Pioneer CT979
#1
Als Neuling in Eurem Forum habe ich glich mal ein Problem:
Ein jahrelang nicht genutztes Kassettendeck Pioneer CT979 tut seinen Dienst nicht mehr!
Nach dem Einschalte erscheint auf dem Display WAIT”, und das Kassettefach lässt sich nicht öffnen.
Hat jemand eine Idee oder einen Trick, wie ich das Gerät wieder zum Laufen bringen Kann?  Huh
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#2
Hallo,

als "Neuling in diesem Forum" empfiehlt sich mindestens die Nennung eines Klarnamens.
Eine kurze Vorstellung ist auch gerne gesehen.
Dafür gibt es extra den Unterbereich Servus, Grüezi und Hallo!

Zum Problem:
Ohne das Gerät genauer zu kennen, tippe ich mal auf ausgeleierte oder gerissene Riemen. Der "Trick" besteht in einer Bestandsaufnahme und einer fachgerechten Reparatur.
Da es sich bei dem Gerät ja um ein recht hochwertiges Teil handelt, wird sich eine komplette Überholung sicher lohnen.
Solltest du dich mit der Materie nicht so gut auskennen, empfehle ich die Beauftragung eines richtigen Fachmanns. 
Davon gibt es hier ja genug.
Bitte nicht zum nächsten Hifi Laden um die Ecke bringen. Die haben in der Regel heute von sowas keinen Plan mehr.

Gruß, Jan
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#3
Servus,

auch hier (https://old-fidelity-forum.de/archive/index.php/thread-19415.html) wird von einem defekten Servoriemen ausgegangen, wenn beim Einschalten nur mehr "WAIT" angezeigt wird.
Vermutlich wird direkt beim Einschalten eine Laufwerksfunktion betätigt, wie bspw. ein kurzes Bandstraffen, was möglicherweise durch einen defekten Servoriemen so nicht mehr funktioniert, entsprechend kommt das Cassettendeck nicht mehr aus dem "WAIT"-Zustand raus.

Mein Kenwood KX-4520 führt bspw. bei jedem Einschalten besagtes Bandstraffen durch, indem für einen ganz kurzen Moment zurückgespult wird.


Bei deinem Pioneer CT-979 bedarf es also mindestens einem Ersetzen der Laufwerksriemen, möglicherweise sind aber weitere Bauteile zu tauschen, wie bspw. Andruckrollen oder Elektrolytkondensatoren.
Wenn du dir ein Zerlegen des Geräts bzw. des Laufwerks nicht zutraust, würde ich den Vorschlägen hier nachgehen und das Cassettendeck von einem Profi reparieren lassen.
Viele Grüße aus dem schönen Bayern
Alex
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#4
Es müssen 3 Riemen und vielleicht noch der Idler ausgetauscht werden. Die Riemen haben sich sicher schon verflüssig. Darum muß das Laufwerk auch raus und es muß komplett gereinigt, geölt und gefettet werden. Bei den Andruckrollen reicht zu 99% eine Reinigung aus. Bei den Reference Master Laufwerken von Pioneer sind die Andruckrollen von sehr hoher Qualität.
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#5
(12.04.2025, 10:25)janbunke schrieb: Bitte nicht zum nächsten Hifi Laden um die Ecke bringen. Die haben in der Regel heute von sowas keinen Plan mehr.

Doch, haben sie. Das verraten sie nur nicht. Einer Bekannten hat dieser Hifi-Laden erklärt, ihr teurer Onkyo-Receiver von 1995 sei irreparabel defekt, ihn zur Entsorgung entgegengenommen und ihr ein aktuelles Billig-Stereo-CD-Radio verkauft.
Der Receiver stand Tage später als repariertes Gebrauchtgerät im Schaufenster. Confused
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#6
Das CT-979 sieht innerlich dem CT-900S aus dem gleichen Modelljahr sehr ähnlich. Das CT-900S hat halt eine zweite Etage mit einer Dolby-S-Platine (hat das CT-979 nicht), dafür hat das CT-979 eine lange Welle von der Front nach hinten zum Aufnahmepegel-Steller. Und der Motor, der die Schwungmassen treibt, ist nochmal auf einer extra entkoppelten Montagebasis installiert und nicht direkt in den Laufwerksrahmen geschraubt (formal galt das CT-979 als mechanisch etwas höherwertiger, auch wenn es den gleichen unsäglichen Riemenantrieb der aufwickelseitigen Tonwelle hat wie das CT-900S und nicht den Direktantrieb, den Pioneer um 1984 in diesem Laufwerk für das damals höchstwertige Deck anbot).

Die grunglegende Vorgehensweise ist die gleiche wie beim CT-900S. Gerät öffnen (achtung, netzspannungsführende Teile sind offenliegend und berührbar, direkt hinter dem Laufwerk sitzt der Netzschalter mit kleiner Platine mit offenen Pins für die Netzspannung, fürs erste kann man den Netzstecker ziehen, das Gerät muss nicht unter Spannung stehen). Von oben sieht man im Laufwerk eine lange weiße Kunststoffwelle von vorn nach hinten gehen, hinten hat sie eine große weiße Riemenscheibe drauf, auf der ein kleiner Vierkantriemen zu einem Motor geht, der sich unter der beigen kleinen Leiterplatte hinten am Laufwerk versteckt. Das ist der Servomotor, der treibt über den Vierkantriemen und diese weiße Welle mit weiterer starker Untersetzung auf die nachbar-Getriebeteile die komplette Mechanik. Die Mechanik kennt folgende Stellungen:

Klappe auf

Klappe zu

Köpfe halb hoch ohne Eingriff der Andruckrollen (für Pause und Suchlauf)

Köpfe komplett hoch mit Eingriff der Andruckrollen (für Aufnahme und Wiedergabe)

Diese Positionen werden bei drehendem Servomotor nacheinander angefahren. Dabei wird die Positionsrückmeldung durch einen Positionsschalter mit verschleißenden Kontakten erledigt ("Rotary Encoder"), der meist in gelblichem Kunststoff rückwärtig am Laufwerk sitzt und an die Welle links neben der Welle mit der Riemenscheibe angekoppelt ist und auf der kleinen beigen Platine verlötet ist.

Erstmal schauen, wie der Vierkantriemen aussieht, der auf der weißen Riemenscheibe aufliegen sollte. Klebrig gelängt? Ausgetrocknet und auch gelängt? Wie Kaugummi um die Riemenscheibe gewickelt?

Nun mal vorsichtig an der großen weißen Riemenscheibe von Hand drehen (bei stromlosem Deck). Wenn die Klappe geschlossen ist, kann man in beide Richtungen drehen. In der einen Richtung hebt es irgendwann die Köpfe, in der anderen Richtung öffnet sich die Klappe. Wenn die Klappe offen ist, geht das nur in einer Richtung zu drehen, in der anderen geht es nicht (Endstellung). Keine Gewalt! In der Richtung, in der es sich drehen lässt, mal langsam immer weiter drehen, die Klappe schließt sich, danach heben sich die Köpfe. Ruhig mal probieren, um ein Gefühl für die Mechanik zu bekommen.

Wenn der Servomotor wegen eines gealterten Riemens nicht mehr die Klappe aufbekommt oder schließen kann oder die Köpfe nicht mehr hoch bekommt, verweigert das Gerät.

Hier ein Riemenwechsel am CT-900S, den ich einst durchgeführt habe, allerdings ging es da nur um die Flachriemen für die Schwungmassen. Das Vorgehen beim CT-979 ist ganz ähnlich, nur dass der Tonwellenmotor halt in einer separaten Aufhängung hängt beim CT-979 und das "Rausdrehen" des Motors wohl nicht so möglich ist wie beim CT-900S:

http://www.hifi-forum.de/index.php?actio...ID=806#806

Inzwischen gibt es die Flachriemen für die Schwungmassen und auch den Vierkantriemen für den Servomotor nicht mehr als Originalteile. Man muss auf Nachbauten zurückgreifen. Welche Nachbauten (es gibt Riemensätze bei eBay (ein Beispiel) und bei Thakker (auch via Amazon) taugen, weiß ich nicht. Wenn die Flachriemen noch straff genug sind und nicht rutschen, und nur der Vierkantriemen gebraucht wird, soll ein Standard-Vierkantriemen 44 mm x 1,7 mm ganz gute Dienste leisten. So steht es hier, so habe ich es einst auch gemacht an einem CT-S710, aber da rutscht der Servoriemen schon wieder.

Vorsicht bei der Laufwerkswartung! Schrauben, die man aus Plasteteilen rausgedreht hat, nicht einfach wieder aufsetzen und reindrehen. Erst das vorhandene "Gewinde" vorsichtig mit Schraube zwischen den Fingerkuppen suchen, dann in die vorhandenen Gewindegänge sanft einschrauben, sonst riskiert man Bruch des 34 Jahre alten Kunststoffs. Das wäre ärgerlich.

Auch vorsicht: wenn Du den servoriemen wechselst, musst Du die hintere Lagerplatte am Laufwerk abschrauben, um den Riemen einzufädeln. Dabei geräten die weißen Zahnräder außer Eingriff. Wenn die später beim Zusammenau auch nur einen Zahn verdreht gegeneinander in Eingriff kommen, blockiert die Mechanik. Deshalb mit Edding vor dem Abbau der hinteren Lagerplatte den Stand der Zahnräder zueinander markieren. Das muss beim Zusammenbau wieder alles perfekt fluchten.

Ich würde das Laufwerk auch mal ohne Kassette mit abgespreiztem äußeren Kassettenfachdeckel und per Finger gedrücktem Kassetten-Präsenz-Fühlhebel in den schnellen Vorlauf bringen und den Aufwickel mit den Fingern bremsen. Wenn das rutscht, ist evtl. der Idler auch zu wechseln (siehe Beitrag im HiFi-Forum), wenn es kräftig zieht und man den Aufwickel kaum mit den Fingern bremsen kann (Motor bitt enich lange so belasten!), ist der Idler vielleicht noch zu gebrauchen. Es ist gut, vor Riemenkauf zu wissen, ob der Idler gebraucht wird, weil man dann gleich ein Riemenset mit Idler-Gummireifen kaufen kann.

Abspreizen der äußeren Kassettenklappe: vorsichtig bei geschlossenem Kassettenfach an der äußeren Klappe sanft nach außen ziehen) und dann mit sanftem Zug an der äußeren Klappe das Kassettenfach öffnen (über die Taste oder von Hand an der weißen Riemenscheibe). Auf halbem Wege löst sich die Verbindung innere - äußere Klappe und man kann di äußere Klappe abspreizen. Zum wieder-Einrasten später einfach die äußere Klappe auf der innen Klappe durch Federkraft anliegen lassen und einmal das Kassettenfach öffnen und wieder schließen.


Hier noch eine komplette Zerlegeanleitung für das CT-979: https://www.metatechnisches-kabinett.de/...er-ct-979/

Und wenn Du das für aufwendig hältst... sei froh, nicht ein Deck aus dem Modelljahr danach vor Dir zu haben, CT-S710 oder CT-S910. Da sitzt das Laufwerk mittig und ist viel grausamer auszubauen. Dagegen ist das links verbaute Laufwerk beim CT-979 eine Wohltat.
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#7
Bei einem CT-S910 ist das Laufwerk genauso schnell ausgebaut wie bei einem CT-979. Auch sonst kommt man bei den Mid-Door Laufwerken genauso gut heran wie bei einem links montierten Laufwerk. Ich habe eine zweistellige Anzahl an Pioneer Referenz Laufwerken repariert und die Mid-Door und links verbauten Laufwerke halten sich ungefähr die Waage.
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#8
Dann muss ich mich bei der Wartung eines CT-S710 besonders dämlich angestellt haben. Es war deutlich übler zu zerlegen als mein CT-900S. Die Trennbleche der Gehäusekammern mit den Platinen drin forderten mir einiges ab. Vielleicht fehlte mir auch die Kenntnis der Tricks, wie man an dieses und jenes rankommt.

Schon das geneigt eingebaute Laufwerk mit der sperrigen Klappe, deren äußere Blende man offenbar nicht so einfach abklappen kann wie beim CT-777 / CT-900S / CT-979, war mir unangenehm. Kann man bei diesen Geräten überhaupt mit dem Finger testen, ob noch genug Drehmoment vom Idler übertragen wird? Das Laufwerk ins Umspulen zu bekommen (hier: Rückspulen, da die Bandendabschaltung irrerweise von der Drehung am Abwickel geholt wird) habe ich nicht bei berührbarem Wickeldorn geschafft.

Da Du Erfahrung mit den Mid-Door-Laufwerken hast kannst Du mir vielleicht eine Vermutung bestätigen oder dementieren: ich hatte den Eindruck, dass der Servomotor beim Bewegen des Lademechanismus (Kassettenklappe) mehr Drehmoment aufbringen muss - also dass ein alternder Servoriemen bei den Mid-Door-Laufwerken eher ausstiegt als bei den Laufwerken, die konventionell aufrecht stehendes Laufwerk haben. Ist dem so oder ist das eine nicht zutreffende Vermutung meinerseits?
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