Quadro - (un)sinn?
#1
Moin, moin,

Ein paar Zusatzverstärker, deren ich vom Nahen ansichtig geworden bin, haben mich vor einiger Zeit auch auf das Thema Quadrofonie gebracht. Die Vorstellung jedoch, solch einen „Quadaptor“ per Lautsprecherkabel hinter einen Stereoverstärker zu hängen, um ein 4-Kanal-Signal zu generieren, motivierte mich zu überlegen, wie das wohl funktionieren soll.
Aber überlegen kann man viel, wenn man keine Ahnung hat. Zwar war mein erster Vollverstärker ein Quadro von Neckermann; der aber hat bei mir sicher nie Quadro-Futter bekommen und nur ein Paar RFT Breitbänder gesehen. Also hat er mich erkenntnisfrei gehalten. Also war Recherche angesagt. Bevor deren Ergebnisse weiter in meinem Server verstauben stelle ich Sie hier zur Diskussion. Mit der Aufforderung: Klärt mich auf! Ergänzt, was noch fehlt, korrigiert, wo ich falsch liege.

Wo das Auto mit dem Quadro-Schriftzug vier angetriebene Räder besitzt, hat eine 4-Kanal Stereoanlage vier angetriebene Boxen. Es geht also nicht um Plastik-Bausteine für Kleinkinder! Es geht um ein Verfahren, bei dem in vier Raumecken vier Boxen aufgestellt werden, um eine Art „Raumklang“ zu erzeugen. Oder?

Halt, stopp!. Wieso 4-Kanal Stereo? Weil, egal wie viele Lautsprecher wir verwenden, wir weiterhin nur maximal zwei Ohren haben. Normalerweise. Ich jedenfalls. Ein akustisches Erlebnis wird also von zwei Ohren wahrgenommen und zum „Raumklang“ interpretiert. Dabei ist es den Ohren ziemlich egal, wie viele Lautsprecher das „akustische Ereignis“ generieren.
Und überhaupt „Raumklang“? Was ist das eigentlich? Man stelle sich vor, man sitze auf einer Parkbank. Vor sich ein gackerndes Huhn, hinten links ein kläffender Hund, hinten rechts ein keifendes Schwiegerelter. In diesem Beispiel wird die Grundidee hinter der Quadrofonie verständlich, bei der unser Umfeld in vier Kreisscheiben aufgeteilt wird, in deren Zentrum jeweils eine Lautsprecherbox steht, die gemeinsam um den Hörer herum einen virtuellen akustischen Raum erzeugen, in dem – eine saubere Produktion vorausgesetzt – jedes Tonobjekt, möglichst unabhängig von dem Standort und der Ausrichtung des Zuhörers, exakt lokalisiert werden kann.
Wie aber erleben wir eigentlich Musik? In wie vielen Fällen stehen wir mitten unter den Musikern oder wandern im Raum herum? Interessiert uns wirklich das Schneuzen des Zuhörers hinten links? Erfolgt eine musikalische Darbietung nicht in der Regel frontal?

Neben den technischen Fragen der Umsetzung geht es also zunächst um die Entscheidung über die Zielsetzung von quadrofoner Reproduktion.
Die amerikanische Plattenfirma RCA hatte zu Beginn der Siebziger Jahre den bekannten BigBand-Leader Enoch Light engagiert, ein großes Quadro-Werk zu produzieren. Mr. Light faszinierte die Quadrofonie, weil sie die Möglichkeit böte, dem Zuhörer das gesamte Klanggeschehen mit all seinen Effekten wirklich total erfühlen und erleben zu lassen. Mr Irvin Tarr, Produktmanager der RCA, führte im Rahmen einer Vorführung im Jahre 1971 aus, die Jugend in den USA wolle Musik nicht mehr wie von einer Bühne erleben, sondern sich mitten unter ihr befinden.
Die genannte Vorführung veranlaßte einen der deutschen Teilnehmer, Otto Diciol, zu folgender Beschreibung: „... Nur für Pop, Beat und ähnliche, auf Effekten aufgebaute Musik, scheint mir die Quadrofonie mit dem bei RCA gebotenen Klangeindruck vertretbar. Der Klang- und Lautstärkeeindruck ließ sich mit grellen psychodelischen Lichteffekten vergleichen, die man ins akustische übertragen hatte. Ein solches Klanggeschehen kann vermutlich die Begeisterung von Jugendlichen auch ohne Haschisch und LSD bis zum Exzeß steigern. (...) Nach der anschließenden „Overtüre 1812“-Wiedergabe stellte mein Kollege, der früher selbst aktiver Musiker war und auch dirigiert hatte, erzürnt und enttäuscht zugleich fest, daß der vorgeführte Klangeindruck auch nicht im entferntesten dem inmitten eines Orchesters oder am Dirigentenpult entspräche. Mehr als ungeschickt war die Vorführung der Butterfly-Arie: Die Sängerin schrie uns aus allen vier Lautsprechern gleichmäßig laut ihren Text entgegen. ...
Zur Ehrenrettung amerikanischer Unternehmen sei angemerkt, daß Diciol anhand einer späteren Vorführung bei The Fisher einräumte, daß eine Produktion, bei der schon während der Aufnahme die spätere quadrofone Wiedergabe berücksichtigt worden war, die über hochwertiges Quadro-Equipment und mit korrekt aufeinander eingepegelten Lautsprechern abgespielt werde, eine beeindruckende Atmosphäre erzeugt werden könne. Insbesondere diese Anpassung der Wiedergabe-Anlage auf die Vorgaben der Musik würden allerdings den durchschnittlichen Endverbraucher überfordern und stehen den Ideen der Verfechter „modernen“ Klangerlebnisses entgegen.

Deutlich wird also, daß die Faszination neuer Erlebniswelten hier gegen den Anspruch der einwandfreien Reproduktion von Bekanntem zu stehen scheint: Gewissermaßen Amon Düül gegen Joseph Haydn.
Durchgesetzt hat sich die Raumklang-Idee übrigens in den späteren Jahren, folgerichtig, nicht für die Musik-Reproduktion, sondern durch das Heimkino. Sozusagen als „Audioalisierung“ optischer Effekte, ohne Rücksicht auf die Vorgabe der Regeln musikalischer Reproduktion.

Interessant finde ich den unterschiedlichen Ansatz: Während man sich in Deutschland mit der HiFi-DIN einen qualitativen Anspruch für die Musikwiedergabe auf die Fahnen geschrieben hatte, ging es in der amerikanischen Vorführung eher um den „Quadro-Effekt“ als solchen, als Instrument der Verkaufsförderung. Demoskopie-Institute hätten ermittelt, so der RCA-Produktmanager Tarr, daß ca. 80% der jungen Menschen in den USA bereit seien, für die neue Art der Musikwahrnehmung einen merklichen Teil ihres Geldes auszugeben. Wobei dieser „merkliche Teil“, mit 150-200 Dollar angesetzt, auch für damalige Verhältnisse kaum geeignet scheint, HiFi-Ansprüche zu finanzieren. Bei der Einführung von Quadro ging es vor allem darum, einen Anlaß zu haben dem Publikum neue Geräte zu verkaufen.
Einfach und in großen Stückzahlen günstig zu produzieren sollten diese Geräte sein. Neben dem Spulen-Tonbandgerät fand in erster Linie die in den USA verbreitete 8-Spur Kassette Verwendung. Deren kaum 0,45mm breiten Einzelspuren garantierten nicht eben einen hohen Signal-Rauschabstand, so daß z.B. RCA zu Lasten des Klirrgrades mit einem hohen Aussteuerungspegel produzierte, um das Rauschen erträglich zu halten. Von HiFi nach DIN-Norm blieb das Ergebnis weit entfernt.

Die Idee der Erzeugung eines Raumklanges hatte ursprünglich zu der Stereophonie geführt. Sie war als Resultat der Überlegung entstanden, da der Mensch über zwei Ohren zur räumlichen Wahrnehmung verfüge, sei es konsequent sozusagen für jedes Ohr einen eigenen Kanal vorzuhalten.
Eine gut gemachte Stereoaufnahme erzeugt bei angemessener Aufstellung sogenannte Phantom-Schallquellen in der menschlichen Wahrnehmung. Diese entstehen durch Interpretation der durch beide Ohren gemeinsam wahrgenommenen Töne auf der Basis vergangener Klangerfahrungen, solange sich die Boxen in einem günstigen Winkel vor dem Zuhörer befinden; die günstigste Stellung entspricht immer einem gleichschenkligen Dreieck in der Position von Lautsprechern und Zuhörer. Stehen die Boxen seitlich von ihm, entstehen diese Phantom-Schallquellen nicht mehr, weil die Lautsprecher dann nur ein Ohr direkt beschallen und das andere bestenfalls gemeinsam über den Reflexionsschall. Stehen die Lautsprecher hinter dem Probanden, mag zwar wieder ein Stereo-Eindruck entstehen, der aber zumindest mit deutlich verminderter Ortungsschärfe, weil das menschliche Ohr nun einmal auf die Wahrnehmung von vorn optimiert ist.
Die Quadrofonie sollte diese vermeintlichen Defizite beheben. Eine Anordnung der Lautsprecher an den Eckpunkten eines Rechtecks sorgt dafür, daß der Zuhörer immer zwei Boxen vor sich hat, deren gemeinsames Klangbild also stereophon wahrnehmen kann. Der weitere Nutzen der Quadrofonie besteht darin, daß die Eigenarten des Raumes, in dem eine Vorführung stattfindet, weitgehend unterdrückt werden können. Die räumliche Abbildung des virtuellen akustischen Raumes ist weniger vom Reflexionsschall abhängig, wie bei der Stereophonie, sondern – eine gute Aufnahmetechnik vorausgesetzt – von der korrekten Aufstellung und Justierung der Lautsprecher, die die Eigenschaften des Abhörraumes bis zu einem gewissen Grad übertönen können. Schließlich erlaubt die Quadrofonie durch die gezielte Ansteuerung von vier, anstatt von zwei Boxen eine exakte Positionierung von Klangquellen innerhalb einer 360° Ebene. Es kann also ohne Zuhilfenahme von Laufzeit-Eigenschaften anstatt einer ein-, eine zweidimensionale Abbildung, also akustische Tiefe erzeugt werden.
Eine Stärke der Quadrofonie, eben die Abbildung eines tiefen akustischen Raumes, wird gleichzeitig zu einer Schwäche, weil sie den Versuch repräsentiert, eine Wirklichkeit physio-akustisch abzubilden, wozu sie aber in Folge ihrer eingeschränkten Möglichkeiten nicht wirklich in der Lage ist. Das menschliche Hören hingegen erfolgt maßgeblich psycho-akustisch, daß heißt durch Abgleich der Wahrnehmung von direktem und Reflexionsschall mit der Erinnerung an bekannte Klangbilder. Während das oben beschriebene „gackernde Huhn“ eine wirkliche, punktförmige Klangquelle ist, entsteht es in dem virtuellen quadrofonen Raum als Produkt der Aktivität mehrere Tonquellen, die an ganz anderer Stelle, als die wirkliche Klangquelle tönen. Abgesehen davon, daß die Interaktionen der grundsätzlich verschiedenartigen Wellen innerhalb des künstlich erzeugten akustischen Raumes sich von denen des natürlichen unterscheiden müssen, kann eine Abbildung eines natürlichen Raumes durch den quadrofonen nur bei exakter Einhaltung der Positionen, insbesondere des Zuhörers, funktionieren. Dreht er zum Beispiel den Kopf, müssen die Effekte in Raumwahrnehmung andere sein, als hätte er den Kopf in einem natürlichen Raum gedreht, fängt die Raumdefinition plötzlich an zu wandern. Und wer spannt sich beim Musikhören schon gerne in ein Exo-Skelett ein, um die Position zu halten?
Die Grenzen der klassischen Quadrofonie werden beim „Frontalunterricht“ deutlich. Wenn die Phantomschallquelle ausschließlich vor dem Zuhörer liegen soll, kommt den rückwärtigen Boxen in erster Linie die Aufgabe zu, den dem originalen entsprechenden Reflexionsschall zu erzeugen. Da der Mensch aber aufgrund der Anordnung und Form seiner Ohren nach hinten nur bedingt hören und eigentlich gar nicht orten kann, müssten diese Boxen, sollen sie denn einen Sinn haben, im Verhältnis zu den frontalen lauter aufgedreht werden. Dies wiederum zerstört das Klangbild, ebenso, wird der Kopf gedreht oder die Position des Zuhörers verändert.

Das praktische Problem der Quadrofonie war ein anderes: Verschiedene, teils inkompatible technische Umsetzungen:
Die Quadrofonie wird im Idealfall mit vier von der Aufnahme bis zur Wiedergabe getrennten Kanälen erzeugt. Ein solches sogenanntes „diskretes“, „4-4-4“-System arbeitet also mit vier Mikrofonen, vier Aufnahme-/Wiedergabespuren und vier Endstufen, an denen insgesamt vier Boxen hängen. Eine Technologie, die zunächst am einfachsten mit Hilfe des Magnetbandes als Speichermedium realisiert werden konnte.
Auch in den USA war jedoch die Schallplatte weiter verbreitet, als das Magnetband. Aufgrund der Beschränkung der Platte auf zwei Rillenflanken, in die das Signal graviert wird, kann eine 4-Spur Aufzeichnung auf Platte jedoch nur mit Hilfe eines technischen Tricks erfolgen. Nachdem man erfolglos mit Ultraschall experimentiert hatte, kam die japanische Nivico (JVC) auf so einen Trick, der 1971 in dem sogenannten CD4-Verfahren (Quadradisc) realisiert wurde: CD-4 bildet aus jeweils zwei der vier Kanäle ein Summen- und ein Differenzsignal. Ersteres umfaßt den Frequenzbereich bis 15kHz, das andere wird einer Trägerfrequenz von 30kHz aufmoduliert. Die Summensignale der Kanäle 1 und 2 werden auf der einen, die der Kanäle 3 und 4 auf der anderen Rillenflanke aufgezeichnet. Mit Hilfe einer speziellen Demodulator-Schaltung werden bei der Wiedergabe aus den beiden abgetasteten Signalen die vier einzelnen Kanäle extrahiert. Dabei bleibt der Übertragungsbereich der Frontkanäle auf 30-15.000 Hz, der der Rückkanäle auf 30-10.000 Hz beschränkt. Eine normale Tonabnehmer-Nadel erfaßt beim Abspielen der CD4-Platte nur das Summensignal, so daß das Verfahren abwärts-kompatibel zu den üblichen Stereo-Schallplatten bleibt. Die für die CD4-Quadrofonie entwickelte Shibata-Nadel ist in der Lage, auch die Trägerfrequenz für das Differenzsignal abzutasten und an den CD4-Demodulator zu übermitteln. Die Kanaltrennung liegt in diesem Verfahren bei 30 dB.
Als eigene Interpretation der CD4-Idee veröffentlichte Denon im Jahre 1976 in Zusammenarbeit mit Nippon Columbia das UD4-System. Zu spät für einen Erfolg.
Zwar gab es in den USA, z.B. in San Franzisco, schon 1971 Versuche, Quadrofonie im Radio zu senden. In einem Land, in dem es keine flächendeckende UKW-Versorgung gab, leistete dies, zumal im Nachtprogramm, recht wenig für die Beförderung des Erfolges der Technologie. Für Deutschland war CD4 aufgrund des hiesigen 100kHz-Rasters (USA: 200kHz) nicht radiotauglich.

Ein alternatives System für die Speicherung auf Schallplatte wurde bereits 1969 von Electro Voice vorgestellt. Das Electro Voice 4-Channel Stereo (EV4) basierte auf dem Konzept des Mathematikers Peter Scheiber, das auf einer mathematischen Zahlenmatrix beruhte, weshalb sein System als Matrix-Verfahren bekannt wurde. Vereinfacht gesagt wird bei diesem „4-2-4“-Verfahren das in vier Kanälen erzeugte (ggf. gemasterte) Signal zur Speicherung und Übertragung, paarweise, doch zueinander phasenverschoben, in zwei Kanäle komprimiert. Hierzu bedarf es – ähnlich wie bei den gängigen Rauschunterdrückungs-Systemen – eines Kompanders, der bei der Aufnahme kodiert und bei Wiedergabe dekodiert. In identischer Form gab es die gleiche Technik auch von Dynaco (DY). Den amerikanischen Matrix-Verfahren blieb allerdings der Erfolg versagt, was vielleicht auch daran gelegen haben mag, daß der eigentliche Lautsprecher-Hersteller Electro Voice nicht mit einem Partner aus der Szene der Musikproduzenten antrat.

Während das in den USA verbreitete Konzept der Quadrofonie auf der Erwartung basierte, der Kunde solle eine komplett quadrofone Anlage installieren, erkannten die meisten japansichen Hersteller in den Besitzern von Stereo-Anlagen potentielle Interessenten für eine Quadro-Aufrüstung. Zudem mußte Quadro nach ihrem Kalkül weltweit rundfunktauglich und mit den vorhandenen Medien und Quellgeräten abspielbar sein. Es entstand in Zusammenarbeit von Sony und CBS mit dem SQ-System (Stereophonic Quadraphonic) ein auf dem „Matrix“-Verfahren von Peter Scheiber beruhendes 4-2-4-System, das zu dem Electro Voice-Verfahren kompatibel war. Leider klappte die Kanaltrennung zunächst nur unbefriedigend (3-5 dB). Erst die Version von 1972/73 wurde mit einer vorne-hinten Trennung von ca. 12-15 dB praktikabel. Die Weiterentwicklung von EV4 wurde 1974 zugunsten von SQ aufgegeben.
Da Firmen ungern Lizenz-Gebühren zahlen (meine These) und sich mit den Phasenbeziehungen der Scheiber-Matrix gut experimentieren ließ, entstanden neben dem EV4- / SQ-Verfahren schnell weitere Matrix-Versionen der Mitglieder der Electronic Industry Association of Japan (EIAJ): Zum Beispiel Denon (QX-4), Kenwood (QR), Sansui (QS) und Toshiba (QM) bauten 4-2-4-Quadro. Die Verfahren wurden 1972 unter Einflußnahme eines Normenausschuss unter der Bezeichnung Regular Matrix zusammengeführt; praktisch überlebte SQ.
Technologisch hatte 4-2-4 gegenüber 4-4-4 vor allem den Nachteil, daß die Kanäle unterdefiniert sind. Es hat sich jedoch insofern durchgesetzt, weil das heute aktuelle Raumklangverfahren den selben Ansatz verwendet.
Letztlich gescheitert ist die „echte“ Quadrofonie zumindest an den vielen unterschiedlichen Systemen. Weder Kunden noch Plattenfirmen noch Sende-Anstalten konnten sich auf ein System konzentrieren.

Übrigens gab es tatsächlich Versuche von 4-Kanal-Quadro auf Compact Cassette! BASF brachte dem Philips-Standard entsprechende Musikkassetten nach dem SQ-Verfahren auf den Markt, Decca nach QS. Philips und JVC entwickelten ein 8-Spur Verfahren, weil Philips auf die Standard-Kompatibilität beharrte, obwohl JVC bereits einen 4-Spur Recorder entwickelt hatte. Auch Dual sollte angeblich seine Toplader bereits für den Quadro-Betrieb vorbereitet haben: Halterungen für zusätzliche VU-Meter und Steckplätze für ihren Anschluß auf der Platine seien in den Serien-Stereogeräten bereits vorhanden.

Dem üblichen Verfahren entsprechend hatte das amerikanische Außenhandels-Ministerium übrigens schon in Frühling 1970 in Frankfurt am Main eine HiFi-Schau veranstaltet, bei der den Kunden die Vorzüge der neuen Technologie vorgeführt wurden. Üblicherweise wird bei solchen Veranstaltungen – bis heute – von amerikanischer Seite mit der klaren Erwartung davon ausgegangen, das der Handel nach Abschluß gefälligst zu ordern habe.
Das tat er 1970 nicht. Das tat er auch später nicht wirklich.

Als Ausweg aus der Quadro-Misere setzten europäische Hersteller auf sogenannte „2-2-4“- oder „Pseudo-Quadro“-Verfahren. Hierbei wird aus einer normalen Stereo-Aufnahme ein 4-Kanal-Signal generiert. Man bildet von den beiden Stereosignalen Differenzen und gibt diese zueinander um 180° phasenverschoben über die hinteren Boxen wieder. In einem alternativen Verfahren werden über die hinteren Boxen um ca. 30ms verzögerte Stereosignale abgespielt. Bang&Olufsen forschte an einem System, bei dem das zeitverzögerte Signal – der menschlichen Physiologie angepaßt - über seitlich aufgestellte Boxen wiedergegeben wurde! Die Zeitverzögerung wurde z.B. durch das hintereinander versetzte Abtasten eines Tonbandes generiert.
Die meisten Pseudo-Quadro Komponenten deutscher Produktion, die mir bekannt sind, waren gleichzeitig für eines der Matrix- oder diskreten Verfahren geeignet, oder ließen sich modular erweitern. Zumindest grassierten Werbe-Aussagen über die Erweiterungsmöglichkeiten; ob es die versprochenen Module jemals gegeben hat, bzw. sie jemals jemand erworben hat, würde mich wirklich interessieren. Klärt mich auf!
Aus dem Pseudo-Quadro-Verfahren sind dann auch die Zusatz-Verstärker erklärbar, von denen inzwischen zwei an mir vorbei gezogen sind: Dual MV-61 (~ Loewe MS-60) und Loewe QV-300. Beide werden über die Lautsprecher-Ausgänge eines Stereoverstärkers angesteuert und erzeugen ein 4-Kanal-Signal. Dual nennt das „Multifonie“ (Loewe: „Multisound“). Beide Geräte sind scheinbar in ihrer Leistungsentfaltung von der Ausgangsleistung des zuspielenden Verstärkers abhängig und können zudem als Zweit-Stereoverstärker für die Mehr-Raum-Beschallung eingesetzt werden. Beide Geräte sind für ein „echtes“ Quadrofonie-System aufrüstbar; der jüngere Loewe verfügt sogar über ein Paar 900mV-Eingangsbuchsen für echte 4-Kanal-Stereophonie.
http://dual.pytalhost.eu/1974/dual74-34.jpg
http://wegavision.pytalhost.com/loewe74/loewe74-42.jpg

Ob echte oder Pseudo-Quadrofonie. Ein Problem haben sogenannte Raumklangverfahren eigentlich immer: So etwas wie DEN Raumklang gibt es nämlich nicht.
Nehmen wir einmal an, die Physiologie des Ohres, Außen- und Innenohr, Eustachische Röhre, Mundhöhle und was noch so dran hängt, wäre bei jedem Menschen identisch, so daß wir alle in gleicher Weise objektiv zu identischer Wahrnehmung in der Lage wären. Natürlich müssten auch unsere Kopfform, die Lage des Ohres am Kopf, die Lage des Kopfes am Körper (klar, oben drauf: aber wie hoch?) identisch sein. Dann bliebe aber immer noch die unterschiedliche Prägung in der Kleinstkind-Phase unserer Entwicklung, in der wir hören und uns akustisch zu orientieren lernen. Wobei übrigens auch das Zusammenspiel der Sinne wichtig ist.
Wir sind also mit Individualität geschlagen. Ob wir wollen, oder nicht. Aber wir haben gelernt, damit klar zu kommen. Ist also nicht so schlimm. Wir gleichen akustische Erfahrungen mit optischen ab, prüfen die Reaktion unseres sozialen Umfeldes dazu, und merken uns die Interpretation.
Problematisch wird das ganze, wenn uns ein virtueller akustischer Raum vorgespielt werden soll. Unsere individuellen Eigenarten der Wahrnehmung und die erlernten Interpretationsmuster sorgen im Verbund mit fehlender optischer Information dafür, daß wir unterschiedlich „hören“. Wer also z.B. in der richtigen Welt wegen seiner abstehenden Ohren den reflektierten Schall von hinten etwas weniger gut wahrnehmen kann, als sein Nachbar mit den schnieke angelegten, der wird aufgrund des emulierten Reflexionsschalles eines virtuellen akustischen Raumes von vorn zu einer gänzlich anderen Raum-Interpretation kommen, als der schon genannte Nachbar. „Raumklang“ bleibt also letztlich ein Effekt. Und ist daher im Kontext der Video- und Kino-Untermalung gut aufgehoben.

Quellen:
http://www.wendycarlos.com
http://de.wikipedia.org/wiki/Quadrofonie
http://de.wikipedia.org/wiki/Phantomschallquelle
http://de.wikipedia.org/wiki/Ambisonics
http://www.quadrophonie.de/quadro/deutsch.htm
http://www.epanorama.net/documents/audio...entor.html
http://www.vxm.com/21R.83.html
http://members.cox.net/surround/quaddisc/quadfrmt.htm
www.patentstorm.us/patents/4799260.html
Meldungen aus der Industrie - HiFi-Stereophonie 1/71
„Quadrophonie in den USA“ – Otto Diciol (HiFi Stereophonie 2/71)
Quadrofonie – Karl Breh (HiFi Jahrbuch)

Tschüß, Matthias
Stapelbüttel von einem ganzen Haufen Quatsch
Zitieren
#2
´
Als die Quadrophonie auf den Markt geworfen wurde, arbeitete ich in einem der führenden Rundfunkläden in der Stadt.

Natürlich wurden auch Quadro- Anlagen im HiFi- Studio vorgeführt. Und, logo, mit entsprechenden Vorführmedien. Beeindruckend war vor allen anderen Anlagen ein System von Toshiba (machen die noch was mit HiFi?) das von einem vier- kanaligen Bandgerät mit Demo- Musik versorgt wurde.

Da fühlte man sich wirklich wie der Dirigent, das Orchester von vorne, der Applaus von hinten. Auch andere Aufnahmen, wo man den Platz eines Musikers einnahm, waren recht effektvoll. Nur eben recht praxisfremd.

Auch die diversen Matrixsysteme hatten ihren Reiz, die Tiefe von oder nach hinten brachte teils doch ein Mehr an Genuss.

Was neben den Kosten und der miteinander konkurrierenden Systeme den Verkaufserfolg verhinderte war die Tatsache, dass die KäuferInnen meist nicht willens waren, zwei zusätzliche Lautsprecherboxen aufzustellen. Schon bei 2 Boxen gibt es Diskussionen, Er möchte eine gescheite (große) Box, Sie tendiert eher zu Brüllwürfeln. Und dann noch vier Kästen?

Nein Vati, nicht in meinem Wohnzimmer!!
Frank


Wer aus dem Rahmen fällt, muß vorher nicht unbedingt im Bilde gewesen sein.
Zitieren
#3
Ich glaube, die Firmen, die damals Quadro-Geräte anboten, haben potentiellen Käufern die Vorzüge des räumlichen Hörens auch nicht wirklich nahegebracht. Mein Vater (zur Quadro-Zeit durchaus HiFi-interessiert und auch einigermaßen investitionsfreudig) hat das ganze immer als Unfug abgetan, weil der Mensch seiner Meinung nach mit seinen zwei Ohren auch nicht mehr als zwei Tonkanäle unterscheiden kann. Möglicherweise wäre er, wenn jemand diesen weitverbreiteten Irrtum aufgeklärt und ihn zu einem entsprechenden Hörtest eingeladen hätte, zum Quadro-Freund geworden.
Zitieren
#4
Zitat:timo postete
...Möglicherweise wäre er, wenn jemand diesen weitverbreiteten Irrtum aufgeklärt und ihn zu einem entsprechenden Hörtest eingeladen hätte, zum Quadro-Freund geworden.
Hallo Timo,

das ist nicht auszuschließen.
Wenn ich allerdings überlege, an welche Händler ich mich im weiteren Umfeld erinnere, die räumlich in der Lage gewesen wären, eine qualifizierte Quadro-Vorführung durchzuführen, dann sehe ich ob der Möglichkeiten, auf diesem Wege Kunden zu überzeugen, schwarz.
Die meisten Händler waren auf die Präsentation von Fernsehgeräten optimiert, besaßen UND besitzen in der Regel keinen extra Fono-Vorführraum. Selbst ambitionierte reine HiFi-Händler kenne ich kaum, die zu solch einer Vorführung in der Lage gewesen wären, insbesondere wenn man die von den Amerikanern anvisierte Preiskategorie ($150-200) bedenkt, für die kein Händler ein Hinterzimmer ausräumt.

Vielleicht erinnert sich jemand, der damals ein kleiner Händler gewesen oder solche Händler beliefert hat, wie sich deren Situation dargestellt hat.

Tschüß, Matthias
Stapelbüttel von einem ganzen Haufen Quatsch
Zitieren
#5
Hallo!

Von "The Fisher" (ELAC) wurde mir vor ca. 20 Jahren mal ein
Quadrophonie-Receiver im Pultformat (Bedienfeld schwarz,
Korpus Schleiflack weiß) geschenkt. Leider weiß ich den Typ
nicht mehr. Ich erinnere nur, daß der Klang beeindruckend war,
die Kiste mordsmäßig schwer war und der Aufbau innen war
komplett in modularer Steckkartentechnik ausgeführt. Muß
richtig teuer gewesen sein. Im hinteren erhöhten Teil waren
etliche Profilinstrumente aufgereiht (Feldstärke, Mittenanzeige,
und, und, und). Auf dem flachen Teil beherrschten Flachbahn-
regler und Sensortasten(?) die Fläche.
Ich bekam sogar die kompletten Serviceunterlagen dazu. Es
wanderte aus Platzgründen in´s Museum nach Hildesheim. Dort
wartet es mit vielen anderen Geräten (viele von mir) darauf,
daß der Besitzer mal Zeit hat eine Ausstellung herzurichten.
Zur Zeit weiß er nicht, wo sich die Geräte im Einzelnen befin-
den!

Wer kann sich an den von mir beschriebenen Quadro-Receiver
erinnern (Typ, Baujahr, Bilder)?

Grüße
Wolfgang
Zitieren
#6
Gunnaaamd,

die Anzahl der Lautsprecher hat mit der Anzahl unserer zwei Ohren nicht notwendigerweise zu tun, insofern kann auch die Quadrofonie nicht an den zwei 'überschüssigen Lautsprechern eingegangen sein. Etwas genauer: Die zweikanalige Stereofonie ist vom Standpunkt unseres Gehörs mindestens so abenteuerlich wie die Quadrofonie. Der Ausschließlichkeitsanspruch der Phantomschallquellentheorie (ein von der Koinzidenzstereofonie gehätscheltes Kind) zur Erklärung stereofoner Ereignisse ist seit nun fast 30 Jahren auch nicht mehr aufrecht zu erhalten, wie der Blick auf die zeigenössische psychoakustische Literatur lehrt.
Man kann sich in diesem Zusammenhang einmal auf www.hauptmikrofon.de umtun, nach der Dissertation von Günther Theile suchen (der dieser Tage nominell in den Ruhestand wechselte...) und dessen neuere Publikationen speziell zur Surroundtechnik studieren:

http://www.hauptmikrofon.de/theile.htm

Hier lohnt auch die Lektüre von:
Multichannel natural music recording based on psychoacoustic principles, Update October 2001

Übrigens ist auch der Ausschließlichkeitsanspruch binauraler Verfahren (z. B. Ralph Glasgal) ebenso problematisch wie die Negation der Notwendigkeit 'binauraler Information', die mein wirklich verdienter Kollege Eberhard Sengpiel ("Brauchen wir Ohrsignale?") vertritt.
Ich setze dagegen letztlich die Theile (Assoziationtheorie) und Sengpiel verbindende Position: Das Gehör benötigt Informationen, die es wiedererkennen und über seinen Erfahrungsschatz funktional (!!!) einordnen kann, um daraus 'auf sekundärem Bildungsweg' ein mehrdimensionales Bild zu rekonstruieren, das ihm glaubwürdig erscheint. Da kommen also nur Ohrsignale im weiteren (nicht engeren!) Sinne in Frage, denn sonst würde das Gehör das Angebot nur als Kauderwelsch apostrophieren und auf stur schalten: "Nicht anzuhören!"


Die Quadrofonie ging seinerzeit über die Klinge, weil kein adäquates Medium für den Transport zur Verfügung stand. Die Schallplatte war diesbezüglich eine Krücke, der Rundfunk noch nicht einmal flächendeckend zweikanalig. Über den Umgang mit den beiden 'zusätzlichen' Kanälen war man sich umso mehr nicht recht klar, als alle Transportmedien zusätzlich am für reine Raumsignale deutlich zu schlechten Geräuschspannungsabstand litten.

Kenntnisse zur Musikliteratur und zu Musiktheorie könnten in betroffenen Kreisen allgemein auch besser sein, was im Positivfalle gewisse Klippen hätte meistern helfen. Andererseits darf man auch die schon nicht gerade hausfrauenfreundlichen Lautsprecher außer Acht lassen, deren Anzahl sich wohnzimmerfüllend verdoppelt hätte. Damit gilt in der Tat: Wozu dat janze?

Am quadrofonen (oder surroundischen) Desinteresse einer ohnehin ziemlich nachhaltig ruinierten Branche sowohl auf Seiten der Musiker wie der Tonverantwortlichen hat sich trotz erheblicher Veränderung der technischen Umstände nicht allzu viel geändert: So versuchte ich über die letzten 15 Jahre bis zum heutigen Tage vergeblich eine Surround-Aufnahme eines recht bekannten, qualitativ zentralen Werkes der abendländischen Musikkultur und sei es als Versuch neben einer regulären zweikanaligen Aufnahme zu realisieren, um aus den Ergebnissen auf Intentionen des geringfügig vor unseren Tagen dahingeschiedenen Komponisten zu schließen: Fehlanzeige bei Musiker und Prduzentens gleichermaßen.
Die zentralen Pradigmen der Szene haben sich mittlerweile nachhaltig geändert, weshalb ich nicht mehr damit rechne, vor meinem Hinscheiden noch einmal mit den erhofften Einsichten zu besagtem Werk konfrontieert zu werden.

Vielleicht ist es mir dereinst in den ewigen Tonmeisterjagdgründen eher vergönnt, den Komponisten hochderoselbst zur Sache zu befragen, als dass zuvor hienieden das einschlägige Interesse an meinen surroundischen Fragestellungen ausbräche.

Folgerichtig entwickelt sich auch Surround primär in der Richtung des Spielzeuges. Alternativen sind letztlich nicht in Sicht, zumal die Wellenfeldsynthese nach Diemer de Vries als erheblich zu aufwendig gilt.
Nach einem ziemlich universell angelegten Tonmeisterleben zwischen wirklicher Musik und wirklicher Technik und meiner Identifikation mit beiden Genres frage ich mich ernsthaft, ob am medialen Transport wirklich soviel dran ist, dass man sich all der Kasteeiungen unterwirft, die offenbar zwangsweise damit verbunden sind.

Hans-Joachim
Zitieren
#7
Hallo Matthias,
die damals übliche Quelle für Quadrophonie war eigentlich nur die Schallplatte.Es gab beides:die SQ oder die CD 4 Version (je nach Plattenlabel),und das zusätzlich zu der normalen Stereo-Schallplatte!
Von Motorola gab es die Decoder als integrierte Schaltungen zu SQ, die zB. auch von der Zeitschrift Elektor in entsprechenden Selbstbau-Decodern eingesetzt wurden.Die gleichen Schaltkreise wurden auch von Grundig eingebaut.
Grundig hatte aber auch einen separaten externen CD4-Decoder.Diese Technik ist sehr aufwendig ,weil Breitband-Tonabnehmernadeln (bis ca.50kHz)mit speziellem Shibata-Schliff für die Abtastung der Schallplatten nötig sind.SQ-Platten hingegen sind mit normalem Tonabnehmer abspielbar.
Außerdem gab es noch die "Ambiphonie" ,die sich einfach des Differenzsignals aus den Stereokanälen bediente ,um ein (Mono)-Raum-Signal für einen hinteren Lautsprecher zu erzeugen.So ganz ohne ist dieser Effekt vor allem bei gut abgemischten Live-Aufnahmen nicht,man benötigt nur einen zusätzlichen hinteren Lautsprecher,der einfach zwischen den Stereokanälen angeschlossen wird.Rauminfomation ist also auch schon im Stereosignal (Zweikanal) enhalten.
Ray Dolby hat sich dann wiederum mit seinem "Dolby-Surroumd" genannten Quasi-Standard kommerziell durchgesetzt.Die Wirkung ist dem SQ-Verfahren sehr ähnlich .Eigentlich sind es aber nur 3 Kanäle ,da hinten nur Mono ausgegeben wird,überflüssigerweise jedoch oft an zwei zusätzliche Lautsprecher.Erst das AC3-Verfahren liefert wieder ein Stereosignal für die hinteren Boxen.
Quadro betraf also oft nur die Anzahl der Lautsprecher-Boxen jedoch nicht die Anzahl der unabhängigen Kanäle.Es handelt sich meistens nur um eine zusätzliche Rauminformation und das funktioniert schon mit 3 Lautsprecher-Boxen (von "Triophonie" spricht aber deswegen niemand!).
"Raumklang" hat auch zunächst nichts mit den individuellen Eigenschaften der Ohren des Hörers zu tun ,nicht zu verwechseln mit den Kunstkopf-Aufnahmen die für Kopfhörerwiedergabe optimiert sind.Raumklang ist die Abbildung des Hörraumes,also z.B.die Akustik eines Konzertsaales(Nachhallzeiten usw.). Das empfinden alle Zuhörer gleich .
Man ist also in ca.30 Jahren bei der "Quadro-Technik" nicht viel weiter gekommen,das Angebot an "Raumklang" oder Surround"-Systemen nahm aber deutlich zu.Es geht dabei heute vorwiegend um synthetische Kinoeffekte die besonders effektvoll sein sollen zur Untermalung der Bildinformation .
Gruß
Reinhard
Zitieren
#8
Dear all...

...wie so oft sollten wir die damaligen Märkte in der "alten" und der
"neuen" Welt nicht zu sehr miteinander vergleichen.
Wir dürfen wohl annehmen, dass sich die Quadrofonie in den USA/Kanada
ungleich besser verkauft haben dürfte als in Europa (...auch in den
frühen 70ern war eine "brauchbare Stereo-Anlage" noch lange nicht
in jedem europäischen Haushalt vorhanden).

Warum dann aber doch irgendwann das AUS? An der technischen
Unzulänglichkeit allein wird es nicht gelegen haben. Wie wir wissen
setzen sich nicht immer automatisch die technisch brilliantesten Lösungen
am heiss umkämpften Markt durch - im Umkehrschluss sind
auch nicht die grössten Krücken nur Eintagsfliegen (auch das wissen wir).

Ein "billion-dollar-baby" will eben auch erst einmal geboren werden - dazu
gehört eine ganze Menge mehr als nur "Shibata-Schliff" und ein paar
Decoder (...auch das haben wir ja an anderer Stelle bereits gelernt).

Technische Unzulänglichkeit hin oder her - ich stelle
die folgenden beiden Thesen auf:

1.

Wenn schon zu "Lebzeiten" der Quadrofonie ein (oder besser mehrere)
Hersteller (und Musik- und Filmproduzenten) auf die Idee gekommen
wären, Bild und Ton in der Weise miteinander zu "verknoten" wie es
heute (im Zeitalter von Surrround & Co.) geschieht, dann hätte die
Quadrofonie vielleicht länger gelebt (um dann natürlich durch ein technisch
konsequenteres System ersetzt zu werden). Aber dafür waren die grössten
Teile der Weltmärkte noch nicht "reif" - der zu treibende Aufwand wäre
zu gross gewesen (zumindest mit den damals zur Verfügung stehenden
technischen Mitteln). Man stelle sich nur einmal eine heutige Dolby-Surround
Anlage realisiert ohne ICs, ohne Digitaltechnik, ohne hochautomatisierte
Fertigung vor - so einen "Materialtrumm" könnte/würde keine breite Käuferschicht bezahlen.

Ich frage mich also, welche Hersteller glaubten, aus dieser Technik ein
Geschäft generieren zu können - es waren wohl derer nicht allzu viele!
(Bzw. einige sehr potente Hersteller haben sich wohl verschlossen...)

2.

Musik "daheim" möglichst Konzertgetreu reproduzieren zu können, ist
eine Aufgabe die mit vielen Kompromissen auskommen muss, das
wissen wir. (Überhaupt: was ist "Konzertgetreu", wie hat das "Original"
geklungen? ...Aber das ist ein anderes Thema!).
Insofern ist es vielleicht auch müssig darüber zu reden, ob
es "authentischer" ist, sich im trauten Heim in eine "virtuelle Bühne" hinein
zu setzen (ein Umstand, dem man in der Praxis den Kontakt mit den
Saalordnern verdanken dürfte...) oder ob man sich lieber von "vorn"
beschallen lässt - wie an der Bühne auch.

Aber eines ist (für mich) sicher: Raumklang (...heute neudeutsch
"Surround") ist ein bischen anstrengender. Die von Matthias so treffend
zitierte Äusserung O.Diciol´s ist meiner Ansicht nach ein deutlicher
Hinweis, dass "ernsthafte" Musik-(Zu-)Hörer dies schon zu "Quadro"-Zeiten
so empfunden haben. Der Mensch neigt nun mal "von Haus" aus dazu, seine
visuelle Aufmerksamkeit in die Richtung zu wenden, aus der der Schall
kommt (...ohne diesen Schutzmechnismus wären wir wohl schon längst
im Straßenverkehr unter die Räder gekommen...). Besonders schreckhafte
Naturen sind also eher genervt, wenn auf einmal plötzlich aus dem "Hinter-
halt" ein Paukenschlag erschallt. Was bei Bild&Ton ein beeindruckender
Effekt sein kann (...auch sowas nutzt sich aber mit der Zeit ab - das
wissen wir), kann beim Versuch, entspannt zu zuhören durchaus nervig
werden. Ich interpretiere Diciols Bemerkung jedenfalls so...
...und aktuelle Bemerkungen aus dem näheren Bekanntenkreis
geben mir da recht: Surround konsequent umgesetzt kann spannend
sein, wenn das "Auge mit isst" aber es kann auf Dauer anstrengen, wenn
man nur hören will!
Nun - heutzutage, wo man die "Jubelelektronik" für ´n Appel & n´Ei
kaufen kann, wird von den meisten Konsumenten das Bild (garniert
mit dem akustischen "Punch") vorgezogen - wer will auch schon "nur"
(zu-)hören? Vor 30/40 Jahren war man da wohl noch etwas "anders
geartet"... ...und die Technik auch nicht so preiswert zu bekommen.
(Sh. These 1.)

...meine Meinung soweit dazu...

Gruss


Peter


edit: Schreibfehl. korr.
Time flies like an arrow. Fruit flies like a banana. (...soll Groucho Marx gesagt haben, aber so ganz sicher ist das nicht...)
Zitieren
#9
Guten abend auch von mir,

schön, daß dieses Thema hier aufgegriffen wird. Ich muß mich neuerdings von berufswegen damit befassen, denn ich darf/muß in Zukunft Dokumentarfilme, deren Stereosignal absolut ausgereicht hat, in 5.1 abmischen. Das wird mit Einführung des HD-Fernsehens so erwartet, unabhängig vom Sinn und Zweck des Ganzen.

Schön, wenn im Wald von überall die Vöglein zwitschern. Aber Fernsehen lebt von Umschnitten, die auch den Kamerastandort ändern. Soll man da jedesmal auch den Sound ändern? Wohl kaum. Das macht man auch bei Stereomischungen nicht und daher bleibts mir etwas verschlossen, warum das so gebraucht wird.

In Spielfilmen wie Star Trek mögen Effekte wie: "Achtung, Raumschiff kommt von hinten links" erlaubt und gewünscht sein. In Dokus wohl eher weniger und wer weiß, vielleicht werden auch irgendwann die Nachrichten in 5.1 ausgestrahlt.

Im übertragenen Sinn hat Matthias ganz Recht: Es geht darum, daß sich die Leute möglichst wenig in Ihrem HiFi- bzw. Fernsehsessel bewegen müssen oder dürfen. An diesem Ziel arbeitet nicht nur das Fernsehen, sondern auch wir Konsumenten, da es scheinbar oberstes Menschenziel ist, sich bewegungslos berieseln zu lassen.

Aber zurück zur Technik. Ich bin stolzer Besitzer eines alten PE-Plattenspielers, auf dem ich fast nur Schellacks laufen lasse. Und das über ein Röhrenradio, natürlich Mono. Müssten meine Gehörgänge nun verrückt spielen oder das Gehörte als Schrott abtun? Nö! Oder wenn meine 74er Stereoanlage mit Dual-Dreher, Marantz Receiver und Pilot-Boxen alte Singles zum Partyhighlight machen? Noch weniger: Nö! Denn man hat im Raum noch genügend Bewegungsfreiheit für´s Stereo und wenn nicht, ist´s auch egal. Und letztlich mein Fernseher, der in der Mitte zweier ausgewachsener Charly Octopussy steht, gibt mir ausgewachsene audiovisuelle Glückseligkeit.

Lange Zeit wurde von Seiten der Industrie an der Verbesserung der Audio- und Videoqualität gearbeitet. Mit dem Zeitalter der Datenkomprimierung scheint auch das Geschichte zu sein. Und: "Inhalt geht vor Technik", ist eine alte Fernsehweisheit. Diese wird aber auch nach und nach erfolgreich abgeschafft. 5.1 wird bevorzugt und da das so ist, werden auch gerne mal vorn links und vorn rechts nach hinten links und hinten rechts geroutet, das passt schon. Sinn und Inhalt: Egal!

Am schlimmsten dabei: Das alles läßt sich wegen des sechskanaligen Aufwandes kaum noch analog mischen. Das geht jetzt per Rechner, dem allerdings die vielen altvertrauten Fader und Regler fehlen, auf die man direkten Zugriff hat. Es gibt ne Bedienoberfläche, wo man seine Bedürfnisse einzeln anklicken kann, oder eben wegen des Aufwandes (also Zeitverlustes) auch nicht. Die Folge ist, daß nicht mehr im eigentlichen Sinn gemischt wird, sondern alle Pegel in ein erträgliches Verhältnis gesetzt werden und man das Ganze mehr oder weniger durchlaufen läßt. Na danke.

Und dann kommt da noch der Käse mit den Subwoofern und Centerlautsprechern. Nicht nur HiFi-technisch eine Kröte, sondern auch produktionsseitig. Konnte man bisher einen Mischraum mit zwei Boxen idealisieren, wie es der Konsument zu Hause haben sollte, so ist´s mit sechs Boxen schlichtweg unmöglich. Vor allem, wenn man mal zu Media Markt, Saturn und Co geht und sich ansieht, was einem da an Surroundanlagen angedreht wird. Die Idee der Amis hat gewonnen: Hauptsache, es kommt von allen Seiten, egal wie.

Sorry, fertig gemeckert,
Axel
Zitieren
#10
Hallo zusammen!

Auf der Suche nach dem The Fisher (ELAC) Quadroreceiver
bin ich wohl fündig geworden. Zumindest kommt dieses
Gerät meiner Erinnerung am nächsten. Meines war allerdings
Scheiflack weiß.

http://www.elac-analog.de.tl/5000.htm

Grüße
Wolfgang
Zitieren
#11
Zitat:Matthias M postete
...Die meisten Händler waren auf die Präsentation von Fernsehgeräten optimiert, besaßen UND besitzen in der Regel keinen extra Fono-Vorführraum. Selbst ambitionierte reine HiFi-Händler kenne ich kaum, die zu solch einer Vorführung in der Lage gewesen wären, ....
Dem war bei meinem damaligen Dönergeber nicht so.

Dort war ein eigener, abgeschlossener und schallisolierter Raum als HiFi- Studio eingerichtet. Die Gestaltung war an ein Wohnzimmer angelehnt, mit Sitzgruppe und Couchtisch. Auf einer Seite waren Receiver und Verstärker untergebracht, vorne (und für Quadro auch hinten) die Boxen und auf der andern Seite die damals angesagten Kompaktanlagen. Alle Geräte waren mit Umschaltpulten von Telefunken mit allen Boxen kombinierbar. Zusätzlich war es möglich, eine kleine Auswahl von Plattenspielern und Bandgeräten zuzuschalten.

So waren von dieser Seite eigentlich optimale Bedingungen geschaffen, zudem konnten unschlüssige Kunden auch verschiedene Geräte zu Hause probehören. Das war ein Service, den nur Fachhändler boten.

Trotzdem wurde Quadro nur sehr, sehr zögernd angenommen. Und in der angesprochenen Preisklasse von $ 250.-, was seinerzeit ca. DM 650.- entsprach gab es meiner Erinnerung nach keine Angebote. Eine reinrassige Quadroanlage lag preislich über einer Stereoanlage, und da war unter DM 2000.- nichts Brauchbares zu haben, wenn man von der Grundausstattung Receiver, Plattenspieler und 2 Boxen ausging.
Frank


Wer aus dem Rahmen fällt, muß vorher nicht unbedingt im Bilde gewesen sein.
Zitieren
#12
Zitat:raker postete
Ray Dolby hat sich dann wiederum mit seinem "Dolby-Surroumd" genannten Quasi-Standard kommerziell durchgesetzt.Die Wirkung ist dem SQ-Verfahren sehr ähnlich .Eigentlich sind es aber nur 3 Kanäle ,da hinten nur Mono ausgegeben wird,überflüssigerweise jedoch oft an zwei zusätzliche Lautsprecher.
Reinhard
"Dolby Stereo" ("Dolby-Surround" ist nur ein neuer Name für den Consumer-Bereich) war nicht für den privaten Bereich gedacht. Es wurde entwickelt, um den 35mm Lichtton zu verbessern.

Das System hat 4 Tonkanäle (Links, Center, Rechts, Surround), welche per Matrix-Codierung in 2 Übertragungskanälen Platz finden.
Hierzu kam dem Lichtton noch Dolby A, später dann auch Dolby SR, als Rauschunterdrückung zu Hilfe.
Bei der Version mit 3 Tonkanälen (Links, Center, Rechts) gibt es keinen Surround, weshalb das nicht in den Thread passt. Mir sind auch keine 3-Kanal-Filme in "Dolby Stereo" bekannt.

Die Ausgabe des Surroundkanals über mehr als einen Lautsprecher ist nicht überflüssig, da mit diesem Kanal der Raum mit Effekten gefüllt werden soll.
Dies geht mit einem Lautsprecher nicht!

Stereo-Surround würde heute mit Laser-Lichttonkamera und Laser-Lichttonabtastung vielleicht sogar machbar sein, interessiert aber bei Dolby bestimmt niemanden mehr.


Gruß

96k
Zitieren
#13
Zitat:Frank postete
... Dem war bei meinem damaligen Dönergeber nicht so...
Moin, moin,

womit Du wahrschienlich in einer luxuriösen Situation gewesen sein dürftest.

Wenn ich mal überlege, wo bei mir im Umfeld in den Siebzigern der nächste Laden mit Quadro-tauglichem Vorführraum war, dann muß ich lange (laaaaaaaaaange!) überlegen.
Selbst wenn solche Räumlichkeiten vorhanden gewesen wären, wurden sie doch in der Regel anders, d.h. als Ausstellungsraum genutzt, die Wände also voll gestellt.
Selbst eine qualifizierte Stereo-Vorführung überstieg (und übersteigt) die Fähigkeiten bzw. das Angebot der allermeisten Händler.

Erinnert sich von Euch jemand an einen Laden, der Quadro vorführen konnte bzw. es getan hat?

Tschüß, Matthias
Stapelbüttel von einem ganzen Haufen Quatsch
Zitieren
#14
Hallo Ihr,

ich möchte da mal meinen Senf dazu geben.
Ich halte Quadrophonie für mich nicht für notwendig.
Unabhängig davon welche theoretischen Verbesserungen es gibt halte ich zumindest das was ich davon gehört habe für Effekthascherei. Ich hatte in grauer Vorzeit einmal ein Elac Radio (müsste aus den späten 70ern sein) das so einen "Quadro Sound" Regler hatte. Man konnte da auch 4 LS anschliessen was ich aber in Ermangelung dieser nie machte. Das Gerät selber war definitiv 2 Kanalig aufgebaut und machte wohl irgendwas hinter (!) der Endstufe. Meine neueren und sehr ernüchternden Erfahrungen mit der tollen neuen Mehrkanaltechnik stammen aus dem Jahr 2001 als ich ein sündhaft teures neues Denon "all in one" Gerät kaufte, welches einen DVD Player und 5x 25W hatte und alles bisher vorhandene ersetzen sollte. Da dieses Teil nunmal 5 Endstufen hatte schloss ich natürlich auch 4 LS an und erhoffte mir mit der neuen Technik geradezu eine klangliche Offenbarung gegenüber dem ollen Schrott den ich vorher hatte. (Revox B250, B215E, Grundig T7500 und Yamaha CD 596)
Nun höre ich mehr Musik als ich Filme sehe. Ich sehe eigentlich fast keine Filme. Genau genommen müsste ich erstmal überlegen wann ich das letzte mal bewust einen Film gesehen habe. Aber ich dachte die neue Dolby Prologic II Technik würde auch beim Musik hören um welten besser sein, zumal das teure Ding ja einen Musik Modus hatte...
Die Musikwiedergabe mit dem Teil im Musikmodus war zum erbrechen. Die Musik selber kam von vorne und irgendwas das mich störte kam von hinten. Zum reinen Musikhören mit den vorderen Kanälen war das teure Ding mit seinen dann nur 2x25W einfach zu schwach. Nun dachte ich, das amtliche Klangerlebnis kommt natürlich nur bei DVD rüber.
Ich lieh mir also von einem Kumpel verschiedene DVDs. Ich muss sagen, auch das hat mich enttäuscht. Klar, die Effekte kommen von allen Seiten, aber die Sprache eben nicht. Diese kommt eher leise von vorne, obwohl man im Setup eingestellt hat das eben KEIN Center Speaker (Der zum Musik hören ja auch nicht gebraucht wird) vorhanden ist. Also, viel gerumsse von überall, nur was gesagt wird, das kriegt man nicht mit. Man könnte jetzt darüber diskutieren ob es darauf bei heutigen Filmen überhaupt ankommt, aber das will ich garnicht. Kurzum, ich verkaufte das sündhaft teure Ding zum etwa halben Preis nach wenigen Monaten weil es zum Musik hören schlicht ungeeignet war.
Ich habe bis heute nix mehr mehr mit Surround am Hut und zwar deswegen weil ich diese Effekthascherei nicht mag.
Wenn ich Musik höre, dann liegt diese normalerweise in Stereo vor.
Und ich will auch nix anderes als Stereo hören. Der Raumeindruck den die Zweikanaltechnik liefert ist genau das was ich haben will. Ich will kein halliges gewäsch von hinten, sondern einfach nur Musik von vorne. Wenn ich mal einen Film sehe, dann will ich klar verständliche Sprache mit GERINGER Dynamik in MONO, ja genau, Mono, weil es mir nur um die Verständlichkeit der Sprache geht, und kein effektvolles gerumsse von Überall her. Das stört mich nur. Überhaupt finde ich, das heute zuviel wert auf Effekte gelegt wird.
Übrigens konnte ich die 4 Boxen schon nicht richtig aufzustellen. Mehr als 2 will ich garnicht aufstellen müssen. Habe ich garkeinen Platz für.
Zitieren
#15
Hallo Leute,

ich kann sowohl die Befürworter der 4-Kanaltechnik als auch deren Gegner verstehen.

Aber bitte bedenkt eins, ich habe noch nie einen Gegner der 4-Kanaltechnik kennengelernt, der diese Technik auch mit einer gewissen Ernsthaftigkeit betrieben hat.
Leute bedenkt doch einmal eins, ihr erwartet von Komplettlösungen um die 1000€ (4*Lautsprecher + 4* Amps) besseres als wie von 2-Kanal-Lösungen die einmal einen Neupreis von 2000€ und mehr hatten. Fällt Euch nicht auf dass dies eine totale Schieflage ist? Dass dies nicht funktionieren kann?

Wer sich einbildet mit solchen Geschichten glücklich werden zu wollen, der ist schiefgewickelt.

Wer aber einmal das Vergnügen hatte eine konsequent aufgebaute und eingemessene Mehrkanal-Anlage zu hören, wird auch deren Qualität erkennen und auch schätzen lernen.

Ich selber betreibe hier sowohl eine 4-Kanal-Anlage nach analoger Technik als auch nach Dolby-Digital/DTS Technik, und es macht immer wieder Spaß darüber geeignetes Material zu hören. Nur um diese Zufriedenheit zu erlangen bedarf es auch gewisser Anstrengungen/Überlegungen, die nicht ein jeder bereit ist zu gehen.

Einfach nur Einstecken, fertig, ist da nun mal nicht!

Gruß
Jürgen
Zitieren
#16
Zitat:Matze postete

Wenn ich mal einen Film sehe, dann will ich klar verständliche Sprache mit GERINGER Dynamik in MONO, ja genau, Mono, weil es mir nur um die Verständlichkeit der Sprache geht, und kein effektvolles gerumsse von Überall her. Das stört mich nur.
Wenn etwas explodiert, dann ist das nun mal lauter als ein Dialog zwischen zwei Menschen.
Dynamik ist ein Stilmittel von Musik und Film und gehört dazu.

Wenn Dir das aber zuviel ist, so bietet jeder DVD-Player für AC3-Tonspuren ("Dolby Digital") eine Dynamikkompression an. Schon mal eingeschaltet?

Übrigens haben ältere Mono-Mischungen oft mehr Dynamik als die neuen Mischungen in 5.1.
Hier ein Beispiel: "Abwärts" http://german.imdb.com/title/tt0086846/
Die mir vorliegende DVD-Ausgabe enthält die originale dynamische Mischung in Mono und die stark dynamikkomprimierte neue Mischung in 5.1.
Letztere nervt mit gleichlautem Geplärre aus allen Lautsprechern, während die Mischung in Mono der Stimme von Götz George Raum lässt.


Gruß

96k
Zitieren
#17
Hallo Jürgen,
Du hast genau einen sehr wichtigen Punkt erwähnt:Es kommt nämlich genau auf das für die jeweilige Anlage "geeignete Material" an.Und genau da beginnen oft die Probleme:über die Jahre hinweg hat man nämlich versucht den Konsumenten mit Neuheiten wie Quadro,Surround,AC3,usw. dazu zu bringen sich neue Hardware zu kaufen.Wenn er die dann hat,will er aber auch seine bereits im Besitz befindlichen LPs,CDs,DVDs abspielen.Und dann wird es komplex und es treten die z.Teil oben schon genannten Probleme auf,die nicht nur zur Freude der Benutzer beitragen.
Man müßte eigentlich jeder ,ich nenne sie mal Technologie, eine eigene Anlage zuordnen.Damit wird allerdings das Wohnzimmer zum Demostudio.Sicher nicht zur Freude der meisten Anwender.Man wird sich also zu einer Mehrkanal-Anlage entschließen ,wenn man vor allem DVDs mag,für reine Audiowiedergabe wird wohl Stereo die erste Wahl sein.

Gruß
Reinhard
Zitieren
#18
Aus gegebenem Anlass hole ich den thread mal aus der Versenkung. Matthias hat ja in seinem Eingangsposting erwähnt, dass manche Firmen Quadro-Kassetten produzierten. Nun ist mir von EMI ein solches Exemplar an Land gespült worden.

Frage: Hat es eigentlich jemals ein quadrotaugliches Tapedeck zu kaufen gegeben?
Das Drumherum:
Liebe® ...
(Beitragstext s.o.)
LG, Jochen
Zitieren
#19
Zitat:outis postete
Frage: Hat es eigentlich jemals ein quadrotaugliches Tapedeck zu kaufen gegeben?
Siehe hier - wenn ich es richtig verstehe, gab es zwei Modelle von JVC, die auf Drängen von Philips bidirektional bespielbar und somit 8-spurig sein mussten. :-|
Zitieren
#20
Das wäre dann reines Quadro, nicht aber das häufiger (wie auch in meinem Fall) anzutreffende SQ.

Da fällt mir gerade ein: Braucht man dafür eigentlich ein quadro-taugliches Tapedeck oder tut's nicht auch ein SQ-tauglicher Verstärker, der die SQ-Infos aus den beiden Stereo-Kanälen herausfiltert?
Das Drumherum:
Liebe® ...
(Beitragstext s.o.)
LG, Jochen
Zitieren
#21
´
Quadro auf dem 3,81mm breiten Cassettenband würde bedeuten, dass (ohne Rasen) die Spuren nicht einmal einen halben Millimeter breit sind, also in der Praxis eher 0,35 bis 0,3mm.

An Nutzsignal kann da eigentlich nicht viel gekommen sein...
Frank


Wer aus dem Rahmen fällt, muß vorher nicht unbedingt im Bilde gewesen sein.
Zitieren
#22
Das 4 kanal deck von JVC/VICTOR wurde zur Funkausstellung 1973 vorgestellt und in einem artikel der Radio-/Television Nr.10/73 erwähnt- aus dieser auch ein Foto:

[Bild: 1.jpg]
(JVC 1680U, aus RT 10/73 Norwegen)

bis ist mir bis zum heutigen tage kein einziger besitzer dieses gerätes bekannt- somit liegt die vermutung eines prototyps sehr nahe. wie schon frank sagte- die spurbreite ist etwas klein f. hifi. konkret gibt es allerdings (nicht nur von JVC/VICTOR) decks aus dieser zeit wo die aussparungen für die 4 aussteuerelemente vorgesehen waren- und nie benutzt worden sind.

gruss, klaus
**** back to quality! ****
Zitieren
#23
Ich beziehe mich im folgenden nur auf SQ, also die Pseudo-Quadrovariante, die auf Schallplatten die Informationen für die hinteren Kanäle in für den Menschen nicht mehr wahrnehmbaren Frequenzbereichen transportiert.

Nun frage ich: Wie soll eine Kassette solche Informationen transportieren?

Denn wenn ich mich richtig erinnere, liegt bei Vinyl der "Frequenztransportbereich" außerhalb der Reichweite für normale Tonköpfe.

Die Quadrovarianten mit vier echten Kanälen und die damit verbundene Frage der Bandbreite sind in der Tat - wie oben angesprochen - noch ein anderes Paar Schuhe.
Das Drumherum:
Liebe® ...
(Beitragstext s.o.)
LG, Jochen
Zitieren
#24
Hallo Jochen,
da hast Du SQ und CD4 verwechselt:Bei SQ wird keine Frequenzerweiterung benötigt,die Zusatz"kanäle" sind lediglich phasenmäßig in die Stereokanäle eincodiert,geht also auch mit normaler Stereo-Kassettentechnik.Bei CD4 wird der von Dir angesprochene hochfrequente Hilfsträger benötigt, der mit der entsprechenden Modulation beaufschlagt wird.
Gruß
Reinhard
Zitieren
#25
Phonomax schrieb:
Zitat:Ich setze dagegen letztlich die Theile (Assoziationtheorie) und Sengpiel verbindende Position: Das Gehör benötigt Informationen, die es wiedererkennen und über seinen Erfahrungsschatz funktional (!!!) einordnen kann, um daraus 'auf sekundärem Bildungsweg' ein mehrdimensionales Bild zu rekonstruieren, das ihm glaubwürdig erscheint. Da kommen also nur Ohrsignale im weiteren (nicht engeren!) Sinne in Frage, denn sonst würde das Gehör das Angebot nur als Kauderwelsch apostrophieren und auf stur schalten: "Nicht anzuhören!"
Auch wenn ich mich jetzt in dieser illustren Runde mangels Kenntnistiefe völlig blamiere, bewegt mich in diesem Zusammenhang angesichts der Aussage von Phonomax folgende Frage: wie erkläre ich (mir) bei stereofoner Wiedergabe in einem in Bezug auf die Stereo-Sitzposition und Verteilung von akustisch dämmenden Material "optimierten" Hörraum, dass bei unterschiedlichen Verstärkern unter Verwendung identischer Signalquelle, Programmmaterial und Klangstrahler sich unterschiedliche "Klangbühnen" öffnen? Auch wenn's abgedroschen ist, bei dem einen Verstärker "klebt" der Klang an den Lautsprechern, bei anderen Modellen hat man den Eindruck, ein dreidimensionales Panorama mit präzise ortbaren Schallquellen vor sich zu haben, scheinbar losgelöst von den Klangstrahlern. Bin ich einfach nur gaga geworden nach einem Zuviel an Lektüre von AUDIO, Stereoplay &Co.?

Gruß
Jochen
Zitieren
#26
Zitat:McWangine postete
...wie erkläre ich (mir) bei stereofoner Wiedergabe in einem in Bezug auf die Stereo-Sitzposition und Verteilung von akustisch dämmenden Material "optimierten" Hörraum, dass bei unterschiedlichen Verstärkern unter Verwendung identischer Signalquelle, Programmmaterial und Klangstrahler sich unterschiedliche "Klangbühnen" öffnen?...
Moin, moin,

darf man nicht davon ausgehen, dass bei allen codierenden Quadro-System wesentlich mehr Aufmerksamkeit bei der Konstruktion des Verstärkers / Decoders von Nöten ist, als bei einem Stereo- oder diskreten (4-4-4) Quadro-Verstärker?
Ich halte es eigentlich für normal, dass sich die Ergebnisse in der Raumdarstellung bei unterschiedlichen Verstärkern / Decoderen unterscheiden.

Ich erinnere in diesem Zusammenhang an die Kritik der HiFi-Stereophonie am selbst entwickelten Dolby-Schaltkreis der TS 1000 von Grundig, auf die ich im entsprechenden Thread hingewiesen habe.
Man sollte nicht vergessen: Nicht das Streben nach perfekten, sondern nach preiswerten Lösungen ist das normale Verfahren der Industrie.

Tschüß, Matthias
Stapelbüttel von einem ganzen Haufen Quatsch
Zitieren
#27
Hallo Matthias,
das ist soweit klar, nur beantwortet das eigentlich nicht ganz den Kern meiner Frage. Ich würde nur gerne ein wenig "dahinter kommen", speziell bei Stereo-Geräten. Dass bei sorgfältiger Konstruktion und möglichst geringem Eingriff in den Signalweg ein hoffentlich natürliches Ergebnis zu hören sein wird, ist nur ein Teil der Wahrheit. Ich behaupte mal ganz frech sogar, dass das Wiedergabeergebnis nicht selten ein Zufallsprodukt ist... das entsprechende Gerät ist "nun mal so geworden", was sich zielsetzungsgemäß dann mit deinem Schlusssatz aus deinem vorherigen Post deckt.

Ach, ich sehe schon, das ist wie in der Werbung mit den Feinkostsalaten eines namhaften Herstellers:" Sie kommen drauf, aber nicht dahinter!"

Mahlzeit!
... und Gruß
Jochen
Zitieren
#28
Hallo Jochen,

Deine These, Klang könne ein Zufallsprodukt sein, ist sicherlich nicht falsch. Ich unterstelle, heute mehr als früher, das bei den Großserienherstellern das Produkt "Klang" Resultat von Zufall, Erfahrung und "das haben wir immer so gemacht" ist. Am Ende der Entwicklung steht ein Gerät das zur Probe gehört wird und das dann entweder abgenickt und durchgewinkt wird, oder halt nicht. Als Resultat bekannter Standards in der Konstruktion kann es meist wohl eher durchgewinkt werden.
Um ein Gerät nach Klangzielen entwickeln zu können - und um es danach entwickeln zu wollen müsste man ja wahrscheinlich etwas anders machen, als man es bislang getan hat - bedarf es einer Menge menschlichen Einsatzes abseits der Simulation. Das kostet Geld und das leisten sich immer weniger Unternehmen. Zudem wirst Du sogar Techniker finden, die die Meinung vertreten, das Meßergebenis am Oszilloskop könne das Probehören ersetzen.

Ich denke, solange "Klang" von der Kundschaft nicht nachgefragt wird geht es bei der Entwicklung eher um werbemäßig handhabbare, also exakt definierbare Begriffe gehen. "Klang" ist da nicht eindeutig genug um jemanden auf Herstellerseite zu motivieren.

Kürzlich sprach ich mit einem ehemaligen Entwicklungsleiter einer kleinen einheimischen HiFi-Schmiede. Er erklärte von sich selber, er sei kein "Audiophiler".
In einer Zeit, in der das Erreichen von "HiFi" - quasi nach Norm - für einen Hersteller eigentlich kein Problem mehr ist, geht die Entwicklungsarbeit solcher Konstrukteure - und um etwas neues zu Entwickeln geht es ja zum Selbstzweck, damit man dem Kunden verkaufen kann, das er etwas Neues braucht - eben primär um andere Dinge als um Klang.
Zumal der von den Kunden ja auch nicht wirklich nachgefragt wird.

Warum nun Geräte unterschiedlich klingen, obwohl doch alle Konstrukteure auf die selben Erfahrungen zugreifen können, deren Resultat sie ja nicht verändern bräuchten?
Zunächst einmal ist auch "sparen" Selbstzweck. Kommt also der neue integrierte Verstärker eines Zulieferers auf den Markt und bietet die passenden Rahmendaten, dann weicht man vom Etablierten ab und verbaut das billigere Neue.
Die japanische HiFi-Industrie ist in den Sechziger Jahren genauso wenig mit besserer Klangqualität in die westlichen Märkte eingebrochen, wie die chinesische in den Neunzigern. Man hat manches einfacher gemacht als zum Beispiel Marantz und der Kunde hat es - ohne sich für den Klang zu interessieren - angenommen.

Oder?

Tschüß, Matthias
Stapelbüttel von einem ganzen Haufen Quatsch
Zitieren
#29
Guten Abend, liebe Bandmaschinen-Freunde,
das o.k. des Thread-Eröffners und der Admins voraussetzend, möchte ich gern unter diesem Thread alle die Artikel einstellen, die mir beim Studium von alten Zeitschriften begegnen. Sinnigerweise (just zum Zeitpunkt der Eröffnung der Funkausstellung 2009) befaßt sich der erste Artikel in dieser Serie mit einem Ausblick auf die Funkausstellung 1973 (!). Nachfolgend also das, was man vor 36 Jahren darüber dachte:
[Bild: Heft_17_Seite_1905.jpg]
Quelle: Funkschau Heft Nr. 17/1973
Zitieren
#30
[Bild: 1973_Heft_21_Seite_2526.jpg]
Edit: Verfasser des Berichtes: N. Sakoda (JVC)
Quelle: Funkschau Heft Nr. 21/1973
Zitieren
#31
[Bild: 1973_Heft_21_Seite_2530_10.jpg]
[Bild: 1973_Heft_21_Seite_2530_20.jpg]
Quelle: Funkschau Heft Nr. 21/1973
Zitieren
#32
[Bild: 1973_Heft_21_Seite_2532_10.jpg]
Quelle: Funkschau Heft Nr. 21/1973
Zitieren
#33
[Bild: 1973_Heft_21_Seite_2532_20.jpg]
Quelle: Funkschau Heft Nr. 21/1973
Zitieren
#34
[Bild: 1973_Heft_22_Seite_2662.jpg]
Quelle: Funkschau Heft Nr. 22/1973
Zitieren
#35
"Technische Kompromisse würden die Rundfunkanstalten bei ihren üblichen Qualitätsforderungen ablehnen."

Gute alte Zeit.
Wenn man hört, was heute so aus den Lautsprechern der Privaten quillt..... Sad
Bert
Zitieren
#36
[Bild: 1973_Heft_22_Seite_2700.jpg]
Quelle: Funkschau Heft Nr. 22/1973
Zitieren
#37
Ich habe das damals irgendwie am Rande mitverfolgt.

Wann ist die Sache eigentlich gestorben?
Und warum?
Bert
Zitieren
#38
Zitat:Huubat postete
Ich habe das damals irgendwie am Rande mitverfolgt.

Wann ist die Sache eigentlich gestorben?
Und warum?
Moin, moin,

was hat sich warum nicht durchgesetzt? Quadro? Hat es doch, heißt heute nur anders. Die "modernen" Raumklang-Verfahren basieren doch auf dem Matrix-Verfahren.

Im Gegensatz zu früher sind die Boxen heute kleiner geworden und damit fällt eine Kauf-Hemmschwelle weg. Das hat sich verändert.
Vor allem aber ist der Qualitäts-Anspruch, den man dem Kunden früher verkaufen wollte, heute nicht mehr vorhanden, stattdessen der Effekt als solcher über die Vermarktung im Kontext von Videofilmen als Wert an sich etabliert. Das gab es früher nicht.
Wie ich eingangs schrieb: Wer braucht für die Musik-Reproduktion wirklich Quadro? Das natürliche Musik-Erleben im Konzert oder im Theater findet doch auch frontal statt.

Tschüß, Matthias
Stapelbüttel von einem ganzen Haufen Quatsch
Zitieren
#39
Das ist schon richtig,
aber ich erinnere mich an jede Menge Quadroceceiver auch in den Katalogen der Versandhäuser.
Z.T. Riesentrümmer mit Ein-Hebel-Balance-Mischer an der Frontplatte.
Irgendwann, aber nach kurzer Zeit, waren die ersatzlos wieder weg.
Diese jetzige 5.1 Raumklanggeschichte kam doch erst viel später und nicht als direkter Nachfolger.

Was war z.B. mit diesen quadrophoniefähigen Schallplatten?
Wie lange und in welchem Zeitraum gabs die?
Mich hats damals nicht interessiert, weil solche Gerätschaften weit außerhalb meiner finanziellen Möglichkeiten lagen.
Aber jetzt, wo ich davon lese, merke ich: Sie sind weg! Smile

Das mit dem heutigen fehlenden Qualitätsanspruch sehe ich auch so.
Hat aber den Vorteil, daß wir uns in der Bucht für relativ kleines Geld hochwertiges Zeugs an Land ziehen können.

Auch nicht schlecht.
Bert
Zitieren
#40
Hallo Bert,

natürlich hast Du Recht: nahezu jeder Hersteller hatte ein Quadro-Gerät im Programm. Wenn man genauer hinschaut, war das aber alles recht halbherzig gemeint: Beispielsweise waren die meisten der Geräte nur 2-2-4-fähig, hatten nicht einmal einen CD4-Demodulator eingebaut, konnten also mit vielen Quadro-Platten nichts anfangen.

Letztlich dürften ein Gros der als "Quadro" beworbenen Geräte substanziell nichts anderes gewesen sein als Stereo-Receiver/-Verstärker, mit der Möglichkeit zusätzlich zu der Schaltung von zwei getrennten Lautsprechergruppen für zwei Hörzonen, auch das einfachste Quadro-Verfahren wiederzugeben.
Eklatant dagegen das Fehlen von Anschlüssen für echte Quadro-Geräte; wer zum Beispiel eine 4-Kanal-Bandmaschine einsetzen wollte, war meist aufgeschmissen. Diskretes 4-4-4-Quadro war mit diesen Geräten nicht möglich.

Natürlich wurde Quadro in Deutschland thematisiert; zumindest in den früheren Siebzigern - zumindest für eine HiFi-Elite - und natürlich in den Prospekten der Hersteller, die vor allem auf den amerikanischen Markt schauten. Bis in die zweite Hälfte der Siebziger wurde in Sachen Quadro ja entwickelt. Also versuchte man die Geräte auch unter die Leute zu bringen.
Insbesondere ein deutscher OEM-Hersteller wie Körting, der ja für eine ganze Reihe von Marken herstellte, hatte notwendig Quadro im Programm - falls mal einer fragt - somit war es für beispielsweise Neckermann, Siemens oder Elac einfach, Quadro anzubieten. Trotzdem war Quadro bereits Mitte der Siebziger kein wirklches Thema mehr; halbherzig wurde Quadro weiter unterstützt um keinen Interessenten mit vier Boxen im Haus zu verprellen, aber Neuentwicklungen für die Mittel- und Oberklasse - beispielsweise Grundig oder Saba - thematisierten eher "Super HiFi" und "Ultra HiFi", als "Quadro", eher Qualität als Effekt.

Du darfst nicht vergessen, daß Quadro nicht unbedingt ein Plus an Klangqualität bedeutete; im Gegenteil einige Verfahren eher eine Verschlechterung. Der von der Industrie in der zweiten Hälfte der Siebziger erneut entdeckte Faible für HiFi - der auch einfach billiger zum realisieren sein dürfte als Quadro - schloß Quadro zumindest solange aus, wie es keine einheitlichen Standards gab, die man optimieren konnte. Das änderte sich erst mit Dolby Surround.

Ein weiterer Punkt, der zum vorläufigen Scheitern von Quadro geführt haben dürfte, war die Entwicklung der digitalen Schallplatte, maßgeblich bei Sony/Philips und Telefunken. Natürlich hätte man insbesondere die spätere CD von Beginn an 4-Kanalig entwickeln können; doch dafür hätte es eines gemeinsamen Standards bedürft. ZUdem: Waren die damaligen Geräte reif für den höheren Datentransfer-Bedarf?

Nach meinem Dafürhalten ist jedoch ein anderer Punkt hauptverantwortlich für das vorläufige Scheitern von Quadro: Der Kampf ums Fernsehen!
Im Vergleich zum Fernseh-Markt waren HiFi und vor allem Quadro Peanuts. Und Fernsehen fand in den Siebzigern in Mono statt. Hätte es Sinn gemacht die Nachrichten in Quadro auszustrahlen? Tatsächlich wurde noch diskutiert, welches Land welches Farb-System übernehmen würde.
In der zweiten Hälfte der Siebziger Jahre kamen erste Surround-Filme ins Kino (Achterbahn, Kampfstern Galactica usw.). Deren Audio-Effekt war die besonders dominante Bass-Übertragung, die jedoch von kaum einem Kino eingerichtet wurde (und wenn, da war sie nicht eingeschaltet). Wozu also Quadro im TV? Gab es Filme dafür? Nö.
Stattdessen gab das japanische Außenhandelsministerium die Losung aus, den amerikanischen und später den Europäischne Markt zu überrollen. Es wurde eine Überproduktion vor allem einfacher TV-Geräte initiiert; nachdem die Amerikaner ihren Markt für japanische s/w-Fernseher blockiert hatten, sattelten die asiatischen Hersteller auf Farb-TV um. Die Mär von einer Geräte-Halde um eine Million Stück geisterte durch dei Medien. Es wurden erhebliche finanzielle Anstrengungen um Marktanteile unternommen; an einer Entwicklung von Quadro hatte niemand Interesse.
Der zweitgrößte Deutsche UE-Konzern war Mitte der Siebziger Jahre Nordmende (nach Grundig). Bereits 1976 begann die Fusion mit der aus Thomson-Brandt herausgelösten Thomson Electronic, die 1978 Nordmende komplett übernahm. Zu einem Preis, bei dem IT-Startup-Gründer ins Kiechern kommen. Soll heißen: Besonders viel Geld für die Entwicklung neuer Mehrkanal-Verfahren war nicht da. Grundig war in der zweiten Hälfte der Siebziger Jahre der einzigste deutsche und einer der wenigen europäischen Hersteller, der überhaupt im HiFi-Markt Umsatzsteigerungen erlebte. Soll heißen: Besonders viel Geld für die Entwicklung neuer Mehrkanal-Verfahren war nicht da. Stattdessen hatten viele Konzerne ihre HiFi-Abteilung komplett auf den Vertrieb von OEM-Produkten umgestellt und entwickelten natürlich auch nicht mehr; auch kein Quadro.

Ein einfacher Blick in die Kataloge der europäischen Vollsortimentler der UE-Industrie der Siebziger Jahre reicht eingentlich, um die Prioritäten zu erkennen: 1. TV, 2. mobile Geräte und erst 3. HiFi. Wenn entwickelt wurde, dann erst zuletzt im HiFi-Markt, und dann nur etwas, was nach "massenfähig" roch. Denn verkauft wurden keine Highend-Geräte, sondern 3-Wege-Anlagen und Einfach-HiFi.
Und übrigens: Der Absatz von 2-kanaligen Platten lief gut. Warum also einen Kunden nachhaltig verunsichern?

Raumklang wurde erst salonfähig, als es von der Kino- und Video-Industrie befördert wurde, als mit der CD und insbesondere der DVD Datenträger bereit standen, die die notwendigen Informationen ohne großen technischen Aufwand speichern konnten. Als die Computer schnell genug waren, die Datenströme zu verrechnen. Als es billig genug war, große Mengen als Datenträgern zur Verfügung zu stellen. Vor allem aber, als Hollywood die Standardisierung selber in der Hand hatte!
Raumklang wurde aber auch erst dann durchgesetzt, als niemand mehr über HiFi redete, weil ja jeder davon ausging, HiFi sei längst Standard. Stattdessen sind wir heute in der selben Situation, die Saul Marantz schon in den Vierziger Jahren beklagt haben soll: Jeder Hersteller schraubt an der Wiedergabegüte herum, wie er es für richtig hält, damit es hinterher irgendwie klingt. High Fidelity ist das, was aus den Boxenhaufen kommt aber nicht mehr. Fragt ja auch keiner nach. Hauptsache der Datenzufluß ist billig. Und der ist dann auch kein HiFi mehr.

Tschüß, Matthias
Stapelbüttel von einem ganzen Haufen Quatsch
Zitieren
#41
Danke für Deine ausführliche Einschätzung, Matthias.

Ich habe noch schwach in Erinnerung, daß bei Erscheinen der Kunstkopfstereophonie in der Öffentlichkeit Anfang der 70er Jahre der Quadrophonie der baldige Garaus prophezeit wurde.
Der kam dann auch, allerdings ohne, daß der Kunstkopf deren Nachfolge angetreten hätte.

Man hat früher doch viel experimentiert.
Macht für ein Unternehmen aber nur Sinn, wenn hinterher auch eine Kundschaft da ist, die das honoriert.
Das ist bei den Eipöttlern ja eher nicht der Fall.
Bert
Zitieren
#42
Ich bin erst seit Kurzem hier dabei, obwohl ich seit Einführugn der Stereo-Schallplatte 1958 mit der Musik und HiFi beschäftigt bin. Ab den 60er Jahren auch mit dem Tonband. Und ich bin überzeugter Quadro-Fan, wobei ich das auch aktiv betrieben habe. Seit 1980 habe ich einen Verein der Quadro-Fans gegründet, von denen es in den USA ebenfalls 2 gab - und es heute weiterhin ein Quadro-Forum gibt. Ich habe vor Publikum mehrere Quadro-Vorführungen vorgenommen. Die größte in den 80ern an 3 Tagen in Essen auf einer HiFi-Messe. Angefangen um 10 Uhr früh und quasi pausenlos weiter bis zur letzten Vorführung ab 17 Uhr. Da ich die etlichen negativen Stimmen zur Quadrophonie zur Genüge kenne und die "Gläubigkeit" so mancher HiFi-Fans zu allem, was in der einschlägigen Presse so berichtet wird, habe ich dabei auch eine Umfrage vorgenommen. Jeder Besucher hat einen Fragebogen bekommen, mit dem er seine Meinung äussern konnte. Anders als üblich kundgetan, waren 95% von der Quadrophonie begeistert und 90% würden sich auch eine Quadro-Anlage anschaffen, wenn es die CD in 4-Kanal geben würde. Und da kommt gleich ein weiteres Versagen der großen Musikfirmen hinzu. Auf der IFA 1982 oder 1983, als die CD vorgestellt wurde, hat Philips einen Prospekt verteilt, in dem auf die perfekte Quadrophonie mit der CD hinhgewiesen wurde. Aber als die Stereo-Version sehr gut angelaufen ist, hat man es sich wieder bequem gemacht, obwohl diese 4-Kanal Variante im Red-Book der CD enthalten ist. Aber das ist nicht der einzige Fehlgriff. Auch die Compact Cassette hätte für eine größere Verbreitung der Quadrophonie sorgen können. Es gab in den 70er Jahren auch 2 Prototypen für die 4-Kanal CC, die dann ebenso wie das 4-Kanal Tonband nach dem Abspielen wieder zurückgespult werden muß. Ein Klacks. Doch Phpilips als Lizensinhaber hat dieses unterbunden, weil es nach deren Meinung unbedingt eine Wendecassette sein mußte, was 8 Kanäle bedeutet hätte, wozu die Technik damals noch nicht in der Lage war güt ir gewünschte Qualität. Ab Mitte der 80er Jahre gab es dann die 4-Kanal Cassetten-Recorder für den Heimstudiogebrauch. Geradezu unerhört war das Verhalten einiger Schallplattenfirmen wie die Polygram (Polydor, Philips, DGG), die im Studio etliche Quadroproduktionen produzierten, aber bei uns davon gar nichts veröffentlicht haben. Nach und nach kommen jetzt einige der 250 Quadro-Klassikaufnahmen auf SA-CD heraus. Daneben wurde aber auch James Last. Paul Mauriat und andere in Quadro produziert. Andere Firmen, wie die BASF, die ihre Schallpatten nur in dem Matrixverfahren SQ oder QS angeboten haben, gaben die Bänder nach Japan weiter, wo sie dann im besseren CD-4 Verfahren veröffentlicht wurden. Dieses ganze Durcheinander war ein Hauptgrund, weshalb viele abgewartet haben, bis sich ein einziges Quadro-System weltweit durchgesetzt hätte. So war es letztlich auch bei dem Zweikampf der Firmen um die Blu Ray. Als beide Digital-Versionen auf dem Markt waren, lagen die wie Blei in den Regalen. Und für Quadro hätten das alleine CD-4 für die Schallplatte und die 4-Kanal Cassette sein können und letztlich auch die 4-Kanal CD. Immerhin ist sie nur einige Jahre nach Quadro erschienen und hätte auch ein entsprechendes Interesse - nicht nur der bisherigen Quadro-Fans hervorrufen können. Und was die Nörgler in den Zeitschrioften betrifft, so ist das nur ihre alleinige einzelne Meinung und kein allmächtiges Urteil, was aber mance so glaubten.Doch sie hatten dadurch leider einen großen Einfluß auf so manche unwisende Leser. Und gute Techniker, wie weiter oben beschrieben wurde, haben von künstlerischen Dingen nicht unbegingt Ahnung. Und ich amüsiere mich immer, wenn auch heute noch manche meinen, die Musik kommt nurvon der Bühne. Da frage ich einfach: Jaw ist denn die Bühne zu Hause? Da gibt es keine. Die Bühne ist allenfalls interessant, wenn es Live-Aufnahmen von einem Konzert sind. Aber auch da wird hinterher im Studio dran "herumgefummelt" bzw. zusätzlich abgemischt, um den nicht selten unschönen Live--Klang etws aufzumöbeln. Aber wenn es um Pop oder Jazz etc. geht, dann klingt es live bereits im Aufnahmestudio vergleichbar mit Quadro. Die Musiker stehen nämlich nicht in Reih und Glied nebeneinander, sondern sind im Raum verteilt - und so klingt es dann auch live. Das kann ich auch gut beurteilen, denn bis Anfang 2020 habe ich selber 20 Quadro-Produktionen erstellt. U.a. mit der Old Merry Tale Jazzband, dem seinerzeit sehr beliebten Orchester Frank Valdor oder der Rock-Gruppe OGRE aus den USA, die mir die 16 Spuren mittels digitalen Tonträger zugeschickt haben. Als eine Band sich das Quadro-Ergebnis ihrer Musik anhörten, fragte ich sie, wie sie das denn fänden. Sie meinten lachend, daß das so klänge, als wenn sie selber auf der Bühne stehen würde, also in verschiedenne Ebenen. So wird mit der Bühne ein Schuh daraus. Und der Bandleader, dem ich seine Musik in Quadro vorspielte meinte, so gut hätte seine Musik noch nie von einem Tonträger geklungen. Was viele nicht verstehen (wollen) Studio und Live-Bühne sind 2 völlig verschiedene Musikwelten, wobei Studio eine legitime Bearboetung der Klänge bedeutet - sei es Stereo oder für unser rundum ortenden Ohren in Quadro. Stereo ist dagen - mal ketzerisch gesagt - klangliche Magerkost. Da sie nur einem Teil unseres Rundum-Hörvermögens erkingt. Die Musik regt doch viele beim Hören zu phantasienvollen Vorstellungen an. Warum nicht auch für die Musikwiedergabe, so wie es im Visuellen doch Gang und Gäbe ist. Angefangen von der Zeichentrick-Figur Donald Duck bis hin zu Star Wars. Es gibt doch kaum einen Film, der nicht mit visuellen Tricks arbeitet, Bereits die ersten Streifen um 1920 sind so verfahren. Entsprechend der angeblichen Musikbühne stelle man sich das mal als abgefilmt auf einer Theaterbühne vor. UFOs am Seil schwebend!!! Wichtig auch schon für die Stereophonie war, daß nach einigem Zögern auch der Rundfunk in 2-Kanal sendete. Und dasselbe wäre auch für die Quadrophonie nötig gewesen. Alle Einwände damals waren m.E. nur vorgeschoben. Man wollte schön bequem bei dem Bisherigen bleiben. Eine echte 4-Kanal Sendung wurde z.B. auf der IFA in den 70er Jahren einwandfrei vorgeführt. Soviel mal ein paar Anmerkungen zur Quadrophonie aus - nicht nur - meiner Sicht.
Zitieren
#43
Mit dem einen oder anderen Absatz hätte man das lesen können.
Schöne Grüße

Rainer

Unterwegs als „Tonmeister h.c.“ unter www.tapemusic.eu[url=www.tapemusic.eu][/url]
Zitieren
#44
@4-Kanal

hallo Unbekannter,

ich bin vor etwa zehn Jahren erstmals praktisch mit der alten Quadrofonie der siebziger Jahre in Kontakt gekommen, und habe mittlerweile eine kleine Sammlung mit zwei kompletten Anlagen ( Dual und Braun ) sowie diversen Einzelgeräten.

In der Frühzeit hatte ich mit dem Hamburger Verein Quadro Action und einem Herrn Räsch Kontakt, der sich bis heute sehr aktiv für den Erhalt des Quadro-Systems einsetzt - und wenn ich Deinen Text so lese, klingt der sehr nach dem, was mir damals Herr Räsch erzählt hat.

Ich persönlich sehe das Thema Quadro nicht als sinnlose Spielerei an, kann es aber auch nicht so blind positiv betrachten, wie es ein Enthusiast tut. Damals ist es meiner Meinung nach daran gescheitert, dass die Zeit einfach noch nicht reif dafür war. Das Chaos mit den unterschiedlichen Verfahren mag ein zusätzlicher Sargnagel gewesen sein, das entscheidende Problem war aber, dass sich Quadro wegen seines Aufwandes und seiner hohen Kosten nicht verkaufen lassen hat.

Seit einigen Wochen habe ich z.B. wieder diese Anlage im Wohnzimmer stehen:

   

Die hat 1974 ziemlich genau den Preis gekostet, für den man einen einfach ausgestatteten neuen Mercedes /8 kaufen konnte. Und dafür gab es dann noch nicht mal ein Tonbandgerät, mit dem man quadrofon aufzeichnen konnte - lediglich ein Zurüstsatz für quadrofones Abspielen war verfügbar - wahrscheinlich für den amerikanischen Markt, wo es bespielte Quadrobänder zu kaufen gab.

Selbst die konzeptionell ähnliche Dual Anlage, mit der man nur Schallplatten in quadro hören konnte, lag im Vollausbau bei knapp 6000 DM - zu einer Zeit, wo ein Diplomingenieur mit 1300 Euro netto schon ein gutes Gehalt hatte, und man für 70000 DM ein Reihenhaus bauen konnte.

Hinzu kam, dass es keine Konzepte gab, die Anlagen "ehefrauentauglich" im normalen Wohnzimmer einer Mietwohnung zu integrieren. Bei stereo war das schon ein Problem, und quadro hatte dann nicht nur zwei Paare Boxen, die untergebracht werden mussten, sondern stellte auch noch viel höhere Ansprüche an die Aufstellung. Dieser ganzen Surround Kram mit fünf, sieben oder neun Kanälen ist ja vor allem deshalb entstanden, damit man Unzulänglichkeiten von Kinosäälen und Wohnzimmern kompensieren kann, und das Konzept mit dem Subwoofer hat sich durchgesetzt, damit man sich mit den für den Raumklang wichtigen Lautsprechern nicht den Wohnraum verunstalten muss. Alles das gab es aber in den siebzigern noch nicht.

Dann kam noch der Aspekt hinzu, dass die technischen Möglichkeiten teilweise aus- und überreizt waren. Hilfsträgerverfahren wie CD4 hatten z.B. das Problem, dass kleine Beschädigungen an Platten oder nur leichte Abnutzung an der Shibata Nadel sofort zu Problemen bei der Wiedergabe geführt haben. Das macht es heute zu einem Risiko, gebrauchte CD4-Platten zu kaufen. Stereofon funktionieren sie noch einwandfrei, im CD4 Betrieb oft nicht mehr. Auch das bereits einmalige Abspielen von CD4-Platten mit normalen Stereo-Abtastern kann sie für den Quadrobetrieb unbrauchbar machen. Matrixverfahren wie SQ funktionierten zwar mit normalen Stereo-Zuspielern, die Kanaltrennung zwischen vorne und hinten war aber so schlecht, dass man üblicherweise kaum einen Unterschied hören konnte zwischen SQ und Pseudo-Quadro.

Für das Bestreben von Philips, die Quadro-Cassette stereo- und mono-kompatibel zu machen, sollte man etwas mehr Verständnis entwickeln. Ein Industrieunternehmen muss die Erfindungen auch verkaufen, und eine Cassette, die man nur einseitig bespielen kann, und die eine spezielle Betriebsart im Cassettenrecorder erfordert hätte, wäre vielleicht was für HiFi-Nerds gewesen, aber sicher nichts für die breite Konsumentenmasse. Und zum Erscheinen der CD war Mehrkanal für zuhause gerade mausetot, so richtig fing Merhkanal zuhause eigentlich erst in den neunzigern mit Dolby Surround an, jetzt auch bezahlbar und mit wohnzimmertauglichen Konzepten. Die Idee von Herrn Räsch, quadro doch idealerweise als einfaches "Doppel-stereo" weiterzuführen, hätte wieder in eine Sackgasse geführt. Man war in den achtziger Jahren wohl schon so "visionär", zu erkennen, dass Video und Audio über kurz oder lang zu einer Einheit verschmelzen würde. Zum Beginn der CD gab es bereits Dolby Surround in den Kinos, und man hat wohl damals schon erkannt, dass man sich durch die Reduktion auf vier Kanäle gleich wieder eine Grenze eingezogen hätte, die später zu Problemen führen würde.

Und heute ist eh alles möglich. Ich habe mir z.B. vor einiger Zeit einen DVD-Player Pioneer DV-575 für 30 Euro bei Ebay gekauft, bei dem man den Subwoofer und den Center-Speaker deaktivieren kann, der analoge Multichannel-Audioausgänge hat, und der SACDs abspielen kann. Für die Bedienung des Gerätes ist zwar ein Fernseher erforderlich ( ein Kritikpunkt, den Herr Räsch immer wieder bemängelt hat ), mit einem billigen kleinen 7-Zoll Monitor ist aber auch dieses Problem behoben. Und dann kann man nicht nur die ganzen SACDs quadrofon hören, die von den damaligen Quadro-Mastern produziert wurden ( z.B. von Pink Floyd oder Moody Blues ), sondern kann im Prinzip den Ton von jeder Surround Musik DVD in quadro hören, auf Tonband überspielen usw. Ich werde mir über den Winter noch diese Anlage hier komplettieren:

   

Damit kann ich u.a. von digitalen Quellen Quadro-Tonbänder erstellen, die ich danach auf dem Braun Tonbandgerät abspielen kann.

Gruß Frank
Zitieren
#45
Hallo Frank - richtig geraten, ich bin Dietrich Räsch, einer der wenigen, die sich aktiv für die Quadrophonie eingesetzt hat und es auch weiterhin mache - siehe die den Verein und die Quadro-Produktionen. Mein Einsatz dazu ist nicht blindes Eifertun, sondern ich mache es für die surroundbegeisterten Fans, die von der damaligen (?) Índustrie total veralbert wurden aus Eifersüchteleien oder Unkenntnis der Zusammenhänge in den Chefetagen. Für interessierte Quadro-Fans habe ich auch ein bebildertes Buch zu diesem Thema mit 880 Seiten geschrieben, das jetzt vergriffen ist. Zudem einige Artikel in den Zeitschriften. Auch habe ich mit den Firmen und Tonmeistern korrespondiert. Interessant ist oder war, daß gerade die Tonmeister in den Studios überwiegend Freunde der diskreten (CD-4) Quadrophonie waren, die aber von der oberen Etage behindert wurden. Man muß den Verbrauchern die Quadrophonie - oder heutoges Surround in 4 oder 5 Kanälen richtig nä#herbringen. Heute wird groß der 3D Raumton gepriesen, wobei dieser Begriff bereits 1953 für die Stereophonie verwendet wurde. Das war mit ein Grund, denn mache Verbraucher meiten, danach könne es kaum Besseres gegeben, ohne das "Bessere" jemals gehört zu haben. Ich selbst bin ja erst 1973 zur Quadrophonie gestoßen, nachdem mich die ersten grausigen Quadro-Vorführungen bei der IFA 1971 und 1972 mich nicht begeistern konnten. Es klang eben nur wie das von Ihnen erwähnte Doppel-Stereo- vorne und hinten dasselbe.
Und manche Firmen haben vom Markt und der Kundsachaft wenig Ahnung gehabt. Bei dem von Ihnen erwähnten Brqun war es so, daß deren Quadro-Anlage um oder über DM 20.000 gekostet hat. Wer konnte sich das damals bei dem damaligen Lohnniveau überhaupt leisten? Ich habe übrigens mit den Leuten des Braun-Museums vor einigen Jahren Quadro mit deren Bausteinen vorgeführt vor vollem Haus.
Besonders stört es mich, wenn Verbraucher auch noch Verständnis für die Unvernunft der Firmen aufbringen, etwas Vernünftiges, wie die 4-Kanal CD, nicht anzubieten. Was habne die schon alles auf den Markt gebracht, ohne daß es sich durchgesetzt hat - so z.B. die CD-I, die Digital-Cassette DCC oder DAT. Oder man hatte halbherzige Surroundversuche in den 90ern gestartet mit dem völlig ungeeigneten frühen Dolby, das hinten nur einen Kanal aufzuweisen hatte.

Weshalb Sie für das Abspielen von SA-CD's einen Bildschirm benötigen, verstehe ich allerdings nicht. Bei mir sind die Multikanal-Player direkt an die Verstärker angeschlossen.. Die Titelwahl erfolgt über die Fernbedienung. Man könnte noch viel über Quadro schreiben. Aber ich wollte nur mal ein paar Aspekte aus der Praxis hier mitteilen. In Zeitungen und Berichten Unsinniges zu lesen - be etlichen HiFi-Freaks ist einfach, aber selber aktiv zu werden, ist schon etwas anstrengender, aber macht mir dennoch Spaß. Heute, wo viele sich mit dem Mono des kleinen Smartphone begnügen oder sich Filme in diesem Format ansehen, ist so eine Diskussion eigentlich völlig überflüssig. Dennoch meine ich, daß nach dieser Verflachung doch wieder der Wunsch nach mehr HiFi und auch mehr Surround-Klang wieder erwachen wird.

Dietrich Räsch

P.S. für Frank,

vielleicht kenne ich Sie aus früherer Zeit. Ich habe von allen allen damaligen "Vereins" Mitglieder und heutigen "Kunden" die Karteikarten aufgehoben und habe auch weiterhin direkten Kontakt mit einigen.. Auf jeden Fall wünsche ich weiterhin viel Spaß mit allem Mehrkanaligen.

Dietrich Räsch
Zitieren
#46
Nicht mehr wirklich neu, aber vielleicht noch nicht allgemein bekannt:

.pdf   Schabbing - Einführung der Quadrophonie.pdf (Größe: 133.99 KB / Downloads: 27)

Grüße
Peter
Grüße
Peter


_____________________

Ich bin, wie ich bin.
Die einen kennen mich, die anderen können mich.
(Konrad Adenauer)
Zitieren
#47
Vielen Dank für die Veröffentlichung auch dieses Beitrages von Herrn Schabbing zur Quadroponie. Dieser zeigt mal wieder exemplarisch, welche seltsamen Amsichten in Teilen der sog. Fachleute damals vorhanden war. Wie soll etwas aus einer Sache werden, wenn die Quadrophonie nur auf einer Fachtagung vorgestellt wurde,, bei der es auch keine Verbraucher als Publikum gab.Die störten ja nur, sollen aber kaufen!!!
Daß Quadro nur für Klassik sinnvoll wäre mittels etwas mehr Raumhall ist auch völliger Unsinn. Für etwas Hall braucht man nicht so einen Aufwand wie für echte Quadrophonie. Die DGG innerhalb der Polygram hat nicht nur etwas probiert, sondern 250 Quadro-Produktionen in Klassik erstellt, bei denen in den Rückkanälen nicht nur Hall zu hören war. Ich habe einige der Probepressungen in CD-4 (nicht DC-4), die hervorragend klingen.

Wie verquer manche der damaligen "hohen" Herrschaften dachten, konnte man in der damaligen AUDIO lesen. Ich habe die Redaktion damals besucht in Vorbereitung eines grössern Berichtes zur Quadrophonie und lernte dabei einige der dortigen Journalisten kennen. In einem anschließenden Heft gabe es ein Interview mit einem der damals in der Polygram Führenden, dessen Namen ich hier auslasse. Im Interview wurde er gefragt, warum die Polygram keine Quadro-Platten am Marklt angeboten habe. Die alberne Antwort war, daß man alleine so eine Technik nicht durchsetzen könne. Doch gerade die damals recht große Polygram hätte großes Aufsehen erregt, wenn sie mit CD-4Platten im Pop und Klassik-Bereich am Markt erschienen wäre. Und dann "steckte" mir einer der mir bekannten Journalsiten, daß sich dieser Manager nach Erscheinen dieses Interviews bei er AUDIO beschwerte, daß man diese Passage überhaupt gedruckt hat. Heimlich im "Kämmerlein alles vorberiten und abwarten, ob andere etwas schaffen - und dann pläözlich alles auf den Markt werfen. Von Mitmachen und Engagement keine Spur. Im Ausland wurden - von uns hier damalsd völlig unbemerkt - einige Pop-Sachen von James Last (Non Stop Dancing 1973, 1974 Teil 1 und 2 , sowie Hammond a Gogo oder von Roberto Delgado (Die Bouzoeki klinggt...) auf der Q8, also einer 8 kanaligen Cartridge veröffentlich (eine Art Cassette), bei der die 4 Kanäle in 2 Blöcken wiedergegeben wurden.
Leider hat die deutsche Niederlassung der amerikanischen RCA erst zu spät dran gedacht, eine CD-4 Schallplatte zu veröffentlichen, auf der u.a. auch die Gruppe Baccara zu hören war - und die ich kenne. Ich habe selber mit dem Cheftonmeister der Teldec, einen Prof. Fouque, korrespondiert, der auch an die 4 kanalige CD dachte. Oder auch mit Hern Ernst Rothe, Aufnahmeleiter der EMI, der gerade von der quadrophonen Gestaltung von Klassik-Musik begeister war und einen entsprechenden Bericht verfaßte. Übrigens umfaßt meine Bestand an Berichten zur Quadrophonie 50 Bücher und Broschüren.
Man könnte fast unendlich über dieses Thema schreiben. Heute ist es auch nicht viel besser. Wenn etwas in Surround herauskommt, sind es meistens Video-Aufzteichnungen von Konzerten, wobei das Surround sich oftmals nur auf das Gegröle des Publikums reduziert. Reine Audio-Produktionen in Surround findet man ganz selten. Wo sind die Surround-SACD's z.B. Von Robby Williams, Adele, Tim Benzko, Rolling Stones, Katie Melua, John Fogerty etc.p.p.

Besondes lustig war die Sache mit dem Kunstkopf, der damals als viel Besser als die Quadrophonie hochgejubelt wurde. Als auf einer Vorführung eine spielzeug-Eisenbsahn um den Kunstkopf herum fuhr und auch so zu hören war - mit Kopfhöreren - das wurde gejubvekt, Bei Quadro war so etwas angeblich ein alberner Gimmick Aber nach einigen langweiligen Hörspielen im Rundfunk war damit bald Schluß. Ich habe dem kunstkopf begeisterten IRT in München angeboten, wegen der Möglichkeiten für Quadro- im Rundfunk aus Hamburg anzuresen. Zunächst hatte man mich dazu eingeladen, aber als ich um einen konkreten Termin bat, hatte man plötzlich keine Zeit. So "selbstsicher" waren die großen Strategen damals. Quadro wurde damals förmlich sabotiert.

Wieder mal ein paar Berichte aus eigenen Erfahrungen zur damaligen Quadrophonie.

Dietrich Räsch
Zitieren
#48
Noch ein kleines Fundstück zum Thema aus meinem Archiv:
https://we.tl/t-JlZLdpqe4z

Grüße
Peter
Grüße
Peter


_____________________

Ich bin, wie ich bin.
Die einen kennen mich, die anderen können mich.
(Konrad Adenauer)
Zitieren
#49
Hallo Dietrich,

willkommen in diesen Forum!

Ich freue mich, dass Du nach unseren Gesprächen über das Forum den Sprung in das Forum vollzogen hast.

Viel Grüße

Hannes
Meine Elektronik-Kenntnisse: Ich löte nach Zahlen Smile
Zitieren
#50
hallo Dietrich,

zum Abspielen von SACDs brauche ich natürlich keinen Bildschirm. Aber schon das Einstellen des Setups von dem gerät ist ohne Bildschirm nicht mehr zu machen, und wenn ich gar den Ton von Surround-Video-DVDs z.B. von Konzerten als Quelle für Quadro-Aufnahmen nutzen will, geht es nicht mehr ohne. Die DVD-Player sind halt alle so konstruiert, dass sie Fernbedienung und Fernseher ins Bedienkonzept integriert haben.

Und sicher stecke ich lange nicht so tief in der Materie wie jemand wie Du, der sich so intensiv damit beschäftigt hat. Ich finde aber ganz generell, dass man überlegen muss, ob man sich für Quadro/Surround aus technikhistorischer Sicht interessiert, oder ob man es als Gebrauchsmedium betrachtet. Wenn letzteres der Fall ist, geht heute im Jahr 2020 eigentlich kein Weg mehr daran vorbei, Audio und Video miteinander verschmelzen zu lassen. Ich selber habe leider ( noch ) keinen Platz im Haus für einen richtigen Medienraum, habe aber schon mehrmals in Heimkinos Konzerte gesehen / gehört. Das Hauptziel von HiFi, stereo und quadro war doch immer, den Konzertsaal nach Hause zu holen - und sorry, bisher habe ich noch keine Technologie erlebt, mit der das so gut funktioniert, wie mit einem großen Bildschirm und einer wirklich hochwertigen Surround Anlage.

Bei dem alten analogen Quadro der siebziger Jahre sehen zumindest meine Erfahrungen so aus, dass es nur einen einzigen Weg gibt, wenn man erleben will, wie es damals klingen sollte - eine digitale Quelle vierkanalig auf Band zu überspielen. CD4 funktioniert gut, WENN es funktioniert. Fertig bespielte Bänder in quadro klingen halt genauso wie fertig bespielte Stereobänder, mittelmäßig bis flau, über die quadrofone 8-Track Cassette decken wir mal das Deckmäntelchen des Schweigens. Und Matrixverfahren wie SQ funktionierten zwar mit allen Stereo-Zuspielern, dafür war die empfundene Kanaltrennung zwischen vorne und hinten so gering, dass man den räumlichen Eindruck von SQ auch mit jedem Pseudo-Verfahren hinbekommen hat.

Man kann sich heute an den ganzen Fehlern abarbeiten, die die Entscheider damals gemacht haben - der entscheidende Grund für das Scheitern von Quadro war damals platt formuliert, dass es nicht gelang, mehrere Kanäle in hochwertiger Qualität in einem Kanal zu "verpacken", zumindest nicht, wenn es für den unbedarften Anwender zuverlässig und einfach sein sollte. Das ist u.a. der große Verdienst der Digitaltechnik, und mit digital wurde Surround dann ja auch zum Erfolg.

Was ich immer schade finde, ist, dass die HiFi-Liga in weiten Teilen so schlecht akzeptieren kann, dass etwas auch dann faszinierend sein kann, wenn es von den Eigenschaften niemals an aktuelle Standards ranreichen kann. Ich habe z.B. ein Schaub Supraphon zuhause, ein Drahttongerät aus den frühen Fünfzigern. Das wird klanglich von jeder modernen 80 Euro Mini-Audio-Anlage in die Tasche gesteckt, trotzdem höre ich manchmal Musik damit und habe Freude dran. Ich benutze immer gerne den "Uhrenvergleich" - kein Uhrenfreund würde ernsthaft behaupten, dass eine Glashütte-Manufaktur-Uhr oder ein Navitimer aus den fünfzigern die Zeit exakter und zuverlässiger anzeigt als ein Plastik Quarzuhr für zehn Euro. Trotzdem gibt es für viele Leute gute Gründe, tausende Euros für eine mechanische Uhr zu investieren. Wenn die große AKAI-Maschine ruhig vor sich hin dreht, und im Receiver die vier kleinen VU-Meter zappeln, ist es mir ziemlich egal, ob das digitale Zeug besser klingt oder nicht. Andererseits kann ich mich dem Reiz auch nicht entziehen, ein Konzert in bester Bild- und Tonqualität vom virtuellen Logenplatz aus zu erleben, und muss in solchen Momenten auch zugeben, dass die alte analoge Technik hier wenig entgegenzusetzen hat.


Gruß Frank
Zitieren


Gehe zu:


Benutzer, die gerade dieses Thema anschauen: 1 Gast/Gäste