4-kanaligen A77?
#1
Bei der großen Anzahl von A77, die im Umlauf sind, wundert es mich, dass ich im Internet keine Umbauten auf 4-Kanal-Multitrack gefunden habe (mit Ausnahme des C274, zugegeben).
Dasselbe gilt erst recht für das G36.
Kennt jemand hier einen solchen Umbau?
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#2
Es gibt wohl einige 8-Kanal Umbauten auf A77 Basis.
Bekannt war dafür die englische Firma 'ITAM'.

Suche mal nach ITAM 806 oder 805 im Netz...

Ob es von dieser Firma auch 4-Kanal Versionen gab, ist mir aber leider nicht bekannt.

Viele Grüße,

Silvio
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#3
ich hatte mal Kontakt zu einem Dortmunder Revox Stammtisch, da hat man mir gesagt, dass es nur von der A77 Umbauten ab Werk gab, von der C274 wusste ich bis grade selber nichts.

In Deutschland wurde das ganze Thema sehr stiefmütterlich behandelt. Während in Japan und in den USA trotz mäßigem Erfolges an Quadro weiterentwickelt wurde, bis mit dem ersten Dolby Surround ein Erfolg generiert werden konnte ( in den USA gab es eine Menge Dolby-Surround Aufnahmen auch nur mit Musik ohne Kino ) , haben die Deutschen lediglich die ganz frühen Versionen von SQ und CD4 zugekauft, ein paar halbherzige Versuche mit Eigenentwicklungen gestartet, und es dann wieder sein gelassen. Auch bei den Tonbandgeräten gab es im Gegensatz zu den Japanern nix.

Das einzige deutsche Tonbandgerät, für das es meines Wissens eine Quadro-Erweiterung als Werks-Nachrüstsatz zu kaufen gegeben hat, ist das Braun TG1000. Ich habe so eine Maschine zusammen mit dem Quadrostudio 1020 zuhause. Leider kann man mit dem Gerät nur quadrofon abspielen, ich denke, der Sinn dieser Konstruktion war der US-Markt, wo es viele fertig bespielte Quadro-Tonbänder im Plattenladen zu kaufen gab:

[Bild: 14.jpg]

Dem Nachrüstsatz liegt ein Vierkanal Wiedergabekopf bei. Im Kopfträger der TG1000 ist ein freier Platz für einen vierten Tonkopf, hier wurde er eingebaut. Im Kopfträger ist ebenfalls eine Aussparung für einen Schiebeschalter vorhanden, hier kam der Schalter rein, mit dem man zwischen den beiden Wiedergabeköpfen umschalten kann. Die Abdeckblende des Kopfträgers hat dann ebenfalls eine Aussparung, beschriftet mit "2" und "4" - mit dem Umbau ist es dann nicht nur möglich, Quadrobänder abzuspielen, sondern auch, mit einer Zweispurmaschine Vierspurbänder hören zu können, ohne den Kopfträger tauschen zu müssen. Leider gibt es von Braun nur den vierkanaligen Wiedergabekopf, für einen Umbau einer TG1000 in eine vollwertige Quadromaschine bräuchte es noch den Aufnahmekopf und einen Löschkopf, der alle vier Spuren auf einmal löscht. Vierkanalige Löschköpfe scheinen nicht gut zu funktionieren ( Übersprechen ), so dass Japaner wie meine AKAI zwei Löschköpfe haben - einen für den normalen Stereobetrieb und einen Vollspurlöschkopf für Quadro.
 
Wenn man mit so einer Maschine selbst aufgenommene Bänder hören will, muss man sich notgedrungen noch einen Japaner zulegen, und weil die Braun Maschine so eine blöde Spulengröße hat, reicht auch kein Kleinspuler - ich bin aus diesem Grund an meine AKAI GX630 D-SS gekommen.

Ein weiteres deutsches Bandgerät, an dem man zumindest die geplanten Ansätze von Quadro sehen kann, ist kein Spulengerät, sondern das Dual Tapedeck C901. Hier sind im Chassis Ausstanzungen für weitere Schieberegler und ein zweites Paar VU-Meter vorhanden, leider gibt es keinerlei Informationen darüber, wie so ein Gerät hätte aussehen sollen. Bei der Cassette scheiterte es wohl noch an was anderem - Philips wollte bei der Compact Cassette anders als bei Spulentonbandgeräten volle Kompatibilität sicherstellen. Bei stereo hat man aus diesem Grund die beiden Spuren für eine Richtung nebeneinandergelegt, statt ineinander verschachtelt, und bei quadro hätte man dann konsequenterweise nochmal jede Spur zweiteilen müssen. Es gab wohl ein paar Experimente in diese Richtung, die am Rande in Zeitschriften wie Funkschau erwähnt wurden, man hat aber wohl schnell einsehen müssen, dass die Technologie der Compact Cassette mit den acht Spuren total überfordert gewesen wäre - Mitte der siebziger war es ja nur wenigen Herstellern möglich, mit der Cassette in stereo HiFi Qualität zu erreichen, hätte es Mitte der siebziger schon die Cassettentechnik der achtziger gegeben, wäre die Quadro Cassette vielleicht Realität geworden. 

Am Ende haben wohl auch die Japaner und Amerikaner eingesehen, dass es mehr Sinn macht, die Matrixverfahren weiterzuentwickeln, was sie dann getan haben - Dolby Surround ist ein Matrixverfahren, das mit normalem stereo Equipment funktioniert, und auch die späten SQ-Decoder haben schon nicht mehr mit dem Problem der schlechten Kanaltrennung vorne/hinten zu kämpfen. Nur gab es diese späten Decoder dann nur noch aus Japan, die Deutschen hatten sich da schon aus dem Thema ausgehakt. Die AKAI GX-630 D-SS war noch relativ lange in den Katalogen zu finden, wurde am Ende aber als Mehrspurmaschine für Musiker vermarktet, von Quadro redete am Ende niemand mehr.

Hier noch ein "Flexfoto" von meinem Quadrostudio, wo ich im neuen Haus noch nicht wirklich weiß, wie ich das aufstellen soll:

   

Gruß Frank
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#4
(27.01.2025, 10:46)Tonband-Ilja schrieb: Ob es von dieser Firma auch 4-Kanal Versionen gab, ist mir aber leider nicht bekannt.
Laut einer Anzeige, die ich gefunden habe, scheint. Danke schön für den ITAM-tipp.

Auch der TG1000 ist ganz interessant.

Meine Idee ist es, eine Revox 36 (vorzugsweise eine G, wegen der Spulengröße; ich habe jetzt nur eine D und eine F in mäßigem bis gutem Zustand) auf 4-Spur-Multitrack umzubauen, wie eine Teac A3340 aber in Röhrentechnik. Ich möchte ein vollröhriges Heimstudio aufbauen; derzeit arbeite ich am das Mischpult.
Ich habe mich nach dem A77 erkundigt, weil sie noch weiter verbreitet sind als ihre Vorgänger. 

Wenn noch jemand einen solchen Umbau kennt, würde ich mich freuen, davon zu hören.
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#5
wenn es Dir nur um die Röhrentechnik geht, warum nimmst Du dann keinen Japaner aus der Quadro Ecke und konstruierst Dir die Elektronik dazu, evtl. unter Zuhilfenahme alter Revox 36iger. Bis auf die G36 sind die doch preiswert zu finden, ich habe letztens für mein Projekt "Mono Anlage im 1958-Stil" eine B36 vor dem Schrott gerettet.

Das Problem sind die Tonköpfe - entweder landet man bei mehr als stereo in der Studio Ecke mit Studio Preisen, oder man bedient sich aus der Quadro Ecke, und landet dann automatisch bei den Japanern, weil nur die brauchbare Quadromaschinen in Großserie gebaut haben. Ich kenne momentan das Preisgefüge nicht, aber als ich meine GX630 D-SS gekauft habe, gab es zahlreiche wundgeschossene Vierkanal-TEACs für Preise um 250 Euro. Damals ( etwa vor fünf Jahren ) hatte ich den Eindruck, dass die vierkanaligen Geräte weniger beliebt und billiger waren als die Stereoversionen. Die TEACs galten als extrem verbaut und im Elektronikteil als schwer reparabel, das hat den Preis gedrückt. Aber wenn Du die Elektronik eh nicht brauchst ...

Gruß Frank
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#6
@nick_riviera

Für mich ist es billiger, meine alten Revoxe zu verwenden; außerdem bräuchte ich von einem g36 nur die obere Platte und möglicherweise den Mechanismus, so dass das wirklich eine Verschrottung sein kann.

Von so einem Teac brauche ich nur die Tönkopfe (und ich habe schon einen Satz im Kopf).
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#7
Hallo Cyriel,

Tonköpfe für Transistorschaltungen funktionieren wahrscheinlich ohne Anpassübertrager nicht optimal im Eingangskreis von Röhren.
Vergleiche mal die Induktivität und den Wicklungswiderstand eines Teac 4-Spur Wiedergabe-Kopfes mit einem originalen Revox G36 Kopf.

Gruß Jan
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#8
(27.01.2025, 20:29)Ferrograph schrieb: Hallo Cyriel,

Tonköpfe für Transistorschaltungen funktionieren wahrscheinlich ohne Anpassübertrager nicht optimal im Eingangskreis von Röhren.
Vergleiche mal die Induktivität und den Wicklungswiderstand eines Teac 4-Spur Wiedergabe-Kopfes mit einem originalen Revox G36 Kopf.

Gruß Jan

Ich weiß das; die Induktivität ist sowohl bei der Aufnahme als auch bei der Wiedergabe beim Teac etwa doppelt so hoch wie beim Revox. Ebenso wie der Gleichstromwiderstand des Wiedergabekopfes. Der Gleichstromwiderstand des Aufnahmekopfes beträgt beim Teac sogar 55 Ohm im Vergleich zu 3 Ohm beim Revox.
Aber ich glaube nicht, dass es unmöglich ist, es zum Laufen zu bringen.
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#9
Hallo,

der hier genannte Messwert für den G36 Aufnahmekopf von 3 Ohm passt nicht. Im Downloadbereich des Forums liegt der Studer Head Catalogue. Darin sind die Messwerte (Widerstand und Induktivität) der Revox und Studer Köpfe verzeichnet.

MfG, Tobias
Strom kann erst fließen, wenn Spannung anliegt
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#10
(27.01.2025, 21:21)bitbrain2101 schrieb: Hallo,

der hier genannten Messwert für den G36 Aufnahmekopf von 3 Ohm passt nicht. Im Downloadbereich des Forums liegt der Studer Head Catalogue. Darin sind die Messwerte (Widerstand und Induktivität) der Revox und Studer Köpfe verzeichnet.

MfG, Tobias

Das ist durchaus möglich, ich habe versucht, mich an meine eigenen Lesungen zu erinnern.

Das könnte tatsächlich erklären, warum die Aufzeichnung auf dem Gerät mit diesem Kopf ziemlich schlecht ist, wie mir jetzt scheint. Aber das ist eine andere Geschichte.
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#11
(27.01.2025, 19:00)nick_riviera schrieb: Das Problem sind die Tonköpfe - entweder landet man bei mehr als stereo in der Studio Ecke mit Studio Preisen, oder man bedient sich aus der Quadro Ecke, und landet dann automatisch bei den Japanern, ...
Vierkanal Viertelzoll Kopf gibt's aktuell in der Bucht unter der Typenbezeichnung TR620. Wird zwar als Hör/Sprechkopf beworben, ist aber ein Hör- (Wiedergabe)Kopf.
Grüße,
Franz
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#12
(27.01.2025, 19:33)C.B. schrieb: @nick_riviera

Für mich ist es billiger, meine alten Revoxe zu verwenden; außerdem bräuchte ich von einem g36 nur die obere Platte und möglicherweise den Mechanismus, so dass das wirklich eine Verschrottung sein kann.

Von so einem Teac brauche ich nur die Tönkopfe (und ich habe schon einen Satz im Kopf).

wenn Du Quellen für preiswerte Vierkanal Köpfe hast, hätte ich auch Interesse.

Was genau hast Du denn vor mit der Maschine ? Willst Du Quadro aufnehmen und hören, oder willst Du die einzelnen Spuren bearbeiten können wie im Tonstudio ? Wenn letzteres der Fall ist, musst Du Dich auch noch mit dem Thema Löschen beschäftigen. Scheinbar gibt es bei der normalen Vierspur Spurlage Probleme, dass beim Löschen einer Spur die benachbarten Spuren auch was davon abbekommen. Viele Mehrkanalmaschinen haben deshalb eine andere zu HiFi nicht kompatible Spurlage, bei der alten Studer J37 hat man sogar 1 Zoll-Band für vier Tonspuren verwendet, und eine sehr breiten Rasen zwischen den Spuren gelassen.

Gruß Frank
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#13
(29.01.2025, 11:48)nick_riviera schrieb: wenn Du Quellen für preiswerte Vierkanal Köpfe hast, hätte ich auch Interesse.
Ich beobachte aufmerksam die Second-Hand-Websites...

Die eigentliche Absicht ist, sie wie in einem Tonstudio zu verwenden.

Ich glaube, dass (zum Beispiel) ein Teac A3340 jede Spur einzeln löschen kann. 
Oder gibt es tatsächlich ein gewisses „Übersprechen“ beim Löschen mit dieser Art von semi-profi Recordern?
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