minifon attaché
#1
Aus gegebenen Anlaß (Stalingrad 1943)
Möchte ich das minifon attaché vorstellen:


Die technische Weiterentwicklung der erfolgreichen Drahtaufnahmegeräte über minifon P51, P53 und P55 führte zum ersten BANDaufnahmegerät, dem minifon ATTACHÈ zur ersten TonBANDcassette

- Die Entwicklung der Bandkassette (nicht Philips, nicht Elcaset!)
- Das minifon attaché System
- Bild 5
[Bild: rz5_020707.jpg]



Das Bild zeigt ein minifon attaché. Es ist wenig größer als die eingelegte Kassette. Die Abdeckung der Köpfe und Antrieb erleichtert auch weniger geschickten Fingern das Einlegen. Ein Detail zur Vereinfachung der Bedienung ist das wie eine Lupe wirkende Fenster des Zählwerkes. Alle Bedienungselemente, sowie die Anschlußbuchsen liegen zusammengefasst auf der Frontseite des Gerätes.
Bild 6
[Bild: rz6_020707.jpg]



Bild 7
[Bild: rz7_020707.jpg]

Anders als bei der heutigen Compakt Cassette liegen die Tonköpfe, der Capstan und die Bandführung außerhalb der Kassette. Was hier nicht sichtbar ist, ist ein kleiner Permanentmagnet, mit dem beim schnellen Zurückspulen die Aufnahmen in kürzester Zeit gelöscht werden kann. Ich habe ihn als erstes ausgebaut, um nicht versehentlich unwiederbringliche Aufnahmen zu löschen.


Bild 8
[Bild: rz8_020707.jpg]

Zu erkennen ist die auf das Band aufgebrachte „Silberschicht“ für die Erkennung des Bandendes. Diese Schicht erinnert sehr an das sogenannte „Leitsilber“, das in der Elektronik zur Reparatur beschädigter Leiterbahnen benutzt wird.
In der Praxis lagert sich dieses Material gerne auf dem Tonkopf nieder und versilbert ihn regelrecht.
Diese Leiterschicht (ähnlich dem verbreiteten „Schaltstreifen“) schaltet bei Bandende das minifon nicht ab. Es zeigt dem Operators durch Leuchten eines roten Lämpchens, dass es gerne abgeschaltet werden möchte!


Minifon arbeitete in den Kassetten mit TonBAND 6,3 mm breit 4,74 cm/s, Aufnahme Kapazität 2x30 min, Halbspur.
3 stufiger Transistorverstärker
Löschfrequenz 34 kHz
Frequenzbereich 150-6000 Hz


Minifon Kassette versus Philips CompaktCassette
Bild 9
[Bild: rz9_020707.jpg]

Wer hat hier, ca. 15 Jahre später, seine Hausaufgaben abgeschrieben?

Bild 10
[Bild: rz10_020707.jpg]

Reiner Zufall? Selbst der Lochabstand und die Form der Mitnehmer regt zu Spekulation an, und dann ist da noch die Bandgeschwindigkeit von 4,75cm/s.



Der bei minifon Protona traditionell verwendete Tischlautsprecher. Er war nicht nur formschön und dekorativ, er konnte durch einfaches Umschalten auch als Mikrofon verwandt werden.
Bild 11
[Bild: rz11_020707.jpg]

Bei diesem zum minifon Attaché gehörenden Tischlautsprecher befindet sich eine Mikrofonkapsel im Lautsprecher. Andere Typen hatten eine Mikrofonkapsel im Standfuß. Hier ist die Stelle durch das attaché Emblem verschlossen.

Bild 12
[Bild: rz12_020707.jpg]

Einsatzbereit, - mehr brauchte es nicht um hochwertige Aufnahmen zu machen.
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#2
Herzlichen Dank an Roland für diesen Beitrag, der sich mit einer ganz anderen Art von Gerät beschäftig als die, mit denen wir es sonst zu tun haben. Die Pics sind nun eingebaut, hier noch der Querverweis auf einen anderen thread, der für diesen Beitrag ursächlich war:

http://forum2.magnetofon.de/f2/showtopic.php?thread[threadid]=6642
Michael(F)
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#3
Eine Ergänzung, vor allem mit Blick auf die Übereinstimmungen (wesentlicher: die NICHT-Übereinstimmungen!) mit der CC:

Die Protona-Kassette war jedoch zeitweise zu Höherem bestimmt, wenn eine AEG-Telefunken-Hauszeitung den Sachverhalt richtig wiedergibt:
"Entgegen Vereinbarungen zwischen führenden deutschen Herstellern, die im "Miniphon" -Tonbandgerät der Telefunken-Tochtergesellschaft Protona verwendete Tonbandkassette zur Grundlage künftiger Cassettengeräte zu machen, brachte ein deutsches Unternehmen zur Funkausstellung 1963 die Compact Cassette auf den Markt … " (- na ja: eben nicht deutsch!)

"Zur Grundlage …" - also nach Verbesserungen, die nicht zuletzt eine preisgünstige Fertigung hätten ermöglichen müssen - hätte die Protona-Kassette durchaus getaugt. Einige der Kompromisse, die bei der Konstruktion der Compact-Cassette unumgänglich erschienen (vor allem die kassettenseitigen bandführenden Elemente und die anfangs problematische Bandbreite 3,81 mm), wären vermieden worden. Wie ein alltagstaugliches Gehäuse hätte aussehen können, demonstrierte (wenn auch erst zwei Jahrzehnte später) die DAT-Kassette: eine schwenkbare Klappe und eine verriegelte Bodenplatte hätten die freiliegende Bandlänge im Vorderteil der Protona-Kassette geschützt. Eine Mechanik, die das Band beim Herausnehmen aus dem Gerät straffte und beim Aufsetzen wieder freigab, besaß die Protona-Kassette bereits.

Ja, es hat nicht sollen sein. Und außerdem gab es da ja noch die RCA-Kassette, Grundigs DC-Kassette usw. usw., die Patentliteratur ist voll von Magnetträger-Kassetten.

F.E.
ZEITSCHICHTEN, barrierefreier Zugriff im "GFGF-Buchladen", URL https://www.gfgf.org/de/b%C3%BCcher-und-schriften.html (ca. 240 MB)
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#4
Hallo lieber Roland, werte Mitleser,

(die Forensoftware macht mich darauf aufmerksam, dass dieses Thema womöglich veraltet sein könnte Rolleyes

Herzlichen Dank für die Vorstellung dieser wahrlichen Preziose und (im Nachhinein) "Trendsetters" vom Ende der Fünfziger (!) Jahre!
Danke auch für die Infos zum Vorgänger "Teltape".

Jeder mag sich nun gern aufgrund eines "profanen" Photos seine Meinung zur Compact-Cassette, zum Densuke, zur Elcaset, zum WalkMan und zur TDK MA-R / MA-XG bilden:
http://www.cryptomuseum.com/covert/minif...0/full.jpg

Ich verneige mich vor Willi Draheim, welcher es bislang leider nicht zu einem Wiki-Eintrag geschafft hat:
http://de.wikipedia.org/wiki/Minifon

Schöne Grüße
Frank
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