elmshorn gehe ich immer regelmäßig dort einkaufen. Das elmshorner Kaufhaus gehört auch zu den rentablen. Nun wird alles über einen Kamm geschert und muss schließen. Wieviele Arbeitsplätze jetzt wieder verloren gehen...


Scheiß Heuschrecken... Sad

:extremsauer:
Gruß,
Michael/SH

Eigentlich bin ich ganz anders, nur komme ich so selten dazu (Ö v. Horvath)
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#2
War gerade noch in Hückelhoven drin......weil ich dort geparkt hatte.

Aber mal ehrlich:
Wer kauft dort noch ein?
Die Zeiten der Vollsortimenter sind vorbei.
Gekauft wird in Ramschladenketten oder übers Internet.

Schade aber, daß auch der Fachhandel davon betroffen ist.
Der fehlt mir zunehmend. Nicht nur im Audiobereich.


Bert
Bert
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#3
Hallo,

ich denke bei Hertie immer an die Tonträger und Radio-Abteilungen, in denen so manche Mark meines Taschengeldes in meiner Jugend geblieben ist. Hertie war der Mittelpunkt in unserer kleinen Stadt. Man denke an die schönen Flower Power Compact Cassetten mit Hertie-Logo.

Wie gut das bald wieder Wahlen sind. Da mache ich mein Kreuz mal ganz "links" um den schwarzen Einflugschneisen für Heuschrecken & Co ein rotes Stop-Schild zu zeigen.

VG
Michael
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#4
In der Tat.

Wählen heisst schon lange nicht mehr "auswählen", sondern nur noch "abwählen".

Politik heisst übersetzt "gemeinsame Sache". Mit wem? Gemeint war die Gemeinschaft, heute Gesellschafft genannt.

Mit soviel Abdrift verlassen wir bald den Planeten (Columbus konnte sich nicht so verfahren).
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#5
Schade drum. Ein Abschiedsbild:

[Bild: HertieExpert_C90.jpg]

> Flower Power Compact Cassetten mit Hertie-Logo.

Die meintest Du doch bestimmt, finde ich auch wunderhübsch! C 60 waren gelb und C 120 blau. Für die ebenfalls zum Konzern gehörenden Wertheim-Kaufhäuser wurde eine etwas krank aussehende namenlose Veriante produziert, bei der lediglich der Hertie Expert-Schriftzug weggelassen wurde und die Rechtecke auf dem Einleger leer blieben. Später hießen sie Atlas und alle Spielzeiten waren blau.

Viele Grüße,
Martin
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#6
Zitat:Huubat postete
Wer kauft dort noch ein?
Die Zeiten der Vollsortimenter sind vorbei.
Sehe ich auch so. Ob mit oder ohne "Heuschrecke": Das Konzept der kleinen Stadt-Kaufhäuser hat sich überlebt.

Zitat:Gekauft wird in Ramschladenketten oder übers Internet.
Ja, auch das. Aber selbst wenn man in der Stadt einkauft, gibt's doch inzwischen für die meisten Sachen bessere Anlaufstellen als Hertie.

Bei uns in (damals) Gelsenkirchen-Buer war's bis in die späten 80er oder frühen 90er Jahre auch so, wie Michael es beschreibt: Der Karstadt (spätere Hertie) war der Anziehungspunkt und das "Highlight" der Einkaufszone. Man bekam irgendwie alles, zu meiner Kinderzeit sogar noch Lebensmittel und Mofas.

Je mehr große Spezialgeschäfte mit mehr Auswahl und teilweise auch günstigeren Preisen sich im Umkreis ansiedelten, um so mehr Kunden wanderten ab. Ein großer Globus-Supermarkt kam, die Lebensmittelabteilung bei Karstadt machte dicht. Der örtliche Fahrradhändler expandierte zum größten im Ruhrgebiet, Karstadt gab die Fahrradabteilung auf. Saturn kam, Karstadt reduzierte die Computer-, Unterhaltungselektronik- und CD-Abteilung auf ein Minimum. Und irgendwann hatte man sich dann so weit auf die Nebenkriegsschauplätze des innerstädtischen Warenhandels zurückgezogen, daß es sich kaum noch lohnte, das Kaufhaus zu betreten.

Seit die Filiale Herte heißt, war ich genau einmal drin. Es wirkte alles etwas rausgeputzter und aufgeräumter als zuletzt bei Karstadt, aber letztendlich war das Warenangebot aus meiner Sicht immer noch genau so uninteressant. Ich habe schon damit gerechnet, daß das nicht mehr lange funktionieren wird.

Schade ist es natürlich schon, allein wegen der wohl nicht mehr zu füllenden räumlichen Lücken, die die Kaufhäuser nun in vielen Städten hinterlassen werden.

[Bild: b6CIKtA3jhQ1AQEi.jpg]
Erst etwas mehr als zwei Jahre her, und schon wieder Geschichte: Hertie in Buer am Tag der Neueröffnung.
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#7
Fundstück in meiner CD-Sammlung: Eine Zusammenstellung eines berühmt-berüchtigten Duos mit Karstadt-Kaufquittung von 1994:

[Bild: AbBBIy2mHf4rCpt5.jpg]

Anders als bei der Band und der Karstadt-Kette ist bei der legendären Filiale in der Essener City, in der die CD gekauft wurde, ein Comeback leider ausgeschlossen.

[Bild: UBU2uKdPkyNfkHFc.jpg]
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#8
15 Mark ist aber günstig für eine CD.
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#9
Schade drum, scheint ein interessantes Stück Städtebau gewesen zu sein. Aus welchem Jahr stammte der Bau? Und was kommt dort jetzt hin? Ein gesichtsloser Glaspalast? 40 Jahre Parkplatz?

Viele Grüße,
Martin
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#10
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Hier in Solingen hat Karstadt schon vor einem Jahr zugemacht. Die Immobilie -ein 14- stöckiges Hochhaus mit Parktiefgarage und einem unterirdischen Einkaufszentrum wurde von einem Investor gekauft. Der plant den Abriß und will eine Art Shopping Mall bauen.

Neben Karstadt waren dort noch zahlreiche Einzelhändler und ein Hotel untergebracht. Trotz zum Teil noch viele Jahre laufenden Verträgen wurde denen gekündigt, die Händler mitsamt ihrer Angestellten standen auf der Straße. In der Tiefgarage war ein Tankstelle mit Kfz.- Werkstatt, deren Pächter im Vertrauen auf seinen noch lange laufenden Vertrag seine Waschstraße modernisiert hatte. Die kann man nicht so einfach abschrauben und andernorts wieder aufbauen- der Mann ist ruiniert.

Pikanterweise gibt es in Solingen schon drei solcher großen Anlagen, in denen zahlreiche Einzelhändler bzw. Ketten Läden haben, oder besser hatten. Zwei dieser Galerien stehen fast völlig leer, besonders seit sich Aldi aus diesen Einkaufszentren zurückgezogen hat. Das neueste und größte Einkaufszentrum klagt ebenfalls über Leerstände. Irgendwie scheint der Einkaufsbummel in der Innenstadt aus der Mode zu kommen, ob mit oder ohne Karstadt, Hertie und Kaufhof. Zumindest in Solingen.
Frank


Wer aus dem Rahmen fällt, muß vorher nicht unbedingt im Bilde gewesen sein.
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#11
Eine Stadt weiter, in Remscheid, aber auch.
Zugegebenermaßen hat die Innenstadt von Remscheid durch die kriegswichtigen Industrien und deren Bombardierung im zweiten Weltkrieg sehr gelitten.
Freiwillig geht man da in den 50er-Jahre Nachkriegsplattenbauten nicht flanieren.
Aber es sind auch, wie in Solingen, gravierende Fehler gemacht worden.
Irgendwie scheint man nicht wahrhaben zu wollen, daß die großen Zeiten dieser Städte als Klingen- und Werkzeuglieferanten lange vorbei sind.
Die Werke der großen Hersteller, die eigentlich jeder von uns kennt, haben seit Jahrzehnten keine Renovierung (und vermutlich auch keine Investition) mehr gesehen. Einige sehen aus wie Industriemuseen.
Kein Gegner für Chinesen.
Gerade letzte Woche ging die Firma "Flott" ("DIE" Marke unter den großen Bohrmaschinen) in die Insolvenz.

Neue Investoren aber werden durch politische Winkelzüge abgeschreckt, wenn es denPlatzhirschen nicht in den Kram passt.
Riesige Industrieflächen mit nicht genutzten Gebäuden werden von diesen Leuten blockiert, andererseits wird fast der dreifache Grundstückspreis verlangt, den ich hier im Aachener Raum für Gewerbegrund bezahlen muß.
Das hat erfolgreich die Verlagerung meiner Firma von der holländischen Grenze nach Remscheid verhindert.

Hier, wie wohl in der Restrepublik auch, muß erst alles gründlich den Bach heruntergehen, bis die politischen Nachfolger auf den Ruinen etwas Neues aufbauen können.
So lange die politischen Entscheidungsträger in diesem System rund und gesund und vor allem ohne Entscheidungshaftung leben können, wird sich nichts ändern.

Die Erkenntnis hat sich ja mittlerweile bis ganz unten durchgesprochen.
Nicht umsonst bleiben die Leute den Wahlen fern.
Bert
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#12
Die Ladenstraßen und Passagen werden sowieso immer langweiliger. Außer Modeboutiquen, Schuhläden und Handy-Shops gibt es doch nichts mehr interessantes für den technisch aktiven 'Herren'. Hifi gibt es nur noch in Märkten. Elektr. Bastelzeug nur noch im Versandhandel (Conrads Apotheke liegt hier genau auf der anderen Seite von Hamburg). Nachdem die Spielzeugläden nur noch China-Plastik über den Ladentisch schieben, ist man auf spezialisierte Modellbauläden angewiesen. Die werden von Menschen im Rentenalter betrieben, ist nur noch eine Frage der Zeit, bis die verschwunden sind. Früher ga es beim monatlichen Einkauf in Hamburg viele Stellen, die ich zwischendurch ansteuerte, um zumindest mal nach Neuigkeiten zu sehen, zB. Baderle, Balü, Rasch, Kinderparadies (hatten Modellbahn), Brinkmann, Wegert, Sonneberg, Pickenpack, Scheel und Wiesenhavern. Im Laufe der Zeit sind da einge Märker von mir geblieben. Außer Wiesenhavern sind alle weg. Da braucht man sich nicht wundern, wenn die Kunden ausbleiben. Und das begann schon vor dem Internetzeitalter. Irgendwann sind die Innenstädte leer und die Konsumpaläste in den Vororten, wegen der niedrigen Mieten. Von allein wird sich das nicht wieder zurückdrehen lassen. Die Frage ist ja auch, will das die Mehrheit immer noch so, wie es bis in die 80er Jahre noch gut funktionierte? Oder werden größere Anschaffungen im Versandhandel gekauft und der Rest im Supermarkt um die Ecke? Das fängt ja schon mit den gesperrten Innenstädten an. Wer größere Dinge kauft, will sie nicht mit der U-Bahn transportieren, sondern im Auto, das er in der Nähe des Ladens parken will. Da arbeiten die Behörden ja genau dem entgegen und sorgen noch dafür, dass die Kunden ausbleiben und die Läden schließen. Wenn Hamburg demnächst eine Umweltzone einrichtet, muss mein Auto draußen bleiben. Da werde ich sicherlich seltener nach Hamburg fahren.
Ich kann mir gut vorstellen, dass die Pleite von Hertie und Karstadt erst der Anfang sein wird. Da kommt noch einiges auf uns zu.
Gruß,
Michael/SH

Eigentlich bin ich ganz anders, nur komme ich so selten dazu (Ö v. Horvath)
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#13
Zitat:Huubat postete
...Die Werke der großen Hersteller, die eigentlich jeder von uns kennt, haben seit Jahrzehnten keine Renovierung (und vermutlich auch keine Investition) mehr gesehen. Einige sehen aus wie Industriemuseen.
Kein Gegner für Chinesen...
Investiert wurde schon, aber oft auch in Fertigungsstätten in Billiglohnländern wie China oder Indien.

Schon lange ist nicht alles, wo das Zwillingzeichen (oder eine andere bekannte Solinger Marke) drauf ist, komplett "Made in Solingen" Da werden viel Roh- oder Halbfertigprodukte importiert. Ein Nachbar ist Werkzeugmachermeister bei einer Stahlwarenfirma und gibt widerwillig zu, dass in Indien auch gute Qualität hergestellt wird.


Was das parken in der City angeht, habe ich keine Probleme: meist gehe ich zu Fuß, da Solingen nicht ganz so weitläufig wie Hamburg ist. Wenn ich einen faulen Tag habe, fahre ich mit dem Roller, für den findet sich immer ein knöllchensicheres Plätzchen. Großgeräte kauft man eher selten und kann man liefern lassen, aber mit -zig Tüten und Taschen mit dem dann meist gut ausgelasteten ÖPNV heimzufahren ist sicher nicht lustig. Ich denke auch, das die sog. Verkehrsberuhugung oft auch eine Verkaufsberuhigung ist.

Es machen ja nicht nur reihenweise Kaufhäuser zu, sondern auch mehr und mehr Fachgeschäfte. Mir als wenig geschmackssicheren Menschen fehlt seit ein paar Jahren der Herrenausstatter. Da bekam man Beratung von einem Fachverkäufer! Ein wenig mehr als bei Cheap & Agly (C&A) mußte man schon berappen, aber das war mir der Spaß wert.

Rundfunkfachgeschäfte sind ebenfalls fast völlig von Stern- und Blödmärkten verdrängt. Die sind zwar billig, aber meist von nicht durch unnötige Sachkunde belasteten VerkäuferInnen bevölkert. Die Plattenabteilung des hiesigen Sternmarkts (andere Läden gibt es nicht mehr) meide ich seit Jahren, da dort dem Geschmack des jugendlichen Personals entsprechende Dampfhammermusik mit entsprechender Lautstärke läuft. Da suche ich mir die paar Platten lieber bei Amazon aus, zumal man da bei vielen Scheiben Hörproben bekommt. Ab € 20.-versandkostenfrei, Lieferung meist am nächsten Tag.

Aber was mich an Einkäufen in der Innenstadt am meisten stört, sind die vielen Menschen dort.
Frank


Wer aus dem Rahmen fällt, muß vorher nicht unbedingt im Bilde gewesen sein.
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#14
Wenn über mehr als 30 Jahre mit Unternehmerlogik Volkswirtschaft(spolitik) betrieben wird, darf man sich über die Folgen nicht wundern. Wenn dann auch noch die wissenschaftliche Volkswirtschaftslehre (an den Universitäten) durch die noch länger währende Unterdrückung eines wissenschaftlichen Diskurses zum Thema (Friedrich August von Hayek und Milton Friedman sind keine Monstanzen der Volkswirtschaftslehre) andere oder notfalls relativierende Sichten nicht oder fast nicht entwickelt werden können, ist Feuer auf dem Dach.

Kurz: Volkswirtschaft ist nicht gleich Betriebswirtschaft. Das sind zwei Paar völlig unterschiedliche Stiefel. Man sollte sich mit der Geldtheorie befassen, um nicht nur das wirtschaftswissenschaftlich besipielhaft dumme Gesalbadere unseres Dirigentensohnes Vuzg (und seiner famosen Vorgänger), sondern auch das einschlägiger Interessensverbände in diesem Lande ermessen können.

Der Produktivität einer Volkswirtschaft muss ein angemessener Binnenkonsum gegenüberstehen. Tut er das nicht, kommt es zu schweren volkswirtschaftlichen Verwerfungen, die wir in Deutschland (gigantische Vermögen im Ausland) und den USA (gigantische Verschuldung im Ausland) jeweils exemplarisch studieren können. Überdies werden die Währungsparitäten belastet (verunsichert), so dass auch auf diesem Sektor eine gigantische, kleinere Volkswirtschaften problemlos in den potenziellen Ruin treiben könnende Spekulation möglich wird: Allein durch die kurzfristige Finanzspekulation einzelner Individuen!

Dem ist nur beizukommen, wenn von der aktuellen Politik der Hofierung des Außenhandels, ja seiner fetischgleichen Betrachtung in Gestalt gigantischer Exportüberschüsse (Deutschland, Japan, China; China macht allerdings derzeit genau das, was D in den 1950ern nach WW II zur Sanierung versuchte; Schweiz, Ölländer) auf der einen und gigantischer Außenhandelsdefizite auf der anderen Seite (USA, aber nicht nur sie) abgegangen wird. Beide Partner müssen sich an diesem fragwürdigen Spiel aber in einem eigentümlichen Agreement beteiligen, sonst kommt der Deal der Verderbtheit ja nicht zustande.
Deutschland ist insofern zentraler Miturheber der weltweiten Probleme und wird -wenn es so weiter macht- auch noch die EU sprengen. Gelernt ist bislang offenbar nichts:

"Aaaawaaa:
Wiiaa sinn' Expoatweldmaistaa und das woll'n wa auch bleim..." (Zitat: Perle aus der Uckermark). Solange dieser Wunsch besteht und umgesetzt wird, liegt immer noch der Keim der Verderbnis im System. Nun, die Dame hat weder von Physik, noch von physikalischer Chemie eine Ahnung (Dissertation im Fach...); bei den Wirtschaftswissenschaften ist noch weniger da, obgleich sie ja ein Rigorosum in Marxismus-Leninismus überstehen musste:
Marxens Theorie sollte jedoch nicht simplifizierend als Politideologie, die er nicht liefert, verunglimpft, sondern als hoch interessante wirtschaftswissenschaftliche Theorie der Kapitalismus betrachtet werden. Dass man da zu sehr kritischen Anfragen kommen muss, versteht sich von selbst. Mit Politik und Staatsverfassungen hat das -im Sinne des bärtigen Trierers- nichts zu tun. Beruhigend ist angesichts des dummen Satzes unserer Perle lediglich, dass unsere Absatzmärkte nicht nur von uns keinen weiteren Kredit mehr haben wollen, sondern erst recht nicht mehr zahlungsfähig sind: Unsere Aufträge brechen so ein, dass heute sogar das erzkonservative Blatt "Die Welt" -ehedem einer der wütendsten Kämpfer gegen meine obige Kürzestanalyse den Binnenmarkt wieder entdeckt hat:
http://www.welt.de/wirtschaft/article389...miert.html

Man übersehe aber auch nicht die Sündenstrecke der Wirtschaftsredaktion der Süddeutschen Zeitung unter der Leitung ihres Chefredakteurs Nikolaus Piper als keinem Wissenschaftler und Analytiker, wohl aber Lobbyisten und Ideologen (zeitweise federführendes Mitglied der Societé Mont Pelerin).
Deshalb sollte man auch folgendes klar machen, was ich gerade als Bürger dieser von mir mitmenschlich gesehenen Welt sage -familiär bedingt, denn um diese Gnade brauchte ich mich nicht zu kümmern, sie fiel mir zu-: Was sind Außenhandelsüberschüsse anderes als der Verzicht auf eine angemessene Gegenleistung?
Und dann das obige, fachlich unsägliche Geschrämel einer "Sekretärin für Agitation und Propaganda" (Ja, ich weiß, da wurden nur Kinokarten verkauft!).

In Deutschland lief unsere "Unternehmerlogik" darauf hinaus, dass die Massenkaufkraft auf dem Binnenmarkt und der Geldkreislauf innerhalb der Volkswirtschaft seit Jahrzehnten(!) schwer geschädigt wurden, und -ähnlich wie in Japan- seit mehr als zwei Jahrzehnten straffe Deflation herrscht. Dass man sie in den Arbeitsmarkt abdrängte (vergrößerte ja "nur" die Arbeitslosenzahl, also die "Überbevölkerung" dieser Welt...), ändert nichts an der Tatsache, dass der Knall kommen muss(te).
Derzeit tut sich zwar schon allerhand, doch tun wir gut daran, die bewussten Wahlen an den Terminalien des kommenden Septembers abzuwarten. Danach sollte es richtig scheppern, weshalb man das Gewinnen jener Wahl und damit das Lösen der aufgetischten Probleme vielleicht auch am besten jenen Granden überlässt, die dieses Schlamassel angerichtet haben. Sie quatschen sich ja noch heute um Kopf und Kragen.


Ansonsten jährt sich in diesen Sekunden der Beginn des Zeitalters des Hf-Magnetofons zum 68. Mal und das zu den belastenden (und belasteten) Tönen von Les Préludes von Franz Liszt.
Leider haben seit jeher nicht die Analysen, sondern die Ideologien und Propagandismen allerorten Hochkonjunktur. Geistig-moralische Wenden eben.

Hans-Joachim
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#15
Zitat:PhonoMax postete
...Der Produktivität einer Volkswirtschaft muss ein angemessener Binnenkonsum gegenüberstehen. Tut er das nicht, kommt es zu schweren volkswirtschaftlichen Verwerfungen.......
Mein Reden.
Seht an Euch mal herunter, während Ihr gerade vorm Rechner sitzt.
Was von der Kleidung, den Gegenständen vor oder hinter Euch, kommt noch aus Deutschland? Der Rechner? Die Kaffetasse? Die Latschen? Nichts davon.
Diese Land ist nicht mehr in der Lage, die Dinge des alltäglichen Gebrauchs zu vertretbaren Kosten innerhalb der eigenen Grenzen zu produzieren.

Und ein Land von der Größe Deutschlands kann nicht allein vom Export technischer Innovationen leben. Vor allem, wenn die dazugehörigen Wirtschaftszweige, die solche Güter einsetzen, in unserem eigenen Land schon seit Jahren ausgestorben sind.
So schmilzt dann auch irgendwann der Entwicklungsvorsprung.
Ich merke das gerade ganz deutlich bei der Textilmaschinenindustrie, die noch vor wenigen Jahren mit Abstand mein größter Auftraggeber war und heute bundesweit kurz vor der Insolvenz steht.

Hier wurden jahrzehntelang Sachen importiert und Arbeitsplätze exportiert, um von dem, in der Nachkriegszeit schwer erarbeiteten, Lohngefälle zu profitieren.
Das Geld, das heute die 20+ Generation ausgibt, ist von deren Großeltern erwirtschaftet worden.
Jetzt sind die Asiaten an der Stelle, wo wir nach dem Kriege waren und nutzen die gleichen Mechanismen. Nur diesmal gegen uns.

Sozialleistungen, die in keinem Verhältnis mehr zum Bruttosozialprodukt stehen und der irrige Glaube, diese mit dem Füllhorn auch über jene ausschütten zu müssen, die für dieses Land keinen Handschlag getan haben und selbiges auch in Zukunft nicht vorhaben, haben den ehrlichen Einzahler um seine Sicherheit und die Früchte seiner Arbeit gebracht.

Dazu eine noch immer zu spürende Arroganz und Fehleinschätzung unserer Wirtschaft und Politik gegenüber anderen Volkswirtschaften, die wir viel zu lange nur als Hungerleider wahrgenommen haben.

Da passt ironischerweise das chinesische Sprichwort, das da sagt:
"Wer glaubt, etwas zu sein, hat aufgehört, etwas zu werden."

Und da spielt das rasante Wachstum der Weltbevölkerung und der Klimawandel noch nicht mal mit rein.
Ich persönlich bin der Meinung, daß das alles in absehbarer Zeit in einem großen Knall enden wird. Und mit "großem Knall" meine ich keine Wirtschaftskrise.
Bert
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#16
Lieber Huubaat,

ich muss deinen Schlüssen leider praktisch auf der gesamten Linie widersprechen. Du bist gemäß deiner Aussagen ein Opfer der Meinungsmache in diesem Land:

Die Sozialleistungen stehen in definitiv in keinen Verhältnis zur Produktivität dieser Volkswirtschaft, die weltweit schuldenfrei ist, ja über gigantische Vermögen außerhalb ihrer Volkswirtschaft verfügt. Mit allen Problemen. Die Sozialkosten wurden unverantwortlich, mit der Aggressivität sauerländischer Kleinbürger (GS), knarrender Schwätzer aus Bochum (WC, die nur Scherbenhaufen hinterließen) und mit im selben Sinne dramatischen Folgen für die Betroffenen und die Volkswirtschaft allgemein zurückgefahren.

Kapital kann man nicht, nie und nimmer mitnehmen, geschweige denn 'ansparen'. Wir leben heute auf unsere Kosten und nicht auf diejenigen unserer Kinder; vielmehr müsste uns unsere Sorge um deren Wohl dazu zwingen, Kapital zu investieren, um die mittlerweile hoch geschädigte Infrastruktur dieses Landes in einen Zustand zu bringen, auf deren Basis unsere Kinder dann ihre Produktivität entfalten können. "Sparen" wir dabei, stehen die Kinder im Regen. Wer's nicht glauben mag, ist eher Opfer aktueller Lobby-Polit-Propaganda als Kenner wirtschaftswissenschaftlich erschlossener Zusammenhänge: Man lese zum Mackenroth-Theorem nach. Das gilt auch für die derzeit wieder einmal aktuelle -zwangsläufige- Schieflage des Pensionssicherungsvereines bei Karstadt-Quelle-Arcandor, dessen "Rücklagen" natürlich vom Middelhoff-Clan verfrühstückt wurden, also "gegen Pensionzusage" ----, äh, fehlen. Es gibt nur eine sichere Rente und das ist die des Umlageverfahrens. Alles andere ist unsicher bis katastrophal (für Volkswirtschaft und den späteren Nutznießer gleichermaßen).


Die nationsinterne "Verschuldung des Staates", die mit einem fachlich albernen, besser unverantwortlichen Gesetz dieser Tage zukünftgien Generationen (!!) untersagt werden soll, dient ausschließlich dazu, den Geldkreislauf am Laufen zu halten, der jetzt mit diesem volkswirtschaftlich nicht durchdachten, besser wohl: nicht kapierten Gesetz zusätzlich behindert würde, würden sich denn die nächsten Generationen daran halten. Die kippen diesen Quatsch ebenso, wie die "Maastricht-Kriterien" unseres volkswirtschaftlichen Amateurs Theo Waigel keinen Bestand haben werden. (Steinbrück hat zwar ein volkswirtschaftliches Diplom, übrigens keine Promotion, gottlob, aber trotzdem keine Ahnung von seinem Fach. Andeers sind seine regelmäßigen Verlautbarungen schlicht unerklärlich.)
Jene nationeninterne Verschuldung ist ein unverzichtbares und unproblematisches Hilfsmittel (jedem gezahlten Zins-Cent steht innerhalb der Volkswirtschaft ein Nutznießer des Zinses gegenüber), um die Geldversorgung einer Volkswirtschaft -das Wasser auf ihr Schifflein schwimmt!- sicher zu stellen. Untersagt man sie, wird der Geldkreislauf der Volkswirtschaft (vier Aktuere: Konsumenten-Produzenten-Banken-Staat) unterbrochen und die Volkswirtschaft leidet (Geld-)Mangel. Derzeit sparen aus einsehbaren Gründen vor allem drei Akteure und haben den eklatanten Geldmangel in der Volkswirtschaft verschuldet.

Ansonsten schockiert jeden Bayern eine Reise ins Ruhrgebiet ganz praktisch, weil er sieht, wie die volkswirtschaftlichen Ideologen-Größen die Infrastruktur ebendort an die Wand gefahren haben, obgleich es in B und BW inzwischen auch schon 'sauber' aussieht.

Hinschauen und sich nicht zum Werkzeug von Bild und Kirchhof, Raffelhüschen und Middelhoff, Asmussen(!) und Köhler, Eick und Miegel, Sinn und Zweck, Zimmermann udn Straubhaar, Schaeffler und GM, Opel, Conti, Porsche, TIemeyer, Lambsdorff (sein Papier von 1982 aus der Feder Tietmeyers steht noch immer auf der FDP-Seite!!!) und einer wild gewordenen Außenhandelsindustrie machen lassen.

Stattdessen Joachim Jahnke, Stefan Schulmeister, Heiner Flassbeck, Peter Bofinger, Albrecht Müllers Nachdenkseiten und einen interessanten Selfmade-Geldtheoretiker allerhöchster Potenz aus dem Augsburger Hinterland, E. W. Kreutzer studieren (er kennt noch so etwas wie sokrataeische Redlichkeit und damit wissenschaftliche Wut). Die Herrschaften sind sich zwar sämtlich nicht so recht grün, legen aber schonungslos und mit oftmals bewundernswerter Zivilcourage und vor allem Sachkenntnis in ihren Segmenten die Probleme der gegenwärtig völlig verfahrenen Wirtschaftsordnung bloß. Übrigens werden dabei im Gegensatz zu den Behauptungen des politischen, lobbyistischen und pressemodischen Mainstreams seit Jahren (!!!) jede Menge von sehr genauen und auch nachvollziehbaren Lösungsansätzen diskutiert. Sie aber generieren zwangsläufig Verlierer in der dezeitigen Gewinnerklasse (das was neudeutsch "Eliten" westerwelligen Zuschnitts sind), die deshalb alles daransetzen wird, so lange wie noch irgend möglich den Finger am Abzug zu behalten.

Die deutsche Presse -Namen wurden genannt- gerade "BILD" und ihr Wochen-Pendant für den Pseudointellektuellen "Der Spiegel"- haben ihrerseits zur noch immer modischen Zerstörung dieses Gemeinwesens massivst beigetragen und so nicht nur die fachliche Solidität der deutschen Presselandschaft nicht nur in Zweifel gezogen, sondern schlicht ruiniert. Nachem ich fast 40 Jahre Abonnent der Süddeutschen Zeitung war, habe ich selbige vor nun vier Jahren mit einer detaillierten, schriftlichen Begründung abbestellt, als nicht mehr zu übersehen war, dass man sich auch in der Sendlinger Straße in jenen Mainstream einreihte, der durch pure Akklamation wirtschaftspolitischer Moden (=Dummheiten) mittlerweile mitschuldig geworden ist. Zur Frage der Mitschuld diskutierte ich in den Jahren vor meinem Abitur (1971) mit meinem Vater (*1901), zu dem ich zeitlebens ein sehr gutes Verhältnis hatte; ich weiß aber noch sehr wohl, was ich damals gefragt und gesagt habe und zur Leitschnur meiner Zivilcourage wurde.

Es ist hoch an der Zeit, dass "Buße getan" wird. So übersetzt Martin Luther in grandioser Beherrschung des Deutschen das neutestamentlich-griechische <metanoëin>, das wörtlich 'umdenken' und dabei 'das untere nach oben wenden' meint.

Dabei haben wir nicht über unsere Verhältnisse gelebt, wie uns ein für einen Gutteil aktueller Probleme VERANTWORTLICHER Bunzpräsident und "gelernter Sparkassenfilialleiter" (G. Schramm) meinte, uns ins Stammbuch schreiben zu müssen, sondern wir haben unverantwortlich unter unseren Verhältnissen gelebt. WIR haben uns DESHALB eine erhebliche Verantwortung an den derzeitigen weltweiten Verwerfungen ursächlich zuzuschreiben. Das, was die 'Perle aus der Uckermark' tat, nämlich mit nacktem Finger auf die Amerikaner zu weisen, ist schlicht pervers oder dumm. Hätten wir das Spiel nicht als Kreditgeber (Leistungsbilanzüberschuss: "Wia woll'n Expoatweltmeister....") mit angeschoben, es gäbe diesen Zirkus nicht. Es lag an uns. Auch ...

Hans-Joachim
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#17
Eine schöne Theorie.
Deckt sich nur leider nicht mit meiner Praxis. Wink
Bert
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#18
Hallo Hans-Joachim, das klingt ja so, als wenn Lothar Dombrowski von Dir abgeschrieben hat, oder hast Du bei ihm...?

Egal, klar ist, wenn der Staat sich aus der Wirtschaft ausklingt (Verschuldung zurückschraubt), geht es der Wirtschaft schlechter, also geht es auch dem Staat schlecht, weil weniger Steuereinnahmen, also uns. Die Frage ist nur, wo ist das richtige Gleichgewicht, zwischen der Staatsverschuldung, der den Haushalt belastende Schuldzins und der Kreditaufnahme, um die Wirtschaft in Schwung zu halten. Als in den 70er Jahren das Bruttosozialprodukt nicht mehr Anwuchs (Stichwort Nullwachstum), begann die damalige sozialliberale Koalition mit der Kreditaufnahme, welche von der Opposition (CDU/CSU) damals quasi als Verbrechen an den Staat bezeichnet wurde. Bis heute ist die Verschuldung eigentlich immer weiter angestiegen. Egal, wer regierte. Nun kannst Du mir nicht erzählen, dass das so weiter gehen kann. Irgendwann muss entweder die Verschuldung durch ein Gesetz gestundet werden, oder vom Staat durch einen Überschuss getilgt werden.
Gruß,
Michael/SH

Eigentlich bin ich ganz anders, nur komme ich so selten dazu (Ö v. Horvath)
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#19
Zitat:PhonoMax postete
Was sind Außenhandelsüberschüsse anderes als der Verzicht auf eine angemessene Gegenleistung?
Hans-Joachim, hier komme ich nicht recht hinterher.
Ein Aussenhandelsüberschuss ist doch, wenn man mehr ausführt als man einführen muss.
Wo liegt da jetzt das Problem? Wenn ich das richtig verstehe ist es doch so, das wir hier eben nicht alle Güter im Land haben die wir benötigen. Also müssen wir die einführen.
Das kostet Geld. Andererseits exportieren wir etwas das andere nicht haben und das bringt Geld. Warum ist es nun schlecht wenn wir mehr Einnahmen durch die Exporte haben als wir Ausgaben durch Importe haben? An sich ist es doch sogar verwunderlich das wir in der letzten Zeit einen Exportüberschuss hatten, wo doch so viel aus dem Ausland eingeführt wird.
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#20
Zitat:Kirunavaara postete
Schade drum, scheint ein interessantes Stück Städtebau gewesen zu sein.
Ja, in der Tat. Es war eines der Gebäude, die der Essener Innenstadt ein Gesicht gegeben haben.

Es hieß zwar, daß es zuletzt erhebliche bauliche Mängel durch Bergschäden hatte, aber ich bin mir sicher, daß es zu erhalten gewesen wäre, wenn man gewollt hätte.

Zitat:Aus welchem Jahr stammte der Bau?
Baubeginn war 1910, Eröffnung 1912.

Zitat:Und was kommt dort jetzt hin? Ein gesichtsloser Glaspalast? 40 Jahre Parkplatz?
Kurz beantwortet: Ein Einkaufszentrum.

Umfassend beantwortet: Zusammen mit dem Karstadt-Haus wurde der gesamte ursprüngliche Limbecker Platz abgerissen. Dort standen zwei weitere Kaufhäuser (Karstadt Sport, meines Wissens erst in den 1990er Jahren erbaut, und ein riesiger Sinn-Leffers, etwa zur gleichen Zeit durch einen aufwändigen Komplettumbau aus einem ehemaligen Quelle-Haus entstanden), diverse Pavillions und mindestens ein weiteres größeres Geschäftsgebäude.

An der Stelle der zuerst abgebrochenen anderen Gebäude und des eigentlichen Limbecker Platzes hat bereits im letztem Jahr der erste Teil des Einkaufszentrums eröffnet (ist auch auf meinem zweiten Bild im Hintergrund zu sehen). Der Karstadt war bis dahin noch geöffnet, ist allerdings dann in den Neubau gezogen. Wenige Tage später begann dann schon der Abbruch, und auf dem Gelände soll in diesem Herbst nun die Erweiterung des Einkaufszentrums vollendet sein.

Mir gefällt dieses neue Einkaufszentrum bisher kein bißchen. Keine Atmosphäre. Praktisch keine Geschäfte, die mich interessieren (vielleicht kommt das ja mit dem zweiten Teil, aber ich glaube nicht dran). Es liegt für meine Begriffe völlig unpassend wie ein hässlicher, großer Sperrklotz am Ende der Einkaufszone. Und wozu braucht man sowas in überhaupt einer Innenstadt wie der von Essen, die ohnehin sehr gut mit Geschäften bestückt ist und zudem noch ein weiteres Einkaufszentrum hat?

Ich befürchte, es wird nicht lange dauern, bis da das Etikett "Bausünde" dran pappt und die Forderung laut wird, das Gelände als richtigen Platz wiederzubeleben.

(Im Wikipedia-Artikel gibt's mehr Informationen zur Geschichte des Limbecker Platzes und des Karstadt-Hauses sowie Bilder des neuen Einkaufszentrums. Hier gibt's alte und neue Bilder vom Limbecker Platz.)
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#21
Zitat:Matze postete
15 Mark ist aber günstig für eine CD.
Na ja, taktisch günstig zwischen dem ersten und dem zweiten Leben der Gruppe gekauft, als sich gerade keiner für sie interessierte.

<ot>Dazu muss man auch sagen, daß ich die Zusammenstellung nicht wirklich gelungen finde. Es wechseln sich immer die ersten acht Singles und irgendwelche eher unbekannten Stücke von den Alben ab, was ja im Prinzip keine schlechte Idee ist. Allerdings fehlt aus unverständlichen Gründen mit "In 100 Years" die neunte und letzte Single vor der ersten Trennung. Und bei den Nicht-Singles hätte ich mir auf jeden Fall noch "Lucky Guy" gewünscht (das Lied ist schon deswegen wichtig, weil beide späteren Bandmitglieder es schon vor Modern Talking solo veröffentlicht haben).</ot>
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#22
Zitat:timo postete
Na ja, taktisch günstig zwischen dem ersten und dem zweiten Leben der Gruppe gekauft, als sich gerade keiner für sie interessierte.
Interessierten sich denn nach dem Comeback viele dafür?
Ich habe das nicht mehr so in Erinnerung. Wann war denn das überhaupt?
Wahrscheinlich war ich da schon anderweitig interessiert.
Übrigens gehen da wo ich jetzt wohne die WDRs viel besser.
WDR1 spielt sogar Musik und nur wenig Hiphop und so'n Zeug.
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#23
Zitat:Matze postete
Interessierten sich denn nach dem Comeback viele dafür?
Ja. Rund die Hälfte ihrer insgesamt 120 Millionen verkauften Tonträger (Stand 2003) haben sie in den fünf Comeback-Jahren abgesetzt.

Zitat:Ich habe das nicht mehr so in Erinnerung. Wann war denn das überhaupt?
MT-I: 1984 bis 1987
MT-II: 1998 bis 2003

Zitat:WDR1 spielt sogar Musik und nur wenig Hiphop und so'n Zeug.
WDR1? Meinst Du 1Live?
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#24
Zitat:timo postete
WDR1? Meinst Du 1Live?
Ja. Früher hatte ich ja eine 5 Element für UKW Richtung Hannover installiert um auf Radio Flora die Musiksendungen zu hören. Das war genau entgegengesetzt zu den WDRs. Hier habe ich nur Fenster in Richtung Westen und kann keine Antenne mehr aufstellen. Der Empfang aus Richtung Osten ist sehr schlecht. Allerdings ist Radio Flora ja auch weg, und das was statt dessen auf die Frequenz kommt lässt nur bedingt gutes ahnen, was hier ja auch geschrieben wurde. RTL89,0 (Sender von Stimme der DDR) ist auch nicht mehr zu hören, aber das ist egal.
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#25
Moin, moin,

übrigens hörte ich gestern, "Hertie Nord" stünde vor der Gründung. Hansekontor in Flensburg will Hertie-Häuser in Schleswig-Holstein, Niedersachsen und Hamburg erhalten.
http://www.wellenord.de/nachrichten/hertie146.html

Das Konzept geistert schon seit Februar durch die Medien. Als Partner ist wohl eine skandinavische Firma im Gespräch.

Außerdem bewirbt sich Kaufland um Hertie-Häuser in Hamburg und SH.

Tschüß, Matthias
Stapelbüttel von einem ganzen Haufen Quatsch
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#26
(10.06.2009, 20:54)timo schrieb: Mir gefällt dieses neue Einkaufszentrum bisher kein bißchen. Keine Atmosphäre. Praktisch keine Geschäfte, die mich interessieren (vielleicht kommt das ja mit dem zweiten Teil, aber ich glaube nicht dran). Es liegt für meine Begriffe völlig unpassend wie ein hässlicher, großer Sperrklotz am Ende der Einkaufszone. Und wozu braucht man sowas in überhaupt einer Innenstadt wie der von Essen, die ohnehin sehr gut mit Geschäften bestückt ist und zudem noch ein weiteres Einkaufszentrum hat?

Die Karstadt-Filiale im neuen Einkaufszentrum schließt nun auch:

https://www.waz.de/staedte/essen/aus-fue...83871.html

Mal gespannt, ob man den Leerstand kompensieren kann. Sad
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#27
was mir an der ganzen Debatte zunehmend hochklommt, ist, dass offenbar niemand die wahren Gründe für das Kaufhaussterben sieht / sehen will.

Kaufhäuser haben sich zu besten Zeiten dadurch ausgezeichnet, dass es wirklich alles gab. Natürlich gab es Abteilungen mit hohen Gewinnspannen und welche mit geringeren Gewinnspannen, aber auch die Dinge, die weniger Gewinn erwirtschaftet haben, haben zum Gesamterfolg beigetragen, weil sie die Kunden ins Kaufhaus gezogen haben.

Dann kamen in den 1980iger Jahren zwei Management-Philosophien auf, die das Ende eingeläutet haben - "Profit Center" hieß das eine, und bedeutete, dass jede Abteilung für den eigenen Profit verantwortlich wurde. Die Konsequenz aus der Profit Center Philosophie bedeutete, dass weniger profitable Abteilungen zugemacht wurden. In den kleinen Karstadt Häusern wurden z.B. die Lebensmittelabteilungen geschlossen, was dazu führte, dass ehemals volle Kaufhäuser keine Kunden mehr hatten, weil in Kleinstädten niemand shoppen geht, sondern das Kaufhausgeschäft ein Mitnahmegeschäft ist, wenn Leute ihren täglichen Bedarf decken. In großen Kaufhäusern wurden Fachabteilungen wie Spielwaren und Medien ausgedünnt, und anschließend wunderte an sich, dass auch der Umsatz bei der Herrenkonfektion zurückging.

Die zweite Erfindung der Manager kam in den neunziger Jahren auf, und wurde schon als Reaktion auf die durch "Profit Center" ausgelöste erste Kaufhauskrise verkauft - "Sell and lease back" hieß die geniale Idee, die auf deutsch nichts anderes bedeutete, als dass die Kaufhauskonzerne ihr Tafelsilber - die Innenstadt Immobilien - an Immobilienspekulanten verkauften und anschließend zurückmieteten. Dieser Deal spülte zunächst mal Milliarden in die Taschen der Besitzer und ihrem Gefolge, führte aber in Folge dazu, dass die schon zum Teil zugrundegewirtschafteten Kaufhäuser noch die irren Mieten erwirtschaften mussten. Diese Kostenexplosion sorgte noch einmal dafür, dass die Vielfalt ausgedünnt werden musste, die ein Kaufhaus eigentlich ausmacht - und heute führt der Mietwucher in den Citylagen dazu, dass die Städte sterben - denn das Mietgeschäft steckt in einem großen Dilemma. Würden Vermieter die Mieten senken, wären die Städte schnell wieder voll, es würde aber auch den Mietspiegel nach unten treiben, und damit die Renditen aller Immobilien schrumpfen lassen. Da kann es für Immobilienhaie lohnender sein, die Mieten oben zu lassen, und Leerstände als Verluste abzuschreiben.

Bei Karstadt Dortmund, das im Sommer geschlossen werden soll, wird sogar ganz offen gesagt, dass es nicht am Umsatz oder an mangelnden Kunden liegt, sondern an den hohen Mieten und einem amerikanischen Immobilieninvestor, der zu keinen Kompromissen bereit ist. Und dennoch sprechen nicht mal die "Qualitätsmedien" dieses Problem offen an, sondern schwallen wie alle anderen das Märchen vom Konzept Kaufhaus, das nicht mehr zeitgemäß ist.

Witzigerweise hätten die Kommunen die Möglichkeit, auf Leerstände sogar mit Enteignung zu reagieren, weil die Gesetze noch von Menschen gemacht wurden, die sich darüber bewusst waren, was es bedeutet, wenn man alles nur noch den Geiern überlässt. Aus mir nicht erklärbaren Gründen wird dieses Instrument aber kaum genutzt - seit ich denken kann, hat es in Dortmund nur einen einzigen Fall gegeben, wo dem Besitzer einer Innenstadt-Immobilie die Pistole auf die Brust gesetzt wurde. Der hatte eine Passage mit Hotelgebäude 40 Jahre leerstehen lassen, heute sind ein Hostel und eine kleine Einkaufszone für den täglichen Bedarf in dem Gebäude.

Ich denke, wenn man nicht irgendwann anfängt, sich mit dem Immobilienthema zu beschäftigen, sind die Städte in absehbarer Zeit komplett tot - ich gehe nur noch alle paar Monate mal nach Dortmund, und bin jedes Mal entsetzt über die Zahl der Läden, die wieder zugemacht haben. Die Kaufhäuser sind da nur die Spitze des Eisbergs.

Gruß Frank
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#28
Frank, Du hast das Dilemma auf den Punkt getroffen. Die ab der zweiten Hälfte der 80er Jahre aufkommenden Verschlimmbesserungen am Angebot in den Kaufhäusern sind mir damals schon aufgefallen, als Schüler. Und das Gebahren der Immobilienkonzerne haben wir dann im Studium (Stadtplanung) teilweise als zukunftsträchtiges Konzept angepriesen bekommen, genau wie die ach so tollen "Public Private Partnership"-Projekte oder "Cross-Border Leasing". Auch daran wollten wir nicht so recht glauben.

Bei all dem Wehklagen über den Tod der Kaufhäuser wird gerne übersehen, daß es durchaus Akteure gibt, die in dem Segment noch ziemlich erfolgreich arbeiten. Die heißen mur heute Drogerien, haben ihr Sortiment aber inzwischen so weit ausgedehnt, daß sie schon fast als Kaufhaus durchgehen. Müller und Roßmann machen das sogar in Innenstadtlage, die von GaKaKa hinterlassenen Lücken werden sie gerne füllen.

Viele Grüße,
Martin
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#29
Hallo,

ich kann Frank nur zustimmen, aber ein wichtiger Punkt fehlt, die Computerkassen. Darüber kann jedes Geschäft genau sehen, welche Artikel viel gekauft werden und welche nicht. Dann fliegen die Artikel mit geringen Verkaufszahlen aus dem Sortiment und wenn man einen seltenen Artikel sucht, findet man den in keinem Geschäft mehr. Da schaut man lieber gleich im Internet nach, bevor man erfolglos mehrere Geschäfte besucht. Aber die Sache geht noch weiter. Bei einem großen japanischen Elektronik-Hersteller mussten nach der Inventur alle Ersatzteile im Lager, die im abgelaufenen Jahr nicht bewegt wurden, verschrottet werden. Die Kaufleute rechneten dann vor, dass diese Ersatzteile in dem einen Jahr Lagerkosten verursacht hätten, die man jetzt einsparen würde. So werden auch die Ersatzteillager immer kleiner.

MfG, Tobias
Strom kann erst dann fliessen, wenn Spannung anliegt.
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#30
Ja, die immer gleiche Leier der BWL- Apostel: Lagerhaltung kostet Geld... 
Diese einseitige Sichtweise hat mir schon damals nur Kopfschütteln abgerungen, als dieses blöde Fach im Studienplan stand...

Grüße, Rainer
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#31
was den ganzen "Spezialisten" fehlt, ist der Blick für die Wechseleffekte. Ich könnte jetzt Seiten mit Beispielen vollschreiben, wo das Wegschaffen von nicht profitablen Geschäftsbereichen dazu geführt hat, dass es danach auch den profitablen Geschäftsbereichen nicht mehr gut ging. Aber leider habe ich den Eindruck, dass es alles noch sehr viel schlimmer werden muss, bevor die Menschen mal wieder gehört werden, die in der Lage sind, über das Ende ihrer eigenen Nasenspitze hinauszugucken.

Was mich im Moment so besonders deprimiert, ist, dass sogar die Leute mit Scheuklappen durch die Gegend laufen, die sich auf die Fahne geschrieben haben, die Situation zu verbessern. Ist zwar ein anderes Thema, aber ich war neulich in Berlin auf einem Netzwerktreffen des "Runden Tischs Reparatur". Auch hier sieht niemand das große Ganze, sondern rappelt nur sein eigenes Räppelchen, und macht Gesetze, Prüfsiegel und Verbote draus, ohne irgendwas zu verbessern. Vielleicht ist ja sogar das das Kernproblem - dass die Entscheider nur noch aus Egomanen bestehen, die sich nur noch für ihren eigenen kurzfristigen Profit interessieren. Ich habe aber auch keine Idee, wie man es schaffen könnte, die "schweigende Mehrheit" zu aktivieren, von der ich den Eindruck habe, dass hier die Dinge deutlich klarer gesehen werden.

Nur mal ein Beispiel, und ein Kreis zurück zum Thema - die Mitarbeiter in den Kaufhäusern löffeln jetzt seit über 20 Jahren den Mist aus, der durch Management Fehlentscheidungen bzw. falsche Management Philosophien verursacht wurde, und jetzt stehen sie trotz jahrelangem Lohnverzicht, unbezahlten Überstunden usw. auf der Straße, während die Benkos dieser Welt aus jeder Pleite neue Vermögenszuwächse ziehen. Ich bin wirklich ein ruhiger Mensch ohne revolutionäre Gedanken, aber langsam frage ich mich, wie offensichtlich die Abzockerei noch betrieben werden muss, bis dem deutschen Michel mal der Kragen platzt, oder der deutsche Michel endlich mal mehrheitlich bereit ist, sich für die Gesellschaft zu engagieren, ohne gleich in Radikalismus abzugleiten. Es ist heutzutage nicht mal mehr möglich, die Leute für Dinge zu mobilisieren, die direkt vor ihrewr eigenen Haustür passieren.

Gruß Frank
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#32
@ Frank

Vielen Dank für diesen Beitrag. ( Post No 27 und 31 ).
Genauer kann man es nicht beschreiben und spricht mir aus der Seele.
Ich dachte bin ich der einzige der so denkt, nein beruhigender Weise nicht.
Manchmal frage ich mich wirklich ernsthaft sind die tatsächlich alle so blind oder will man es nicht sehen.....
Das traurige an der Sache ist nur ein Schiff was schon zur Hälfte gesunken ist kann man nicht mehr vom komplett absaufen abhalten.

Viele in meinem Bekanntenkreis stimmen zwar zu aber wenn es denn drauf ankommt den Arsch hoch zu kriegen um das Innerstädtische Angebot fürs einkaufen zu nutzen, nein dafür sind die zu faul und sind an Ausreden nicht verlegen...keine Zeit, musste halt schnell gehen, der Goldhamster hat die Masern.....das Ende vom Lied Online bestellen ist ja so bequem.....und wenn es nicht gefällt muss man auch den Arsch nicht Allzuweit hochbekommen um den ganzen Krempel kostenlos wieder zurück schicken zu können.


Vielleicht bin ich aber auch schon zu alt um sowas verstehen zu können........
Wenn mir das noch viele versuche einzureden glaube ich es vielleicht irgendwann mal.

Bis dahin hilft nur immer tief durch die Hose atmen


Gruß
Holger
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#33
Der deutsche Michel bekommt seinen Hintern überhaupt nicht hoch.
Vgl. die Franzosen!
Dort haben sie die Rente auf 64 angehoben und schwupp brennen die Strassen.
Nicht daß man das gutheißen muß, aber bei uns wird alles, einfach alles hingenommen.
Wir haben bereits die höchsten Energiepreise, die schlechteste Rente, die höchsten Steuern.
Es ist leider nur zu menschlich, daß man immer weiter macht solange niemand aufbegehrt
Viele Grüße
Jörg
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#34
Hallo,
Dass die Franzosen sich nicht alles gefallen lassen und sofort protestieren ist zwar richtig, aber nicht unbedingt besser. Hier wird schon vor den Diskussionen und Verhandlungen gestreikt.
Dazu kommt, dass viele Sachverhalte kompliziert und Mehrschichtig sind und nicht unbedingt von allen verstanden werden. Und da es dabei auch oft um Macht und Geld geht, wird das Volk schon im Ansatz von selbst ernannten Spezialisten, Propheten, Klugscheissern und Meinungsbildnern scharf gemacht.
Ich lebe seit 39 Jahren in diesem Land und habe gesehen, wie ursprünglich gute Ideen, vernünftige Gesetzentwürfe und Verordnungen nach starken Protesten und Blockaden, völlig ausgehöhlt wurden und die gute Idee oder der Sinn der Sache völlig verloren gingen.
Andererseits werden von den Regierenden auch Entscheidungen „ad hoc“ getroffen, scheinbar ohne dass sich über die Folgen für die Menschen oder die Umwelt Gedanken gemacht wurden.
Das wiederum führt dazu, dass immer weniger Vertrauen gegenüber Staat und Regierung besteht und jede geplante Veränderung als Aggression aufgefasst wird.

Es fehlt halt, wie so oft, am „Denken vor dem Handeln“, an Pädagogik und Verständnis.

Jetzt sind wir aber sehr weit vom Thema Tonband entfernt…und deswegen mache ich jetzt Schluss.

Beste Grüße

Volker aus „F“
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