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Liebe Forianer,
Die Zeit zwischen den Jahren ist Bastelzeit. Also habe ich mein kleines Studio umgeräumt und nebenbei meine Unterlagen sortiert / gesichtet. Dabei fiel mir eine Sache auf, die für die Besitzer von DDR- Studiomaschinen aller Ausführungen der R29 (also SJ103, SJ103a, b, SJ103/1, /2, T103b) von sicherheitstechnischer Relevanz ist.
Daher dachte ich, ich teile das hier mit Euch.
Zur R29 gehört ja der sogenannte "Gleichrichter Magnetton" GM80. Das ist ein separater- Einschub- Baustein, welcher die beiden Gleichspannungen +70V (Steuerspannung und Bremsspannung) und +24V (Relais- Schaltspannung) erzeugt. Von diesem Baustein gibt es im Netz (und irgendwo auch hier im Forum) ein Handgezeichnetes Prinzip- Schaltbild, welches recht bekannt zu sein scheint:
Dieses Bild ist meiner Meinung nach gefährlich, da es nur dem elektrotechnisch versierten Anwender auf den ersten Blick zu erkennen gestattet, was das eigentlich in Wirklichkeit ist.
Daher hänge ich hier mal das Originalschaltbild vom VEB Tontechnik an, damit auch dem etwas weniger in Schaltungsdingen bewanderten Anwender klar wird, das es sich hier um eine SPARTRAFO- Schaltung handelt und daß die Richtigkeit der Phasenlage unter allen Umständen zu beachten ist, will man sich nicht selbst ins Grab bringen:
Viele von uns hier betreiben auch eine T2221. Dort besteht ja das selbe Problem, siehe die umfangreichen Beiträge hier überall dazu. Allerdings macht es die T2221 seinem Betreiber leichter, wird doch die Richtigkeit der Phasenlage durch aufleuchten einer Glimmlampe direkt an der Frontplatte der Maschine angezeigt.
Falls sich jetzt jemand fragt, weshalb man bei der R29 nicht auch schon auf diese Idee gekommen ist, dem muss ich sagen- ist man doch. Allerdings nicht an so prominenter Stelle wie bei der T2221.
Die R29 verrät die korrekte Phasenlage nämlich nur demjenigen Anwender, welcher sie in der korrekt dazugehörigen Truhe MT803 betreibt. Bei dieser Truhe findet sich die Anzeige auf der Rückseite, bei den Großtuchel- Anschlüssen für die NF- Kabel. Wer diese Truhe nicht hat (und das dürften die meisten Leute sein), schaut in die Röhre, bzw. muss genau hinschauen und einen Phasenprüfer zu Rate ziehen...
Also biite- Seid vorsichtig, bleibt gesund und rutscht gut und Unfallfrei hinein, ins neue Jahr 2025.
Viele Grüße, Rainer
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Hallo Rainer,
Danke für den originalen Stromlaufplan des GM80.
Mir ist nicht ganz klar weshalb die 24V nicht auch über den Spartrafo gewonnen werden wenn die dann doch mit der Primärseite im Gerät verbunden werden.
Oder ist die Handzeichnung nicht richtig?
Die 24V werden doch eigentlich nur für den Fernstart und die Fernsteuerung benötigt oder sehe ich das falsch?
In meinen Unterlagen steht als Netzteil das N29.
Gruß Jan
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Hallo Jan,
N29 ist die Studiobezeichnung, wie R29 eine ist. Der Typ heißt GM80 (GM für Gleichrichter Magnetton). Die Maschine heißt ja in Wirklichkeit auch SJ103...
Die 24 V werden (lt.. Unterlagen) vordergründig für die Umschaltung der Entzerrung bei 38cm/s bzw. 19cm/s benötigt. Das wird in den WVs über ein Relais gemacht.
Und ja- ich halte die Handzeichnung für falsch. Wenn Du mich fragst, hat da jemand das Netzteil aufgeschraubt und herausgezeichnet, was er gesehen hat. Da man in den Trafo nicht hineingucken kann, ist das Ergebnis nicht ganz so, wie im Original...
Grüße, Rainer
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In dem GM 80 Schaltplan sind die Massepole von +70V und +24V doch getrennt. Sind die Massepole denn ausserhalb des im Schaltbild sichtbaren Netzteils miteinander verbunden ?
MfG, Tobias
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Hallo Rainer,
Danke für die Info mit dem Gleichrichtermodul.
Im Internet finde ich das N29 als Bezeichnung für das GM60.
Ist das GM60 genauso wie das GM80 aufgebaut?
Gruß Jan
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30.12.2024, 15:47
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 30.12.2024, 16:00 von Ferrograph.)
(29.12.2024, 16:36)bitbrain2101 schrieb: In dem GM 80 Schaltplan sind die Massepole von +70V und +24V doch getrennt. Sind die Massepole denn ausserhalb des im Schaltbild sichtbaren Netzteils miteinander verbunden ?
Hallo Tobias,
ich habe mir noch einmal den Stromlaufplan einer Thurow T2211 Bandmaschine angeschaut.
Hier ist auch das GM80 mit 70V Brems- und Relaisspannung über Spartrafo und galvanisch getrennten 24V verbaut.
Die 24V bleiben in der gesamten Maschine galvanisch von der Primärseite getrennt, alles andere wäre lebensgefährlich.
Bei der T2211 signalisiert gleichfalls eine Glimmlampe die korrekte Phasenlage des Außenleiters.
Wenn der 230V Netzstecker anders herum steckt funktioniert die Relaissteuerung nicht da kein Bezugspotential für die Relais anliegt.
Der oben gezeigte handschriftliche Plan des GM80 ist nicht korrekt.
Zum Thema R29 oder SJ103 möchte ich anmerken, daß meine Pläne ein GM60 als Stromversorgung für die SJ103 vorsehen.
Hier gibt es lediglich eine 70V Brems- und Relaisspannung, die gemeinerweise nicht über einen Spartrafo gewonnen werden; deren -Pol aber trotzdem in der Verdrahtung der Truhe auf den Neutralleiter der 230V geschaltet ist.
Hier ist die selbe von Rainer gebotene Vorsicht zu beachten!
Gruß Jan
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Hallo Jan,
vielen Dank für deine ausführlichen Erläuterungen, das bestätigt meine Sicht der Schaltungen.
MfG, Tobias
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(30.12.2024, 15:47)Ferrograph schrieb: Zum Thema R29 oder SJ103 möchte ich anmerken, daß meine Pläne ein GM60 als Stromversorgung für die SJ103 vorsehen.
Hier gibt es lediglich eine 70V Brems- und Relaisspannung, die gemeinerweise nicht über einen Spartrafo gewonnen werden; deren -Pol aber trotzdem in der Verdrahtung der Truhe auf den Neutralleiter der 230V geschaltet ist.
Hier ist die selbe von Rainer gebotene Vorsicht zu beachten!
Gruß Jan
Hallo Jan,
Vielen Dank auch an Dich, für das Schaltbild des GM60. Ich glaube, es ist ganz gut diesbezüglich noch ein paar genauere Anmerkungen zu machen:
Die Verwirrung, wann welcher Gleichrichtertyp verwendet wurde, (R29 mit GM60 oder GM80) rührt von der Modellpflege her. Das GM60 war natürlich der ältere Typ und zum SJ103, SJ103a, SJ103b zugehörig. Es wurde also in der Sander & Janzen- Ära und im Verbund mit S&J- Maschinen angewendet. Möglicherweise fand dieser Gleichrichter schon im Vorgängertyp R28 seine Anwendung, das ist aber nur eine Vermutung von mir.
Die mir vorliegende, originale Dokumentation des GM80 gehört dagegen zur R29b, also der T103b und ist bereits mit "VEB Studiotechnik Berlin" bezeichnet. Das ist meiner Meinung nach noch gerade so die Ära der Thurow- KG, als Edgar Thurow die Firma Sander & Janzen übernommen hatte, nachdem deren Eigner sich nach West- Berlin abgesetzt hatten. Die Doku ist von 1967, wie das Bild zeigt. Die Thurow KG ihrerseits wurde 1972 zwangsverstaatlicht und in "VEB Tontechnik Berlin" umbenannt.
Die Zeitspanne dort war wohl insgesamt ziemlich eng, mein SJ103- Laufwerk (allererste Serie R29/1, Seriennummer 110) stammt von 1962, meine T103b (R29b) ist von 1965 (Seriennummer 05 !). Die Doku habe ich schon seit den 80er Jahren, die T103b erst seit 5 Jahren. Daher kommt es, daß die Doku jünger ist als die Maschine.
In dieser Doku wird explizit auf den Unterschied zum älteren Typ GM60 hingewiesen: "Im Sinne von Rationalisierung, etc. bla bla wird im GM80 jetzt ein Spartrafo eingesetzt, wodurch die Größe des Einschubs reduziert werden konnte..."- mal ganz frei aus dem Gedächtnis zitiert.
Jan, kannst Du bei Deinem GM60 mal die äußeren Abmaße durchgeben ? Mich würde mal interessieren, ob das wirklich stimmt. Immerhin haben sie sich ja bei diesem die +24V Erzeugung komplett gespart... Ansonsten ist ja zu den Schaltungsdetails soweit alles gesagt.
Viele Grüße, Rainer
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06.01.2025, 11:54
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 06.01.2025, 12:23 von Ferrograph.)
(06.01.2025, 10:46)GDR 22 schrieb: Jan, kannst Du bei Deinem GM60 mal die äußeren Abmaße durchgeben ? Mich würde mal interessieren, ob das wirklich stimmt. Immerhin haben sie sich ja bei diesem die +24V Erzeugung komplett gespart... Ansonsten ist ja zu den Schaltungsdetails soweit alles gesagt.
Gerne Rainer, anliegend die Technischen Daten des GM60
Die 24V haben sie sich aber nicht aus Platzgründen gespart sondern weil das GM60 zusammen mit dem
Aufnahmeentzerrer AE60 und dem Wiedergabeentzerrer WE60, beide in Röhrentechnik, in der Truhe MT600/MT605 untergebracht war.
Die Entzerrer hatten in Vollröhrentechnik jeweils ein separates Netzteil für Heiz- und Anodenspannung an Bord.
Eine Umschaltung der Entzerrung mittels Relais zwischen 38 und 19cm/s ist in den WE60 und AE60 nicht vorgesehen
Gruß Jan
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Vielen Dank Jan, dann passt das ja. Der GM80 ist reichlich halb so breit wie der GM60...
Dank Deines angehängten Dokuments wissen wir jetzt auch, daß der GM60 tatsächlich bereits bei der R28 (SJ100) in Verwendung war und das die ehem. Firma Sander & Janzen bereits zur Zeit der ersten R29/1 (SJ103) unter Thurow KG firmierte.
Trotzdem lautete die Typenbezeichnung noch "SJ103" und das alte "SAJA- SYNCHRON"- Logo prangte rechts unten auf der Frontplatte. Das hat man bei der T103b dann ersatzlos gestrichen... Hach, wat schön- Bandmaschinen- Archäologie...
Viele Grüße, Rainer
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