Wohin die DDR überall exportiert hat....
#1
Habe ein Revox B710 in Kurzzeitpflege. Habe da auf einer Audiokarte Potis von RFT gefunden. Güteklasse 1.

Und die zerfallen nicht, so wie die anderen......
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#2
DAS war deutsche wertarbeit, im westen gings ja nach der devise: was lange hält, bringt kein geld
Das wahre Verbrechen verübt die volkstümliche Musik am Gehörgang der Menschheit.
( Benno Berghammer )
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#3
Ich habe Anfang der 80er auf dem Board eines 8" Floppy Laufwerks von SIEMENS (ja, so was haben die auch mal gebaut) einen D100 (sprich 7400) aus dem HFO gesehen.
In Rust We Trust!
T e s l a  B 1 1 6 (A.D.),  R E V O X  B 7 7
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#4
(04.05.2025, 21:26)reginald bull schrieb: (...) im westen gings ja nach der devise: was lange hält, bringt kein geld

So ein Quatsch.
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#5
Ja, Elkos waren nicht so die deutsche Stärke.
Am besten konnten das die Japaner.
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#6
(05.05.2025, 05:11)Micha94 schrieb: Ja, Elkos waren nicht so die deutsche Stärke.
Am besten konnten das die Japaner.

Auch nicht die europäische Stärke ->> Philips

Bei den Japanern stand schon 85° auf den Elkos, als das hier noch keiner kannte
Strom kann erst fließen, wenn Spannung anliegt
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#7
Wie ich gelesen habe, sind die Lautsprecher der in den 70ern angebotenen "Servo-Sound" Anlagen in Leibzig hergestellt worden.
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#8
Nun ja, die Ostdeutsche Technik- wie sie in ihrer ursprünglichen Form mal von den Ingenieuren erdacht wurde- war schon auf Wertigkeit ausgelegt. 
Aber dann kamen die Sparzwänge, sei es durch Materialknappheit oder die sogenannte "Neurerbewegung", also Rationalisierungsvorhaben.

Beispiel gefällig ? 
Da fallen mir als erstes die Zeilentrafos vom Debüt oder Luxomat ein (beides SW- Fernsehgeräte und sehr verbreitet bis zur Wende).
Anfang der 70er Jahre waren diese HÜs (Hochspannungs- Ausgangsübertrager, so die offizielle Bezeichnung) nahezu unkaputtbar. 
Dann kam irgendein "Neurer" auf die Idee, man könne doch bei der Hochspannungsisolierung auf eine andere Materialkombination setzen. Insbesondere die Isolierfolien (welche aus importierten Polymeren bestand) müsse man doch selbst herstellen können... Und auch die Außenisolierung könnte man doch bestimmt anders gestalten...

Ergebnis: Mit dem Einsatz dieser neu designeten Trafoisolierung bekamen die Dinger im Nullkommanix Risse, die Folien zogen Feuchtigkeit und die Trafos starben nahezu wie die Fliegen.
Mit diesen (ungeplanten!) Ausfällen kam aber die Planwirtschaft nicht zurecht, denn es gab natürlich nicht genug Ersatz. Ich kann mich erinnern, daß wir oftmals die Leute teils um 4- 6 Wochen vertrösten mussten, bevor deren Gerät repariert werden konnte, da die Trafos einfach nicht lieferbar waren...

Also Qualität ? Ja, gab es natürlich. Die in den späten 80er Jahren eingeführten, schwarzen Frolyt- Elkos waren absolute Klasse und sind heute noch verwendbar, wogegen die berüchtigten "Schneemänner" (weiße, radiale Frolyt- Elkos im Plastik Gehäuse) absoluter Müll waren und dies sehr oft schon ab Werkseinbau...

Es ist wie immer: Man kann es eben nicht verallgemeinern, wie leider so vieles...

Grüße aus der Vergangenheit,

Rainer
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#9
Ich mache da keinen Unterschied zwischen hüben und drüben. Das konnte auf beiden Seiten klappen oder schief gehen.
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#10
Güteklasse 1 bei DDR Produkten wurde mit einer 1 in einem Dreick mit runden Ecken gekennzeichnet. Ich brauchte für ein Mikrofon eine Röhre EF 86 mit geringem Eigenrauschen. Der Favorit aus meinem Fundus wurde von RWN (Röhren Werk Neuhaus) hergestellt und hatte das Güteklasse 1 Zeichen. Das war Spitzenqualität made in DDR.

MfG, Tobias
Strom kann erst fließen, wenn Spannung anliegt
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#11
Die absolute Top Ware ist damals ausschließlich in den "Westexport" gegangen. Bei Elektronik gab es viel Müll. Ich kann mich erinnern, dass der ganze teure HiFi Kram immer anfällig war. Das einfache Zeugs, Sternradios usw. laufen heute noch. Ebenso Küchengeräte, Kaffeemühlen hab ich heute noch in Benutzung. 
Ich denke nüben wie hüben haben alle nur mit Wasser gekocht. Aber weil das Beispiel Revox kam. Ich hatte jetzt eine B77 von 1986 repariert. Die Bauteile waren schon gruselig. Die Philips Elkos dramatisch hinüber und die Trimmer durch die Bank vergammelt. Im Vergleich eine einfache Tesla B116 aus der Zeit, da sind die Plasteelkos das Problem. Alles andere und auch die Trimmer sind dagegen im deutlich besseren Zustand. Dafür sind die Tesla am mechanischen Teil katastrophal. Also so und so.
Grüße André
Dual TG28/29, ASC6002/ 5004, Technics RS1500, Tesla CM160, Braun TG1000
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#12
Mein uralter "AKA" Toaster funktioniert immer noch perfekt Smile .
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#13
Leider wurde bei DDR Elektronikprodukten oft an komischen Stellen gespart.

So fehlt z. B. bei der T2221 der Trafo für die Steuerspannung, die kam direkt aus dem Netz.
Und je nachdem wierum man den Stecker in die Steckdose steckt, ergibt sich mehr oder minder Gefahr.
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#14
Mein "REMA toccata", Bj so gegen 1982, läuft immer noch. Und das war sicher "teurer HiFi Kram". 1800,- Mark ohne Boxen. Monatslohn 900,- Mark.
VG
Wolfgang
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#15
Clever war, dass man in der DDR bei den GBR Relais das Schutzgas weggelassen hat. Und die Großbreitenbacher Umgebungsluft war wohl nicht so kontaktfördernd.....
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#16
Großbreitenbach ist unter anderem aufgrund seiner guten Luftqualität ein Erholungsort.
Das dürfte für den ein oder anderen Kontakt schon förderlich gewesen sein.  Wink
- - - Hier könnte Ihre Signatur stehen. - - -  thumbup
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#17
(05.05.2025, 17:03)bitbrain2101 schrieb: Güteklasse 1 bei DDR Produkten wurde mit einer 1 in einem Dreick mit runden Ecken gekennzeichnet. 

Das kenne ich von einigen Orwo-Kassetten (in dem Fall ausnahmsweise mit K). Wurden diese nur an bestimmte Kundenkreise abgegeben, oder gab es die Güteklasse-1-Bänder ganz normal im Laden zu kaufen? Ich konnte dahinter noch kein System finden, auch die aufgedruckten Preise waren bei Exemplaren mit und ohne die 1 im Dreieck identisch.

In die umgekehrte Richtung gab es auch eine Art Ramschware, da wurde den Kassetten ein fetter Stempel "Außer Standard" aufs Etikett gedrückt, und der EVP um knapp die Hälfte gesenkt, also z.B. von 22,- M für die K 60 auf 11,50 M.

Viele Grüße,
Martin
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#18
Auseinanderfallende Trimmpotis waren in DDR Geräten sehr selten, wärend bundesdeutsche bzw. westeuropäische Produkte davon öfter betroffen waren (die verwendete Federbronze taugte nix und versprödete, geplante Obsoleszenz würde ich bei den alten Teilen aber nicht vermuten). Bei den Elkos waren es in der DDR halt die Schneemänner, die oft Kurzschlüsse produzierten, die wurden ab den 80ern aber großteils nicht mehr verwendet (vereinzelt vielleicht noch aus alten Lagerbeständen). Das "West-Äquivalent" dazu waren diese radialen Roederstein Elkos in dem braunen Plastikbecher, die bekamen oft auch Risse, aus denen die Suppe dann rausquoll. Bei Tesla-Elkos traten gerne auch Unterbrechungen auf, ebenso bei den russischen K-50 Elkos.
In meinem Rema-Toccata von 1978 sind übrigens keine Schneemänner drin gewesen, der läuft auch immer noch einwandfrei, das einzige, was der bislang hatte, waren Kontaktfehler, die sich aber "wegsprühen" ließen und abfallende Tastenkappen, die mit Sekundenkleber zu heilen waren. Der Stern Recorder wurde hingegen öfters lahmgelegt, so dass ich alle Schneemänner schon zu DDR Zeiten rausgeschmissen habe.
Von diesen verbilligten Kassetten hab ich auch noch welche, meine sind mit ":: AUSSCHUSS ::" gestempelt. Die Fehler waren meist unsaubere Klebestellen des Vorspannbandes (an diesen klemmte das Band in manchen Recordern an der Tonwelle) und /oder zu geringe Bandlängen.
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#19
Da gerade der Rema Toccata erwähnt wurde, welcher beim einen oder anderen noch im Einsatz ist:

Leider hat dieses Gerät ebenfalls eine große Schwachstelle und das ist der Steuerschaltkreis für die Programmspeicher, welche über die Sensortasten angesteuert werden:
Dieser Schaltkreis ist ein MOS- Schaltkreis (U700) und als solcher extrem sensitiv auf elektrostatische Aufladungen.
Ich habe Kunden erlebt, welche es innerhalb eines Jahres geschafft hatten, 3 (!!) dieser Schaltkreise zu killen. Das ging ganz leicht: einfach nur in Schuhen oder Hausschuhen mit Plastiksohlen über den Linoleum- Fußboden der damals üblichen Plattenbau- Wohnungen schleifen und im Anschluss direkt eine von den Sensortasten berühren.

Schon machte es im Schaltkreis unhörbar "pitsch", die Lampe in der Sensortaste ging aus und somit war diese Taste für die Speicherung eines Senders unbrauchbar. Es gab Leute, die hat das nicht gestört. Gab ja noch 5 weitere Speichertasten. Bis dann gar nix mehr ging...

So einen U700 wechseln war immer eine Vormittagsfüllende Arbeit, denn das Ding hat 40 Pins und keinen Sockel... Damals hatte ich Adleraugen, deshalb musste ich das immer machen. Cool

Also, wer heute noch einen Toccata betreibt- lieber vorher mal die Heizung berühren und dann erst die Sensortasten. U700 sind selten geworden...

Antistatische Grüße,

Rainer
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#20
Da bin ich jetzt tatsächlich etwas verwundert?!
War oder ist das wirklich eine große Schwachstelle dieser Geräte?
Wir hatten in meinem Elternhaus einen Toccata seit ich denken kann.
Erst im Wohnzimmer, später ist er dann in die Küche umgezogen und dann irgendwann in mein Jugendzimmer, bis er seinen Dienst im Partyraum verrichten musste.
Gefühlt war der meine ganze Kindheit und Jugend in Betrieb, ohne je geschont zu werden.
An einen Defekt kann ich mich nicht erinnern, allerdings auch nicht, wo der dann irgendwann abgeblieben ist.
Unseren Nachbarn hatten Ihren Toccata auch vom Wohnzimmer in die Küche und dann in die Gartenlaube verbannt. Hier hat er viele Partys beschallt. Auch hier kann ich mich an keinen Defekt erinnern.
Das Netz scheint dieses Phänomen auch nicht zu kennen?!
Die Sensortasten gehen einseitig an Masse und mit der anderen Seite über recht hohe Widerstände (10MOhm und 22MOhm glaube ich?) an den U700. Kann da noch so viel „überschlagen“?
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#21
Hallo Martin,

um Deine Frage aus #17 zu beantworten, möchte ich erstmal auf diese Seiten verweisen:
https://de.wikipedia.org/wiki/G%C3%BCtezeichen_(DDR)
und:
https://www.dresdner-kameras.de/files/guetezeichen.pdf

Dort ist die Qualitätsrangfolge der einzelnen Zeichen zu sehen und deren Einführung.
Diese, von Ämtern vergebene Qualitätssiegel, wurde (angeblich) regelmässig geprüft, ob es den Anforderungen noch entspricht.
Sollte es dem nicht mehr entsprechen, durfte es nicht mehr verwendet werden. Das galt, vor allem, in der DDR.

Das ging anscheinend so weit, das man bei ORWO bei bereits fertig verpackten Bändern, das Qualitätszeichen aus dem Papiersiegel (Gelb, Blau, Grün und Orange) nachträglich herausschnitt.

Da die Preisfindung für Produkte zentral von einer anderen Behörde festgelegt wurde, hat das Qualitätsymbol keinen Einfluß auf den Preis. Minderqualitäten wurden entsprechend gekennzeichnet und zu günstigerem Preis verkauft. Das hatte den Vorteil, dass Minderware in die Planerfüllung lief. Die Bandhersteller (West) haben das nicht anders gemacht. Nur, sie waren oder sind so geschickt, das sie eine Extra Marke dafür gegründet haben. Was auch in der Marktwirtschaft in Ordnung ist, in der Planwirtschaft ist es unnötig.

Das Dreieck mit der Spitze nach Oben und der 1 drin, sollte sagen: Entspricht dem Durchschnitt auf dem Weltmarkt.
Martin: Wie lange, glaubst Du, hat dieses Prädikat bei C(K)assetten Bestand gehabt hat? Länger als ein halbes Jahr?

Die Bänder oder Cassetten waren in der DDR frei verkäuflich, wenn man den Kartonaufdrucken vertrauen darf.
Wobei, nach Aussagen der Dresdner Verwandten sind sie immer nach Berlin (HptstdDDR) gefahren um was zu bekommen und sei es nur um die Bohrmaschine aus Schmalkalden. Die man bei Neckermann oder Quelle im Werkzeugschrank gefunden hat.

Ich wollte jetzt keinen Mitteldeutschen auf den Fuß latschen, es sind meine Erfahrungen als in HH geborener aus mehren Reisen nach Berlin, Dresden und Sondershausen zur Zeiten der DDR.

Viele Grüße
Volkmar
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#22
Nun ja, ich wohne schon immer im Altbau mit Dielenfußböden, auf Hausschuhe verzichte ich in der Wohnung meistens. Da kann dem Toccata hinsichtlich ESD nicht viel passieren. Bei Bekannten gabs das Problem mal, da wars ein U710 oder 711 am TV. Die (alten) MOS-IC von FWE waren da recht empfindlich.
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#23
Wohin die DDR überall exportiert hat....
Eine gute Frage, die mich selbst Interessiert.
Da es zwischen der DDR und der BRD keine zollrechtlichen Unterschiede gab (DDR wurde als Inland betrachtet) wohl kaum feststellbar. Eine Weiterleitung von Bauteilen innerhalb der EU ist damit wohl auch nicht möglich.

Ich denke, wenn wir es noch erleben, werden wir uns noch die Augen reiben.
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#24
Man musste ja nur in die damaligen Quelle- und Neckermann-Kataloge oder auch den von Conrad schauen, da fand man so manches DDR Produkt, bei den ersteren viele Haushaltsgeräte, bei Conrad zB. Oszilloskope, die hierzulande für Privatleute unerreichbar waren. Um wieder die Kurve zum Thema Tonband zu kriegen: Bei Conrad wurden beispielsweise die Geracord Cassettengeräte verkauft, die waren zwar etwas klobig, aber in ihrer Preisklasse vielen "West-"Geräten mindestens ebenbürtig und zum Teil auch überlegen. Solche qualitätsmindernden Maßnahmen wie Gleichstromlöschung gabs bei DDR Geräten, auch den einfachsten Mono Apparaten, zB. nie. DDR HiFi Technik, wie zB. die HMK Anlagen, wird ja auch heute noch für gutes Geld gehandelt, das würde sie wohl kaum, wenn sie schlecht wäre.
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#25
(06.05.2025, 21:14)Steffen87 schrieb: Die Sensortasten gehen einseitig an Masse und mit der anderen Seite über recht hohe Widerstände (10MOhm und 22MOhm glaube ich?) an den U700. Kann da noch so viel „überschlagen“?

Naja in der Theorie nicht. In der Praxis aber sehr wohl, ich habe es ja im täglichen Werkstattalltag oft genug erlebt, wie bereits geschildert. Fragt mich aber bitte nicht, ob die eher im Sommer oder im Winter defekt gingen, ich würde ja vermuten im Winter. Wegen der sehr trockenen Heizungsluft, was statische Aufladungen begünstigte. 

Wir hatten das hier schon in einem anderen Tread, wo ich schilderte, daß ich- wenn ich im Winter nachts unsere Katze streichle- (weil die eben gucken kommt ob wir noch da sind) im dunkeln die Entladungsfunken am Fell sehen kann. (Die Katze stört es zum Glück nicht, wenn man nicht gerade ihre Nase berührt). Naja und das so eine Entladung am Sensor dann trotz ohmscher Abblockung ausreicht, um den U700 zu himmeln, ist eben nicht verwunderlich, bei diesen empfindlichen Dingern.

Hab mal nachgesehen: 2 Stück liegen noch im Schrank, dann ist auch in meinem Fundus Sense. VEB Funkwerk Erfurt liefert irgendwie keine mehr... Huh Big Grin Big Grin

Grüße, Rainer
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#26
Ich komme ja aus Erfurt und mein Büro ist nicht weit weg.
Ich kann ja mal rüber gehen und nachfragen, die heißen jetzt allerdings XFab und nicht mehr Funkwerk Erfurt.  Big Grin
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#27
ja, ich weiß.  Wink Das ehemalige ZMD (Zentrum für Mikroelektronik) hier in Dresden gehört ebenfalls zu XFAB. Ein paar der Kollegen dort kenne ich sogar, bin ja selbst bei einem der anderen, großen HL- Hersteller beschäftigt. Aber auch die bauen keine U700 mehr. Wir übrigens auch nicht... Big Grin
Also: Seid lieb zum Toccata... 

Grüße, Rainer
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#28
Volkmar, danke für Deine Ausführungen und Links! Ziemlich interessant, welcher Aufwand mit den Kennzeichnungen betrieben wurde. Und auch das "Gütezeichen Q" findet sich auf so mancher Orwo-Kassette. S und 2 dagegen nicht, diese wurden schon zu früh abgeschafft. Vielleicht gab es aber noch Wolfener Tonbänder, die damit klassifiziert waren.

Viele Grüße,
Martin
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#29
Export, Conrad...

https://www.rft-hifigeraete.de/9465.html

2. Bild von oben. Der in Geithain von Joachim Kiesler und seinem Team entwickelte und dann in Massenfertigung bei Statron Fürstenwalde gegangene Lautsprecher gilt ja heute noch als Inbegriff eines hochwertigen Kompaktlautsprechers, mit dem die DDR Anschluss an den Weltstandard geschafft hat. Die großen Geithains, die RL900 wurden ja vom damaligen technischen Direktor des BR, Frank Müller-Römer in einen Vergleichstest für Studiolautsprecher bei der ARD aufgenommen - und gingen in etlichen Kriterien als Sieger hervor. Heute hat man in vielen ARD-Studios und Ü-Wagen kleine oder große aktuelle Geithains in Nutzung. Nicht alle mögen sie, ein Freund von mir, der von Berufs wegen jahrelang täglich vor 2 Geithains saß, bevozugt seine alten K+H. Und da ist er nicht der einzige in meinem Bekanntenkreis.

Geithain:

http://web.archive.org/web/2022071622591...053_ff.mp3

(sorry, das Gezischel hat der MDR bei der Zweitsendung dieses Features vor einigen Jahren reingemacht, mit 128 MP3 wird es dann auch nicht besser...)


Ansonsten fallen mir zur Qualität hochwertiger DDR-HiFi-Consumer-Geräte aus der DDR so Sachen ein wie

- Flachriemen im HMK-D100, der von ca. 1987 bis ca. 2018 problemlos lief, in einer Wohnung, in der es im Sommer bis 30 Grad warm wird. Versuche man das mal mit Riemen japanischer Oberklasse-Tapedecks...

- Relais mit im Laufe der Zeit zunehmendem Wackelkontakt

- taub werdende ZF-Filter (10,7 MHz), bei denen dann nichtmal mehr Ortssender gehen

- verharzende Spindeltrimmer für Senderspeicher

- wacklige, nicht "satt" laufende Potis

Also durchaus duchwachsen. Aber nach meiner Erinnerung auch unterhalb der HiFi-Klasse kein übler Schrott, sondern im Rahmen des Budgets (Endstufen, Lautsprecher) der Versuch, einen warmen, vollen Klang hinzubekommen. So mancher Ossi hat beim Versuch, seine DDR-Heimelektronik unmittelbar nach der Währungsunion im Sommer 1990 durch vermeintlich ("alles, was aus dem Westen kommt, ist super") bessere Westgeräte aus dem Versandhauskatalog zu ersetzen, eine böse Bruchlandung erlebt. Mit Kofferpappen-Lautsprechern, die auch so klingen. Mit Gleichfeldlöschung. Mit miesem Empfang im UKW-Teil. Undundund. Hatte man sich vorher alles nicht vorstellen können. War doch alles Gold, was aus dem Westen herüberglänzte...

In der Wohnung einer nun 99-jährigen (!!!) Dame, die sich im Rundfunk der DDR und in DDR-Kulturbauten mit der von ihr geplanten Raumakustik ein Denkmal gesetzt hat, steht eine Philips-Anlage im in den 80er Jahren trendigen Turm-Design. Die hat ihr Mann wohl um 1986 offiziell in Ostberlin (!) erworben, für eine unfassbare Summe (es wurden 6000 DDR-Mark genannt, obs stimmt, weiß ich nicht). Es handelt sich um diese Anlage:

https://www.subito.it/audio-video/philip...989517.htm

Es tat mir leid, aber ich musste der Dame sagen, dass das komplett übler Schrott ist. Der "Hochtöner" dieser Pappboxen ist nur auf die Frontbespannung aufgedruckt, der existiert gar nicht, da ist die Frontplatte des Lautsprechers dahinter. Nur Betrug. Klanglich scheußlich - und wenn man das Gelumpe aus dem Rack holt (die "Komponenten" haben keine eigenen Gehäuse), ist das laut Fotos aus dem Netz alles nur einen handbreit tief. Da ist nix drin. Das Paar hätte damals in den 80er Jahren mit nem Rema Modus RX42 und nem optisch passenden Geracord-Frontlader, nem HiFi-Plattenspieler und beinahe "irgendwelchen" der besseren DDR-Lautsprecher wesentlich mehr bekommen - für deutlich weniger Geld. Nur wäre da UKW bei 104 MHz zuende gewesen. Aber der "Westen" lockte halt... mit einem üblen Schrottprodukt.

Thema "Kondensatoren": die Geracord-Kassettenrecorder und später Kassettendecks aus dem VEB Elektronik Gera wurden hier ja schon angesprochen. Hier mein GC-6131, im Sommer 1990 direkt in der Werkstatt des Herstellerbetriebes als reparierten Rückläufer aus dem Handel erworben für soweit ich mich erinnere 100 DM, in illustrer Gesellschaft im "Kinderzimmer" meines Elternhauses:

   

Das war eigentlich nur oft ungeliebte "Konsumgüterproduktion". Eigentlich war der VEB Elektronik Gera, das vorherige Geraer Kondensatorenwerk, ja eben ein Kondensatorenwerk, mit durchaus spannender Geschichte. Und man exportiere manche Kondensatoren auch aus Gera nach Westdeutschland und woanders hin in den "NSW". Einer der Abnehmer in Westdeutschland kaufte dann den Betrieb aus der Treuhand raus. Er wollte weiterhin "seine" Kondensatoren haben und keine anderen. Hätte Herr Holbe das nicht gemacht, gäbe es ELECTRONICON heute wohl nicht mehr.

Die Geschichte steht hier schon im Editorial:

https://www.electronicon.com/fileadmin/i...DE_web.pdf
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#30
(07.05.2025, 03:33)Analoghoerer schrieb: DDR HiFi Technik, wie zB. die HMK Anlagen, wird ja auch heute noch für gutes Geld gehandelt, das würde sie wohl kaum, wenn sie schlecht wäre.

Naja, da ist auch viel "Kult" dabei. Gerade an der HMK100 ist nach so vielen Jahren auch so manches zu machen. Da ist der Tuner taub, weil das ZF-Filter platt ist, da sind Birnchen hinter der viel zu kleinen (sie musste sich dem einheitlichen Gerätedesign anpassen) Skala durchgebrannt. Da sind Relais mit Wackelkontakten gesegnet und die Senderspeicher-Spindeltrimmer springen elektrisch wild - wenn sie sich drehen lassen. Die silberne Version der HMK100 sieht nicht selten schrecklich aus, weil die Frontplatten irgendwie vergammeln, die vergilben.

Wer wirklich Nägel mit Köpfen machen und die Anlagen auch optisch anmutig machen will, endet dann vielleicht hier (gezeigt an einer HMK200):

https://old-fidelity-forum.de/archive/in...15452.html

Fronten alle neu lackiert und aufwendig Siebdruck gemacht. Sehr geil.

Oder hier - noch mehr restaurierte Geräte, wo es bis zum Glaskugelstrahlen der Alufronten getrieben wurde:

http://hosting118964.a2f7e.netcup.net/rft/index.html


Was einem in einem HMK-D200 erwartet, ist hier gut dokumentiert:

https://www.pearldragon.de/hifi/rft-hmk-d200/
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