Tonbandaufnahmen digital restaurieren
#1
Guten Abend,

ich habe letzte Woche ein Tonband BASF LP35 auf einer 18cm Spule geschenkt bekommen.
Die Aufnahmen sind allesamt Musik aus den 60er Jahren, British Invasion nannte man die Zeit wohl. Es sind allerdings auch die Rattles und die Lords dabei.
Einige Aufnahmen sind klar, andere klingen dumpf. Ich denke, dass es wohl eher an den Ankern Aufnahmen als am Band selber liegt.

Ich weiß, dass man kaum erwecken kann was nicht schon vorhanden ist. Andererseits wird doch sicher der eine oder andere Tonbandfreund seine Aufnahmen versucht haben, digital zu verbessern.

Wer kann einen oder mehrere Tipps geben hinsichtlich Software und Vorgehensweise.

Vielen lieben Dank
Hubert
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#2
Ankern Aufnahmen ??
Was heißt das ?
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#3
Audacity - da gibt es nichts, was es nicht gibt. Man kann damit digitalisieren und dann sich mit den Effekten austoben, z.B. mit dem Equalizer. Sehr paktisch ist die Vorhör-Funktion.
In Rust We Trust!
T e s l a  B 1 1 6 (A.D.),  R E V O X  B 7 7
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#4
Wenn es "gängige" Musik ist, dann lohnt sich der Aufwand sowieso nicht
Auf einer Streaming Plattform raussuchen und fertig
Viele Grüße
Jörg
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#5
(13.04.2025, 18:37)janbunke schrieb: Ankern Aufnahmen ??
Was heißt das ?

Sorry, da hat die IPhone Wortkorrektur zugeschlagen.
Bitte das Wort Ankern streichen/nicht beachten.
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#6
Ja, KI ist nunmal nicht wirklich intelligent, dashalb sollte man immer Korrekturlesen.
Bei den Streamingplattformen ist die Frage, ob man da wirklich die Originalversion bekommt oder nur irgendwelches remastertes, verschlimmbessertes Zeug. In den alten Bandaufnahmen fehlen Höhen ja oft nicht gänzlich, sie nur stärker gedämpft, was man bei Audacity mit dem EQ recht gut kompensieren kann, wobei Einstellungen nach Gehör natürlich immer subjektiv sind. Der Rauschpegel lässt sich meist auch auf ein annehmbares Maß reduzieren. 60er Jahre Musik ist nunmal kein High-End, kleine Unzulänglichkeiten gehören halt dazu und machen zT. auch den gewissen Charme der Musik aus.
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#7
ich weiß nicht, wie ich es formulieren soll, dass es einerseits verständlich ist, ich andererseits von den Tontechnikern im Forum nicht gesteingt werde -ich versuche es mal:

Wenn Du eine Aufnahme digitalisierst, rasterst Du sie in eine bestimmte Zahl von Stufen, bei 16 Bit Auflösung wären es 65536 Stufen von Pegel minimum bis Pegel maximum, bei 8 Bit Auflösung sind es 256 Stufen. Wenn Du jetzt anfängst, mit virtuellen Filtern an den Aufnahmen zu arbeiten, verringerst Du zwangsläufig die Auflösung, und das führt relativ schnell zu diesem "Kloschüssel-Sound", der digital restaurierten Aufnahmen oft jeden Charme raubt. Gut erkennen kann man diesen Effekt, wenn man jpeg Bilder bearbeitet, und sie z.B. heller macht. Die Bilder werden nicht nur insgesamt heller, es saufen auch relativ schnell helle Details im weiß ab. Für Aufnahmen, die nachträglich bearbeitet werden sollen, ist daher eine sehr viel höhere Qualitätseinstellung erforderlich, als das Endprodukt haben muss. Solche Möglichkeiten bietet normales PC-Equipment aber meist nicht.

Ich habe vor einigen Jahren diverse Schellackplatten digitalisiert, und bin nach vielen Enttäuschungen mit Restaurierungs-Software zu einer Lösung gekommen, die Zeit spart, UND klanglich für mich das beste rausgeholt hat - eine Kombination aus analogem Equalizer/Vorverstärker und Audio-CD-Recorder. Mit dem Equalizer habe ich die Aufnahmen klanglich etwas aufgepäppelt, dann habe ich die Aufnahme mit ihren Störgeräuschen auf CDs überspielt. In den meisten Fällen reichte das aus, nur bei sehr lauten Störgeräuschen wie tiefen Kratzern auf Platten habe ich danach nochmal Audacity bemüht, hiervon aber nur den Audio Editor, um die lauten Knackser zu entfernen. Das analoge Aufpäppeln hat zwar auch seine Grenzen, ich habe aber das Gefühl, dass man mit dem Equalizer sehr viel brutaler eingreifen muss als mit Audacity, bevor es zu hörbarem Detailverlust kommt.

Programme wie Audacity wecken gerne die Erwartung, dass sie in der Lage sind, aus einer Vorkriegs Schellackplatte eine HiFi Aufnahme zu machen. Das können sie aber zum Einen nicht, und zum anderen würde sich das Ergebnis dann auch nicht mehr so anhören, wie man es erwartet. Von Glenn Miller gab es in den siebzigern mal Aufnahmen, die sogar nachträglich stereo gemacht wurden - klanglich waren die gar nicht so übel, wie man glauben mag, aber die Musik kam rüber wie von irgendeiner Swing Kapelle, die Atmosphäre der Glenn Miller musik war weg.

Gruß Frank
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#8
Hallo Hubert!

Für Audio-Restauration würde ich iZotpoe RX empfehlen. Die Spektralanzeige ist sehr genau. Damit kann man nach einiger Einarbeitungszeit intuitiv
erkennen, wo die Störungen im Signal sind. Man kann diese manuell oder mittels der automatischen Funktionen entfernen.

Ferner empfiehlt sich neben einer tippitoppi gewarteten Bandmaschine eine möglichst hohe Samplingfrequenz und Bittiefe während der Aufnahme. Kurz gesagt nervt
digitalisiertes Rauschen bei niedrigerer Samplingfrequenz mehr als bei hoher.

KI tools kann man auch mal probieren, aber ich mag nicht, wenn ich nicht weiß, was da im Hintergrund passiert. Für Sprache funktionieren die jedenfalls schon ganz gut.

Ansonsten stimme ich Frank zu, nur allzu schnell ist der Geist der alten Aufnahme pfutsch. Also Vorsicht beim entrauschen, entklicken etc.

Frohe Ostern!

Nigel
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#9
Es wurde schon viel dazu geschrieben...
Klar kann man mit den heutigen Plugins viel verbessern - wenn man sie richtig einsetzt.
Audacity gehört dabei in die Anfängerrubrik.
Wenn man viel Zeit, Lust und Geld investiert lässt sich schon einiges veranstalten. Dem Einen gefällt es, dem Anderen nicht.
Und wie schon bemerkt: man sollte den Charm der alten Aufnahmen nicht übertreiben.

Dietmar
Fostex R8; REVOX B77; Uher 4200 Report IC, Uher 4000 L, Tesla B115; Tesla B90; Technics RS AZ7; Mirano Echo Chamber T-4;
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