Treiber-IC kühlen bei Sony-CD-Playern mit fixed-pickup-Laufwerk
#1
Hallo,

die untenstehende Bilderstrecke hatte ich schonmal in einem Verkaufsthread gepostet, dachte mir dann aber, sie könnte von allgemeinem Interesse sein, weshalb ich sie hier nochmal separat unterbringe.

In den 1990er Jahren kam man bei Sony auf die Idee, CD-Player mit einem fixed pickup-Laufwerk zu bauen: das heißt, nicht der Laser, sondern die Spindel wird bewegt. Hier am Beispiel eines CDP-XA20ES:

         

Für diese Innovation wurden damals technische Gründe angeführt: die Masse von Spindelmotor + Stabilisator ist deutlich größer als die des Laser-Pickups, so daß Vibrationen viel stärker bedämpft werden. Die Servoschaltung wird also kaum beansprucht, um hochfrequente Schwingungen zu kompensieren, sondern muß nur noch die vergleichsweise langsamen Korrekturbewegungen der Spurfolge ausführen.[1] Na ja. Ich bin mir recht sicher, daß dieses Laufwerk nicht vordergründig zu dem Zweck konstruiert wurde, einen Regelkreis zu entlasten Smile

Kurioserweise haben gerade diese fixed pickup-Laufwerke das Problem, daß die Treiberschaltung für die (Linear-)Motoren an Schlitten, Spindel und Pick-up stark beansprucht wird. Die Schaltung steckt beim CDP-XA20ES in IC102 auf dem BD-Board und ist nach ∼3 Minuten schon bei >80 °C (gemessen bei ∼28 °C Raumtemperatur Sad):

       

Im Interesse der Langlebigkeit lohnt es sich also, die Wärme besser abzuführen. Zu diesem Zweck habe ich ein Kupferplättchen von 20 × 20 × 1,5 mm (ideal wären wohl 1,7 mm) mit einem wärmeleitenden Klebeband auf dem Montageblech angebracht. Der Kontakt zum IC wird mit Wärmeleitpaste hergestellt. Ähnliche Maßnahmen werden z.B. unter [2] empfohlen.

             

So verwenden wir das Montageblech als erweiterten Kühlkörper, was recht gut funktioniert:

   

Eine Variante dieses fixed pickup-Laufwerks steckt in folgenden Modellen:

Variante 1: gewöhnliches Laser-Pickup (KSS-213B), gewöhnlicher Bürstenmotor als Spindelantrieb, kein Stabilisator (CD wird über eine interne Magnetklemme fixiert wie bei gewöhnlichen CD-Spielern auch):
- CDP-XE700
- CDP-XE800
- CDP-XE900
- CDP-XB820

Variante 2: gewöhnliches Laser-Pickup (KSS-213B), gewöhnlicher Bürstenmotor als Spindelantrieb, externer Stabilisator mit Magnetklemme:
- CDP-XB920
- CDP-XB930
- CDP-XA20ES
- CDP-X3000

Variante 3: gewöhnliches Laser-Pickup (KSS-213B), Spindelantrieb mit BSL-Motor, nichtmagnetischer Stabilisator (Masse statt Magnetismus):
- CDP-XA30ES

Variante 4: spezielles Laser-Pickup (KSS-273A/B oder KSS-274A), Spindelantrieb mit BSL-Motor, nichtmagnetischer Stabilisator:
- CDP-XA5ES
- CDP-XA7ES
- CDP-XA50ES
- CDP-XA55ES (nur Japan)
- CDP-XA555ES
- CDP-X5000
- CDP-MS1 (?; nur Japan)

Vermutlich sind alle diese Modelle betroffen. Selbst nachprüfen konnte ich es bei einem CDP-XE700, einem CDP-XA20ES und einem CDP-XA50ES. Beim CDP-XE700 (desgleichen bei allen Modellen mit Variante 1) ist kein Halteblech in Reichweite, das sich als Kühlkörper mißbrauchen ließe; dort kann man stattdessen einen kleinen Kühlkörper auf dem IC anbringen. Beim CDP-XA50ES, der übrigens für den Spindelantrieb eine separate Schaltung verwendet, ist ein Halteblech vorhanden, der Abstand jedoch etwas größer, so daß man ein dickeres Kupferplättchen bräuchte (messe ich bei Gelegenheit nach).

Viele Grüße
Moritz


[1]: https://audio-heritage.jp/SONY-ESPRIT/pl...a30es.html
[2]: https://old-fidelity-forum.de/thread-17913.html
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#2
Derartige Kühlungsprobleme bei einigen Geräten konnte wohl nicht nur Sony ab Werk.
Auch ReVox "leistete" sich da einen entspr. "Fauxpas".
Der Verstärker B251, auch - und nicht umsonst,- als "Heizkraftwerk" verschrien hat/te auch ab
Werk Hitzeprobleme.

Grund war eine horizontal verbaute Platine mit einigen Treibertransistoren, die brühend heiß wurden,
quasi nicht kühlen konnten da durch den horizontalen Einbau eine Kühlung via Konvektion nicht
möglich ist/war.- Außerdem ist da kaum Platz zum Gehäusedeckel.

Mein 2. B251 war zur Überholung bei ReVox,- dort worden dann Kupfer Kühlkörper an den Transistoren
angebracht ( u.a.). Eine Zeit lang bot ReVox wohl sogar einen Mini Temp geregelten Gehäuselüfter an.

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" Der erste Schluck aus dem Glas der Wissenschaft macht Sie zu einem Atheisten,
aber Gott erwartet Sie am Boden des Glases. "

(Werner Heisenberg)


Meine Recorder wurden gefertigt in: Regensdorf, Löffingen, Hösbach, Frankfurt und Oslo

Gruß
Ralf
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#3
(05.07.2025, 18:29)R@lly schrieb: Der Verstärker B251, auch - und nicht umsonst,- als "Heizkraftwerk" verschrien hat/te auch ab
Werk Hitzeprobleme.

Ich kenne den B251 als Revox "Grillstation". Hatte mal so ein Gerät auf dem Tisch, das war nach einem Ausfall schlecht repariert worden und deshalb wieder ausgefallen. Nachdem ich die "Grillstation" Story zu dem Gerät gelesen hatte, habe ich es gleich wieder zugeschraubt.

MfG, Tobias
Strom kann erst fließen, wenn Spannung anliegt
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#4
(05.07.2025, 18:29)R@lly schrieb: Derartige Kühlungsprobleme bei einigen Geräten konnte wohl nicht nur Sony ab Werk.
Auch ReVox "leistete" sich da einen entspr. "Fauxpas".
Der Verstärker B251, auch - und nicht umsonst,- als "Heizkraftwerk" verschrien hat/te auch ab
Werk Hitzeprobleme.

Grund war eine horizontal verbaute Platine mit einigen Treibertransistoren, die brühend heiß wurden,
quasi nicht kühlen konnten da durch den horizontalen Einbau eine Kühlung via Konvektion nicht
möglich ist/war.- Außerdem ist da kaum Platz zum Gehäusedeckel.

Mein 2. B251 war zur Überholung bei ReVox,- dort worden dann Kupfer Kühlkörper an den Transistoren
angebracht ( u.a.). Eine Zeit lang bot ReVox wohl sogar einen Mini Temp geregelten Gehäuselüfter an.

.

Moin,
Revox hat bei der Überholung der B251 nicht nur Kühlbleche an die Treibertransistoren geschraubt, sondern auch die Schaltung wurde überarbeitet und die Treiber geändert. Der nachträgliche eingebaute Lüfter war nicht sehr effektiv.

Gruß
siggi
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#5
Die beste Bratpfanne, die ich je kennenlernte, war der Satreceiver Lemon Volksbox @lpha 2000 VFD. Das waren 2 Geräte in einem: ein analoger Satreceiver mit zusätzlichem Astra Digital Radio (ADR) und ein DVB-SD-Receiver. Beides wurde übereinander gestapelt, so dass Konvektion nicht möglich war, vor allem für die untere DVB-Platine, die nun die obere Analog/ADR-Platine mit heizte. Das wurde so heiß, dass der Video-DAC (oder ein Transistor für das analoge Videosignal, ich weiß es nicht mehr genau) im Sommer hitzebedingt ausstieg und blaue Blitze ins Videosignal machte. War mir hinsichtlich Bildqualität egal - die Volksbox diente mir (fernsehfreier Haushalt) sowieso nur als Radio, und da waren 3 Empfangswege in einer Kiste schon nett, zumal man im Speicher die Empfangswege wild mischen konnte und frei eingebbare Programmnamen möglich waren.

Zusätzlich hatte man noch so Glanzleistungen vollbracht wie einen 85°C-Elko direkt neben einen Kühlkörper zu stellen, der auch in etwa so heiß wurde.

Ich wollte da eigentlich mal einen kleinen Lüfter einbauen und Querlüftung versuchen, aber dann habe ich das unterlassen. Die Volksbox lief bis zur Ersetzung durch einen HDTV-Receiver, der auf USB aufnehmen könnte und den DAT-Recorder an Schaltuhr unnötig machte, als Radio ganz wunderbar.

Hier mal die Volksbox @lpha 2000 VFD von oben:

[Bild: Volksbox-alpha-II-VFD-innen.jpg]

Angesichts der Temperatur da drin war es schon beinahe göttlich, dass eine "Coldfire"-CPU verbaut war. Big Grin
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#6
offtopic ein >

@lg74
Dann ist Dir wohl noch kein Vollverstärker Musical Fidelity A1 begegnet.
Der wurde gern als "Herdplatte" bezeichnet...

< offtopic aus
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#7
Ich hatte vor (sehr) vielen Jahren mal einen Pioneer-CD auf dem Tisch, "keine Funktion". Da habe ich nach grober Fehlereingrenzung (Linse bewegt sich, Kopf nicht) auch den Motortreiber-IC getauscht. Irgendwas mit LA..., gabs bei Tante Angelika.
Die Pioniere hatten dem Ding trotz seiner Kühlfahne am Gehäuse einen Kühlkörper verweigert. Ich hab dann einen Alublechrest drangeschraubt, und so spielt er noch heute...

Problem war aber der Abgleich der Servos. Im damals noch jungen Internet gabs keinen Schaltplan, und nach etlichen Stunden des Rumdrehens hatte ich selber raus, wie so ein Spieler funktionieren soll...
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#8
Zu den frühen Pioneer-CD gab es seeehr ausführliche Service-Manuals. Und es lag der berühmte Allen-Wrench bei (dünner Imbusschlüssel, zöllisch). Damit konnte man die Lasereinheit einstellen (Diffraktionsgitter, Laserdiode, etc.).
Ähnlich ausführliche Service-Unterlagen gab es nur noch zu den frühen Grundig-CD. Deren Motortreiber (ein Doppel-Leistungsoperationsverstärker von ST) sollte über die Leiterplatte gekühlt werden und hatte entsprechende Laschen. Da habe ich auch schon zusätzliche Kühlfahnen zurechtgeschnitten und drangelötet.
Falls jemand welche braucht, die gibt es noch beim kleinen Max. Damit (und mit neuen Elkos) habe ich vor Kurzem dem Schaltnetzteil einer Miele Waschmaschine zu neuem Leben verholfen.
Grüßle,
Franz
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