Was für "Synthesizer" gab es?
#1
Angeregt durch den Mellotron-thread eine Frage an alle Musiker und Musikexperten aus dem Bereich "elektronische Musik":

Mit was für Geräten wurde Musik gemacht, ausser mit traditionellen, akustisch und elektrifizierten Instrumenten?

a) Das Mellotron wurde erwähnt: Ein TB-Speicher, der auf Knopfdruck Samples abspielte. Ein durch und durch analoges Gerät, kein Tonerzeuger, sondern ein Tonspeicher.

b) es gab sog. Synthesizer, der Name "Moog" war ja sehr bekannt.

c) Der Moog-Synthesizer ist heute ein historisches Instrument, Synthies wurden immer kleiner und mutierten zum umgehängten Casio-Keyboard.

d) der Übergang zum E-Klavier ist fliessend, Stichwort "Fender Rhodes"

f) Auf Plattencovern findet man immer wieder Hinweise auf verschiedene Synthsizer Modelle und oft obskure Markennamen.

g) Man unterscheidet, wie so oft im Leben, zw. Digital und Analog

h) Man erzeugt Töne komplett künstlich, man speichert/verfremdet die Töne von klassischen Instrumenten. Es gibt einen Grenzbereich - Synthie als Musikinstrument, Synthie als Effektgerät

i) und letztlich endet alles in einem Lap-Top auf der Bühne ???

Wer hilft mit, diese Seite des Themas "Musikinstrumente" etwas auszuleuchten??

Bei dieser Gelegenheit kann ruhig über die Musiker dieses Genres diskutiert werden.

Abschweifungung in den Bereich "Effektgeräte" sind durchaus erwünscht.
Michael(F)
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#2
Ein typisches Gerät zum Ende der 70er und Anfang der 80er war das Yamaha CS80, ein polyphoner, analoger Synthesizer. Musiker waren mehr dabei die Oszillatoren zu stimmen, als zu spielen.
Gruß,
Michael/SH

Eigentlich bin ich ganz anders, nur komme ich so selten dazu (Ö v. Horvath)
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#3
Hallo Michael,

Die willst auch etwas zu Effekten wissen....

was "keyboard" und die damit verbundenen Geräte betrifft,halte ich mich raus.

Ein paar Bemerkungen zur Gitarre:

Eigentlich beginnt die Geschichte der "Effekte" mit der Elektrifizierung.Was ein wesentliches Instrument populärer Musik,die Gitarre,betrifft,also mit Leo Fender,weil der die erste elektrische Gitarre gebaut hat,die etwas taugteConfusedeine Telecaster.Die"Strat"kam später.Und auch die Gibson Les Paul.Damit haben wir schon die wesentlichen Gitarren,die eben nicht nur Gitarren sind,sondern auch für einen bestimmten Sound,also wenn man will:Effekt stehen.Es gab/gibt noch andere:Im Country/Rockabilly/klassichen Rock and Roll waren die Gretsch sehr beliebt.Der Herr Lennon und der Herr McGiunn haben gerne Rickenbacker gespielt,die Blueser semiakustische Gibsons,in letzter Zeit hat sich der Herr Paul Reed Smith einer gewissen Beliebtheit erfreut,und auch Ibanez spielt eine Rolle,aber die große Masse schwört auf die o.g.Klampfen bzw.deren Nachbauten.

Und die repräsentieren nicht nur Hersteller,sondern auch einen Sound:
Die Fenders mit ihren single-coil-pickups den eher scharfen Fender-Sound,mit viel attack(und konstruktionbedingt einem Brummton"),die Gibsons mit den Humbucker-pickups stehen für einen warmen Ton mit langem sustain(das ist,wie lange der Ton schwingt).
Beispiele von Gitarristen:Hendrix hat natürlich die Fender Stratocaster gespielt.Weitere Fender-Spieler:Jeff Beck,Richie Blackmore,Keith Richards(der allerdings "Tele"),seit seiner Genesung nach Alkohol und viel Drogen auch Herr Clapton(der vorher ein Gibson-Spieler war)Wenns interessiertConfusedchaut Euch einfach die signature-Modelle von Fender an(Die Firma Fender gehört übrigens nicht mehr Herrn Fender,der hat sie verkauft.In den 70-igern hat er mit jemand anderem eine neue Firma gegründet:music-man.Trotz hervorragender Instumente hat er aber nie gegen die Fender und Gibsons anstinken können)
Gibsons waren insbesondere in den 60-igern und 70-igern sehr beliebt:Clapton in seiner Zeit bei Cream und Blind Faith,Duane Allman...schaut Euch die Plattencover an,dann werdet ihr sie erkennen.
(die Szene ist bunter geworden,es gibt die Ibanez,PRS und andere,mir drängt sich aber der Eindruck auf,immer mehr spielen Fender,sogar im Jazz,der immer von den Gibson Archtops und Semiacoustics dominiert war(und Django Reinhardt mit seiner Selmer))

Noch vor den Effektgeräten kommen dann die Verstärker,die ebenfalls für eine Klangphilosphie stehen,ob Fender,Marschall,Vox,Mesa Boogie...

Zu den Effekten:Ihr habt ja alle schon einmal ein Konzert erlebt,bei dem der Gitarrist vor einer Vielzahl von Pedalen stand:was gibt es da(ohne Anspruch auf Vollständigkeit):
Früher waren das alles analoge Effekte,inzwischen werden sie aber digital errzeugt.
Volume:verändert die Lautstärke,klar
Distorsion:verzerrt einfach nur..
Overdrive:verzerrt und verstärkt(anders als bei einem akustischen Instrument kann ich ja bei einem elektrischen die Lautstärke mit meinem Fingeranschlag nicht wesentlich verändern)
Echo/Hall:baut eine Verzögerung ein,das kennt ja jeder
Wah Wah:das ist eine Lautmalerei,klingt so,wie man´s spricht..beliebtes Wah-Wah:Crybaby...
Fuzz:bei Hendrix sehr beliebt(aber auch Wah Wah).
Oktavierer(halbiert die Frequenz,macht also einen Ton eine Oktave höher )
TalkboxConfusediehe Peter Frampton
außerdem:Reverb,Tremolo etc etc.ihr müßt Euch das anhören:kennt ihr keinen,der etwas Gitarre spielt??Selbst wenn er das nicht zuhause hat:geht mit ihm ins nächste Geschäft und probiert das einmal aus....

Und dann gibt´s den Pod 6,mit dem man Verstärkerklänge und Effekte produzieren kann.Und natürlich die richtigen Gitarren-Synthsizer..

Am einfachsten,ihr guckt ´mal bei
http://www.musik-produktiv.de

Ganz interessant finde ich:
http://www.american-guitar-center.com/

Zu den Firmen:
http://www.fender.com/home.html
http://www.gibson.com/


Viele Grüße
Frank
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#4
Zu den originellen Synthesizern gehört das Mixturtrautonium von Oskar Sala. Bekannt und beliebt aus dem Soundtrack von Hitchcocks "Vögel".
niels
Wer bei Stereoaufnahmen kein Gegenspur-Übersprechen haben möchte, sollte Halbspur-Maschinen verwenden.
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#5
Über dieses Ding habe ich mal eine Sendung aufm dritten gesehen. Leider habe ich die Kassette verliehen und nie wieder gekriegt. Das Ding sah schon abgefahren aus, mit diesen alten Kippschaltern und so. Wieviele gab es davon? Nur eins oder?

PS: Kann es sein das beim E-Piano kein Synthesizer verwendet wird? Hatte das Ding nicht Metallzungen?

MfG Matthias
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#6
Dann werde ich mal kurz in die Welt der "Effekte" abschweifen, wenn es erlaubt ist: Wink

In den 60er/70er Jahren wurde für die Erzeugung von Echo-Effekten das sogenannte Bandecho eingesetzt. Dieses Gerät ist im Prinzip ein Tonbandgerät mit einer Endlosbandschleife. Das Signal wurde über den Sprechkopf auf das Band aufgespielt und über den Hörkopf wiedergegeben und gleichzeitig mit regelbarer Dämpfung wiederum dem Sprechkopf zugeführt. Dabei konnte der Abstand zwischen diesen beiden Köpfen mechanisch verändert werden, wodurch die Echo-Verzögerung eingestellt werden konnte. Es gab auch Geräte mit mehreren fest eingebauten Hörköpfen. Die entsprechende Verzögerung ergab sich so durch die Wahl eines Hörkopfes.

Das wohl bekannteste Gerät aus der guten alten Zeit ist das "Dynacord Echocord". Persönlich nutze ich solch ein Gerät noch regelmäßig und ich bin immer wieder fasziniert von der Tonqualität... (das Gerät läuft ja auch mit Tonband! Big Grin)

Ein weiterer bekannter 60er/70er Jahre Ton-Effekt (aber diesesmal ohne den Gerbrauch von Tonband Sad ) ist der sog. Leslie-Effekt. Das Prinzip ist so einfach wie genial: Der Klang wurde durch rotierende mechanische Lautsprechervorsätze verändert. Die Hochtontreiber besaßen zwei um 180 Grad versetzte Trichter, die von einem Motor angetrieben den Schall "surround" verteilten. Das Ergebnis war ein sphärenhafter "Space" Effekt. Die Rotationsgeschwindigkeit konnte (meist in zwei Stufen) über einen Fußschalter gewählt werden.

In meinem mini-Studio steht solch ein Leslie-Effektgerät von Echolette aus den 70ern. Ich nenne es wegen der identischen Größe liebevoll "meine Waschmaschine" Big Grin

Und wenn ich dann mal wieder meinen Synthesizer auf "Hammond"-Klang einstelle, das Bandecho und die "Waschmaschine" anwerfe und mich der Windhauch der sich drehenden Hochtöner streift, dann fühle ich mich wie in den guten alten Disco-Zeiten und ich höre Ilja Richter rufen "Hallo Freunde!" Und das Publikum ruft: "Hallo Ilja!" Big Grin Big Grin Big Grin Big Grin



(Mann, langsam werde ich echt sentimental, oder besser: bekloppt...)


Viele Grüße

Tonband-Ilja
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#7
Wie sieht es denn mit dem Revibirator aus, den die Japaner um 1970 herum in ihren Boliden-Receiver einpflanzten?
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#8
Zitat:highlander postete
Wie sieht es denn mit dem Revibirator aus, den die Japaner um 1970 herum in ihren Boliden-Receiver einpflanzten?
Hallo Andreas,

wenn ich mich nicht täusche, dann meinst Du die eingebauten sogenannten Federhallgeräte. Das Prinzip ist wieder einfach:

Ein durch das Audiosignal gesteuerter Erreger (klingt seltsam, ich weiß...) treibt eine lange mechanische Spiralfeder nach dem elektromagnetischen Prinzip an. Die Feder beginnt (longitudinal) mechanisch zu schwingen. Am Ende der Feder sitzt ein Abnehmer, der diese Schwingungen nach dem Induktionsgesetz wieder in ein elektrisches Signal zurückversetzt.
Der akustische Hall wird so durch die mechanischen Schwingungseigenschaften der Feder bestimmt.

Tolle Sache, jedoch war die Hallzeit nicht regelbar, der Klang war leicht "blechern" und die ganze Apparatur war extrem empfindlich gegen mechanische Stöße.

Meine "Waschmaschine" hat natürlich auch solch einen Federhall eingebaut und wenn man während des Betriebes aus Versehen unsanft gegen das Gerät stößt, dann hört man eine Klangcollage aus Weltuntergangsstimmung, Jurassic Park und DonnerHagelBlitz....
(Ich hör' jetzt besser auf, sonst werde ich wieder sentimental Big Grin Big Grin Big Grin )

Viele Grüße

Tonband-Ilja
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#9
Das Knallen des Ferderhalls läßt sich gut auf "When the music's over"/Doors in der Liveversion von der "In concert" hören. Einmal kräftig gegen den Gitarrenamp latschen. Und wenn man zu hoch aufdreht, lassen sich damit sehr unangenehme Rückkopplungen erzeugen.
niels
Wer bei Stereoaufnahmen kein Gegenspur-Übersprechen haben möchte, sollte Halbspur-Maschinen verwenden.
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#10
Die frühe Rundfunkzeit hat jede Menge elektronischer Musikinstrumente hervorgebracht, wogegen wir uns heute -namentlich angesichts unserer elektronischen Möglichkeiten und Erfahrungen eigentlich verstecken können.

Die anfängliche Elektronik-Euphorie der frühen Rundfunkzeit wird im Trautonium Friedrich Trautweins, der Theremin-Orgel Lew Theremins (beide 1924) deutlich, die -wie die meisten elektronischen Musikinstrumente- ein weitreichend ausentwickeltes Verstärkungselement einschließlich zugehöriger Schaltungskonzepte voraussetzen, also zunächst -für annähernd 50 Jahre- die Röhre.
Gleichzeitig begann ja auch die Veränderung des klassischen Instrumentenkanons durch die Elektrifizierung, unter denen das Elektrochord Oskar Vierlings (1904-1986) als interessante wie unbekannte Konstruktion hervorragt, denn sie verbindet einen herkömmlichen Flügel nach Maßgabe akustischer Erfahrungen mit der Elektronik: Die Partialtöne liegen auf einer abgestimmten Saite -grob gesagt- an bestimmten, berechenbaren Stellen. Vierling ordnet nun an diesen Orten vom Musiker einschaltbare kapazitive Abnehmer (vgl. Kondensatormikrofon) an, die der Verstärkung und 'Nachbehandlung' (Mischung, Filterung) zugeführt werden (können), wodurch dem Spieler dieses nur über den Lautsprecher klingenden Instrumentes eine Palette zusätzlicher Klanggestaltungsmöglichkeiten eingeräumt wird.
Vierling selbst hat dem Deutschen Museum in München ein Electrochord vermacht, das dort in der Schausammlung, gleich neben den Siemens-Studio-Resten steht.

Vierling gilt auch als einer der, wenn nicht der Erfinder der elektronischen Orgel schlechthin, deren erstes Exemplar etwa 1938 unter seinen Händen (Kippgeneratoren mit Glimm-Stabilisator-Röhren) entstand.
Nachdem er durch die endlose auf ihn und seine Firma zurückgehende Reihe von Patenten auch auf die Tonaufnahmeecke Einfluss genommen hat, halte ich die etwas breitere Nennung seines Namens in seinem 100. Geburtsjahr für gerechtfertigt.

Der erst kürzlich (2002) verstorbene Oskar Sala war mit seinem zur Mehrstimmigkeit ertüchtigten Mixtur-Trautonium (ca. 1950) http://www.trautonium.de/sala.htm
ähnlich wie mein Kollege Gerhard Steinke mit seinem Subharchord (ab ca. 1965)
http://www.subharchord.de
im Staate der Dichter und Bauern dabei nur ein relativ spätes Beispiel. Steinke stand übrigens zweitweise einer eigenen Abteilung des Rundfunktechnischen Zentralamtes der DDR vor, die sich

Laboratorium für akustisch-musikalische Grenzprobleme

nannte. Man stelle sich eine derartige Forschungsinstitution in unserer vom neuzeitlich modischen Turbokommerz gekennzeichneten Kulturszene vor. Für ein solches Forschungsunternehmen aber war man in der finanziell doch chronisch unterdotierten DDR willens, Geld zu mobilisieren. Wenn wir heute uns dadurch beschämt fühlen, so ist das nicht zufällig, sondern unvermeidlich, denn ich höre den Mitbürger Dieter Hundt am heutigen Morgen in den Nachrichten neue politische Großtaten fordern, deren Fokus nun auf alles, nur nicht auf kulturelle Fragen abgestellt ist, obgleich unser Bruttosozialprodukt nebst Außenhandelsüberschuss ungeahnte Höhen erklommen hat.

Besondere Konstruktionen elektronischer Musikiinstrumente des Sythesizertyps besaß in den 1950ern de facto jedes Studio für elektronische Musik. Man denke dabei auch dasjeneige der Fa. Siemens, das im Deutschen Museum München in den elementaren Teilen halbwegs funktiontüchtig aufgebaut ist. Auch das gab es einmal. Siemens verlor aber schon in den späten 1960er Jahren (natürlich) die Lust am Betrieb. Es war ja Kultur, und wir im Westen. Leistung muss sich ja lohnen. Ach ja: Spannung mal Strom....


Hans-Joachim
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