18.11.2018, 22:48
PeZett,'index.php?page=Thread&postID=227886#post227886 schrieb:Den "Anschluß behalten" hätte damals geheissen "in Fernost zu produzieren". Qualitativ und technisch war das deutsche Zeugs wohl schon noch gut genug - japanische Mopeds nur eben viel preiswerter.
Hallo Peter,
objektiv haben Kreidler und Zündapp bis zum Schluss gute Mopeds produziert, da gebe ich Dir recht. Du musst aber auch bedenken, daß die Kundschaft zu einem nicht unwesentlichen Teil aus Jugendlichen bestand, und da können Details über die Wahl des Modells entscheiden, denen die Konstrukteure bei den deutschen Herstellern nicht genug Aufmerksamkeit geschenkt haben. Neben der erwachseneren Optik halte ich z.B. die Getrenntschmierung für etwas, mit dem die Japaner gepunktet haben. Als ehemaliger KS-80-Besitzer weiß ich, daß es dem jugendlichen Selbstwertgefühl nicht gerade zuträglich ist, an der Mofasäule tanken zu müssen, während einen der Yamaha-/Honda-/Suzuki-Fahrer mitleidig von den "normalen" Tanksäulen angrinste. Auch Dinge wie die altmodischen Federbeine, Luft- statt Wasserkühlung (bei Kreidler), "nur" fünf Gänge, die 6-Volt-Elektrik und die nominell schwächeren Motoren waren bei der Zielgruppe ein klarer Nachteil.
Gegen das Preisargument spricht, daß die Zündapp KS 80, obwohl sie in der Klasse immer schon zu den teuersten Modellen gehörte, anfangs eines der meistverkauften LKR in Deutschland war (m.W. 1981 Nr. 2 knapp hinter der Honda MB-8). Das lag vermutlich nicht zuletzt daran, daß Zündapp die Einführung dieser Klasse nicht verschlafen und gleich ein (für die damaligen Verhältnisse) ordentliches Modell am Start hatte, währen die japanischen 80er der ersten Generation noch keine echten Überflieger waren. Das änderte sich spätestens mit der Honda MBX/MTX 80, der Yamaha RD 80 LC2/DT 80 LC2 und der Suzuki Gamma, bei denen man dann doch den Eindruck bekam, daß die deutsche Konkurrenz nicht mehr so ganz mithalten konnte (Zündapp hat es mit der KS 80 Super zwar kurz vor Toresschluss noch mal probiert, aber die war dann wirklich mit knapp 5.000 DM preislich jenseits von Gut und Böse und hatte immer noch keine Getrenntschmierung).
Ich glaube auch, daß man beim Preis auch mit Produktion in Deutschland noch einiges hätte rausholen können. Zündapp hatte sich z.B. offenbar in dem Ehrgeiz verrannt, viele Teile selbst zu fertigen, die man viel billiger hätte zukaufen können.
Gruß,
Timo