Französisches TB von Magnétic France
#1
Vor einiger Zeit haben wir im Forum die Frage diskutiert, welche Tonbandgerätehersteller es in Frankreich gab:
http://forum2.magnetofon.de/f2/showtopic...eadid=4791

Ich will in nächster Zeit hier drei Geräte von drei verschiedenen französischen Herstellern vorstellen.

Den Anfang mache ich heute mit einem Gerät der Firma "Magnétic France".
Über diesen Hersteller habe ich nicht viel herausbekommen. Auf der Internet-Seite http://grandlivre.doctsf.com, auf der französische Sammler Informationen über alle in Frankreich bekannten Radiomodelle zusammentragen, ist Magnétic France mit 11 Empfängern aus dem Zeitraum 1958-61 vertreten.

Mein Tonbandgerät, das keine Typenbezeichnung trägt, stammt aus dem Jahr 1960, wie ich aus Aufdrucken auf diversen Bauteilen folgere. Zu diesem Zeitpunkt war Magnétic France offenbar in Paris ansässig, zumindest ist auf der Frontplatte eine Pariser Adresse angegeben.

Das Gerät steckt in einem Holzkoffer mit grauem Überzug.

[Bild: MagneticFrance1a.jpg]

Öffnet man den Koffer, stellt man fest, daß ein großer Teil der Bedienelemente auf der leicht abgeschrägten Vorderfront angebracht ist. Diesen Aufbau findet man häufiger bei französischen Geräten aus jener Zeit, sofern sie für professionelle Anwendungen gedacht waren.

[Bild: MagneticFrance1c.jpg]

Das Gerät kann nicht nur als Bandgerät mit Aufnahme-/Wiedergabefunktion verwendet werden, sondern auch als reiner Mikrophonverstärker, wobei das Laufwerk ausgeschaltet bleibt. Die entsprechenden Funktionen werden mit dem Schalter in der Mitte gewählt: "Enregistrement" (Aufnahme) - "Arrêt" (Stop des Laufwerks) - "Ecoute" (Wiedergabe) - Ampli (Mikrophonverstärker). In Stellung "Enregistrement" hat man noch die Wahl zwischen gleichzeitigem Löschen des Bandes und Aufsprechen auf eine vorhandene Aufnahme. Dies geschieht durch Drehen des Schalters "Surimpression". Im Löschbetrieb leuchtet die rote Lampe "Effacement" neben diesem Schalter auf.

Das Gerät verfügt über zwei Eingänge, Micro und Pick up/Radio, die zu getrennten Eingangsverstärkern führen und bei gleichzeitiger Benutzung getrennt ausgesteuert werden können (Micro mit "Volume général"), und zwar sowohl im Aufnahme- wie im Verstärkerbetrieb. "Volume général" dient bei Wiedergabe als Lautstärkeregler des Bandsignals. Rechts befinden sich Regler für die getrennte Einstellung von Höhen ("Aigues") und Bässen ("Graves"). Letzterer ist mit dem Netzschalter gekoppelt. Außerdem befinden sich rechts noch Ausgänge für Kopfhörer ("Casque") und Außenlautsprecher ("H.P."). Bei Benutzung des letzteren wird der eingebaute Lautsprecher abgeschaltet.

Am Ausgang „Sortie“ liegt das gemischte Signal von Pick-up/Radio und Micro (bei Aufnahme bzw. Verstärkerbetrieb) bzw. Pick-up und Bandsignal (bei Wiedergabe). Links oben befindet sich noch ein fünfpoliger Anschluß für einen Préampli, dessen Sinn und Zweck mir noch nicht ganz klar ist.

Weitere Bedienelemente befinden sich auf der Oberseite.

[Bild: MagneticFrance1b.jpg]

Rechts unten sitzt ein Schalter zur Vorwahl der Laufwerkfunktion. In Stellung "Arrêt" sind alle drei Motoren abgeschaltet. In Stellung "Rapide" ist das Gerät auf Umspulen vorbereitet, die Richtung wird durch Drücken einer der beiden Tasten links unten gewählt. Das Umspulen stoppt, sobald man die Taste losläßt. Leider war der Konstrukteur der Meinung, auf Bremsen verzichten zu können, sodaß die Spulen nur durch Reibung an Bandführungen und in Motorlagern gebremst werden, was, wenn das Gerät so richtig in Fahrt ist, einige Zeit dauern kann. Ein punktgenaues Aufsuchen bestimmter Bandstellen ist so natürlich schwierig.

In den Stellungen "19 cm/s" und "9.5 cm/s" ist das Gerät für Aufnahme und Wiedergabe bereit. Das Laufwerk setzt sich in Gang, sobald der Schalter an der Frontplatte von "Arrêt" nach "Ecoute" oder "Enregistrement" gedreht wird. In den Stellungen "19" und "9.5" drückt ein Filz das Band gegen den Löschkopf und sorgt so für den nötigen Bandzug. Außerdem hält der linke Wickelmotor dagegen.

Die Tonkopfabdeckung umschließt die Banduhr, die über einen Riemen vom rechten Wickel angetrieben wird. Zwischen den beiden Wickeltellern erkennt man das Kühlgebläse des Capstanmotors. Der Antrieb des Capstans erfolg über einen Rundriemen.

Ein Blick ins Innere:

[Bild: MagneticFrance1d.jpg]

In der unteren Hälfte erkennt man den Capstanmotor und die Röhren. Auf der linken Längsseite sitzt ein flacher Ovallautsprecher (Magnet auf der Membranseite), der auf dem Bild durch die Holzplatte verdeckt wird.

Noch ein paar technische Daten:
Halbspur Mono, 2 Köpfe, 3 Motoren.
Max. 18-cm-Spulen.
Röhrenbestückung: EF 86, ECC 81, ECC 81, EL 84, EM 84, EZ 80.
Interessanterweise stammt der gesamte Röhrensatz von der deutschen Firma Lorenz, obwohl in Frankreich mit Belvu, Dario, Mazda u. a. ebenfalls renommierte Hersteller zur Verfügung standen.

Gruß
TSF

Edit 19.02.2007: ergänzt um eine Aufnahme der Köpfe.

[Bild: MagneticFrance1f.jpg]
Zitieren
#2
Einem Hinweis unseres Forumsmitglieds hanns-d.pizonka folgend habe ich mich an Herrn Claude Gendre gewandt. Herr Gendre hat sich in Frankreich seit Mitte der fünfziger Jahre mit Tonaufzeichnung und den zugehörigen Geräten befaßt. Er hat selbst Tonbandgeräte gebaut und mehrere Bücher sowie zahlreiche Artikel in diversen Zeitschriften zum Thema veröffentlicht.

Ich bat ihn um Auskunft nicht nur über Magnétic France, sondern auch über die Hersteller G.B.G. und Opelem, von denen hier im Forum auch je ein Gerät beschrieben ist.

Herr Gendre hat freundlicherweise sehr ausführlich geantwortet und ist mit einer Veröffentlichung seiner Antwort hier im Forum einverstanden.



« En ce qui concerne les magnétophones d'origine française, je possède évidemment de nombreux documents à partir des années cinquante mais curieusement - bien que je connaisse de nom OPELEM et GBG - je n'ai aucun renseignement sur les appareils que ces firmes avaient construits.
En revanche, j'ai plusieurs documents sur "Magnétic-France" parus dans la "Revue du Son" de l'époque. De plus, pour le magnétophone que j'avais réalisé en 1954/55 et dont je parle sur mon site, j'avais acheté les moteurs de rebobinage dans ce magasin qui se trouvait à l'époque 175 rue du Temple dans le 3e arrondissement de Paris, dans "la deuxième cour à droite" comme indiqué sur leur publicité. Il se trouve que le jeune vendeur était Yves Marzio qui devint plus tard journaliste, puis rédacteur en chef de différentes revues. Il a fini sa carrière comme rédacteur en chef de la revue "Hi-FI Vidéo Home-cinéma" publiée par les éditions Studio Press, 11 rue Charles Schmidt - 93 400 Saint-Ouen. Bien qu'en retraite, il écrit d'ailleurs toujours des articles pour cette revue et vous pourriez peut-être avoir des renseignements sur les magnétophones "Magnétic-France" en contactant le rédacteur en chef actuel, Pierre Stemmelin.

Cette petite société "Magnétic-France" avait sorti de nombreux modèles (pas toujours très fiables ni très bons au point de vue qualité sonore... !) : le "Standard" à 3 moteurs, le "Fidélité 58" qualifié de "semi-professionnel" (mais c'est un bien grand mot... !), le "Studio" à 3 ou 5 têtes (mono ou stéréo), le "Record familial" et le "Record stéréo" (en 1962).
En 1964, Magnétic-France (toujours rue du Temple au fond de la cour...), commença à vendre des magnétophones équipés de platines "Truvox" et "Collaro-Studio" dont les commandes se faisaient par touches. »



Hier eine Übersetzung
(Französischlehrer bitte ein Auge zudrücken Wink ):

"Zu Tonbandgeräten französischer Herkunft besitze ich selbstverständlich zahlreiche Dokumente, beginnend mit den fünfziger Jahren, aber seltsamerweise - obwohl mir OPELEM und GBG namentlich bekannt sind - verfüge ich über keinerlei Information über die Geräte, die diese Firmen hergestellt haben.

Dagegen besitze ich mehrere Dokumente über "Magnétic France", die seinerzeit in der "Revue du Son" erschienen sind. Zudem habe ich für das Tonbandgerät, das ich 1954/55 gebaut habe und das ich auf meiner Internetseite erwähne, die Wickelmotoren in diesem Geschäft gekauft, das sich damals in der Rue du Temple Nr. 175 im 3. Pariser Arrondissement befand, "im zweiten Hinterhof rechts", wie es damals in deren Werbung hieß.

Es stellte sich heraus, daß der junge Verkäufer Yves Marzio war, der später Journalist und Chefredakteur verschiedener Zeitschriften wurde. Er beendete seine Laufbahn als Chefredakteur der Zeitschrift "Hi-Fi Vidéo Home-cinéma", die bei Studio Press, 11 rue Charles Schmitt in 93400 Saint Ouen erscheint. Obwohl inzwischen im Ruhestand, schreibt er immer noch Beiträge für diese Zeitschrift und Sie könnten vielleicht vom derzeitigen Chefredakteur, Pierre Stemmelin, Informationen über die Tonbandgeräte von "Magnétic France" bekommen.

Dieses kleine Unternehmen "Magnétic France" hat zahlreiche Modelle herausgebracht (nicht immer sehr zuverlässig, auch nicht sehr gut in klanglicher Hinsicht...!):
das Standard mit drei Motoren, das Fidélité 58, eingestuft als semi-professionell (aber das ist eine arg hochtrabende Bezeichnung...!), das Studio mit drei oder fünf Köpfen (mono oder stereo), das Record familial und das Record stéréo (1962).

1964 begann "Magnétic France" (immer noch in der Rue du Temple hinten im Hof) mit dem Verkauf von Tonbandgeräten, die mit Truevox- und Collaro-Studio-Laufwerken bestückt waren und über Drucktasten bedient wurden."




In einer zweiten e-mail hat Herr Gendre noch einige technische Details zu diesen Modellen mitgeteilt, die er Werbeanzeigen der Firma "Magnétic France" in der "Revue du Son" entnommen hat:

Standard (1956): 3 Motoren - 9,5/19cm/s - Halbspur - 2 Köpfe - Bandzählwerk - 12- und 18-cm-Spulen - schneller Vor-/Rücklauf. Preis: 59800 alte Francs.

Fidélité (1956): 3 Motoren - 2 Geschwindigkeiten - Halbspur - schneller Vor-/Rücklauf - 6-Röhren-Verstärker. Preis: 88500 alte Francs.

Fidélité (1960) geänderte Form (die Vorderseite ist leicht geneigt): 3 Motoren - Vierspur mono oder stereo - Banduhr oberhalb der Köpfe - 6-Röhren-Verstärker (5 Watt) - Hf-Löschung - Mischpult - Trickfunktion - Aussteuerung mit Magischem Band - getrennte Höhen- und Bassregler. Preis: 2 Köpfe mono 850 neue Francs. Stereo mit zwei Verstärkern 1300 neue Francs.

Studio (1960): 2 Geschwindigkeiten - 3/5 Köpfe für mono/stereo - Stereo in Zwei- oder Vierspur - Hinterbandkontrolle über separaten Kopf und Wiedergabeverstärker - Hf-Löschung - Echofunktion. Preis für mono, 3Köpfe: 1200 neue Francs.

Record familial (1962): ist in der Zeitschrift "Le Haut-Parleur" vom September 1960 beschrieben - 50-12000 Hz bei 9,5 cm/s - Hf-Löschung - Lautsprecher von "Princeps" 13x19 cm - 5-Watt-Verstärker - 5 Importröhren (?) - 8 kg. Preis: 620 neue Francs, als Bausatz 448 NF.

Record stéréo (1962): Vierspur Stereo, alle Spuren separat in Mono bespielbar - 2 Lautsprecher, davon einer im abnehmbaren Deckel - Geamtverstärkerleistung 8 Watt - getrennte Höhen-und Bassregler - 3 Ein-, 3 Ausgänge - Abmessungen 370x350x220 mm. Preis: 900 neue Francs, als Bausatz 640 nF. Beschrieben in "Le Haut-Parleur" vom 15 Dezember 1961.

Modell "adaptateur" ohne Verstärker, mit Truvox-Laufwerk (1964): 4,75-9,5-19cm/s - Stereo - Eingänge für Mikro, Pick-up und Tuner - 1-Volt-Ausgang - Magisches Auge Doppelanzeige (also wohl EMM...?). Preis 1150 neue Francs, als Bausatz 800nF. Gab's auch mit "Studio Collaro"-Laufwerk.

Record stéréo de luxe: Laufwerk Collaro Studio - 3 Motoren - 3 Geschwindigkeiten - Bandzählwerk. Preis: 950 neue Francs (stereo), 750 nF (mono), 595 nF (Bausatz).

Zum Schluß erwähnt Herr Gendre noch ein Echogerät auf Tonbandbasis, das 1964 zum Preis von 900nF (oder als Bausatz zu 750 nF) erhältlich war.


Somit weiß ich jetzt, daß es sich oben um das Modell "Fidélité" handelt.
Die erwähnte Pariser Adresse 175 rue du Temple ist unten auf der Frontplatte zu erkennen.


Gruss
TSF

Edit: Schreibfehler und Übersetzung korrigiert.
Zitieren
#3
Hallo, TSF,

nachdem du einen guten Kontakt nach Frankreich aufgebaut hast, eine Bitte: könntest du Mr. Gendre nach dem Magnetbandgeräte-Hersteller Tolana fragen? Die Firma scheint schon kurz nach 1945 erste professionelle Maschinen gebaut (die rein äußerlich stark an das AEG-Magnetophon K 4 angelehnt waren) und schätzungsweise bis Mitte/Ende der 1950er Jahre existiert zu haben. Zumindest als Einzelstücke hat Tolana auch Maschinen gebaut, die von Pierre Schaeffer und seinen "Mitstreitern" für ihre "musique concrète"-Kompositionen benutzt wurden.

Auch BBC scheint zeitweise Tolana-Maschinen eingesetzt zu haben.

Internet-Fundstellen zu Tolana finden sich zwar, aber sie geben kein geschlossenes Bild.

Ich habe einige wenige Tolana-Prospekte, die jüngsten scheinen von etwa 1950 zu stammen.

F.E.
ZEITSCHICHTEN, barrierefreier Zugriff im "GFGF-Buchladen", URL https://www.gfgf.org/de/b%C3%BCcher-und-schriften.html (ca. 240 MB)
Zitieren
#4
Hallo Friedrich,

ich werde Herrn Gendre mal nach Tolana fragen.

Gruss
TSF
Zitieren
#5
Kürzlich habe ich einige Unterlagen zum Magnétic France Fidélité ergattert und kann somit jetzt mit einigen weiteren Informationen dienen.

Da ist zunächst mal ein Prospekt, der einige technische Details liefert.
Allerdings beschreibt er eine etwas ältere Version, bei der noch die Anzeigeröhre EM34 zum Einsatz kam, ein echtes „Magisches Auge“, während mein Exemplar bereits mit der EM84 ausgerüstet ist.

[Bild: MagneticFranceProspekt.jpg]

Auch im Verstärkerteil gibt es einen Unterschied, wie aus dem mitgelieferten Schaltplan ersichtlich ist. Diese ältere Version ist bestückt mit EF86, EF86, ECC81, EL84, während mein jüngeres Exemplar anstelle der zweiten EF86, die als Triode geschaltet ist, eine ECC81 enthält. Die zusätzliche Triode, die damit in der neueren Version zur Verfügung steht, arbeitet als Kathodenfolger und speist den Kopfhörerausgang, während in der älteren Version das Kopfhörersignal an der Anode einer der ECC81-Trioden abgegriffen und dem Ausgang über zwei Koppelkondensatoren zugeführt wird.

Hier einige technische Daten, wie sie der Prospekt für die ältere Version nennt:
Frequenzgang 9,5 cm/s 50 – 6000 Hz,
Frequenzgang 19 cm/s 40 – 12000 Hz,
Gewicht 14 kg.

Der Prospekt erwähnt „elektrische Bremsen“. In der Tat verfügt das Gerät über keine mechanischen Bremsen. Im Aufnahme-/Wiedergabemodus wird der nötige Bandzug durch leichtes Gegenhalten des linken Wickelmotors und durch ein Andruckfilz erzeugt, das gegen den Löschkopf drückt. Der schnelle Vor-/Rücklauf wird betätigt, indem man eine der beiden hellen Tasten vorne links auf der Deckplatte drückt. Elektrisch gebremst wird, indem man die Umspultaste losläßt und statt dessen so lange die Taste der Gegenrichtung drückt, bis der Wickelmotor das Band zum Stillstand gebracht hat.

Auch die Montageanleitung war bei den Unterlagen enthalten. Herr Gendre hatte ja schon erwähnt, daß einige Modelle auch als Bausatz erhältlich waren. Durch die Lektüre dieser Montageanleitung wurden mir ein paar Dinge klar, die bisher etwas rätselhaft waren.

Da ist zunächst einmal die Sache mit der Bandgeschwindigkeit, laut Prospekt 9,5 und 19 cm/s. Auch bei meinem Exemplar hat der schwarze Drehschalter auf der Oberseite zwei mit diesen Werten gekennzeichnete Positionen. Das seltsame war nur: die entsprechenden Anschlüsse der beiden Schalterstellungen sind parallel geschaltet. Mein Gerät lief in beiden Stellungen mit 19 cm/s. Meine bisherige Erklärung: vielleicht hat der Erstbesitzer sich den Zusammenbau erleichtert und ein paar Kabel gespart, da er sicher war, die 9,5 cm/s nie nutzen zu wollen.

Aber denkste! Der Montageanleitung entnehme ich nun, daß das so gewollt ist. Die Geschwindigkeitsumschaltung geschieht durch Aufsetzen bzw. Abziehen einer Hülse auf der Tonwelle.

Hier sind Tonwelle, abgezogene Hülse und Befestigungsschraube zu sehen.
[Bild: MagneticFranceHuelse.jpg]

Wieso man dann aber einen Schalter mit zwei Stellungen verwendet, wo grundsätzlich nur eine gebraucht wird, das wird wohl für immer das Geheimnis französischer Ingenieurskunst bleiben.
Nebenbei: es ist natürlich klar, daß so der Frequenzgang des Verstärkers nicht an die Bandgeschwindigkeit angepaßt wird. Aber dazu gleich noch mehr.
Immerhin habe ich nun, rund zehn Jahre nach Erwerb des Geräts, entdeckt, daß es über eine zweite Bandgeschwindigkeit verfügt.

Besonderes Augenmerk legt die Montageanleitung übrigens auf die Verdrahtung. Hier wird sehr ausführlich erklärt, wie die Kabel zu führen sind, wo man einen Massepunkt wählen kann und wo nicht, damit der Kunde sich keine Brummschleife einfängt.

Eine spannende Frage war, wie die Anleitung dem Kunden das Einstellen des Vormagnetisierungsstromes erklärt.
Antwort: gar nicht!
Es gibt in der Schaltung keine Einstellmöglichkeit. So, wie er sich aus den Bauteiltoleranzen ergibt, wird er schon richtig sein.

Es gibt aber eine Möglichkeit, den Frequenzgang an Geschwindigkeit und Bandmaterial anzupassen, nämlich mit den Klangreglern. Höhen- und Baßregler sind auch bei Aufnahme wirksam. Man muß also erst ein paar Probeaufnahmen machen und „über Band“ die richtige Einstellung der Regler finden und notieren. Und bei späteren Aufnahmen daran denken, wieder zu diesen Einstellungen zurückzukehren, falls man sie in der Zwischenzeit verstellt hat (was sehr wahrscheinlich ist, denn der Baßregler dient gleichzeitig als Netzschalter; drehen bis zum Linksanschlag schaltet das Gerät aus).

Man muß also schon sehr konzentriert arbeiten, wenn man damit ordentliche Aufnahmen machen will. Vielleicht ist so die Bezeichnung „semi-professionell“ zu verstehen, über die Herr Gendre sich mokiert hat. Man sollte schon halbwegs Profi sein und Ahnung von der Materie haben, bevor man sich an diesen Apparat wagt.

Amateure merken vielleicht noch nicht mal, daß ihnen hier zwei Bandgeschwindigkeiten zur Verfügung stehen... Wink

Gruß
TSF

P.S.: Interessierte finden Prospekt, Schaltplan und Montageanleitung im Downloadbereich.
Zitieren
#6
Ein echter Beautycase dieses Tonband französischer Provenienz. Sieht man nur die geschlossene Schachtel, erscheint sie reichlich uninteressant, das Öffnen bringt dann die wahren Werte zum Vorschein (zumindest fast).
Viele Grüße
Lukas
Zitieren


Gehe zu:


Benutzer, die gerade dieses Thema anschauen: 1 Gast/Gäste