Russen, Japaner und etwas Philips
#1
Was die drei miteinander zu tun haben, ich weis es nich genau. Ich kam nur zu dieser Erkenntnis durch eine kleine Begebenheit. Ich bekam vor einiger Zeit einen russischen Kassettenrecorder "Elektronika-302" Elektrisch schien das Gerät soweit in Ordnung zu sein. Bei der Untersuchung der Mechanik stellte ich die Gemeinsamkeit mit Philips fest, die Gummiseuche. Alle Gummiteile hatten sich in eine eklige Masse verwandelt. Andruckrolle und Riemen paßten von einem DDR-Gerät. Der rechte Bandteller trug ursprünglich für den Antrieb durch einen Messingritzel einen Gummireifen, der sich natürlich auch zersetzt hatte. Den Bandteller baute ich dann aus und bat einen guten Freund um Hilfe. Nun ist dieser Freund ja nicht nur für mich da, sondern muß nebenbei auch seinen beruflichen und familiären Pflichten nachkommen. Also dauert es etwas bis er meinen Wunsch erfüllen kann und den Teller mit einem neuen Gummireifen zu versehen. Heute beim Basteln fiel mir das Laufwerk eines japanischen Gerätes "Atacassette HM-100" in die Hände. Irgendwie war da eine gewisse Ähnlichkeit zu dem Russending. Also baute ich den rechten Bandteller aus und steckte ihn auf die entsprechende Achse im Elektronika. Siehe da, er paßt, als wäre er dafür gemacht. Das Gerät läuft nun schon den ganzen Nachmittag und wickelt das Band schön brav auf.
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#2
Nö Gerald, das klint nicht nach Russen, Japanern und Philipsen, das klingt nach gewitztem Improvisationstalent! Alle Achtung!!!
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#3
Heute kam auch noch etwas SABA dazu. Der Lautsprecher aus einem schrottreifen RCR-354 paßt auch in das Russengerät. Der alte Originallautsprecher gab bei lauter Wiedergabe nur klirrende Geräusche von sich, das war auch der Grund des Wechsels. Wo haben die Russen noch "geklaut"?
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#4
Russische Ingenieure haben wohl zu UdSSR-Zeiten oft ohne ausreichendes Etat für eigene Entwicklungen arbeiten müssen, und da wurde so manches aus Westeuropa und Japan abgekupfert. Dafür sprechen nicht nur die zahlreichen A77-Derivate im Bandmaschinenbereich, sondern auch Kopien von BMW-Motorrädern (Ural), NSU-Autos (ZAZ), Valjoux-Uhrwerken (Poljot) und vermutlich noch vieles mehr.

Wobei ich die Sache mit dem Lautsprecher nicht unbedingt auf ein Plagiat zurückführe, denn da gibt es ja nun doch so etwas wie Normgrößen. In meinem DDR-Geracord tut auch seit Jahren ein problemlos passender China-Lautsprecher aus dem Elektronikfachhandel seinen Dienst.
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#5
Ich habe mich kürzlich mit einem Arbeitskollegen Ukrainischer Herkunft über SU Geräte unterhalten und er sagte das die Majak Cassettengeräte an Revox orientiert gewesen sind. Ich sagte ihm dann er möge so ein Ding doch mal mitbringen.
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#6
Matze postete

Zitat:Ich habe mich kürzlich mit einem Arbeitskollegen Ukrainischer Herkunft über SU Geräte unterhalten und er sagte das die Majak Cassettengeräte an Revox orientiert gewesen sind.
Klingt schlüssig. Die Majak-Bandmaschinen basierten ja auch auf der A77, wenn auch kurioserweise mit maximal 22 cm Spulendurchmesser und mit einer für meine Augen recht japanischen Optik.
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#7
Hallo timo

und ein zweites Hallo! an alle, die zuverlässige Informationen über die Tonbandgeräte- und Tonband-Produktion des ehemaligen RGW-Bereichs haben:

- gibt es irgendwo eine ordentlich recherchierte Darstellung darüber, wer wo was gebaut hat? Ich finde in Euren Antworten so viele unbekannte Details, dass mir diese Lücke immer unheimlicher und unbegreiflicher wird (obwohl ich nun wirklich weiss, wieviel Arbeitszeit so was auffrisst!).

Die Zeit läuft, die Gedächtnisse lassen nach, Zusammenhänge lassen sich nicht mehr rekonstruieren. Ein Beispiel: Nur durchs Internet bin ich vor einem Jahr darauf gekommen, dass Dr. Bernhard Vinzelberg, der im Funkwerk Köpenick Bandgeräte gebaut hat, in die 17.-Juni-Ereignisse verwickelt war, einige Jahre im Gefängnis saß und danach bei Bayer Leverkusen gearbeitet hat. (Vinzelberg war schon 1943 im Magnetophonbereich der AEG Berlin tätig!)

Also, meine herzliche Bitte: schreibt das auf!

Friedrich
ZEITSCHICHTEN, barrierefreier Zugriff im "GFGF-Buchladen", URL https://www.gfgf.org/de/b%C3%BCcher-und-schriften.html (ca. 240 MB)
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#8
Zitat:timo postete
Russische Ingenieure haben wohl zu UdSSR-Zeiten oft ohne ausreichendes Etat für eigene Entwicklungen arbeiten müssen, und da wurde so manches aus Westeuropa und Japan abgekupfert. Dafür sprechen nicht nur die zahlreichen A77-Derivate im Bandmaschinenbereich, sondern auch Kopien von BMW-Motorrädern (Ural), NSU-Autos (ZAZ), Valjoux-Uhrwerken (Poljot) und vermutlich noch vieles mehr.
...
Und als die erste russiche Atombombe fertig war, wurden nicht die Wissenschaftler gelobt, sondern der Geheimdienst, der die meiste "Entwicklungsarbeit" geleistet hat.

Viele UdSSR Geräte sind aus damals erhältlichen Standardbauteilen bzw. deren russischen Nachbauten enstanden. "Custom chips/ICs" findet man fast nirgends.
Dieser "trend" ist m.E. gar nicht schlecht, da viele Dinge so "reparierbar" waren/sind.

Manchmal ging die UdSSR aber auch eigene Wege... z.B. die Segment Anzeigen z.B. Taschenrechnern.

z.B.
http://www.rk86.com/frolov/2471-5.jpg

http://www.rk86.com/frolov/2471-6.jpg

Hat sich auf die lange Sicht aber nicht durchgesetzt.
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#9
I have a cassete player Kometa 225S and I'm totally sure that it is not russian designers work. It's appearance is not russian style at all. It resembles some Japanese machine, maybe Sony. I'm not sure.
Russians have copied almost all of technics - home appliances, sound equipment, even cars.
And if they made something themselves it usually did not work.
That's the "made in USSR". :-S

R.
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#10
´
Total OT:Zumindest die Ural- Fertigungsmaschinen sind noch deutsche Wertarbeit, die sollen als Reparationleistung aus dem ehemaligen BMW- Werk in Eisenach stammen. Aber unter sozialitischen Brüdern hilft man sich ja gerne, und so wird die Vorkriegs- BMW als Lizenzbau in China auch noch hergestellt.

Sehen aber urig aus, wie ein echter Oldtimer.......nur Baujahr 2002

Frank ( darklab )
Frank


Wer aus dem Rahmen fällt, muß vorher nicht unbedingt im Bilde gewesen sein.
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