ERLEDIGT! Telefunken M85 läuft deutlich zu schnell
#1
Ich habe ja vor einigen Tagen ein von einem Forenmitglied verschenktes Magnetophon 85 KL übernommen. Es ist ein sehr spätes Exemplar von 1966 und allgemein in ausgezeichnetem Zustand. Es sind auch keine Papierwickel-Kondensatoren mehr enthalten, so dass ich an der Elektronik bisher nichts zu machen brauchte.
Die Antriebsriemen mussten allerdings neu und die Mechanik etwas geschmiert werden. Auf der Motorwelle sitzt eine zylindrische Hülse aus Hartgummi, über die der dicke Flachriemen angetrieben wird. Diese Hülse habe ich ebenfalls ersetzt, weil die alte spiegelblank und auch im Durchmesser ca. 0,5 mm geschrumpft/abgenutzt war.

Nun kommt das Problem. Die Maschine läuft hörbar zu schnell!
Ein mit 1 kHz bei19 cm/s auf der Nagra bespieltes Band wird mit 1025 Hz wiedergegeben; bei 9,5 mit 513 Hz. Das ergibt eine um 2,5 % zu hohe Bandgeschwindigkeit. Ein Bandaustausch mit anderen Geräten ist damit unmöglich, ausgenommen die Revox A700 mit Varispeed.

Um es gleich vorweg zu schreiben: Der Motorpulley ist nicht falsch. Er hat die gleiche Teilenummer wie das alte Original. Und der ca. 0,5 mm größere Durchmesser würde niemals eine 2,5 % höhere Bandgeschwindigkeit ergeben, denn auch schon mit der alten Antriebshülse lief das Magnetophon deutlich zu schnell. 

Der Motor läuft synchron zur Netzfrequenz und lässt sich demzufolge nicht regeln (es sei denn, per Frequenzumrichter).

Meine konkrete Frage daher: Wäre es möglich, den alten Pulley, den ich wohlweislich aufgehoben habe, auf einer Drehbank abzudrehen? Das Ding besteht wie gesagt aus Hartgummi, hat einen Durchmesser von knapp 21 und eine Höhe von 14 mm. Die Bohrung hat 3,9 mm. Vom Material mal abgesehen frage ich mich, ob sich das relativ kurze Teil überhaupt im Dreibackenfutter einspannen ließe und wieviel da abgenommen werden müsste, um auf die korrekte Geschwindigkeit zu kommen?
Die Hülse für 60 Hz-Umrüstung hat nur einen Durchmesser von etwa 10 mm.

Hier sieht man die Motorwelle mit dem neuen (unten, montiert) und dem alten Pulley, den ich obendrauf gestellt habe.
   

Der Antrieb von oben. Der Pfeil zeigt auf den Motor...
   

Hat jemand einen Vorschlag?  Undecided

Gruß Holgi
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#2
Es hat sich erledigt!
Es war problemlos möglich, den Zylinder mit einer M4-Schraube als Achse in meinen Präzisions-Feinmechanik-Bohrständer einzuspannen und mit einer 180er Fingernagelfeile ein paar Zehntel (0,6 mm) Material abzunehmen. Ich muss jetzt testen, ob das gereicht hat. 
Wenn es zu viel war, habe ich ja noch das zweite Pulley...

   
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#3
(27.03.2025, 12:33)hannoholgi schrieb: Wenn es zu viel war, habe ich ja noch das zweite Pulley...

...oder Ersatzteile aus meiner Schlachtmaschine... Big Grin

Wünsche weiter viel Erfolg.

Gruß
Alfred

Meine Freude an der Tonbandtechnik verdanke ich Hermann Hoffmann, dem Erfinder der Radio-Comedy.

http://www.sender-zitrone.de/
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#4
Ich hab mal den Durchmesser dieses Teils bei zwei M85 gemessen, die nach Vergleich mit mehreren anderen Maschinen mit korrekter Geschwindigkeit laufen sollten.

Nr. 1: d = 20,7 mm
Nr. 2: d = 20,6 mm

Gruß
TSF
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#5
Wenn ich danach gehe, habe ich zu viel runtergehobelt. Aber in den nächsten Tagen werde ich die Rolle mal einbauen, dann werden wir Genaueres wissen.
To be continued...
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#6
Hallo,

da bin ich mal gespannt, meine dunkelgraue M85 (Version 2 von 1959 wohl), lief deutlich zu langsam, Gummi wahrscheinlich geschrumpft.
In gewohnt hemdsärmliger Manier habe ich den Durchmesser leicht erhöht (wie, sag ich nicht), aber das Ergebnis
ist gut*. Die ungenaue Geschwindigkeit könnte wohl viele noch existierende M85 betreffen.

*für mich gut

Trotzdem ist das oder die M85 ein prima Gerät.
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#7
Naaamd,
und du glaubst wirklich, mit dem 'nicht verraten' kommst du hier davon Wink ?
Jetzt werden hier alle raten. Ich werfe mal Schrumpfschlauch in die Runde. (Nee, Klebeband nich - gelle?)

Schönen Abend
Frank
In Rust We Trust!
T e s l a  B 1 1 6 (A.D.),  R E V O X  B 7 7
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#8
Also ich habe, tief im letzten Jahrtausend, noch als Schüler, mal für einen Kumpel ein Stückchen (weiches) Alurohr auf die Tonwelle seines Gerätes geschoben. Nachdem das Ölen der beteiligten Lager nix gebracht hatte und die Spannungen irgendwie auch zu stimmen schienen. Was für ein Gerät das damals war, weiß ich nicht mehr, und den Mitschüler habe ich auch aus den Augen verloren. Jedenfalls mit Bohrmaschine und feinem Schleifpapier den Außendurchmesser der Hülse ein wenig angepasst. Der Durchmesser der Tonwelle dürfte so um die 4 mm gewesen sein, vielleicht etwas weniger. Jedenfalls lief es hinterher wieder fein, und das es besonders gewimmert hätte, kann ich auch nicht erinnern.

Das ist natürlich deutlich brutaler als in einem Reibradantrieb einzugreifen ... Wir waren jung und brauchten unseren Soundtrack! Der damals aber noch nicht so hieß.
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#9
Ich kann nun folgendes berichten:

Die erste Gummirolle habe ich tatsächlich zu weit abgeschliffen. Die Maschine lief damit 2 % zu langsam. Ich habe mich dann bei der Bearbeitung des zweiten Exemplars, das mir Tobias (bitbrain2101) überlassen hatte, vorsichtshalber an die Angaben von TSF (#4) gehalten. Im Neuzustand hatte der Pulley einen Durchmesser von 21,2 mm. Nach dem Abschleifen hatte ich zunächst 20,9 mm gemessen und den ersten Test gemacht.

Um nicht jedesmal den Motor ausbauen zu müssen und die Motorwelle nicht zu verbiegen, habe ich zu einem kleinen Abzieher gegriffen. Riemen runter, Umwerferhebel demontiert, Gummipulley abgezogen, hinterher umgekehrt. Das ging nach kurzer Zeit in zwei Minuten. Man bekommt ja Routine...

Mit 20,9 mm habe ich statt 1000 Hz dann ca. 1020 gemessen, also +2 %.
In zwei weiteren Bearbeitungsschritten erreichte ich dann 1004 Hz bei 20,5 mm. Damit läuft das Magnetophon also noch 0,4 % zu schnell und damit war ich zufrieden. Womöglich nutzt sich das Ding ja noch etwas ab. Schrumpfen wird es wohl nicht, weil es schon vor Jahrzehnten hergestellt wurde...

Ein paar Kleinigkeiten sind an der Maschine noch zu machen, aber im Großen und Ganzen läuft sie schon prima und völlig geräuschlos. Positiv überrascht hat mich die hohe Fertigungsqualität und die Präzision des Laufwerks, die so gar nicht zu den späteren Blechboliden von Telefunken passt. 
Und ein paar nette Kleinigkeiten wie etwa die Befestigung sämtlicher Zwischenräder auf ihren Achsen. Man kann die nämlich nach Beseitigung etwaiger Hindernisse einfach nach oben abziehen, ein Tröpfchen Öl ans Lager geben und sie mit leisem „klick“ wieder aufstecken! Keine Fummelei mit wegfliegenden Sicherungsringen. Genial! 

Was nun noch anliegt, ist der Tausch des Bandzählwerks, die Einmessung (der Aufsprechpegel ist so niedrig, dass ich bei sich bereits überlappenden Segmenten der Anzeigeröhre nur -12 dB beim Abspielen auf der A700 zusammen bekomme) und ein sporadisch immer mal wieder auftretendes Brummen der Endstufe, das nach kurzem Aus- und wieder Einschalten wieder weg ist, um drei oder 22 Minuten später wieder schlagartig aufzutreten.

Hier mein Abziehwerkzeug bei der Arbeit. 
   

Das Ganze wieder zusammengebaut. 
   

Hier habe ich mal den Verlauf der Riemen nachgekritzelt, für diejenigen, die das M85 nicht kennen. Die Übertragung auf die Schwungmasse mit der Geschwindigkeitsumschaltung habe ich so noch bei keinem anderen Tonbandgerät gesehen! In der Mitte der grünen „Skibrille“ liegt der Motor. 
Der gelbe Doppelpfeil deutet die Bewegung der Spannrolle beim Umschalten der Bandgeschwindigkeit an. 
Hier bei 9,5 cm/s:
   

LG
Holgi
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#10
Schubs...
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#11
Zur Strafe hier meine Hauruck-Lösung.

https://youtu.be/cL2TlUeOXgY?si=LNJ33MQwcuTDuMVH

Ich hab noch 3 scheintote M85, die seit langer, langer Zeit stehen, da werde ich mal den Gumminubben überprüfen und ggf. transferieren. Viel Hoffnung mache ich mir bei alterndem Gummi (oder was das auch immer ist) nicht.

Gruß
Peter S.
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#12
Tesaband oder was ist das?
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#13
Gewebeband, uralt, möglicherweise Tesa.
Die Stoßkanten 45 Grad zuschneiden und sauber arbeiten= guter Gleichlauf. Gut heißt hier, dass ich nichts eiern höre.
Ist leise obendrein und der Riemen rutscht nicht.

"Und der Meister wollt's nicht glauben, auch mit dem Hammer kann man schrauben"
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#14
Könnte aber sein, dass sich durch die Zugbeanspruchung, besonders beim Einschalten, der Kleber irgendwann aufweicht und das Ganze dann verrutscht und sich ablöst. Zumal der Motor bei längerem Betrieb recht warm wird... 

Ich habe inzwischen mal zwei Bänder Philips DP18 mit dem M85 bespielt, eins mit 9,5 und eins mit 19. Vorher den neuen Tonkopf penibel justiert und entmagnetisiert, und ich bin begeistert von der Qualität! Kein Rauschen, kein Brummen (na ja, Gleichstromheizung!), kein hörbarer Klirr und glasklare Höhen. Obwohl nur ein Kombikopf vorhanden ist, bringt sie 320 nWb/m ohne hörbare Verzerrungen aufs Band! 

Ein paar kleine Macken hat sie aber noch:
Die Endstufe fängt ab und zu schlagartig — wie „eingeschaltet“ — leise an zu brummen, wie ich oben schon schrieb. Einmal kurz am Lautstärkeregler aus- und einschalten und es ist wieder ein paar Minuten Ruhe. 
Außerdem hat sie Probleme beim Umspulen, wenn der ziehende Wickel groß ist. Der Motor bleibt dann einfach stehen. Umgehen kann man das, indem man langsam anfährt. Ich vermute, dass die neuen Riemen einfach etwas zu stramm sind und hoffe, dass sich dieses Verhalten im Laufe der Zeit noch ändert.

Das Zählwerk ist inzwischen durch ein funktionsfähiges ersetzt und die schlecht einkeilende rechte Bremse (Schlaufe beim Stoppen aus «) ist gereinigt und mittels Exzenter nachgestellt.
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#15
Hallo, 
ein weiteres M 85 muss zeigen, was es kann. Und zwar die älteste, die männerklogelb/jägerauskurpfalzgrüne Ausführung von 1958/59.
Wie durch ein Wunder noch betriebsfähig, alle Gummiteile ok, auch die Motorrolle. Das Ding läuft mit der korrekten Geschwindigkeit. Wenn man sich daran gewöhnt, dass die Abdeckung wie ein vollgepinkeltes Bettlaken aussieht, ist es ein brauchbares Teil. 

https://youtu.be/jKeoMsylxww?si=ieQXukI0GGcPFw3-

Gruß
Peter S.
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#16
Ei Peter,

wo hast du das denn aufgestöbert? Das sieht ja noch super aus! Erstaunlich, dass es so noch läuft. Ich hätte zumindest die beiden Hydra-Becher und Koppel-Cs rausgeworfen, erstere neigen ja zu netten Vulkanausbrüchen.

Die M85er klingen mit der großen Endstufe sehr gediegen und kraftvoll. Schwachpunkt sind halt (aus meiner Sicht) die Flachriemen, ansonsten sind das nette Geräte.

Gruß Tristan
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#17
Hallo Tristan!

...aus diesem Fundus: https://tonbandforum.de/showthread.php?tid=32542

Gruß
Wolfgang
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#18
Ah, sehr schön, das freut doch den Sammler, wenn Geräte erhalten bleiben!

Gruß Tristan
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#19
Ja, mein Dank sei allen Beteiligten gewiss. Ich habe in den 80ern viel mit einem M85 Musik vom "Tommy" aufgenommen, BFBS. Das war die 3. Version (Hellgrau/Hellgrau). meiner Meinung nach doch zu trist in der Farbgebung. Vor 2 Jahren habe ich mir noch die zweite Version (Hellgrau/Dunkelgrau) gezogen. Auf dem Bild im Thread stehen rechts neben dem alten M85 noch zwei der vierten und letzten Version, die sind wohl auch mittlerweile in guten Händen. Ich selbst habe die Version nicht, muss auch nicht sein, bin jetzt gut bestückt. Das alte M85 lief auf Anhieb, die alten Riemen tun es noch und der Hydra-Elko lüllt nicht. Das heißt aber nicht, dass mir der geheuer ist, den werde ich ersetzen.
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#20
Hallo Peter,

zu dem Schritt mit dem alten Hydra Elko kann ich dir nur raten, weil fast alle, denen ich bis jetzt begegnet bin, total fertig waren. Um so größer war mein Erstaunen, daß diese Marke in letzter Zeit wieder für Neuware genutzt wird.

MfG, Tobias
Strom kann erst fließen, wenn Spannung anliegt
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