AEG Magnetophon KL65 KS
#1
Heute hat es an der Tür geklingelt. Aha, ein Paket.

Öffnen wir doch mal!

   

Verpackungsmaterial, na gut. Nehmen wir das doch mal raus.

   

Tonbänder und Leerspulen, das wird ja immer spannender! Wir graben uns noch weiter durch den Wust an Papier:

   

Ein Koffer! Das Bild ist durch die ausgelöste Freude etwas verwackelt geworden, man möge mir verzeihen. Auf dem oberen Bildrand sieht man noch etwas in Papier eingewickelt:

   

Jetzt aber zum Koffer: Von außen bis auf ein, zwei Schrammen am Deckel noch in Ordnung. Nehmen wir diesen doch mal ab!

   

Schmutzig, aber noch gut erhalten und vollständig. (Außer dem Zierring am Lautstärkeregler, dazu später mehr.)

"Warum hat sich der Vogel noch eins geholt, der hat doch schon ein KL65?" werden sich jetzt einige Fragen. Das hat einen bestimmten Grund. Bevor ich zu diesem komme, hier mal ein Vergleichsfoto zwischen KL65 KS (Bj. 1957/58) und KX (Bj. 1958/59):

   

Es fällt direkt ins Auge, dass beim KX die Kunststoffabdeckung flach gehalten ist, während das KS eine Art "Wanne" besitzt. Leider merkt man, dass AEG Telefunken angefangen hat, beim KX zu sparen. Während das KS noch Bandteller aus Metall hat, besitzt das KX welche aus Kunststoff.

Drinnen gibt es auch Unterschiede:

   

Auffallend ist z. B., dass man sich beim KX eine Röhre gespart hat. Was ist aber der ausschlagende Grund, dass ich unbedingt ein KL65 KS wollte? Ganz einfach, man schaue sich nur die Lautsprecher an! Der beim KX ist wesentlich kleiner und erzeugt einen eher bassarmen Klang, während der des KS ein gutes Stück größer ist und viel besser klingt. (Hatte einem Bekannten eines vor zwei Jahren gemacht, hab´s also mit eigenen Ohren gehört.)


Hier noch eine Detailansicht der Mechanik:

   

Der Rutschriemen ist zum Glück noch in Ordnung. Falls dieser den Löffel abgeben sollte, hilft nur ein Schlachtgerät. Schwungscheibenriemen hat auch schon mal bessere Zeiten gesehen, beim umschalten auf 4,75 cm/s ist er von der Schwungscheibe abgesprungen. Der Motorriemen hat noch etwas Spannung, vielleicht tut er es noch eine Zeit lang. Der originale Riemen aus dem KXer hat auch noch über drei Jahre funktioniert, bis er irgendwann meinte, sich ins Jenseits befördern zu müssen.

Der Elkobecher hat auch schon etwas Elektrolyt herausgepupst, eine lästige Angewohnheit von Elkos aus dem Hause Hydra.

Eine Etage tiefer:

   

So so, da hat doch jemand tatsächlich sein Taschentuch vergessen! So wie das Ding riecht, lag es da mindenstens 60 Jahre.

Und plötzlich: "Was ist das?"

   

Der verschollene Zierring des Lautstärkeknopfes! Wie auch immer er dahingekommen ist.
Er wurde natürlich gleich wieder an die richtige Stelle verpflanzt.

   

Abschirmung abgenommen:

   

Eine Horde Tropydurs, die in den Ruhestand wollen.

In den nächsten Tagen werde ich mal neue Kondensatoren bestellen, und dann schauen wir mal, ob der Patient wieder lebt.

 @TSF: Seriennummer teile ich dir dann noch mit. Auf dem Motorkondensator lässt sich auf jeden Fall kein Datum finden. Ich schaue mir aber mal die Elkos an, vielleicht steht da ja was.


Fortsetzung folgt...
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#2
Sehr schön, bin gespannt wie es mit dem Gerät weiter geht!

Zum Hyrda-Kondensator: Das ist kein Elko sondern ein Motorkondensator. Diese enthalten oft die hochgiftige Flüssigkeit PCB, bei der bereits Hautkontakt krebserregend sein kann. Also am besten nur mit Handschuhen ausbauen und fachgerecht entsorgen. Ist leider bei allen alten Motorkondensatoren dieser Zeit ein Problem.

Infos dazu: https://www.lfu.bayern.de/abfall/schadst...oc/429.pdf


Schöne Grüße
Alexander
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#3
Hallo Alexander!

Der ausgelaufene Becher ist definitiv Sieb/Ladeelko. Der Motorkondensator ist untenrum verbaut, dieser hatte bei mir noch nie Auffälligkeiten bezüglich ausgelaufener Flüssigkeit. Werde ihn aber vermutlich auch austauschen, wegen des PCBs.

Hoffe, dass ich das Teil wieder zum Laufen bekomme.

Gruß
Tristan
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#4
Heute sind endlich die Ersatzkondensatoren gekommen, da konnte das Basteln endlich weitergehen.

Nachdem die alten Wimas und Hydras draußen waren, schloss ich das Gerät erstmals an.

Funktioniert auch soweit, allerdings gibt es ein böses Brummen, welches die Wiedergabe doch etwas stört.

https://youtu.be/NaHZC6q_wsM?si=QRVfsnBfdC8fZ4Hr

Lade/Siebelko sind ersetzt, Röhren habe ich nacheinander gezogen (außer EM71a) und sogar den Gleichrichter auf Verdacht getauscht. Das Brummen bleibt. Endstufe kann ich ausschließen, da das Brummen über Buchse am externen Verstärker ebenfalls zu hören ist. Und einen Schirmungsfehler schließe ich auch fast aus, da ich alle neuen Kondensatoren in dieselbe Einbaulage wie die alten verbaut habe. Der Ersatz für den abgeschirmten Kondensator an der EF86 ist ebenfalls abgeschirmt.

Jetzt heißt es wohl auf Fehlersuche gehen.  Undecided
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#5
Von der Tonhöhe des Brummens würde ich sagen: Da fehlt irgendwo ne Masseverbindung, guck mal ob irgendwas abgerissen ist. Das Netzteil-Elko-Brummen wäre tiefer (50 Hz).

Schöne Grüße
Alexander
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#6
Hallo Alexander!

Danke für den Tipp! Ich habe vorhin nochmal die Verdrahtung inspiziert, dabei ist mir nichts außergewöhnliches aufgefallen. Auch das Abklopfen mit einem Stäbchen hat nicht weitergeholfen.

Mir ist aber etwas Interessantes aufgefallen:
Wenn man das Gerät ohne Band auf Wiedergabe mit relativ hoher Lautstärke stellt, und dabei neben dem Brumm das typische Verstärkerrauschen hört, beim Steckerziehen das Rauschen noch zwei, drei Sekunden zu hören ist, während der Brumm direkt verstummt.

Gruß
Tristan
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#7
Glückwunsch zu dem schnuckeligen Gerät.
Für viele damals ein Traum zu Weihnachten...

(31.08.2024, 18:43)eudatux23 schrieb: Von der Tonhöhe des Brummens würde ich sagen: Da fehlt irgendwo ne Masseverbindung, guck mal ob irgendwas abgerissen ist. Das Netzteil-Elko-Brummen wäre tiefer (50 Hz).

Schöne Grüße
Alexander


Kleiner Zusatz: Ein 50Hz Brummen würde sich nur bei Einweggleichrichtung ergeben.
Hier ist bereits Brückengleichrichtung im Einsatz, wodurch sich das Brummen auf 100 Hz erhöht.

Leider finde ich kein Schaltbild des Gerätes um mögliche Fehlerquellen aufzeigen zu können.

P.S.: Dein Ersatzteilpaket für meine Grundik TK830 ist bestens angekommen. Vielen Dank nochmal dafür.
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#8
Hallo Micha!

"Traum zu Weihnachten" kommt gut hin. Waren ja mehrere Monatslöhne damals, war dann schon etwas Besonderes, wenn so ein Gerät dann endlich auf dem heimischen Wohnzimmertisch stand.

Schaltplan habe ich hier gefunden:
https://www.radiomuseum.org/r/aeg_magnet...kl_65.html

Ich hoffe, dass ich dem Köfferchen das Brummen abgewöhnen kann. Der Klang ist jetzt schon sehr gut. Langsam habe ich aber keine Idee mehr, wo ich noch suchen könnte.

Freut mich, dass das Paket gut angekommen ist. Viel Erfolg beim Wiederbeleben des TK830!

Gruß
Tristan
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#9
Gude!

Habe den Fehler so halb eingekreist. Wenn ich den Koppelkondensator zwischen EF86 und ECC83 (22nF) ablöte, brummt es weiterhin. Beim Ablöten des Kondensators zwischen den Trioden der ECC83 (10nF) wird das Brummen reduziert, beim Abhängen des Kondensators von der ECC83 zur nächsten Stufe (220nF) hört das Brummen gänzlich auf.

Der Fehler muss also irgendwo an der ECC83 liegen. Die Röhre selbst ist unschuldig, habe das mit der ECC83 aus meinem (einwandfrei spielenden) KL65 KX getestet.

Werde mal den Bereich um die ECC83 prüfen, sind ja zum Glück nicht so viele Bauteile.

Gruß
Tristan
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#10
Hallo Tristan,

- die Anodenspannung für die zweite Triode der ECC wird durch den Kondensator C 14 gesiebt (0,1µF). Ist der erneuert, und wenn ja, durch den richtigen Wert?
- die Anodenspannung für die Ef 86 wird durch den Kondensator C 7 gesiebt (Elko 4µF Hochvolt). Also auch ein Kandidat.
- An den beiden Heizwicklungen gibt es je einen 100Ohm-Trimmwiderstand. Diese wirken als Entbrummer. Lässt sich durch deren Einstellung der Brummpegel verringern? Wenn nicht, vorherige Position wieder einstellen.

VG Stefan
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#11
Hallo Stefan!

Danke für die Ideen. Habe ich gerade ausprobiert.
- Der 100nF-Kondensator ist, wie alle Kondensatoren, erneuert. Den Ersatzkondensator habe ich nochmal durchgemessen, er scheint in Ordnung zu sein.
- Auch der 4µF-Elko ist erneuert, Ersatz ist ebenfalls einwandfrei.
- Beim Drehen an den Entbrummpotis kann ich höchstens eine Brummsteigerung erzielen.

Mir ist übrigens aufgefallen, dass bei dem Gerät zwei Widerstände ab Werk vertauscht wurden. Dabei handelt es sich um die zwei vom 100nF-Kondensator abgehenden mit 10kOhm und 47kOhm. Ein Tausch brachte aber keine Besserung.

Ich bin so langsam mit meinem Latein am Ende.

Gruß
Tristan
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#12
War der besagte Kondensator eventuell ein geschirmter mit drei Beinen? Wenn ja, muss der neue auch geschirmt sein, damit es nicht brummt. Dafür kannst du das Gehäuse deines Kondensators mit etwas Alufolie umwickeln und diese Alufolie dann mit Masse verbinden. Bei manchen Röhrengeräten war das notwendig.


Schöne Grüße
Alexander
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#13
Hallo,

Das ist m.E. ein mechanisches Geräusch vom verbauten Magneten, das nichts mit Elektronik zu tun hat.
Mein M75 macht das auch und das hat keinen eingebauten Lautsprecher.

Beste Grüße
Arno
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#14
Hallo!

@Alexander
Der Kondensator war ein ungeschirmter. Den einzig geschirmten (an der EF86) habe ich natürlich durch einen mit Schirmung erneuert.

@Arno
Das Geräusch kommt definitiv aus dem Lautsprecher. Wenn ich die Schnellstoptaste drücke, wird der Magnet ja nicht bestromt, das Brummen ist aber trotzdem noch zu hören.

Gruß
Tristan
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#15
Leider gibt es noch keine guten Nachrichten.

Ich habe mir mehrmals den Bereich um die ECC83 genauestens angesehen, Bauteile geprüft, mit dem Schaltplan verglichen...

Entweder ich bin so blöd und sehe den Fehler nicht, oder es ist irgendetwas schwerwiegendes ab Werk verpfuscht.

Ich hoffe, ich kriege das Brummen noch weg, da ansonsten wirklich alles Weitere einwandfrei funktioniert.

Gruß
Tristan
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