Service im HighEnd-Bereich
#1
Der Michael sprach es im Rega Planet Thread an:

http://forum2.magnetofon.de/f2/showtopic...readid=666

HighEnd kann teuer werden, wenn die Geräte evtl. sogar irreparabel sind oder die Servicefreundlichkeit des Herstellers zu wünschen übrig läßt. Ich habe vor so einem Fall gehörigen Respekt und traue mich beim Einkauf gerade mal in die Nähe des HighEnd, bleibe aber bei Allerweltsmarken und -geräten. Wenn ein HighEnd-Gerät nach vielleicht 10 Jahren ein Spezialersatzteil benötigt und der Hersteller kann oder will nicht liefern, dann ist das sündhaft teure Gerät reif für die Tonne. Davor habe ich einen Horror!

Wer hat schon Erfahrungen mit solchen Situationen gemacht? Ist der Fall 'Rega Planet' ein Einzelfall?
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#2
Der Fall "Rega Planet" ist sicher noch einer der harmlosesten, denn ein Riemen lässt sich improvisieren. Das findet sich immer.

Der Tonarm könnte im Falle eines Falles komplett gegen einen aktuellen Rega-Arm oder einen anderen getauscht werden, das wäre dann noch eine vertretbare Lösung. Nur: Was wäre wenn der Motor kaputt geht? Diese Gedanken trüben einem doch sehr die Freude an einem an sich schönen Stück.

Über eines muss man sich im Klaren sein:

High-End bedeutet nicht selten Garagenbastelei auf hohem Niveau. Oft waren euphorische Enthusiasten am Werke und keine umfassend versierten Techniker. Die Stückzahlen waren gering, eine Doku gab es nicht oder kaum, wenn es sie gab, so erhob sie keinen Anspruch auf Vollständigkeit und Richtigkeit. Was z. B. die Fa. ASC an Doku für ihren Tuner ablieferte war schlechter als alles, was aus Japan kommt. Viele kleine Firmen entstehen, liefern gute Produkte und verschwinden klammheimlich still und leise wieder von der Bildfläche.

Öffnet man einen VV2020 der Fa. Audiolabor, damals eines der angesagtestens High-End-Geräte, so sieht man primitive Alu-Streben für den mechanischen Aufbau, die nicht in die runden Ecken des Gehäuses passten und wohl von einem Amateur mit Schleifbock und Feile angepasst worden sind. Ein paar Gerätenummern weiter sieht dieses Detail schon wieder ganz anders aus.

Nur: Es bleibt ja nicht bei diesen mechanischen Nebensächlichkeiten, so geht es auch bei den relevanten elektrischen Schaltungen weiter. Verständlich, daß sich mancher von dieser ihm primitiv erscheinenden Technik abwendet, und sich der PC-Audiotechnik zuwendet, weil er meint: Auch wenn sich dort immer alles sehr schnell ändert, geht es in der Sache weiter, ist alles wenigstens mit Aufwand portierbar, reichen die eigenen Kenntnisse.

Ein paar Fälle aus dem Gedächtnis:

- Da gab es diese Boxen von ESS mit dem AMT-Hochtöner.

- Überhaupt gab es im Lautsprecherbau die Skurillsten Konstruktionen, gerade im Bereich Chassis-Bau. Da ist es im Falle eines Falles nicht mit einer neuen Sicke getan.

- Die Fälle ASC mit Bandmaschinen und Cassettendeck sind uns allen bekannt

- tbc


Bei den Butter- und Brot-Geräten ist der Wertverlust kleiner, es besteht eher die Chance, einen E-Teileträger zu finden, der das Problem löst und überhaupt ist die Gefahr bei den kleinen High-End-Firmen größer, daß es sie schon morgen nicht mehr gibt. Geht Philips pleite, so ist der Service evtl. noch ein lukratives Geschäft, das von Interessenten weiter geführt wird. Wer will schon einen Verstärker betreuen, der vielleicht 100 mal gebaut wurde und in 27 verschiedenen Entwicklungsstufen vorliegt, dafür ständig abraucht?

Also ist High-End nur ein teurer Mode-Gag, oder?

Aber sowas gab es nicht nur im High-End-Bereich. Zeichnet sich die immer wieder besprochene "Phono-Rex" nicht gerade dadurch aus, daß sie ganz alleine einen veritablen TB-Historiker auf Trab hält? Wink

Und war nicht die Fa. Vollmer, Plochingen, ebenfalls dafür bekannt, quasi einen fliegendend-kontinuierlichen Modellwechsel bei laufender Serie zu machen?

Scheint ein typisches Phänomen für Betriebe zu sein, in denen viel Herzblut verspritzt wird. Und ist insofern eigentlich ein gutes Zeichen.
Michael(F)
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#3
Tja, hätte man 1956 gewußt, daß noch heute über die Phonorex diskutiert wird...

Neben den Kleinfirmen haben sich auch etablierte Firmen in diesem Bereich breit gemacht. Gibt es für die Burmesters, Accuphaser, T&As, NADs, Luxmänner usw. eine gute Ersatzteilversorgung oder muß man sich die Netzteile selbst wickeln?
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#4
Das kann von Firma zu Firma ganz verschieden ausfallen mit dem Service.
Bei den ganz kleinen kehrt es sich eher wieder ins Positive um: Da fährt man einfach mit seinem Gerät zum Entwickler bzw. Erbauer hin und lässt es sich von ihm reparieren, modifizieren o.ä.

Gruß,
Markus
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#5
Eine wirklich interessante Frage. Ist die Highend-Instandhaltung auch richtig teuer?

Ein klares Jein!

Zunächst muß man mal Fragen: Um welchen Gerätetyp gehts eigentlich? Ein CD-Player eines Highend-Herstellers ist nicht selten ein getunter Marantz (etc.), d.h. im Zweifel passen dessen Ersatzteile. Der Versorgungs-Notfall tritt doch eigentlich nur bei selbstgefertigten, meist 'mechanischen' Teilen ein, heute also bei Plattendrehern.

Kaum ein Highend-Hersteller baut Komponenten wirklich selber, bedient sich also bei Standardteilen und selektiert ggf. nur besser bzw. nimmt von vornherein die besseren Bauteile als die kostenbedachten Massenhersteller. Diese Standardteile sind im Zweifel besser zu bekommen, als Spezialanfertigungen von oder für Multis, für die sich eigene Auflagen lohnen.
Wer erinnert sich nicht an die Probleme mit Reib- oder Zahnrädern für Cassettenecks der Massenhersteller? Also auch hier gibts Probleme.
Ein Beispiel aus der Fotoindustrie: Eine defekte japanische Kamera kann man inzwischen häufig wegschmeißen, weil es keine Teile mehr gibt. Alles Spezialanfertigungen für bestimmte Modelle. Die in den späten Sechszigern und Siebzigern als rückständig verschrienen Deutschen lassen sich häufig problemlos reparieren, weil dort Standardteile zum Einsatz gekommen sind, z.T. einfache mechanik, die sich sogar nachfertigen läßt.

Ärgerlich sind unersetzliche Knöpfe, Gehäuseteile etc. Ich kann mich richtig über den falschen Kippschalter meines KS digital ärgern (wer hat einen Originalen?). Aber trifft das nicht genauso auf ein Brot-und-Butter-Gerät zu? Tatsächlich sind nicht selten die mit viel 'Eigeneinsatz' hergestellten Bauteile von Kleinseriengeräten, zumindest theoretisch, leichter nachzufertigen, als mit modernen Verfahren hergestellte Massenteile.
Vor kurzem hat mir ein kleiner Fotohändler eine gebrochene Achse für eine alte Kamera einfach in der eigenen Werkstatt neu gedreht. Das ginge auch für so manchen Knopf eines Restek, nicht aber für ein Plastikteil eines Aldi-Chinesen.

Moderne Modellbauer können in Sintertechnologie heute nahezu alle Formen als Einzelstücke nachbauen. Das macht dann aber für ein richtig gutes Gerät eben mehr Spaß, als für ein Massenteil.

Ein anderes Problem sind die 'Lohnkosten' der Highender:
Ein toter MBL CD-P1 wurde von meinem Fernsehtechniker für knapp zweihundert Euro mit Philips/Marantz-Teilen zum Leben erweckt. Die gleiche Leistung hätte MBL selber erbringen können: Wahrschienlich deutlich teurer. Wohl mit den gleichen Teilen.
Ist das dann aber noch HighEnd? Es bleibt ein 'altes' Gerät, das sowieso nicht mehr die Spezifikatonen erfüllt, wie zu 'Jugendzeiten'. Also was solls?

Für mich ergibt sich ein praktischer Aspekt: In 'Handarbeit' hergestellte Geräte lassen sich oft später leichter ebenfalls in Handarbeit überholen, als maschinell zusammengewürfelte Geräte.
Es ist häufig mehr Platz auf den Platinen. Halterungen lassen sich auch wieder lösen und sind nicht verklebt oder als Sollbruchstellen eingepreßt. Die Geräte sind nicht so vollgepackt, nicht so hoch integriert. Also Service-Freundlicher!

Gegenbeispiele gibt es immer. Natürlich. Trotzdem: Wenn ein Hersteller in der Serie den zuvor zitierten "fliegenden Wechsel" vorgenommen hat, wird es uns auch jeder verzeihen - das Gerät selber erst recht -, wenn wir diesen Wechsel auch im Service weiter fortführen und verbauen, was zu kriegen ist. Das fällt bei einem Kleinseriengerät auf jeden Fall leichter, als in der Großserie.
Stapelbüttel von einem ganzen Haufen Quatsch
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#6
Beispiel:

ich wollte meine Stereoendstufe zu zwei Monogeräten erweitern. Anfrrage beim Deutschen Importeur. Kam ein Flightcase mit der Spedition, ich das Ding eingepackt und weggeschickt nach Hamburg.

Ca. zwei Wochen später kamen zwei davon zurück mit zwei Monogeräten, meine "alte" mit neuer Frontplatte, neuem Abgleich, neuen Buchsen, Meßprotokoll.. und die zweite ebenso allerdings Neu.

Es lagen drei handschriftliche Zettel bei mit den Hinweisen was gemacht wurde und der Bitte die Flightcases - sollte ich keine Verwendung haben - einfach unfrei zurückzusenden.

Weiterhin lag noch ein neues Netzkabel einfach so bei von dem gleichen Hersteller für das meines anderen Amps, eines mit den drei Buchstaben die mit "n" anfangen :-) mit dem Hinweis: Bitte entschuldigen Sie die Wartezeit von zwei Wochen für die Lieferung.

...

Sollte ich irgendetwas brauchen werde ich zuerst mal gucken ob ich es von Krell bekommen kann...
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#7
Zitat:highlander postete
Der Michael sprach es im Rega Planet Thread an:

http://forum2.magnetofon.de/f2/showtopic...readid=666

..Wenn ein HighEnd-Gerät nach vielleicht 10 Jahren ein Spezialersatzteil benötigt und der Hersteller kann oder will nicht liefern, dann ist das sündhaft teure Gerät reif für die Tonne. Davor habe ich einen Horror!

Wer hat schon Erfahrungen mit solchen Situationen gemacht? Ist der Fall 'Rega Planet' ein Einzelfall?
Der Rega Planet mit ACOS Arm ist nach meinen Kenntnisstand so etwa 20-25 Jahre alt. Roy Gandy hatte zu dem Zeitpunkt gar keine Kapazitäten, also kaufte er nach dem was ich hörte den (jap) Arm zu.

Erst danach begann die "Sucess Story" des p2 (so gut 20 Jahre am Markt) und des p3 (etwa 10-15 Jahre). Für alle diese Modelle gibt es problemlos Ersatz. Nachdem es offensichtlich Probleme mit sich lösenden Riemenscheiben beim p2 bzw. seinen zahlreichen OEM Ablegern a la NAD 533, moth alamo gab wurde der p2/2000 und der p3/2000 eingeführt. Es gibt seit dem Nachrüstmotore, die nebenbei auch laufruhiger sein sollen.

Soweit zu www.rega.co.uk.

Tatsächlich gibt es sicherlich Probleme mit der Ersatzteilversorgung einiger Hi-End Boliden. Da brauchen wir gar nicht weit zu gucken: SoNIE ist ein sattsam bekanntes Beispiel aber auch andere....

In der Szene - nicht Blödmarkt- beim freundlichen HiFi-Händler um die Ecke (ja, die gibt es noch) sind die "faulen" Fische durchaus bekannt. Wer jedoch einen Vertrag mit Herstellern schließen will muss sich leider oftmals verpflichten eine gewisse Stückzahl abzunehmen... also wird er sich in aller Regel mit Kritik zurückhalten.

Dies gibt den Hinterhof Garagenhändlern gar keine Chance an Main Stream Ware zu kommen. Nach meiner Beobachtung nehmen die teils unbekannte, aber dennoch gute Ware. Ich ziehe da besonders gerne britsche Garagenfirmen vor.

Es ist leider nicht einfach zu gutem Geld (was meint preiswert) Ware zu bekommen, wo man die Garantie >10 Jahre hat. Man(n) sollte - so halte ich es- sich möglichst von Schnickschnack fernhalten.

Alles was bis Unterkante Oberlippe mit schwarzen Käfern vollgepfroft ist und Fernbedienungen Modell "Tastengrab" aufweisen sind sicherlich tolle Modelle. Manche Preise im Blödmarkt sind da "ordentlich" (teuer). Da fielen mir DSP-"Boliden" von den üblichen Japanern ein. Beileibe keine schlechte Ware... im Fall des (Service-)falles Jahre später ist man dann klüger geworden.

Mein Fazit: Drum prüfe wer sich ewig bindet. Hochpreisige Ware ist m.M, nach besser im Fachhandel bei in Augenscheinnahme / Hörprobe als denn in "Cash & Carry" oder im Internepp (pardon) aufgehoben.

Nichtsdesto trotz: Selbst bei sorgfältigster Herangehensweise sind die beschrieben Fälle da.

Ein positives hochpreisiges Produkt fällt mir dabei spontan ein: ASR Emitter (Verstärker).

Gruß

Woflgang
Willi Studers Bastelkisten Wink
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#8
Der 3020 der Fa. NAD wurde zumindest noch vor ein oder zwei Jahren servitechnisch versorgt. Wie es heute ist, weiß ich nicht, ich nehme aber an daß auch heute noch Ersatzteilkauf und Reparaturen möglich sind. Man begründete das damit, daß man ja gerade mit diesem Gerät den Durchbruch geschafft hatte und es besonders hegen und pflegen würden. Aber auch ältere CD-Player (5420) waren zumindest vor einem Jahr noch kein Problem, wenn es um Defekte, Reparaturen und E-Teile ging. Das ist keinesfalls selbstverständlich, vor allem wenn man bedenkt, daß die Fa. NAD einen Imagewandel hinter sich hat, weg vom Low-Cost-Geheimtip mehr in die gehobenen Etagen. Die zehren immer noch vom alten Nimbus und pflegen den marketingtechnisch sehr geschickt, auch wenn die längst keine Antiquitäten am Reisbrett mehr entstehen lassen und in der Gegenwart angekommen sind.

Sony ist ein Negativ-Beispiel, aber nicht das einzige. Wie sieht es mit Technics aus? Wie mit Pioneer und Kenwood, um mal die Hauptprotagonisten der Japan-Fraktion zu nennen? Eine Maschine wie die RS1500 Ersatzteiltechnisch verhungern zu lassen ist schon ein dicker Hund.

Ich habe den Eindruck, daß man sich mit den E-Teilen so lange Mühe gibt, bis irgend ein Umbruch ansteht, eine Umstrukturierung, eine Neuaufstellung, entweder aus finanziellen Gründen erzwungen oder im Rahmen eines Dogmenwechsels wie er im gehobenen Management in regelmäßigen Abständen routinemäßig verkündet wird und zwar mit steigender Frequenz. Bei einem solchen Anlass werden gerne alte Zöpfe abgeschnitten (... forget the dead you've left, they will not follow you...) und Ballast abgeworfen.

Aber das ist ja nicht auf High-End beschränkt, sondern erstreckt sich auf die ganz gewöhnliche Consumer-Klasse. Der High-End-Markt hat die Besonderheit, daß er Abseits der üblichen Gepflogenheiten der großen Firmen individuell seine eignen Wege gehen kann. Das hat Vor- und Nachteile:

Vorteile: Ein engagierter High-Ender, der ja eine besondere Klientel bedient, für die langfristige Werterhaltung oft einen höheren Stellenwert hat, erkennt das Potential und bietet Service und Modifikationen für alte Geräte an. Dies oft firmenübergreifend auch für Fremdprodukte. Da sie Produkte teuer waren, werden sie auch am Leben gehalten, es wird dafür Geld ausgegeben.

Nachteile: War der Makteinstieg zu engagiert, das Produkt zu abgefahren und der Atem zu kurz, dann hat der Käufer tatsächlich eine Leiche am Hals, die niemand mehr zum Leben erwecken will und kann. Untergangenes High-End und was aus den Machern geworden ist, gäbe sicher einen interessanten thread.

Konsequenz: Wer Wert auf langfristige Erhaltung seiner Investitionen legt, wird entweder bei sehr renommierten Firmen einkaufen, die soetwas mit hoher Sicherheit gewährleisten, oder er kauft konventionelle Garagentechnik, weil die in jeder Garage auch repariert werden kann. Der Fortschritt steht sich somit selber im Weg und wird gebremst.
Michael(F)
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#9
Mit Sony habe ich auch schon einige schlechte Erfahrungen hinter mir. Sowohl persönlich als auch beruflich. Ersatzteile sind unverschämt teuer oder nach zwei-drei Jahren nicht mehr erhältlich. Bei den Playstations gibt's z.B. von Sony überhaupt keine Ersatzteile. Da muss das Gerät zu Sony eingeschickt werden. Inzwischen werden aber bekannte Verschleissteile von Drittanbietern nachgebaut.

Bei Pioneer hatte ich bisher immer Glück. So brauchte ich für ein altes Pioneer Tapedeck eine neue Andruckrolle. Das war überhaupt kein Problem und nichtmal besonders teuer. Das hat mich überascht, da das Tapedeck schon gute 15-20 Jahre alt ist.
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#10
Hallo Michael,

AMT Hochtöner gab es bei ESS nicht, die Boxen hießen zum Teil AMT-xxx, der Hochtöner war ein Heil -Airmotion-Transformer.

Gruß

Michael-Otto
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