Pioneer RT 909
#1
Die Maschine ist sicher einer der
schönsten, die je für den Heimgebrauch gebaut wurden. Sie hätte
allerdings noch etwas zulegen können, wenn die Tonkopfabdeckung
auch in silber gewesen wäre, statt in Champagner.
Insgesamt ist das Gerät auf der Frontseite sehr kompakt, jedoch
nach hinten sehr tief und insgesamt schwer. Hinten steht
der Sicherungsknopf über, legt man das Gerät waagerecht hin,
riskiert man, diesen ins Gerät zu drücken. Die Bedienung ist einfach,
der Power-Knopf könnte größer sein. Das Gerät ist von oben herab
schlecht abzulesen, idealerweise steht man direkt mit der Nase
vor oder unter der Maschine. Das Zählwerk ist entgegen dem wertigen
und technischen Eindruck, den das Design verspricht, nur minderwertig:
es zählt lediglich von 0000 bis 9999 - keine Bandlänge, keine
Zeiten. Das Einlegen des Bandes ist relativ unkompliziert,
jedoch für geübte Hände aufwendiger, als bei anderen Maschinen:
beide Umlenkhebel werden nach unten gedreht, wo sie einrasten, das
Band wird dann dort hindurchgeführt. Ist das Band eingelegt,
werden die Hebel wieder zurückgedreht, wo sie dann Ausgleichsfunktionen
beim Bandtransport übernehmen. Hier liegt auch ein Problem:
durch das 'Gedrehe' beim Einfädeln, stehen die Federn hinter diesen
Hebeln auf Vollspannung und nutzen sich entsprechend ab. Mein Gerät
wickelt daher derzeit noch recht schlapp, da der erforderliche
Gegendruck der Federn fehlt. Die Schaltgeräusche, also die Elektromagneten, verursachen einen nach hohlem Blechkanister klingenden Sound, wie ich ihn zuletzt bei meiner Telefunken M2000A gehört habe.

Klanglich ist das Gerät erfreulich
unjapanisch, denn es weist einen eher warmen europäischen
Klangcharakter auf. Als Viertelspurgerät liegt das Gerät z.B.
vor der Teac X 3300, die klanglich sehr verwandt ist, reicht
jedoch an 2-Spurer oder gar Highspeeder nicht heran. Wohl als
Kompromiss ist die halbe Autoreverse-Funktion anzusehen: aufge-
nommen wird nur in eine Richtung, die Wiedergabe erfolgt in beide
Laufrichtungen. Das Gerät scheint alltagstauglich und ist vielleicht
eine Kaufempfehlung, wenngleich der Preis von 800 Euro aufwärts
etwas überzogen erscheint, bei einem Neupreis von 2600 Mark Anfang der 80er.
Leider erreichten mich viele Anfrage, wo man denn einen Ersatz-Tonmotor herbekommt und auch die Andruckrollen sollen sich im Zersetzungsstadium befinden. Die Menge dieser Mails liess mich aufhorchen, so dass ich wegen der schwierigen Ersatzteillage vom Erwerb dieser Maschine eher abraten würde.
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