27.03.2025, 17:57 (Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 27.03.2025, 18:34 von RetroAndMore.)
Es wäre natürlich etwas langweilig, wenn er das nur mit einer Cassette könnte,
da wäre ja ein Doppeldeck sinnvoller. Er kann aber 9 Cassetten gleichzeitig spulen!
Als Achse dient ein sechseckiger BIC-Stift. Den zu bekommen war nicht leicht, in
Deutschland scheinen die kaum gebraucht zu werden. Ich mußte mir also 150 Stück
von AliExpress besorgen. Dort habe ich auch den Motor und die Basisplatte gekauft.
Lego Technic-Löcher sind überhaupt nicht für Cassetten ausgelegt, deshalb mußte ich
ziemlich zirkeln, bis ich die richtigen Positionen gefunden habe. Aber irgendwann hat
es dann noch geklappt.
Auf der Unterseite kann man durch Zahnräder drei Geschwindigkeiten einstellen.
Das Zahnrad am Motor hat eine integrierte Rutschkupplung, also kann sich der Motor
nicht festbrennen. Der Motor hat einen integrierten Akku, er reicht für 25 einzelne 90er.
Man kann den Motor per USB-C laden, er kann auch noch einen zweiten Motor steuern.
Hier die Tabelle der Umspulgeschwindigkeiten einer 1985'er Maxell UR:
Code:
Länge: C-46 C-60 C-90 C-120
Speed 1: 0:33 0:39 1:00 1:15
Speed 2: 1:31 1:51 2:46 3:23
Speed 3: 2:22 2:52 4:24 5:45
Je langsamer die Spulgeschwindigkeit, um so mehr Drehmoment hat man zum Straffen
des Bandes, bevor die Rutschkupplung einsetzt.
Wichtig ist aber, daß die Spulgenauigkeit allein vom Gehäuse abhängt.
Wer gute Ergebnisse haben möchte, sollte das Gehäuse einer schwarzen Fuji FR-II
nehmen, die haben sehr dicke Gleitfolien.
27.03.2025, 17:58 (Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 27.03.2025, 18:28 von RetroAndMore.)
Mein Umspuler kann aber noch mehr: Er das Band in verschweißte Cassetten heraus-
und auch wieder hineinspulen! Ich hatte mir dazu mal ein Billig-Doppeldeck umgebaut,
aber das war nun doch sehr klobig. Jetzt ist alles auf einem kleinen Board und man
benötigt nicht mal ein Netzkabel.
Man muß dazu bei der verschweißten Cassette das Band am Mittelloch herausziehen
und durchschneiden. Das Vorspannband klebt man mit etwas Tesafilm an der Schmal-
seite des Gehäuses fest, ohne es zu knicken. Man muß nun beide Cassetten durch das
Mittelloch verbinden.
Das Band wird danach durch die unteren Pins gefädelt. Eine Halterung hält die linke
Cassette fest. Das Band kann so jetzt von der linken Cassette in die rechte gespult
werden, ohne eine der Cassetten öffnen zu müssen. Man sollte das aber in einem Rutsch
machen, da es keine Rückspulmöglichkeit gibt.
27.03.2025, 17:59 (Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 27.03.2025, 18:08 von RetroAndMore.)
So, das ist nun mein Cassettenumspuler aus Lego. Er kann natürlich problemlos nach-
gebaut werden. Ich werde eine Teileliste erstellen, ich habe aber auch Kontakt zu
GoBricks auf Alibaba, da bekomme ich Technic-Teile zu Spottpreisen.
Das teuerste Teil ist der Motor mit 5,79 Euro, das zweit-teurste die Bauplatte mit 2,19 Euro.
Wie teuer die anderen Teile sind, kann ich erst nach der Zusammenstellung der Teileliste
sehen, aber viel wird es nicht sein. Wenn ich das Ding zusammenbaue und versende,
kommen noch 4,50 Euro Versandkosten drauf. Also es wird vermutlich ein Gesamtpreis
von 20 bis 25 Euro dabei herauskommen.
Respekt! Das Feature zum Umtopfen des Bandes in ein anderes Gehäuse ist klasse. Bisher mache ich das im Fall der Fälle mit der guten alten Handkurbel von Realistic (Tandy)... aber so ist es natürlich viel eleganter.
Wenn Du die Geräte in Kleinserie produziert, möchte ich gerne eins kaufen!
Als Alternative zum BIC passen auch die Stabilo Point und Stabilo Pen. Allerdings ist der Korpus des Stifts fast einen Tick zu dick, so daß er sich nicht bei allen Cassetten leicht in die Zacken der Wickelkerne einfädeln läßt. Mit der Kappe klappt es eigentlich immer, aber damit gehen halt maximal zwei Cassetten gleichzeitig :-)
27.03.2025, 19:24 (Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 27.03.2025, 19:25 von RetroAndMore.)
Die Stabilo lassen sich aber schlecht öffnen, da kann man keine Lego-Achse einkleben.
Bei den China-BIC's ist das nur ein einfächer Stöpsel, die Mine läßt sich sogar weiterverwenden.
Wie gesagt, ich habe auch vor, die Dinger nachbauen. Einfach im Thread oder per PM melden.
Es wird aber noch eine Weile dauern, bis ich alles fertiggestellt habe. Ich weiß auch erst dann
den Preis.
Es gibt natürlich verschiedene Designmöglichkeiten. Alles in der Farbe der Grundplatte, es gibt
gelb, weiß, schwarz, grau und türkis. Man kann auch die Farben des Motors nehmen, weiß und
türkis.
Da man aber jede Menge Half-Pins braucht, um die Cassetten gerade zu halten, habe ich mir
auch diese Möglichkeit ausgedacht. Durch die Lücke und die schräge Anordung der Farben
erreicht man so eine Art 'Weltkarten-Design'. Die Teile, die jetzt hochstehen, würde ich dann
transparent machen.
27.03.2025, 20:09 (Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 27.03.2025, 20:11 von RetroAndMore.)
Das nächste Projekt, daß ich mal machen möchte, ist ein Cassetten-Reiniger, um Bandmaterial gründlich
zu reinigen. Ich habe diverse TDK MA-X mit Schimmelansatz außen, die will ich natürlich nicht entsorgen.
Allerdings habe ich auch schon lange die Idee, mal aus Lego ein funktionsfähiges Cassettenlaufwerk zu bauen.
Man kann heutige Lego-Motoren sehr genau steuern, außerdem gibt es diverse Alternativen.
Allerdings müßte dann jemand per 3D-Druck eine Halterung erstellen, die Cassetten hält und mit Lego Technic
kombiniert werden kann. Die Halterung sollte transparent sein, damit sie hintergrundbeleuchtet werden kann.
Auch die Bandwickel-Aufnahmen mit einer Lego-Achse müssen hergestellt werden.
Diese Teile wären dann aber nicht für die die üblichen Klappfächer geeignet. Möglich wären Direct-Frontloader
wie von Dual, Horizontallader wie bei DCC oder Schubladenlader wie bei Grundig, Braun und Sony.
Wenn das funktioniert und man dann über Kickstarter eine neue Tonkopfproduktion anleiern kann...
Man hat ja echt die interessantesten Teile bei Lego Technic. Es wäre sogar ein pneumatischer Cassettenöffnungs-
Mechanismus möglich ;-) Den dafür notwendigen Kompressor kann man sich auch aus Lego bauen.
Aber ein Schubladenauswurf per Linear-Aktuator ist natürlich wesentlich einfacher.
Kompressor im Tapedeck? Damit erübrigen sich dann auch sämtliche Diskussionen über Dolby B oder C... :-) Im Ernst, die größte Herausforderung dürfte eine ausreichend präzise Fertigung der Einheit Andruckrolle/Capstan und der dazu gehörenden Mimik sein. Köpfe gibt es mehr als genug in Schlachtgeräten, und auch dann wohl noch in besserer Qualität, als man ohne sehr große Investitionen in Produktionsanlagen wird neu herstellen können.
Ich bin für ein offenes Gerät ohne Klappe. Vereinfacht den Aufbau, und man kommt besser überall dran. Toplader wäre auch nicht verkehrt - hat den Vorteil, daß man darin auch mal Cassetten mit geöffnetem Gehäuse, also nur der unteren Hälfte, betreiben kann.
Und warum nicht gleich einen Schritt weiter gehen und die Bandführung unabhängig vom Cassettengehäuse aufbauen? Man zieht also das Band aus dem Gehäuse und fädelt es vor dem Abspielen selbst ein, wie bei einem Tonbandgerät.
Das hat schon bei Elcaset nicht gut funktioniert. Elcaset hat auch viel frei greifbares Band, das ist bei CC's nicht möglich.
Ist schon mal jemandem aufgefallen, daß Sony diverse Male den gleichen Fehler gemacht hat?
- Betamax: Zu kleine Cassetten, zu wenig Spielzeit
- Elcaset: Zu große Cassetten, zu wenig Spielzeit
- Stereo Microcassette: Noch weniger Spielzeit bei schlechterer Qualität
Sony hat auch kaum 120er Compact Cassetten hergestellt. TDK, Maxell, BASF und AGFA hatten viele verschiedene.
Möglich ist das schon, von Luxman gab es mal ein Prototyp-Deck, welches das Band sogar automatisch ausgefädelt hat. Zieht man das Band manuell aus der Cassette, muß man eigentlich "nur" noch ein Tonbandgerät mit deutscher Schichtlage im Miniaturformat bauen. Ist natürlich keineswegs trivial, und das unfallfreie Aus- und Einfädeln der dünnen Bänder erfordert etwas Geschick. Aber es ist möglich.
- Betamax: Ja, da kamen auch noch ein paar Ausstattungsdetails an den frühen Recordern dazu, die der Konkurrent JVC bei VHS besser gelöst hatte. Gibt ein gutes Youtube-Video dazu.
- Elcaset: War ein gutes Produkt für eine viel zu kleine Nische (und nebenbei nur ein neuer Aufguß der RCA-Stereocartridge aus den 50ern, erweitert um ein paar Inspirationen von der BASF-Unisette aus den 70ern). Wer höhere Qualität als die mit der CC mögliche wollte, griff gleich zum Spulenband.
- Stereo Microcassette: War das Sony? Ich bringe die lustigen Versuche, aus der Olympus-Microcassette ein Musikmedium zu machen, eher mit Sanyo in Verbindung.
- 120er: Gab es von Sony eigentlich immer, sowohl als Low Noise/CHF/HF als auch in der nächsthöheren Qualität HF(alt)/BHF/HF-S. Und seit den 90er Jahren dann als CDix I und II. Nur in Deutschland findet man die so gut wie nie.
28.03.2025, 13:20 (Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 28.03.2025, 13:21 von RetroAndMore.)
Die Stereo Microcassette ging von Olympus aus, aber alle japanischen Hersteller haben mitgemacht.
Aus Deutschland waren Grundig, Philips, Saba und Nordmende dabei, aber längst nicht in dem Umfang.
Sony hat glaube ich auch keine Metal Microcassetten hergestellt - aber ich.
Als ich die ersten Geräte da hatte, waren die Preise von Metal Microcassetten extrem hoch. Die Qualität
war auch nicht berauschend, immerhin ist es Metallband fragwürdiger Herkunft aus den frühen 80'ern.
Also habe ich zu DDS-Cassetten gegriffen. Ich habe die Mittelposition herausgefunden, dann werden aus
einer DDS1-Cassette zwei 63er. Aus einer DDS2-Cassette werden zwei 86er. Ich habe in ein Diktiergerät
einen Schlitz gesägt und eine Halterung für die DDS-Cassette gebaut. Damit sind lange Microcassetten
mit modernen Metallband kein Problem mehr. Der Klang ist sehr gut, hier einige Beispiele.
Allerdings benötigt man für diese Cassetten ein Gerät mit echtem Löschkopf. Für Portables mit einfachem
Magneten ist die Magnetisierung zu stark. Deshalb kann ich auch Chromdioxid-Microcassetten herstellen.
Aus dem Band einer C120 werden vier 62er. Die sind besser als Normalband-Microcassetten, funktionieren
in meinem Sanyo RD-XM1 aber überhaupt nicht.
Links oben:
Man fädelt das Vorspannband vorsichtig heraus und legt es um die beiden Führungsrollen
Danach kommen die Umlenkrollen 1+2 nach Außen und die Umlenkrollen 3,4,5,6,7 kommen von unten herausgefahren
Im nächsten Step fahren die Umlenkrollen 3,4,5,6,7 in ihre Endpositionen.
Macht man jetzt zwischen zwischen Ulr 1+4 das Reiningungsfließ (ggf sogar feucht) und zwischen Ulr 1+3 ein weiteres Reinigungsfließ
so hat das Band durch die weiteren Schlaufen noch genug Zeit wieder zu Trocknen um aufgewickelt zu werden.
Alternativ öffnet man das zu säubernde Gehäuse, holt den leeren Wickelkern heraus, verschließt das Gehäuse wieder, legt den leeren Wickelkern
in ein sauberes Gehäuse und wickelt dort dann erstmal das saubere Band auf.
28.03.2025, 21:14 (Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 28.03.2025, 21:34 von RetroAndMore.)
Also an ein automatisches Ausziehen des Bandes hatte ich nicht gedacht, weil man dann die Apparatur
nicht auf einer Bauplatte unterbringen kann, aber so ähnlich schon.
Meistens ist ja die Außenseite des Bandes verschimmelt. Ich hatte also eher gedacht, das Band aus dem
Gehäuse herauszunehmen und auf ein wechselbares Papier zu legen, z.B. runde Kaffeefilter. Von oben
kommt auch einer drauf und wird beschwert. Das kann man trocken oder nass machen.
Das Band wird dann ebenfalls langsam um viele Rollen gezogen, um erst feucht gereinigt zu werden
und dann trocknen zu können, bis es wieder aufgewickelt wird.
Das kann lange dauern, in der Zwischenzeit kann man das Originalgehäuse und die Gleifolien reinigen.
Evtl. müssen die Gleitfolien danach entsorgt und ausgetauscht werden.
Was halt noch nicht ganz sicher ist, ist die Art der Reinigung. Ganz zuerst denkt man an vermutlich an
Isopropylalkohol. Die Reinigungflüssigkeit muß sich in einer Flasche befinden und die Flüssigkeit darf
nur in geringen Mengen an ein Reinigungsvlies abgegeben werden. Was man dafür nimmt, ist auch nicht
ganz sicher. Es soll nicht fusseln, aber auch nicht zu rauh sein. Es muß auch leicht zu bekommen sein.
Für jeden Reinigungseinsatz erst mehrere Materialarten passend schneiden zu müssen, ist nervig.
Ich vermute, das wäre auch wieder ein Projekt, wo jemand mit 3D-Druck-Erfahrung helfen könnte
und einige Teile erstellt, die mit den offiziellen Lego-Teilen nicht so richtig funktionieren. Das gilt
vor allem für die Bandführung, damit es nicht verkickt wird.
Aber auch die Bandteller würden mit 3D-Druck natürlich wesentlich besser werden. Es müßte eine
Scheibe sein, im Durchmesser wie ein Cassetten-Bandwickel, in der Höhe wie Lego-Zahnräder.
Dann gibt es die Aufnahme für die Cassettenräder, um die den Bandwickel antreiben zu können.
Eine Lego-Kreuzachse geht komplett durch. Eine weitere Scheibe mit Kreuzaufnahme kann von oben
aufgeschoben werden. Es wäre auch möglich, die Scheiben außen gleich als Zahnrad anzulegen.
Dann kann man die Schreiben direkt antreiben und hat so auch eine große Übersetzung, wodurch
das Band langsam aufgewickelt wird.
Also hierfür könnte 3D-Druck wirklich hilfreich sein.