Des Kaisers neue HiFi-Anlage
#1
Es war einmal ein Kaiser. Der hatte eine gute Stereo-Anlage und war
eigentlich ganz zufrieden. Eines Tages kamen zwei fahrende Händler
daher, die führten auf Ihrem Pferdefuhrwerk eine Reihe der exotischsten
HiFi-Geräte mit sich. Dinge, die der Kaiser noch nie gesehen, geschweige
denn gehört hatte. Und da die Händler die Geräte so trefflich anpriesen,
wurde der Kaiser neugierig und kaufte einige davon: ein Paar riesige
Boxen, einen bleischweren CD-Spieler, einen Class-A-Verstärker und
noch weiteres Zeugs wie Absorber, Spikes, dicke Kabel und und und...

Nachdem seine Diener die Geräte in seinem Saal aufgebaut hatten, liess der
Kaiser seine Minister zu einer Hörprobe kommen. Aber so sehr sich die
Minister auch anstrengten - einen nennenswerten Unterschied zu der
alten Anlage vermochten sie nicht herauszuhören. Erst recht keinen, der
die Ausgabe eines Monatsgehaltes (Minister-Monatsgehalt !) ausmachte.
Aber das getrauten sie sich natürlich nicht, offen zu sagen und so fingen
sie an, zu fachsimpeln. Begriffe wie "Bühne", "Tiefe", "Schnelligkeit"
wurden gemurmelt, die Stirn in Falten gelegt und hier gelauscht,
dort am Poti gedreht und wieder gelauscht. Am Schluss einigten sich
alle Zuhörenden: "der Bass ist zu schwach". Lediglich der 10 1/2 jährige
Sohn des Innenministers verstand die Welt nicht mehr aber er liess die
Alten reden.

Völlig verunsichert vom Ergebnis der Hörsession ging der Kaiser zu den
fahrenden Händlern und zückte erneut seine Kreditkarte um weitere
Komponenten zu erwerben. Ein neuer Verstärker, andere Boxen und
eine Auswahl an Vinyl-Drehern wurden diesmal von den Hände-reibenden
Händlern über die Ladekante des Fuhrwerks gehoben.

Wieder bauten die Diener alles auf und die Minister mussten antreten, um
den Vergleich herauszuhören. "Gut..." dachten sie, "...klingt nicht schlecht,
aber irgendwie genauso, wie das Zeug gestern und besser als das Alte?
Keinesfalls!" Aber das dachten sie eben nur - zu sagen getrauten sie sich es
nicht. So fing erneut ein Stirnrunzeln, Einstellen, Verrücken der Boxen
und prüfendes Lauschen an. Wieder wurde über "Durchhörbarkeit" und
"Leichtigkeit" gesprochen - am Schluss einigte man sich auf eine
"deutliche Dominanz in den mittleren Frequenzen und das müsse
am Kabel liegen".
Der Sohn des Innenministers, der wieder dabei war, tippte nur
Kopf-schüttelnd an seinem Gameboy herum - in seinen Ohren war
eins wie das andere.

So eilte denn der abermals verunsicherte Kaiser zu den Händlern, die
ihn schon listig grinsend erwarteten. Nach dem Erwerb von sündhaft
teuren Kabeln, einem neuen CD-Player sowie einer Röhren-Vor-Endstufen
Kombination zog der Kaiser von dannen. Einer der Händler begann darauf
eiligst, seinen Grosshändler anzurufen.

Nachdem die Diener die Neuerwerbungen aufgebaut und angeschlossen
hatten, hiess der Kaiser erneut die Minister antreten. Er gemahnte sie
zu ernsthaften Analyse aller Geräte um nun endlich die ideale Kombination,
ja die optimale "Kette" herauszuhören. Den Ministern wurde Angst und
Bange - jeder von ihnen hing an seinem Job. Ausserdem war in Dingen
der persönlichen Eitelkeit wahrlich nicht mit dem Kaiser zu spassen.
Aber auch diesmal gelang es ihnen nicht, erwähnenswerte Unterschiede
oder gar Verbesserungen herauszuhören. Erneut stimmten sie deshalb
eine hitzige Debatte über die kleinsten Nuancen an, die sich bei der
Verwendung des einen oder anderen Kabels offenbarten. Insgeheim
jedoch dachte jeder für sich: "Ohje - bin ich etwa taub, dass ich da
überhaupt keinen Unterschied zwischen den dicken Monsterstrippen
und dem dünnen, alten Kabel höre?"

Wie nun der Kaiser in die Runde blickt, fällt ihm der Sohn des Innen-
ministers auf, der nur grinsend den Kopf schüttelt.
"Was meinst Du, mein Junge?" fragte in daraufhin der Kaiser.
"Na wenn ich ehrlich sein soll, Eure Hoheit, dann kann ich überhaupt
keinen grossen Unterschied feststellen. Gut - klitzekleine Unterschiede
gibt es, aber besser als das vorher gehörte ist da in meinen Ohren nichts.
Auch nicht besser, als Ihre alte Anlage - wenn Ihr mir diese Bemerkung
erlaubt, Eure Hoheit."

Die Minister zuckten ob der Offenheit des Buben zusammen und liefen
rot an. Dem Kaiser viel die Kinnlade auf die Brust - sprach doch der
Knabe offen aus, was er selbst schon die ganze Zeit über zu hören glaubte.

Damit erkärte der Kaiser die Hörproben für beendet und entliess
die Minister mit der Mahnung, sich in Zukunft nur um Dinge zu
kümmern, von denen sie auch etwas verstehen.

Dem Knaben gab er ein paar Dukaten für´s Kino und entliess in
ebenfalls. Danach wurde die alte Anlage wieder aufgebaut.
Die Händler hatten unterdessen den kaiserlichen Hof wieder
verlassen und waren weitergezogen, da der Grosshändler
Lieferschwierigkeiten hatte.


Und die High-End von der Geschicht`: Glauben wir, was wir hören oder
hören wir, was wir glauben?
Time flies like an arrow. Fruit flies like a banana. (...soll Groucho Marx gesagt haben, aber so ganz sicher ist das nicht...)
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#2
Ich schlage vor diese Geschichte in die wahrsten Postings seit Forenbestehen aufzunehmen! Hier paart sich Wahrheit mit grosser Literatur!
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#3
Hallo PeZett,

auch ich habe Deine Kurzgeschichte mit Genuss gelesen. Du hast die Form eines Märchens gewählt. Sehr klug. In einem Märchen steckt immer Wahrheit.

Du hast geschrieben "Glauben wir, was wir hören oder hören wir, was wir glauben?"

Glaubensfragen gehören in die Kirche und so einfach möchte ich es mir nicht machen.

Was wir wissen: Der Hörraum limitiert das zu erwartende Hörerlebnis. Ich veranschlage den mal mit 40%. Der König wird sich keinen anderen Hörraum gebaut haben. Die Königin wird bei der Gewichtung Aufstellung und Dimensionierung des Equipments eine gehörige Portion mitzureden gehabt haben. Von daher darf man sich die Frage stellen: Wie gross ist die Erwartungshaltung nach Austausch von abspielenden, verstärkenden Kisten.

Zweitgrösste Faktor. Speaker. Was wir noch wissen sollten: Die Proportionen und Funktionsprinzip der Speaker sollte wohl abgewogen werden und auf den Hörraum zugeschnitten sein. Es gibt ja richtige Fans, die versuchen eine 14qm grosse >Hörkemenate< mit einem Hornsystem aufzuwerten. Vermutlich ist so ein Ansinnen nicht zielführend sinnvoll, nur weil man gerade Hornfan ist und "woanders" sowas hörte und das als toll empfand.

Für Amping wählte der König einen Class A Amp. Ein "real class "A" Amp schiebt immer Leistung nach. Für das "dynamischste" Hörerlebnis-vielleicht an gut gewählten Studiomonitoren?

Und nun kommt nach meiner Erfahrung der Zeitpunkt, "an dem der Elefant das Wasser lässt". Der Tonträger. Von allem, was hier so an CD´s, Schallplatten und sonstigen Tonträgern rumsteht, sind nur ca. 20 % "pur" vom Abspielmedium über Class A Amping über Studiomonitore gut anhörbar. Weitere 30 % müssen sinnvoll "gesoundet" werden - z.B. über einen Röhrenvorverstärker. (als Röhrenpuffer) Sonst hört sich das überpaced, spitz, zum Teil einfach gruselig an. Am Schlimmsten empfinde ich persönlich neuere "Tonträger", denen versucht wurde, in Kompremierungsverfahren künstliche "Dynamik" per Software "einzuhauchen".

Für WAS treibt man den ganzen HighEnd Rummel? Man macht sowas also für vielleicht 50 % Tonträger mit einer "Verbesserungserwartung" von "20%" - sofern man den Hörraum nicht auschliesslich für "Hörerlebnisse" gebaut hat.

Für den "Spass an der Musik", wird da häufig ein viel zu hoher Preis verlangt.

Ich besitze eine gute Harmon Kardon Stereoanlage, (wie man sie tutto kompletto gebraucht für € 300 aus der Bucht fischen kann)... und ein RöhrenPre-Class-A-Studiomonitor-HighEndle (für das ich mir keine Fantasitillion aus der Tasche ziehen liess) und mit den beiden Lösungen hab ich richtigen Spass am Musik hören.

Auf der einen Anlage kann ich alle Tonträger mit Genuss anhören, auf der anderen eben nur 50 %.

Ein König ist, wer den Spass an der Musik nach all dem Steckertheater nicht verloren hat.

Just my 2cents

Jürgen
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#4
Hallo Jürgen,

tja, so ist das halt, wenn "Highend-Freaks" sich an sauerstofffreie Kabel klammern. Wink Ich verstehe das nicht wirklich und werde es auch nie verstehen können, warum der Klang "luftiger, freier" usw. ist, wenn man nur ein Lautsprecher- / Audioverbindungskabel in der Preisklasse ab 200 € aufwärts nutzt. Für mich sind physikalische Gegebenheiten vorhanden, die da heißen: Ein Kabel ist ein Kabel ist ein Kabel.

Auch wenn meine Lautsprecherstrippen vom blau-gelben "C"-Klaus sind und schon fast zwanzig Jahre alt. Wer (sorry) an den ganzen "Kabelklang" glaubt, der soll es tun und sich sündhaft teueres Equipment kaufen. Ich glaube ganz einfach nicht an diesen ganzen Kram und bin mit dem, was ich mit normalen Kabeln und Verstärkern höre, sehr zufrieden. Okay, ein Röhrenamp hätte schon etwas, dagegen ist überhaupt nichts einzuwenden!

Mit weihnachtlichen Grüßen

Jens
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#5
Hallo Jens,

das ist GENAU DAS - was ich meinte. Z.B. sind OFC Kabel (oxygene-free-copper) heutzutage schon Standard zu kosten nicht mehr. (Gibt es überhaupt noch andere zu kaufen?) Es gibt halt immer noch Vertriebe, die diese Eigenschaft zur Werbebotschaft nutzen.

Die verbliebenen paar Prozent Marktanteil sind eben ein Mix aus reinem Hobby für eine Hand voll Tonträger und Beutelschneiderei. Man sollte halt wissen, worauf man sich einlässt und nicht zu viel erwarten.

Ein Röhrenamp ist wieder ein ganz anderes Thema und Geschreibsel darüber würde den Rahmen hier sprengen.

Damit würde man der Kurzgeschichte von PeZett keinen Gefallen tun. Das hätte sie nicht verdient, die Kernaussage ist ja durchaus richtig!

Noch 26 Stunden Weihnachtsfest und dann der Sprint zum Jahreswechsel.

Grüsse @ all

Jürgen

:-)

[Bild: angeklemmt.JPG]
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#6
Hallo Jürgen,


Du schreibst
Zitat:Glaubensfragen gehören in die Kirche und so einfach möchte ich es mir nicht machen.
Ich als weithin bekannter Korintenkacker antworte zum Thema glauben/Glauben mal mit einem Zitat aus der wikipedia:

"Unter Glauben versteht man zumeist eine Wahrscheinlichkeitsvermutung. Glauben in diesem Sinne bedeutet, dass ein Sachverhalt hypothetisch für wahr gehalten wird. Darin unterscheidet sich „glauben“ einerseits vom religiösen Glauben, der stets auf dem Willen zum Glauben beruht und die absolute Wahrheit des Glaubensinhalts (z. B. der Existenz Gottes) unterstellt. Andererseits unterscheidet sich Glauben von Wissen, das als wahre und gerechtfertigte Meinung verstanden werden kann. Glauben im alltäglichen Sprachgebrauch ist also eine Vermutung oder Hypothese, welche die Wahrheit des vermuteten Sachverhalts zwar annimmt, aber zugleich die Möglichkeit einer Widerlegung offen lässt, wenn sich die Vermutung durch Tatsachen oder neue Erkenntnisse als ungerechtfertigt herausstellt. Das Wort „glauben“ kann jedoch in unterschiedlichen Zusammenhängen unterschiedlich verwendet werden, etwa (in Bezug auf Personen) in der Bedeutung von „jemandem vertrauen“ oder auch in juristischen Kontexten."

Alles klar? Deshalb also mein dummer Spruch "Glauben wir was wir sehen..."
Wink und ich bleibe dabei. Es gibt nun mal "den Glauben" und "das Glauben".

Und weil sehr viele HiFi-User immer nur am Symptom herum operieren,
wie unser guter König in der Geschichte, statt sich um die Ursachen
zu kümmern (das sind im Wesentlichen die Punkte, die Du ansprichst,
näml. Tonträger, Raum und Box), gehen solche Geschichten oftmals so
aus wie in dem Märchen. Aber nicht alle Märchen enden schlecht für
die Hauptpersonen...

Viele Grüße

Peter

PS: ...nicht alles sooo bierernst gemeint...:bier:
Time flies like an arrow. Fruit flies like a banana. (...soll Groucho Marx gesagt haben, aber so ganz sicher ist das nicht...)
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#7
Das sehe ich genau so wie Du.

Die Mühe aller Techniker bestand immer darin, den Ton möglichst unverfälscht vom ursprünglichen Entstehungsort bis zum Ohr des Hörers zu bringen.
Und da ist die Anlage, mit der man hört, nur ein winziges Glied in der Kette, die mit dem Mikrofon vor dem Musiker anfängt und im halbertaubten Mittelohr bei uns Endvierzigern noch lange nicht aufhört.

Will sagen:
Auch das teuerste Highend-Gedöns gibt bestenfalls die Kratzer auf dem Vinyl annähernd 1:1 wieder. Nicht mehr.

Für mich steht auch fest, daß, wer sich auf Geister, Götter oder unerklärliche Naturphänomene verläßt, ein schwacher Mensch ist, der sich mit oberflächlichen Erklärungen zufriedengibt oder anfällig für Massenhypnose ist.

Wenngleich ich eine gute, klangstarke Anlage zu schätzen weiß, ist Highend-Fetischismus für mich kein Kult, sondern nur ein persönlicher Makel des Praktizierenden.
Zufällig Anwesende selbstredend ausgeschlossen Wink


Die für mich aber viel bewegendere Frage aus der Eingangsgeschichte ist, was unser Peter sich denn nun von den Dukaten gekauft hat...
Bert
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#8
Hi Bert,

nach meinem Gefühl vermengst Du ein paar Sachen in schriftlicher Form - und diese Wurst will mir nicht schmecken:

Definition des Begriffes High End ist das erste Problem. Eines der Grundprobleme überhaupt beim Auseinandersetzen mit solchen oder ähnlichen Texten.

a) In keiner Norm festgeschrieben- für mich

beschreibt er zu 1. = Die Gabe vermögender Menschen, für viel blinkenden Bullshit noch mehr Geld rauszuschmeissen
zu 2. = -Ein gewisses Potential an Wahnsinn bergendes Bestreben einiger Zeitgenossen, ein völlig lineares Wiedergabeerlebnis 1 : 1 zur Aufnahme zu erlangen

b) und meint dabei nichts anderes als die "höchste Ausbaustufe". (Eine sehr persönliche Sache z.B. Umfeld/Geldbeutel/Ohr/Wissen)

c) sich schwache Menschen sicherlich leicht beeinflussen lassen, dieser Umstand aber kein Privileg der HighEnd Gesellschaft ist...

d) ich keinen persönlichen Makel daran erkennen kann, einem Hobby zu frönen, dass die "Reinheit des Klanges" im Sinn führt.

e) will man persönliche Motive erforschen (auweia) - kann man das vielleicht als Zeichen der Zeit nehmen... weil es schwer wird, heutzutage etwas zu finden, was "rein + klar" ist. Mal ganz "bildlich" gesprochen.

f) es geht also eigentlich "nur" um die "Befriedigung von "Bedürfnissen".

g) nur ein dicker Geldbeutel und ein flottes Aufstellen teuersten Krams, noch lange kein "High End" ist.

h) es viele Menschen gibt, die nicht nur darauf aus sind viel Kohle zu machen oder sie auszugeben. Ein Beispiel ist Rolf

http://ohrenanstalt.de/

i) erstmal den Unterschied zwischen einem audiophilen Tonträger und nicht audiophil überhaupt mal irgendwo "glaubhaft" ans Ohr zu kriegen. Das ist zunächst mal gar nicht selbstverständlich.

j) Qualität, in egal welchem Lebensbereich, einen Preis hat, Qualität aber noch lange nicht jeden Preis rechtfertigt.

Grüsse Jürgen
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#9
Hallo,
Zitat:PeZett posteteUnd die High-End von der Geschicht`: Glauben wir, was wir hören oder hören wir, was wir glauben?
Eine sehr nette Form, die Du Deiner Frage vorangestellt hast. Ich habe zwei Jahrzehnte lang um brettlebenen Frequenzgang, fast null Prozent Klirrfaktor und ebensoviel Gleichlaufabweichung sowie einen gigantischen Störabstand gekämpft und kenne das Ideal der "unhörbaren" Anlage. Aber ich kenne auch mein ganz subjektives Hörempfinden. Wenn ich ständig aufpassen würde, ob nicht eine Idee Rauschen und Klirren und Gleichlaufschwankungen zu hören sind, dann könnte ich - ganz subjektiv - mich auf die Musik nicht mehr konzentrieren und sie nicht mehr genießen.
Zitat:chaos123 posteteAuf der einen Anlage kann ich alle Tonträger mit Genuss anhören, auf der anderen eben nur 50 %.
Diese 50 % sind auch eine ganz subjektive Aussage. Bei mir wären 100 % eine Anlage für ein Monatsgehalt und darüber, und 50 % so ein Plastikverhau von "Anlage" für 49,95 Euro, wie man im Elektronikmarkt hin und wieder drüber stolpert.

Mir fällt grade ein, dass ich vor vielen Jahren mal auf der Funkausstellung im Vorbeigehen interviewt wurde, was ich davon halte, dass es Hifi-Anlagen zu einem Preis von ... wie hoch, habe ich vergessen, jedenfalls astronomisch, zu kaufen gibt und sie gekauft werden. Ich habe geantwortet, dass ich das für eine Schande angesichts der Tatsache halte, dass täglich auf der Welt rund hunderttausend Menschen verhungern. Mir würde der Musikgenuss vergehen, wenn ich für hier und dort noch ein halbes dB eine Unmenge Geld verschleudere. Nichts gegen das Hobby an sich.

Gruß, Anselm
Früher war mehr UHER. Cool Meine UHER-Erinnerungen
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#10
Hallo Anselm,

ein sehr moderates Post und ich gebe Dir soweit uneingeschränkt Recht.

Soweit es Qualitäten von Tonträgern, Spass am Wiedergabeeqipment betrifft, sind die von mir gewählten %-Zahlen selbstverständlich rein willkürlich gewählt. Ohne Einlassung "kein Aufmacher" :-)

Geld ausgeben für das Hobby - ist eine Sache.

Sich als Voodooist bezeichnen zu lassen, nur weil man sich um beispielsweise Folgendes:

http://de.wikipedia.org/wiki/Skin-Effekt

Gedanken macht, selbst in DIY Qualität zu schaffen, etwas ganz anderes.

WER-HÖRT-WAS?

Grüsse Jürgen
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#11
Die Sache mit dem “Skin Effekt” ist ein schönes Beispiel.
Er ist eine technische Tatsache, kein technisch gebildeter Mensch würde an ihm Zweifeln.

Aber jetzt kommt das große Problem des Gültigkeitsbereiches, im Audio (NF) Bereich spielt er keine Rolle.
Er muss (früher mehr als heute) bloß als Pseudo- Erklärung für teure Kabel herhalten, nach dem Motto: Besser eine falsche angewendete technische Erklärung als gar keine.

Die beste Lüge (bitte nicht an dem Wort reiben) enthält nun mal einen wahren Kern.

Für diese Pseudoerklärungen gibt es noch viele andere Beispiele, real existierende Effekte werden außerhalb ihre Gültigkeitsbereichs für die eigenen Zwecke herangezogen.

Gruß Ulrich
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#12
@ Ulrich: Wird eine solche Erklärung tatsächlich als Argument für den Verkauf teurer Strippen verwendet? Wusste ich gar nicht. Wirklich nicht.

Hält mich aber auch nicht von meiner Neugier ab, bringt mich aber auch nicht dazu, viel Geld in die Hand zu nehmen und so ne Strippe zu kaufen.

Vielleicht gibts ja bestimmte Materialien, die auf Grund anderer Eigenschaften und gutem Skinverhalten für bestimmte Anwendungen eher tauglich sind als Standardmaterialien? (Ich plaudere jetzt nicht weiter aus dem Nähkästchen und werde mich nicht mit den Federn anderer schmücken...)

Unter dem Strich muss ja jeder selbst wissen, was er seinen Ohren anbietet und wie lange er neugierig bleibt. Wie Anselm schon schrieb und ich selbst in anderem Zusammenhang auf dieser Scholle im WWW mal tippte: Analytisches Hören ist anstrengend und hat letzten Endes nur wenig mit "Genusshören" zu tun.

Von daher auch für viele Menschen einfach nicht interessant als Thema.

Grüsse Jürgen
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#13
Zitat:chaos123 postete
Wird eine solche Erklärung tatsächlich als Argument für den Verkauf teurer Strippen verwendet? Wusste ich gar nicht. Wirklich nicht.
Natürlich, wie ich schon schrieb, früher mehr als heute.

Als die dicken und teuren Kabel auf den Markt drückten mussten auch Gründe her warum überhaupt.
Die Dinger sollten ja verkauft werden und das mit entsprechender Gewinnspanne (die Betrug zu dieser Zeit bei Kabeln oft weit über 100%)
Die “Fachpresse” (auch die wollen nur verkaufen, egal ob mit Zeitschriften oder Anzeigen in der Selben) und auch die Marketingabteilungen der Hersteller stürzten sich damals als erstes auf den Skin- Effekt.
Wenn man ein wenig in alten Zeitschriften blättert findet man die entsprechenden Beispiele.

Dank des damals noch fehlenden Internets war es für den 0815 Verbraucher nicht so einfach hinter diese Begründungen zu schauen.
Wenn man zum Skin- Effekt zurückkommt, er lässt sich relativ einfach berechnen.
In deinem Wikipedialink steht alles drin. Die dortigen Formeln inklusive der Materialkonstanten (stehen auch im Netz) in eine Tabellenkalkulation eingeben und schon hat man alles was man braucht.
Der verbreitete Kabelrechner aus dem HF macht es nicht anders.
Es ist heute halt etwas einfacher.

Aber wie im “Kaiserbeispiel” vom Peter, glauben und wollen spielt bei der Wahrnehmung (ich schreibe hier bewusst nicht hören oder sehen) eine große Rolle.
Es ist daher nicht falsch die eigene Wahrnehmung zu prüfen und das geht in diesen Fällen nicht nur mit “hören”.
Wenn der Grund im “eigenen Kopf” liegt ist die Suche außerhalb Zeitverschwendung, sie kann nicht zum Ziel führen.

Damit sind wir im Endeffekt auch wieder bei Hubbat (Bert). Der “Techniker” versucht nicht mehr als diese Wahrnehmungsfallen zu umgehen.

Gruß Ulrich
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#14
Hallo Jürgen,

danke für Deine faire Antwort. Ich fürchtete, eine Riesendiskussion auszulösen, aber für mich ist mitmenschliche Verantwortung einfach Lebensbestandteil. Ich finde es absolut gut und richtig, ein Hobby zu haben, aber nur in vernünftigen Grenzen. Einen Zusammenhang zwischen Skin-Effekt und Voodoo kann ich beim besten Willen nicht sehen. Das lass mal an Dir abperlen. Vielleicht ist's eher Dein Avatar, der Assoziationen weckt?

Tonbandfreundliche Grüße,

Anselm

Edit: Ergänzt.
Früher war mehr UHER. Cool Meine UHER-Erinnerungen
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#15
@ All,
ich habe nicht die Absicht, mich entmutigen zu lassen. So bin ich in der glücklichen Lage, mit jemandem in ganz engem Kontakt zu stehen, der in der Elektronic-Entwicklung arbeitet. (Nicht für Stereozeugs) Dort "abgefallene" Restmaterialien und Erkenntnisse sind hier aber durchaus schon als "tauglich" erkannt worden und ins Selbstgewirkte mit eingeflossen. Auch erfolgreich "vergleichsgehört" gegen Teuerzeugs anderer Hifi-isten, die ich kenne und gern "teuer" kaufen, leihweise /teils unbefristet :-) mir hier überliessen. Natürlich war nicht jeder (Selbst-) Versuch erfolgreich.

Natürlich hat auch jeder das Recht beleidigt zu sein, der beispielsweise Kimber 8PR oder anderes Zeugs für einen viel zu hohen Preis neu erwarb. Von daher verstehe ich auch alle Entmutigten, die mit einem Fluch "anderes" Stereozubehör in die Ecke werfen und davon nichts mehr wissen wollen.

Nur halte ich so ein Verhalten für den Versuch des "Besserhörens" nicht für zielführend.

@Anselm
Mein Avatar als Reizbild, nicht ganz unbekannt und auch versehen mit anderem/ähnlichem Nick auf anderen Schollen des WWW - auf denen ich mich aus unterschiedlichen Gründen schon abmeldete.

Was soll ich sagen? So bin ich halt, macht ja keinen Sinn, sich zu verstellen. Natürlich könnte ich mich ganz in mein Kämmerlein zurückziehen und vor mich herfummeln, so würde ich aber den "ewig Neugierigen" nicht gerecht werden.
Das ist aber gerade die Klientel, um die es mir geht bei Kommunikation im Internet (...ohne denen für viel Geld was verkaufen zu wollen...)

Jedes Schwert hat zwei Schneiden. Keine Rose ohne Dornen.

Grüsse Jürgen
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#16
PeZett,'index.php?page=Thread&postID=74626#post74626 schrieb:Und die High-End von der Geschicht`: Glauben wir, was wir hören oder
hören wir, was wir glauben?

Der Artikel hier gibt darauf eine ziemlich eindeutige Antwort:

http://www.hifiaktiv.at.xserv08.internex.at/?page_id=87

Smile
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#17
timo,'index.php?page=Thread&postID=180004#post180004 schrieb:Der Artikel hier gibt darauf eine ziemlich eindeutige Antwort:
^^
Früher war mehr UHER. Cool Meine UHER-Erinnerungen
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#18
Der advocatus diaboli meint:
Der Fake-Test beweist höchstens, dass die Testhörer es an den Ohren hatten, aber nicht, dass Kabel nicht unterschiedlich klingen können. Big Grin Es geht also weiter... Wink
Das Drumherum:
Liebe® ...
(Beitragstext s.o.)
LG, Jochen
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#19
outis,'index.php?page=Thread&postID=180014#post180014 schrieb:Der Fake-Test beweist höchstens, dass die Testhörer es an den Ohren hatten, aber nicht, dass Kabel nicht unterschiedlich klingen können. Big Grin Es geht also weiter... Wink

Hallo Jochen,

mir war klar, daß es von den Seiten der Kabelklang-Verfechter diesen Einwand geben könnte. Da stellt sich natürlich die Frage, ob es auch schon belastbare Positiv-Test gab.

Ich könnte mir das als so eine Art "Kabel-Memory" mit zwei Testrunden vorstellen. In der ersten dürften die Tester ruhig wissen, welches Kabel sie gerade hören, und geben pro Kabel eine Einschätzung ab. Die zweite Runde erfolgt dann als Blindtest, in denen noch mal drei Kabel aus dem ersten Testlauf (ein eher positiv bewertetes, eins aus dem Mittelfeld und ein eher schlechtes) angeschlossen werden und wiedererkannt werden müssen.

Mich würde schon interessieren, wie viele Leute das hinkriegen. Ich bin eher skeptisch, aber würde mich gerne überraschen lassen.

Gruß,
Timo
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#20
Timo,

gib dich keinen Hoffnungen hin: Kabelklangverfechter werden in jedem Fall die Testanordnung zerpflücken, solange du keine genehmen Ergebnisse präsentierst. Das ist ja nicht nur bei diesem relativ harmlosen Thema so...

Ich geh' jetzt mal meine WLan-Kabel vergleichen...

Gruß

Jochen
Das Drumherum:
Liebe® ...
(Beitragstext s.o.)
LG, Jochen
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#21
Nachtrag: Damit kein falscher Eindruck entsteht. Ich bin überzeugt davon, dass Kabel den Klang beeinflussen können. Nur ist die Frage, ob sich unterschiedliche Kabel in jeder Installation klanglich auswirken. Und ich bin nicht bereit, Unsummen für Kabel auszugeben. Ich zahle z.B. keine 100,- € für einen Meter. Und das ist ja nur der Einstieg. Und ich bin auch überzeugt davon, dass andere Bestandteile einer Anlage einen deutlich größeren Einfluss auf den Klang haben als Kabel. Aber ganz bedeutungslos sind die auch nicht.
Das Drumherum:
Liebe® ...
(Beitragstext s.o.)
LG, Jochen
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#22
irgendwie ist das Thema High End ein Faszinosum, ähnlich wie Modern Talking. Die hat auch niemand gehört, und trotzdem gehören sie bis heute zu den zehn umsatzstärksten deutschen Musikbands. Bei High End ist es ähnlich. Jeder hält es für besch..., und trotzdem arbeitet sich jeder Audio-Fan an dem Thema auf seine Weise ab.

Zunächst mal ein Link zu meiner Lieblingsseite, wenn ich mal was zum Lachen brauche:

http://www.blackforestaudio.de/cms/front...hp?idcat=3

Aus der Seite noch mein Lieblings-Link:

http://www.blackforestaudio.de/cms/front...5&idart=56

Schön sind auch die Kundenmeinungen - was mir immer die Lachtränen in die Augen treibt, ist vor allem die Ernsthaftigkeit, mit der die Leute mit ihrem Geschwurbel um sich werfen.

Wenn man den Begriff HiFi mal im Wortsinn nimmt, geht es doch darum, Schallereignisse so naturtreu wie möglich wiederzugeben. Die High Ender Szene macht hier den großen Kardinalsfehler. Statt das, was aus ihren Lautsprechern kommt, mit dem Original zu vergleichen, vergleichen sie es mit anderen Reproduktionsanlagen, oder stellen sogar nur einen simplen Vorher-/Nachher-Vergleich an, und werten das als besser, was ihnen subjektiv besser gefällt. Diese Vorgehensweise hat in den späten siebzigern mit dem Erscheinen von Audio und Stereoplay angefangen, und genau so lange gibt es ungefähr den Begriff High End. Ende der siebziger hatte jeder, der wollte, eine brauchbare HiFi-Anlage zuhause, und der echte technische Fortschritt führte fast ausschliesslich dazu, dass ein einst exklusives Hobby eine Sache für jedermann wurde. Der Begriff High End ist nichts weiter als ein Versuch, sich als "wahrer HiFi Freund" weiterhin von der breiten Masse absetzen zu können. Aus der selben Motivation kommt auch die weit verbreitete Aversion gegen die Digitaltechnik - diese macht das qualitativ hochwertige Musikhören zu einfach und zu billig, auch zum Digitalbashing werden die absurdesten Argumente aus dem Hut gezaubert, wie z.B. der angeblich unlimitierte Frequenzgang bei der Schallplatte und der daraus resultierenden besseren Obertoncharakteristik.

Um diesen Blödsinn zu widerlegen, hilft es, sich mal mit der CD4-Quadrofonie aus den siebziger Jahren zu beschäftigen. Hier wurden die jeweils hinteren Kanäle auf ähnliche Weise auf die jeweils vorderen Kanäle aufmoduliert, wie es bei der Rundfunk Stereofonie passiert. Aus diesem Grund funktioniert CD4 nur, wenn Schallplatte und Plattenspieler stabil bis über 40kHz übertragen können. Die für High Ender erstaunliche Erkenntnis dürfte sein, dass die Wiedergabe von 40kHz mit normalem Equipment nicht funktioniert. Ellyptische und biradiale Nadeln hören spätestens bei etwa 25kHz auf, also kaum über dem Ende der CD. Für CD4 mussten Spezialnadeln entwickelt werden, z.B. Shibata oder van den Hul. CD4-Platten mussten im Half Speed Dubbing geschnitten werden, anders hat man die Informationen nicht in die Rille bekommen. Beim Pressen war jede zweite Platte Ausschuss und nach zehnmaligem Abspielen oder abspielen mit einer gemeinen Stereonadel gab es schon die ersten Aussetzer, weil die hohen Frequenzen aus den Rillen "ausgefräst" waren. Damit wird das alte CD4 Quadro zum Beleg dafür, was von Schallplatten-Frequenzgängen bis 100kHz zu halten ist.

Vor unserem Umzug ins neue Haus habe ich mir mal eine Vergleichstest Anlage aufgebaut, nachdem es bei der Kneipendiskussion für und wider IPod zu Zankereien gekommen ist. Ich habe eine gute Schallplatte genommen, sie per Audio CD Recorder auf eine CD überspielt und das Werk anschliessend mit Itunes in mp3 mit absichtlich gewählten geringen 192kBit/s gerippt und auf einen IPod Classic geladen. Alle drei Geräte habe ich an den selben Verstärker als Zuspieler angeklemmt, und dann konnte es losgehen. Mal sehen, ob ich die Anlage nochmal aufbaue, es war einfach zu witzig. Zusammengefasst kann man sagen, dass niemand in der Lage war, reproduzierbar sagen zu können, welcher Zuspieler gerade zu hören war. Der einzige Trick war, dass der IPod in einer Creative Docking Station mit "Cristalizer" Technik steckte - über den Kopfhörerausgang klang er etwas müde, was aber wahrscheinlich eher was mit dem Analogteil im IPod zu tun hatte.

Gruß Frank
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#23
Moin, moin,

der Begriff "Highend" ist irgendwann in den USA erfunden worden ... für die teuerste Gasturbine eines Herstellers.

In Bezug auf "Audio" hat Highend, ebenso wie "High Fidelity", keine Bedeutung. Denn beide Begriffe wurden nie und werden nicht einheitlich verwendet. Es gab und gibt auch niemanden, der ein Definitions-Recht für dieser Art Begriff ernsthaft für sich beanspruchen und dann auch entsprechend handeln würde.
Beide Begriffe resultieren letzlich aus einem Werbe-Interesse. Also ist ihre genauere Begutachtung nicht wirklich wichtig.

Die "Horror-Vision" hat einmal, anlässlich einer Veranstaltung, teilnehmende Hersteller- und Händler-Vertreter nach der inhaltlichen Bedeutung von "Highend" befragt. Das Ergebnis war in einem Maße vielfältig, dass man keinesfalls erwarten sollte, dass hinter dem Angebot der Highend-Anbieter so etwas wie eine einheitliche Philosophie stünde.
Man kann für sich entscheiden, welches Verständnis einem selber am ehesten entspricht. Eine Bedeutung für den Rest der Welt hat das nicht. Nicht einmal eine Bedeutung, für den Hersteller oder Händler, für den man sich nicht entschieden hat.

Es gibt Uhren, die zeigen die Zeit an. Es gibt Uhren, die zeigen die Zeit in besonders genauer Weise an. Und völlig unabhängig von dem einen und dem anderen gibt es Uhren, die sind teuer. Und ich unterstelle, die Käufer der teuren sind sich über "das eine wie das andere" im Klaren. Aber kaufen tun sie "ihre" Uhren trotzdem.
Auch wenn ich Anselms Vorbehalte verstehe, muss ich mir über den Ansatz solcher Highender keine Gedanken machen. Zumindest darf ich nicht zulassen, dass er mich beeinflusst.

Insofern ist mir des Kaiser's Kauf-Verhalten recht egal. Solange er nicht meine Steuergelder verschwendet.


Die angesprochenen Testberichte haben mir in früheren Zeiten erklärt, in wie weit Box "A" der Box "B" in der Darstellung bimmelnder Glocken oder zirpender Grillen überlegen sei. Nur höre ich selten Glocken und noch seltener Grillen mit meiner Anlage.
In den letzten Tagen habe ich einige Zeit mit den Artikeln auf den Seiten des Tonmeisters Eberhard Sengpiel verbracht. Gelernt habe ich, von einer Konserve kann ich nicht erwarten, sie würde ein "Original" wiedergeben. Und mit den meisten Konserven wird das doch nicht einmal versucht. Also warum sollte man sich mit "Highend" beschäftigen? Erst einmal muss ich mir doch die Frage stellen, was ich überhaupt hören will! Man erinnere sich an Niels's Kritik der Kompression bei einer Radio-Übertragung. Highend?


Ein ehemaliges Forenmitglied hatte einen Spruch, den er allen, ob sie ihn hören wollten oder nicht, dargeboten hat: "Es gibt keine richtigen Boxen, sondern nur welche, die weniger falsch sind". Viele Hör-Versuche bei mir zuhause, bei anderen, bei Händlern, auf "Messen" haben mir keinen Anlass gegeben, diese Worte zu bezweifeln. Und, wie gesagt, interessiere ich mich nur am Rande für das Zirpen von Grillen.
Also geht es darum, dass das, was am Ende bei mir zuhause stehen bleiben soll, mir Spaß macht. Durch Klang, Design, Ambiente, Repräsentationswert, was auch immer. Hauptsache, ich bin nicht über den Tisch gezogen worden, habe mich mindestens ziehen lassen.

Mich nervt Highend, HiFi, Surround, was auch immer, solange es mich davon abhält die Musik zu genießen, die ich gerne hören würde. Und da ich immer noch mehr Geld für CDs und LPs, als für Anlagen ausgebe (nicht lachen, wirklich!), ist die Entscheidung, was wichtig ist, eigentlich gefallen. Das, mit dem ich die Anlage füttere, muss so klingen, wie ich es mir vorstelle. Nicht, wie es irgendwo mal geklungen haben könnte, falls es denn überhaupt irgendwann einmal tatsächlich geklungen hat (und nicht im Computer entstanden ist).
Insofern ist auch der Vergleich zwischen Original und Konserve eher akademisch, der Vergleich zwischen Kette "A" und "B" hingegen nicht.


Schon unmittelbar nach der Einführung des Magnetophons beim Mastering von Schallplatten in den USA soll Edward Tatnell Canby, ein bekannter Platten-Kritiker und Autor für die Audio Engineering, die Konsequenzen der neuen Möglichkeiten beim Recording kritisiert haben: Die Tatsache, dass es möglich geworden war, verschiedene Instrumente zu unterschiedlicher Zeit und an unterschiedlichen Orten aufzuzeichnen, und später zusammenzumischen betrachtete er (und andere Zeitgenossen) schon als Sünde für das entstehende Klangbild. Nochmal zurück zu den Artikeln auf des Tonmeisters Seiten: Daran hat sich nur bedingt etwas geändert.
Aber es ist (für uns) wohl einfacher, über Verstärker oder Kabel zu reden, als über Mikrofon-Aufstellung oder andere Aufnahme-Techniken ...
Zumal mir kaum ein Anbieter den gleichen Song in unterschiedlichen Produktionsverfahren anbieten, zumal die "Platten"-Hersteller nicht einmal auf die eigentlich nahe liegende Idee kommen, die Manipulation (z.B. Kompression) der Anlage zu überlassen und nicht schon bei der Aufnahme / Sendung durchzuführen.


Demnächst sitze ich wieder in Klaus' Küche und höre über ein Paar Visonik David und die Aiwa Mini's die Darbietung einer Uher Report, deren S/N immer noch nicht im Forum erschienen ist. Auf der Terrasse höre ich dann am Freitag (?!), aus zwei Grundig Flachboxen 280 und zwei JBL Control One, die Äußerungen des einen oder anderen Großspulers. Man könnte ja auch ins Wohnzimmer gehen und die Standboxen hören. Aber dabei lässt sich nicht so gut klönen und an Report's und an Küchengeräten schrauben.
Also wie wichtig ist Highend?

Aber danke, dass Ihr den Thread wieder hoch geholt habt. So habe ich Peter's Erzählung noch einmal gelesen Wink

Tschüß, Matthias


P.S.: Was hat der Kaiser eigentlich am Anfang für eine Anlage gehabt ... und was war das für ein Pferde-Fuhrwerk?! Highend ins Haus ... das ist doch eine gute Idee. Erst testen, dann kaufen!

P.P.S.: Als ich die BlackForest SoundBones gesehn habe, hatte ich sofort eine Assoziation zu Hundefutter-Keksen. Ob das damit auch geht ...?
Stapelbüttel von einem ganzen Haufen Quatsch
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#24
also ich finde schon, dass es einen Unterschied zwischen den Begriffen High Fidelity und High End gibt, und ebenfalls finde ich es richtiger, wenn die HiFi Journaille wenigstens ansatzweise den Klang des "Originals" zum Maßstab nehmen würde.

Natürlich macht es keinen Sinn, sich auf einer HiFi Anlage Vogelstimmen anzuhören und sie mit dem Original zu vergleichen. Wenn ich aber z.B. eine Bigband mit Blechbläsern live spielen höre, klingén die lauten Passagen schrill und spitz. Wenn jetzt eine HiFi Anlage so eine Bigband Aufnahme genauso schrill und spitz wiedergibt, wie sie im Original geklungen hat, dann wird die Anlage bei Audio und Stereoplay verrissen, weil sie schrill und spitz klingt.

High Fidelity bedeutet wörtlich "Hohe Treue". Es ist natürlich aus Marketing Gründen erfunden worden, ist aber ein Wort, das ein klares Statement zum Ausdruck bringt - Hohe Treue im Sinn von hoher Originaltreue. Die ganze HiFi Bewegung hatte das Ziel, sich von dem aufgeschwulsteten Klang der damaligen Radios und Musiktruhen zu entfernen, und stattdessen ein naürlicheres Klangbild zu etablieren. Der Begriff High End dagegen ist in der HiFi Szene aufgetaucht, um die "wahren" HiFi Geräte von der Holzklasse abgrenzen zu können. Man muss sich nur mal die Mühe machen, ein paar alte Ausgaben von HiFi Stereofonie oder Fono Forum zu lesen, und diesen Stil mit Audio und Stereoplay zu vergleichen. Auch HiFi Stereofonie und Fono Forum betrieben Verkaufsförderung, das geschah aber nicht auf eine so dümmliche Art, und die Leute, die da geschrieben haben, kannten das, was sie bewerteten. Auch wenn der Vergleich mit dem Original heute nicht mehr so einfach ist, weil auch das Original vielfach schon aus einer elektronischen Maschine kommt, kann es nicht schaden, wenn jemand, der HiFi Geräte beurteilen soll, sich hin und wieder mal in ein klassisches Konzert setzt oder sich ganz allgemein Naturinstrumente und Stimmen anhört. Der Grund, weshalb ältere HiFi Geräte oft als natürlicher und angenehmer wahrgenommen werden, liegt auch daran, dass die Entwickler und die späteren Tester wussten, wie Musik im Original klingt. Heute werden die "Ketten" im Hörraum der Zeitschriften aufgebaut und gegeneinander getestet - das, was den Redakteuren am besten gefällt bzw. das, was die meisten Werbeeinnahmen verspricht, bekommt dann die meisten Ohren.

Woran man den Wandel in der HiFi Journaille gut erkennen kann, ist die Bewertung traditioneller Produkte wie den Dual Plattenspielern. Die großen Duals waren Geräte, die zu ihrer zeit kaum noch Luft nach oben liessen, und wurden von fast allen Musikern und Plattenfirmen zur Endkontrolle der Plattenaufnahmen verwendet. In HiFi Stereofonie bekamen sie ihre angemessene Würdigung - als dann Audio und Stereoplay das Ruder übernahmen, durften Dual Plattenspieler nicht mehr ins Spitzenfeld. Erst als Dual in den achtzigern schon unter Thomson Regie genügend Werbemittel in die Zeitschriften pumpte, gab es gute Testplatzierungen, obwohl die Duals der achtziger nur noch ein Schatten dessen waren, was Dual zehn Jahre vorher produziert hat. Die großen Testsiege und Referenzplätze räumten jetzt Firmen wie Thorens mit dem TD126 ab - ein Plattenspieler, der ein Vermögen kostete, und in den man anschliessend nochmal ein Vermögen investieren musste, bis er annähernd so klang wie ein Dual 721 ab Werk. Dieses ganze High end Geschwurbel haben wir maßgeblich diesen beiden Zeitschriften und ihrem Stil zu verdanken, und eigentlich ist es ja ein genialer Schritt - wenn alle HiFi Geräte ausreichend gut klingen, und es im Massengeschäft nur noch billiger wird, packt man die Leute beim Popanz, und bewegt sie so, Irrsinnssummen für Geräte ohne echten Vorteil auszugeben, und anschliessend mit Tuning dauerhaft ihre Konten leerzuräumen. Daher ist das Märchen "Des Kaisers neue Kleider" schon eine recht passende Parabel zur High End Szene.

Gruß Frank
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#25
Hallo (Wieder-)Mitlesende,

...dass so manch einer immer noch über des Kaiser's Erkenntnisse nachdenkt, freut mich natürlich ungemein (und würde den Autor des Originals ebenso freuen, so er noch leben würde). Dabei war mir gar nicht wichtig, herauszustellen, welche Ausgangs-Situation beim Kaiser vorherrschte (...Matthias' Frage...). Fazit sollte ja viel mehr sein: ...was leidlich gut ist, kann man oft zwar anders machen, nicht unbedingt aber besser! Und wenn etwas "anders" geworden ist, sollten wir hinterfragen (bzw. nicht das Hinterfragen verlernen), ob es dadurch wirklich nutzbar "besser" wurde oder ob es das "Alte" nicht auch getan hätte.

Dass man natürlich bei einer "Anlage" auch einiges "falsch" machen kann, beweisen für meine Ohren immer wieder Negativbeispiele, in denen das Ergebnis wirklich "grottenschlecht klingt" - nicht, weil es mit dem (mir in den meisten Fällen unbekannten) Original nichts mehr zu tun hat, sondern weil eben unglückliche Umstände (Aufstellpsoition der LS, Raumeigenschaften, Fehlanpassungen zwischen den Komponenten etc. etc.) zu Ergebnissen führen, die ein Klangbild zu Tage fördern, das meinen Ohren "weh tut" (= mich nervt!).
In dem Zusammenhang erwähnt: natürlich kann eine beliebige Komponente im elektrischen Übertragungsweg einen Einfluss auf das Gesamtergebnis haben. Das kann auch auf ein Kabel zutreffen - stellt es doch einen Widerstand und eine Kapazität dar. Inwieweit das allerdings hörbar ist, ist fraglich. Da wirken sich schon eher die Position der Möbel im Hörraum beeinflussend aus.

Und überhaupt: was heisst schon "Original"? Das sehe ich wie die Meisten hier auch: wir kennen es i.d.R. nicht. Darüber zu schwadronieren, wie "getreu" die Wiedergabeanlage dieses vermeindliche Original zu Gehör bringt, ist in der Tat ein zwar netter aber auch müssiger Zeitvertreib. Immerhin ist es mir in den Jahren immer wieder mal gelungen, Musikdarbietungen in kleinen Hallen, Clubs, Zelten, Kirchen, OpenAir ohne bedeutende Verstärkeranlage ("unplugged" heist das heute wohl...) zu hören und genau von diesem Künstler/Ensemble noch am Veranstaltungsort eine - mit einfachen Mitteln (meist "mikrofoniert") aufgenommene - Live-CD zu erwerben. Wenige Stunden später daheim angehört kam ich zu dem (sicher auch subjektiven) Schluss: Ja! Genauso hat sich das vor ein paar Stunden angehört. Aber glaubt mir: hinsichtlich des "Bumms" und der Präsenz heute üblicherweise gebotenen "gesoundeten" Produktionen ist beides, das Live-Event wie auch die mitgeschnittene Konserve, ernüchternd (viele würden sagen "enttäuschend... ...das klingt irgendwie flach...") Aber so hat eben das Ganze wirklich in einem Festzelt aus 20 Metern Entfernung geklungen. Ein Beweis dafür, dass sich unsere "Wahrnehmungsgewohnheiten" konditionieren lassen.

Das lässt mich auf eine weitere Erkenntnis zu sprechen (schreiben) kommen, die ich im Laufe der Jahre gewann: "Geräteliebhaber", die eine Menge Aufmerksamkeit (Geld) in ihre Wiedergabeanlage stecken, spielen nur höchstwertige Konserven ab. Schlecht aufgenommenes oder hergestelltes Material kommt dort gar nicht zum Einsatz. Mit solchen Tonträgern ergeben sich auch auf der "Durchschnittsanlage" signifikante Unterschiede. Hier spiegelt sich m.E. wieder, was schon Matthias andeutet - die Konserve macht viel aus. Hier bewusst und gezielt kaufen, bringt oftmals mehr, als mit irgendwelchen "Strippen" rum zu hantieren. Aber deshalb nur "audiophile" Tonträger zu kaufen, egal ob sie den eigentlichen Geschmack treffen, halte ich ebenso für verfehlt. Letzten Endes - und auch da stimme ich mit Matthias überein - soll das Gehörte an sich gefallen, (Nicht nur klanglich sondern vor allem künstlerisch/inhaltlich). Dass man dennoch durch Varianz der eingesetzten Mittel/Geräte herausragende Veränderungen im Klangbild erzielen kann, haben wir sicherlich alle schon erlebt aber wie schon geschrieben: "anders" heist nicht zwingend "besser".

Letzten Endes ist es meiner Ansicht nach, wie hier schon von Einigen geschrieben - "High-Irgendwas" sind ähnliche, werbende Wortschöpfungen wie "die Freude am Fahren", "vollendeter Genuss" und was weis ich noch alles. Dies alles lässt sich auf nahezu jedes Konsumprodukt übertragen. Schaut man sich die Entwicklung der Werbung an, so wird man in allen Bereichen eine Abwendung von den harten physikalischen Fakten und eine Zuwendung zu "verschwurbelten Floskeln" feststellen. Das ist nicht nur bei den Hifi-Gazetten so gelaufen sondern lässt sich auf andere technische "Spielzeuge" ebenso treffend übertragen - und dies beinahe zeitgleich. (Schaut Euch mal Automobilwerbung, z.B. von MB, aus den späten 60ern an und vergleicht das mit Werbung aus den 90ern oder der Gegenwart.) Nahezu alle Konsumgüterbranchen haben zu gleicher Zeit wohl festgestellt, wie sich Produkte besser verkaufen lassen. Es geht eben in einer sich entwickelnden konsumorientierten Gesellschaft nicht darum, dass man satt wird, gewärmt wird, von A nach B kommt usw. sondern vor allem um das "Wie". Das wundert auch nicht - ginge es nur um die Erfüllung des Grundbedürfnisses (Sättigung, Erwärmung, Transport etc.) liesse sich nur ein Bruchteil dessen an Mann & Frau bringen, als es in einer Volkswirtschaft wie der unsrigen nötig wäre, um Lohn & Brot für eine Mehrheit zu erwirtschaften. Und dieser Lohn soll natürlich nicht nur die Grundbedürfnisse erfüllen, sondern darüberhinaus "Spielraum" (im warsten Wortsinne...) für Nebensächlichkeiten bieten - kurzum den uns bekannten Wirtschaftskreislauf in Schwung halten. Aber das ist ja alles hinlänglich bekannt...

Genug der vielen Worte - der Kaiser wird sein Geld auch anderweitig in Prestigeobjekte "versenken" können und unsereins spielt auch weiterhin mit Spielzeugen, die die Welt nicht wirklich braucht, die das Leben aber bunter machen, solange das Geld dafür reicht.

Viele Grüße

Peter
Time flies like an arrow. Fruit flies like a banana. (...soll Groucho Marx gesagt haben, aber so ganz sicher ist das nicht...)
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