31.08.2024, 14:05 (Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 31.08.2024, 14:43 von hannoholgi.)
Da ich schon mehrere B77-Input-Amps mit einem moderneren, rauscharmen und schnellen Doppel-OP-Amp vom Typ NE5532P versehen und den veralteten TBA231 rausgeschmissen habe, wollte ich das hier mal kurz dokumentieren, damit ihr das nachmachen könnt, falls gewünscht.
Diese Modifikation der ursprünglichen Bestückung mit einem moderneren IC mit geändertem Layout der Eingangsverstärker-Platine wurde auch von Revox selbst bei späten Exemplaren durchgeführt.
Bei den älteren Boards mit dem 14-poligen TBA231 gibt es mindestens drei leicht unterschiedliche Revisionen, die unglücklicherweise auch abweichende Teilenummern aufweisen. Die Anordnung der Teile in der Nachbarschaft des 231 ist aber gleich.
Meine Platine, die zur B77 Mk II eines Forenkollegen gehört, hat die Nummer 1.177.222 11.
Die Umbauarbeit ist relativ schnell erledigt. Man benötigt:
Ein paar cm blanken und isolierten Schaltdraht, Lötkolben, Entlötpumpe oder -Litze und Lot mit Flussmittelseele.
Ich persönlich benutze grundsätzlich nur bleihaltigen Lötdraht, aber das bleibt natürlich jedem überlassen...
Von der Platine werden die hier markierten Teile entfernt.
Die beiden ganz außen angeordneten 22 oder 47 pF-Kondensatoren werden durch je 100 pF ersetzt, die beiden 10nF-Kondis und die 33 Ω-Widerstände fallen ersatzlos weg.
Man kann zwar die 14-polige Fassung drin lassen, ich bevorzuge aber für den neuen OP eine hochwertige 8-polige Ausführung. Die neue Fassung wird mit der Kerbe nach oben in die oberen 8 Bohrungen der alten eingelötet.
Anschließend sind drei Drahtbrücken von der Bestückungs- und zwei auf der Lötseite zu setzen. Auf den Fotos ist zu sehen, wo sie hingehören. Dann wird das neue IC reingesteckt (Kerbe beachten) und schon ist die Schaltung unserer B77 etwas moderner und besser geworden!
Das IC, zwei Kerkos (beige) und drei Drahtbrücken...
Zwei kleine Drähtchen von unten. Sie gehören an die Plusanschlüsse der beiden Tantalelkos, die bei dieser Platinenversion C12 und C21 genannt werden, und mit dem anderen Ende an die Pins, 2 und 6 (neu).
31.08.2024, 19:03 (Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 31.08.2024, 19:05 von Ferrograph.)
Hallo Holger,
Danke für diese ausführliche Anleitung.
Gibt es aus deiner persönlichen Erfahrung eine hörbare Verbesserung des Signalrauschabstandes durch den Ersatz des TBA231?
Aus den Datenblättern beider Schaltkreise kann ich keinen direkten Vergleich des SNR ableiten, da beim TBA231 das Rauschverhältnis F mit besser als 1.5dB angegeben wird, beim NE5532 dagegen eine frequenzbezogene Eingangsrauschspannung zugrunde gelegt wird.
vielen Dank für die ausführliche Anleitung. Hörst Du denn weniger Rauschen nach dem Umbau?
Also ich war bisher an meiner B77 vom Peter noch nicht dran (läuft zu meiner Zufriedenheit).
Aber irgendwann (vielleicht schon bald?) nehme ich sie mir eh vor, schon allein aus Neugierde
Da sie bei mir im Wohnzimmer ständiges Bleiberecht hat, möchte ich sie natürlich in den technischen Bestzustand versetzen, der optische ist makellos.
31.08.2024, 19:59 (Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 01.09.2024, 07:49 von Gyrator.)
ReVox wird die Änderung vom TBA231 hin zum NE5532 wohl eher nicht gemacht haben um die Tonbandmaschine und deren elektroakustischen Eigenschaften zu verbessern.
Da werden Kosten und Beschaffung die treibende Kraft gewesen sein.
Thomas
PS: Ich würde deshalb nicht ohne Not die vorhandene Leiterplatte mit freier Verdrahtung dekorieren.
Mein Motto "Zitat" »Opa Deldok«: »Früher war alles schlechter. !!!!
01.09.2024, 10:15 (Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 01.09.2024, 11:57 von Gyrator.)
(01.09.2024, 10:01)q-tip schrieb:
(31.08.2024, 19:59)Gyrator schrieb: PS: Ich würde deshalb nicht ohne Not die vorhandene Leiterplatte mit freier Verdrahtung dekorieren.
An der Platine wird ja nichts verändert und es wäre spurlos rückbaubar. Von daher: Warum nicht?
Meine Antwort:
...nicht ohne Not....
Bringt, nach meiner Meinung, wenn demnach aus einer rein inneren Voodoo-Bedürfnis-Motivation heraus gemacht keinen, mir erkennbaren, also mir wahrnehmbaren Vorteil!
Mein Motto "Zitat" »Opa Deldok«: »Früher war alles schlechter. !!!!
01.09.2024, 13:02 (Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 01.09.2024, 13:43 von Gyrator.)
..ist ja auch nichts schlimmes und in der Tat bleibt es jedem selbst überlassen was er an seinen Schätzchen verändert oder anpassen mag.
Weiterhin finde ich, dass das Aufzeigen von Möglichkeiten des Ersatzes und welche Art der Umsetzung gegeben sind durchaus passend und hilfreich ist, dokumentiert zu werden.
Insofern, danke dafür Holgi!
Beste Grüße
Thomas
PS: die aufgezeigte 8,90Euro Variante finde ich charmant, aber es geht mit überschaubaren Aufwand natürlich auch diskret händisch...auch i.O. es steht die Freude am Werkeln im Vordergrund!
Mein Motto "Zitat" »Opa Deldok«: »Früher war alles schlechter. !!!!
01.09.2024, 15:52 (Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 01.09.2024, 15:53 von R2R.)
Hallo,
also ich finde die Anleitung toll und bedanke mich ausdrücklich bei Holgi für's Zeigen
Ob es etwas bringt, ist mir völlig egal. Man kann jedenfalls ein nicht mehr erhältliches Teil durch ein frei erhältliches heutiges Standardteil ersetzen.
Das ist gut für die Lebenserwartung der Geräte, wenn mal etwas kaputt ist. Wenn es nichts verschlechtert ist allein das schon ein echter Gewinn
18,67€ für einen TBA231 inkl. Versand?!?
Holgis Lösung ist da erheblich günstiger und lässt sich im Zweifel auch jederzeit vollständig rückgängig machen.
Danke dafür!
Aber selbst die Lösung von Revox online ist da günstiger als der alte IC von Dörnberg.
Ich finde den Umbau super. Danke. Ein Tonbandgerät ist doch kein heiliger Schrein an dem man nichts verändern darf. Ist doch auch absolut egal, ob man ein paar Drähtchen auf der Platine verlegt, die wird dadurch nicht schlechter. Und wenn man es nicht möchte lässt man es eben. Ich werde jetzt auch nicht das funktionierende Gerät auseinanderreißen und den OP tauschen. Aber sollte der mal defekt sein, oder ich so einen Typ irgendwo anders benötigen, dann hoffe ich, dass mir Holgis Vorschlag wieder einfällt.
(31.08.2024, 21:54)mincom schrieb: Wenn es so einfach ist:
Sind der TBA 231 und der TBA931 aus der gleichen Familie? Kann man in der A700 den TBA 931 auf die gleiche Art und Weise ersetzen?
Martin
Bis auf den Wiedergabeverstärker - ja.
Genau dort liegt der Haken. Ich hätte das in meiner Frage deutlicher hervorheben sollen. An der A700 gibt´s diesbezüglich im WV ja leider Probleme. Ist da eine einfache Selbstbaulösung a la Holgis Bauvorschlag ebenfalls möglich???
(02.09.2024, 09:07)fostex schrieb: Im A700 Reproverstärker habe ich den OP erfolgreich siehe nachfolgende Bilder ersetzt. Als OP habe ich einen LM833 eingesetzt.
Rot: Bauteile entfernen
Grün: Neue Verbindungen
Viele Grüße
Volker
Bisher war beim Ersatz des TBA931 durch die Revox-Lösung mit NE5532 oder dgl. immer von einem Problem durch
Kopf-Aufmagnetisierung die Rede.
Wie verhält sich das mit dem LM833 ?
BTW: ich habe bei meiner A700 alle TBA931 im NF-Bereich (außer WV) durch selbstgefertigte Adapterplatinen mit dem OPA2134 ersetzt.
Nicht aus klangverbessernden Gründen - nur zur "Schonung" der obsoleten TBAs...
(01.09.2024, 17:53)AKRETA schrieb: Ich finde den Umbau super. Danke. Ein Tonbandgerät ist doch kein heiliger Schrein an dem man nichts verändern darf. Ist doch auch absolut egal, ob man ein paar Drähtchen auf der Platine verlegt, die wird dadurch nicht schlechter. Und wenn man es nicht möchte lässt man es eben. Ich werde jetzt auch nicht das funktionierende Gerät auseinanderreißen und den OP tauschen. Aber sollte der mal defekt sein, oder ich so einen Typ irgendwo anders benötigen, dann hoffe ich, dass mir Holgis Vorschlag wieder einfällt.
02.09.2024, 19:05 (Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 02.09.2024, 19:10 von fostex.)
Hallo Jens,
von einen Aufmagnetisierungproblem weiß ich nichts, der OP bzw. die A700 läuft seit Jahren so umgebaut zuverlässig. Ein winziger Strom fließt in jeden OP-Eingang damit der arbeiten kann. Das ist der Input-Bias-Current. Der ist beim TDA931 mit typisch 300nA angegeben, beim LM833 mit typisch 500nA und beim NE5532 mit typisch 200nA. Das sind keine großen Unterschiede. Der NE5532 läuft, zumindest bei meiner Maschine, auch Problemlos in der umgebauten Repro-Karte. Ich hatte das Rauschspektrum gemessen und habe mir eingebildet, das sich der LM833 in der Schaltung am ruhigsten gibt. Deshalb ist der drin geblieben. Der OPA2134 hat beim Input Bias übrigens typisch 5pA, das sollte bezüglich des DC-Stroms durch den Kopf tatsächlich gegenüber der Originalbestückung von Vorteil sein. Ob sich das allerdings in irgendeiner Form Vorteilhaft auf Klang und Performance auswirkt, weiß ich nicht.
Viele Grüße
Volker
P.S. Von den OPAs habe ich noch welche da, das werde ich mal ausprobieren, ob das irgendeinen Unterschied macht.
P.S.P.S. Ich sehe gerade der OPA hat einen FET-Eingang (deshalb auch der sehr niedrige Input-Bias-Current), da bin ich mir nicht sicher, ob der hier in der konkreten Schaltung nicht mehr Rauschen bringt als der LM. Ich meine sogar ich hatte den testweise drin und habe dem LM833 den Vorzug gegeben...
02.09.2024, 20:09 (Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 02.09.2024, 20:15 von optacord414.)
Ich war der Meinung, die Info bezüglich der möglichen Aufmagnetisierung aus der Studer-Info (TBA931 Replacement) zu haben - habe aber gerade nochmal gelesen. Dort steht, man solle falls notwendig für die VU-Meter-Beschaltung einen TBA aus dem Audio-Schaltung der A700 entnehmen und dort dann das Replacement einbauen.
Jetzt weiß ich nicht mehr, woher ich die Info bezgl. eventueller Aufmagnetisierung hatte...
P.S.: Da es ursprünglich um die B77 ging - könnte evtl. die Moderation den Thread abtrennen und in ein eigenes Thema überführen ?
War nicht meine Absicht, Holgis Thread zu kapern...
P.P.S: auch von mir ein großes Dankeschön an Holgi für die Umbau- Anregung !
02.09.2024, 21:06 (Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 02.09.2024, 21:07 von mincom.)
Dank an alle für die zahlreichen Infornationen! Die Problematik betrifft im Kern ja nun auch die verschiedensten Geräte.
Den winzigen Leckstrom über den Wiedergabekopf gibt´s ja auch in der A77 (ohne OP). Irgendwo im Manual wurde darauf von Studer sogar hingewiesen mit der Bemerkung, daß dies nicht problematisch sein soll und keine remanente Magnetisierung im WK erzeugt; der ist dafür wohl zu niederohmig..