21.08.2004, 03:22
The day the music died... dieser Tag ist für mich eigentlich schon längst gelaufen. Dieses erhebende Gefühl, neue, faszinierende Musik entdeckt zu haben, wann hatte ich das zum letzten Mal erlebt? Das war vor 11 Jahren mit der "Satisfied Minds"-LP der Walkabouts, und selbst die war im Grunde genommen nicht Neues, sondern eine Sammlung von Songs, die den 'test of time' längst bestanden hatten und die hier lediglich, wenn auch genial, neu interpretiert wurden. Ja, und vor zwei Jahren oder so Dylans "Love And Theft", seine erste wirklich überragende Platte seit "Infidels", das war zwar eine Offenbarung, aber dennoch im Vergleich mit seinen Geniestreichen der 60er soooo klein mit Hut. Da frage ich mich doch, was mache ich eigentlich, in welcher Form beschäftige ich mich mit meiner großen Leidenschaft, mit dem, was gemeinhin als 'Rockmusik' bezeichnet wird, bin ich überhaupt noch dabei oder renne ich nur noch dem Gestern hinterher? Es ist wohl so. Ich archiviere jahrzehntealte Musik auf antiquierten Tonträgern, versuche, auch den letzten Tonschnipsel der alten Heroen der Sammlung einzuverleiben und freue mich, wenn ich auf Bändern das Gequatsche der Radio-Moderatoren wiederfinde, über das ich mich damals immer aufgeregt hatte. Und warum ist das so? WEIL 99;99999 % VON DEM, WAS IN DEN LETZTEN 20 JAHREN VERÖFFENTLICHT WURDE, AKUSTISCHER MÜLL IST. Die Suche nach GUTEN neuen Sachen ist schwieriger als die nach der berühmten Nadel im Heuhaufen. So, das mußte mal gesagt werden.
Wenn ich die wenigen guten Sachen nicht selbst finde, muß ich wohl mit der Nase darauf gestoßen werden. Ryan Adams? Who's that, hätte ich vor ein paar Wochen noch gefragt. Asche auf mein Haupt, ich kannte ich nicht! Auf eindringliche Empfehlung von Michael(F), mit dem ich die Wertschätzung für das Werk Bob Dylans teile, habe ich mir heute die Songs seiner CD "Gold" (gibt's die als LP?) angehört. Die Erwartungshaltung war groß, aber die Zeit knapp. Und so habe ich das Band nicht, wie ursprünglich geplant, über Kopfhörer gehört, sondern über die Boxen, und das, während ich mit der dazu erforderlichen Konzentration Tonköpfe begutachtete und sortierte. Somit hat die Platte auch gleich ihre Alltagstauglichkeit unter Beweis stellen können.
Tja, was soll ich unter diesen Bedingungen zu der Platte sagen? Es ist nicht ein einziger schlechter Song drauf, nicht einmal ein mittelmäßiger! Dieser Kerl schreibt (und singt) Songs, die sich hinter Kreationen von durchaus guten Leuten wie z.B. James Taylor oder David Crosby absolut nicht zu verstecken brauchen. Seine Stimme erinnert mich ein wenig an Loudon Wainwright III, falls irgendjemand den noch kennt. "Nicht wenige halten dieses Album für überproduziert" schreibt Michael. Ich kann's mit seinen anderen Werken nicht vergleichen, da ich sie nicht kenne, aber überproduziert? Das sehe ich keineswegs so. Durch die Produktion und die Session-Musiker läuft die Musik richtig rund, alles paßt zusammen. Allerdings kann ich mir durchaus vorstellen, daß Ryan Adams auch nur mit einer akustischen Gitarre bewaffnet eine gute Platte machen könnte. Die Songs und die Stimme dazu hat er.
Ich zitiere nochmal Michael: "Ich winke immer resigniert ab, wenn ein neuer Dylan ausgerufen wird. Hier war das nicht der Fall.". Sorry, da bin ich anderer Ansicht. Diesbezüglich winke ich auch bei Adams ab, allerdings ohne Resignation. Mit welchem Dylan sollte man ihn denn vergleichen? Mit dem heutigen, der mit immer neuen Arrangements, aber altgewordener Stimme seit Jahren sein Lebenswerk zelebriert? Mit dem jungen Dylan, der mit seinen Songs das Symbol einer aus vorgezeichneten Bahnen ausbrechenden Nachkriegsgeneration wurde? Oder mit dem 1965er Dylan, der sich, als er es sich erlauben konnte, seinen eigenen Traum erfüllte, nämlich größer zu werden als Elvis? Nein, Michael, das paßt alles nicht. Ryan Adams ist, soweit ich das bis jetzt, nach einmaligem Hören der Platte, einschätzen kann, ein erstklassiger Songwriter und Interpret, ein Vergleich mit Dylan jedoch kann ihm nur schaden. Und das hat er nicht verdient.
Gruß, Wolfgang
Wenn ich die wenigen guten Sachen nicht selbst finde, muß ich wohl mit der Nase darauf gestoßen werden. Ryan Adams? Who's that, hätte ich vor ein paar Wochen noch gefragt. Asche auf mein Haupt, ich kannte ich nicht! Auf eindringliche Empfehlung von Michael(F), mit dem ich die Wertschätzung für das Werk Bob Dylans teile, habe ich mir heute die Songs seiner CD "Gold" (gibt's die als LP?) angehört. Die Erwartungshaltung war groß, aber die Zeit knapp. Und so habe ich das Band nicht, wie ursprünglich geplant, über Kopfhörer gehört, sondern über die Boxen, und das, während ich mit der dazu erforderlichen Konzentration Tonköpfe begutachtete und sortierte. Somit hat die Platte auch gleich ihre Alltagstauglichkeit unter Beweis stellen können.
Tja, was soll ich unter diesen Bedingungen zu der Platte sagen? Es ist nicht ein einziger schlechter Song drauf, nicht einmal ein mittelmäßiger! Dieser Kerl schreibt (und singt) Songs, die sich hinter Kreationen von durchaus guten Leuten wie z.B. James Taylor oder David Crosby absolut nicht zu verstecken brauchen. Seine Stimme erinnert mich ein wenig an Loudon Wainwright III, falls irgendjemand den noch kennt. "Nicht wenige halten dieses Album für überproduziert" schreibt Michael. Ich kann's mit seinen anderen Werken nicht vergleichen, da ich sie nicht kenne, aber überproduziert? Das sehe ich keineswegs so. Durch die Produktion und die Session-Musiker läuft die Musik richtig rund, alles paßt zusammen. Allerdings kann ich mir durchaus vorstellen, daß Ryan Adams auch nur mit einer akustischen Gitarre bewaffnet eine gute Platte machen könnte. Die Songs und die Stimme dazu hat er.
Ich zitiere nochmal Michael: "Ich winke immer resigniert ab, wenn ein neuer Dylan ausgerufen wird. Hier war das nicht der Fall.". Sorry, da bin ich anderer Ansicht. Diesbezüglich winke ich auch bei Adams ab, allerdings ohne Resignation. Mit welchem Dylan sollte man ihn denn vergleichen? Mit dem heutigen, der mit immer neuen Arrangements, aber altgewordener Stimme seit Jahren sein Lebenswerk zelebriert? Mit dem jungen Dylan, der mit seinen Songs das Symbol einer aus vorgezeichneten Bahnen ausbrechenden Nachkriegsgeneration wurde? Oder mit dem 1965er Dylan, der sich, als er es sich erlauben konnte, seinen eigenen Traum erfüllte, nämlich größer zu werden als Elvis? Nein, Michael, das paßt alles nicht. Ryan Adams ist, soweit ich das bis jetzt, nach einmaligem Hören der Platte, einschätzen kann, ein erstklassiger Songwriter und Interpret, ein Vergleich mit Dylan jedoch kann ihm nur schaden. Und das hat er nicht verdient.
Gruß, Wolfgang